Chaos um Studentenkredite an der Ruhr

Die Finanzkrise erwischt auch die Studenten im Ruhrgebiet. Allen voran der Wirbel um eine angekündigte Erhöhung der Zinsen durch die staatliche KfW-Bank verunsichert die lesenden Geldempfänger. „Wenn Studenten sich für den Studienkredit interessieren, versuchen wir ihnen vom KfW-Darlehen abzuraten, da es deutlich günstigere Angebote gibt“, sagt schon Petra Karst vom Studentenwerk der Universität Duisburg-Essen.

von Gastautorin: Olga Kapustina

Das Problem liegt in einer verunglückten Öffentlichkeitsarbeit der angeschlagenen Bank. Zunächst verkündete die KfW, die Darlehen an Studenten würden teurer. Ab Oktober 2008 sollten sieben Prozent auf je Lernkredit gezahlt werden. Damit würden die Kosten für das Büffeln um bis zu 4500 Euro teuer – verglichen mit dem Start des Angebots im Jahr 2006. Damals mussten die Studenten nur 5,2 Prozent Zinsen zahlen.

Der Spiegel mutmaßte bereits Mitte Oktober, dass die Anhebung der Zinsen zum Teil auf das miese Geschäft des Geldhauses mit der US-Investmentbank Lehman-Brothers zurückgeht. Die KfW hatte 350 Mio Euro an die Amerikaner überwiesen, obwohl diese schon Pleite waren. Ein KFW-Sprecher bestritt diese Version.

Trotzdem hatte der Bericht Wirkung. Nur einen Tag nach dem Spiegel-Text ruderte die KfW-Bank überraschend auf Druck des Bundesbildungsministeriums zurück. Statt einer Erhöhung auf sieben Prozent sollten nur noch 6,5 Prozent auf die Darlehen ab Anfang Oktober gezahlt werden. Die Mehrkosten je Student belaufen sich damit über das ganze Studium gesehen auf rund 3200 Euro- verglichen mit dem Ursprungsangebot. „Da es derzeit teurer ist, sich Geld auf dem Kapitalmarkt zu besorgen, musste die Bank die Zinsen erhöhen“, sagte ein KfW-Sprecher.

Die Pressemitteilung der Bank war überschrieben: „Bildungsministerium und KfW stärken Attraktivität der Bildungsfinanzierung.“ Für einen Studenten, der sich für den KfW-Kredit entschieden hat, mag das spöttisch klingeln. Der Zinssatz wird nicht etwa reduziert – er steigt nur weniger stark. Im September lag er noch bei 6,29 Prozent. Und noch immer ist die Obergrenze nicht erreicht. Für diejenigen, die einen Studi-Kredit bei KfW bis Oktober 2008 abgeschlossen haben, kann der Zinssatz noch bis zu 8,9 Prozent steigen. Für neue Kreditnehmer liegt die Zinsobergrenze ab 1. Oktober 2008 schon bei 9,29 Prozent. Nach 15 Monaten kann auch diese Obergrenze fallen.

Von Anfang hatte der Pauk-Kredit eine Geschmäckle. Als vor zwei Jahren Studiengebühren eingeführt wurden, brachten Banken auf Studenten zugeschnittenen Darlehen auf den Markt. Es ging darum, an den zukünftigen Akademikern zu verdienen. Eines der besten Angebote war damals laut Finanztest das Darlehen der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW). Die Bank startete ihren Studienkredit im April 2006 mit einem Zinssatz von 5,2 Prozent. Der Slogan hieß damals: „Studentenfutter für alle“.

Über 43.000 Lernende nahmen das Angebot an – und ärgern sich jetzt überwiegend. Denn das Darlehen kann über einen variablen Zinssatz zweimal im Jahr teurer werden. In den USA und in Spanien sorgten diese ständig steigenden variablen Zinsen für den Zusammenbruch der Immobilienmärkte.

