History Repeating: 150 Jahre Nordstadt – Zuwanderung, Fremdenangst, Ordnunspolitik

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»History Repeating – 150 Jahre Nodstadt: Zuwanderung, Fremdenangst & Ordnungspolitik« ist das Thema eines Vortrags von Bastian Pütter im Nordpol. Pütter beschäftigt sich als Historiker und Redakteur der Straßenmagazins Bodo mit der Nordstadt. In dem Vortrag versucht er aufzuzeigen, welche längeren Bahnen hinter dem ordnungspolitischen Tagesgeschäft liegen: Ob „Ekelhäuser“ , die die Ethnisierung des Wohnens der Armen, „Task-Forces“, die selektive Anwendung von Ordnungsrecht, „Arbeiterstrich“, die Erzählung von Ausbeutung ohne Ausbeuter oder der Topos „Ausländerkriminalität“: Die Elemente des Sprechens und Handelns angesichts neuer Zuwanderung in die Nordstadt sind unbewusste Wiederholungen.

Von der Massenzuwanderung ländlicher Unterschichten in die dafür gebaute Nordstadt im 19. Jahrhundert über die „Gastarbeiter“ und ihre Familien bis zu den EU-Neubürger_innen: Arbeitsmigration erzeugt Konflikte, Deutungsmuster und Strategien staatlichen Handelns von erstaunlicher historischer Stabilität. Ein Vortrag für alle, die sich kritisch mit der Nordstadt auseinandersetzen, und gleichzeitig ein Vortrag, der dazu beitragen kann, dass künftige Interventionen sich weniger an Oberflächen abarbeiten.

7.April, 19 Uhr, Nordpol, Münsterstr. 99, Dortmund

Der Westen muss zu seinen Werten stehen – gegen Putin und gegen Nazis in der ukrainischen Regierung

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Die Freiheit ist der fundamentale Wert des Westens. Ob in der Ukraine oder in Syrien – eine Politik, die sich nicht daran orientiert, Freiheit zu verteidigen, ist jedem westlichen Staat unwürdig, senkt ihn hinab auf das Niveau von Diktaturen oder anderen autokratischen Systemen. Von Stefan Laurin und Georg Kontekakis

Das hat nicht nur ein idealistische Komponente sondern ist auch dem Pragmatismus geschuldet: Nur zwischen freien Gesellschaften ist Frieden denkbar, gegenüber autokratischen Gesellschaften kann es nie mehr als die Abwesenheit von Krieg geben. Freie Gesellschaften sind die Grundlage für Entwicklung und Wohlstand. Freiheit ist die Grundlage für das menschliche Leben in Würde. Nur in freien Gesellschaften kann sich jeder entfalten – unabhängig von seinem Glauben, seinem Geschlecht und seiner Gesinnung. In allen anderen Gesellschaften wird er unterdrückt – mal plump mit Panzern, mal geschickt durch die Verbreitung von Ängsten.

Um Freiheit geht es auch in der Ukraine. Viele Ukrainer gingen auf die Straße und kämpften für mehr Freiheit. Sie kämpften gegen die Unterdrückung durch ein korruptes Regime. Sie kämpften für mehr Nähe zu Europa und seinen Werten. Sie kämpfen für Demokratie, Entwicklung und Individualismus. Diesen Kampf muss Europa, muss der Westen unterstützen.

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Marcus Staiger über Rap und Politik

Marcus Staiger ist einer der wichtigsten Hip Hop Journalisten in Deutschland. Mit dem Royal Bunker, einem Ort in Kreuzberg, in den junge Rapper gehen konnten um zu freestylen, supportete er die wichtigsten Westberliner Rapper dieser Zeit: Kool Savas, Sido, B-Tight, Rhymin Simon und viele weitere. Später wurde er u.a. Chefredakteur von rap.de und sparte nie an hämischer Kritik für schlechte Hip Hop Platten. Doch um Beliebtheit ging es Staiger nie: Eher darum sich dafür einzusetzen, dass Hip Hop in Deutschland wahrgenommen wird und trotz aller berechtigter Kritik eine Daseinsberechtigung und eine Legitimität hat. Gerade hat er ein Buch herausgebracht mit dem Titel „Die Hoffnung ist ein Hundesohn“, in dem es um ein autoritäres Deutschland geht, dass immer noch von Helmut Kohl regiert wird und in dem die Menschen noch poltikverdrossener als heute sind.
staigerFoto William Minke

