RWE-Chef Großmann gerät unter Druck

In den vergangenen Tagen habe ich eine Menge Dinge gehört. Sachen, die neu sind – für mich neu. Ein Beispiel: Bei einer Führungskräftetagung des Konzerns Mitte Oktober an einem verschwiegenen, schönen Ort saß der RWE-Vorstandschef Jürgen Großmann abends mit ein paar Managern zusammen. Es gab Wein. Im Verlauf des Gesprächs sagte Großmann sinngemäß: Wenn es nach ihm gehe, werde mit RWE Energy folgendes gemacht. Und dann zog er seine flache Hand über den Hals, einmal quer rüber. Das haben mir mittlerweile vier Leute erzählt. Und noch mehr Details. Beim Konzernteil RWE-Energy sorgt das für Unruhe. Vor allem, weil es bereits einen Vorstandsbeschluss zur Fusion von RWE Westfalen-Weser-Ems mit RWE Rhein Ruhr gibt.

Doch nun wächst der Konzerninterne Widerstand. Und der wächst über die Kommunen und die Gewerkschaften. Es geht nicht nur um RWE Energy. Es geht um die Zukunft der RWE Aqua, die genauso zur Disposition steht, wie die Aktiengesellschaften mit ihren Aufsichtsräten und Mitbestimmungsrechten. Jetzt wird bald  der Wind von vorne kommen, wenn Großmann es nicht schafft, den Konzern wieder zu befrieden.

Besonders bei zwei zentralen Wachstumsprojekten ist dieser Widerstand zu spüren. Zunächst sehen die Gemeinden Dortmund und Mülheim der Beteiligung des zweitgrößten deutschen Energieunternehmens an einem bulgarischen Atomkraftwerk skeptisch. Darüber hinaus überlegen mehrere Städte, Proteste gegen die Pläne der Konzernspitze zu unterstützen, die Regionalgesellschaften zu fusionieren.

Bei ihrem Widerstand konzentrieren sich die Kommunen auf ihre Macht im RWE-Aufsichtsrat. Dort halten die Oberbürgermeister von gleich drei Ruhrgebietsstädten gemeinsam mit Arbeitnehmern eine Mehrheit. Über eine gemeinsame Beteiligungsgesellschaft kontrollieren die Gemeinden noch immer 15 Prozent am Kapital des Konzerns und sind damit größter Einzelaktionär. Ein paar weitere Gemeinden kontrollieren Aktien aus dem Streubesitz. Das macht nochmal maximal rund neun Prozent aus.

Geführt wird das kommunale Paket von der Stadt Dortmund.

Vor allem die Sozialdemokraten in den SPD-regierten Ruhrgebietsstädten befürchten, bei den Kommunalwahlen im kommenden Jahr unter Druck zu geraten, wenn ihre Oberbürgermeister im RWE-Aufsichtsrat für den Bau eines Atomreaktors und damit gegen die SPD-Parteilinie stimmen. Umweltschützer haben die Zwangslage der SPD erkannt und in der vergangenen Woche vor den Rathäusern in Dortmund, Mülheim und Essen demonstriert. Ihrer Ansicht nach steht das Kernkraftwerk im Bulgarien in einem Erdbebengebiet. Zudem mißtrauen sie dem russischen Bauunternehmen Atomstroiexport, dass die Atomanlage bauen soll.

Die Botschaft scheint bei den SPD-Oberbürgermeistern angekommen zu sein. Zunächst sollte am Sonntag auf einer Sondersitzung des Aufsichtsrates über die Beteiligung des RWE am bulgarischen Kernkraftwerk Belene abgestimmt werden, wie es aus dem Gremium hieß. Doch dies geschah nicht. Ein RWE-Sprecher sagte nach der Sitzung, eine Entscheidung über Belene habe nicht auf der Tagesordnung gestanden. Stattdessen habe der Vorstand die Kontrolleure in der Sondersitzung über den Stand der Planungen informiert.