Auch Markus Weber aus Essen hat sich bereits 2003 (drei Jahre vor dem KfW-Angebot) auf ein Lottospiel mit Zinsen eingelassen, um die Abschlussphase seines Studiums zu finanzieren. Bei der deutschen Ausgleichsbank (DtA) nahm er einen Kredit zum Satz von 3,4 Prozent auf. Inzwischen wurde seine Bank von der KfW übernommen und sein Kredit in einen Studi-Darelehen umgewandelt. Nun muss mehr als Doppelte für sein Auskommen bezahlen. Weber: „Es ist eine Frechheit, dass die Zinsen so schnell steigen. Es wird wahrscheinlich einfacher, einen anderen Kredit aufzunehmen, um KfW-Darlehen direkt zu begleichen.“

Zum Glück sind die Leute im Ruhrgebiet heute ein wenig klüger. Das Studentenwerk in Essen teilte mit, dass in diesem Semester noch kein Antrag für ein KfW-Darlehen eingegangen ist. Das Studentenwerk ist einer der Vertriebspartner der Bank.

Gedränge im WAZ-Elevator nach oben

Während bei der WAZ-Gruppe der Hammer kreist und hunderte Kollegen um Ihre Jobs bangen müssen, funktioniert auf der anderen Seite der Fahrstuhl an die Macht. So sind drei Leute in den elitären Geschäftsleiterkreis der WAZ aufgerückt.

Bild: Thueringer Blogzentrale

Zunächst wurde, wie Jens vom Pottblog bereits berichtete, vor ein paar Wochen weitgehend unbeachet Katharina Borchert in die Spitze berufen. Die derwesten.de-Chefin soll im Geschäftsleiterkreis der WAZ Mediengruppe die Online-Aktivitäten verantworten. Damit war sie noch vor WAZ-Chef Ulrich Reitz Mitglied der obersten Führung.

Reitz muss das gefuchst haben. Seine Ex-Untergebene vor ihm? Wir wissen es nicht. Wir wissen nur, dass ein paar Tage später auch Reitz befördert wurde. Dies geschah mit dem Reitz eigenen Brimbamborium. Also so laut, dass die Beförderung niemand verpassen konnte. Auch gut. Reitz soll in der Spitze der Gruppe die Angelegenheiten aller Zeitungsredaktionen des Hauses steuern.

Dann noch was, weniger neues, aber für NRW weitaus wichtigeres. Die WAZ-Gruppe will Harald Wahls vom Handelsblatt auf die neue Position des Verlagsgeschäftsführers NRW locken. In dieser Funktion soll er die gesamte Verantwortung für die kaufmännischen, markt- und vertriebsbezogenen Angelegenheiten der WAZ, der ‚Westfälischer Rundschau‘ (WR), der ‚Neuen Ruhr / Neuen Rhein Zeitung‘ (NRZ) und der ‚Westfalenpost‘ in NRW erhalten. Der Zeitpunkt seines Amtsantritts steht noch nicht fest.

Bislang galt das als Kernkompetenz der WAZ-Geschäftsführung. Also von Bodo Hombach und so…. die Berufung von Wahls läßt den Stellenwert der NRW-Zeitungen im Gefüge der WAZ-Gruppe absinken.

Da man weiß, wie eitel die Chefs in der WAZ-Gruppe sind, kann man sich nur fragen, wie lange es noch dauert, bis auch Rüdiger Oppers von der NRZ in dem Geschäftsleiterkreis sitzt. 🙂

Unterdessen wird in der Gruppe über die Aussage spekuliert, dass nur die Reitz-Zeitung WAZ schwarze Zahlen schreibt, während alle anderen Zeitungen rot sind. Es wird befürchtet, dass die WAZ-Zahlen geschönt sein könnten, um Reitz zu stärken.

Ich weiß das nicht. Ich kenn die Zahlen nicht einmal. Da aber bekanntermaßen die WAZ die größten Auflageverluste von allen Gruppen-Blättern in NRW hat, wundert es mich schon, dass nur Reitz schwarze Zahlen haben soll. Wie kann das gehen?

