Wer den religiösen Dialog will, der muss zur Religionsfreiheit erziehen

DITIB Moschee in Köln Foto: Raimond Spekking, © , CC BY-SA 4.0

Ohne Freiheit keine Dialog und ohne Dialog keine Freiheit. So einfach ist das und doch so schwer. Wer seinem Kind, schon bevor es sprechen kann, seine eigene Religion verpasst, der will keinen Dialog. Sonst würde er oder sie warten, bis das eigene Kind soweit ist, um in eben diesem Dialog mit den Eltern über seine eigene Religionszugehörigkeit zu entscheiden. Die Religionslosigkeit eingeschlossen. Wer das nicht tut, sollte über Religionsfreiheit schweigen, egal welcher Religion er oder sie angehört.

Die Erziehung zur Freiheit beginnt nämlich zuhause, wo sonst. Denn frei sein will gelernt sein. Kinder kommen als naturgemäß Abhängige zur Welt. Sie sind auf die Erwachsenen total angewiesen, weil sie erst einmal Wachsende sind. Sie bedürfen ihrer Maß- und Vorgaben, ja ihrer Anweisungen um die ersten Jahre überhaupt zu überleben. Aber sie bedürfen keineswegs der Taufe, der Beschneidung oder sonstigen Ritualen, um einer Religion anzugehören. Wenn überhaupt, ist das ein Bedürfnis der Eltern.

Die haben sogar das Recht zur Religionsbestimmung, was aber nicht heißt, dass sie es nutzen müssen. Niemand muss seinen Kindern eine Religion aufzwingen. Es sei denn, er oder sie glaubt wirklich, dass das Kind, wenn es denn ohne Glaubenszugehörigkeit sterben sollte, eine überirdische Strafe zu gewärtigen hat. Wer das allerdings für bare Münze nimmt, mit dem ist sowieso kein religiöser Dialog, denn überhaupt ein Gespräch über menschliche Freiheit zu führen. Wer Freiheit nicht will, will auch keinen Dialog.

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Armut, Rassismus und die Essener Tafel

Wasserturm am Steeler Berg. Sitz der Tafel Essen Foto: Wiki05 Lizenz: Gemeinfrei

Nein, ich kenne keinen Ausländerfeind, der erst bei 75 Prozent den Fremdenanteil stoppt. Erst recht keinen, der das nur auf Zeit tut. Ich kenne auch keinen Rassisten, der über viele Jahre Migranten und Deutsche gemeinsam bedient und ab 75% Migranten auf Rassismus umschaltet.Ich kenne aber Menschen, die weitaus größere Probleme mit ungewohnter sozialer Umgebung und anderssprachigen Begegnungen haben als ich. Die ängstlich und nicht neugierig werden, wenn zu viele Menschen um sie herum sind, die sie nicht verstehen und die nicht ihre Gewohnheiten pflegen.

Es ist eine der großen kollektiven Idiotien nicht nur der linksliberalen Mittel- und Oberschicht, sich selbst als den Durchschnitt zu sehen, und die, die kulturell nicht so ticken wie sie, als irgendwie abgehängte Minderheit zu deklassieren. Ist der größte Teil der oberen 2 Drittel doch selbst nur unter den Luxusbedingungen großer ökonomischer Absicherung sowie zeitlich und sozial begrenzter Dosierung zum multikulturellen oder sogar transnationalem Leben in der Lage. Die Mehrzahl bleibt genauso gerne unter sich wie alle anderen gesellschaftlichen Schichten und Gruppen.

Multikulti ist aber kein Zuckerschlecken mehr, wenn es ans Eingemachte geht. Wenn der Andere nicht zur folkloristischen Erweiterung der eigenen Lebenswelt sondern zum Konkurrenten, wenn nicht sogar zum Gegner wird. Und das ist er, wenn er einem an einer Tafel das Essen vor der Nase wegschnappt, nur weil er frecher, stärker oder beides ist. Oder wenn er sich um die gleiche Sozialwohnung bemüht, auf die man selbst schon Jahre gewartet hat und sie auch noch bekommt, obwohl er erst ein paar Monate im Lande ist.

Arme Migranten gegen arme Deutsche ist eben nicht mehr Multikulti sondern Multistress. Erst recht wenn obendrein die gemeinsame Sprache zur Konfliktbewältigung fehlt. Da werden alle Vorurteile wach, und selbst wenn sich alle Beteiligten zu beherrschen versuchen, kommen sie auch zum Ausbruch. Und glaube jetzt keiner, dass das nur auf Seiten der sogenannten Biodeutschen der Fall ist.Die meisten Migranten würden in ihrem eigenen Land in der umgekehrten Situation zu genau den gleichen Äußerungen neigen, ja wohlmöglich noch viel handgreiflicher werden als ihr deutscher Widerpart.

