Auswege aus dem regionalen Slum?

Source: Asia’s Largest Slum – Dharavi – Author: erin from Evanston – CC 2.0 Generic

Als Schröder die Bildung der Kommission “Moderne Dienstleistungen am Arbeitsmarkt” initiierte, gab es nicht nur eine hohe Arbeitslosigkeit (ca. 4 Millionen), wurden nicht nur die offiziellen Zahlen der Bundesanstalt als ‘geschönt’ angezweifelt, auch die regionalen Wirtschaftspolitiken waren überwiegend gescheitert, die einen Aufschwung hätten bringen sollen. Dieses Scheitern betraf vor allem die neuen Bundesländer und das Ruhrgebiet. Hier nun der dritte Teil, nach Fragen über ‘Evolution’ und ‘Entwicklung bzw. Zerfall’.

Die Planungen der Kommission bezogen sich nicht auf neue wirtschaftspolitische Ansätze, sondern auf neue Verwaltungsstrukturen, Maßnahmen und Sanktionen, die das Verhältnis von Bundesverwaltung und Kommunen als auch von Verwaltung und Arbeitslosen neu gestalteten. Doch anstatt das wirtschaftspolitische Versagen einzugestehen und einen fairen Umgang anzustreben, setzte Schröder mit „Es gibt kein Recht auf Faulheit in unserer Gesellschaft“ einen Prozess in Gang, der in irreführender Weise  moralisch ausgerichtet war, statt politisch. Alternativ wäre es möglich gewesen, das Thema Teilzeitarbeit in die Gesellschaft zu tragen, damit ein Verfahren, mit dem die Niederlande gute Erfahrungen gemacht hatte, wenn auch unter anderen Voraussetzungen. In Deutschland waren und sind Regionen von Arbeitslosigkeit betroffen. Inwieweit man ihnen – sei es auch primär durch Entlastung, bedingt durch Abwanderungen von Menschen -, mit einer republikweiten Möglichkeit zur Teilzeitarbeit hätte helfen können, wäre gesondert zu ermitteln gewesen.

Die erlangte Perspektivlosigkeit hatte ich im Sommer 2013 als Abschied von der Wirtschaftspolitik bezeichnet. Leichte Verbesserungen der Situation sind inzwischen in einigen Gebieten des Osten zu verzeichnen (2013), im Ruhrgebiet ist sie weitgehend ausweglos geblieben. Es wäre vielleicht an der Zeit, anstatt über Regionalplanung oder Kultur-Events, die vorzüglich zur Ablenkung taugen, mal über Wirtschaftspolitik im Ruhrgebiet zu sprechen, vielleicht sogar im Rahmen eines Symposions, ausgerichtet von der ‘Metropole Ruhr’. Dies würde zusätzlich für Aufmerksamkeit sorgen können, unter Beteiligung von Wirtschaft, Forschung und Politik. Sollen tatsächlich Arbeitsplätze entstehen, wäre es fair gegenüber den hiesigen Bürgern, das Thema öffentlich anzugehen. Lediglich ein regionales Prekariat zu erschaffen, zu dem übrigens auch die Kommunen gehören, einen regionalen Slum, war eventuell nicht beste Idee!

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10 Jahre zuvor

Bei dem Photo hätte ich auf Duisburg getippt.

Rheinländer
10 Jahre zuvor

Der Soziologe Ulrich Beck hat genau dieses Szenario in diversen Bücher
kommen sehen.
Die Restbevölkerung von Detroit betreibt „Urban Gardening“ um zu überleben.
Leben in Ruinen eben
Ich dachte das hier im Blog überwiegend „Kreative“ und Künstler schreiben.

Die evangelische Kirche hat ja auch gerade eine Umstrukturierungs Konferenz
abgehalten.
Alle machen dicht.
Da kommt dann ein Erdogan und glaubt, wie Putin in der Ukraine, hier ist Insolvenz-Masse zu haben.

Puck
Puck
10 Jahre zuvor

Der größte Fehler von Schröder war m. E. nicht der „moralische Ansatz“, sondern die durch nichts bewiesene Unterstellung, daß es massenhaften Mißbrauch von Sozialleistungen gäbe. Seitdem sucht man mit zunehmender Verzweiflung nach dem Mißbrauch und kann ihn nicht finden (in internen Untersuchungen der Argentur für Arbeit schätzt man den Anteil derer, die das Sozialsystem betrügen konstant auf ca. 2 %). Wie man hört ist die letzte angeordnete Maßnahme, via Internet herumzuschnüffeln, ob etwa ein HartzIV-Empfänger Omas Kommode auf Ebay vertickt hat. Damit man vielleicht doch noch ein bißchen „Mißbrauch“ findet.
Aber immerhin: Psychologisch haben die Neoliberalten im Kielwasser des „Genossen der Bosse“ famos gepunktet: Es ist heute wieder gesellschaftsfähig, die Armen für ihre Armut zu verachten, und sei es aus einem diffusen Distinktionsbedürfnis heraus. Womöglich weil man spürt, daß man selbst abgehängt wird. Da tut es eben einfach gut zu wissen, daß man doch noch auf jemand runterkucken kann…
Wer’s nicht glaubt, kuckt sich am besten die Leserkommentaren zu einschlägigen Artikeln auf „Der Westen“ oder „Spiegel online“ an.
Die sind natürlich nicht repräsentativ, setzen aber deutliche Duftmarken ab.

Was Titel und Photo betrifft: Man ist es ja inzwischen einigermaßen gewohnt, daß Hamburger Magazine das gesamte Ruhrgebiet als gigantischen Slum darstellen oder Düsseldorfer Bürgermeister sich lieber forsch aus dem Fenster hängen anstatt tot übern Zaun im Ruhrgebiet. Aber daß in einem regionalen Blog ins gleiche Horn getutet wird und kulturelle Veranstaltungen als noch so’n Kiki abgetab werden, dürfte der Psychologenzunft einiges zu tun geben.
Eines der großen Prbleme des Ruhrgebietes ist nämlich noch immer das miese Ímage als dreckige, graue Industriewüste in der ein Haufen Asoziale vor sich hin vegetieren.