Ruhrbarone: Staiger, du bist ja nicht nur ein Kenner der deutschen Rapszene, sondern auch ein politisch interessierter und engagierter Mensch. Wenn man sich die Raptexte der letzten Jahre so anschaut, graust es dir da nicht vor Politrap? Sollten Rapper nicht einfach weiter über Drogen und Sex rappen und Politik Politik sein lassen?
Marcus Staiger: Im Zuge der Talion Sache hab ich mir das auch gedacht. Aber Leuten den Mund verbieten halte ich auch nicht für die richtige Taktik. Es gibt ja auch unter Linken einen elitären Standesdünkel, der die Unterschicht ein bisschen ausspart. Ich finde schon, dass man sich verschiedene Meinungen auch anhören sollte. Einen Willen zur Artikulation finde ich schonmal positiv.

Ruhrbarone: Als Journalistin verfolge ich die Berichterstattung über deutschen Gangster- oder Straßenrap mit großer Aufmerksamkeit. Bürgerliche Tageszeitungen berichten über Rapper wie Bushido und Sido ja oft als „den Untergang des Abendlandes“ und betiteln sie als Skandal oder Rüpelrapper. Gleichzeitig halten sich Soziologen, Philosophen und ernsthafte Musikjournalisten oft auffällig zurück mit Urteilen über das Phänomen Gangster Rap. Tatsächlich gibt es in diesem Genre ja eine Darstellung hegemonialer Männlichkeit und so etwas wie einen dargestellten, kulturellen Machtkampf um die Legitimität von migrantischem Aufstand gegen den gesellschaftlichen Rassismus und die Doppelmoral von Medien und Politik bezüglich des Gangster Rap. (siehe „ihr habt alle reiche Eltern und sagt Deutschland hat kein Ghetto“, von Martin Seeliger und Katharina Knüttel) Wie nimmst du die Berichterstattung wahr?

Marcus Staiger: Deutschland hat kein Ghetto? Von wem werden die Drogen eingeführt, die von diesen Redakteuren oder ihren Freunden konsumiert werden? Wer bringt Drogen nach Deutschland? Das sind keine Gymnasiasten, sondern in der Regel Verbrecher bzw. Gangster. Also kann es auch Gangster Rap geben. Der hat auch seine Legitimität. Hegemoniale Männlichkeit ist ein großes Problem, sollte man auch nicht kleinreden, ist aber in dieser Gesellschaft nun mal vorhanden. Ich bin großer Fan von der These, dass Rap das kollektive Unterbewusstsein der Gesellschaft zum Vorschein bringt. Das glaub ich auch. Rap ist ein Sprachrohr für alles was in dieser Gesellschaft vorhanden ist und bringt es zum Vorschein. Wir können uns in unseren journalistischen Kreisen und im politisch korrekten Umfeld auf die Schulter hauen, aber auf Baustellen wird so geredet. Ich weiß das, ich arbeite da. Ich hab da auch ein Problem mit der Linken, und zwar, dass sie oft den deutschen Arbeiter nicht mag. Sie mögen das Subjekt, für das sie sich vorgeben einzusetzen, nicht. Die Antipathie bringt uns aber nicht weiter. Willst du auf alle draufschlagen und zm glücklicheren Menschentum bekehren? Du wirst die Menschen brauchen. Wenn du ernsthaft an einen Umsturz denkst, brauchst du eine generationenübergreifende Bewegung durch alle Schichten bis auf die Eliten, die daran natürlich kein Interesse haben. Lenin z.B. mochte die Leute nicht, für die er Politik gemacht hat. Ohne Liebe, ich weiß, das ist eine nicht revolutionäre Kategorie, wird das alles nicht funktionieren.

