Die B3E-Story 20 (und Schluss) – Vom Initiativkreis Bermudadreieck zur Immobilien- und Standortgemeinschaft

Schon in den 90er Jahren wuchsen die privaten  Interessen der Bermudagastronomen  mit den öffentlichen Interessen zusammen. Das städtebauliche Dreieck war mittlerweile zur Marke Bermuda3Eck umfirmiert und das so benannte Stadtviertel in gewisser Weise zum öffentlichen Fördergebiet – allerdings ohne direkte Subventionen- geworden, was in Anbetracht der dort boomenden Geschäfte auch kaum politisch durchzusetzen gewesen wäre. Dass man jedoch frei werdende öffentliche Gebäude – wenn auch nach langen Diskussionen – teilweise direkt den angestammten Bermuda-Clans zur Vermietung anbot, dass man, wie schon berichtet, gemeinsam erkannte Fehlnutzungen wie den Umbau des Lueg-Hauses zum am Ballermanngeschmack orientierten Entertainment-Center gemeinsam verhinderte, das gehörte zum guten Ton und entsprach dem, was man heute als Public-Private-Partnership bezeichnen würde.

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Die B3E-Story 19 – Urbanität geht nicht ohne Konflikte

Zur damaligen Jugendbewegung gehörten in Bochum Anfang der 80er Jahre auch die Besetzter des Heusnerviertels, das zwecks Bau der neuen Autobahnumgehung zum Abriss leer gezogen worden war. Diese waren insgesamt zum eher gewaltbereiten Teil der Protestbewegung der 80er Jahre zu zählen und suchten aggressiver als andere den öffentlichen Raum, um ihren Protesten Ausdruck zu verleihen. Zu ihrem Treffpunkt hatten sie Anfang der achtziger Jahre den Konrad-Adenauer-Platz auserkoren, auf dem es dann immer wieder auch zu Auseinandersetzungen mit den Ordnungsbehörden und der Polizei kam. Ab und zu mischten sich auch mal ein paar Rocker unter die Hausbesetzter, die den zusätzlichen Vorteil sahen, an deren Treffpunkt auch ihre Motorräder unbehelligt abstellen zu können.

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Die B3E-Story 18 – Wie der Konrad-Adenauer-Platz zum Platz an der Sonne wurde.

In Deutschland war bis in die 70ger Jahre Außengastronomie in den Innenstädten nahezu unbekannt. Sie war eine Domäne von Ausflugs- und Gartenlokalen, die zumeist in reizvoller Umgebung lagen und nicht an einem kahlen Platz in der Innenstadt. Das hatte Leo Bauer, dessen Mutter aus Italien stammte, in deren Heimatland ganz anders erlebt. „Ich war“, erinnert er sich, „fasziniert von der Lebendigkeit der italienischen Städte im Sommer. Dort spielte sich das Leben auf der Straße ab. Bei uns hingegen saßen alle auch bei strahlendem Sonnenschein in den Kneipen. Das wollte ich ändern. Außerdem war es im Mandragora damals so voll, dass viele Gäste draußen standen“.

Er hatte mit der Eröffnung des Treffpunktes, dem späteren Mandragora, einen direkt davor gelegenen, ungenutzten Platz, direkt vor der Haustür, mit dem auch die Stadtverwaltung bis dahin nicht so recht etwas anzufangen wusste: den heutigen Konrad-Adenauer-Platz. Bis Leo Bauer 1974 handelte. Im Sommer des gleichen Jahres beantragte er die ersten Außensitze im Engelbertviertel, wobei er als Test erst einmal nur einen kleinen Teil der gesamten Fläche beanspruchte.

