Jörg und Bernd sind ehemalige Autonome. Sie waren in den 80er und 2000er Jahren aktiv in der Szene und haben beide an zahlreichen gewalttätigen Auseinandersetzungen teilgenommen. Heute führen beide ein bürgerliches Leben. Wir wollten von ihnen wissen, wie sie die Ausschreitungen um den G20 Gipfel in Hamburg sehen:
Ruhrbarone: Wie seht ihr, was in Hamburg passiert ist? War das ein Erfolg oder eine Niederlage?
Jörg: Ein Erfolg. Keine Stadt in Deutschland wird sich mehr für die Ausrichtung solcher Treffen bewerben. Dass diese Konferenzen nutzlos sind, darüber herrscht breiter Konsens. Dazu haben drei Tage Straßenschlachten nicht unwesentlich beigetragen.
Heute morgen starb der ehemalige Bundeskanzler Helmut Kohl im Alter von 87 Jahren. Für viele unserer Autoren und Autorinnen war der letzte Kanzler der alten Bundesregierung eine Jugend- und Kindheitserinnerung.
Maxine Bacanji: Über Helmut Kohl habe ich meine erste politische Diskussion geführt. Es war auf dem Pausenhof meiner Grundschule. Wir sprachen darüber, ob unsere Eltern bei der anstehenden Wahl Kohl oder Schröder wählen würden. Die meisten waren für Schröder. Wir fanden, dass Helmut Kohl gruselig aussieht.
Sebastian Bartoschek: Meine erste Erinnerung an Helmut Kohl ist tatsächlich das Ärzte- Lied über Hannelore. Später war er dann der erste Politiker, gegen den ich lauthals demonstriert habe, und das obwohl ich damals in der FDP war. Das fanden die anderen nicht so schick. Die Wiedervereinigung geht in meiner Welt vor allem auf das Konto von Hans Dietrich Genscher. Letztlich war ich tatsächlich froh, als Helmut Kohl von Gerhard Schröder abgelöst wurde.
Auf Facebook hat sich ein Paralleluniversum aus Verschwörungstheoretikern gebildet welche sich in ihrer Echokammer in ihrem Wahn gegenseitig bestätigen. Sie haben sich eine eigene Öffentlichkeit erschaffen: Eine Welt, in welcher Putin und Trump angehimmelt und „Altparteien“ verabscheut werden; eine Welt, in welcher die „Lügenpresse“ stets die Unwahrheit als Wahrheit verkaufen will – und nur „Alternativmedien“ die wahren Drahtzieher hinter den Ereignissen aufdecken. Ein Einblick in die absurde Welt der Facebookschwurbler von Josef Holnburger. Wir veröffentlichen diesen Text als crosspost.
Im Rahmen einer Bachelorarbeit habe ich, zusammen mit Andreas Hartkamp, die Facebookseiten untersucht, welche hauptsächlich Verschwörungstheorien verbreiten. Wir befürchteten, dass sich eine geschlossene, verschwörungstheoretische (im Folgenden: VT) Gegenöffentlichkeit auf dem sozialen Netzwerk Facebook gebildet haben könnte. Diese Vermutung haben wir wissenschaftlich überprüft und wollen hier einen kleinen Abriss der Ergebnisse dokumentieren. Spoiler: Sie existiert, sie ist groß und sie ist stark vernetzt.
Unsere Analyse konzentrierte sich auf 84 Seiten, welche hauptsächlich Verschwörungstheorien verbreiten(1). Um Aussagen über die Vernetzung und Inhalte dieser Seiten treffen zu können wurden über den Untersuchungszeitraum von Oktober 2016 – Januar 2017 insgesamt 22.616 Beiträge sowie 721.241 Kommentare von 237.204 Nutzern gespeichert und in einer Datenbank für die weitere Auswertung aufbereitet.
Übersicht der untersuchten 84 VT-Seiten
Vier Seiten wurden nach der Erhebung gelöscht (Hinter den Kulissen, Tägliche Einzelfälle, Der BRD-Schwindel – Wir sagen NEIN zur Volksverdummung, Propagandaschau), teilweise wurden neue Seiten unter dem gleichen Namen eröffnet. Im Februar benannte die Seite „Montagsmahnwachen in Deutschland“ ihren Auftritt in „Weltweiter Widerstand 2017“ um. (Anmerkung: Das Bild zeigt eine Tabelle, die wir an dieser Stelle nicht vernünftig einbinden konnten.)
