Vom Einwanderungsland zur Einwanderungsgesellschaft.Unser Gastautor Aladin El-Mafaalani ist Professor für Politikwissenschaft, Politische Soziologie, und Sozialpolitik an der FH Münster.
Deutschland ist ein Einwanderungsland. Aus heutiger Perspektive erscheint diese Aussage fast schon tautologisch – aber sie war lange Zeit höchst umstritten. In einem geographisch definierten Raum findet quantitativ bedeutende Einwanderung, also ein auf Dauer angelegter internationaler Wechsel des Lebensmittelpunkts, statt – mehr bedeutet es eigentlich nicht. Obgleich Einwanderung seit den 1950ern stattfindet, hat diese Tatsache erst zur Jahrtausendwende den Weg ins (nationale) Bewusstsein geschafft. Seit einigen Jahren ist der Weg von einem Einwanderungsland hin zu einer Einwanderungsgesellschaft beschritten. Deutsche mit internationaler Geschichte sind in der Gesellschaft verankert, gestalten aktiv mit und übernehmen Verantwortung. In Kunst und Kultur, Medien und Wissenschaft, Politik und Wirtschaft – sie sind nicht mehr zu übersehen. Dennoch ist der schon eingesetzte und sich beschleunigende gesellschaftliche Wandel noch nicht reflexiv erfasst worden. Er ist nicht im Bewusstsein verankert.
Ohne ein Bewusstsein dafür, was es bedeutet eine Einwanderungsgesellschaft zu sein, ist man schnell verleitet zu meinen, es würde mit der Integration immer schlechter gehen. Wer einmal ein paar Minuten darüber nachdenkt, ob es Migrantinnen und Migranten in Deutschland im Hinblick auf die Wohnverhältnisse, die Bildungs- und Karrierechancen oder die politische Partizipation vor 20 oder 40 Jahren besser ging als heute, der kann nur zu einem der beiden Ergebnisse kommen: Entweder man wird zugeben müssen, dass man gar nicht weiß, wie es damals war – was bei Älteren nicht selten der Fall, aber dennoch bemerkenswert wäre – oder man stellt fest, dass es nie besser war als heute. Auch bei der Frage, ob es in den Großstädten Europas und Nordamerikas friedlicher und sicherer ist als hierzulande, müsste man Unwissen eingestehen oder den deutschen Städten ein gutes Zeugnis bescheinigen. Fragt man sich, welche deutschen Großstädte am stärksten durch Menschen mit internationaler Geschichte „belastet“ sind – wenig würden wissen, dass wir von reichen Städte wie München und Stuttgart sprechen. Damit hätten wir drei Vergleichshorizonte bzw. Maßstäbe exemplarisch dargestellt – erst durch solche, kriteriengeleitete historische, inter- oder intra-nationale Vergleiche lässt sich Zustand und Entwicklung qualifizieren. Aber wie sagen Journalisten so schön: good news is bad news.
Daher sehen wir im Polit-Talk zu diesem Themenfeld in den vergangenen 10 Jahren immer wieder dieselben Sprecher. Die Sarrazins und Buschkowskys. Es handelt sich um zwei Namen, die sinnbildlich für eine Fehlwahrnehmung stehen, und zugleich um Repräsentanten eines nicht unerheblichen Teils der Bevölkerung. Sie sind sich durchweg darin einig, dass der Islam nicht zu Deutschland gehöre und es mit der Integration nicht gut läuft. Interessanterweise sieht in Diskussionen fast jede/r neben ihnen blass aus. Warum? Weil sie vor dem Hintergrund einer selektiven Darstellung tatsächlich existenter Probleme zu einer Gesamtbewertung kommen, ohne den Maßstab dieser Bewertung offen zu legen. Aber natürlich haben sie einen – aber es ist keiner der oben genannten. Wer ihren zuhört und dabei weniger auf den Inhalt, sondern vielmehr auf die im Subtext verborgene Haltung achtet, erkennt, dass es sehr persönliche Idealvorstellungen sind. Der eine orientiert sich an der Bonner Republik der 1970er, der andere scheint Bürgermeister von Münster oder Freiburg sein zu wollen. Die hippe Weltstadt Berlin, die mittlerweile mehr israelische Studierende anlockt als New York City, scheint beide zu überfordern. Berlin zeichnet sich allerdings nicht durch eine hohe Internationalität aus, sondern durch eine sehr hohe SGB II-Quote, einen sehr schwachen Arbeitsmarkt sowie eine desolate Haushaltslage. Arm, aber sexy – keine schlechte Beschreibung.