Ruhrbarone: Was sagst du zu Rappern, die Kapitalismuskritik vor allem als Zinskritik verstehen und Pazifismus mit wahnhaftem Israelhass verwechseln?

Marcus Staiger: Die Menschen suchen natürlich nach Lösungen in dieser undurchsichtigen Welt und da tauchen  die unterschiedlichsten Ansätze auf. Marxistische Analyse würde ja wirklich Wunder wirken, ist halt nicht von jedem verlangbar, muss man aber dagegen setzen wenn man auf sowas trifft. Das ist verkürzte Kapitalismuskritik, das ist einfach scheisse. Die verzweifelte Suche nach einem Strohhalm, sich in dieser verrückten Welt zurechtzufinden.

Ruhrbarone: Kool Savas und Xavier Naidoo, beides Musiker, die sehr erfolgreich sind und auch schon öfter politische Texte gemacht haben, provozierten mit einem Song auf dem Xavas Album. Stein des Anstoßes sind folgende Zeilen in „Wo sind“: „Ich schneid euch jetzt mal die Arme und die Beine ab, und dann ficke ich euch in den Arsch, so wie ihr es mit den Kleinen macht. Ich bin nur traurig und nicht wütend. Trotzdem würde ich euch töten. Ihr tötet Kinder und Föten und ich zerquetsch euch die Klöten. Ihr habt einfach keine Größe und eure kleinen Schwänze nicht im Griff. Warum liebst du keine Möse, weil jeder Mensch doch aus einer ist? Wo sind unsere Helfer, unsere starken Männer, wo sind unsere Führer, wo sind sie jetzt?“
Ist das Marketing?

Marcus Staiger: Es ist pure Dummheit. Ich hab das geschrieben und dazu steh ich, Xavier ist ein fundamentalistischer Christ, der sich ans erste Buch Levitikus hält und da steht, der Mann soll nicht bei einem Manne liegen. Das ist dem Herrn ein Greuel. Von dessen Weltbild her würde ich sagen: Der hat mit Homophobie keine Probleme. Im Track ging es ja eigentlich um was ganz anderes, und zwar haben die gemeint, dass es satanistische Zirkel der Macht gibt, in dem Kinder geschlachtet werden, um selbst an der Macht zu bleiben. Das kommt aus einem Film, der sich eigentlich mit multiplen Persönlichkeitsstörungen auseinander setzt. Eine Person hat eine multiple Persönlichkeitsstörung aufgrund einer traumatischen Erfahrung, die etwas mit rituellem Kindesmissbrauch zutun hat auf der Wewelsburg. Im Endeffekt haben die den Film falsch verstanden und einen Track über Kindesmissbrauch auf hoher politischer Ebene gemacht.

Ruhrbarone:Wer sind für dich politische Rapper in Deutschland, die du gut findest?
Marcus Staiger: Ich tu mich schwer mit explizit politischen Rappern. Ich finde Sookees neues Album sehr, sehr gut. Das wird langsam hörbar, was sie macht. Die hat sich stark verbessert. Antilopen gang, die sich auch als politische Rapper verstehen, finde ich ebenfalls gut. Und grim104, der ist auf meiner Wellenlänge, weil er die Dinge ganz oft so sieht, wie ich sie halt auch wahrnehme. Ein bisschen differenziert, ein bisschen spöttisch. Und Grim ist ein guter Beobachter. Ansonsten… Ich war letztens auf der Zeckenrapgala: Da waren zu 99% Deutsche und 1% war migrantischer Herkunft. Was wieder daran liegt, dass es so ein Standesdünkel und ein Elite Bewusstsein gibt. Wir machen’s richtig, moralische Überlegenheit. Wir sind die Guten.

Ruhrbarone: Ist Rap für dich per se Revolte? Ist für dich die Hip Hop Kultur immer noch etwas rebellisches? Oder schlägt es nicht wie man bei Fard sehen kann mittlerweile immer öfter ins Reaktionäre?

