WAZ äußert sich zum DPA-Ausstieg

Die WAZ-Gruppe hat den Vertrag mit der Deutschen Presseagentur (dpa) auslaufen lassen. In einem Beitrag der NDR-Sendung ZAPP äußern sich nun erstmals WAZ-Chefredakteur Ulrich Reitz und WAZ-Geschäftsführer Bodo Hombach über die Beweggründe für die Aufkündigung der Solidarität mit der nahezu genossenschaftlich organisierten Agentur, die allein von den Verlagen getragen wird.

Hombach und Reitz sagen: Zum einen würden dadurch rund 25 Stellen gesichert. Zum anderen könne man die Inhalte ja aus dem Netz zupfen – wozu also zahlen, was man klauen kann. Reitz sagt dazu, er würde die Leistungen der dpa "nutzen" wollen "ohne dafür zu bezahlen." Allerdings werde jede "Information, die wir von dpa haben, als dpa Information kenntlich machen."

Kritiker halten dagegen, durch die Aufkündigung der Solidarität werde die dpa in ihrer Existenz bedroht und damit die einzige umfassende nichstaatliche deutsche Nachrichtenstruktur. Michael Segbers, Geschäftsführer der dpa, etwa sagt: Die Selbstbedieung aus dem Internet könne nur solange funktionieren, wie es Unternehmen gibt, die bereit sind für diese Dienste zu bezahlen. Wenn jeder schnorren würde, würde das "System zusammenbrechen".

Davon ab, werde auch die Qualität der WAZ ohne dpa gefährdet, weil nur diese Agentur einen Basisdienst für ganz Deutschland liefert. Ein spannender Bericht, den wir Euch nicht vorenthalten wollen.

 

Nokia – Ein Jahr danach schauen Hunderte noch in die Röhre

Ein Jahr ist das nun her, dass Nokia ankündigte, sein Werk in Bochum platt zu machen. Viel ist passiert. Ein paar Leute haben neue Jobs bekommen, nicht mal schlechte. Andere Menschen schauen in die Röhre. Nach Angaben der IG Metall haben etwa zwar rund 1000 ehemalige Nokia-Beschäftigte einen neuen Arbeitsplatz gefunden, aber über 1.300 Ex-Nokianer sind immer noch ohne Perspektive. Bisher würden sie in der Transfergesellschaft beschäftigt. Aber was danach kommt, in der Wirtschaftskrise, das weiß keiner. Arbeitslosigkeit? Hartz IV – irgendwann? Nichts?

Oliver Burkhard, IG Metall Bezirksleiter in NRW ist immer noch spürbar auf den Handy-Produzenten sauer: "15 Prozent Rendite in Bochum waren nicht genug." 

Damals am 15. Januar, gab es Streit und Zoff und Boycottaufrufe, als Nokia mit Bochum brach. Nach Ansicht von Burkhard hat das was gebracht. Halb im Zorn, halb als Drohung sagt er: "Jetzt sind die Marktanteile gesunken und auch die Situation in Rumänien ist schwierig." Bätsch. Burkhard weiter: "Nokia hat an Ansehen verloren und auf Kosten von Bochum Vertrauen verspielt."

Dabei hat die Gewerkschaft eigentlich wenig zu kammelen. Betriebsräten und IG Metall gelang es, ein Sozialplanvolumen von 200 Mio. Euro sowie eine Transfergesellschaft auszuhandeln. Damit wurde die direkte Arbeitslosigkeit der Beschäftigten vermieden. Zudem haben mehrere Investoren die Kompetenz und das Potential der "Ex-Nokianer" erkannt und am Werksgelände oder in der Umgebung investiert und neue Jobs geschaffen.

Oliver Burkhard, IG Metall Bezirksleiter in Nordrhein-Westfalen lästert: "15 Prozent Rendite in Bochum waren nicht genug. Im Rückblick betrachtet steht Nokia mit der damaligen Entscheidung für eine Unternehmenspolitik, für ein Konzept von Wirtschaften, das gescheitert ist und dessen Folgen wir gerade in voller Härte spüren."      