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Die B3E-Story 17– Bochum Total und das Ende der Pionierzeit


Anfang bis Mitte der 90 Jahre ging die Pionierzeit des Bermudadreiecks zu Ende. Die drei Gründungsclans um Leo Bauer, Alex Schüler und Armin Reisewitz waren aufgebaut und als rechtliche Gesellschaften formiert. Sie hatten sich das wirtschaftliche Feld bis auf ganz wenige unabhängige Betriebe mehr oder weniger unter sich aufgeteilt, wobei sich Dirk Steinbrecher und Johannes Dittfeld als zwei weitere Führungspersonen herausgeschält hatten, die aus dem Kellnerheer zu Hauptpächtern und Geschäftsführern aufgestiegen waren. Die Spreu hatte sich zu diesem Zeitpunkt endgültig vom Weizen getrennt.

Mancher der Mitarbeiter und Mitstreiter, die wieder im Niemandsland der Erfolglosen verschwanden oder andere Karrieren starteten hatte dabei sogar kurzfristig und im wahrsten Sinne des Wortes „im Geld geschwommen“ oder besser darin gelegen, denn der Umsatz einiger Lokalitäten hatte, vor allem in der stürmischen Expansionszeit der 80er Jahre, manchmal ungeahnte, ja, irrationale Höhen erreicht. Auf Dauer blieben allerdings nur die, die nicht in den Höhenrausch gerieten und nur noch das schnelle Geld machen wollten, am  Markt bestehen.

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Die B3E-Story 16 – Ein gewisser Dirk Steinbrecher

Dirk Steinbrecher, weniger an kleidnerische Eleganz interessiert und nicht so eloquent wie Johannes Dittfeld, jedoch organisatorisch genau so begabt und vor allem immer noch erfolgreich im Dreieck aktiv, begann 1986 seine „Kneipenkarriere“ mit 21 Jahren im Mandragora, im Ausschank des dazugehörigen Biergartens auf dem Konrad-Adenauer-Platz. „Ich begann ein Jahr zuvor mit meinem Maschinenbau-Studium und da ich schon als Jugendlicher immer nebenbei gejobbt habe, suchte ich nach einer festen Aushilfsstelle, um meinen Eltern nicht allzu sehr auf der Tasche zu liegen. Da ich schon länger Gast im „Mandra“ war, lag es nahe dort zu arbeiten, wo man sich auch privat wohl fühlt. In die Gastronomie einzusteigen hatte ich damals nicht vor.“

Nach der ersten Sommersaison wurde ihm das Privileg zuteil, im Mandragora an der Theke zu arbeiten. Als in der Küche jemand ausfiel, sprang er auch dort ein, und langsam entdeckte er die Gastronomie für sich. Drei Jahre später leitete er für den damaligen Pächter den gesamten Biergarten mit an die 100 Mitarbeitern, meist studentische Aushilfen. Mitte der 90er gab es kaum Chancen, als Ingenieur eine Stelle zu bekommen, und so entschied er sich kurz vor Beendigung seines Studiums spontan dieses abzubrechen und bei Leo Bauer in die kaufmännische Lehre zu gehen.

Sein „Gesellenstück“ war mit Sicherheit die Wiedergeburt des Biercafés am Schauspielhaus, eine Heba-Kneipe die nicht mehr lief und für die man auch keinen Pächter fand. Bauer, pragmatisch wie er bis heute ist, sagte damals zu Steinbrecher: „Dann machen wir das eben selber“. Bis heute betreibt ein ehemaliger Mitarbeiter von Steinbrecher diese Kultur-Kneipe mit Erfolg.

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Die B3E-Story 15 – Bürgerliche Hochkultur und Bermuda-Kneipenkultur verbinden sich.

Der eigentliche Ursprung der im Tucholsky begonnenen und später  immer wieder aufflammenden und weiter geführten Kooperation zwischen der sogenannten bürgerlichen Hochkultur, vor allem der des Bochumer  Schauspielhauses,  und dem Bermudadreieck, liegt allerdings nicht in der dortigen Gastronomie sondern im dortigen Buchhandel begründet. Der Büchernarr und Literaturkenner Hanns Janssen eröffnete nämlich schon 1965 an der Brüderstraße nicht seinen ersten – aber die Zeichen der Zeit erkennend und sich dazugehörig fühlend – den ersten sehr bald als „links“ bezeichneten Buchladen Bochums.