Marcus Staiger: Was man sehen muss bei aller Liebe und bei allem Revolutionsgestus: Hip Hop ist eben auch Pop Musik und insofern auch einer gewissen Verwertungslogik unterworfen. Und wenn die rebellische Pose vom Markt einzogen wird ist die Frage: Wieviel bleibt von der Rebellion übrig? Dann bleibt nur die Pose, das ist relativ häufig so. Es kann was rebellisches, revoltierendes haben, es kann aber auch was wahnsinnig gut bürgerliches haben. Es ist halt nicht so, wie ich’s mir wünsche, sondern so, wie’s sich entwickelt. Und das reaktionäre, das steckt halt teilweise auch in Hip Hop drin, insofern dass Hip Hop noch nie ’ne sonderlich progressive Musikrichtung war. Das ist jetzt ein ganz hartes Urteil, aber im Endeffekt hatte Rap schon immer reaktionäre Tendenzen. So leid es mir tut.

Ruhrbarone: Du hast in Interviews schon öfter gesagt, dass du für mehr Demokratie bist. Wenn man sieht wie Volksabstimmungen in der Schweiz in den letzten Jahren ausgegangen sind, muss man sich dann nicht eher wünschen, dass wir bei der repräsentativen Demokratie bleiben?

Marcus Staiger: Ja, diese Forderung nach direkter Mitbestimmung, die muss man aushalten können. Ich glaube aber, dass man dann auch für die richtige Meinung kämpfen und sich dem Wettstreit der Ideen stellen muss. Meine Auffassung ist, dass man halt wirklich hart dafür arbeiten muss, dass gut abgestimmt wird. Wir müssen eben auch dafür sorgen, dass unsre Argumente in einer Sprache vermittelt werden, wo dann die Leute auf uns einschwenken und unseren Argumenten auch Gehör schenken. Die NPD kümmert sich um Fragen, die die Menschen bewegen, jetzt kann man sagen diese Fragen dürfen nicht gestellt werden. Insofern könnte man auch sagen: Lasst uns nicht das Volk fragen, sondern auf die repräsentative Demokratie setzen, weil dann besser ausgebildete Leute darüber abstimmen. Ich sage: die Leute dürfen die Fragen stellen, aber man muss ihnen zeigen, dass sie die falschen Fragen stellen. Die Frage ist: Warum verliere ich meinen Arbeitsplatz? Eine Antwort kann lauten: Weil mir die Ausländer die Arbeit wegnehmen. Das ist eine Beobachtung und dann wird dieser Schluss gezogen. Die richtige Frage wäre: Warum muss ich überhaupt arbeiten und warum gibt es dieses Ausbeutungssystem? Der Ausländer wird ja nur eingestellt, weil er sich besser ausbeuten lässt. Er arbeitet für 4 Euro, während ich für 6 Euro da stehe. Eigentlich ist der Ausländer das ärmere Schwein, das sich besser ausbeuten lässt. Warum lassen wir uns überhaupt ausbeuten? Und dieser Aufgabe muss man sich stellen: Ich find’s faul zu sagen, die Leute würden nur scheisse abstimmen, deswegen bleiben wir bei der repräsentativen Demokratie. Es hätte dann auch ein anderes Gewicht sich dafür zu engagieren dafür, dass Leute nicht scheisse abstimmen. Das ist der Umkehrschluss, warum ich für direkte Demokratie bin, weil du dann gezielter agitieren kannst und für die Umsetzung deiner Ideen kämpfen kannst.

Ruhrbarone: Glaubst du, dass Wahlen etwas ändern? Also, dass es einen Unterschied macht, ob wir von Schwarz-Gelb oder Rot-Grün regiert werden?

Marcus Staiger: Schwarz-Gelb zieht nicht in den Krieg. Unter Schwarz-Gelb sind keine neuen Kriege angezettelt worden. Im Grunde macht es aber keinen großen Unterschied, nein. Ich glaube, dass sich unter Rot-Grün in der Ausländerpoltik was verändert hat, aber im Grunde sind sozialdemokratische Regierungen ja genauso Steigbügelhalter des Neoliberalismus wie konservative Regierungen. Wobei der Neoliberalismus unter einer sozialdemokratischen Regierung halt weniger benennbar ist.

