In den Arbeitsagenturen des Landes stehen die Unternehmen Schlange. Der Grund: Sie lassen sich über Kurzarbeit beraten. Auf den Arbeitsmarkt kommen harte Zeiten zu.
"Die Abfolge ist folgendermaßen: Erst bauen die Unternehmen die Zeitarbeiter ab, dann werden die befristeten Verträge nicht verlängert, schließlich werden die Überstundenkonten abgefeiert", dass alles oist, so Werner Marquis, der Sprecher des Arbeitsagentur in NRW, in den letzten Wochen und Monaten passiert. Jetzt kommen die nächsten Schritte: "Von August auf September ist die Zahl der Kurzarbeiter in NRW um 25 % gestiegen. Über die aktuelle Entwicklung haben wir noch keine sicheren Zahlen, aber die Zahl der Kurzarbeiter wird sich in den nächsten Wochen steigen – um deutlich mehr als das Doppelte." Aktuell sind in NRW 14.600 Menschen von Kurzarbeit betroffen. Die Zahl wird sich also bald vervielfachen.
Und nach der Kurzarbeit kommen die Massenentlassungen – über die Voranfragen für Massenentlassungen gibt es allerdings keine Zahlen. Und Marquis, seit über 20 Jahren im Job, glaubt auch, dass es noch ein paar Monate dauern wird, bis die Industrie Massenentlassungen vornehmen wird: "März, April und Mai werden die Monaten der Wahrheit." Für sechs Monate kann Kurzarbeit von den Unternehmen beantragt werden. In Ausnahmefällen kann diese Zeit auf bis zu 24 Monaten verlängert werden.
Allerdings seien viele Unternehmen mitterwerweile so schlank aufgestellt, dass sie sich nicht mehr ohne weiteres von Fachkräften trennen werden: "Wer Fachkräfte entlässt, muss häufig ganze Betriebsteile endgültig schließen. Die Unternehmen haben bei ihrer Kernbelegschaft kaum noch Spielräume." Und Fachkräfte sind rar – wer sich jetzt von ihnen trennt, wird beim nächsten Aufschwung kein Personal mehr haben, um zu den Gewinnern zu gehören. Sie sind sogar jetzt noch gesucht: "Zerspaner und Fräser gibt es auf dem Arbeitsmarkt nicht. Jedes Unternehmen wird sich gut überlegen, sich von diesen hochqualifizierten Leuten zu trennen." Die Verlierer der Krise würden jetzt aber schon feststehen: Schlechtqualifizierte.
Aber alles, so Marquis, sei letztendlich eine Frage der Konjunktur. Die Welle auf dem Arbeitsmarkt baut sich auf, sprunghaft, jetzt wird es schnell gehen, und wenn sich nicht alles ganz anders entwickelt, als es jeder Experte voraussagt, wird es ein Frühjahr mit sehr schlechten Nachrichten.