Kurz gesagt: Ruhe und Provinzialität werden hier als zentrale Bedürfnisse artikuliert. Einwanderungsgesellschaften sind aber sehr dynamisch und immer auch etwas chaotisch. Und noch viel entscheidender: Sie sind konfliktreich! Die erste Generation der Einwandernden ist noch bescheiden und fleißig, beansprucht nicht volle Zugehörigkeit, hält sich insgesamt bedeckt. Die ersten Nachkommen beginnen sich an den Tisch zu setzen und beanspruchen einen Teil des Kuchens. Die dritte Generation will nicht nur ein Stück vom Kuchen, sondern den Kuchen mit auswählen. Was ist da über die Generationenfolge passiert: Integration im eigentlichen Wortsinn. Die Bedeutung und insbesondere die Folgen von Integration sind weitgehend nicht verstanden. Integration bedeutet, dass der Anteil der Menschen, die teilhaben können und wollen, wächst. Das bedeutet dann aber auch, dass der Anteil der Menschen, die ihre Bedürfnisse und Interessen artikulieren, wächst, dass die Konkurrenz auf dem Wohnungs- und Arbeitsmarkt sowie die Häufigkeit von Differenz- und Fremdheitserfahrungen zunehmen. Gelungene Integration führt zu Konflikten. Vom Prinzip her eine wunderbare Sache, wenn man sich vor Augen führt, dass die größten Innovationen in Kunst, Politik, Wirtschaft und Wissenschaft gesellschaftliche Konflikte als Ausgangspunkt hatten. Konstruktive Konfliktbewältigung ist ein Synonym für sozialen Fortschritt.
Gelungene Integration kann auch extremistische Tendenzen verschärfen – zumindest ist es eine Illusion, dass mehr Integration zu weniger Extremismus führt. Der Judenhass gründet sich nach wie vor auf den Erfolg dieser „Gruppe“, weshalb „ihr“ in Verschwörungstheorien sogar globale Steuerungsmacht zugeschrieben wird. Ein Blick in die USA oder die europäischen Nachbarn macht deutlich, dass sich dieses Phänomen nicht nur auf den Antisemitismus bezieht. Offenbar verdichtet und radikalisiert sich der rechte Rand durch erfolgreiche Integration. Als ein Schwarzer US-Präsident wird und Weiße an den Elite-Universitäten nicht mehr die Mehrheit bilden, gewinnt die Tea Party enorm an Zuspruch und Einfluss; in nahezu allen europäischen Einwanderungsgesellschaften kamen rechte Parteien ins Parlament, nachdem sich eine migrantische Mittelschicht etabliert hat und people of color begannen, die Gesellschaft aktiv mitzugestalten. Mit der AfD und PEGIDA erkennen wir diese Entwicklung nun auch in Deutschland. Diese Polarisierung findet in der religiösen Radikalisierung auf der „Gegenseite“ ihre Entsprechung.
