Hihihi – mächtig was los da:

Rapper rappen – Ich ess Pommes mit Mayo. Und in Herne bin ich immer wieder gerne. Wozu soll ich in die Ferne. Hahahaha

Jetzt verstehe ich, warum das ZDF das nur in einer Zuschauerbefreiten Zeit senden wollte. 🙂 Aber wem es gefällt. Und dann kommt noch der Steiger – Glück Auf – Das Licht an in Jazz. Bin mal gespannt auf die Reaktionen der Zuschauer, die sich den Kram in der Kälte ansehen mussten.

Miese Miss Daisy ist da

Ich sitze in Bottrop. Und hier ist die Miese Miss Daisy definitiv da. Ein unglaublich beschissenes Wetter. Der Schnee kommt aus allen Richtungen – meist horizontal direkt ins Gesicht. Fehlt nur das Wolfsheulen, um sich wie in Sibirien zu fühlen.

Wie dem auch sei. Ich geh wieder vor den Kamin und lese weiter in meinem Buch. 🙂 Aktuelle Infos zum Wetter im Revier habe ich nur hier gefunden. klick

Die echte Ruhrgebietshymne von den Spardosen

Gerade hab ich das neue Video von den Spardosen gefunden. Gutes Zeug. "Glück Auf Ruhrgebiet" – Hörpflicht.

Wie ich beim Pottblog gelesen habe, ist die Nummer ein Mitmachvideo. Das heißt, jeder, der will, kann da an dem Video weiter mitstricken. Näheres dazu kann man unter spardosen-terzett.de erfahren.

Und hier noch wenig merh Musik zum Runterladen und weiterhören von den Spardosen.

Man kann die Lieder bei iTunes kaufen oder mitsamt der CD auf der Seite der Spardosen bestellen: klack

K2010: Frieren für Bilder

Morgen beginnt die Kulturhauptstadt. Es ist Arschkalt. Das angekündigte Programm ist gut. Grönemeyer singt, ein Philharmonie-Orchester spielt. Es wird Schnee treiben. Über die Menschen, über die Sitze, über die Musiker. Nur hier und da in sackkalten Hallen wird vor Komödiantenbühnen kein Schnee auf die Mützen rieseln. Warum das Ganze?

Ich will kein Miesepeter sein. Aber ich kann mich so schlecht zurückhalten, wenn ich etwas so dumm finde, wie das hier, die Eröffnung der KH-Zwanzig10. Warum wird der Event nicht verschoben, wenn alle Zeichen auf Scheißwetter stehen? Jetzt, wenn man das noch rechtzeitig organisieren kann? Warum wird das nicht umgelegt in eine Halle? Und warum ist das Ganze überhaupt da draußen auf Zollverein und nicht wie versprochen in der Schalke-Arena?

Die Begründungen, die ich höre, sind alle gleich schlecht. Es heißt, die Arena sei zu teuer gewesen. Mann, Mann, dann hätte man ein wenig mehr Geld besorgen müssen, oder das Programm abspecken. Es heißt, ein wichtiger Spitzenverantwortlicher der Zwanzig10.GmbH habe sich mit dem WDR zerstritten, deswegen müsse das Ganze nun für das ZDF über die Bühne gerockt werden. Es geht um die Bilder. Für’s Fernsehen, heißt es. Es soll geil aussehen.

Bilder. Die Menschen morgen sollen also für Bilder frieren. Für’s Fernsehen frieren. Ich hoffe, jeder wird morgen dran denken, wenn ihm die Kälte durch die Schuhe kriecht, durch die Hose kriecht, bis an die Nieren kriecht.

Und wenn dann bei der Live-Übertragung zur Spitzensendezeit um 15:30 Uhr in einer Schnee-Böe die Haare der Moderatorin im Monitor verwehen. Wenn hinter ihr weniger Zuschauer im Eiswind ausharren, als im ZDF-Fernsehgarten. Ich hoffe dann werden die Bilder das erhoffte positive Signal ausstrahlen. Der Ruhrpott erstarrt im Eis. Geil.

Ich war mal vor Jahren bei der Aufzeichnung einer WDR-Show für die ARD im Bottroper Saalbau. Ich war ein Kind und saß da hinter den Kulissen bei der Generalprobe mit weit aufgerissenen Augen. Da sang irgendein Kasper unmotiviert auf einer Bühne. Er sang ein Lied, in dem ging es um Tennis. Ich kann mich erinnern, wie der Regisseur der Show mit einem arroganten Gesicht zu einer Assistentin sagte: "Schmeißt da Bälle rein, fürs Bild".

Am Abend habe ich die Show im Fernsehen gesehen. Da stand der Kasper und sang, in der einen Hand einen Tennisschläger in der anderen ein Mikrofon. Von vorne flogen Bälle ran und der Typ schlug ungefähr jeden dritten ins Publikum, der Rest flog in die Dekoration.

An diese Szene denke ich, wenn ich an die Zollverein-Nummer morgen denke.

Die Bälle sind diesmal die Zuschauer. Die Staffage, die Ausstattung, die Kulisse.

Die Veranstaltung morgen ist – trotz tollem Programm – nicht für die Menschen hier gemacht, sondern für die Bilder. Für die Bilder alleine.

Auch wenn morgen Kanzlerin Merkel und Präsident Köhler kommen. Sie sind Staffage. Ich hoffe, sie holen sich bei dem sinnlosen Schnee-Spektakel morgen nicht den Tod – oder hauen rechtzeitig wieder ab.

Da fällt mir ein: Es heißt, die Musiker würden, sollen, müssen Open Air spielen. Kann mir einer erklären, wie eine Oboe bei minus 5 Grad im Schnee klingt? Wie ein Cello, wie eine Tuba, wie eine Geige? Ich vermute, das ist Scheißegal, weil die Mukke eh vom Band kommt, oder?

Sorry, das musste raus. Ich werde morgen auf jeden Fall nicht nach Zollverein fahren. Ich will das gar nicht hören. Ich bleib zu Hause, mach den Kamin an, zieh mir die Decke bis ans Kinn, und lese meinen Kindern aus dem neuen Frank Goosen Buch vor. Das ist mein Eintritt in das Kulturhauptstadtjahr. Sollen sich andere den Arsch abfrieren.

Foto: Flickr.com / Goofi.Ge

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Ein Blick nach vorne und zurück. Der Kindle

Foto: Flickr.com / Yaisog

Derzeit warten fast alle auf die Erlösung der Journalismus-Krise durch ein neues Medium. Der Ort der erhofften Offenbarung liegt in den Staaten, in San Fransisco, genauer gesagt auf einer Bühne im Yerba Buena Center for the Art. Als Termin hat der Schöpfer den 26. Januar festgelegt. Denn dann soll der iSlate vorgestellt werden. Eine Art großes iPhone, dass als elektronisches Lesegerät die Bücher und die Magazine und die Zeitungen revolutionieren soll. Ich nutze diese Zeit des Wartens, um einen Blick auf den Kindle zu werfen. Das Gerät von Amazon sollte vor kurzem noch das Geschäft mit den Print-Dingern auf neue Beine stellen. Nun überbringt das Gerät schon wieder eine Botschaft aus der Vergangenheit. Aber was verdammt heißt das?

Der englische Kindle 2 ist ein praktisches Gerät. Auf jeden Fall praktischer als dieses Ding von Sony, der eReader, den ich vor ein paar Monaten getestet hatte. Das Sony-Ding war zu langsam, zu schnell alle, zu unleserlich und was weiß ich. Unbrauchbar eben für eine elektronische Revolte.

