Wunder der Physik – die Nummer vom Foucaultschen Pendel ward gegeben

Endlich: Die Erdrotation ist bewiesen – und sie bewegt es doch

Foucaultsches Pendel. Foto: Heinrich-Hertz-Berufskolleg Düsseldorf
Foucaultsches Pendel. Foto: Heinrich-Hertz-Berufskolleg Düsseldorf

„Ich werd‘ das Pendel jetzt einschwingen“, spricht der junge Mann im Strickpullover und schnappt sich eine brennende Kerze. Mit deren wachsgespeister Flamme brennt er eine Schnur ab, die das Pendel zum Schwung freigibt. In der Folge pendeln auch die Augenpaare der Betrachter fasziniert und rhythmisch hin und her.

An diesem Freitag abend findet sich ein Dutzend Hobbysterngucker im Treppenhaus eines abgenutzten Schulgebäudes ein, um in öffentlicher Veranstaltung ein klassisches Experiment nachzuvollziehen: Die Nummer vom „Foucaultschen Pendel“ wird gegeben.

Ein historischer Versuch der Experimentalphysik, der zum Beweis der Erdrotation dient.

Für diese Live-Show nimmt ein Bevollmächtigter den wissenschaftlich Interessierten zwei Mark fünfzig ab. Um Heerscharen von Pennälern mit der spektakulären Lehre von der Erddrehung beglücken zu können, ersannen die Baumeister der naturwissenschaftlich orientierten Oberschule die Experimentalanordnung eigens als Inhouse-Lösung.

Streng nach Versuchsvorschrift ist an dem von der Decke darniederhängenden Haken ein Draht zu knüpfen. In Kellerhöhe, nach acht, neun Metern, endet der Schwungfaden an einem Metallzylinder, der das Pendel darstellt. Auf dem Kellerboden ist der Pendelweg durch eine Metallintarsie schon vorgezeichnet. Weicht nun der Pendelweg beizeiten von dieser Strecke ab, gilt das als Beweis für die Erddrehung.

„Denn das Foucaultsche Pendel verläßt niemals seine Schwingungsebene, die Erde dreht sich unter dem Pendel weg“, doziert Experimentator Thomas, derweil er in seiner Jutetasche nach weiteren Informationen kramt. Die richtig harten Fakten werden den Physikfans drei Stockwerke höher präsentiert.

„Ich werde nunmehr drei Ausführungen zur Erdrotation machen“, steigt der Dozent ein. Der Vortrag wird in einem völlig verwüsteten Klassenzimmer dargeboten: Gesplitterte Fensterscheiben, verbrannte Gardinen, verkohlte Fensterbänke.

An der vergammelten Korkpinnwand hat sich ein Schmierant zu „Anthrax“ bekannt.

Doch die Jungforschis leben in anderen Welten.

Völlig fasziniert starrt ein junger Mann mit Knopfaugen auf die Overheadprojektion, mit deren Hilfe der Vortragende Thomas den Mikrokosmos der einschlägigen Naturgesetze erläutert. „Folglich findet am Äquator überhaupt keine Pendelbewegung statt“, zieht er eine Konklusion. Gerührt hält ein Nachwuchs-Physikerpaar Händchen unter der Schulbank.

„Das Pendel kennt seine Ruhelage, und somit stellt sich hier die Frage nach dem absoluten Raum„, referiert sich der Mann vorn in Rage. Im Auditorium mümmelt ein Flaumbart konzentriert an seinem Federhalter.

„Wer weiß hier was über den absoluten Raum?“, will Thomas inquisitorisch wissen. Ein Lehrer in Zivil, mit gnadenlos verwittertem Jungengesicht, starrt verschüchtert auf seine Fingernägel. Der ergraute Fachmann mag sich jetzt so in der Defensive fühlen wie Papst Gregor XVI., der schon 1852 gezwungen war, die spektakuläre Lehre von der Erddrehung anzuerkennen.

Tatsächlich zeigt sich heutzutage der praktische Beweis schon nach einer halben Stunde Hin-und Her-Gehangel.

„Die Abweichung ist signifikant“, stellen die Freunde der Experimentalphysik nach einer Tour durchs Treppenhaus im Keller fest. Was zu beweisen war.

Anmerkung. Wie komm‘ ich denn da drauf? Nun, ich hab‘ grad‘ einen meiner Webserver aufgeräumt und die Geschichte da wiedergefunden. Die hab‘ ich vor mehreren Äonen aufgeschrieben. Sie ist zeitlos wie die Erddrehung. Außerdem find‘ ich Anthrax und Public Enemy, die oben in der Geschichte auftauchen, plötzlich wieder gut.

Lob des Rainald Grebe und natürlich auch Claps für dessen Orchester der Versöhnung

Rainald Grebe ist zur Zeit der beste deutschspachige Liedermacher zwischen Freiburg-Stühlinger und Berlin-Prenzlauer Berg.