Duisburger Flaggenskandal. Erste Konsequenzen – neue Demos

Der Duisburger Polizeipräsident und seine Untergebenen müssen wegen des Entfernens von zwei Israel-Flaggen aus der Wohnung des Studenten Michael P. bei einer anti-israelischen Demonstration mit Disziplinar-Maßnahmen rechnen. NRW-Innenminister Ingo Wolf (FDP) sagte gerade im Innenausschuss des Landtags, es sei sehr bedauerlich, dass die Polizisten zwei Wohungen aufgebrochen hätten, um die Fahnen Israels unter dem zustimmenden Gegröhle einer Menschenmenge abzureißen. Aber man müsse bedenken, es habe sich um eine Ad-Hoc-Entscheidung gehandelt. Die grüne Opposition sprach von einem Einknicken der Polizei vor einem Mob. Wolf sagte, er fordere die Polizei auf, in Zukunft das hohe Gut der Meinungsfreiheit besser schützen.

Ausschnitt: YouTube

Bald schon hat sie dazu Gelegenheit. Am Samstag rufen Israel-Feinde und Freunde jeweils zu Demonstrationen in Duisburg auf. Um 13.00 Uhr will sich im Dellviertel am Rand der Innenstadt die Pro-Israel-Fraktion treffen. Die ursprünglich für Samstag in Essen geplante Demonstration, auf die wir hier auch aufmerksam gemacht haben, wurde abgesagt. Die Veranstalter: "Wir möchten unseren Protest dorthin tragen, und die zu erwartende antisemitische Hetze nicht widerspruchslos hinnehmen." Die Polizei rechnet mit rund 100 Teilnehmern.

Gleichzeitig will die "Organisation für Würde und Rechte der Menschen" (HDR) irgendwo in der Innenstadt gegen den israelischen Militäreinsatz im Gaza-Streifen protestieren. Hier wird mit rund 1000 Teilnehmern gerechnet. Wo genau die Demo lang gehen soll, ist aber noch unklar.

Obama lädt uns ein

Noch fünf Tage, dann wird es losgehen und Obama muss zeigen, was er drauf hat. Ich bin gespannt und freu mich auf den neuen Präsidenten der USA. Er will Folter und den Guantanamo-Knast beenden. Er will die Weltwirtschaftkrise stoppen und einen neuen Aufbruch wagen.

In Washington werden zwischen zwei und vier Millionen Menschen zur Feier seines Eides am 20. Januar erwartet, dann wenn er George Bush ablöst. Die größte Vereidigung aller Zeiten in der amerikanischen Hauptstadt. Hotels sind ausgebucht. Straßen gesperrt und Alten und Kindern wird geraten Zu Hause zu bleiben. Wer in City arbeiten will, muss sich vorher beim Secret Service melden. Sicherheitskontrollen wie auf dem Flughafen mitten in der Stadt. Gigantisch alles und neu. Noch fünf Tage. Obama lädt uns ein dabei zu sein.

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Bekenntnis einer Jüdin aus Duisburg

Illustration: Flickr.com / camillo(f)reaque

Ich bin Jüdin und lebe in Duisburg. Doch dass ich nicht wie viele in meinem Bekanntenkreis der katholischen oder der evangelischen Kirche angehöre, hatte mich bisher nicht weiter interessiert. Mit meiner Religion hatte ich wenig am Hut – oder um noch genauer zu sein: eigentlich gar nichts. Ich war, wie viele meiner Glaubensbrüder und Schwestern, die in den 30er und 40er Jahren lebten, weitgehend in die deutsche Gesellschaft assimiliert.

Ich spare mir sogar die „Kirchensteuer", in dem ich gar nicht Mitglied der jüdischen Gemeinde bin. Die Synagogen im Ruhrgebiet kenne ich daher vor allem von außen, weniger von innen. Religion ist nicht mein Ding, auch wenn ich Zuhause den siebenarmigen Kerzenständer habe. Wann ich aber die Menora zum letzten Mal angemacht habe, das weiß ich gar nicht. Ab und zu kaufe ich mir ein Buch über die jüdische Geschichte, auch um mal zu erfahren, warum diese Glaubensrichtung eigentlich schon seit Jahrtausenden die Arschkarte gezogen hat und als Feindbild für die unterschiedlichsten Völker und die verschiedensten Gründe herhalten musste. Für mich ist das alles unerklärlich.