Erst vor gut vier Wochen hatte der bulgarische Wirtschaftsminister Petar Dimitrow angekündigt, bis Ende Oktober solle ein Abkommen unterzeichnet werden, das dem RWE 49 Prozent an dem vier Milliarden Euro Projekt gesichert hätte. Von einem konkreten Zeitplan ist jetzt nicht mehr die Rede. Das Handelsblatt meldet sogar, dass eine Entscheidung über die Investition erst in ein paar Jahren stattfinden könnte. Und der Aufsichtsrat jetzt nur erlaubt hätte die Planungen voranzutreiben.

Damit nicht genug. Auch die Fusion der RWE-Regionalgesellschaften ruft die Ruhrgebietspolitik auf den Plan. In der vergangenen Woche traten die SPD-Kandidaten für den Oberbürgermeisterjob in Dortmund vor gut 30 RWE-Betriebsräten auf und ließen sich die Sorgen der Arbeitnehmer schildern. Die Betriebsräte sagten, sie hätten Angst, in diverse Einheiten „zerlegt“ zu werden. Die Arbeitnehmervertreter betonten ihre Hoffnung auf die Politik. Die SPD möge sich über die Parteivertreter im RWE-Aufsichtsrat für die Interessen der Belegschaft einsetzen.

Das bei diesem Treffen geschmiedete Bündnis dürfte große Bedeutung erhalten. Denn wie ich erfahren habe, versucht der RWE-Personalvorstand Alwin Fitting derzeit in Einzelgesprächen mit Dortmunder SPD-Prominenz die Partei – auch hinter dem Rücken desRWE-Aufsichtsrates und Dortmunder Oberbürgermeisters Gerhard Langemeyer – in die Entscheidungen des Vorstandes einzubinden.

Und wer eingebunden werden soll, darf bekanntlich Forderungen stellen.

Fremdschämen mir Goveneur Palin

Ich weiß, wir sind damit nicht vorne weg. Trotzdem, vielleicht hat es der eine oder andere noch nicht gehört, wie die "Justiciers masqués" aus Québec die Vizepräsidentenkandidatin Sarah Palin von den Repubikanern frisch gemacht haben. Die "Maskierten Rächer" haben Palin erzählt, sie seien der französische Präsident Sarkozy und ein Gehilfe. Sarah fällt drauf rein. Mir hat am besten die Stelle gefallen, wo Sarkozy mit Palin auf Jagd gehen will. Robbenbabies töten. 🙂

 

Hoffentlich sind die Lacher die Sargnägel auf die Palin-Maccain-Kampagne.

Umweltschützer wieder gegen RWE erfolgreich

Der Energiekonzern RWE hat einen erneuten Rückschlag beim Einstieg in das umstrittene bulgarische Kernkraftwerk Belene erleiden müssen. Auf einer eigens einberufenen Aufsichtsratssitzung wurde kein Beteiligungsbeschluss gefasst. Obwohl das ursprünglich geplant war. Nun hieß es, der Vorstand habe den Aufsichtsrat nur über das Projekt unterrichten wollen, eine Entscheidung habe nicht auf der Tagesordnung gestanden. Der Vorstand habe vor allem deutlich gemacht, dass Sicherheit bei RWE oberste Priorität habe. Das Atomkraftwerk im Wert von mehr als vier Milliarden Euro soll bis Mitte 2014 fertiggestellt werden.

copyright: Ulrich Baatz/Greenpeace

Das RWE will möglichst bald mit dem staatlichen bulgarischen Energieunternehmen NEK einer gemeinsamen Projektgesellschaft zum Neubau des Kernkraftwerkes gründen.