Besonders hervorzuheben ist der immense Zuwachs an Likes bei watergate.tv – innerhalb der letzten sechs Monate konnte diese Seite ihre Reichweite mehr als verdoppeln. Zuletzt wurde die Aktivität des ehemaligen Moderators Hans Meiser auf watergate.tv durch den Watchblog GenFM thematisiert. Weiter hervorzuheben ist die Seite Killuminati welche mit 628.321 Likes die derzeit größte VT-Seite in Deutschland darstellt – und mit einem aktuellen Beitrag den Anschlag in London als False Flag-Attacke enttarnt haben möchte.
Besonders prominent innerhalb des Netzwerks der Verschwörungstheorien vertreten ist die Seite Der Wächter. Neben einem starken Zuwachs an Likes werden auf anderen VT-Seiten besonders oft deren Inhalte geteilt – später dazu mehr.
Im dritten Teil ihrer Gesprächsreihe über psychologische Probleme sprechen Sebastian Bartoschek und Stefan Laurin über Depressionen.
Sebastian Bartoschek: Ja Stefan, Depression ist heute unser Thema.
Stefan Laurin: Depression ist eine Volkskrankheit.
Sebastian Bartoschek: Genau.
Stefan Laurin: Je nach Zahlen hört man mal was von 10 bis 20%, die zumindest einmal in ihrem Leben eine depressive Phase haben.
Sebastian Bartoschek: Genau, ich habe jetzt hier Zahlen der Bundestherapeutenkammer, die sagt: 18% Lebenszeitprävalenz. Also die Wahrscheinlichkeit, einmal in seinem Leben an einer Depression zu erkranken, liegt bei 18%.
Stefan Laurin: Das ist gewaltig viel.
Sebastian Bartoschek: Das ist im Vergleich zu Schizophrenie, einer Krankheit, die ja sehr viele so auf dem Schirm haben, sehr, sehr viel: Schizophrenie betrifft 1%. Das ist eine wirkliche Volkskrankheit. Wohl immer schon gewesen. Weil das ja immer so die Frage ist: Ist das neu? Nein, aber jetzt eben sichtbarer, weil andere Krankheiten auch zurücktreten in der Volksgesundheit, um das mal so zu sagen.
Stefan Laurin: Welche?
Sebastian Bartoschek: Naja, alles, was so körperliche Krankheiten angeht. Die Arbeitsbedingungen werden immer besser. Der Arbeitsschutz wird immer weiter ausgebaut. Das heißt, so Sachen wie die Staublunge bei uns hier im Ruhrgebiet, das spielt keine Rolle mehr.
Richard Volkmann und Stefan Laurin haben sich Gedanken zur Stadtplanung nach dem nächsten Krieg gemacht
Richard Volkmann:
Charta von Vauban
Abschlusskommuniqué des XII. Congrès International d’Architecture Moderne 22. August 2031 (zum Druck auf recycletem Papier freigegeben)
Zur Einleitung
Im Jahr 1933 kamen Architekten aus aller Welt zum IV. Congrès International d’Architecture Moderne in Athen zusammen, um gemeinsam eine zukunftsfähige Stadtplanung für die architektonische Moderne zu entwerfen. Ergebnis ihrer Bemühungen war die berühmte Charta von Athen, die über Jahrzehnte zum Eckpfeiler urbanen Bauens werden sollte und insbesondere den Wiederaufbau deutscher Städte nach dem Zweiten Weltkrieg entscheidend beeinflusste. Wiewohl von besten Absichten geleitet, gab es doch auch Schwierigkeiten in den Überlegungen des Athener Kongresses, die vor allem auf den Mangel an praktischer Erfahrung zurückzuführen und durch diesen auch zu entschuldigen sind. Dass zeitgemäße Stadtplanung auf funktionellen Forderungen statt auf ästhetischen Überlegungen zu beruhen hat, ist dabei
Deniz Yücel, der Türkei-Korrespondent der Tageszeitung „Die Welt“ befindet sich in der Türkei in Polizeigewahrsam. Ihm wird die Mitgliedschaft in einer terroristischen Organisation vorgeworfen. Yücel hatte über E-Mails von Berat Albayrak, dem Energieminister und Schwiegersohn des Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdoğan, geschrieben, die eine türkische Hackergruppe verschiedenen Medien zugespielt hat. In einer Demokratie kein Problem, in einem Land wie der Türkei, das auf dem Weg in die Diktatur ist, ein Grund auch einen deutschen Journalisten festzunehmen. Yücel teilt damit das Schicksal hunderte Journalisten, die in türkischen Gefängnissen sitzen, verfolgt werden oder nicht mehr arbeiten dürfen. Deniz Yücel und all die anderen verfolgten Journalisten und Journalistinnen müssen frei gelassen werden. Sie müssen ihre Arbeit in der Türkei wieder machen können. Ohne Pressefreiheit gibt es keine Demokratie.