In meinem Leben gab es eigentlich nur drei wirklich nennenswerte Situationen, die mir bewusst gemacht haben, dass ich Jüdin bin und damit zu einer Minderheit im großen Deutschland gehöre.

Zum ersten Mal erlebte ich das auf dem Gymnasium. Es waren unterschwellige, aber klar antisemitische Sprüche, die ich mir von meinem Lehrer habe gefallen lassen müssen. Subtil ging das alles vor. Und ich bekam natürlich schlechte Noten, blieb hängen, musste die Klasse wiederholen.

Das zweite Mal zog mich mein neuer Freund Jahrzehnte später mit meiner Religion und meiner Herkunft auf und brachte mich in einen echten Konflikt, als ich ihm gestand, dass ich Jüdin bin. Zwei Monate lang schwieg ich und testete ihn davor ob seiner politischen Ansichten. Denn ich konnte ja nicht wissen, wie er tickt und ob er großen Wert auf Religion legte – was für mich ein Problem gewesen wäre. Aber ich wollte sicher gehen, dass er keine rechtsradikalen Ansichten vertrat. Man kann den Menschen ja schließlich nicht in den Kopf schauen. Aber dieses „Abchecken“ war nur oberflächlich. Die Überprüfung viel positiv aus. Er durfte bleiben. Nach dem ich ihm das sagte, passiert aber das Kuriose: Denn mein Freund fragte mich, was denn passieren würde, wenn er der Enkel einer berühmten Nazi-Größe gewesen wäre. Ob ich dann auch noch mit ihm zusammen sein wolle. Ich muss zugeben, dass mich diese Aussage überrumpelte, ein wenig verunsicherte und mich in einen ernsthaften Zielkonflikt brachte. Denn können jüdische Nachfahren der Holocaust-Generation sich mit den Enkel der Täter einlassen? Sogar eine Liebesbeziehung führen? Welche Ironie der Geschichte, dachte ich. Doch nach einer Schreck-Minute klärte er mich denn auf, dass es keinerlei Verbindungen seiner Familie mit dem Nazi-Regime gab: Sein Großvater hatte sich als Wehrmachtssoldat nach Norwegen verabschiedet – auf einen Horchposten, der das Ende des Zweiten Weltkrieges wegen defekter Radios und Funkgeräte gar nicht mitbekam. Sein Vater flüchtete sich als Teenager-Soldat in die amerikanische Kriegsgefangenenschaft. Von ihm ging also keine Gefahr aus.

Das dritte Mal, dass ich mit meiner Religion konfrontiert wurde, war in Israel selbst. In Jerusalem machten sich mein Freund und ich auf dem Weg, um irgendwo Wasserflaschen aufzutreiben. Es war September und mit 30 Grad ziemlich heiß. Und so schlenderten wir nun durch Jerusalem und wurden in einem Stadtviertel fündig, das nur wenige Gehminuten vom Hotel entfernt war. Zuerst viel mir gar nichts auf. Die Menschen, wohl alle streng orthodoxe Juden, trugen zwar die typische Kleidung, die die osteuropäischen Juden im 18. Jahrhundert trugen, und die sich mittlerweile zur Corporate-Identity der Strenggläubigen entwickelt hatte: Schwarzer Hut, langer Mantel und lange Kotletten. Mir wäre nie im Traum eingefallen, dass wir uns hier in eines der Viertel verirrten, die zu den konservativsten und religiösesten gehörten, die es in Jerusalem gab. Erst mein Freund öffnete mir die Augen: Männer wandten ihre Blicke von mir ab, Väter drehten die Kinderwagen um, damit ihr männlicher Nachwuchs keinen Blick auf mich werfen konnte. Dabei hatte ich mich noch nicht mal irgendwie aufreizend angezogen. Lange Hose, langes Hemd, alles in weißer Farbe. Zugegeben, das rosafarbene T-Shirt war schon irgendwie auffallend. Aber deshalb musste man seine Augen nicht von mir abwenden. Es war auf jeden Fall ein ungutes Gefühl, dass ich mich als jüdische Frau in einem jüdischen Land nicht wohl fühlte, obwohl ich hier zum ersten Mal mein „Jüdisch-Sein“ nicht verstecken musste. Über diesen Zwiespalt musste ich noch lange nachdenken. Spätestens in Tel Aviv hatte sich das aber dann schon wieder erledigt. Es ist eine weltoffene Stadt, hier fühlte ich mich wohl.