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Jusos: Kevin, mach was draus und schreib ein Buch.

Kevin Kühnert beantwortet Fragen von Journalisten


Wer unter dem Trommelfeuer weit mächtigerer Gegner einen Achtungserfolg dieser Größe erzielt, ist kein Verlierer. Wer unter diesen Bedingungen ein gutes Drittel der Parteimitglieder hinter sich scharen kann, hat gute Chancen auf mehr. Erst recht wenn er so jung ist wie Kevin Kühnert, dem ersten Juso Vorsitzenden, der es sogar auf die Europa Seite der New York Times geschafft hat. Der während der gesamten Anti Groko Kampagne keinen einzigen Fehler beging und am Ende seine Niederlage souverän einzugestehen in der Lage war.

Es ist die konsequent gelebte innerparteiliche Demokratie, die solche Menschen hervorbringt. Es ist der offene aber faire Streit der Meinungen, an dem politisch engagierte junge Menschen wie Kühnert wachsen. Sie sind die Zukunft dieses Landes und nicht die Altvorderen die,  nicht nur innerhalb der SPD,  gegen sie angetreten sind, um die schon schwer angeschlagene Partei noch einmal in eine Koalition mit Angela Merkel zu pressen.

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Wer gegen die Mitgliederentscheidung der SPD hetzt, torpediert unsere Demokratie.

Ulrich Kelber und Kevin Kühnert bei einer Veranstaltung der Jusos in Duisburg Mitte Februar.


Nein, die Wähler der letzten Bundestagswahl haben nicht über eine Koalition entschieden. Das Wählen von Koalition ist weder in Deutschland noch in einem anderen demokratischen Land dieser Welt möglich. Unsere Verfassung erlaubt einzig und allein eine Partei oder einen Kandidaten zu wählen. Parteikoalitionen sind deswegen ausschließlich eine Angelegenheit von Parteien und ihren Mitgliedern. Sie alleine entscheiden wie sie über eine Koalition abstimmen.

Da das nichts an der freien Entscheidung der Parlamentarier ändert, ist ein Basisentscheid durch alle Mitglieder genauso wenig verfassungswidrig wie die Fraktionsdisziplin. Ob sich ein Parlamentarier oder eine Parlamentarierin daran gebunden fühlt, liegt einzig und allein in seinem oder ihrem Ermessen. Dass ihnen dabei ihre Parteizugehörigkeit nicht gleichgültig ist, liegt in einer Parteiendemokratie auf der Hand.

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Der Martin, der Siggi, die Medien und das Chaos

Verkündung der Wahl zum Parteivorsitzenden der SPD am 19. März 2017 in Berlin. Sigmar Gabriel gratuliert Martin Schulz Foto: Olaf Kosinsky Lizenz: CC BY-SA 3.0 de

Ihr erinnert euch noch wie es anfing. Als der Siggi von den Medien runtergeschrieben worden war und sie ihm keine Chance gegen Angela einräumten. Weil er nicht zuverlässig, nicht gradlinig und vor allem zu trickreich war. Wie der Siggi darauf hin seinem Freund Martin ganz großzügig die Kanzlerkandidatur der SPD überlassen hatte. Im Interesse der Partei natürlich und um sich mehr um seine Familie zu kümmern.

Wie die Presse das als tollen Coup von Siggi verkaufte und die SPD ihren Martin mit 100% Rückendeckung in den Wahlkampf schickte. Wie er gleich am Anfang des Wahlkampfes von den Medien so groß geschrieben wurde, dass er es selber zu glauben anfing, dass er wirklich ein Riese sei. Und die SPD das auch glaubte, weil der letzte Riese in ihrer Partei schon so lange tot und dringend ein neuer fällig war. Mit einem Riesenwahlerfolg in seiner Zaubertasche.

Aber Martin konnte nicht zaubern sondern nur plaudern, und als das die Medien entdeckten schrieben sie ihn wieder so klein wie er wirklich war. Was wiederum Siggi sehr freute, denn nur so   konnte er in die Kanzlerarena zurück, ohne selbst ein chancenloser Verlier gewesen zu sein. Und zwar dann, wenn die ewige Angela aufs Altenteil gegangen sein würde. So half er der Presse noch mal kräftig nach, um seinen Freund Martin n o c h kleiner zu machen, als er wirklich war.

