Ausstellung: Syrien – Gegen das Vergessen

Bereits seit dem 10.6. und noch bis zum 16.09.2022 läuft die Schau im Rautenstrauch-Joest Museum  – Kulturen der Welt in Köln. Mit ihr begibt sich der syrische Kurator und Archäologe Jabbar Abdullah auf die Spuren des kulturellen Gedächtnisses Syriens. Er zeigt historische, syrische Artefakte aus deutschen Sammlungen, die jetzt teilweise erstmals der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurden. Sie stehen im Dialog mit zeitgenössischen Positionen sowie syrischer Alltags- und Erinnerungskultur und beleuchten die kulturelle Vergangenheit Syriens, seine jüngste Geschichte insbesondere in Zentren wie Raqqa, Aleppo und Damaskus. „Syrien – Gegen das Vergessen“ zeigt den Besuchern den Nahen Osten aus außereuropäischer Perspektive und öffnet Syrern einen Raum, sich ihrer ersten Heimat zu erinnern und diese Erinnerung zu teilen.

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Dass durch Krieg nicht nur Menschenleben, Städte, Landschaften und materielles Erbe, sondern damit auch kulturelles Erbe zerstört wird, hat sich nicht erst seit der Zerstörung Palmyras durch den IS herumgesprochen. Auch Erinnerungen daran, wie die Dinge einmal aussahen, die Lebensweise und das kulturelle Gedächtnis sind in Gefahr, dem Vergessen zum Opfer zu fallen. Nicht die Diktatur des Assad-Regimes und dessen schrecklicher Krieg oder die Verbrechen des Islamischen Staates stehen im Fokus, sondern das Syrien, das unter all dem zu vergessen droht. Die Ausstellung berichtet von einem Land mit jahrtausendealter Geschichte, mit einem Neben- und Miteinander unterschiedlichster Kulturen und Religionen, pulsierenden Städten, buntem Alltagsleben und lebendiger zeitgenössischer Kunst.

Kurator Jabbar Abdullah bringt es auf den Punkt:

„Mir war die Ausstellung ein Herzensanliegen. Sie richtet sich neben der syrischen Community an die deutsche Öffentlichkeit, die sich allein auf den Krieg, den IS und das zerstörte Palmyra zu konzentrieren scheint. Gleichzeitig möchte in dem Vergessen der syrischen Kultur in den Köpfen syrischer Kinder etwas entgegensetzen. Sie haben das Land ihrer Eltern nie kennenlernen können.“

Entlang einer Zeitachse werden die Besucher durch Zeugnisse frühester Kulturgeschichte geführt, wie die Höhlen von Yabroud. Sie bekommen Einblicke in die Entwicklung von Städten und unterschiedlichen Zivilisationen, die einst in Syrien lebten. Im zweiten Teil der Ausstellung erleben die Besucher die Städte Aleppo, Damaskus und Raqqa durch Kalligraphie, Filmmaterial und 3D-Projektionen. Eine sehr dichte und kulturell sehr wertvolle Ausstellung, unbedingt sehenswert!

Veranstaltungshinweis:

Am kommenden Wochenende finden Führungen durch die Ausstellung mit dem Fotografen und Videojournalisten Lutz Jäkel statt. Jäkel weiß, worüber er spricht: In einem Zeitraum von 20 Jahren reiste der Autor und Islamwissenschaftler immer wieder nach Syrien. Sein Bildband „Syrien. Ein Land ohne Krieg“, das er gemeinsam mit der Autorin Lamya Kaddor herausbrachte, wurde mit dem ITB Buch Award ausgezeichnet und hier besprochen. Mit seiner Live-Reportage „Syrien. Erinnerungen an ein Land ohne Krieg“ begeisterte Jäkel inzwischen mehr als 30.000 Zuschauer.

„Ich zeige in meiner Live-Reportage Syriens Schönheit und seine Menschen, zeitlos und lebendig, belege die Einzigartigkeit dieser Region, zeuge von herzlichen Begegnungen, kultureller Fülle, einem meist friedlichen Miteinander der Religionen und Ethnien. Meine Fotos dokumentieren den Alltag bis 2011, zeigen wie man in Syrien lacht und einkauft, arbeitet und betet, diskutiert und feiert.“

Ausschnitte aus seiner Live-Reportage sind ebenso wie zahlreiche seiner Fotos Teil der Ausstellung. Damit ist er neben Kurator Jabbar Abdullah der zweite Fachmann zum Thema „Syrien“. Wer in 90 Minuten maximale Informationen über das Land und seine Menschen, die Fotos, Filme und Ausstellungsstücke der Schau bekommen möchte, der sollte an einer der Führungen mit Lutz Jäkel teilnehmen.

Termine:
Samstag, 3.9.2022 12.30 und 15 Uhr
Sonntag, 4.9.2022 12.30 und 15 Uhr
Der Eintritt zur Ausstellung und die Führungen sind kostenlos.
Anmeldung erbeten beim Kurator Jabbar Abdullah unter Jabbar.aaa42@gmail.com

Ort: Rautenstrauch-Joest-Museum – Kulturen der Welt
Cäcilienstraße 29-33, 50667 Köln
Öffnungszeiten:
Di – So 10.00 – 18.00
Do 10.00 – 20.00
Jeden 1. Donnerstag im Monat bis 22.00
Montags geschlossen
Der Eintritt zur Sonderausstellung ist frei.
www.rautenstrauch-joest-museum.de

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Aimee
Aimee
2 Jahre zuvor

Ich habe die Ausstellung in Köln nicht gesehen, aber Syrien hatte auch eine jahrtausend alte jüdische Tradition. In Aleppo existiert bis zur Vertreibung der Juden die noch älteste antike Synagoge, die als solche verwendet wurde.
Am 01. Dezember 1947 war die „syrische Reichspogromnacht“ und auch diese Synagoge wurde zerstört!
Unbekannt ist sicher für viele Menschen, dass sich in dieser Synagoge der Aleppo-Kodex befand, von denen ca. 300 Blätter von ursprünglich ca.500 in den 90iger Jahren wieder auftauchten.
In Israel gibt es bis 31. Dezember 2023 im Israel-Museum in Yerusalaim die Ausstellung „Zurück nach Aleppo“.
In dieser Ausstellung kann man die virtuelle Rekonstruktion der Synagoge, basierend auf die Fotos von Sarah Schammah bewundern.

Sarah Schammah reiste im November 1947 nach Aleppo und da an den Lieblingsort ihres Vater; der Zentralsynagoge (oder auch wichtigste von Aleppo). Sie engagierte eine Fotograf und auf abenteuerliche Art kehrte sie mit 50 Fotografien zurück (da am 29. November 1947 der Teilungsplan für Israel abgestimmt wurde und wie erwähnt, dann am 01. Dezember die Programm begannen.)
Basierend auf den Fotografie haben der israelischen Dokumentarfilmer von »Micha’s Film« und das Berliner Studio »High Road Stories« das G“tteshaus virtuell wieder begehbar gemacht.
Ich bin seit geraumer Zeit mit dem Israel-Museum in Kontakt, in wie weit man online-Buchungen mit einer virtuellen Zoom-Konferenz möglich machen kann, damit man eben auch außerhalb von Israel in diesen Genuss kommt.
Sofern @Stefan Laurin einverstanden ist und das Projekt zustande kommt, würde ich den Link setzen.

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