Die Umweltschutzorganisation Greenpeace und Urgewalt protestierten am Rande der Aufsichtsratssitzung. Nach eigenen Angaben nahmen etwa 30 Demonstranten an den Protesten teil. Nach Ansicht der Umweltschützer ist das AKW nicht sicher genug. Es soll in einem Erdbebengebiet gebaut werden. Zudem wird es von einer russischen Firma errichtet.

Bereits am Freitag hatten die Umweltschützer vor den Rathäusern der Oberbürgermeister von Essen, Dortmund und Mülheim demonstriert. Diese Lokalpolitiker sitzen im Aufsichtsrat des RWE und halten zusammen mit den Arbeitnehmervertretern die Mehrheit im Kontrollgremium.

Besonders diese SPD-Bürgermeister von Dortmund und Mülheim, Gerhard Langemeyer (SPD) und Dagmar Mühlenfeld (SPD) wurden unter Druck gesetzt das Projekt Belene abzulehnen. Als SPD-Politiker müssten sie im Aufsichtsrat einem unsicheren Atomprojekt im Ausland zustimmen, obwohl die Partei in Deutschland den Atomausstieg betreibt.

Die Umweltschützer kündigten an, weiter in den Kommunen gegen die RWE-Pläne zu demonstrieren.

Die Absage an eine Entscheidung nun ist ein herber Rückschlag für das RWE-Management, das seine Atomprojekte im Ausland offensichtlich nicht gegen die Lokalpolitiker im Aufsichtsrat durchsetzen kann.

Proteste gegen RWE-AKW vor Mülheimer, Essener und Dortmunder Rathäusern

Die Organisationen Urgewalt, Greenpace und Attac haben vor den Rathäusern der Oberbürgermeister im RWE-Aufsichtsrat gegen die Beteiligung des Stromkonzerns RWE an dem Kernkraftwerk Belene in Bulgarien protestiert. Sie wollen damit vor allem die SPD-Politiker unter Druck setzen. Nach Ansicht der Umweltschützer ist es ein Unding, dass Dagmar Mühlenfeld aus Mülheim und Gerhard Langemeyer aus Dortmund im Aufsichtsrat des RWE für den Bau eines AKW in Bulgarien stimmen könnten, während die SPD in Deutschland für den Atomausstieg eintritt. Die Umweltschützer übergaben den Oberbürgermeistern mehrere tausend  Protestpostkarten.

Hier ein paar Fotos. In Dortmund haben etwa 30 Leute demonstriert.

In Mülheim waren es etwa zwei duzend von der Mülheimer Bürgerinitiative und urgewalt:

Und in Essen lief Greenpace und Attac auf. Auch gut 30 Leute.

Bin gespannt, was in Essen morgen passiert, wenn der Aufsichtsrat tagt.

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Wie gute Geschäfte gemacht werden

Durch das Netz geistert grade eine ziemich nette Beschreibung der Finanzkrisenrettungspläne. Aber lest selbst (Dank an Crocker)

Es war einmal ein kleines Dorf auf dessen Marktplatz eines Tages ein Fremder erschien und laut bekannt gab, dass er für jedes gefangene Eichhörnchen 10 Euro bezahlen würde. Die Leute aus dem Dorf wussten, dass es große Mengen an Eichhörnchen in ihren Wäldern gab und sie machten sich fleißig auf, die Tiere zufangen und der Fremde kaufte tausende davon auf. Doch irgendwann gab es immer weniger Eichhörnchen und es wurde schwieriger welche zu fangen, so dass die Dorfbewohner wieder ihrer normalen Arbeit nachgingen.

Da gab der Fremde bekannt, dass er ab sofort die Eichhörnchen für 20 Euro pro Stück kaufen würde und erneut zogen die Leute des Dorfes auf die Jagd nach den flinken Baumbewohnern. Bald gab es wirklich kaum noch Eichhörnchen und nach einer weiteren Erhöhung des Angebots durch den den Fremden auf 25 Euro pro Stück, gab es gar keine mehr und die Menschen gingen zurück auf ihre Felder und zu ihren Bauernhöfen.