Die im Artikel ausgeführte Kritik mag in der Substanz berechtigt sein, aber die Begleitmusik stimmt nicht ganz.

trackback

[…] Der Beitrag entstand für die Ruhrbarone. […]

Stephan
Stephan
10 Jahre zuvor

Von MeckPomm weiß ich, dass es da die Möglichkeit von Strukturförderungen oder auch -krediten gibt, mit denen kleine Projekte zur Ankurbelung der Wirtschaft gefördert werden. Das Geld muss in den Regionen bleiben und darf nicht über Konzern-Filialen in die Konzernzentralen fliessen. Zentralistisch ausgerichtete Wirtschaft (s. z.B. Frankreich mit Paris) führt meines Erachtens immer in eine Sackgasse.
Bei den Preisen für Gemüse in den Supermärkten lohnt sich eigentlich nicht mal das Anschauen der Gartengeräte. Man darf aber nicht vergessen, dass diese Preise durch Subventionen, d.h. Unmengen von Steuergeldern, möglich gemacht werden. Man denke auch nur mal an die heutigen Fleischpreise und vergleiche die mal mit denen vor 20,25 Jahren.
Zum einen gibt es von der EU Zuschüsse für die Landwirtschaft (Flächenprämien etc.), zum anderen wird Strom umso billiger je mehr man davon verbraucht – günstig für große Supermarktfilialen mit jeder Menge Kühl- und Tiefkühlregalen, für die (Tief)Kühlhäuser der großen Ketten oder für Fertiggerichteproduzente, die die Bestandteile ihrer Produkte erst vorerhitzen und dann tiefkühlen.

Ein Hauptproblem ist derzeit noch die billige Energie. Deswegen können Fahrräder (vermutlich aus dem ostasiatischen Raum) für 250,- Euro im Baumarkt oder im Supermarkt verkauft werden, nachdem sie mit Hilfe großer Containerschiffe aus fernen Ländern hergeschifft wurden – und in Häfen abgeladen wurden, die vermutlich mit Hilfe von Subventionen, d.h. Steuergeldern, der Städte oder Regionen gebaut wurden. Mit solchen Preisen kann kein großer Fahrradhersteller in Europa mithalten.

WALTER Stach
WALTER Stach
10 Jahre zuvor

Reinhard Matern

-zu den Ideen im letzten Absatzes des Kommentars:

Wenn in einer Organisation für jedermann klar ist, daß ein wichtiges Ziel seit Jahren nicht erreicht wird, daß deshalb die gesamte Organisation in ihrem Bestand gefährdet ist und damit die Lebensgrundlage der in ihr tätigen von ihre abhängigen Menschen, dann ………….

Dann gibt es bekanntlich viele Möglichkeiten, Lösungen des Problemes anzugehen:

In der Organisation selbst:

Beginnend mit der aktiven Einbindung der Gesellschafter in den Prozess der Lösungsfindung.

Ferner:

Von “ Oben “

-vom Vorstand, vom Managment, vom Aufsichtsrat-
durch eigene Kräfte, durch den Einkauf von Beratungen und vor
allem mit Blick auf national und international vergleichbare
Organisationen (was machen die anders, was machen die besser und
warum ist das bei denen so?)

Von „Unten“

-aus der Mitarbeiterschaft; dort sind Ressourcen an Wissen und
Verstand vorhanden, die weit über das
hinausgehen, was tagtäglich für das
operative Geschäft gebraucht wird.

Aber auch von Außen:

Von den Kunden

-die aus ihrer Sicht Probleme erkennen, Fehler ausmachen, für die Organisation selbst blind sein kann.

Wenn ich diese Trivialitäen auf unserer Städte übertragen,

auf die Gesellschafter
-also auf die Bürger….

auf den Vorstand, das Managment, auf den Aufsichtsrat
-also auf den Verwaltungsvorstand, die Fachbereichsleitungen, auf den Rat und seine Ausschüsse-

auf die Verwaltungsmitarbeiter

auf die Kunden
also auf die einzelnen Bürger, auf Bürger(bürgerschaftliche Organisatione mit besonderen Interessen udn Ressourcen, also z.B. auf die örtlichn Unternehmesleitungen, die Banken-Sparkassenvorständen usw.

dann wäre das getan, was ich für selbstverständlich halte.

Wird in unseren Kommunen so verfahren, da man doch seit Jahren im Ruhrgebiet zu registriern hat, daß ein wesentliches (Organisations-)Ziel, nämlich die deutliche Reduzierung der Arbeitslosigkeit, nicht erreicht wird?

Und wenn nach aktive Mitwirkung all der Genannten am Ende eines solchen Prozesses feststeht, daß die Organisation aus objektiven Gründen nicht in der Lage ist und nicht in der Lage sein kann, ihr Ziel zu erreichen -nicht allein oder gar nicht-, dann…………..?

Dann habe sich all die Genannten mit den Konsequenzen aus dieser Erkenntnis zu befassen.

( Zum Beispiel:

Die Organisation erklärt offen und öffentlich, dass sie dieses Ziel aufgibt -sich nur noch mit mit „Anderem“befaßt oder sich mit der Aufgabe dieses Zieles zugleich selbst aufgibt (Auflösung von Kommunen? Totale Neuordnung örtlicher und regionaler öffentlicher Organisation? Wirtschaftsförderung/ Sichern und Schaffen von Arbeitsplätze als Aufgabe anderer -nicht kommunaler, nicht regionaler -Organisationen.

Die Organisation erklärt, dass sie dieses Ziel aufgibt, aber stattdessen Alternativen entwickeln und realisieren wird; Schlagwort: Nicht Vollzeitarbeitsplätze für alle (wenigstens mit Mindestlohn), sondern Beschäftigung für alle und Gewährung einer „Grundsicherung“……..)

Warum merke ich diese Trivialitäten hier an?

Daran ist ja nichts neu.

Nur meine ich zu erkennen, daß „man“ sich bei uns im Revier diesen „alten“, diesen simplen Erkenntnissen und den sich daraus ergebenden Konsequenzen nicht zu stellen scheint, nicht zu stellen bereit zu sein scheint, aus welchen Gründen auch immer.

abraxasrgb
abraxasrgb
10 Jahre zuvor

Solange diese Region an dem Traum vom „Groß-Ruhrgebiet“ oder wie auch immer man das nennen möchte, festhält, wird das nichts werden.