Ruhrbarone: Du hast ja ein Buch geschrieben, worum geht es in dem Buch und was war dein Antrieb es zu schreiben?

Marcus Staiger: In dem Buch geht’s um die Auswegslosigkeit in einem System zu leben mit dem man sich halt arrangiert hat. Es handelt sich da um eine autoritäre Gesellschaft, in der die Menschen ihre Zuflucht im Hedonismus suchen.
Die DDR ist nie zusammengebrochen und versinkt in Korruption und Inkompetenz, während der Westen oppositionslos und rigoros von Kohls Deutscher Union geführt wird. Im Endeffekt ist in dieser Gesellschaft keiner richtig schlecht, aber auch keiner gut. Und wie jeder Schriftsteller wollte ich einfach gerne ein Buch schreiben und habe damit eine Idee gefunden, die halt ein ganzes Buch getragen hat. Im Endeffekt ist das ja auch eine Fleißarbeit.

Wer sind eigentlich diese Ultras?

stadion--dortmund-grossFanatische Fußballfans, Emotionsgeladene Menschen, politisch aktive Teenager. Man könnte viele Begriffe nutzen, um einen Ultra zu beschreiben, doch so richtig kann man ihm kein Etikett verpassen.
Trotzdem sind es immer wieder die „Ultras“, wenn nach dem Spiel eine Schlägerei stattfindet oder Menschen Stadionverbot ausgesprochen bekommen.
Ultras, die „Taliban der Fußball Fans“, wie es Sandra Maischberger einmal so unvoreingenommen sagte, sind und bleiben ein relevantes Thema für die Presse.
Allerdings scheinen mittlerweile einige Medien erkannt zu haben, dass Ultras eben nicht die Randalen, Chaoten und Hooligans sind, als die sie vom DFB nur zu gerne dargestellt werden, sondern Fans, die aktiv Fankultur mitgestalten und sich oft auch gegen Nazis und Rassismus engagieren.
Warum sind sie also so unbeliebt, diese Ultras? Da wäre zum Einen die Pyrotechnik. Zwar bestreitet kaum einer das beeindruckende Bild, das rote bengalische Feuer im Fanblock hinterlassen, doch selbst in so einem qualmenden Block stehen wollen dann doch wenige.
Zum anderen ist es so, dass Ultras oft eine sehr gewichtige Rolle bei den Fangesängen in der Kurve und auf Mitgliederversammlungen einnehmen. Bedeutet: Es geht wie so oft um Macht.
Normale Malocher, die jedes 2. Wochenende im Stadion sind und ihre Bratwurst essen, sind genervt von Teenagern, die auf den Zäunen stehen und ihnen vorgeben, was sie zu rufen haben. Und dann sehen sie auch noch so alternativ aus, diese Ultras…

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bodo im März: Märchen, Sagen, wahre Geschichten – „bodo“ im März

bodo_Titel_03.14_Schatten.inddDas bieten unsere Freunde vom Straßenmagazin bodo diesen Monat: Titelgeschichte ist ein Interview mit dem Schauspieler Joachim Król. Mit „bodo“ sprach er über erlesene Literatur, Freiräume für Ungewöhnliches, Westfalia Herne und den BVB.

In Berlin besucht die Redaktion die Filmemacher Dominik und Benjamin Reding, Söhne des Dortmunder Schriftstellers Josef Reding. Ein Gespräch über Heimat und Identität, das Ruhrgebiet als Drehort und die Nacht, in der die NSU-Terroristen auf sie schossen.

Der Hattinger Dirk Sondermann ist Sagenforscher und spricht im Interview über das sagenhafte Ruhrgebiet, sein „Institut für Erzählforschung“, GPS-Erkundungen, den Zwergenkönig Goldemar auf Burg Hardenstein und die Frage, ob die Nibelungen bei Dortmund-Brechten die Lippe überquert haben.