Jetzt stellte sich der Fremde auf den Marktplatz und rief, dass er ab sofort 50 Euro pro Eichhörnchen zahlen würde. Aber, da er dringend in die Stadt müsse, werde sein Assistent in der Zwischenzeit die Geschäft für ihn übernehmen. Gesagt, getan.

Doch als der Assistent am nächsten Tag auf dem Marktplatz die Dorfbewohner zusammenrief hatte er einen neuen Plan. Er hob die Plane von den Käfigen in denen alle Eichhörnchen gefangen waren und rief: "Ich verkaufe euch die Tiere für 30 Euro pro Stück."

Ein wütendes Gemurmel ging durch die Menge.

"Aber!!" rief der Helfer weiter. "Aber!!! Wenn mein Chef morgen aus der Stadt zurück kehrt, könnt ihr ihm die Tiere für 50 Euro pro Stück wieder verkaufen."

 

Die Dorfbewohner rasten los, kratzten alles Geld zusammen, das sie finden konnten und kauften alle Eichhörnchen für ein paar Milliarden Euro zurück.

 

Den Fremden oder dessen Assistenten hat danach niemand wieder gesehen; dafür aber jede Menge Eichhörnchen.

 

Und jetzt geneigter Leser verstehen Sie, wie der Hilfsplan zur Rettung der Banken funktioniert.

Nur so am Rande. In Amerika schütten die Banken, die Staatshilfen gekriegt haben, sogar Dividenden an ihre Aktionäre aus. Das ist eine von Bush Großtaten, für die er hoffentlich bald in der Versenkung verschwindet. Bin gespant, ob irgendeine Bank in Deutschland, die sich aus dem Bundes-Rettungsfonds bedient, eine Dividende ausschütten darf.


Müntes Rechtsruck fordert nächstes Opfer

Eigentlich hat die Meldung hier nichts mit dem Ruhrgebiet zu tun. Es geht nämlich um den Hamburger Jusochef – auf dem Bild der Mann rechts unten – und sein Streben zur Macht.

Aber irgendwie geht es doch um das Ruhrgebiet, denn die Meldung beschreibt, wie hart die SPD nach Münteferings Machtübernahme derzeit nach rechts gesteuert wird. Hamburgs Spitzenjuso Danial Ilkhanipour gehört nämlich zum rechten Flügel und er will in den Bundestag und dabei Nils Annen, einer der führenden Vertreter der SPD-Linken im Bundestag aus dem Weg räumen.

Und das hat auch Auswirkungen auf die SPD in NRW und besonders auf die SPD im Ruhrgebiet. Denn hier wurde die Partei immer als Hort der Linken Ideen angesehen – auch wenn tatsächlich immer der rechte Flügel die Macht hatte. Den Männern wie Oskar Lafontaine gehörten die Herzen der Partei-Basis und der Wähler. Langer Rede kurzer Sinn: Wenn die SPD weiter ihr linken Frontmänner killt, frag ich mich, wie die Strategen glauben können, im Pott ihre Mehrheit zu holen?

Konkret muss Nils Annen um sein Bundestagsmandat bei den Wahlen 2009 und damit um seinen Einfluss fürchten, weil der rechtsflügelige Hamburger Juso-Landeschef Ilkhanipour eine Gegenkandidatur gegen Annen in zwei Wochen verkündet hat. Wer gewählt wird, scheint ziemlich sicher. 

Denn Ilkhanipour hat von den besten Köpfchenzählern der Partei gelernt. Den Trick kennt jeder, der mit Politik zu tun hatte in seinem Leben, überraschend nur, dass er immer noch funktioniert. Und zwar hatte der Juso-Chef generalstabsmäßig Mitglieder angekarrt, um Delegierte für die entscheidende Versammlung am 15. November zu wählen, die dann den Bundestagskandidaten bestimmen. Erst als die Mehrheit der Delegierten gesichert war, hat Ilkhanipour seine Kandidatur bekanntgegeben.