Die Texte sind Klasse, er beoachtet halt sehr fein und er kann auch gute Mucke machen, als gelernter Klavierspieler. Grebe stammt gantiert nicht aus Delmenhorst. Grebe und Combo gastieren in ein paar Tagen bis in ein paar Wochen im Admiralspalast – Berlin Mitte. Vor Tagen im ZDF-Morgenmagazin.

Topfgeldjäger sind schimmeliges Brot

Es macht sich ja heute keiner der der Aufklärung Verhafteten mehr einen Begriff davon, welch gnadenloser Mist am Nachmittag selbst auf den öffentlich-rechtlichen Sendern läuft.

Die sich von Topfgeldjägern nähren. Also diese Kochshows.

Weil ja gottlob niemand Fernsehen mehr guckt. Also – ich kenne niemanden, der noch Fernsehen guckt. Ehrlich.

Topfgeldjäger, allein das billige Sprachspiel aus der Wortspielhölle schon, natürlich im ZDF, so gut wie täglich ab 15.05 Uhr zu sehen, ist so ein peinsackartiges Format dieser Kochshows, von denen man ja mittlerweile gar nicht mehr weiß, wieviele es davon auf welchen Sendern auch immer gibt.

Deren einzig ernstzunehmendes Format bekanntlich Silent Cooking war:

Keine Show. Eine Reduktion. Der Koch hält seine Fresse. Unterlegt von Trance Musik wird geschnibbelt, geraspelt, püriert. No Frills. Fast schon Zen, der Kram.

Zu den Topfgeldjägern:

Dazu hat Max‘ Goldts Combo Foyer des Arts dazu schon alles gesagt. Und zwar schon vor Jahrzehnten.

Gewissermaßen antizipierend. Siehe oben: Schimmliges Brot.

Bzw siehe hier: Wolfgang Siebeck hat Recht.

Der Pilz des Jahres ist der blaugestiefelte Schleimkopf

Die Gesellschaft für Pilzkunde hat ihren heurigen Liebling bekannt gegeben: Der Pilz des Jahres ist der blaugestiefelte Schleimkopf.

Der blaugestiefelte Schleimkopf: Ein schmieriger Typ - aber gut im Geschmack. Bild Wikipedia
Der blaugestiefelte Schleimkopf: Ein schmieriger Typ - aber gut im Geschmack. Bild Wikipedia

Die Pilzzeit hat begonnen. Anläßlich dieser Zeitenwende zum Feuchten und zum Dunklen hin benennt die ehrenwerte Gesellschaft für Mykologie alljährlich seit Jahrzehnten ihren Pilz des Jahres.

In diesem Jahr ist es der blaugestiefelte Schleimkopf, auch bekannt als Schleiereule (Cortenarius praetans) – ein Pilz aus der Gattung der Haarschleierlinge aus der Untergattung der Schleimköpfe.

Interessant ist der Fortpflanzungsmodus des blaugestiefelten Schleimkopfes:

Er sondert ein grünliches Sekret als Sporenträger ab, das Schmeißfliegen anzieht, die dann die Sporen verteilen.

Der blaugestiefelte Schleimkopf gilt als exellenter Speisepilz.

Und wer jetzt hier glaubt, daß ich das unter Einfluß meines Lieblingspilzes, nämlich Stropharia Cubensis, das ist eine Art von denen mit dem Wirkstoff Psilocin, geschrieben habe

– das täuscht.

Mykologen wollen nämlich mit dergleichen Pilzpromotion auf die Artengefährdung von Pilzen aufmerksam machen. Als Indikator für den Raubbau an der Natur.

Der blaugestiefelte Schleimkopf etwa ist durch industrielle Forstwirtschaft in Europa und Asien gefährdet.

Das mag etwa den Naturschutzbund (NABU) bewogen haben, ein Gewinnspiel ins Netz zu stellen.

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Politik der verbalen Zauberformeln

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Slow train coming: Die NRW-Wahl ruckelt näher, die Parteienlandschaft wackelt und die Parteien ringen um Aussagen, damit sie Slogans bringen können, die Wähler beeindrucken. Was sagt die SPD über die schwer Vermittelbaren? Hartz-IV-Empfänger sollen zukünftig umsonst arbeiten – das aus dem Mund einer Partei, die sich traditionell den sozial Schwachen verpflichtet fühlt. Notwendigkeit oder Vernachlässigung der eigenen grundlegenden Ziele? Was hätte Willy Brandt dazu gesagt? Wäre sein Lächeln milde wie das der Mona Lisa gewesen, weil er keinen anderen Weg gesehen hätte, oder hätte er dafür gestritten, eine politische Alternative zu bringen?

Wahlaussagen prägen das Image der Parteien nachhaltig. Sie zementieren eins ums andere mal die politische Positionierung. Die Wirtschaftskrise lädt dazu ein, wie im Schlußverkauf populäre Versprechen abzugeben. Wohin es führt, wenn man die nicht hält, sieht z.B. die FDP zur Zeit. Wenn die (finanziellen) Probleme drücken, liegt andererseits eine Aussage wie die zu Hartz IV leicht auf den Lippen einer Partei.