Die Regisseurin Claudia Bauer veranstaltet auf der Bühne des Schauspiels Dortmund ein „Märchenmassaker“. „Republik der Wölfe“ ist großes Theater mit einer beeindruckenden Allstar-Live-Band. „bodo“ traf die Regisseurin, den musikalischen Leiter Paul Wallfisch (Botanica), sowie Alexander Hacke (Einstürzende Neubauten), Mick Harvey (Nick Cave & The Bad Seeds) und Danielle de Picciotto, Co-Gründerin der Loveparade.

Christine Straetling, Enkelin von Moritz Fiege, möchte auch im Alter in ihrem Bochumer Haus bleiben. Kurzerhand eröffnete die 88-jährige ein kleines Studenten-Wohnheim. „bodo“ ließ sich zu Kaffee und Spekulatius einladen.

Die Straßenzeitung vor der Straßenzeitungen: Der „Klüngelkerl“ war Dortmunds alternatives „Zentralorgan“, verkauft auf der Straße oder in den Szenekneipen, und in mancher Hinsicht ein Vorläufer von „bodo“. Eine Zeitreise in die bewegten 70er.

Anlässlich der Verleihung der „Academy Awards“ Anfang März erzählt „bodo“ das wahre Märchen der obdachlosen Inocente, die sich nicht hätte träumen lassen, bei der „Oscar“-Verleihung im letzten Jahr auf der Bühne zu stehen und von Daniel Day Lewis geküsst zu werden.

Weitere Themen: Der „bodo“-Rollentausch, „Foodsharing“ in Bochum, der Plan der Stadt Essen, Süchtige mit Bier zu bezahlen, Neues aus der Nordstadt, das Watchblog www.bildblog.de.
„bodo“ empfiehlt die Benefiztour des Cellisten Thomas Beckmann „Gemeinsam gegen Kälte“ und die Messe „gut.“ für nachhaltiges und soziales Design in der Jahrhunderthalle.
Das Straßenmagazin lädt ein zur eigenen Kulturreihe „Zweiter Freitag“, am 14.3. im Dortmunder Buchladen des „bodo e.V.“ mit Markus Veith und seinem neuem Roman „Menschenfischer“.

Im kommentierten Veranstaltungskalender verlost „bodo“ Bücher, Konzert- und Theaterkarten, u.a. für „The Brew“ und „2Raumwohnung“.

INFO
Das Straßenmagazin wird von Wohnungslosen und Menschen in Armut auf der Straße verkauft. Die Hälfte des Verkaufspreises von 2,50 Euro bleiben beim Verkäufer. Herausgeber ist der gemeinnützige „bodo e.V.“ „bodo“ erscheint im östlichen Ruhrgebiet mit einer Auflage von 20.000.

Der Vfl und ich – eine Hassliebe.

Peter Neururer. Quelle: Wikipedia, Foto: xtranews.de, Lizenz: CC
Peter Neururer. Quelle: Wikipedia, Foto: xtranews.de, Lizenz: CC

„Vfl-Fan zu sein ist wie wenn dich jeden Tag deine Frau verlässt.“, der Satz schoss mir wieder durch den Kopf, als ich in der Bochumer Innenstadt das Endergbnis von 1:4 beim Provinzklub aus Paderborn erfuhr, nachdem ich beim Stand von 1:0 meine Wohnung verlassen hatte.
Was soll ich sagen? Als Vfl Fan ist man einiges gewohnt. Ich habe damals mit ansehen müssen, wie der Spieler, der auf meinem Trikot geflockt war, in der allerletzten Minute des entscheidensten Spiels der Saison, dem Uefa Cup Rückrundenspiel gegen Standard Lüttich, über den Ball trat und so ein Gegentor ermöglichte, das uns das Aus im Europa Pokal bescherte.
Ich habe die Relegation gegen Gladbach miterlebt, in der wir ebenso unglücklich ausschieden.
In meiner Zeit als Fan gab es nur einen Trainer, den ich als integer und sympathisch empfand: Peter Neururer.
Und ja, wahrscheinlich ist das albern. So wie Leute, die immer noch sagen, dass Schallplatten die einzige wahre Art sind Musik zu hören ist oder die sich weigern Hip Hop als Musikform zu akzeptieren.
Aber ich kann nicht anders. Wenn Peter Neururer über seine Ziele mit dem Vfl schwadroniert, fange ich an