Nun aber der Kindle 2 von Amazon. Das Gerät ist seit dem 19. Oktober hier im Handel. Es liegt sehr gut in der Hand, es hat eine schwarze Lederhülle, ich kann es wie ein schweres Buch halten. Die Lesekontraste sind OK, dunkelgrau auf hellgrau. Nicht perfekt, aber eben ein bischen steiler als das matschgrau auf matschgrau des Sony-Gerätes.  Die Buchstaben der elektroischen Tinte sind klar. Ich kann Seitenweise lesen, ohne Streß mit den Augen zu kriegen. Ich habe in Kneipen gelesen, in Restaurants, im Zug und im Flieger. Ich habe an Bushaltestellen gelesen und in der S-Bahn. Es ging. Ich wurde nie enttäuscht. Die Buchstaben konnte ich in einem guten halben dutzend Größenvarianten verstellen. Bis ich ein perfektes Verhältnis zwischen Bildschirmgröße, Buchstabenformat und Textmenge je seite gefunden hatte.

Vor allem der Zugang zum Internet war gut. Überall. Selbst in der Schweiz konnte ich Bücher mit UMTS-Geschwindigkeit über ein 3G-Modul runterladen. Und lesen. Es gab auch Zeitungen und Zeitschriften. Auch die konnte ich runterladen und lesen. Alles kein Problem. Ohne Zusatzkosten für einen Provider. Nur für den Lesestoff hätte ich zahlen müssen. Wenn ich ihn hätte kaufen wollen. Wollte ich aber nicht. Dazu später mehr.

Stattdessen habe ich dutzende Bücher angelesen. Denn das geht. Ich kann mir von einem Roman eine Textprobe über etwa 20 Seiten auf den Kindle runterladen. Das kostet mich auf meinen Kindle-Unter-Account in meinem amazon-Ober-Account keinen Cent. Ich kann 1500 Bücher speichern. Auf 1,5 Gigabyte.

Das waren die guten Nachrichten.

Jetzt kommen die schlechten. Keine ordentlichen Bilder. Keine Farbe. Alles in grau-in-grau. Wer braucht das?

Zudem hätte ich die Bücher alle aus dem amazon-store herunterladen müssen. Zu ziemlich hohen Kosten. Ein elektronisches Buch kostet dort nämlich ungefähr soviel wie ein Print-Stück – ohne Papierkosten. Also ungefähr vier US-Dollar weniger, wenn der Roman 14 Dollar kostet. Deutsche Bücher habe ich kaum gefunden, dafür aber 350.000 englische Werke. Aber das kann Zufall sein, weil ich so happy war, dermaßen viele spannende US-Books durchstöbern zu können, habe ich kaum nach deutschen Büchern gesucht.

Gekauft habe ich, wie gesagt, keines. Weil ich das zu teuer fand. Zudem hätte ich das erworbene Buch nirgendwo anders abspeichern können. Ich hätte es also nicht auf einem anderen Gerät lesen können. Zumindest habe ich keine Funktion gefunden, mit der das gegangen wäre. Vielleicht war ich auch zu doof. Vielleicht soll das auch gar nicht gehen. Aber was soll ich mit einem Buch, das ich nur auf einem Gerät lesen kann.

Spielen wir das mal durch. Ich investieren im Laufe eines Jahres etwa 600 Euro in Bücher. Wenn ich meinen Kindle nach drei Jahren verlieren würde, hätte ich damit nicht nur die Hardware verbummelt. Ich hätte eine Bibliothek vergeigt. Keine gute Idee. Davon ab ist das Blättern im Kindle genauso schlecht wie bei anderen elektronischen Readern mit der berühmten elektronischen Tinte E-Ink.  Es dauert einfach zu lange bis ich auf neue Seiten komme, das Umblättern um 30 bis 40 Seiten vorwärts oder rückwärts ist nervtötend, auch wenn ich mir vorher elektronische Eselsohren in die Seiten gestempelt habe. Was weiß ich am Anfang, was ich später nachschlagen will. Das muss ratzfatz gehen, das Blättern, sonst ist das Mist. Um es kurz zu machen.

Ich glaube zudem die Technik des elektonischen Papiers ist Unfug. In der Theorie hört sich alles topp an. Die Bildschirme haben keine Hintergrundbeleuchtung. Zudem kann E-Tinte auf E-Papier das Licht wie normales Papier reflektieren. Texte oder Bilder werden dauerhaft angezeigt. Das spart Strom. Der Kindle beispielsweise kam mit einer Ladung gut eine Woche aus. Und ich habe viel gelesen.

Das E-Papier kann sogar verbogen werden, ohne dass sich etwas an der Lesbarkeit ändert. Der Skiff Reader beispielsweise sieht ordentlich aus, ist riesig im Vergleich zum Reklambuchgroßen Bildschirm des Kindle 2. Und lässt sich dann noch zu einer Halbschale biegen und gleichzeitig lesen. Aber. Leider bleibt alles so verdammt schwarz- weiß. Und es dauert, bis sich ein neues Bild aufbaut. Und überhaupt: wer liest ein Buch oder eine Zeitung in Form einer Halbschale?

Das Problem trifft alle E-Ink-Geräte gleichermaßen. Also nicht die sinnlose Verbiegbarkeit des Bildschirms, sondern das schwarz-weiß-Prob. Der txtr-Reader und wie sie alle heißen. Sie haben alle einen Nachteil: Eine Darstellung, die ungenügend ist. Eigentlich muss ich das anders formulieren. Eine Darstellung, die besser geht. Denn schon auf meinen Telefon kann ich schöner Texte lesen, in bunt mit Bildern. Da hilft es auch nicht, wenn die E-Ink-Geräte nun mit dem Netz verbunden werden und ich wie mit dem Kindle frei und überall Bücher und Zeitschriften shoppen kann. (Deutsche Zeitungen auf dem Kindle? – Handelsblatt und Faz. That’s it.) Selbst das Aktenstudium ist auf den Geräten so lala. Ich kann PDF aufrufen, ja. Aber nicht drin rummalen. Schwer Eselohren setzen und ähnlichen Unfug machen. Vor allem nicht schnell genug blättern.

Deswegen glaube ich auch, dass der Weg woanders lang geht.

Mein Fazit nach dem zweiten E-Ink-Test: Die Geräte braucht niemand. Wir werden in späteren Jahren kein elektronisches Buch auf Basis des E-Ink haben. Das Papier als Medium wird weiterbestehen. Das ist das Beste für Bücher.

Daneben wird es Multimedia-Geräte geben, auf denen ich Bücher schön und leicht lesen kann, die jederzeit ins Netz können, um neuen Lesestoff zu laden. Auf denen ich aber auch Spiele spielen, im Netz surfen oder Zeitungen runterladen kann.

Ich weiß nicht genau wie das aussieht. Der iSlate scheint die Richtung zu weisen. Oder andere Tabloid-Rechner. Für Zeitungen und Magazine ist das sehr spannend. In eMags können Videos eingebettet werden, Hörspiele, Interviews im O-Ton und was weiß ich. Zudem wird das leicht abrechenbar sein, wenn sich Leute Applikationen runterladen oder direkt eMags einkaufen. Auch Bücher werden sicher über die neuen Geräte gelesen werden. Wenn sie Handschmeichler sind.