Die Einwanderungsgesellschaft ist komplex und konfliktreich. Deshalb ist nicht nur eine Willkommenskultur notwendig, sondern insbesondere eine konstruktive Streitkultur. Es geht darum, stetig die Interessen verschiedener Akteure abzuwägen und gegenüberzustellen, ohne die Interessen von Akteuren oder gar die Existenzberechtigung der Akteure selbst in Frage zu stellen. Es geht darum, Konflikten (auch) etwas Positives abzugewinnen. Es geht darum, zu einem Ergebnis zu kommen, bei dem nicht eine Seite „gewinnt“, sondern sich die verschiedenen Parteien einigen. Einwanderungsgesellschaften sind Aushandlungsgesellschaften. Auf kommunaler Ebene funktioniert dies bereits ausgesprochen gut, weil sich dort die Verhandlungspartner gegenüberstehen. Schwieriger erweisen sich bundesdeutsche Fragestellungen wie: „Gehört der Islam zu Deutschland?“ Diese zweifelsfrei unklare Frage wird weder durch Merkel und Wulff noch durch Bosbach und Kauder abschließend beantwortet. Sie unterliegt einem Aushandlungsprozess – offenbar selbst in der CDU. Dass diese Frage überhaupt gestellt wird, ist ein Hinweis darauf, dass die deutsche Gesellschaft noch nie so weltoffen und integrativ war wie heute. Und gleichzeitig sehen wir, dass eine Streitkultur enorm voraussetzungsreich und anstrengend ist – so wie die Einwanderungsgesellschaft insgesamt.
Jedes Jahr kommt eine neue erste Generation. Dadurch wiederholen sich bestimmte Problemstellungen immer wieder. Gleichzeitig kommen immer wieder neue Herausforderungen hinzu. Fertig ist man nie. Es gibt Orte, die homogen bleiben, wohingegen andere Räume immer diverser werden. Super-diverse Stadtgebiete sind Orte der Überraschung. Aus diesem Grund sind sie bei einem Teil der Bevölkerung enorm beliebt und werden von einem anderen Teil stark abgelehnt. Überhaupt finden sich entgegengesetzte Interessen in allen Bevölkerungsgruppen und Schichten. Die Hilfsbereitschaft gegenüber Flüchtlingen erreicht ein bisher nicht für möglich gehaltenes Ausmaß – ebenso die Anzahl der rassistisch motivierten Übergriffe. Einwanderungsgesellschaften zeichnen sich durch eine Vielzahl solcher asynchronen und asymmetrischen Entwicklungen aus. Das überfordert viele – insbesondere in ländlichen Räumen und ostdeutschen Großstädten. Denn dort wird die Einwanderungsgesellschaft überwiegend medial vermittelt erfahren. Und bisher galt: bad news is good news. Aber auch in der Medienlandschaft wird zunehmend erkannt, dass Titelblätter wie „Unheimliche Gäste“ (Focus), „Gefährlich fremd“ (Spiegel) oder „Wie gefährlich ist der Islam?“ (Stern) weder mit seriösem Journalismus noch mit konstruktivem Diskurs zu tun haben.
In einem Einwanderungsland kann man sich noch eine Mehrheitsgesellschaft vorstellen, in der Menschen mit internationaler Geschichte nicht dazugehören, Rechtsextreme aber schon. In der Einwanderungsgesellschaft gehören natürlich die Tagesthemensprecherin und der ehemalige Vizekanzler dazu. Das neue Wir muss anders bestimmt werden, ohne über Hautfarbe, Augenform, Haarstruktur und Herkunft sprechen zu müssen – denn das ist rassistisch. Das neue Wir wird neu ausgehandelt – ergebnisoffen, wahrscheinlich chaotisch, aber in jedem Falle von so vielen unterschiedlichen Menschen wie noch nie.
Der Beitrag ist 2015 erschienen im Schwerpunktheft „Aushandeln“ des „Magazin 51° – Das Magazin der Stiftung Mercator“
Kann dem Text in der Analyse sehr zustimmen…nebulös bleibt allerdings was da neu ausgehandelt werden soll….das genau zu definieren wäre deshalb wichtig und hilfreich weil eine gemeinsame Zivilgesellschaft unter dem Vorbehalt von Religion und kultureller Herkunft nicht funktionieren kann. Das gilt sowohl für den scheinbaren Untergang des Abendlandes, als auch dem Unsinn ob der Islam irgendwo hingehört.