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Das Heinz Loveparade-Urteil: Neger in allen Anklagepunkten!

negerlein

Liebes Heinz-Magazin,

es ist nicht immer lustig, Euch bei Euren Versuchen zu beobachten, so etwas wie ein journalistisches Produkt zu simulieren. Zum Beispiel die Überschrift aus der aktuellen Ausgabe verstehe wir einfach nicht. Wie viele der zehn Angeklagten im Loveparade-Prozess sind schwarz? Und wie viele von ihnen werden in den kommenden Jahren aus dem Prozess ausscheiden? Und wenn sie schwarz sind, wieso schreibt Ihr dann nicht „Zehn kleine Schwarze“?  Und ist auch nur ein Zwergwüchsiger unter den Angeklagten? Als wir zuletzt Jürgen Dressler, den angeklagten ehemaligen Stadtplanungsdezernenten, gesehen haben, war er noch ein stattlicher Herr im reifen Alter – ist er mittlerweile geschrumpft? Fragen über Fragen, aber vielleicht sollte man sie nicht der Redaktion so eines Frittenbudenheftchens wie Heinz stellen.“

Deine Ruhrbarone

Warum Krieg nicht die Lösung aller Probleme ist

Australische Truppen: Credit: British Official Photographer Lizenz: PD
Australische Truppen: Credit: British Official Photographer Lizenz: PD

Innerhalb der linken Szene gibt und gab es schon immer große Diskussionen um die Befürwortung oder Ablehnung von Kriegseinsätzen.
Nicht zuletzt auch wegen der Frage von Krieg und Frieden gründeten sich in den 90er Jahren die Antideutschen, um ihre Solidarität mit Israel auszudrücken und das Selbstverteidigungsrecht des jüdischen Staat zu verteidigen.

Die Friedensbewegung in Deutschland hingegen blieb immer bei der alten Parole „Nie wieder Faschismus, nie wieder Krieg“.
Hinter jedem Krieg stecken Kapitalinteressen. Deutschland als Staat hat ein Eigeninteresse, daran Kriege in aller Welt zuführen: Die Rüstungsindustrie, die Nato und Kriegstreiber in aller Welt haben einen wirtschaftlichen Vorteil davon, Auslandseinsätze voranzutreiben.

Es geht nicht um Amerika oder Israel, um den Nahostkonflikt oder um plumpen Antiamerikanismus, es geht darum, die ökonomischen Interessen hinter den Worthülsen zu sehen.
Deutschland ist einer der größten Rüstungsexporteure der Welt, wir exportieren u.a. Waffen nach Griechenland, obwohl der griechische Staat nicht mal Geld hat, um Lehrer ihren Lohn auszuzahlen.

Griechenland leidet unter der Austeritätspolitik der EU, Griechenland hat Deutschland nach dem 2. Weltkrieg Kriegsschulden erlassen. Heute werden die griechischen Banken von Deutschland gerettet, um das Kapital zu sichern. Die Menschen in Griechenland verstehen nicht, warum sie angeblich von Deutschland gerettet wurden und trotzdem hungern müssen.

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Aufruf für ein demokratisches Syrien

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Unter anderem Hendryk M. Broder, Hamed Abdel-Samad und Thomas von der Osten-Sacken haben einen Aufruf zur Unterstützung der demokratischen Opposition in Syrien veröffentlicht, den wir hier gerne weitergeben. 

Die demokratische Opposition in Syrien braucht Ihre Unterstützung – gegen Baath-Regime und Djihadisten, Freiheit für Syrien!