So werden große Karrieren begründet. Und Parteien ruiniert. Wie es einst Willi Nowak in Essen vorlebte. Jener Ex-SPD-Hochburg, die jetzt von der CDU regiert wird.

Umweltschützer machen gegen RWE-Aufsichtsrat mobil

Bereits am Sonntag soll der Aufsichtsrat des Energiekonzerns RWE in Essen über die Beteiligung am bulgarischen Kernkraftwerk Belene entscheiden. RWE-Vorstandschef Jürgen Großmann wünscht sich nämlich den Einstieg in das Balkanabenteuer. Soweit so gut. Das Milliarden-Projekt wird von einer russischen Firma gebaut, Atomstroiexport, und steht angeblich in einem Erdbebengebiet.

Im November 2007 meldete sich der ehemalige Leiter der bulgarischen Atomaufsicht, Georgui Kastchiev, mit schweren Bedenken an dem geplanten Kraftwerk. Nach seiner Einschätzung „stellt Belene ein nicht tolerierbares Sicherheits- und Umweltrisiko dar. Die fehlende Betriebserfahrung mit dem geplanten Reaktortyp, der Mangel an qualifiziertem Personal und effektiven Kontrollen wird zweifellos zu schlecht ausgeführten Bauarbeiten führen.“ Weiter sagte Kastchiev: „Wenn man das hohe seismische Risiko der Bauregion und den niedrigen Atomsicherheitslevel in Bulgarien zusammenzieht, kann man nur zu einem Schluss kommen: Dieses Projekt darf nicht weitergeführt werden.“

Kastchiev war von 1997 bis 2001 Chef der bulgarischen Atomaufsicht und ist heute leitender Nuklearphysiker am Institut für Risikoforschung der Universität Wien.

Kastchiev wies zudem darauf hin, dass die bulgarischen Behörden versuchen, das Erdbebenrisiko unter den Tisch zu kehren. Dabei hatte schon 1984 der Direktor des Zentrallabors für Geodäsie der Bulgarischen Akademie der Wissenschaften in einer Stellungnahme geschrieben: „Mehr als 400 Atomkraftwerke sind weltweit gebaut worden. Aber keines liegt in einem seismologisch so komplizierten Gebiet wie Belene.“

Die UniCredit-Gruppe hat sich bereits im Oktober 2006 aus der Finanzierung von Belene zurückgezogen – aufgrund von Sicherheitsbedenken. Auchd as ist lange bekannt. Weiter internationale Banken wie etwa Credit Suisse und Citibank haben ebenfalls eine Finanzierung des riskanten Projekts abgelehnt.

Nun ruft die Umweltschutzorganisation „urgewalt“ für Freitag zu Demos vor den Rathäusern in Essen, Mülheim und Dortmund auf. Zeit: 10:00 bis 13:00 Uhr. Der Hintergrund: In den genannten Rathäusern sitzen Oberbürgermeister und diese wiederum sitzen im Aufsichtsrat des RWE und müssen die Beteiligung des RWE am Kernkraftwerk Belene zustimmen. Zudem kontrollieren die Oberbürgermeister rund 16 Prozent der RWE-Stimmen und können darüber Einfluss auf die Geschäftspolitik des Konzerns ausüben.

Die drei betroffenen Oberbürgermeister heißen: Wolfgang Reiniger (CDU), Dagmar Mühlenfeld (SPD) und Gerhard Langemeyer (SPD)

Besonders für die SPD-Oberbürgermeister ist es schwer, im kommenden Kommunalwahlkampfjahr eine Position pro Kernkraft zu vertreten. Denn die SPD tritt offiziell für den Ausstieg aus der Atomkraft ein. Aber hier, auf der konkreten Ebene, da wo es drauf ankommt, beteiligen sich gerade die SPD-Stadtchefs im Ruhrgebiet am Bau eines besonders umstrittenen Kernkraftwerkes?