Der Vorteil neben den besseren Bildschirmen. Eine breitere Funktionalität. Der Nachteil des hohen Energieverbrauchs wird durch beigefügte Ladekabel ausgeglichen. Dann muss das Ding halt öfter an die Steckdose und fertig.

Aber am Besten lese ich mein Buch immer noch im Bett und in der Badewanne. Beides Orte, an denen ich mit so einem Technik-Dingen wenig anfangen kann. Und an denen ein Papierdingen schön tauglich ist. Seit Jahrhunderten.

Ruhr2010-Eröffnung – gerade gut genug für das Nachtprogramm

Wenn ich diese entrückten Halbkindergesichter da oben auf dem Foto sehe, das die Ruhr2010 zur Ticketwerbung nutzt, muss ich an Enttäuschung denken. Die Art von Enttäuschung, die man sieht, wenn man einem Dreijährigen einen Schoko-Keks in die Hand drückt, diesen VOR dem ersten Bissen wieder wegnimmt und als Ersatz eine Stange Rhabarber spendiert. Das Gesicht nach dem ersten und einzigen Bissen in den Rhababer. Das ist Enttäuschung. Anstatt in der Schalke-Arena mit 60.000 Menschen und Live-Übertragung wird die Kulturhauptstadt am Samstag vor irgendwelchen Politikern auf Zollverein eröffnet. Die Bürger müssen draußen bleiben. Im Wetterbericht wird Schneefall angekündigt – es ist die Rede von einem Temperaturstutz in Bodenlose.

Ok, jetzt präsentiert uns die Ruhr2010 unser Stange Rhababer, eine Methadon-Fernsehübertragung. Es geht um eine "Glück Auf, RUHR.2010!"-Show im ZDF. Aufgezeichnet am Freitag um 19.30 Uhr, ausgestrahlt um 22.35 Uhr. Kurz vor Mitternacht ist die Nummer zu Ende. Statt im Hauptprogramm ein Hit in der Nische eines Rentnersenders. TOLL!! Wir dürfen noch Fotos machen – vorher, mit den wichtigen Menschen. Also mit Pleitgen und den ZDF-Schranzen. Das stand in einer Pressemitteilung der Ruhr2010.

Es werden noch begeisterungsfähige Publikumsstatisten gesucht. Hier klicken, wenn Sie dabei sein wollen.

Ich denke bei der Nummer an die alten Ankündigungen. Können Sie sich erinnern?

Irgendwann vor einem Jahr oder so, wurde in der Arena auf Schalke vor einem UEFA-Cup-Spiel eine dreigeteilte Werbebande ins Bild einer ZDF-Live-Übertragung eingeblendet. Da stand drauf:

Wir sind Metropole – Kulturhauptstadt Europas – www.ruhr2010.de"

Und Ruhr2010-Chef Oliver Scheytt tönte:

Das ist ein Volltreffer. Die Aktion ist ein erster Testlauf für unsere Eröffnungsveranstaltung, die am 9. Januar 2010 in der VELTINS-Arena stattfinden wird.“

Später musste die vollmundig "jubelnd" angekündigte Eröffnungs-Show in der Arena gegen das Kaltbad auf Zollverein abgesagt werden. Aus Geldmangel. Versprochen – Wieder nicht eingehalten. So schafft man sich Freunde.

Aber jetzt gibt es ja die Nachtsitzung im ZDF mit dem Top-Moderator Schranz oder Hanz, oder wie der heißt.

RWE: „Unternehmerisches Handeln statt Theorien für den Klimaschutz“

Wir wollen hier bei den Ruhrbaronen über Klimaschutz diskutieren. Deswegen freuen wir uns, dass Ludwig Kons, Leiter der Klimaschutz-Aktivitäten bei RWE Power, einen Gastbeitrag für uns geschrieben hat, in dem er auf die Vorwürfe aus einem Gastbeitrag von Bärbel Höhn eingeht, den die energiepolitische Sprecherin der Grünen Bundestagsfraktion – und ehemalige NRW-Umweltministerin, ebenfalls hier bei den Ruhrbaronen gepostet hat. Es geht um Klimaschutz-Projekte in Afrika und anderswo, die der Konzern hier in Europa nutzen kann, um seinen CO2-Ausstoß zu reduzieren. Höhn meint, Klimaschutz muss zu Hause anfangen. Der Konzern sagt, man muss das Ganze sehen. Doch genug der Vorrede: Das Wort hat jetzt unser Gastbaron Ludwig Kons:

Nach dem Kopenhagener UN-Klimagipfel ist die Ernüchterung allseits groß. Nicht minder bei RWE. Unser Unternehmen hätte sich die Weichenstellung für ein neues, international bindendes post-Kyoto Abkommen gewünscht. Wir benötigen Klarheit darüber, wie die Emission von Treibhausgasen in Zukunft sanktioniert werden soll. Die Industrie braucht diese Klarheit für viele unternehmerische Entscheidungen, bei denen der Faktor CO2 zunehmend eine Rolle spielt. Das betrifft Investitionsentscheidungen und Projekte in Europa und auf der ganzen Welt – von der Aluminiumhütte bis zum Windpark. Dies gilt natürlich ganz besonders für Investitionen in den Klimaschutz, vor allem für Projekte des „Clean Development Mechanism“ (CDM) und „Joint Implementation“ (JI), die der strenge Rahmen des Kyoto-Protokolls regelt.

In Anbetracht des Ergebnisses von Kopenhagen scheint es leider nicht wahrscheinlich, dass sich die Staatengemeinschaft auf absehbare Zeit auf einen globalen Emissionshandel einigen wird. Ein weltweites CO2-Handelssystem ist aus unserer Sicht aber notwendig, um der globalen Herausforderung des Klimawandels kosteneffizient zu begegnen. In Europa alleine kann das 2- Grad-Ziel nicht erreicht werden, und ohne weltweite Regeln besteht die Gefahr, dass der Ausstoß von Treibhausgasen nur verlagert statt vermieden wird. CDM und JI sind wichtige Schritte auf dem Weg zu einem solchen globalen CO2-Markt. Diese Mechanismen sind derzeit die einzige Möglichkeit, globalen Klimaschutz durch markt-basierte, streng kontrollierte Instrumente zu finanzieren und umzusetzen. Alleine dadurch heben sie sich positiv von vielen theoretischen Überlegungen zum zukünftigen Klimaschutz ab.

Darum irrt Frau Höhn, wenn sie internationale Klimaschutzaktivitäten von europäischen Energieversorgern wie RWE in Frage stellt. Wenn wir ein internationales Regime zum Klimaschutz, an dem alle Staaten und Unternehmen weltweit teilnehmen sollen, aufbauen wollen, dann sind CDM und JI die Instrumente, die derzeit zur Verfügung stehen. Sie sind ein Vorreiter dessen, was international erreicht werden soll. Und wenn politischer Konsens für eine Klimaschutz-Einigung auf globaler Ebene schwierig ist – siehe Kopenhagen –, dann sollte unternehmerisches Engagement in internationalen Klimaschutz nicht kritisiert, sondern unterstützt werden. Die praktischen Erfahrungen, die dabei gesammelt werden, sind eine wertvolle Basis für den Klimaschutz nach 2012, um den in Kopenhagen gerungen wurde.

