Offen gesagt, ich bin froh, dass die Luftnummer „Zollverein als Design und Kreativstandort“ endlich beendet ist. Eine der teuersten Wir sind eine Metropole – Komme was da wolle – Fehlinvestitionen der letzten Jahrzehnte ist endgültig in den Sand gesetzt. Vom Kreativquartier Zollverein ist im Programm der Kulturhauptstadt nicht mehr die Rede.
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Und natürlich sind wieder alle, die damit zu tun hatten, unschuldig. So wie die Bankmanager, die jetzt alle betreten schweigen anstatt sich für den Mist, den sie gebaut haben, wenigsten in aller Form zu entschuldigen. Und zwar bei denen, die das alles mit ihren Steuergeldern ausbaden müssen.
Stattdessen bis zur letzen Minute, auch auf Zollverein, „große Fresse“, wie wir das hier klar und deutlich zu nennen lieben. Kritiker sind schon mal per se inkompetent, zumindest aber Miesmacher. Probleme werden durch neue Köpfe und noch mehr Geld , aber nicht durch neue Lösungen an gegangen, d.h. sie bleiben ungelöst . Denn bei entsprechendem Gehalt und weiterem Spielgeld findet sich immer einer, der Licht am Ende des Tunnels herbeiredet und dafür natürlich (von immer denselben Leuten) beklatscht wird. Vor allem natürlich von denen, an die die neue „Kohle“ verteilt wird. Mit einem Satz: Das ganze Projekt hat (im Gegensatz zu vielen anderen in Ruhr) an zu viel und nicht an zu wenig Geld gekrankt.
Dabei hätte ein relativ simpler Standort- und vor allem Standortumfeld vergleich mit den etablierten Designzentren in Europa sehr schnell klar machen können, dass der Essener Norden keine ernst zunehmende Chance hatte. Weitere Zeichen dafür waren aber schon bei der Suche nach renommierten Professoren zu erkennen, die man, wenn überhaupt, nur mit erheblichen finanziellem Zusatzzucker und ungestraften Abwesenheitsoptionen zu locken in der Lage war.
Dazu gab es als ästhetische Zugabe den „White Cube“ als Lehr- und Lerngebäude, der zwar wundervoll aussieht, aber in seinem schönsten (Haupt)Raum eine so grottenschlechte Akustik hat, dass ein kommunizierendes Arbeiten, sprich Lernen, dort nur sehr bedingt möglich ist.
Die gleiche massive Subventionsmentalität beherrschte die Vermietungspraxis an die praktizierenden Designer die das kommunikative-kreative Umfeld bilden sollten. (Dazu wurde in diesem Blog schon ausführlich berichtet) Wer wäre denn auch ohne Staatsknete freiwillig in diese antiurbane Wüstenei gezogen. So war das ganze Konzept von Anfang an genauso hohl wie der weiße Würfel der als sein ästhetisches Symbol galt. Form follows function sozusagen als gebaute Ironie.
Und natürlich prallte, wie bei unseren Elite-Bankern, die systematische, von wunderschön gedruckten Broschüren dekorierte Auto- und Fremdsuggestion irgendwann gegen die Wand der ökonomischen Realität. Genauso wie Kredite möglichst ganz zurückgezahlt werden müssen , wenn Banken Gewinne machen wollen, mussten ja am Ende auch auf Zollverein irgendwann die Realmieten und reale Studiengebühren bezahlt werden. Und spätestens dann fangen die, die „löhnen“ müssen an, das Preis-Leistungs-Verhältnis (und zwar durch Standortvergleich) zu überprüfen. Und gehen dahin, wo sie mehr von dem bekommen, was sie sich als kreatives Umfeld für ihr Geld wünschen.