Arye Sharuz Shalicar (IDF): „Wir befinden uns in einem Selbstverteidigungskrieg“

Arye Sharuz Shalicar (Foto: IDF)
Arye Sharuz Shalicar (Foto: IDF)

Teil 2 des Gespräches mit IDF-Sprecher Arye Sharuz Shalicar: Das Telefonat erfolgte am Donnerstag, vor dem Ableben von Hassan Nasrallah.

Gespräch mit Arye Shalicar, Teil 2

Ruhrbarone: Jetzt kam es vor einer Woche im Libanon zu Zwischenfällen mit Pagern und Funkgeräten, bei denen  eine Reihe von Hisbollah-Terroristen verletzt oder getötet wurden. Der Urheber dieser Aktion ist bisher unbekannt. Inwieweit ist durch diese Vorgänge jetzt die Handlungsfähigkeit der Hisbollah beeinträchtigt?

Arye Sharuz Shalicar: Naja, also die Hisbollah-Führung und besonders auch die Radwan-Einheit und auch andere wichtige Kommandeure der Terrormiliz, der verschiedensten Einheiten innerhalb der Hisbollah-Terrormiliz, sagen wir mal z.B. der Raketeneinheit und des Geheimdienstes der Hisbollah und so weiter und so fort. Da sind sehr viele hochrangige Terroristen eliminiert worden in letzter Zeit.

Ich denke, die Message ist dort angekommen. Die Message ist, dass wir es ernst meinen.

Die Message ist, dass wir genug Informationen haben, nachrichtendienstliche Informationen, um genau zu wissen, wo wir zuschlagen müssen und sollten und im Endeffekt auch die Firepower besitzen, um tatsächlich auch deren Raketenarsenal anzugreifen. 

Das Traurige bei diesen Angriffen auf diese Raketen ist, dass man sehr oft, und es gibt etliche Videos, die das belegen, Sekundärexplosionen, das heißt, dass immer wieder klar wird, wie viel Munition, wie viele Raketen, wie viele Drohnen und alles, was explosiv ist, wie viel davon gebunkert wird von der Hisbollah. Natürlich mit voller Absicht in zivilen Wohngebieten, also in Häusern von Zivilisten.

Ruhrbarone: Wie geht die israelische Armee damit um?

Arye Sharuz Shalicar: Die israelische Armee hat auch in letzter Zeit immer wieder die Zivilisten gewarnt – die natürlich wissen, wo Raketen und Munition gelagert sind, wo es Waffenlager gibt und wo die Raketenabschussrampen, von denen die Raketen nach Israel abgeschossen werden. Diese Standorte sind den Bewohnern in den Städten und Dörfern bekannt. Die israelische Armee hat gewarnt, jetzt ist die Zeit, sich in Rettung zu bringen, wenn man weiß, dass man in unmittelbarer Nähe von einem Raketenwaffenlager wohnt.

Ruhrbarone: Gibt es diese Warnungen auch in Gaza?

Arye Sharuz Shalicar: Ja, absolut. Millionenfach. Millionenfach wurde gewarnt. Menschen, die nach wie vor trotzdem als menschliche Schutzschilde Raketen und Drohnen und andere Terroristen. Ob von der Hamas oder der Hisbollah, mit ihrer eigenen Haut decken. Das ist an sich eine Tragödie, aber das sind dann leider oft auch Menschen, die natürlich verwandt sind und solidarisch sind und wahrscheinlich eventuell sogar Mitgliede – ob es bei der Hamas oder bei der Hisbollah – sind.

Ruhrbarone: Diese Opfer nutzen den Terrorgruppen ja auch. Um, leider erfolgreich, Druck in der Öffentlichkeit aufzubauen.