Das Beispiel RWE zeigt, dass insbesondere europäische Unternehmen Klimaschutz sowohl auf lokaler und regionaler Ebene als auch international betreiben. Der Leitgedanke dabei ist, jeden Euro dort im Klimaschutz einzusetzen, wo er für dieses Ziel das meiste erreichen kann. RWE setzt das in der Praxis längst um: 6,5 Mrd. € investiert das Unternehmen jedes Jahr in den Neubau und die Modernisierung von Kraftwerken, den Ausbau der Stromnetze und der Erneuerbaren Energien. Das alles in Europa. Dies stärkt die europäische Energieversorgung und dient dem Klimaschutz. Zusätzlich engagiert sich RWE weltweit in 120 CDM- und JI-Projekten. Bis 2020 möchten wir mit diesen Projekten 100 Millionen Tonnen CO2 vermeiden. Das entspricht der Menge an Zertifikaten, die wir unter den Regelungen des europäischen Emissionshandels einsetzen dürfen Mehr CO2-Vermeidung täte aber dem Klimaschutz – und den Ländern, in denen CDM-Projekte entwickelt werden – gut.

Frau Höhn kritisiert außerdem, dass einige Projekte auch ohne den CDM-Mechanismus umgesetzt worden wären und daher nicht „additional“ seien. Richtig ist, dass die Vereinten Nationen ein CDM-Projekt nur unter strengen Auflagen genehmigen. Bevor ein Zertifikat entsteht, wird das CDM-Projekt zweimal durch unabhängige Dritte und mehrfach durch die UN geprüft. Schwerpunkt der Prüfungen ist der Nachweis der Additionalität. Der gesamte Prüfprozess ist transparent und alle Prüfschritte werden im Internet veröffentlicht. Die von Frau Höhn erwähnte Diskussion um chinesische Windparks ist kein Argument gegen CDM, sondern vielmehr ein Beweis für die sehr sorgfältige Prüfung durch die UN.

Bei der rein ökonomischen Betrachtung gehen andere, nachhaltige Effekte von CDM-Projekten leicht unter. Das ist bedauerlich. Denn sie führen auch zu Know-how- und Finanztransfer nach Asien, Latein- und Südamerika und Afrika. Viele CDM-Projekte haben zudem eine soziale Komponente und leiten eine Verbesserung der Lebensumstände in den Projektländern ein. Bei vielen Projekten erleben wir, dass CDM zum Umdenken in Sachen Umweltschutz führt.

So hat RWE kürzlich das erste CDM-Projekt eines Energieversorgers aus der EU in einem der ärmsten Entwicklungsländer in Afrika gestartet. 300,000 Menschen in Lusaka, der Hauptstadt Sambias, werden von neuen Kochsystemen für die Zubereitung ihrer Mahlzeiten profitieren. Diese Kocher werden mit Biomasse betrieben. Die Gesundheit der Menschen wird durch die Vermeidung von Holzkohlenutzung geschützt, der Wald von Abholzung verschont. und die Menschen haben mehr Zeit für andere Tätigkeiten, denn das Kochen geht nun viel schneller. Außerdem werden die Haushaltskassen durch niedrigere Energiekosten entlastet.

Eines unserer größten CDM-Projekte am Standort Abu Quir, die Lachgasvermeidung mit Hilfe modernster deutscher Technologie in der für Ägypten so wichtigen Düngemittelherstellung, führt neben der Vermeidung von Treibhausgas zur Verbesserung der lokalen Bedingungen. Dort können weitere Schadstoffemissionen wie Stickoxide vermieden werden. Lachgas selbst ist 310-mal klimaschädlicher als CO2. Junge ägyptische Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen betreiben modernste Klimaschutz- und Monitoring-Systeme. Sie sind Multiplikatoren für die Idee eines globalen Umweltschutzes. Der EnviNOx®-Katalysator von KruppUhde, der das Lachgas aus dem Abgasstrom entfernt, kommt übrigens aus dem Ruhrgebiet.

Sollen solche Projekte und ihre positiven Effekte wirklich gestoppt werden? Wir sind der Meinung: Nein. CDM leistet schon heute vieles von dem, was in Kopenhagen angestrebt wurde: Klimaschutz, der sich nachweisen läßt; Finanz-, Technologie- und Know-how-Transfer; Verbesserung der Lebensumstände in Entwicklungs- und Schwellenländern. CDM zeigt heute schon praktisch, wie die globale Herausforderung Klimawandel durch weltweites, verantwortliches unternehmerisches Handeln angenommen werden kann.

Deshalb muss die Frage lauten: Wie kann CDM für den globalen Klimaschutz verstärkt genutzt und gleichzeitig weiterentwickelt werden auf dem Weg zu einem global bindenden, fairen CO2-Handelssystem? Wollen die Europäer weiter Vorreiter beim Klimaschutz sein, lässt sich diese Position nur dann durchhalten, wenn auf den bereits gewonnenen Erfahrungen weiter aufgebaut werden kann.

K2010 – Abgelehnte Projekte

Nicht alles, was bei der Kulturhauptstadt mitmachen darf, ist toll. Genauso wenig ist alles super, was die Manager der K2010 abgelehnt haben. Trotzdem: die eine oder andere Perle haben die offiziellen Kulturleute übersehen. Und genau darum geht es bei der Internetseite unprojekte2010.de. Hier werden alle abgelehnten Projekte gesammelt, um quasi in einer Trostrunde noch ein paar brauchbare Ideen herauszufiltern.

Die Nummer ist ganz einfach: Jede Menge Leute können ihre abstrusen oder brillanten Projekte auf der Seite dem breiten Publikum vorstellen, die keine Gnade vor der offiziellen K2010 gefunden haben. Ab dem 10. Januar darf dann das Publikum fünf Punke an die Projekte verteilen. Die fünf Vorhaben mit den meisten Punkten sollen dann im Herbst, September oder Oktober, in der Kneipe „banditen wie wir“ im Rahmen einer Ausstellung vorgestellt werden.

Wir finden diese Idee sehr geil. Deswegen: Hingehen, mitstimmen.

Die abgelehnten Unprojekte werden in folgende Kategorien eingeteilt:

architektur:: alle ideen rund um baukunst- und baukultur findet hier ihren platz. gestalte und entwerfe deinen raum für 2010.

stadtentwicklung:: deine visionen für eine bessere stadt und ein bunteres stadtleben.

darstellende kunst:: hier ist der ort für jede live-kunstform, die eine bühne und ein publikum sucht – egal ob tanz-, theater- oder filmidee.

bildende kunst:: gemacht für die ewigkeit – alle baukunstwerke wie skulpturen, malerei, grafiken etc. bitte hierher.

literatur:: hier wahren wir die schriftliche form – in jeder form. geschichte:: raum für geschichte und geschichten rund um das ruhrgebiet, um das vergangene ans licht zu bringen.

kreativität:: hier kommen alle unbeschreiblichen ideen, informationen und innovationen zusammen.

trends:: das ist neu, das ist toll – ob sub-, szene- oder streetkultur – her damit!

Klar sind da Sachen bei, die peinlicher Schwachsinn sind. Und man muss den K2010-Vögeln dankbar sein, dass sie den Mist abgelehnt haben. Aber im ernst: Man schaut doch Dieter Bohlens Castingshows auch nur, weil sich da ein paar Horste zum Sepp machen.

Ein Beispiel für eine Peinlichkeit gefällig? Bitte sehr:

Frau in Stöckeln sucht Mann mit Rucksack – humorige Geschichte sucht neue Handtaschen und einen Verlag

Da hat eine junge Frau die Kulturhauptstadt wohl mit einem Autorenagentur für bescheuerte Geschichten verwechselt. Fremdschäm-Gefahr.