Die Proteste vor den Rathäusern sind aus diesem Grund besonders spannend. In Dortmund munkelt man bereits, was passiert, wenn Langemeyer in seinem Rathaus von Greenpeace Bannern umweht wird.

Wo ist all die Kohle hin? Wo ist sie gebliehieben……..

Am meisten hat mich am Cross-Border-Leasing bislang fasziniert, wie so graue Kämmerermäuse, beispielsweise die Bochumer Ottilie Scholz (SPD) – heute Oberbürgermeisterin der Ex-Nokia-Metropole – dachten, sie könnten New Yorker Finanzhaie ausdribbeln. Nie was von Gordon Gekko gehört? Hätten sie aber besser, als sie ihre Straßenbahnen oder Kanalnetze an amerikanische Fonds verkauften und direkt wieder zurückleasten.

Foto: Stadtwerke NRW

Die haben Verträge wie Telefonbücher unterschrieben und gedacht, sie könnten das Thema beherrschen. Die hat nicht gewundert, dass die Amis aus NY drauf bestanden haben, dass kein deutscher Stadtrat die Konvolute sichten darf. Die haben nicht mal gezuckt, als die Yankees drauf bestanden alles in Englisch zu verfassen. Gerichtsstand New York. Mann Leute seit Ihr naiv. Mir und hunderttausenden anderen hätte das gereicht. Aber Ottilie und Konsorten wollten es ja besser wissen.

Und jetzt haben wir den Salat. Das Risiko aus Übersee ist kaum kalkulierbar. Zwischen 1997 und 2003 haben über 40 Kommunen aus NRW auf diese Art und Weise über 19 Milliarden Euro bewegt. Verkauft in Fonds auf den Cayman-Inseln oder den Bermudas. In Bochm gab es sogar ein erfolgreiches Bürgerbegehren gegen den Ottilie-Deal, aber die Dame hat sich einfach mit der Mehrheit im Rat drüber hinweg gesetzt. Einfach so gegen den Bürgerwillen. Und jetzt muss sie bis zu 10 Mio für den Mist berappen. Aber dafür durfte sie ja auf Kosten des Arrangeurs nach Amiland fliegen. Hat sie mir selber gesagt, am Abend der Abstimmung. In Bochum, im Rathaus. Damals, vor ein paar Jahren.

Das Geld wurde übrigens nicht direkt an die Kommunen ausgezahlt, sondern bei Banken angelegt, die dafür im Gegenzug die Raten für den Mietkauf an die US-Investoren garantieren sollten. Eigentlich könne dabei kein Risiko entstehen, beteuerten alle beteiligten Gemeinden. Stattdessen würde in den USA nur ein Steuervorteil entstehen, den sich Kommune und Investor teilen wollten.

Im Zuge der Finanzkrise kommen jetzt die Risiken ans Licht: so wurden die Deals in der Regel über amerikanische Versicherungen finanziell abgesichert. Nachdem diese im Zuge der Krise selbst in Schwierigkeiten geraten, müssen heute die deutschen Gemeinden neue Policen abschließen, um ihre eigenen Kanalnetze abzusichern. Sollte eine Bank Pleite gehen, ist sogar alles Geld futsch und dann müssen die Städte für die Milliarden gerade stehen. SUPERGESCHÄFT.

Erst vor wenigen Tagen gab der Ruhrverband bekannt, dass er aus diesem Grund rund 4,5 Millionen Euro in eine neue Versicherung schießen musste. Gleichzeitig, so der Verband, habe man "das Vertragsverhältnis auf sicherere Füße" gestellt. Der Erlös lag 2002 bei 5,1 Millionen Euro. Der Ruhrverband hatte für rund 400 Millionen Euro seine Kanäle verkauft.