Ich persönlich würde mir einen strengen laizistisch Staat wünschen, in dem Religion Privatsache. ich finde das kanadische Beispiel sehr gut. Dort hat ein gemeinsames Forum vieler gesellschaftlicher Gruppen verbindliche Regeln für alle festgelegt.
Dort ist ein Sikh Verteidigungsminister….und das wirft in Kanada selbst keine Zweifel auf…das wäre doch auch bei uns cool….
@ Gastautor:
"Deshalb ist nicht nur eine Willkommenskultur notwendig, sondern insbesondere eine konstruktive Streitkultur."
Das erzählen sie mal denjenigen, für die alle nicht-Linke Rassisten, Nazis, Pack, braune Säue etc. sind.
@Davbub, "Das erzählen sie mal denjenigen, für die alle nicht-Linke Rassisten, Nazis, Pack, braune Säue etc. sind."
Genau so.
Ich hatte früher mal als Scherz folgende Bemerkung (rein fiktiv natürlich) auf Lager:
"Was euch Drecksäuen fehlt, ist ein anständiges Benehmen."
Heutzutage kann man das als Scherz schon deshalb gar nicht mehr bringen, weil Diskurse oft genauso verlaufen, nur eben ernsthaft.
Darum glaube ich nicht an "eine konstruktive Streitkultur" außerhalb z.B. der Ruhrbarone.
Draußen im wirklichen Leben, wo Antideutsche neuerdings mit bildungsfernen Schichten zusammentreffen, gibt es die schon lange nicht mehr. Diskurse laufen so peu a peu in Richtung Anbrüllen oder gar Schädelspalten. Daran habe ich kaum noch einen Zweifel. Diese Leute jedenfalls werden nie miteinander diskutieren. Übrigens möchte ich gar nicht wissen, was die Admins hier bei den Ruhrbaronen so alles löschen müssen. Wir kriegen ja nur den gefilterten Teil der "konstruktiven Streitkultur" mit.
"Die Einwanderungsgesellschaft ist komplex und konfliktreich!"
Diese Feststellung des Gastautors ist nicht nur zutreffend, sondern sie beschreibt damit den Zustand unserer Gesellschaft, den viele, viele Menschen über Pegida und AFD hinaus nicht akzeptieren wollen, den sie wider jede Realität zu leugnen versuchen und den die radikale Rechte -die Nationalsozialisten in allen Ländern der sog. westlichen Welt- für ihre Machtübernahme zu instrumentalisieren versuchen.
"Wir" -jeder mit seinen Mitteln und Möglichkeiten- haben uns der Realität einer komplexen und komplizierten Eiwanderungsgesellschaft zu stellen, nicht in der Erkenntnis eines "notwendigen Übels", sondern in der Wahrnehmung einer reizvollen,spannenden, spannungsreichen, ergebnisoffenen Herausforderung.
Pegida, AFD, die Nationalsozialisten in den USA, in Europa sind die Heimatstätte weltfremder, hoffnungsloser, pessimistischer "Angsthasen".
" Angsthasen" haben es in der Geschichte der Menschheit noch nie geschafft , gravierende gesellschaftliche Veränderungen aufzuhalten, für die es aus welchen Gründen auch immer "an der Zeit war".
"Wir" sollten die Chance zur Mitgestaltung dieses komplexen und komplizierten Veränderungsprozesses nutzen.
" Wir" haben uns einer neuen Herausforderungen stellen.
Also…………….
Wenn z.B. in den Medien, in den Parteien, in den Gewerkschaften, in den Kirchen , auch über und in den den sog. sozialen Netzwerken im Sinne des Gastautors kommentiert und diskutiert würde, könnten die Chancen enorm steigen, daß sich die Einwanderungsgesellschaft Deutschland mutig, entschlossen, hoffnungsfroh ihres komplexen und komplizierten Zustandes bewußt wird, bewußt stellt und bewußt zu gestalten versucht, und das erscheint mir mit Blick auf die Realitäten dieser Welt und angesichts all dessen, was dieser Welt bevorstehen könnte, wenn die Angstmacher und die Angsthasen die Macht in Gesellschaft und Staat übernehmen, "das Gebot der Stunde" zu sein.