Es gibt aber auch gute Ansätze. Hier ein Beispiel:

auf ruhr-projekt.de wurde eine Karte des Reviers in Planquadrate eingeteilt. In jedes Quadrat können nun Leute Fotos hochladen, um das Gefühl der Gegend abzubilden.

Eine gute Idee. Nur leider unprofessionell umgesetzt, da offensichtlich breite Hilfe fehlte. Mit Unterstützung der K2010 hätte daraus eine richtig geile Sache werden können, mit Millionen-Fotos über das ganze Revier. Eine Art Collage der Menschen für die Menschen. Schade, dass die Nummer nicht professionell umgesetzt wurde. Von mir bekommt die Idee dennoch vier von maximal fünf Sternen. Vielleicht kann man das Ding ja in Zukunft mal auf höherem Niveau durchboxen.

Ich bin gespannt, ob die momentan noch kleine Auswahl der Unprojekte auf der Seite im Laufe der Zeit größer wird. Angeblich sollen ja fast 1000 Ideen abgelehnt worden sein.

Meine fünf Sterne bekommen auf jeden Fall die Leute, die die Idee für die Internetseite unprojekte2010 hatten. Und zwar ist das eine Truppe aus Leuten von der agentur„gathmann michaelis und freunde” und der Bar „banditen wie wir” . Sie wollten den abgelehnten, nicht eingereichten oder neuen Projekten einen öffentlichen Raum geben, auf dem sie sich präsentieren können.

Eigentlich hätte die K2010 diese Idee haben müssen. Die Leute um Pleitgen hätten für einen öffentlichen Raum der abgelehnten Ideen sorgen müssen, um sich viel Streit zu ersparen.

Die Sache hätte doch im Rahmen einer Trostrunde einfach sein können. Die K2010 hätte auf Zollverein oder im Intenet eine Bühne zur Verfügung stellen können, wie einen Speakerscorner. Dort hätte jeder seinen abgelehnten Scheiß vortragen können. Am Ende der Trostrunde hätte das Publikum fünf Projekte aussuchen können, die dann noch in den Rahmen der K2010 aufgenommen hätten werden können.

Jeder der sich der Trostrunde nach seiner Ablehung verweigert hätte, hätte jedes Recht zum Nörgeln verloren. Und das Publikum hätte als Regulativ dienen können, doch vielleicht eine Fehlentscheidung zu revidieren.

Aber diese Chancen hat die K2010 vertan. Die Macher der Unprojekte-Seite haben dort gefragt, ob nicht Interesse an einer Zusammenarbeit bestünde. Das wurde verneint.

Ich kann verstehen, dass nicht jeder Mist ein Forum braucht. Und dass es richtig ist Bullshit abzulehnen.

Aber Arroganz ist auch keine Lösung.

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Die Navilution – Kartensoftware macht Smartphones zu 1-A-Navis. Ein Test

Vor knapp sechs Wochen ist mein Navigationsgerät im Auto kaputt gegangen. Mist. Ein teures Ding, hat mich mal 300 Euro gekostet. Warum es kaputt gegangen ist, keine Ahnung. Vielleicht weil die Garantie vor drei Monaten abgelaufen war.

Ich habe zunächst versucht, wieder ohne Navi auszukommen, wie früher. Das war aber schlecht, weil ich viel unterwegs bin und eben auch viel in Gegenden, in denen ich mich nicht auskenne. Dann habe ich von Skobbler gehört. Einer Navigationssoftware für Smartphones. Ich hab das Teil mit meinem iPhone getestet, war begeistert und stelle hiermit fest: Die Zeit der externen Navigationsgeräte geht zu Ende. Wie Fotoapparate heute in Handys sitzen, wird in Zukunft in jedem Telefon ein Navi sein, den man überall einsetzen kann. Wozu also noch ein weiteres externes Gerät, dass ich überflüssigerweise mit mir rumschleppen muss – solange mein Telefon ein Display hat, das groß genug ist, um darauf einen Straßennamen zu lesen.

Foto: Skobbler-Navigation

Aber der Reihe nach: Wie gesagt, ich habe ein iPhone. Und ich nehme an, jede Menge Leute da draußen haben zu Weihnachten ebenfalls ein iPhone oder ein anderes Smartphone geschenkt bekommen. Und für fast alle Cleverlehandys gibt es eine Applikation namens Skobbler. Das ist eine Software, die je nachdem zwischen 5 und 9 Euro kostet. Die Tarife schwanken. Mal, weil Skobbler auf Druck der größeren Navi-Softwarehersteller die Kurse für den Download erhöht, mal weil die Firma die Preise als Werbegag runtersetzt. Auf jeden Fall ist Skobbler die mit Abstand billigste, verfügbare Steuerungssoftware. Für mich der beste Einstieg, um zu testen, ob das praktikabel ist, das navigieren per Telefon.

Skobbler wird noch weiterentwickelt. Momentan gibt es nur die Beta-Version auf dem Markt. Die Software ist deshalb nicht perfekt, niemand sollte das erwarten. Beispielsweise kann man nur vertikal navigieren. Horizontal im Landscape-Modus funktioniert es nicht. Die Karte gibt es nur in 2D. Das nervt, weil die Sicht bescheiden ist. Dann wird die Karte nur genordet angezeigt. Das bedeutet: ich bekomme nicht optisch in Fahrtrichtung vorgegeben, ob ich rechts oder links abbiegen muss. Ich muss immer wissen, wo gerade Norden ist, wo ich herkomme und wo ich hin will. Auf den Bildern oben sieht das OK aus. Aber fahrt mal nach Süden. Dann zeigt der Pfeil steil nach unten, und rechts ist links.

Außerdem ist der Farbkontrast der vorgeschlagenen Route zu Strecken, wie Autobahnen oder Landstraßen, bei Skobbler von hellorange zu dunkelorange auch eher bescheiden. Man sieht nicht wirklich, wo es langgeht. Auf den Abbildungen oben ist das gut zu sehen. Der Kontrast ist zu schwach.

Aber: trotz allem, es geht. Nach ungefähr fünf Minuten Eingewöhnungszeit kann ich mit Skobbler navigieren. Mein Telefon führt mich an jeden gewünschten Ort in Deutschland, in Österreich und in der Schweiz. Einziger Nachteil – wer keine Datenflatrate auf seinem Handy hat, kann sich Skobbler nicht leisten, da die Kartendaten aus dem Internet ständig nachgeladen werden. Das ist unglaublich teuer.

Wie ich gelesen habe, will Skobbler in der nächsten Zeit die dicksten Probleme beseitigen. Sowohl Landscape-Modus und Fahrtrichtungsnavigation sollen eingeführt werden. Zudem soll das Kartenmaterial auf Open-Street-Maps umgestellt werden. Das ist zu begrüßen.

Denn die reine Funktionalität ist OK. Der Nachteil der suboptimalen Fahrtstreckenführung wird mit Richtungs-Symbolen wie Rechts- oder Linksabbiegepfeilen ausgeglichen. Auf Tempolimits werde ich ebenfalls hingewiesen. Die Grafik ist angenehm ruhig. Die Ziele können schnell und unkompliziert eingegeben werden. Ich bekomme eine gute Übersicht über meine letzten Fahrtstrecken, ich kann Routen planen und Fahrtstrecken wählen. Bei Bedarf werden spezielle Strecken für Fußgänger ausgeworfen.