Der verbindende Konsenskleister ist die Fördergelderturmpolitik.

Der Existenzgrund der Region, die gemeinsame wirtschaftliche Grundlage, existiert nicht mehr. Jeder Versuch, diese Strukturen in die Zukunft künstlich zu verlängern, wird die Abwärtsspirale nur beschleunigen.

Helmut Junge
10 Jahre zuvor

Reinhard, OB-Link hat jetzt 6 Jahre Ruhe, auch wenn alle Parteien im Rat zusammen nur von 40% der Wahlberechtigten ihr Mandat bekommen haben. Die Mehrheit der Wahlberechtigten hat sich für keine der Parteien entscheiden wollen.
Die Zeiten, in denen die SPD in manchen Wahlbezirken 70% geholt hat, sind längst vorbei. Trotzdem eine Bestätigung herauszulesen, ist nur wegen des weit entfernten nächsten Wahltermins richtig. Und wenn die SPD ein Bündnis mit der CDU eingehen sollte, können die vielen kleinen Oppositionsparteien sich gegenseitig zerfleischen, oder auch beim Wähler punkten. Egal, kein Punkt bei den Wählern zählt, weil es vorerst keine Wahlen mehr gibt. Shon bisher hatte niemand Interesse die Fehler der letzten Jahrzehnte und der Gegenwart zu analysieren. Kein Pfusch am Bau, keine bestechung, nichts wurde aufgearbeitet. Das wird in Zukunft mit Sicherheit erst recht nicht geschehen. Es wird eher schlimmer.

Arnold Voss
10 Jahre zuvor

Ich habe am Sonntag nach dem Wählen eine Radtour von Bochum nach und durch Gelsenkirchen gemacht. Konnte mich nicht enthalten, dabei auch bei der Wahlparty der SPD im Hans Sachs Haus vorbeizuschauen. Frenetischer Beifall für Frank Baranowski, den durchaus sympathischen bisherigen und zukünftigen Oberbürgermeister, der sicher ein wichtiger Grund für die wiedereroberte absolute Mehrheit der SPD war.

In Anbetracht dessen, was ich auf meiner Radtour schon mit bloßem Augen an infrastrukturellem Verfall und sozialer Ödniss sehen konnte, war das für mich allerdings eine geradezu absurde Veranstaltung. Die SPD feiert sich während die Stadt zusammenbricht. Der Parteisieg als Niederlage für die Geimeinde, in der er gefeiert wird.

Der Saal war allerdings nur halb gefüllt. Nur Funktionäre, Verwaltungsleute und die wenigen ewigen Aktiven der immer kleiner werdenden Parteibasis. Das Ambiente des neuen und ausgeprochen aufwendig umgebauten Hans Sachs Hauses, von dem allerdings nur noch die Fassade übrig gebieben ist, war dagegen geradezu prunkvoll. Von Verfall keine Spur.

abraxasrgb
abraxasrgb
10 Jahre zuvor

@ Reinhard … Politik bzw. andere politische Verwaltungssysteme sind wohl kaum ein Ersatz für die fehlende wirtschaftliche Grundlage des Ruhrgebietes.

Mit touristischer Industriekultur und Festivals lässt sich diese Region auch nicht retten. Deshalb zieht kein Mensch und kein Unternehmen in das Ruhrgebiet 😉

abraxasrgb
abraxasrgb
10 Jahre zuvor

#7 Stephan
Zu billige Energie? Als Problem? *Hust*

Entweder hast Du eine grüne Brille auf, was beim Absetzen derselben zu dem komplementärfarbigen Nachbild der Wirklichkeit, nämlich rosarot, wird oder das Versagen des verteuerbaren Energieaktionismus noch nicht realisiert.

Du kannst aber gerne den Don Quijotesken Windräderkampf gegen die „zu billige Energie“ führen 😉

Die „Energiewende“ ist genau so CO-stenneutral, wie die Wiedervereinigung und führt direkt zurück in die wirtschaftliche Steinzeit …

Helmut Junge
10 Jahre zuvor

Nee, Reinhard, mitverantwortlich kann nur sein, wer wider besserem Wissen
UND (!) bei Vorhandensein einer realen persönlichen Handlungsmöglichkeit nicht aktiv wird. Eine kollektive Mitschuld an dem Wahlverhalten Anderer darf es nicht geben! Es reicht schon. daß es mich schüttelt, wenn ich sehe, daß die verantwortlichen Politiker sich selbst feiern können, ohne daß es zu tausendfachem Hohngelächter kommt.

abraxasrgb
abraxasrgb
10 Jahre zuvor

#19 Reinhard … Wenn diese Region das wieder auf dieser gigantischen regionalen Ebene versucht, kommen dabei nur wieder Festivals und Broschüren plus ein paar von Steuergeldern finanzierte Agenturen heraus.

Gerade ein weniger an „Politik“ (Frage ist, was wir beide jeweils darunter verstehen?), wäre ein erster Anfangspunkt.

Parallel dazu eine nach den bestehenden Strukturen differenzierte Entwicklungsstrategie, die den jeweiligen Potentialen und Defiziten angemessen agieren kann. Das bedeutet regionale Ungleichheit, die es zwar faktisch schon gibt, aber keiner eingestehen will.

Dem Agglomerationsbrei könnten Höhen und Tiefen endlich mal ein Profil geben 😉

Arnold Voss
10 Jahre zuvor

@ Reinhard Matern #15 abraxasrgb # 16

Das war auch ein Problem beim vom RVR veranstalteten Wettbewerb zu Zukunftsideen für das Ruhrgebiet. Niemand hatte eine überzeugende, geschweige denn tragfähige Idee für die wirtschaftliche Zukunft der Region. Nicht einmal die hinzu gezogenen Vertreter der IHKs des Ruhrgebietes.