Wenn man an die Grausamkeit, das Elend und die Sinnlosigkeit des Krieges denkt …, liegt die Versuchung nahe, zu sagen: ›Die eine Seite ist ebenso schlecht wie die andere. Ich bleibe neutral.‹ In Wirklichkeit jedoch kann man nicht neutral bleiben, und es gibt kaum einen Krieg, bei dem es keinen Unterschied macht, wer gewinnt. Fast immer steht die eine Seite mehr oder weniger für den Fortschritt, die andere Seite mehr oder weniger für die Reaktion. 

(George Orwell)

Seit 2011 dauert der Krieg in Syrien an. Friedlicher Protest gegen die Diktatur wurde vom ersten Tag an durch das Assad-Regime mit Folter und Massakern an Demonstranten in einen Bürgerkrieg verwan­delt – mit mehr als 120.000 Toten. Auf der Seite Assads kämpfen iranische Spezial­einheiten, die libanesisch-schiitische Hizbollah und Freiwillige aus Dutzen­den von Ländern. Andererseits wollen sunnitische Djihadisten, die seit Beginn des Konflikts großzügig von Saudi-Arabien, Katar, den Muslimbrüdern und al-Qaida unterstützt werden, in Syrien ein Kalifat errichten. Beide Seiten gehen mit unerhörter Grausamkeit gegen gegnerische und konkur­rierende Rebellen, aber auch Zivilisten vor. Syrien hat sich zum Schlachtfeld eines Heiligen Krieges entwickelt.

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Unstatistik des Monats: Krebserkrankungen nehmen dramatisch zu

Walter Krämer
Walter Krämer

Die Unstatistik des Monats Februar sind die mehr als 20 Millionen an Krebs erkrankten Menschen, die nach dem Weltkrebsbericht der Weltgesundheitsorganisation im Jahr 2025 weltweit zu erwarten sind.  Vor allem in deutschen Medien hat dieser Bericht zu den üblichen hektischen Panikreaktionen und Forderungen nach staatlichen Eingriffen geführt. So titelte die „Zeit Online“ am 3. Februar beispielsweise „Krebserkrankungen steigen weltweit drastisch an“.

Die Zahl als solche sei hier auch nicht angezweifelt, wohl aber deren Interpretation. Denn in den Berichten wird meist bestenfalls am Rande erwähnt, welch bedeutenden Einfluss die steigende Lebenserwartung auf die Wahrscheinlichkeit einer Krebserkrankung hat.  Je länger aber die Menschen leben, desto höher ist ebendiese Wahrscheinlichkeit und auch die Wahrscheinlichkeit eines Todes durch Krebs. Das Beispiel Prostatakrebs zeigt dies: Von den unter 50-jährigen Männern in den USA hat etwa einer von fünf Prostatakrebs. Wenn diese zehn Jahre länger leben, sind es schon zwei von fünf. Werden sie über 70 Jahre alt, dann sind es drei von fünf. Und falls Männer das Glück haben, über 80 Jahre alt zu werden, haben etwa vier von fünf Männern Prostatakrebs. Dennoch sterben nur etwa 3% aller Männer an dieser Krebsart.

Wenn es nicht so zynisch klänge, könnte man geradezu sagen: je mehr Menschen in einer Region an Krebs erkranken, desto höher ist dort die an der Lebenserwartung gemessene Umweltqualität und der Standard der Hygiene und Medizin. Die weltweit höchste Lebenserwartung unter allen größeren Nationen meldet man in Japan und Island. Gleichzeitig ist dort die Wahrscheinlichkeit, an Krebs zu sterben, maximal. Auf diesen Zusammenhang wird im aktuellen Weltkrebsbericht durchaus auch hingewiesen. Aber wie leider so oft werden diese Hinweise von angstmachenden Medien beiseite geschoben oder nur beiläufig erwähnt.

Mit der „Unstatistik des Monats“ hinterfragen der Berliner Psychologe Gerd Gigerenzer, der Dortmunder Statistiker Walter Krämer und RWI-Vizepräsident Thomas Bauer jeden Monat sowohl jüngst publizierte Zahlen als auch deren Interpretationen. Alle „Unstatistiken“ finden Sie im Internet unter www.unstatistik.de.