Aufruf “ Die Waffen müssen schweigen“: Wenn Sozialdemokraten wie die Friedens-AG der Jungen Pioniere klingen

Thomas Westphal Foto: Blumeibu Lizenz: CC BY-SA 4.0

 

Den Sommer über war die Putin-Fanbase erstaunlich ruhig. Nachdem im ersten Halbjahr 2022 vor allem Prominente großen Wert darauf legten die  Öffentlichkeit wissen zu lassen, dass ihnen die Freiheit und das Leben der Ukrainer vollkommen egal war, waren in den vergangenen Monaten vor allem Politiker von AfD und Linke die sich auf die Seite des russischen Imperiums und dessen Kampfes gegen den Westen stellten. Immerhin hat man ja einen gemeinsamen Feind. So etwas verbindet.

Nun hat sich zu ihnen eine Gruppe von sich selbst wohl als irgendwie „links“ sehenden SPD-Politiker zu ihnen gesellt. Nein, es sind nicht die üblichen Verdächtigen wie Sigmar Gabriel, Frank-Walter Steinmeier und Manuela Schwesig, die mit ihrer Politik über Jahre den russischen Interessen dienten und sich weder um die Sicherheit der Ukraine, Polens oder der deutschen Energieversorgung kümmerten, sondern nach einem Bericht des Spiegel „mehrere Abgeordnete aus dem Bundestag, aus dem Europaparlament und aus den Bundesländern, daneben etwa der frühere Bremer Regierungschef Carsten Sieling oder der Dortmunder Oberbürgermeister Thomas Westphal.“

Die Argumente klingen wie übernommen aus einer Friedens-AG der Jungen Pioniere: Man fordert alles,  an dem Russland und Putin kein Interesse haben: „eine globale Entspannungspolitik“, einen neuen Umgang mit der russischen Regierung und ein Verzicht auf die Lieferung schwerer Waffen und ein Anerkennen der Realitäten.

Was die Genossen fordern, ist schlicht ein Verrat an der Ukraine, einen Kotau vor dem russischen Imperialismus und die Kapitulation des Westens.

Sicher, der Krieg wird irgendwann durch Verhandlungen beendet werden. Aber Putin wird zu diesen Verhandlungen erst bereit sein, da sind sich nahezu alle Experten sicher, wenn er auf dem Schlachtfeld scheitert. Wer Verhandlungen und Frieden will, muss der Ukraine schnell viele schwere Waffen liefern.

Aber diese Erkenntnis passt nun einmal nicht zu einem bestenfalls naiven, aber wohl eher ideologisch geprägten Nationalpazifismus.

 

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Sinapis
Sinapis
2 Jahre zuvor


„Ein anerkennen der Realitäten“

Es wäre hilfreich anzuerkennen, das sich mit habituellen Lügnern nicht real verhandeln lässt.

Jens
Jens
2 Jahre zuvor

Ich glaube, ihr Motiv ist eher die Einsicht in die Unfähigkeit, die Lasten des Krieges einigermassen gerecht zu verteilen. Jeder anständige Linke hätte stattdessen eine Übergewinnsteuer und einen Gaspreisdeckel gefordert- andere Länder haben es auch hingekriegt. Von Fracking auf deutschen Boden ganz zu schweigen. Wie gesagt. Anständige Linke.

Berthold Grabe
Berthold Grabe
2 Jahre zuvor

Putin wird erst verhandeln, wenn er erreichte Positionen zu verlieren droht, was dazu führen könnte das westliche Verhandlungsbereitschaft Putin einen unverdienten und moralisch äußerst fragwürdigen Teilsieg verschafft.
Das wäre fast so als hätte man den WKII beendet unter Beibehaltung des Sudentenlandes und Österreich inkl. der Ostgebiete, also den Vorkriegstand + X nur um den Krieg zu beenden.

Aimee
Aimee
2 Jahre zuvor

Ich habe bei mehreren anderen Zeitungen auch gelesen:

„…Sie sprechen sich in dem Aufruf für ein Ende des Ukraine-Krieges auch für eine Vermittlerrolle Chinas aus und warnen vor Lieferungen schweren Kriegsgeräts an die Ukraine…“

Es ist schon einmal absurd, dass man so eine Ansage in DE macht, hat DE den Krieg angefangen und könnte ihn damit auch beenden?

Absurder wird es dann noch, wenn man China als Vermittlern vorschlägt. Soll dann Russland Vermittler bzgl. Taiwan werden?

Unter den Unterzeichnern ist auch Michael Müller, vormals Regierender Bürgermeister von Berlin und Senator für Stadtentwicklung und Umwelt, der 2017 auf einer Gedenkveranstaltung von Islamisten aufgetreten ist.

Bei solchen Typen verliere ich sogar jegliches Vertrauen in die SPD; nicht das ich vorher besonders viel hatte!

Wolfram Obermanns
Wolfram Obermanns
2 Jahre zuvor

Ideell sind dies die Altlasten der SPD, die diese nicht zu entsorgen weiß.
Personal, das Politik für die Fortführung der Bürokratie mit anderen Mitteln hält, reagiert überfordert und stellt korrekt fest, die gewohnten Abläufe sind nachhaltig gestört. Überall auf der Welt sucht der Apparatschik nach der rektalen Selbstverbringung im Despotengesäß.

Walter Stach
Walter Stach
2 Jahre zuvor

Eine Illusion…..
-sofortiger Waffenstillstand und China als „Friendesnvermittler-.