-Im übrigen, so wird regelmäßig kommentiert, scheinen "wir Deutsche" zu denen zu gehören, die in besonderem Maße fähig und willens sind, sich ihre Gegenwarts- und Zukunftsängsten hinzugeben, sie zu hegen und zu pflegen mit dementsprechenden Konsequenzen für die individuelle Lebensgestaltung und für die Erwartung des einzelnen Menschen an Gesellschaft und Staat.
Ich weiß nicht, ob das so verallgemeinert werden kann.
Mir scheint allerdings mit Blick auf den komplexen und komplizierten Zustand Deutschlands als Einwanderungsgesellschaft ,mit Blick auf das Nichtwahrhaben-Wollen dieser Realitäten und mit Blick den Umgang damit durch Gesellschaft und Staat, daß die Umschreibung Deutschlands als Land " der besonders Ängstlichen und der und besonderen Angstmacher" nicht völlig abwegig ist.
Aber….
Es gibt auch " andere Deutsche".
Vor allem die sind durch den Beitrag des Gastkommentators angesprochen und herausgefordert.
Danke an den Gastautor für seinen Beitrag und an die Ruhrbarone für die Veröffentlichung.
Deutsche mit internationaler Geschichte – die bis dato schönste und gleichzeitig sehr respektvolle Beschreibung für Einwanderer!
Großartiger Artikel! Vielen Dank für die Veröffentlichung.
Verhandeln ist gut. Das Problem ist nur, dass über Religion nicht verhandelt werden kann, weil Transzendenz nicht verhandelbar ist.
@Torsten Stumm (1) hat schon bemerkt daß es "nebulös" geblieben ist, "was da neu ausgehandelt werden soll".
Ich frage sogar, was da wer mit wem neu aushandeln soll.
Was kann eine Regierung "aushandeln" und dann noch auf "Augenhöhe" mit wem auch immer.
Ist das typische Regierungstätigkeit? Das Aushandeln?
Was kann ich privat, mit wem auch immer, aushandeln?
Also, Regierungen entscheiden, ich Einzelner kann gar nichts aushandeln, habe allenfalls eine Meinung.
Wenn allerdings jemand wie @Krasnici den Ausdruck "Deutsche mit internationaler Geschichte – " so lobt, daß sie das für "die bis dato schönste und gleichzeitig sehr respektvolle Beschreibung für Einwanderer!" hält, schließe ich mich ihr an. aber das ist etwas ganz anderes.
Das erklärt aber nicht meine Fragen.
Es tut mir leid, Leute, aber die absolute Mehrzahl unserer Einwanderer hat kein internationale, sondern eine binationale Geschichte, wobei viele auch da noch so sehr in ihrer Auswanderernationalität stecken, das man bei vielen nicht mal von einer gelebten Bi-Nationalität sprechen kann. Oder wie erklärt sich hier Jemand z.B. den starken türkischen Nationalismus in Deutschland?
Internationalität setzt, wenn der Bergiff in diesem Zusammenhang überhaupt was zu sagen hat, auch die bewusste/reflektierte Distanz zur seiner eigenen wie auch immer angestammten/gefühlten/erlebten Nationalität voraus,was natürlich auch für die Deutschen zu gelten hat. Sonst kann man nämlich kein Intenationalist oder eine Internationalistin, geschweige denn ein Mensch mit einer internationaler Geschichte sein/werden.
Deutschland ist durch die Einwanderung nicht inter- sondern – wenn überhaupt – multinationalisiert worden. Das verwechselt der Autor hier in einer – für einen Politikwissenschaftler – ausgeprochen fahrlässigen Weise mit Internationalisierung. Wäre diese durch Einwanderung wirklich geschehen, dann hätten wir nämich eine Multikulturalität, bei der es gar nichts, zumindest aber nichts konflikthaftes zu verhandeln gäbe, weil sie für jeden in Deutschland lebenden Internationalisten und jede Internationalistin selbstverständlich wäre.