Die Region hat in den letzten 30 Jahren eigentlich alle Chancen zu einer neuen wirtschaftichen Führungsrolle verschlafen. Jetzt, wo die Zentren der zukünftigen Schlüsselindustrien und -dienstleistungen längst auf andere Standorte in Deutschland und Europa verteilt sind, weiß natürlich keiner mehr, woher eine neue wirtschaftliche Dynamik für das Ruhrgebiet herkommen soll.Logistik ist schon auf Grund der geringen Arbeitsplatzeffekte keine Lösung.

Wären da nicht die weltweit führenden Mittelständler und die verbliebenen global Player aus dem alte Montan-Stahl-Komplex wäre diese Region schon lange am Ende. Aber gerade die fordern schon länger einen besseren Verkehr und eine zentrale Lenkung der wirtschaftsbezogenen Infrastruktur und Ansiedlung, d.h. ein Ende der diesbezüglichen Kirchturmspolitik. Bekommen haben sie bislang davon, und auch das viel zu spät, nur die regionale PLanungskompetenz des RVR.

Arnold Voss
10 Jahre zuvor

@ abraxasrgb # 10

„Solange diese Region an dem Traum vom “Groß-Ruhrgebiet” oder wie auch immer man das nennen möchte, festhält, wird das nichts werden.“

Groß-Ruhrgebiet ist kein Traum, sondern gebaute Realität. Zumindest was das urbane Kern-Ruhrgebiet betrifft. Die Stadträume der betroffenen Gemeinden sind sozial, infrastrukturell und wirtschaftlich so dicht vernetzt, dass eine enge Kooperation völlig unabhängig davon, ob es sich jemand wünscht oder nicht, materieller Zwang ist.

Aber selbst im ländlichen Haltern z.B fahren viele Menschen täglich zur Arbeit ins Kern-Ruhrgebiet, und viele Menschen aus dem Kern-Ruhrgebiet umgekehrt nach Haltern zur Wochenendfreizeit. Wunschdenken herrscht vor allem in solchen wohlgenährten Kleinstädten des RVR-Gebietes, und zwar dergestalt, dass sie ohne die ca. 3 Millionen Bewohner des Kern-Ruhrgebietes existieren könnten.

abraxasrgb
abraxasrgb
10 Jahre zuvor

@ Arnold Ich stimme Dir in dem Punkt zu, dass die Situation der Region einem „Gefangenen-Multilemma“ ähnelt. Die von Dir skizzierte Vernetzung kann doch der Ausgangspunkt entlang der erwähnten Vektoren Wirtschaft, Infrastruktur etc. sein. Nur eben nicht mehr auf die gesamte Region bezogen. Das ist meiner Meinung und Erfahrung nach planerischer Größenwahn und perpetuiert nur die Vergangenheit, mit ihren gewachsenen pfadabhängigen Strukturen, in die Zukunft.
Genau so, wie die Region punktuell ungesteuert (zusammen)gewachsen ist, verfällt sie nun, trotz oder wegen der großregionalen Verbindung als gesamtes Gebiet. Düsseldorf grenzt an Duisburg, hat sich aber historisch und soziologisch völlig anders entwickelt. Wenn sich die Erfolgspotentiale einzelner Stärken vom Riesenraum abkoppeln, haben sie bessere Entwicklungspotentiale. So wird der strukturelle Mangel und der Verfall nur kollektiviert (ich sage nur Kommunal-Soli und Subventionen). Ein Aufbrechen der politischen Gesamtstrukturen, würde den Spielraum für Experimente ermöglichen. Aber solange z.B. die Meinung von OWL zum RVR eine politische Rolle spielt, ist das aussichtslos, weil jede positive Entwicklung schon im Ansatz verhindert wird oder deren Erträge durch Quersubventionierung kannibalisiert werden.
Warum nicht auch mal eine Stadt abwickeln? Warum kein radikaler Schrumpfungs- und Diversifikationsprozess? Das würde aus der perspektivischen Einfalt in der Region endlich mal die Potentiale der realen Vielfalt ausschöpfen. Wer glaubt denn an ein „Kreativquartier“ Dinslaken-Lohberg? C´mon 😉
So bleibt das hier alles bloß ein gigantisches Kaff der guten Hoffnung … leider!

abraxasrgb
abraxasrgb
10 Jahre zuvor

#26 Reinhard … Veranstaltungen dieser Art gab und gibt es schon wieder viel zu viele … bis hin zu ihrer Institutionalisierung (regionale Wirtschaftsförderung bla bla bla etc.).

Ökonomisch betrachtet waren diese Initiativen alles Netto-(Steuer-)Geldvernichter, denn der Abwärtstrend der Region ist nicht nur nicht aufgehalten worden, sondern meiner Beobachtung nach, in den letzten Jahrzehnten, noch beschleunigt bzw. verstärkt worden. Solange die Entscheidungen an politische Wiederwählbarkeit gekoppelt sind, wird das strukturell nichts werden. Denn die „Verlierer“ oder „Nicht-Gewinner“ werden die Veränderung immer verhindern.

Solange sich hier in der Region an den historischen Strukturen mit ihren politischen und auch „urbanen“, die in Wirklichkeit eher dörfliche sind, Milieus festgehalten wird, pumpen wir Geld in eine Vergangenheit, die nostalgisch verklärt wird, aber keinerlei Tragfähigkeit für die Zukunft hat. Politisch wird das völlig anders gesehen, da klopfen sich lauter „einarmige“ wechselseitig auf die Schultern, weil sie ja alle so toll und fleissig am „Stillstand“, sie nennen es Wandel, mitgewirkt haben.