Auch in Duisburg fühlte ich mich heimisch. Zugegeben, die Stadt hat so manche Probleme und viele Dinge, die ich ändern würde. Aber en gros kann ich mit der Stadt leben und die Stadt mit mir. Ich habe hier meine Freunde, meine Arbeit und alles, was ich brauche. Bis zum Samstag voriger Woche fühlte ich mich hier auch eigentlich ganz wohl und sicher. Bis zu diesem Zeitpunkt, als ich aus dem Radio und später aus dem TV-Gerät erfuhr, mit welcher Aggressivität gegen Israel und die jüdische Bevölkerung demonstriert wurde. Dass das Verhältnis zwischen einigen bestimmten Glaubensrichtungen des Islams und den Juden nicht einfach ist, das ist ja einschlägig bekannt. Nachvollziehbar ist diese Aggression aber nicht, zumal es historisch gesehen die Moslems in einer kurzen Zeitperiode waren, die die Juden vor dem Christentum beschützten. Nun war es jedoch andersherum – dachte ich. Bisher dachte ich immer, ich könnte mich darauf verlassen, dass ich in Duisburg sicher lebe, weil es hier egal ist, welche Religion ich habe. Aber man stelle sich nur vor, was passiert wäre: Ich als junge Frau wäre mit einer Israel-Fahne oder auch nur einem anderen israelischen oder jüdischem Zeichen zufälligerweise in die Nähe des Demonstrationszuges gekommen, der an diesem Tag durch Duisburg führte und von deutschen Polizisten begleitet wurde? Was wäre mit mir passiert, wenn die Demonstrationen schon mit Steinen und anderen Wurfgeschossen nach einer friedlich herumhängenden Fahne schmeißen und die Israelis als „Kindermörder“ verunglimpfen? Hätte ich mich auf die deutsche Polizei verlassen können? Auf ihren Schutz? Oder wäre ich auch als „Provokation der Demonstration“ von der deutschen Polizei deklariert und entsprechend behandelt worden? Wenn ich mir die Bilder anschaue, wie die Polizisten in Kampfmontur die Fahne Israels heruntergerissen haben und wenn ich lese, mit welcher Brutalität die deutschen Staatsbeamten in die Wohnung eingedrungen sind, dann läuft mit der Schauer den Rücken herunter und erinnert mich unweigerlich daran, dass ich Jüdin bin. Ein Umstand, der für mich eigentlich in meiner Alltagsarbeit gar keine Rolle mehr spielte. Schließlich arbeite ich mit vielen türkischen Kindern zusammen – und nun sehe ich einige Eltern auf diesem Demonstrationszug und mit Worten um sich schmeißen, die mich erschrecken – vor allem aber verunsichern. Wie sicher kann Jahrzehnte nach dem Holocaust ein deutscher Jude in Deutschland leben?

Man kann sicherlich über die Art und Weise diskutieren, wie die israelische Regierung (und es ist eben nicht das GANZE Volk und schon gar nicht ALLE JUDEN WELTWEIT) im Gaza-Streifen vorgeht. Jeder Mensch, der stirbt, ist einer zu viel. Man kann kritisieren, dass die israelische Regierung hier das Augenmaß verloren hat und sich der Staat nun in der Region mehr Feinde dadurch macht. Aber die israelische Armee und damit pauschal alle Juden als „Kindermörder“ zu verunglimpfen – und das auch noch unter den Augen und Ohren der deutschen Polizei – das ist indiskutabel und gefährlich. Ich hatte eigentlich gedacht, dass ich hier am Rhein unbekümmert leben könnte und das „Jüdisch-Sein“ nicht mehr relevant wäre – 60 Jahre, nachdem mit dem Grundgesetz der Rahmen für die friedliche Entwicklung der Bundesrepublik verabschiedet wurde und nachdem die Väter und die Mütter der Verfassung die Lehren aus der Massenvernichtung gezogen hatten. Doch nach der Demonstration am vorigen Samstag und mit Blick auf die nächste Anti-Jüdische-Demo am nächsten Wochenende, muss ich mir eingestehen, dass wir als Juden uns immer noch fürchten müssen, diesmal aber nicht vor rechtsradikalen Alt- und Neo-Nazis, sondern vor islamistischen Extremisten und Gewalttäter. Und die deutsche Staatsmacht hilft dabei auch noch, Israel in den Schmutz zu ziehen. Ich bin verzweifelt und fühle mich nun mehr denn je als Jüdin denn als Deutsche. Dabei dachte ich Jahrzehnte lang, dass das eine mit dem anderen geht.