Nur bei der Eingabe von regelmäßigen Zielen unter dem Menupunkt „Favoriten“ ist die Software etwas umständlich. Ich muss über die normale Navigation gehen und kann erst vor dem Start der Routenführung ein verstecktes Untermenu ansteuern, um dort eine neue Adresse als Favorit abzuspeichern. Aber selbst bei diesem Nachteil muss man einen Vorteil nennen. Denn der Email-Support bei Skobbler ist unglaublich schnell und hilfreich. Nachdem ich vier Stunden nach der Einstellung für die Adressspeicherung gesucht habe, hat mir der Support über Nacht den richtigen Weg gewiesen. Das ist gut. Allerdings brauche ich bei allen anderen Navigationssoftwares keinen Support. Das ist besser.

Mein Fazit nach dem Skobblertest: Wer nur hin und wieder einen Navi nutzt, dem ist mit der momentan fünf Euro billigen Software geholfen. Das Ding auf dem Telefon macht jeden Garmin für einen Manchmalnutzer überflüssig – solange er eine Datenflatrate besitzt. Ohne Flatrate ist Skobbler nicht zu empfehlen. Das ständige Nachladen der Kartendaten ist zu teuer.

Trotz der Nachteile ist für mich seit dem Skobbler-Test klar, dass ich nie mehr ein externes Navigationsgerät kaufen werde.

Das wichtigste Argument. Ein externes Navi kostet irgendwas zwischen 100 und 500 Euro. Da komme ich immer besser mit einer Handysoftwarelösung klar – bei allen Nachteilen – und wenn es Skobbler für fünf Euro ist.

Ich bin sicher nicht der einzige, dem das so geht. Skobbler war zeitweise die meistgekaufte App im iPhone App-Store. Wie zu lesen ist, war der Skobbler-Erfolg im Apple App-Store so groß, dass selbst der Konkurrent Navigon Apple aufforderte, Skobbler aus dem App-Store zu entfernen. Dies ist deswegen spannend, weil Skobbler ursprünglich von Navigon betrieben wurde und später aus strategischen Gründen an ehemalige Mitarbeiter verkauft wurde.

Wie dem auch sei, mir war die Billigsoftware Skobbler nicht gut genug. Ein bisschen mehr Luxus wäre schon cool, dachte ich. Mein Ausschlusskriterium war vor allem, dass Skobbler erst im Laufe des Frühjahres eine Fahrtrichtungsnavigation bekommen soll. Auf die Dauer ist mir das Umdenken in Nordrichtung auf der 2D-Karte zu umständlich. Gerade, weil ich viel unterwegs bin.

Foto: Navigon MobileNavigator

Ich hab mich umgeschaut und zwei kostenpflichtige Softwarelösungen für das Handy unter 100 Euro gefunden, die diesen Nachteil nicht haben und damit alles aus dem Rennen schlagen, was ich mir an externen Navigationsgeräten vorstellen kann.

Zunächst will ich auf den Navigon MobileNavigator eingehen. Das Ding kostet in der iPhone-Variante Deutschland-Österreich-Schweiz (D-A-CH) derzeit 55 Euro im App-Store. Als ich die Software runtergeladen hatte, und das erste mal testete, dachte ich nur noch: „WOW“

Die Steuerung ist grandios einfach. Nach Hause bringt mich das Gerät mit einem Klick. Sonderziele wie Tankstellen, Parkplätze oder das Restaurant in der Umgebung finde ich mit zwei Klicks. Die Verknüpfung mit Google etwa bei der Kinosuche ist einfach, komfortabel und clever.

Auch die Streckenführung gefällt mir gut. Besonders die Kontraste auf dem Bildschirm sind mir positiv aufgefallen. Ich kann das Telefon als Navi im Landscape-Modus benutzen und finde meinen Weg.

Ich habe mit der Software sofort ein Auto-Einbauset für mein iPhone gekauft. Das hat 20 Euro gekostet. Das war leider absolut nötig, denn die Stromversorgung bei der Navigation per Handy ist ein echtes Problem. Fressen auch so schon Smartphones Energie wie das Krümmelmonster Kekse, kann man beim Navigieren zusehen, wie die Batterie ausgesaugt wird. Bei einer Fahrt rutsche die Ladung von 100 auf 0 Prozent in weniger als zwei Stunden. Mit dem Autoset habe ich das Problem nicht mehr. Ich kann das iPhone an den Zigarettenanzünder anschließen.

OK, dann gefällt mir beim Navigon noch, dass ich beim Navigieren telefonieren kann. Ein echter Vorteil für ein Telefon. Allerdings muss ich dazu nach dem Beginn des Telefonates die Navigation neu starten und die Zieladresse neu eingeben, beziehungsweise über den Menupunkt „Letzte Ziele“ erneut anklicken. Das ist ein kleiner Nachteil. Im Verhältnis zu Skobbler ist das aber immer noch ein Killer, denn bei der Billigsoftware geht das gleichzeitige navigieren und telefonieren gar nicht.

Viele Nachteile habe ich bei Navigon nicht gefunden. Allenfalls bei der Nachsteuerung bei schwierigem GPS-Empfang ist die Software ein wenig dumm. In den Schweizer Bergen hat mich das Ding neben Landstrassen auf Kuhweiden vermutet oder in Gegenrichtung auf der Autobahn verortet. Aber da ich aus dem Fenster sehe, wenn ich fahre und erkenne, ob ich im Gegenverkehr oder auf der Kuhwiese fahre, waren das keine echten Probleme – zumal die Störungen nach wenigen Sekunden wieder verschwanden.

Negativer ist jedoch, dass der Navigon mich in den Innenstädten des Ruhrgebietes auf Umwege schickte, etwa wenn ich wegen einer Baustelle anders als geplant abbiegen musste. Mir ist das viermal passiert. Einmal war der Umweg quer durch Essens Nordviertel satte vier Kilometer lang. Das nervte schon. Anstatt mir die Anweisung zum Umdrehen zu geben, schickte mich Navigon die ganze Kruppallee hoch.

In der Steuerung war es nervig, dass ich mich kompliziert quer durch das Menu klicken musste, um den Ton der Ansagen ab- oder anzustellen. Gerade beim Fahren ist das nicht praktikabel. Dafür wird aber zwischen Tag- und Nachtmodus automatisch gewechselt – ohne dass ich wie bei den Wettbewerbern klicken muss.

Positiv ist noch zu erwähnen, dass ich die Adressen von Freunden aus meinem Kontaktbuch einfach anklicken kann. Das ist ein gutes Feature. Soweit so gut.

Als Extra ist noch ein zusätzliches Softwarepaket kauf- und installierbar, dass Staumeldungen in die Navigation einbettet. Diese Nummer kostet etwa 20 Euro.

Mein Fazit: Zum Kauf der Navigon App kann ich guten Gewissens raten. Eine tolle Software.

Der Hammer ist jedoch die TomTom-Lösung für das iPhone. Wie beim Navigon kann ich mein Telefon als vollwertigen Navi nutzen. Die Grafik ist in beiden Programmen äußert angenehm. Ich habe die Landscape-Ansicht und die Wahl zwischen 2D und 3D.