Etymologisch ist „Politik“ abgeleitet von „Polis“, dem Stadtprozess. Aber die zur Demokratie entwickelte Erkenntnis- und Dialogform war auch die Philosophie und nicht das Denken in Parteien und Ideologien …

Wandel? Der geht anders 😉

Stephan B.
Stephan B.
10 Jahre zuvor

, #18

Dass Strom so teuer ist liegt nicht an den Erneuerbaren Energien sondern an der Konzernmacht der vier großen Energieriesen. Der Strom an der europäischen Strombörse ist in den vergangenen Jahren immer billiger geworden, vor allem Dank der Photovoltaik, die Mittags am meisten Strom produziert. Die großen Konzerne haben aber früher Dank der Bedienung der Spitzenlast mit teuren Gaskraftwerken sowie dem sogenannten Merrit-Order-Effekt (alle Kraftwerke, egal ob AKWs, Braunkohle- oder Steinkohlekraftwerke, die zu Zeiten der Spitzenlast Strom produzieren bekommen die gleiche Vergütung wie die Spitzenlastkraftwerke), jede Menge „Kohle“ eingesackt, auf ihre ach so billig produzierenden Kraftwerke. Die Verbraucher sollen jetzt den Energieriesen die entgehenden fetten Gewinne aus ihrer Tasche bezahlen.

Das ist die verkürzte Version.

Wer heute einen neuen Drucker braucht, der lässt ihn nicht reparieren, sondern schmeißt ihn weg und kauft einen neuen – Dank des ständigen Transportes von Waren in Großcontainerschiffen aus Fernost, weil der Transport, gerechnet pro Stück, energetisch (noch) so billig ist. Mit der Produktion in Fernost verschwanden hier die Arbeitsplätze – eine Folge der billigen Energie. Wird die Energie, vor allem das Öl, teurer, werden die Waren wieder hier produziert und es enstehen wieder jede Menge Arbeitsplätze.

Stefan Laurin
Admin
10 Jahre zuvor
Reply to  Stephan B.

@Stephan B.: Hören Sie doch auf, grüne Ammenmärchen zu erzählen.
https://www.welt.de/wirtschaft/energie/article127918540/Deutschland-gehoert-zu-den-teuersten-Strom-Laendern.html
Die Energiewende ist nichts anderes als ein asoziales Programm, das auf Kosten von Mietern und Arbeitnehmern das Geld in die Hände der Solar- und Windanlangenbesitzer spült.
Mein Vorschlag: Schluss mit allen Subventionen. Aber das wäre das Ender der Ökospinnerträume…

Stephan B.
Stephan B.
10 Jahre zuvor

Noch genauer muss man sagen, dass die menschliche Arbeitskraft im Verhältnis zur (fossilen) Energie zu teuer ist. Deswegen werden z.B. auch verstärkt Maschinen und Roboter statt Menschen in den Fabriken eingesetzt, was natürlich auch mit dem Thema Computerisierung bzw. Rationalisierung (Verbesserung von Produktionsprozessen) zusammenhängt. Nichtsdestotrotz werden, Gott sei Dank(!), immer noch Menschen in der Produktion benötigt. Aber menschlicher ist die (Massenproduktions)Arbeit trotzdem nicht geworden, wie ich vor kurzem selber erleben durfte.
Die Herstellung von Robotern kostet (noch) wenig Energie.

Arnold Voss
10 Jahre zuvor

@ abraxasrgb # 28

Wandel und Innovation sind mehr Kinder der Krise als der Philosophie, womit ich nichts gegen die Wichtigkeit des grundsätzlichen Denkens sagen möchte. Der kluge König, sprich der regierende Philosoph, ein alter Traum aller gebildeten Idealisten, ist allerdings schon in der Antike an der Wirklichkeit gescheitert, weil die Krise der Ernstfall ist und Zweifel im Ernstfall nicht erlaubt sind. Wenn überhaupt, gibt es nur kurze Denkpausen.

Das Ruhrgebiet allerdings hatte genügeng Zeit zum ausführlichen Nachdenken, weil es zu einem der größten und andauernsten Subventionsgebiete ganz Europas geworden ist. Es hat Chancen über Chancen bekommen und sie nicht genutzt. Kritische Stimmen wurde nie ernsthaft angehört, stattdessen wurde immer neuer Gelder von außen eingefordert.

Der Frust derer, die diese Gelder bislang zu liefern hatten ist deswegen durchaus nachzuvollziehen. Die Forderung, dass das Ruhrgebiet endlich selber klar kommen, sprich sich mit seinem partiellen Niedergang abzufinden habe, ebenfalls. Diesen aber als eine neu Art der innerregionalen Vielfalt und Freiheit zu reklamieren ist allerdings zynisch.

Als Individuum darf man das in Anbetracht der politischen Verhältnisse in dieser Stadtregion natürlich sein. Der Verantwortlichen beim RVR können sich eine solche Position allerdings nicht erlauben. Zumindest nicht öffentlich. Eine solche Position ist auf Dauer aber auch handlungspraktisch nicht möglich, weil Niedergang und Aufstieg im gesamgten Rhein-Ruhr-Ballungsraum räumlich zu nahe beieinander liegen.

Keine Frage, Wachstumsunterschiede sind Anreize für größere Eigenaktivitäten, eine Abkopplung von jeglichem Wachstum schafft dagegen Apathie. Größere lokalere Freiräume bei der dezentralen Krisenbekämpfung, sei es auch als bewusstes Schrumpfen, wären natürlich vonnöten. Das Problem ist nur, das keine Stadt freiwillig schrumpft, weil das kurzfristig ihre Finanzprobleme noch weiter verschärft.

Der Konkurrenzkampf um Einwohner geht also weiter, obwohl alle sich gegenseitig Kooperation schwören. Daran ändern auch keine interkommunalen Gewerbeflächen etwas. Auch Schrumpfen geht deswegen nicht ohne regionale Leitlinien und innerregionale Lastenausgleiche. Der Niedergang lässt sich im Ernstfall nicht verhindern, aber er lässt sich sehrwohl steuern, wenn man ihn nicht leugnet sondern systematisch analysiert.

Helmut Junge
10 Jahre zuvor

@Stephan B. (29), Sie meinen also, wenn die Energie teurer würde, ginge der Welthandel runter, und darum würde hier wieder mehr produziert.
Hatten Sie darüber länger nachgedacht? Nicht? Tun Sie das einmal.
Zweitens:“Dass Strom so teuer ist liegt nicht an den Erneuerbaren Energien sondern an der Konzernmacht der vier großen Energieriesen.“
Ja wissen Sie einen Ort in Europa, wo es keine Stromriesen gibt, und deshalb der Strom dort billiger angeboten wird? Soweit ich weiß, könnten wir alle doch den Strom dort kaufen. Aber da kenne ich mich zugegebenermaßen nicht wirklich aus.
2012 lag der Solarstromanteil bei 4,2% des Gesamtstromerzeugung. Mehr nicht. Und dieser kleine Anteil soll preislich auf den Strompreis so stark einwirken?
Letzte Frage an Sie: Können Sie rechnen?