Das Bekenntnis wurde von David ins Netz gestellt, um die Anonymität der Autorin zu sichern.

Wie komme ich an ein Banksy-Bild?

Kennen Sie Banksy? Das ist einer der Weltteuersten Grafittikünstler. Er stammt aus Bristol und sprüht jede Menge krudes, gutes Zeugs an Wände in England und sonstwo. Seine Identität hält der Mann geheim. Man weiß eigentlich nur, dass er 1975 oder so geboren wurde.

Seine Werke sind so teuer, dass sie selbst von Wänden geklaut werden, um dann irgendwo an Kunstfreaks verkloppt zu werden. Um auf die Einstiegsfrage zurückzukommen: Hier sieht man, wie man an einen Banksy kommt.

The Afflicted Yard: The Rock from Rickards Bros. on Vimeo.

RWE zieht dicken Fisch an Land

Foto: RWE

Das erste was mir gestern bei der gemeinsamen Pressekonferenz der Versorger RWE und Essent im holländischen Arnheim aufgefallen ist, das waren diese Krawatten. RWE-Chef Jürgen Großmann sowie die RWE-Vorstände Leonhard Birnbaum und Rolf Pohlig hatten sie an: italienische Seidenkrawatten, handgefertigt der Marke Edsor. Farbe: Orange.

Dazu die fast identischen dezentgrauen Anzüge – nur Großmann stach mit einem Taschentuch in der Brusttasche ein wenig hervor. Die Krawatten waren ein Signal – ein freundliches. Das Orange sollte den Holländern zeigen, dass die Moffen aus Essen nicht böse sind. Wie dem auch sei: die RWE-Leute sahen mit den Krawatten und den grauen Anzügen aus wie ein Block. Oder wie Generäle nach erfolgreicher Schlacht.

Und so konnten sie sich wohl auch fühlen. Denn die RWE Chefs hatten die orangen Binder angelegt, nachdem sie den wichtigsten Deal in der Amtszeit von Großmann eingestilt hatten. Die Übernahme des niederländischen Energieversorgers Essent. Gerade hatten sich die Vorstände der beiden Unternehmen im Olympiazentrum von Arnheim auf ein Barangebot geeinigt. Im Flur hing das schwarz-weiß Foto einer Athletin im Startblock

RWE ist bereit, für den Konzern rund 8 Mrd Euro an die niederländische Provinzen und Gemeinden zu zahlen, denen Essent gehört. Dazu rund 1 Mrd für alte Essent-Schulden auszugeben. Die Aufsichtsräte der Versorger haben dem Angebot bereits unter dem Vorbehalt zugestimmt, dass RWE mindestens 80 Prozent des Grundkapitals von Essent angedient werden. Nur die Genehmigungen der Kartellbehörden stehen noch aus. Der Vorstandschef des RWE, Jürgen Grossmann, freute sich über den Erfolg. "Durch den Erwerb von Essent wird RWE das führende Unternehmen in Nordwesteuropa."

Im Detail will der zweitgrößte deutsche Versorger die Strom- und Gasaktivitäten der Holländer übernehmen. Die Erzeugungskapazität des RWE könnten mit den Essent-Beteiligungen um rund 6200 Megawatt Strom auf dann 51.000 Megawatt ansteigen. Dazu kommt ein zusätzliches Volumen von 13 Mrd Kubikmetern im Gashandel. Insgesamt erwirtschaftete Essent im vergangenen Jahr bei einem Umsatz von 6,5 Mrd Euro einen Gewinn von rund 600 Mio Euro nach Steuern. Die Übernahme ist für RWE das größte Einzelgeschäft seit dem Kauf vom Thames Water. Allein der Erwerb der Essent-Verteilnetzen habe die holländische Regierung aus politischen Gründen untersagt, hieß es im Konzern. An dem Erwerb der Entsorgungssparte hatte der Essener Konzern kein Interesse.