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Der SPD Sonderparteitag: Demokratie als Salamitaktik


Die SPD hat mal wieder knapp die Kurve gekriegt. Andrea „Bätschi“ Nahles ist laut Bild auf einmal der „einzige Kerl in der SPD“, und Martin Schulz muss ihr laut Welt „ ganz lange dankbar sein“. Wenn die, die Merkels emotionslos pragmatischen Stil über den Klee loben, eine Brüll- und Heul-Rede als rhetorisches Meisterwerk feiern, und die, die die Königin des Zickzack Kurses toll finden, das Vor und Zurück von Martin Schulz als Desaster beklagen, ist allerdings allergrößte Vorsicht geboten.

Ja, Martin Schulz ist eine politische Nulpe, die nur bei einem Parlament, das in Wirklichkeit nichts zu sagen hat, zu dessen Präsident werden konnte. Aber das ändert nichts daran, dass auch Angela Merkel keine politische Führungsstärke zeigt. Ganz im Gegenteil. Sie klammert sich genauso an die Macht, wie die Spitzenfunktionäre der SPD. Das einzige was CDU/CSU und SPD diesbezüglich unterscheidet, ist der vor großem Publikum ausgetragene innerparteiliche Streit.

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Salsa la Bermuda

Wer es noch nicht weiß:  Seit ein paar Wochen hat der Salsa neben dem  „Havanna“ eine weitere  Heimstätte im Bermuda3Eck bekommen. Jeden Mittwoch ab 20 Uhr im „Flashbacks“ ,direkt neben dem „Mandragora“ am Konrad Adenauer Platz, geht diese wunderbare Latinomucke direkt in die Beine und ins Herz. Auch in das der Zuschauer, denn die sind dort genauso gern gesehen wie die Tänzerinnen und Tänzer.

Ich durfte das letzten Mittwoch selbst erleben und es war klasse. Als Tangotänzer war ich zwar zum Voyeur  verdammt, aber alles andere passte perfekt zu einem genüsslichen Abend an der Bar:  Süffige Getränke, rhythmische Musik und ausgelassene Stimmung. Auge und Ohr kamen voll auf ihr Kosten und haben, auch ohne das eigene Tanzbein zu schwingen, den Eintritt von 4 Euro gelohnt. Habe ich mir doch schon lange gewünscht, dass auch der Paartanz  mein Lieblingsausgehviertel erobert.

Aus dem Disco Alter bin ich zwar definitiv raus. Nicht aber aus dem Tanzalter. Und selbst wenn ich selber nicht mehr das Bein schwingen könnte, würde ich immer noch gerne dabei zuschauen. Es gibt für mich kaum etwas Schöneres, als Menschen dabei zu beobachten, wie sie nicht nur eins mit dem Tanzpartner sondern auch mit der Musik werden. Mit immer neuen Figuren und Bewegungen, die genauso überraschend  wie erotisch sind. Bei denen man ihnen den Spaß daran ansehen kann.

Wenn ich dann auch noch leicht „angeschickert“ bin, ist das für mich pures 3 D Kino der Spitzenklasse. Das reine sinnliche Vergnügen mit voller Soundbeigabe, mehr oder weniger intelligente Bar Gespräche inbegriffen. Die hat man natürlich schon am nächsten Tag wieder vergessen. Die Musik und die Tänzer bleiben jedoch im Gedächtnis und zaubern dir auch noch Tage später ein Lächeln auf das Gesicht.

Wer bei Facebook ist, kann sich hier genauer informieren:

https://www.facebook.com/events/1998781917066381/

Havarie oder Untergang: Warum die nächste GroKo für die SPD tödlich ist

Martin Schulz (SPD) und Angela Merkel (CDU) Foto Schulz: Raimond Spekking Lizenz: CC BY-SA 4.0 Foto Merkel: Photo: Andrej Klizan Lizenz: Public Domain


Die SPD ist in die Sondierungsfalle gegangen. Was auch immer sie jetzt macht, sie verliert. Es ist nur noch eine Frage wieviel. Die, die das wollten, frohlocken natürlich. Besonders gerne in Form von Komplimenten für ihre staatspolitischer Verantwortungsübernahme. Die, die in der Falle drin sind, sind allerdings selber schuld. Wer einen solchen Zickzackkurs steuert muss sich nicht wundern wenn das Schiff am Ende auf Grund läuft.

Denen, die ihren Hintern vermittels innerparteilichem Aufstieg und entsprechender Postenvergabe auf Dauer ins Trockene gebracht haben, macht das allerdings wenig bis gar nichts aus. Sie werden in gut gepolsterte und unsinkbare Rettungsboote steigen, während die, die sich im Maschinenraum des einstmals stolzen SPD Schiffs befinden, weiter schuften müssen, um zu verhindern, dass der Kahn endgültig absäuft.