Arnold Voss
10 Jahre zuvor

@ Reinhard Matern

Die Lage ist wirklich äußerst schwierig, denn es gibt weder den großen Wurf für eine Lösung und nach wie vor auch keine gemeinsame Sicht der Ausgangslage. Aber sie nähert sich langsam an. Armut und Niedergang sind zumindest keine Fremdworte mehr im Wortschatz der Ruhrgebiets-OBs und das Bewusstsein, dass man nur gemeinsam etwas dagegen tun kann nimmt zu.

Aber das Gemeinsame ist immer noch mehr das gemeinsame Einklagen von Fremdhilfe als eine gemeinsame Zukunftsstrategie. Letztere würde nämlich unausweichlich auch Abgabe von lokaler Autonomie und Zentralisierung von gemeinsamen lokalen Aufgaben bedeuten. Letzteres ermöglicht aber das neue RVR-Gesetz immerhin auf freiwilliger Basis.

Die zentralen strategischen, sprich gemeinsamen Themen liegen allerdings auf der Hand: Verkehrsbeschleunigung und -integration, strukturelle Armutsbekämpfung, Weiterqualifizierung der Stadtlandschaft und politische Internationalisierung. Dabei müsste man sich obendrein in jedem Bereich auf wenige Schlüsselprojekte einigen und das ohne Rücksicht auf den üblichen raumpolitischen Proporz des „Was die anderen haben, muss ich auch kriegen“

Die Grundfrage dabei ist jedoch, ob selbst die strategisch reduzierten Anzahl der Zukunftsprojekte in Anbetracht der Schuldenlage noch aus eigener Kraft finanziert werden könnte. Ob es nicht selbst dazu der Voraussetzung eines Schuldenschnitts bedarf. Und da beisst sich dann wieder die Ruhrgebiets-Katze in den Schwanz, denn den muss ja auch Irgendjemand bezahlen.

abraxasrgb
abraxasrgb
10 Jahre zuvor

@ 30, 33, 34 Reinhard und Arnold

Zyniker, wie Ambrose Bierce im Wörterbuch des Teufels definiert:
Zyniker, der [Subst.], ist ein Schuft, dessen mangelhafte Wahrnehmung Dinge sieht, wie sie sind, statt wie sie sein sollten.“

Zur Philosophie: Facere docet philosophia, non dicere. Seneca … Handeln lehrt die Philosophie, nicht das Reden 😉

OK, Schöngeistigkeit mal beiseite gelassen. Die Probleme z.B. Verkehr etc. sind doch klar überkommunal also regional, klar und erkannt. Allerdings liegt hierfür die Entscheidungskompetenz wohl eher beim Land / Bund? Beim idiotisch organisierten ÖPNV bzw. einem schlüssigen Mobilitätskonzept ist die Region selbst verantwortlich … da liegt ein gigantisches ökonomisches Potential völlig brach!
Was fehlt ist eine schlüssige langfristige Strategie. Ich denke, darauf können wir uns einigen? Frage ist, wie kommt diese Strategie a) zustande und b) in die entscheidenden Köpfe / Hände? c) wie macht man das den Bewohnern (Wählern) klar?
Völlig verschiedene Facetten ein und desselben Flaschenhalses der möglichen Veränderungsprozesse.

Wenn ich Arnold richtig verstanden habe, sehen wir die Lage ähnlich (hoffnungslos)? Der Region bleibt nur ein abgefederter Weg nach unten, weil die politische Konsenskultur und der gewollte Egalitarismus (nennt es von mir aus Solidarität oder kommunaler Egoismus, bleibt sich im Ergebnis gleich) keine andere Alternative zulässt? Schade! Wirklich Schade!

Was das Dilemma der Akteure anbelangt, ist mir die Situation ökonomisch (spieltheoretisch) leider auch klar, deshalb ja auch meine Kritik an den Versuchen, etwas in den bestehenden, von Wahlen abhängigen Strukturen zu verändern. Es müsste ein „Akteur“ sein (sekundäres Sozialsystem), der vielleicht auch als Buhmann verantwortlich gemacht werden kann. Wie bei unternehmerischen Beratungsprozessen: Geht es gut, war es der Vorstand / die Geschäftsführung, geht es schief oder tut es weh, sind es die Berater 😉

Neue „Industrien“ wird es wohl nicht mehr so schnell geben, dazu sind wir im falschen Kondratiew-Zyklus 😉 Aber eine höhere Produktivität der wirtschaftlich eingesetzten Ressourcen. Sprich eine höhere Wertschöpfung, die sekundäre Effekte hervor ruft.

Worin ich völlig zustimme: 1. fände ich diese Region nicht so toll und voller Potentiale, würde ich nicht einmal in diesem Blog dazu schreiben geschweige denn, mich mit dieser Region auseinander setzen.
2. Ja, es gibt hier sozialen Sprengstoff und ein bislang politisch korrigiertes unausgesprochenes Konfliktpotential … und ich bin ebenso froh (und verwundert!), dass es bislang scheinbar friedlich geblieben ist. Wobei ich, aus eigener Anschauung, zunehmend skeptischer werde.

Aber Zustände, wie in London oder den Pariser Banlieus sind uns bislang noch erspart geblieben … weil RUHR (urbanistisch betrachtet) eben KEINE Metropole ist 😉

Es wäre schon viel gewonnen, wenn wir die hier ausgebildeten Akademiker halten und zur regionalen Wertschöpfung gewinnen könnten. Der Brain drain ist soziologisch doppelt fatal.