Foto: TomTom

Besonders hilfreich ist der Wechsel in Detailansichten samt Spurassistenten bei Autobahnfahrten, wenn ich nicht genau weiß, welche Fahrbahn ich wählen muss. Wie der Navigon gibt mir der TomTom in 3D eine Detailansicht der Streckenführung vor und weist mir mit grünen Pfeilen den rechten Weg. Während Navigon sogar die Schilder an der Autobahn samt allen Daten nachbildet, gibt mit der TomTom hier auf dem nachgebildeten Schild nur die wichtigste Information weiter – nämlich die Stadt, die ich als nächstes ansteuern muss. Ich finde das besser, als zu viele überflüssige Mikroinfos.

Wirklich angenehmer als den Navigon machen TomTom jedoch andere Features. Und zwar werden hier nach der Berechnung der Route zunächst in einer Zusammenfassung die wichtigsten Daten wie Dauer und Distanz der Reise auf einen Blick angezeigt. Das gefällt mir echt gut.

Zudem kann ich beim TomTom folgende Daten bei laufender Navigation immer auf einen Blick kontrollieren: Ich sehe die Entfernung bis zum Ziel, die ungefähre Fahrtdauer, meine Geschwindigkeit, die Entfernung bis zur nächste Richtungsänderung, und ganz wichtig, um wie viel km/h ich gerade das geltende Tempolimit überschreite. Ist der Führerschein in Gefahr, leuchtet die Tempoangabe rot. Das ist verdammt hilfreich. Vor allem, wenn man im Tempowahn an Köln vorbei brettert. Bei der Konkurrenz muss ich für diese Angaben immer erst rumklicken, was mich beim Fahren massiv stört.

Klar gibt es bei den anderen Softwares auch Tempo-Warnungen, aber nicht so auffallend gut. Bei Navigon erscheint ein kleines Ausrufezeichen am Tempolimit-Schild, das ich glatt übersehe, wenn ich kurz auf das Gerät schaue. Die nervigen akustischen Warnansagen hatte ich bei Navigon und Skobbler ziemlich schnell abgestellt, da ich andauernd alle 30 Sekunden vor irgendwas gewarnt wurde.

Ich habe die Steuerung des TomTom unten abgebildet. Leider habe ich nur amerikanische Pics fürs iPhone im Netz gefunden – deutsche Varianten zu knipsen hab ich mit meinem Gerät nicht hinbekommen. Die rote Tempowarnung habe ich in dem Bild gefakt, um zu zeigen, wie das aussieht – natürlich knallt niemand mit 80 mph durch Manhattan über den Broadway.

Tja, und dann mag ich beim TomTom die sehr einfache Steuerung. Ich kann mit zwei Klicks zwischen Tag- und Nachtansicht wechseln, den Ton ab- oder anschalten, zwischen 2D und 3D wechseln und um Hilfe rufen, wenn mein Auto liegen bleibt oder ein Unfall passiert. Das ist schön. Denn das sind die Einstellungen, die ich am häufigsten vornehme oder die ich im Fall des Falles direkt finden will.

Cool ist zudem, dass ich die Darstellung der Strecken mit wenigen Klicks verändern kann. Ich kann die Farben der Karten so einstellen, wie es mir passt. Ich bin nicht wie bei Skobbler auf eine kaum von Autobahnen unterscheidbare Streckenführung angewiesen. Und ich kann zwischen duzenden Stimmen für die Ansagen wählen. Wenn ich Bock drauf habe, kann ich mir das „Jetzt Links Abbiegen“ auf Lettisch vorbeten lassen.

Foto: TomTom

Bei der Routenplanung kann ich einstellen, ob ich zwischendurch einen Kumpel besuchen will, ein Restaurant oder eine Aussichtsplattform. Leider fehlt hier eine ähnliche clevere Verknüpfung mit Google wie beim Navigon, wenn ich etwa ein Kino suche. Und die Ansteuerung der „Points of Interest“ ist recht kompliziert und versteckt, aber immer noch da und ausreichend. Schön ist es noch, dass ich neben einer Fußgängerstrecke sogar eine Route für eine Fahrradtour berechnen lassen kann. Das macht Spaß, auch wenn es wenig hilfreich sein wird, da der Strom auf dem Rad extrem schnell zu Ende geht.

Wirklich negativ lässt sich zur TomTom-Software fürs iPhone kaum etwas sagen. Ähnlich wie beim Navigon schickt einen die Software schon mal auf erhebliche Umwege in Innenstädten. Ich bin zu einem Termin etwa fünf Minuten zu spät gekommen, weil mich das Ding quer durch Düsseldorf geschickt hat, obwohl ich nur an einer gesperrten Straße hätte umkehren müssen. Aber immerhin hat mich der TomTom überhaupt dahin geführt, wo ich hin musste. Ich hatte nämlich keinen Schimmer, wo ich war.

Anders als beim Navigon wurde ich auch durch Tunnel halbwegs OK geführt, auch wenn dort kein GPS-Empfang war. Die Software hatte einfach meinen Fahrtverlauf vermutet. Und dies durch einen Farbwechsel deutlich gemacht. Beim Navigon wurde die Navigation dagegen oft abgebrochen. Ein echtes Problem ist dies aber nicht, da man im Tunnel in der Regel sowieso nur geradeaus fährt.

Eine Verknüpfung mit Verkehrsmeldungen habe ich auf dem TomTom nicht entdeckt. Das wäre noch eine Sache, die nützlich wäre. In Basel beispielsweise wollte ich einen Stau auf der Autobahn nach Deutschland umfahren. Der TomTom konnte mir kein alternatives Angebot machen. Ich habe mir dann selber einen Weg gesucht und dazu die 2D-Karte ausgezoomt, um ungefähr zu erkennen, wo ich lang muss. Nach ein wenig Fummelei hat das gut geklappt.

Zum Sieger macht den TomTom in meinen Augen jedoch das einfache Telefonieren. Ich kann mit meinem Smartphone bei laufender Navigation Anrufe per Bildschirmtipp annehmen, führen und gleichzeitig weiter navigieren, ohne immer wieder neu mein Ziel eintippen zu müssen. Einfacher geht es nicht. Das ist toll. Hier sollte Navigon nachbessern.

Mein Fazit: der TomTom ist mit einem Preis von momentan 70 Euro für die D-A-CH-Lösung im Vergleich zu externen Navis verdammt günstig. Das Teil ist in meinen Augen die beste derzeit verfügbare Navigationssoftware auf dem iPhone. Eine Alternative in Form eines externen Gerätes mit vergleichbaren Multimedia-Fähigkeiten würde sicher ein paar hundert Euro kosten.

Ich denke tatsächlich, dass TomTom und Navigon mit ihren Fahrtstrecken-Programmen für Smartphones den Weg in die Zukunft zeichnen. In wenigen Jahren wird kaum noch jemand die teuren Extra-Navigationsgeräte im Auto kaufen. Je mehr sich die tragbaren Kleinstcomputer mit Telefonfunktion als Handys durchsetzen, umso häufiger werden dort drauf entsprechende Softwarelösungen gespielt.

TomTom und Navigon haben diese Zeichen erkannt und ausgezeichnete Angebote für die mobile Nutzung gemacht.

Ein Anbieter wie Garmin geht mit seinem Navigationsgerät, das ein Telefon werden soll, sicher den falschen Weg. Ich kann mir vorstellen, dass Garmin sogar ganz vom Hauptmarkt verschwinden und nur noch als Nischenabieter überleben könnte. Oder hat schon wer in seinem Bekanntenkreis ein Nüvifone gesehen?