Arye Sharuz Shalicar: Ja, natürlich. Die Stimmung wird ja gemacht, das sieht man eigentlich sowohl im Gaza als auch im Libanon, wenn von Menschen gesprochen wird, die ihr Leben verlieren. Im Libanon wird normalerweise nicht differenziert, wie viele Terroristen eigentlich getroffen wurden, sondern im Endeffekt wird immer nur von Menschen und von Zivilisten und von mehr oder weniger Unschuldigen gesprochen, als wenn es gar keine Hamas- oder Hisbollah-Terroristen geben würde.

Von Seiten des Gesundheitsministeriums der Hamas oder des Gesundheitsministeriums im Libanon, sind alle Menschen, die im Libanon oder im Gaze ihr Leben verlieren, sind nur irgendwelche unbeteiligte Menschen Das ist absolut absurd und das macht sie irgendwo auch zu Mittätern. Diese Mittäterschaft sollte uns besonders im Gazastreifen nicht wundern. Weil in einer Diktatur, wie im Gazastreifen, in der eine Terrororganisation namens Hamas die Macht hat, natürlich auch die Gesundheitsbehörde ein Element der Hamas ist. Vergleichbar mit den deutschen Ministerien in Nazideutschland, die eben auch von Nazis geführt wurden.

Arye Sharuz Shalicar: Das heißt, so wie es im Nazi Deutschland von mir aus österreichischen Ministerien gab, die aber auch Nazis waren.

Ruhrbarone: Was ist denn aktuell die Lage der Geiseln bekannt in Gaza, wie sich das auswirkt? Der aktuelle Konflikt?

Arye Sharuz Shalicar: Ja, fast ein Jahr nach dem Massaker des 7. Oktober 2023 sind nach wie vor 101 Geiseln in den Händen der Terroristen.  Immer wieder hat die auch Geisel-Abkommen abgesagt. Im Endeffekt ist es ihr Yahya Sinwar, der ein Hardliner war und ist, der die Geiseln, als Überlebenskarte natürlich nah bei sich haben möchte.

Ruhrbarone: Wie ist denn der Stadt aktuell im Gazastreifen militärisch gesehen? Hat die Hamas noch Manpower da oder ist das weitgehend verpufft?

Arye Sharuz Shalicar: Also aus der israelischen Armee-Perspektive sind fast Terroristen mittlerweile getroffen worden und größtenteils gezielt eliminiert, größtenteils auch im Nahkampf und das im Laufe der letzten 12 Monate. Das bedeutet nicht, dass jeder Terrorist eliminiert ist und das bedeutet auch nicht, dass jede Rakete und jeder Tunnel gefunden wurden. Aber die Hamas-Terrorführung im Gazastreifen ist, kann man sagen, sehr stark getroffen worden und das ist ja eigentlich im Endeffekt auch eines der Ziele. Es sind jetzt zwei Hauptziele in Sachen Gaza. Das eine ist natürlich alle Geiseln rauszubekommen und das zweite Ziel ist, dass die Hamas am Tag nach diesem Krieg, dass sie keine Bedrohung mehr für Israel darstellen, damit kein weiterer siebter Oktober stattfinden kann.

IDF: Support our Soldiers (Foto: Peter Ansmann)
IDF: Support our Soldiers (Foto: Peter Ansmann)

Ruhrbarone: Jetzt kann ja Israel diesen Krieg nicht ewig führen. Wie kann eine Lösung aussehen um sowas wie Frieden herzustellen im Nahen Osten?

Arye Sharuz Shalicar: Es gibt die Abraham-Abkommen, also es gibt arabische Länder und muslimische Länder, die mit Israel im Frieden stehen. Leider gibt es aber auch Terroristen, die nicht nur Israel als Feind sehen, sondern auch moderate arabisch muslimische Staaten. Wir befinden uns in einem Selbstverteidigungskrieg das ist keine Sache, die wir provozieren oder erwünscht haben. Aber jetzt sind wir in der Situation und der Staat und die Menschen hier im Staat, haben sich nach dem tiefen Sturz am siebten Oktober, an die Schoah erinnert. Er hat die Schoah-Wunde wieder aufgerissen, wie Juden niedergemetzelt wurden, hunderte Juden, du weißt, verbrannt wurden und ermordet und vergewaltigt und entführt. Das hat eine Riesenwunde aufgemacht.