Letztendlich bleibt nur die „realistische“ Perspektive, die mir nicht wirklich gefällt: Too big to fail 🙁 was auch heissen soll, dass auch der rapideste Verfall mal auf der Talsohle ankommt und dort zumindest auf niedrigem Niveau stagniert. Das wäre mir aber auch entschieden zu wenig aus den Potentialen der Region gemacht …

Apropos Region, Wesel, Neukirchen-Vluyn, Werne (nur willkürlich ausgewählt, no offense intended) müssen meiner Meinung nach nicht notwendig dazu gehören. Ein Diversifikation der rezenten Strukturen im Sinne von Ausgliederung einerseits und „Eingemeindung“ im Sinne von administrativer Zusammenlegung , ist für mich, jenseits der politischen Durchsetzbarkeit, das derzeit spannendste Denkmodell für die Zukunft. (ich höre schon das historische (hysterische) Gekreische …). Die Thematik hat Arnold ja nebensätzlich schon angesprochen und sie taucht regional ja bei verschiedenen Themen, wie Messen, Flughäfen etc. immer wieder auf. Die Nähe zur „Rheinschiene“ …

Strategisches Bonmot am Ende: Sir, we are surrounded! Fine, then we can attack in any direction 😉

Alreech
Alreech
10 Jahre zuvor

Der Strompreis liegt bei 25 cent/kWh, die bösen Konzerne fahren mit ihren neuen Gaskraftwerken Verluste ein, und die Besserverdienenden bekommen für jeder kWh die sie mit ihren Photovoltaikelementen produzieren bis zu 40 cent/kWh – egal ob diese kWh im Moment benötigt wird oder nicht.
Das deutet natürlich ganz klar darauf hin, das die bösen Konzerne an den hohen Strompreisen Schuld sind…

Bislang werden 25% der Stromversorgung über das erneuerbare Energiengesetz finanziert, die Finanzierung erfolgt über eine Umlage auf die gesamte verkaufte Strommenge.
Was passiert wenn die Menge des verkauften Stromes drastisch sinkt, z.B. durch verbesserte Effizienz oder eine Wirtschaftskrise ?
Richtig, die EEG Umlage wird drastisch steigen.
Ein sonniges, windiges Jahr mit Wirtschaftskrise könnte die EEG Umlage drastisch steigen lassen. Schon bei den jetzigen 25% Anteil sind es 6 Cent pro kWh.

Die sogenannte Energiewende war bislang nichts anderes als eine Privatisierung der Stromversorgung, und wie jede Privatisierung führt sie zu höheren Endverbrauchspreisen und mangelnder Qualität.
Nur das die Gewinner dieser Privatisierung keine bösen Konzerne sind, sondern Besserverdiener die es sich leisten können in Photovoltaikanlagen oder Windparks zu investieren.

Und nein, die energieintensiven Betriebe sind bislang nicht aus Europa abgewandert. Die billigen Fahrräder, Fernseher und Photovoltaikelemente aus Asien sind nicht so billig weil dort der Strom billig ist, sondern weil sie Arbeitsintensiv sind.
Aber an der Vertreibung der energieintensiven Betriebe arbeiten die Grünen und die SPD ja gerade, keine Angst, dann wird bestimmt alles besser.

Helmut Junge
10 Jahre zuvor

@Alreech (37), der Irrtum, daß die sogenannte Alternative Energie sich volswirtschaftlich so rechnet, wie es ihrem Anteil am Energiemix entsprechen würde, beruht zum eine teil darauf, daß zu den Zeiten,in denen die Sonne scheint, oder eine günstige Brise weht, die Kraftwerke zwar ihre anlagen drosseln müssen, aber ihre betriebskosten weiter laufen. Ea wird nicht ein einziger Mitarbeiter für die Sonnenscheindauer entlassen. Was als „Gewinn“ letztlich herauskommen kann, ist der Anteil der Kosten, der zur Bezahlung der Brennstoffe benötigt wird. Wenn also 2012 der Anteil der Stromerzeugung durch Photovoltaik 4,2% betrug, rechnen Grüne sofort 4,2% Kostenersparnis. Das ist aber nicht richtig, weil nur eben der Energiepreis gerechnet werden darf. Der beträgt aber nur einen Bruchteil der Betriebskosten der Kraftwerke. seit man den Grünen Milchmädchenrechnungsmethoden unterstellt, haben die entdeckt, daß dieses Wort eine Diskriminierung gegenüber Frauen ist und daß man das Wort nicht mehr sagen sollte. Dabei beruht doch beinahe alles, was die Grünen sich ausdenken, auf solchen Wunschrechenmethoden.
Um auf das Thema von Reinhard Matern zurückzukommen, muß ich ihn davor warnen, diese Partei in seine Überlegungen wie wir aus dem regionalen Slum herausfinden könnten, einzubeziehen. Das ginge dann nicht gut, und zwar auch dann, wenn die es wollten. Der Weg in Reinhards Richtung ginge wahrscheinlich mit keiner der mir bekannten Parteien. Wo sind die auch, wenn wir hier über solch ein Thema diskutieren?

WALTER Stach
WALTER Stach
10 Jahre zuvor

Wie wäre es, wenn wir hier bei den Ruhrbaronen

– nicht nur zum X-ten Male über Probleme diskutieren würden- inhaltliche, organisatorische, personelle-, oftmals als Wiederholungen altbekannter Melodien, hier und da erfreulicherweise ergänzt um Neues, sondern uns losgelöst von allen Erwartungen, Hoffnungen, Enttäuschungen, die oftmals resultieren aus konkreten Erkenntnissen und Erfahrungen im Beruf und ihr jeweiliges Fundment haben in unterschiedlichen wissenschaftlichen Disziplinen,-

sondern davon losgelöst

-auch losgeöst von allen Erwartungen,Hoffnungen, Enttäuschungen,losgelöst von konkreten beruflichen Erfahrungen, losgelöst von Erkenntnissen (und Wünschen), die der jeweils eigenen wissenschaftlichen Disziplin geschuldet sind, losgelöst von parteipolitisch bestimmten Interessen,

uns `mal Gedanken darüber machen würden,

wie „man“systematisch, pragmatisch,

– nicht von Ideologien oder gar von Dogmen beeinflußt, nicht eingeengt von parteipolitichen Vorgaben-

einen Prozeß anzugehen und zu gestalten hätte,der den umfassenden Titel „Ruhrgebiet 2o50“ tragen oder konkret firmieren könnte unter „Auswege aus dem regionalen Slum“ oder noch konkreter unter „Arbeit/Bschäftigung im Revier 2o5o“.