(Ich kann derzeit nicht einmal ansatzweise Gründe erkennen, warum Russland einerseits und die USA anderseits an einen sofortigen Waffenstillstand interessiert sein könnten; von einem Friedensvertrag ganz zu schweigen. Wenn die USA diesen Willen hätten, könnte die Ukraine dessen Umsetzung nicht verhindern -wohl entscheidend bei der Festlegung der Inhalte eines Waffenstillstands- bzw. späteren Friedensvertrages mitwirken.)

Eine Illusion, um des Friedens willen……..
Dass „man“ solche Illusionen hat und sie publiziert, ist m.E. angesichts der Kriegsgrauen, der Kriegstoten , der Verwundeten m.E. naheliegend und keineswegs moralisch verwerflich. Auch deshalb nicht, weil ich wie so viele andere Menschen weltweit nicht erkennen kann, dass es in absehbarer Zeit in diesem Krieg einen unbestreitbaren, unangefochtenen „militärischen Sieger geben wird, der dann in der Lage sein könnte, einen n Waffenstillstand zu seinen Bedingungen zu erzwingen und danach auch den Inhalt eines Friedensvertrages zu diktieren..

Leider, leider komme ich ich bezogen auf diese Initiative sog. SPD-Linker nicht um die Vermutung herum, daß es ihnen um politische Aufmerksamkeit, um persönliche Profilierungen gehen könnte – in der eigenen Partei, gegenüber dem innenpolitischen Gegnern-.Eine Vermutung, die ich leider immer wieder habe z.B. auch bei diversen Auftritten von Baerbock, Merz, Söder, Lindner und deren Gefolge. Es wäre allerdings m.E. eine Illusion, wenn ich erwarten würde, solches Verhalten wäre zu verhindern.

Reginald
Reginald
2 Jahre zuvor

Der ewig gleiche Fehler der SPD.Jeder meldet sich mit irgendeinem Schwachsinn.Liebe SPD ler:Natürlich wollen wir alle Friede,Freude Eierkuchen.Leider gibt es wieder eine Nazidiktatur.Nur hockt der jetzt im Moskau.Solange Er wie Hitler nur sein eigenes Volk umbringt,kann es den anderen Ländern egal sein.Putin hat jedoch wie Hitler auch angefangen andere Völker umzubringen.Bei so einem Tatbestand sollte man annehmen dass alle SPD Mitglieder wie ein Mann hinter Olaf Scholz stehen.Akso hört auf mit dem Schwachsinn sonst ist die SPD bald Geschichte.

Helmut Junge
Helmut Junge
2 Jahre zuvor

„…sollte man annehmen dass alle SPD Mitglieder wie ein Mann hinter Olaf Scholz stehen.“
annehmen kann man Mitgliederveerhalten nur dann, wenn man denen geistig nahe steht. Ist das nicht der Fall, wie bei Ihnen, werden Sie das Glück genießen können, sich wundern zu dürfen. Danach, also nach dem Schlachten des Chefs, ist die SPD immer wieder hoch gekommen.

Bernd Käpplinger
Bernd Käpplinger
2 Jahre zuvor

Besser ist sicher gaaaanz viele Waffen ganz lang liefern. Wie 1914…

Ihr mögt mich eh nicht
Ihr mögt mich eh nicht
2 Jahre zuvor

Neben Kubicki nun auch Westphal der ein Stück von Putlers Kuchen abhaben will? Da müssen Linke und AfD ja bald hungern.

Jupp Schmitz
Jupp Schmitz
2 Jahre zuvor

@ #9
Mir ist nicht bekannt, dass Russland und die Ukraine sich zunächst formell den Krieg erklärt hätten, so wie es 1914 noch der Fall war. Also nicht falsche Vergleiche anbringen.

Ein Überfall ist ein Überfall! Aber wahrscheinlich haben Sie es auch für eine gute Idee gehalten, den Polen 1939 nicht beizustehen. Ganz abgesehen von den berechtigten Ansprüchen des deutschen Reichs auf das Sudetenland.
Denn im Verständnis der Nazis hatte die Tschechoslowakei ja auch keine Existenzberechtigung.

Martin Tiemeyer
Martin Tiemeyer
2 Jahre zuvor

Endlich! Nach „Kubicki“ (FDP), Kretschmer (CDU) nun endlich auch einige Spd-Politiker, die ein ernsthafzes Bemühen um eine diplomatische Lösung fordern. Die Kriegsbesoffenheit vieler Politiker bei den Grünen und der CDU ist erschreckend. Wie hoch müssen denn die Verluste und Toten erst sein, bis man bereit ist, ernsthaft zu verhandeln.

nussknacker56
nussknacker56
2 Jahre zuvor

@ 12#

Kriegsbesoffen ist hier nur einer, und der heißt Putin.

Sie, Herr Tiemeyer, scheinen weder die Realität noch die Diskussionen des letzten halben Jahres verfolgt zu haben. Was Sie faktisch wollen, ist die Unterwerfung der Ukraine unter das russische Terrorsystem und damit die Versklavung von unabsehbar vielen Generationen des ukrainischen Volkes.

Alle Entscheidungen in dieser Sache überlassen Sie besser denen, die mit den obigen Konsequenzen leben müssen.

Wolfram Obermanns
Wolfram Obermanns
2 Jahre zuvor

#12
Skizzieren Sie bitte in Grundzügen eine denkbare diplomatische Lösung.

SvG
SvG
2 Jahre zuvor

@2; Jens. „Anständige Linke.“ Also irgendwie mutet dieser Ausdruck mich seltsam an.

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