Während der Fußball-Weltmeisterschaft in Russland blieb Ex-Nationalspieler Philipp Lahm in seiner Rolle als ARD-TV-Experte über Wochen hinweg arg brav, häufig regelrecht bieder.
Seine diversen Gespräche mit der ihn interviewenden Journalistin Jessy Wellmer am Ufer des Tegernsees waren im Regelfall für die Zuschauer wenig erhellend. Echte Meinung, gar kritische, boten sie nie.
Erst nach dem Turnier ’schoss‘ der Experte Lahm urplötzlich sehr scharf, kritisierte Bundestrainer Joachim Löw in ungewohnter Härte (wir berichteten). Viele Beobachter legten ihm das so aus, dass Lahm sich damit selber für einen Job beim DFB in Position bringen wollte.
Jetzt zieht man offenbar auch seitens der ARD die entsprechenden Konsequenzen. Lahm soll zukünftig nicht mehr als TV-Experte zum Einsatz kommen, wenn die Nationalmannschaft gegen den Ball tritt.
Sein Vertrag ist laut übereinstimmenden Medienberichten jüngst ausgelaufen. Wie die Deutsche Presseagentur berichtet, wird er auch nicht weiter verlängert.
Überraschend kommt diese Entscheidung nach dieser Vorgeschichte sicherlich nicht. Schließlich wäre es ja die ureigenste Aufgabe von Lahm gewesen, die Fehlentwicklungen beim DFB im Vorfeld zu benennen und zu kritisieren, dies nicht erst zu tun, nachdem das Aus der Nationalmannschaft bereits besiegelt war und diese Kritikpunkte ohnehin für jedermann offensichtlich waren, der sich auch nur ein wenig mit Fußball beschäftigt.
Da machte beispielsweise der ZDF-Kollege Oliver Kahn in gleicher Rolle schon einen deutlich besseren Job. Zwar ist auch dieser mit seiner umstrittenen Persönlichkeit nicht jedermanns ‚Lieblingsexperte‘, doch kann man Kahn sicherlich Angepasstheit am wenigsten vorwerfen.
Kahn scheint im Gegensatz zu Lahm direkt verstanden zu haben, dass die Zuschauer gerne diskussionswürdige Meinungen präsentiert bekommen und nicht nur netten Smalltalk von einem ‚Schwiegermutter-Liebling‘ an irgendeinem Seeufer in Bayern.
Ich gucke ja kaum noch "großen" Fußball, Halbfinals und DFB-Pokalendspiele mit der SGE ausgenommen. Und auch Sportschau nur, wenn die SGE nicht verloren hat. Wenn ich es dennoch täte, wäre mir Herr Scholl als "Experte" am liebsten. Ob er richtig oder falsch lag, es war immer ein Vergnügen ihn zu hören.
Scholl war ja tatsächlich deutlich meinungsfreudiger als Lahm. Jedoch übertrieb er dann offenbar etwas, als er sich irgendwann gegenüber der Redaktion weigerte über einige Themen wie Doping zu sprechen. Aber grundsätzlich sind mir Experten mit Ecken und Kanten auch deutlich lieber, Thomas.