Doch Deniz Yücel ist nicht nur ein Journalist, der sich kritisch mit dem Erdogan-Regime auseinander setzt. Yücel ist auch einer der besten Autoren Deutschlands, witzig, meinungsstark und mutig. Ganz einfach ein hervorragender Schreiber. Wir haben seit gestern ein paar Texte gesammelt, die zu lesen wir euch ans Herz legen wollen. So richtig ist es, für die Freiheit von Deniz zu demonstrieren, so wichtig ist es auch, Deniz Yücel zu lesen:
20 Gigabyte E-Mails, die Erdogan in Bedrängnis bringen können
Hacker haben Korrespondenzen des türkischen Energieministers Berat Albayrak geknackt. Darin geht es um türkische Verbindungen zum IS und die Kontrolle der Medien Die Welt
Erdogans bizarre TV-Rache am ZDF und an Böhmermann Erdogan rächt sich nicht nur über politischen Druck – sondern auch mit eigenen Reportern. Einer ist nach Mainz gefahren. Herausgekommen ist ein Beitrag, der selbst für AKP-Medien irrsinnig ist. Die Welt
Nein, du darfst nicht Es gibt kein Menschenrecht auf Israelkritik. Schon gar nicht für Deutsche. Dass du nicht darfst, heißt übrigens nicht, dass du in der Sache recht hättest. taz
Rambo auf türkisch
Wie Migranten in Berlin den umstrittenen Film „Tal der Wölfe“ wahrnehmen Jüdische Allgemeine
Super, Deutschland schafft sich ab!
In der Mitte Europas entsteht bald ein Raum ohne Volk. Schade ist das aber nicht. Denn mit den Deutschen gehen nur Dinge verloren, die keiner vermissen wird. taz
Die richtige Seite
Die derzeitige Lage in Syrien und dem Irak macht es notwendig, die PKK/PYD als fortschrittliche Kraft zu unterstützen. Jungle World
Schunkeln, singen, Fahnen schwingen
Deutschland, Deutschland! Über den Fußball und die Fahnen. Jungle World
Am kommenden Sonntag, den 22.01.2017, werden Maxine Bacanji, Sebastian Bartoschek, Felix Huesmann und Stefan Laurin ab 20.00 Uhr in der Siedlung Eisenheim in Oberhausen verschiedene Texte lesen. Artikel, Berichte, Gedichte, Prosa, alles ist möglich. Lasst euch überraschen, trinkt ein Bier mit uns und genießt die Atmosphäre der ältesten Arbeitersiedlung des Ruhrgebiets. Was wir lesen, wissen wir größtenteils selbst noch nicht. Also freut euch auf alte, neue und bisher unveröffentlichte Texte und natürlich auf uns. Und ja, es wird Raucherpausen geben.
First Breath After Coma
…ist alleine des Namens wegen schon auffallend, jedoch müssen sich die Portugiesen auch musikalisch nicht verstecken. Ein bisschen wie Bon Iver – gute Gitarren, viel Schlagzeug, teils hymnisch und mit einer ordentlichen Portion Melancholie. Der Name stammt angeblich vom gleichnamigen Explosions in the Sky Titel. Das würde auch passen: Ein Hauch des Flairs der Texaner durchweht die Songs. Ihr zweites, in 2015 erschienenes Album mit dem Titel „Drifter“ haben die Jungs aus Leira übrigens via Crowdfounding finanziert.
Das heute beginnende Konferenz- und Showcase-Festival Eurosonic Noorderslag in Groningen rückt jedes Jahr eine andere Region in den Fokus, um „die Vielfalt des musikalischen Talents in Europa zur Geltung zu bringen“. In 2017 ist es Portugal.
First Breath After Coma nimmt außerdem auch am European Talent Exchange Programm (ETEP) teil. Aus dem ETEP-Pool würden wir in diesem Jahr neben ihnen gerne auch diese vier europäischen Acts auf einer Bühne in unserer Nähe sehen:
If you were journalists, you’d know what independent confirmation means.
Claiming that it is „Germany’s oldest church“ – another fucking lie. St Reinold’s is at least 600 years younger than Germany’s oldest church.
If you were journalists, you’d have researched this. It takes 3 minutes. But you can’t spare 3 minutes. You’re too busy lying.
We dare you: Try this sad shit show here, so we can kick your lying asses. We’ve exposed petty criminals before and we will not hesitate to reveal any dirt we get on your little German helpers.
Word is you want to launch in January. Time is running out. We can’t wait.