Genau so etwas suchte der erste als „links“ geltende Intendant der Stadt, Peter Zadek und sein äußerst literaturbeflissener und belesener Chefdramaturg Greiffenhagen, als sie in diese Stadt kamen. Welches Glück, der Buchladen war nur fünf Minuten zu Fuß von ihrem neuen Arbeitsplatz entfernt. Zu dieser Zeit sah es in dessen Umgebung  allerdings noch ganz anders aus, als heute. Die Brüderstraße war noch ein Hort des Einzelhandels und des Handwerks. Ein Friseur, ein Schuhmacher, ein Installateur, ein Malermeister, ein Neonröhrenhersteller, verschiedene kleine Boutiquen, zwei Kneipen und ein Kolonialwarenhändler bestimmen das Straßenbild. Die typische Mischung eines innenstadtnahen Gründerviertels. In den 70er  und 80er Jahren mussten sie dann Stück für Stück der einrückenden Bermuda-Gastronomie weichen oder wurden von ihr übernommen.

Die Buchhandlung, in der der heute in Funk und Fernsehen bekannte Kabarettist Jochen Malmsheimer eine Lehre zum Buchhändler absolvierte,  hielt sich nicht nur, sie wurde sogar erweitert. Mit den 70er Jahren bricht dann das große Jahrzehnt des Lesens an, des politischen Lesens vor allem, des Interesses an kritischer Gesellschaftsliteratur und der Diskussion darüber. Wie überhaupt dieses „rote Jahrzehnt“ mehrheitliche die jungen Köpfe bewegt, und nicht oder nur sehr selten die realen

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Die B3E-Story 14 – Ein gewisser Johannes Dittfeld

Café Tucholsky Foto: art Hotel Gastronomie GmbH

Die Bermudageschichte von Johannes Dittfeld  begann im Jahre 1989 mit einer Art Nacht- und Nebelaktion des Logos-Triumvirats, das bis drei Tage vor der Eröffnung des berühmten Tucholsky noch keinen passenden Pächter ihres Vertrauens  gefunden hatten – bis Frank Nokielski und Joachim Hauschulz sich eines engen Kumpels aus Studientagen erinnerten. Das Problem war nur, dass  dieser zwar schon  im Appel und viel später noch mal im  Sachs als Zapfer tätig war, bislang jedoch jede größere Verantwortung konsequent abgelehnt hatte. Das „Frickeln“ an Autos und Motorrädern hatte ihm immer viel mehr gelegen, so viel mehr, dass auch sein Studium sehr darunter litt. So war es

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Die B3E-Story Teil 13: Die drei Ebenen der Bermuda-Ökonomie

Schon in den 80er Jahren begann eine innere Umstrukturierung der Bermuda-Gastronomie und ihrer Clans. Auch hier war Leo Bauer wieder einmal der unvermeidliche Vorreiter. Die neue Struktur war ein Zeichen der weiteren Professionalisierung und sorgte für eine systematischere Organisation innerhalb des größer gewordenen Unternehmens. Leo Bauers Heba GmbH übernahm seit jeher zu günstigen Preisen heruntergewirtschaftete Lokale und entwickelt dann für das jeweilige Objekt ein neues Konzept, bei dem weniger das gastronomische Angebot, sondern mehr, wie z.B im Cotton Club, das Erlebnis oder aber kulturelle Veranstaltungen wichtig sind.