Nach Angaben des deutschen Versorgers soll die Transaktion vor allem durch neue Darlehen finanziert werden. Zehn Banken hätten insgesamt eine Kreditlinie von rund 10 Mrd Euro zugesagt. "Wir sind sicher, dass wir damit unser A-Rating behalten können", sagte ein RWE-Sprecher.

Allgemein rechnen Analysten damit, dass die europäischen und deutschen Wettbewerbshüter dem Geschäft unter Bedingungen zustimmen. Als Auflage wird damit gerechnet, dass die Mehrheitsbeteiligung von Essent an den Bremer Stadtwerken abgestoßen werden müssen. Auch die Anteile der Holländer an den Stadtwerken Bielefeld und weiteren kleinen Kommunalbetrieben werden wahrscheinlich verkauft werden müssen. In der Vergangenheit hatte das deutsche Kartellamt RWE und anderen großen deutschen Versorgern die Übernahme von weiteren deutschen Beteiligungen untersagt. Dieses Verbot wurde bereits gerichtlich bestätigt.

Bei einer entsprechenden Auflage würde RWE etwa 1,2 Mio der insgesamt 5,1 Mio Essent-Kunden verlieren. Auch die Erzeugungskapazität, die RWE von Essent übernehmen will, würde sich damit auf rund 5200 Megawatt reduzieren. Die Stadtwerke Bremen verfügen über einen Kraftwerkspark mit einer Leistung von rund 1000 Megawatt.

Doch auch ohne die deutschen Beteiligungen ist Essent ein interessantes Übernahmeziel für RWE. Die Holländer verfügen über Gaskraftwerke mit einer Leistung von rund 2300 Megawatt. Dazu kommt eine 50-Prozent-Beteiligung an einem Kernkraftwerk im Mündungsdelta des Rheines mit einer Leistung von rund 500 Megawatt. Doch nach Ansicht von RWE-Chef Grossmann ist vor allem das Öko-Porfolio der Holländer spannend. Bislang betreibt Essent Anlagen auf Basis Erneuerbarer Energien mit einer Kapazität von 476 Megawatt. In der Bauplanung der Holländer befinden sich allerdings Windparks und Biomassekraftwerke mit einer Kapazität von zusätzlich 3000Megawatt. Sollten alle Projekte realisiert werden, könnte RWE seinen CO2-Ausstoß spürbar reduzieren.

Übrigens hatten auch die Holländer ihre Krawatten nach dem Geschäftsabschluss gewechselt. Sie trugen alle blaue Binder. Das sollte an die Farben des Essener Konzerns erinnern. Auch das eine freundliche Geste. Aber: Das blau der Niederländer war immer anders. Hellblau, dunkelblau, und so weiter. Auch die Farben der Anzüge waren überhaupt nicht aufeinander abgestimmt. Der eine war hell, der andere dunkel.

Man könnte meinen, das markiere einen Unterschied zwischen RWE und Essent.

 

30 Mio Euro für Internetfirmen, Grafiker und Designer oder Theatermacher

Die Landesregierung NRW will die Kreativwirtschaft im Land über ihre Förderbank mit 30 Mio Euro unterstützen. Von dem Geld sollen Internetbuden, Grafikhütten und Theaterfuzzies profitieren. Sowie etablierten oder neue Printverlage. Ausgeschüttet werden soll das Geld im Wahljahr von der NRW.Bank. Die Mittel sollen als Darlehen an die Firmen gehen und das Eigenkapital stärken.