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Warum sich auch 2018 nichts wirklich ändern wird

Bundestag Foto: Robin Patzwaldt


Sicher gibt es eine neue Bundesregierung Leute, vielleicht sogar eine andere Regierungsspitze. Aber sonst bleibt alles beim Alten. Weil Niemand was ändern möchte. Nicht mal die, die allen Grund dazu hätten. Dazu muss man nämlich klare Ziele formulieren und diese auch noch praktisch umsetzen. Dazu muss man mit offenem Visier gegen Widerstand antreten und sich mit den wirklich Mächtigen anlegen, und das will zu Zeit Niemand.

Es läuft in diesem unserem Lande ökonomisch einfach zu gut, als dass die verantwortlichen Politiker das irgendwie gefährden möchten. Nicht mal die bestehenden Gesetze werden mehr durchgesetzt, wenn dadurch eventuell das Wachstum gestört, oder die Leute, die es vorantreiben, juristisch gefährdet würden. Der ökonomische Motor darf auf keinen Fall ins Stottern geraten, sichert er doch genau die zusätzlichen Steuereinnahmen und Einkommen, mit denen die Zufriedenheit der Mehrheit gesichert werden kann.

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Zum neuen Jahr 3 Buchtips für nachdenkliche Liberale


Es ist geschafft. Die Festtage sind vorbei. Es wird Zeit für Besinnung ohne Rührseligkeit und Weihnachtsgeschwurbel. Lesen wäre eine Möglichkeit unter anderen, wieder zu Verstand zu kommen. Was Aufklärerisches vielleicht. Etwas, das ein wenig Mühe und Gehirnschmalz kostet, dafür aber die dafür herausgeleierte Lebenszeit lohnt. Die paar Tage bis zum Jahreswechsel wären damit auf jeden Fall sinnvoll gefüllt. Ja sogar die Wochenenden darüber hinaus.

  1. Andreas Röder: 21.0 – Eine kurze Geschichte der Gegenwart. (München 2015 -394 Seiten )

Sie kennen die Floskel von der sogenannten neuen Unübersichtlichkeit, die uns einreden soll, dass wir nichts ändern können. Der König der Phrasendrescher, der ehemalige Außenminister und aktuelle Bundespräsident Walter Steinmeier, salbaderte gerade auch davon in seiner Neujahrsansprache. Lesen sie dieses Buch und sie wissen danach, dass sie postmoderner Nonsens ist. Geschichte wird nach wie vor gemacht und Politiker tun Erhebliches dazu, das die Welt so ist wie sie ist. Wir müssen uns nur die Mühe geben, ihre Sprüche zu durchschauen und die geschichtlichen Fakten dahinter zu prüfen.

  1. Andrew Sayer: Warum wir uns die Reichen nicht leisten können. (München 2017 – 430 Seiten)

Nein, nicht jeder der über Reichtum schreibt ist neidisch auf die Reichen. Reich und Arm sind nicht nur Kategorien aus dem Herz-Jesu-Katalog moralischer Überlegenheit. Viel zu viel Geld bei viel zu wenigen ist auch ein ökonomisches und gesellschaftliches Problem mit erheblichen Folgen für das volkswirtschaftliche Wachstum, den allgemeinen Wohlstand und die Umwelt. Am meisten schadet diese Fehlallokation aber der Demokratie und der Marktwirtschaft, die beide nur dann für Fairness und Freiheit sorgen, wenn sie nicht von wenigen in ihrem Interesse manipuliert werden können.

  1. Jürgen Roth: Die Neuen Paten – Wie autoritäre Herrscher und ihre mafiosen Clans uns bedrohen. (München 2017 – 270 Seiten)

Gemeint sind im Einzelnen und beispielhaft Donald Trump, Wladimir Putin, Victor Orban und Recep Tayyip Erdogan. Es geht aber nicht nur um sie, sondern um das neue System das sie verkörpern: Die konsequente Vermischung und Verbindung von Politik, Kriminalität und Ökonomie. Interessant ist dabei vor allem der Zusammenhang von in den Staat integrierten Mafia-Strukturen und dem neuen Populismus. Nein, Reichwerden und links sein schließen sich nicht aus. In Verbindung mit mafioser Kriminalität und Clanwirtschaft stören dabei die Demokratie, die Marktwirtschaft und der Rechtsstaat jedoch erheblich.