Sobald der Betrieb lief, zog sich die Heba ganz oder teilweise zurück, und das Lokal wurde verpachtet. Die Heba blieb allerdings immer Verpächter, Eigentümer des Inventars und Getränkelieferant. Es ging bei dem Pächterkonzept zum einen um die Delegation von betriebswirtschaftlicher Verantwortung, zum anderen um Rationalisierung. Bestimmte Service- und Zulieferleistungen konnten für alle Lokale gemeinsam von einer Zentrale aus organisiert werden, die zugleich auch die Pächter anheuerte.

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Die B3E-Story 12 – Wie aus dem baulich-materiellen Dreieck ein soziokulturelles wurde.

Mit der gastronomischen und organisatorischen Etablierung der drei „Hauptclans“ um Leo Bauer, Alex Schüler und Armin Reisewitz hatte sich das städtebauliche Dreieck  – bestehend aus der Viktoriastraße zwischen Konrad Adenauer Platz und Südring, dem Südring zwischen Viktoriastraße und Brüderstraße, und der Brüderstraße selbst, verlängert um die obere Kortumstraße bis wiederum zum Konrad Adenauer Platz, endgültig zum Bermudadreieck entwickelt.

Obwohl sich dieser Name zu diesem Zeitpunkt bereits im öffentlichen Sprachgebrauch durchgesetzt hatte, gab es Leute, die im Rahmen des Stadtteilmarketings ,damals hieß es noch  hausbacken „Werbegemeinschaft der Kaufleute“, den alten Namen Engelbertviertel erneut und nun erst recht in den öffentlich Sprachgebrauch einbringen wollten. Dieser Zusammenschluss der Einzelhändler des Viertels wollte damit natürlich auch seine fortschreitende räumliche Verdrängung durch die Gastronomie deutlich machen und, wenn möglich, zum Stillstand bringen. Aber auch die noch verbliebenen Händler- und Gewerbetreibenden konnten sich der neuen Dominanz der Kneipiers, und erst recht nicht der realen Dreiecksform entziehen, an dem sich baulich, räumlich und vor allem soziokulturell die neue Identität des Quartiers als Szene-und Entertainementviertel ausgebildet hatte.

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Die B3E-Story Teil 11- Ein gewisser Armin Reisewitz

Schon in Leo Bauers Club Liberitas am Nordring saß, damals gerade einmal 16 Jahre alt, ein gewisser Armin Reisewitz herum. Nicht zuletzt auch, weil seine damalige Freundin dort ab und zu Bier zapfte. Einige Jahre später, nach Ableistung des Wehrdienstes, stand er dann selbst zwecks Finanzierung des Studiums hinter dem Tresen im Club am Hellweg. Er fiel Leo Bauer bald auf, weil er eigene Ideen für Partys und Events entwickelte, die so gar nicht ins bisherige Konzept von Leo Bauer passten. Reisewitz wollte alternativ angehauchte Karnevalspartys veranstalten und schreckte auch vor der Beschallung des Lokals mit deutschem Schlager nicht zurück. Eine nicht nur für Bauer, sondern auch für andere Bochumer Szenegänger eher befremdliche Idee. Doch der überragende Publikumserfolg und die unbedingte Loyalität und Zuverlässigkeit dieses „Zapfers“ überzeugten schließlich auch den Chef.

Nach fünf Jahren Kellnerarbeit, bis in die Zeiten des neuen Mandragora hinein, schlug für Reisewitz dann die Stunde der Entscheidung: Er wollte selbst Gastronom werden und fand auch zwei weitere, langjährige Mitarbeiter im Mandragora, die mitmachen wollten: Rolf Lechterbeck und Günter Grummel. Die drei übernahmen das Brinkhoffs an der Brüderstraße vom Architekten und Gründer des „gesunden Stadthauses“ Knipping. Der nämlich wollte sich, dem damaligen Zeitgeist entsprechend, mit anderen jungen Kollegen ganz  auf die ökologische Architektur konzentrieren. Armin Reisewitz und seine beiden Kumpels kamen ihm also gerade recht, um den ungeliebten Job als Teilzeitgastronom wieder loszuwerden.

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