Wie ihr wisst Leute, hatte ich schon mal eine Begegnung mit Gott. Glaube ich zumindest. Aber ich habe es bislang für völlig unmöglich gehalten, dass er noch mal auftauchen könnte. Also ich meine in meinem ganz persönlichen Leben. Aber wie es der Teufel so …. sorry Leute, das ist mir jetzt nur so rausgerutscht, weil man es halt so sagt. War natürlich nicht ernst gemeint.
Wie auch immer. Ich saß auf einer Bank am Rhein Herne Kanal. Das Wetter war mittelprächtig, aber warm und vor allem trocken. Da taucht ein Typ auf, ich würde sagen faktisch aus dem Nichts, und setzt sich neben mich. Ziemlich abgerockte Klamotten hatte er an. Aber er sah trotzdem irgendwie elegant aus, war babyglatt rasiert und roch sehr angenehm nach einem sehr unauffälligen aber nichtsdestotrotz sehr teuren Parfum. Etwas seltsam wirkte bei diesem Wetter seine weiße Kapuze, die er über seinen Kopf gezogen hatte.
Dann, für den Bruchteil einer Sekunde, zog er sie nach hinten und entblößte sein schlohweißes, hinten zu einem kleinen Zopf zusammengeschnürtes Haar. Als er seine Kopfbedeckung wieder in die alte Position gezogen hatte, gab es für mich keinen Zweifel mehr. Er war derselbe der vor nicht allzu langer Zeit unangemeldet in meinem Büro aufgetaucht war. Gott hatte sich dieses Mal offensichtlich als Penner verkleidet, damit er in der Gegend nicht gleich auffiel. Ich war erst mal sprachlos.
Dann traute ich mich doch ihn sicherheitshalber zu fragen, ob er Gott sei. Er nickte fast unauffällig. Wobei, er hätte auch eine Sie sein können, so androgyn wie er wieder aussah. Judith Butler hätte seine helle Freude an seinen Gesichtszügen gehabt. Aber in den Klamotten und mit hochgezogener Hood hatte er, im Gegensatz zum letzten Mal, nicht die geringste Ähnlichkeit mit Karl Lagerfeld. Zumindest nicht auf den ersten Blick. Letztlich hat Gott das ja auch nicht nötig. Er steht über der Zeit und damit auch über der Mode.