Das wir wieder zu uns kommen, hat ein wenig gedauert. In diesem Selbstverteidigungskrieg müssen wir auch irgendwann wieder zeigen, dass wir imstande sind uns zu wehren, dass wir imstande sind uns zu verteidigen und dass wir im Endeffekt hier sind, um zu bleiben und bereit sind alles zu tun dafür. Und im Endeffekt sollen die Terroristen zur  Rechenschaft gezogen werden, wie viel auch immer kommen werden, von wo auch immer sie kommen werden.

Ruhrbarone: In deiner Rede auf dem Israeltag in Duisburg, im Juni, hast du gesagt, dass die Israelis nicht die “armen Judenkinder von damals” seien…

Arye Sharuz Shalicar: Sie haben es hier mit einer Nation zu tun, die durch den Holocaust auch verstanden hat, dass kein Weg daran vorbeiführt, wenn du überleben willst, als dich zu wehren.

Steckbriefe von entführten Israelis in Miami-Beach (Foto: Peter Ansmann)

Ruhrbarone: Wie kann ich denn als Deutscher diesen diesen Kampf unterstützen?

Arye Sharuz Shalicar: Erstmal die deutsche Politik natürlich, wenn wir bei Staatsräson sind, sollte Staatsräson natürlich heißen, dass man Israel ohne Wenn und Aber unterstützt. Punkt. Und Israel ohne Wenn und Aber unterstützen heißt, dass man Israel in den vereinten Nationen Rückendeckung gibt.

Das heißt, dass man mit Israel, wenn es zum Beispiel um das Arrow-Luftabwehrsystem geht, was Deutschland wollte und will, so sollte auch Deutschland natürlich in Sachen Rüstung, wenn Israel etwas brauchen sollte, an erster Stelle stehen und Israel unterstützen und offene und klare, deutliche Solidarität mit Israel zeigen: In diesem Verteidigungskrieg, gegen islamofaschistische Terroristen, die nach der Shoah das größte Massaker an Juden ausgerichtet haben.

Das müssten eigentlich Dinge sein, die im Bereich deutscher Staatsräson klar sind, aber ich bin mir nicht sicher, ob diese Dinge wirklich klar sind.

Ruhrbarone: Letzte Frage. Dein Podcast ist auch wieder eröffnet worden jetzt gestern.

Arye Sharuz Shalicar: Ich habe ja bei meiner letzten Folge, Tag null, vor einem Monat gesagt, dass ich eine Verschnaufpause brauche Meine vorerst letzte Sendung hatte ich am 25. Auust. Ich wusste schon, dass ich nach wenigen Wochen wieder zurückkommen werde und das zum Jahrestag, zum Jahrestag der Katastrophe, aber in einem anderen Format. Nur einmal die Woche, hin und wieder Breaking News, ab und zu mal Gesprächspartner, Interviewpartner, aber alles entspannter als im ersten Jahr.

Ich will den Podcast weiterführen, weil ich hunderte Mails bekommen habe von Menschen, denen der Podcast wichtig war. Deshalb möchte ich die vielen Zuhörer nicht enttäuschen und weiterhin als Stimme hier aus Israel gelten und ein Stück weit die Realität veranschaulichen. Im Endeffekt hoffe ich, dass dieser Podcast auch dazu beiträgt, Brücken zu bauen zwischen der deutschsprachigen Welt, einfacher natürlich Deutschland und Israel bzw. der jüdischen Welt.

Nahost Pulverass: Das Podcast zum Angriff auf Israel:

28.9.24 – Die Eliminierung des Mega-Terroristen Nasrallah – ein Game changer.

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