In einem Satz zusammaengefasst: Die meisten Einwanderer in Deutschland sind genauso wenig international wie die Mehrzahl der sogenannten Bio-Deutschen.
Deskriptiv kann ich dem Artikel zustimmen.
Es wird m. E. aber ein Pferdefuß bei dieser Beschreibung unterschlagen:
Da "Streitkultur enorm voraussetzungsreich und anstrengend ist", dies aber zunächst vor allem von der Erstaufnahmegesellschaft, also der Unterschicht zu leisten ist, ist keine Trendwende weg von der Radikalisierung zu erwarten. Gleichzeitig wird unsere Unterschicht in ihrer Struktur immer stabiler und die Prognosen zu ihrer Größe sind auch nicht günstig.
Nähme man anhand der Lehrstandserhebungen knapp ein Viertel der Gesamtbevölkerung als unzureichend beschult und somit als potentielle Unterschicht an (in den Großstädten sind es leicht ein Drittel oder auch mehr der Bevölkerung), kann auch dem Gutwilligen die Einwanderungsgesellschaft als wenig attraktives Modell erscheinen.
Mein Eindruck ist nicht der, daß das Ausmaß der Herausforderung, die eine Einwanderungsgesellschaft darstellt, in Gesellschaft, Politik oder in der Exekutive mit der notwendigen Klarheit gesehen wird.
Das Ausmaß der Herausforderung wird nicht nur nicht in der notwendigen KLarheit gesehen, es wird nachwievor systematisch verdrängt. Dabei ist die Gruppe immer größer geworden, die diese Herausforderung gar nicht (mehr) annehmen will, obwohl oder gerade weil sie sie (mittlerweile) klar sieht. Das aber ist der ideale Nährboden für jede Art von Stimmungsmache und Dramatisierung bis hin zur mehr oder weniger offenen Aufforderung zum Progrom.
9-Wolfram Obermanns
sh.letzer Satz: " Mein Eindruck ist nicht, daß….."
Zustimmung!
Deshalb habe ich in meinem Beitrag -4- auch die Feststellung des Gastautors herausgehoben:
"Die Einwanderungsgesellschaft ist komplex und konfliktreich"!
Deshalb habe ich zum Schluß meines Beitrages -4- (Also…..) die Auffassung vertreten daß es gelingen muß und gelingen kann, daß sich die "Gesellschaft in Deutschland" dieser Komplexität und dieses Konfliktpotentiales mehr als bisher bewußt wird und sich bewußt dieser Komplexität stellt , , jedenfalls mehr als bisher und offener, transparenter, ehrlicher als bisher.
Damit ist keine Konfliktlösung garantiert, schon gar nicht eine, von der angenommen werden kann, daß sie der "Mehrheitsgesellschaft in Deutschland" akzeptabel escheinen könnte, aber damit wäre eine Grundbedingung erfüllt, um sich in einer freien, pluralistischen Gesellschaft und mit den Mitteln und Methoden eines demokratischen Rechtstaates Problemlösungen anzunähern, jedenfalls anders, als von Pegida, AFD und Gleichgesinnten gewollt und geplant.
Im übrigen -sh.Gastautor-:
"Ende offen"!!!!!