Ich habe dazu unter -8- aus meiner Sicht Einfaches vorgetragen;.

„Man“ müßte das E i n f a c h e alsbald einfach ‚mal so oder so ähnlich m a c h e n .

Wer könnte „man“ sein?

Arnold Voss
10 Jahre zuvor

@ abraxasrgb # 36

Ja, das Ruhrgebiet als RVR-Gebiet ist nicht nur räumlich sondern auch politisch zu groß. Räumliche Reduktion und stärker politische Integration sind deswegen die richtige Entwicklungsrichtung einer neuen Ruhr-Governance-Strategie. Damit würder aber ein weiteres Fass aufgemacht, mit dem der RVR zur Zeit überfordert wäre.

Jenseits der damit verbunden Ängste um die mögliche Fliehkräfte die dadurch mobilisiert werden könnten, scheint mir eine solche Reorganisationsdebatte allerdings überhaupt nur dann sinnvoll, wenn es dazu auch ein tragfähige ökonomische Entwicklungsstrategie gäbe. Die größere Schlagkraft zu ihrer Durchsetzung wäre dann nämlich das zentrale Motiv einer Reduktion der Anzahl beteilgten und einer stärker politische Integration der verbliebenen Gemeinden.

Ansonsten gilt die einfache Regel: Wer von sich aus keinen Vorteil bei der Integration sieht wir sich auch nicht Integrieren lassen. Wer sich allerdings selbst in der Zukunftstrategie und ihren Schlüsselprojekten wiederfindet, zumindest aber darin auch für sich selbst Synergiereffekte sieht, der wird auch bereit sein, die eigene Autonomie für eine größere gemeinsame Schlagkraft einzuschränken.

Im Kleinen ist es da im Ruhrgebiet ähnlich wie bei der Europäischen Union im Großen, allerdings mit dem Vorteil einer gemeinsamen Landessprache. Das zukünftige Ruhrparlament wird deswegen, sofern es zu einer gemeinsamen und tragfähigen Zukunfsstrategie kommt, auch eine wesentliche größere Rolle spielen, als es die meisten zur Zeit erwarten, oder sogar aus politischen Gründen wünschen.

WALTER Stach
WALTER Stach
10 Jahre zuvor

-43-Reinhard Matern

Wenn z.B. der RVR oder eine Großstadt des Reviers „man“ wäre oder die 3 IHK des Reviers oder eine Uni oder alle Unis oder all die Genannten gemeinsam unter einem Dach: Das wäre doch ‚was.!!
Und wenn die losgelöst von….-sh.mein Beitrag 41-………, dann…….

Ob sich für ein solches Projekt -beratend,mitwirkend oder federführend-eine in diesem Segment tätige Stiftung finden ließe?
Ich habe vor vielen,vielen Jahren ‚mal, als ich dort noch beratend aktiv war, versucht,die Bertelsmann Stiftung für das Thema „Zukunft des Ruhrgebietes, Zukunft in der Metropolregion Ruhr“ zu interessieren;vergebens.

Ein Prozess, wie ich ihn skizziert habe, kostet eine Menge Geld!

Denkbar, daß man dafür auch EU-Fördermittel locker machen könnte. Es geht immerhin um eine der bevölkerrungssärksten Regionen in der EU und um eine, deren Probleme auch für die EU relevant sind und deren Lösung EU-weit eine Pilotfunktion haben könnte.

Im übrigen bin ich selbst zu alt dazu, mich so oder so, direkt oder indirekt, in einen solchen Prozeß mit konkreter Arbeitsleistung einzubringen.

Arnold Voss
10 Jahre zuvor

@ Reinhard Matern # 38

Ich finde die Idee eines solchen Symposions grundsätzlich gut, weil es eine wirtschaftspolititische Debatte über die Zukunft dieser Stadtregion – sorry, aber der Begriff Metropole kommt mir im Zusammenhang mit dem Ruhrgebiet nicht so einfach von den Lippen wie anderen – schon lange nicht mehr gegeben hat. Eigentlich ist sie spätestens seid der IBA-Emscherpark eingeschlafen, bzw. nicht mehr vertieft worden.

Kunst und Kultur haben stattdessen in jeder Weise die Themenhoheit übernommen und sich dabei zunehmend auch selbst übernommen. Die neuerliche Suche nach der sogenannten Kreative-Klasse des Ruhrgebietes ist der letzte große Ausdruck dieser vergeblichen Hoffnung, dass hier eine neue Wachstumsdynamik verborgen liegen könnte.

Das wirkliche Metropolen das schon mehr als 10 Jahre früher gemacht und hinter sich gelassen haben, fiel den Verantwortlichen in der Region erst dann auf, als die Anzahl der Konferenzen zum Thema die Anzahl der Kreativen zu überschreiten drohte und fest gestellt werden musste, dass auch auf diesem Zukunftsfeld im deutschen und europäischen Raum der Kuchen schon lange verteilt war.

Aber wenn bei einem solchen Symposium aber wieder die Schönredner und Weichzeichner dominieren, und das ist im Ruhrgebiet die Regel, weil alle anderen für Nestbeschmutzer gehalten werden, sollte man vorn vorne herein die Finger davon lassen. Davon haben hier viele der vor Ort Aktiven gelinde gesagt die Nase gestrichen voll. Sie gehen da aus gutem Grunde einfach nicht mehr hin.

Arnold Voss
10 Jahre zuvor

Bis das Parlament zum ersten Mal gewählt ist, ist es aber zu spät. Die Debatte muss sehr bald, muss jetzt beginnen und der einzige der sie zur Zeit systematisch führen könnte ist der RVR. Er muss sowieso den neuen Regionalplan machen und dazu gehört nach meiner Ansicht auch eine ökonomische Zukunfsstrategie. Sie kann formal nicht Teil des eigentlichen flächenbezogenen Plans sein, aber es soll dieses Mal ein Strategiebuch dazu geben. Da genau gehört sie rein.

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