Mit seinen Nachschusspflichten steht der Verband nicht alleine da. Die Stadt Bochum beispielsweise hatte 2003 ihr Kanalnetz für 400 Millionen Euro an Amerikaner verkauft und zurückgemietet. Die damalige Kämmerin und heutige Oberbürgermeisterin Ottilie Scholz (SPD) beteuerte immer, es gebe kein Risiko. Heute muss sie dafür sorgen, dass ihre Gemeinde bis zu 10 Millionen Euro nachschießt, um die eigenen Kanalnetze abzusichern.

Ähnliche Probleme hat auch Gelsenkirchen, wo Schulgebäude und das Rathaus verkauft wurden. In Essen sorgt man sich um die Messe. In Köln um die Straßenbahnen.

Duisburg hatte noch 2002 für 1,1 Milliarden Euro Klärwerke und Kanalnetze an amerikanische Investoren vergeben. Ein Großteil des Geldes ging an die heute berüchtigte AIG-Versicherung. Der Konzern wurde erst kurz vor der Pleite von der amerikanischen Regierung gerettet.

Noch versuchen etliche Gemeinden, eine Nachschusspflicht zu umgehen. So berichtet die Emschergenossenschaft, sie habe externe Juristen engagiert, um etwaige Nachforderungen aus dem Verkauf und Rückkauf des Klärwerks in Bottrop für 480 Millionen Dollar abzuwehren.

Der Erfolg dieser Bemühungen scheint zweifelhaft. Der Finanzwissenschaftler Stephan Paul von der Universität Bochum sagt, auf die Städte rolle ein "klares Preisänderungsrisiko" zu. Da könne man kaum was machen.

Wie gesagt, Gekko smartet Euch alle ab………

 

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Update: Verlängert die WAZ den dpa-Vertrag nicht?

Es gibt ein neues heißes Gerücht in der Ruhrstadt. Und zwar scheint es, als plane Ulrich Reitz, Chefredakteur der WAZ, den Vertrag mit der Nachrichtenagentur dpa auslaufen zu lassen. Das zumindest wird in den Fluren der dpa geflüstert – und aus WAZ-Kreisen bestätigt.

Tatsächlich hat Reitz Erfahrung mit dem dpa-Kündigen. Auch bei der Rheinischen Post entsagte er im Jahr 2004 als damaliger Chef der Dienste  der wichtigsten deutschen News-Fabrik. Die Rheinische Post hatte damals mit 420 000 Exemplaren eine ähnliche Auflage wie heute die WAZ. Reitz habe mit der dpa-Kündigung 2004 knapp eine Million Euro im Jahr gespart, hieß es. Als Hintergrund neben der Kosteneinsparung gab der RP-Chef damals an, er wolle sowieso eine "Autorenzeitung" entwickeln. Und das sei einfach, weil ohnehin 80 Prozent der Beiträge von den insgesamt rund 225 Redakteuren individuell verfasst würden, die Zeitung regional ausgerichtet sei und über ein engmaschiges Korrespondentennetz sowie 24 Lokalredaktionen verfüge, sagte Reitz damals im Tagesspiegel. So wie heute die WAZ.

Mit der Rheinischen Post hatte dpa die drittgrößte Abonnement-Zeitung in Deutschland verloren. Mit dem Verlust der WAZ würde dpa weiter massiv einknicken. Mittlerweile wurde das Gerücht aus WAZ-Kreisen bestätigt. Für dpa könnte es allerdings nicht schlimmer kommen: Nach der WAZ, so die Überlegung aus der Verlagsspitze, könnten auch WR, WN und NRZ die Verträge mit dpa auslaufen lassen. Was bei dpa wohl für einen Stellenabbau sorgen wird, könnte bei der WAZ jedoch eventuell dafür sorgen, dass in geringerem Umfang  als zuletzt geplant Mitarbeiter abgebaut werden müssten.