Ich denke tatsächlich, dass sich der Markt für Navigations-Geräte revolutionieren wird. Eine Navilution eben. Die externen Geräte werden verschwinden. Softwarelösungen für Handys werden bestehen. Und wenn dann noch eine Billigsoftware wie Skobbler besser wird und neben der 3D-Karte auch eine Streckenführung aus Fahrersicht anbietet, könnte es richtig spannend werden. Dann könnte es sein, dass ein Preiswettbewerb einsetzt, der die klassischen Anbieter massiv unter Druck setzt und die Tarife nach unten drückt.

Ja und dann gibt es noch ein Szenario. Google bietet seit wenigen Wochen mit seinem Kartenmaterial einen Navi kostenlos an. Zunächst nur für den amerikanischen Markt und für das eigene Smartphone sowie Handys, die mit dem Google-Betriebssystem Android laufen.

Foto: Google Maps Navigation

Damit aber nicht genug. Die Navigationsbilder greifen auf Google Straßenansichten zurück oder auf die Google Maps Satelittenpics, zusätzlich kann auch die klassische Kartenansicht in 2D oder 3D genutzt werden, sei es im Breit- oder im Hochformat. Das ist so ziemlich der Overkill. Google Maps Navigation wird sicher bald weltweit verfügbar sein. Einziger Nachteil: das Kartenmaterial für die Google Navigation wird wie bei Skobbler ständig aus dem Internet nachgeladen – das ist teuer.

Für die alte Navi-Industrie ist die Google-Lösung der Alptraum. Der Software-Riese greift auf eigenes Kartenmaterial zurück und ist damit frei, seine Sachen so billig anzubieten, wie er will. Die letzte Stufe der Navilution.

Wie gesagt, jeder, der nicht bei der mobilen Neugestaltung mitmacht, ist als Kartenhändler bald raus.

Trost nach Weihnachten

Großen Kummer hat Bernd Wolharn immer gehört, schließlich ist das sein Job. Aber in diesem Jahr hat sich seine Seelsorge noch einmal gesteigert: Wolharn ist Pastor in Bochum, seine Pfarrei Liebfrauenstraße umfasst die Stadtteile mit den beiden Opelwerken. „Viele Berufstätige sorgen sich um ihren Job“, so der bärtige 43-Jährige. Aber die ständigen Schwankungen bei Opel seien besonders brutal. „Dieses andauernde Kräftezehren, dieses Zittern, das geht den Menschen an die Substanz“, so Wolharn.

Tatsächlich haben die 6000 Bochumer Opelaner und rund zwanzigtausend Beschäftigte in Rüsselsheim, Eisenach und Kaiserslautern in diesem Jahr ein Wechselbad der Gefühle hinter sich. Zu Jahresbeginn drohte der Mutterkonzern General Motors pleite zu gehen, dann folgten zähe Kauf-Verhandlungen mit Konzernen wie Magna. Dann plötzlich, am 3. November, bläst GM nach monatelangem Poker den Verkauf des Autobauers an Magna plötzlich ab. Wieder ist unsicher, wie viele Jobs der Krise zum Opfer fallen. Zuletzt hieß es, in Deutschland sollen rund 4700 Stellen wegfallen. Zu Höchstzeiten haben dort mal 30 000 Menschen gearbeitet.

„Viele finden es gespenstisch, wie die Maschinen überall die Menschen ersetzt haben“, erzählt Wolharn. Er selbst hat schon im Studium ab 1994 die Sommerferien bei Opel verbracht. Das war eine Idee des Ruhrbischofs, der seine Geistlichen gerne mit der Arbeiterschicht im Revier vertraut machen wollte. Und so montierte der Theologiestudent in der Julihitze Bremskaftverstärker am Fließband, auch die Schmutzfänger oberhalb der Reifen wurden von ihm acht Wochen lang per Hand montiert. „Nach so einem Tag war ich total fertig und dankbar für den Feierabend“, sagt der Geistliche.

Aber die damalige Schufterei hilft ihm heute noch: Wenn er den Opelanern von seiner Erfahrung erzählt, „stehen mir die Türen weit offen.“ Schließlich sind die Autobauer nicht die typischen Kirchgänger. Gerade die Bochumer sind bekannt für ihre linken und linksradikalen Betriebsgruppen, Kommunisten und Marxisten sind hier mächtig. Aber wenn sie Trost brauchen, ist auch Wolharn willkommen. Sie kommen in sein Büro und Wolharn selbst hat mehrfach das Werk besucht und sich mit Betriebsräten und Leitenden zusammen gesetzt. Selbst die Bochumer, die mit Opel nichts zu tun haben, sorgen sich um das Werk in der Heimatstadt. Es ist nach der Ruhr-Universität der größte Arbeitgeber in der 400 000 Einwohner starken Stadt. „Neben dem VFL Bochum und dem Fiege Bier ist es ein großer Identifikationspunkt.“ Die Menschen seien solidarisch und nach jedem Rückschlag für das Werk sei die Gemeinde in Aufruhr. „Es ist ein endloser Kampf.“ Häufig müsse er versuchen, die Mutlosen oder Depressiven wieder aufzurichten.

Kurz vor Weihnachten wurden alle Opelaner wieder vertröstet. Eigentlich sollte der Sanierungsplan nämlich schon bis Jahresende vorliegen, nun will sich das Management in Detroit bis Januar oder sogar Februar Zeit nehmen. Und die Prognosen für die Autobranche insgesamt ist verheerend: Die Zahl verkaufter Neuwagen werde nach Auslaufen der Abwrackprämie voraussichtlich um mehr als ein Viertel auf insgesamt 2,84 Millionen einbrechen, besagte kürzlich eine Studie der Uni Duisburg-Essen. Trotzdem findet Wolharn das Warten besser als einen „schnellen Schnitt.“ Den hat er nämlich schon einmal in Bochum erlebt, als das Nokia-Werk mit 2300 Beschäftigten von einem Tag auf den anderen dicht machte. Alle Proteste waren vergebens. „Die Klarheit war größer, aber das Ausmaß war verheerend“, sagt er. Bis heute seien ja 1000 Menschen arbeitslos. „Das erschüttert eine Stadt.“

Wolharn ist zwar Geistlicher, hält sich mit religiösen Ratschlägen oder spirituellen Vorträgen aber zurück. So passt der gebürtige Gelsenkirchener sicherlich besser zum rauen Ruhrgebiet als viele seiner Kirchkollegen. Er fährt einen Opel-Astra, in seinem Gemeindebüro sind die Stühle pink und das Kreuz an der Wand knallrot. Im Sommer verlässt er die Industrieregion und macht Seelsorge auf der Nordsee-Insel Texel. In einem Wohnwagen auf dem größten Campingplatz können die Urlauber sich an ihn wenden. „Das Schöne ist: Dort weiß ich nie, ob der Mann in Badeshorts normalerweise einen Anzug trägt oder einen Blaumann oder gar keine Arbeit hat“, so Wolharn. Und dann stellt er immer wieder fest: „Im Grunde haben alle Menschen ähnliche Probleme.“ Immer sorgten sie sich um eine gute Ausbildung für die Kinder, um Gesundheit. die Zukunft ihres Arbeitsplatzes oder ihre Liebesbeziehung. Eine besondere Bürde haben die Opelaner dennoch: „Ihre Jobsorgen scheinen kein Ende zu nehmen.“