Aber unabhängig vom Tagesgeschäft und der großpolitischen Wetterlage, wo bleibt die Programmatik, für die eine Partei steht? Die SPD betreibt wohl Zielgruppensplitting: Die Sozial Schwachen gibt sie an die Linken ab. Aber wer soll sie dann wählen?

AMI Leipzig: Renault Proprement

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Wir stellen einen dritten heißen Kandidaten für das Auto der Zukunft auf der Automobilmesse „Auto Mobil International“ (AMI) in Leipzig vor, diesmal mit Seifenkisten-Feeling.

Renault wird den Autoliebhaber in der Kompaktklasse mit dem preiswerten „Proprement“ überraschen, bei dem Karosserie und Antriebsenergie aus ein und demselben Werkstoff bestehen: Aus Seife. Drei Motoren in Frühlingsduft, Rosmarinöl und Kamille stehen zur Auswahl. Eine Variante mit ätherischen Ölen wartet noch auf die Straßenzulassung.

Nachdem der Renault-Motorenabteilung die Erlaubnis zur Kernspaltung verweigert wurde, experimentierte man in Boulogne-Billancourt mit umweltfreundlicher Kernseifenenergie. Der aus dem Auspuff kommende saubere Seifenschaum wird im Heckschaumspender aufgefangen.

Man sollte sich nicht davon irritieren lassen, dass das Werk nur kantige Fahrzeuge ausliefert. Mit einem serienmäßig beiliegenden Spachtel kann die Linie vom Fahrer in die individuell gewünschte Form gebracht werden. Autorisierte Dienstleister werben mit der Plakette: „Rein in jeder Form“. Renault spricht von einem Schönwetter-Auto.

Von Gastautor Manfred Ganswindt.

AMI Leipzig: Ferrari Camouflage

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Die Zukunft des Automobils zeigt sich, wenn sich im nächsten Monat die Leipziger Pforten für die Automobilmesse „Auto Mobil International“ (AMI) öffnen. Wir greifen vor und stellen einen weiteren heißen Boliden der Zukunft vor.

Ferrari präsentiert den ersten Zwölfzylinder im aufregenden Bundeswehr-Look. Erd- und Olivtöne stehen zur Auswahl. Die Handy-Halterung kann mit nur einem Handgriff gegen einen Flaggeschütz-Flansch ausgetauscht werden. Zündet der Motor, klappt das Navigationsgerät mit einem knackigen Explosionsgeräusch auf. Der Rauchwolkenverwirbeler kann abgeschaltet werden. Per Fingertipp leuchten alle aktuellen Kriegsschauplätze auf einer übersichtlichen Weltkarte auf.

Schnell ist mittels eines Dreiwegschalters für Überblick gesorgt: Die Kriege lassen sich gezielt nach Kriterien anwählen, nach solchen mit deutschem Interesse, amerikanischem Interesse und solchen, die nur interessantes Gemetzel sind. In den feineren Ortsansichten sind alle strategisch wichtigen Ziele, Tankstellen, Brücken und Bordelle mit farbigen Fähnchen markiert. Schnell speichert der MyWar-Button Bewertungen für bis zu zehn persönliche Lieblingskriege.

Sämtliche Militärsender sind mit dem stylischen Military-Look-Weltempfänger abrufbereit, Verschlüsselte Sender nur mit zusätzlicher Common-Interface-Karte. CI-Karten können von staatstragenden Bürgern bei jedem Geheimdienst zu saftigen Preisen erworben werden. Ein gültiger Personalausweis ist Pflicht.

Von Gastautor Manfred Ganswindt.

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AMI Leipzig: BMW Tadaradaaadaa Tadaradaaadaa

SUV: Im Galopp zum Streetbanging. Von Gastautor Manfred Ganswindt.

Die Zukunft des Automobils: Im April öffnen sich die Leipziger Pforten für die Automobilmesse „Auto Mobil International“ (AMI). Wir greifen vor und stellen einen heißen Boliden der Zukunft vor. (Damit man weiß unter wessen Räder man kommt.)

BMW-Kunden bemängeln häufig, dass sich das auf der Autobahn einzigartige Überholprestige ihres Geländewagens im dichten Innenstadtverkehr, zwischen Horden von Fussgängern, verlieren würde.

BMWs innovative Ingenieure bauten kurzerhand die Walküre in das Fahrzeug ein. Wagners Oper wird über die Karosserie abgestrahlt, die aus dem selben schwingungsfreundlichen Aluminium besteht wie die Membranen der bekannten Bassboxen von Larry Hartke. Wie erwartet stellt sich der großzügige Fahrgastraum als idealer Resonanzkörper heraus. Narrensicher: Die Lautstärke wird über das Gaspedal geregelt. Tritt man das Gaspedal ganz durch, schaltet sich der Kickdown ein: Die Oper springt augenblicklich zum Walkürenritt.

Von Gastautor Manfred Ganswindt.