Geld her – der Ruf der Kreativen Klasse wurde erhört. Foto: Flickr/karamellsauce

Als Grund für den Förderfonds nannte die Bank die ständig steigende Bedeutung der Kreativwirtschaft für das Land. Hier sei noch eine Menge Luft für Wachstum, hieß es. Das belege auch eine neue Studie, die von der NRW.BANK in Auftrag gegeben wurde. Als wichtigstes Hemmnis auf dem Weg zur Mehrbeschäftigung machte die Bank die latente Eigenkapitalschwäche der "kreativen Unternehmen" aus. Hier setzt der Fonds an.

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Virale Werbung für die Loveparade in Bochum

Nach wie vor ist umstritten und offen, ob die nächste Loveparade tatsächlich in Bochum stattfindet. Eine Menge Leute glauben, dass die Veranstaltung die Stadt am Rande des finanziellen Zusammenbruchs überfordert. Ja und die Bahn wird ja sowieso von den hunderttausenden Besuchern chaotisiert. Wie dem auch sei.

Die Typen, die mit der Loveparade Geld verdienen wollen, setzen jedenfalls schon mal auf virales Marketing, um die Technoveranstaltung 2009 durchzusetzen. Bei uns in den Blog haben sie ein Youtube-Video in einen Kommentar geschmuggelt. Es geht schießlich um Subventionen, die eingestrichen werden sollen. Da kann man nicht genug Unterstützung haben. Ich persönlich finde selbst die Cranger Kirmes attraktiver als die völlig überschätze Loveparade. Und würde der Veranstaltung keine Träne nachweinen, sollte die abgeblasen werden.

Trotzdem zeige ich hier das PR-Video aus dem Kommentar mal in einem eigenen Beitrag. Denn ich finde den Unterschied zwischen Anspruch und Wirklichkeit in dem Filmchen spannend. Da wird mit Bildern aus Berlin für ein Fest in Bochum geworben. Zwischendurch gibt es auch mal ein Bild aus Essen von einem dicken nackten Kerl, der mit seinen Fettbrüsten wackelt. Damit das nicht zu fade und abschreckend aussieht, wurden direkt danach wieder sexy Pos aus Berlin geschnitten.  Vom verregneten Gig in Dortmund und dem Bahnzusammenbruch dort habe ich allerdings keine Bilder gefunden.

RVR: Lage um Cross Border Leasing bei AGR spitzt sich zu

Die Abfalltochter des Regionalverbandes Ruhr, die AGR, steckt ja ohnehin in der Tinte. Das ist bekannt. Hab ja heute auch mal wieder drüber geschrieben. Aber nun spitzt sich die Situation richtig zu: Nach meinen Informationen will die AGR das Cross Border Leasing über die  Müllverbrennungsanlage RZR I beenden. Angeblich ist der amerkianische Investor für die Idee zu haben. Nur die HSH Nordbank als finanzierende Landesbank weigert sich, die Verträge zu unterschreiben. Ein Gespräch mit Beteiligung von RVR-Chef Hans-Dieter Klink lies die HSH-Bank gestern angeblich platzen. Aus diesem Grund konnte der RVR-Chef heute keine Vorlage für die Verbandssondersitzung am Montag vorlegen. Am Montag selbst droht deshalb ein Desaster.

Wie ich erfahren habe, will die AGR das gesamte Geld aus dem Verkauf der Müllverbrennungsanlage RZR I im Rahmen des Cross-Border-Leasing an den amerikanischen Investor zurückzahlen. Bislang ist das Geld unter anderem bei der HSH Nordbank in Form von langfristigen Anlagen geparkt. Eigentlich sollte das Geld bei der HSH Bank Zinsen erwirtschaften und damit der Finanzierung der Leasingraten dienen, die die AGR an den amerikanischen Investor zahlen muss. 

Wenn das Geld nun auf einen Schlag zurückgezahlt werden soll, bedeutet das für die HSH einen derben Finanzabfluss in Höhe von einer dreistelliger Millionensumme. Deswegen ist verständlich, dass die HSH auf ihre Verträge pocht. Auch wenn die AGR Pleite gehen sollte, würde das für die HSH nur Vorteile bringen. In dem Fall hätte sie die Millionen sicher im Sack. Und könnte das Geld langfristig verwalten. Zudem ist offen, warum die Bank dem AGR und dem RVR helfen sollte.

Ich bin auf Montag gespannt. Ich glaube nicht, dass Klink eine Lösung bringen wird.