Vielleicht ist die s.g. "Unterschicht" deshalb so skeptisch gegenüber der unkontrollierten Einwanderung, weil sie -im Gegensatz zu Politik, Medienschaffenden und "Einwanderungsforschern"(sic!)- nicht nur bei Presseterminen mit handverlesenen Vorzeigeausländern, oder wie letztere mit rosaroter, fokusbegrenzender ideologischer Brille auf die Einwanderung schauen. Die "Unterschicht" lebt Tag für Tag an, mit und neben den Neu-Bürgern. Sie sehen halt nicht nur die pressewirksamen, traurigen Kinderaugen, sondern im vergangenen Jahre nicht wenige junge, gut gepflegte Männer mit Smartphone. Die gut gelaunt durch die Innenstädte schlüren und gegen Ende des Monats die örtlichen Sparkassen blockieren, um die steurgeldfinanzierte Unterstützung z.B. nach Albanien zu schicken (die Summe der Überweisungen aus D nach Albanien hat sich im vergangene Jahr verdoppelt). Sie müssen erleben, wie Wohnheime für Wohnungslose geräumt, saniert und für Asylbewerber zur Verfügung gestellt werden ( für den Obdachlosen wurden in Berlin vom Senat ca. € 23.- zur Verfügung gestellt, für die Asylbewerber € 48.- , da weiß der Alt-Bürger doch, was er dem deutschen Staat wert ist). Der "Unterschicht" wurde versprochen, daß es wegen der Asylbewerberwelle niemanden schlechter gehen würde. Zumindest die 55 Angestellten eines Hotels in -glaube ich- Dresden, das von der Stadt für Asylbewerber angemietet wurde, und die jetzt -oft im gesetzten Alter, nach jahrzehntelanger Betriebstreue in schlechter bezahlte Arbeitsverhältnisse (mit Glück), wahrscheinlich aber in Hartz-IV abgleiten werden, werden dieses Versprechen eher kritisch beurteilen. Was diese Menschen dann noch "aushandeln" sollen, bleibt der Beitrag schuldig.
Auch die Unterstellung der Politik und Medien, für die jeder "Flüchtling" nach D wegen der tollen Demokratie, Meinungsfreiheit und Gleichberechtigung kommt; ist bestenfalls naiv. Die "Unterschicht" erlebt dies anders: Die 1-Euro-Kraft bei der Tafel, von der sich Moslems weigern, bedient zu werden. Die Reinigungskraft im Asylbewerberheim, die nur noch in möglichst weiter Kleidung zur Arbeit geht, um sexuell anzüglich bis erniedrigende Bemerkungen der männlichen Bewohner zu vermeiden.
Die Frauen und Mädchen in Darmstadt, die erleben müssen, daß nach Köln der mediale Bär tobte, jetzt aber nur noch unter "Vermischtes" über die sexuellen Attacken durch Asylbewerber berichtet wird.
Offensichtlich hat sich D bereits in einen Gewöhnungsprozeß begeben; so sind sie halt, das gibt sich, Eingewöhnungsprobleme halt. Ich unterstelle der Mehrzahl der Asylbewerber, daß sie mit der Absicht und dem guten Willen nach D gereist sind, ein neues Leben zu beginnen, zu arbeiten, oft auch die Familie in der Heimat zu unterstützen. Ob aber alle auch den guten Willen haben, die Sitten und Gebräche sowie die Gesetze in D zu respektieren und zu befolgen? Oder ob nicht wenige ihre Heimat einfach räumlich verlegen, ohne sie inhaltlich zu verändern? Für einen Menschen, der in einem von Korruption, Machtmißbrauch, Frauendiskriminierung sowie der Verachtung aller nicht der eigenen Religion Angehörenden Staat sozialisiert worden ist, dürfte D ein Kulturschock sein. Nicht jeder wird diesen Schock verkraften, bei vielen fehlt erkennbar der Wille. Was also sollen wir mit diesen Menschen aushandeln?
Eine Einwanderungsgesellschaft benötigt nicht nur den Willen zur Integration, zwingende Voraussetzung ist m.M. nach auch der Wille & die Kraft, diejenigen, die sich nicht einfügen wollen, die D als Beutestaat oder als zukünftigen Teil eines europäischen Kalifates betrachten, möglichst zügig außer Landes zu bringen.
Dies schrieb der Sohn eines Gastarbeiters.
@8/Arnold Voss: Türkische Nazis sind in der Tat ein großes Problem, da würde ich mir auch mal eine Blockade von BlockaDO und Co. wünschen !!!