 

VORSICHT: FÄNGER SUCHEN BAUER

Mitten in die Finanzkrise hinein erreicht mich mal wieder Werbung. Diesmal von der .comdirect-Bank. Die Nummer ist so blöd, wie das Deppenpishing vor ein paar Wochen. Die Internetbank will doch tatsächlich per Brief ihren "sehr geehrten" Kunden TOP-Fonds andrehen. "100 % Qualität, 100 % Steuervorteil, 100 % Rabatt." Alles "überdurchschnittlich bewertete "Fondsdiamanten" mit einem "weitaus größerem Renditepotenzial als konservative Zinsanlagen". Ey, Hallo?

Irgendwas gehört von Finanzkrise, Fondsleichen und Lehmann Brothers? Wer glaubt denn noch so was? Meine Vermutung: die .comdirect-Manager suchen den letzten Trottel, der noch nicht abgezockt wurde. Frei nach dem Gebrauchtwagenhändlermotto. "Jeden Tag steht ein Blödmann auf. Wir müssen ihn nur finden."

Bei der Gelegenheit: Was heißt "100 % Rabatt"? Vollverarsche?

 

Schnuppenwetter – nix zu tun

Am Samstag oder so, da hab ich mir einen Schnupfen geholt. So fies, mit Halsentzündung und so. Jedenfalls kann ich heute nur im Bett liegen. Da hab ich bei Youtube rumgestöbert. Und der Spot hier ist echt gut. Es geht um Spinnen und den Einfluss von Drogen auf ihr Verhalten. Etliche werden es kennen. Einige nicht. Macht Spaß.

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Rückschlag für Umweltschützer. RWE will Atomkraftwerk

RWE-Vorstandschef Jürgen Großmann will die Beteiligung am bulgarischen Atomkraftwerk Belene. Das habe ich jetzt erfahren. Dabei ist er bereit, sich auch gegen  Widerstand im eigenen Aufsichtsrat durchzusetzen. Nach meinen Informationen soll ein entsprechender Beschluss bereits Anfang November in einer Sondersitzung des Aufsichtsrates gefällt werden. Ein RWE-Sprecher wollte die Angaben nicht kommentieren.

Foto: halbfertiger Atommeiler Belene in Bulgarien

Bislang hatten vor allem die Kommunalen Aktionärsvertreter und die Arbeitnehmerbank eine Beteiligung am Meiler Belene skeptisch gesehen. Zuletzt drängte im April eine Mehrheit im Aufsichtsrat darauf, das Projekt erneut zu überprüfen. Das Ziel war damals die Aufgabe des Atomvorhabens, wie mehrere Mitglieder des Gremiums bestätigten. Zuvor hatten sich bereits einige deutsche Banken wegen Umweltbedenken aus der Finanzierung des Projektes verabschiedet.

Auch die RWE-Aufsichtsräte stützen sich bei ihrem Widerstand gegen das Projekt auf ökologische Motive. So erfülle weder die verwendete russische Atomtechnik noch der Standort die hohen Sicherheitsansprüche des Konzerns. Im Hintergrund hieß es zudem, die Oberbürgermeister im Ruhrgebiet, die im Aufsichtsrat des RWE sitzen, hätten kein Interesse an Anti-Atom-Demonstrationen mitten im Kommunalwahlkampf im kommenden Jahr.

Erst vor wenigen Tagen hatte der Stromkonzern RWE vom bulgarischen Energieminister Petar Dimitrow den Zuschlag für die Investition im Donautal bekommen. Bis Ende Oktober soll ein entsprechendes Abkommen unterzeichnet werden, hieß es weiter. Zunächst werde die Gründung einer gemeinsamen Projektgesellschaft vollzogen. Dimitrow betonte die Bedeutung des RWE für sein Land: "Vor dem Hintergrund der Finanzkrise steigt nun einer der größten Energiegiganten Europas in Bulgarien ein." Das belgische Unternehmen Electrabel war zuvor bei der staatlichen Ausschreibung gescheitert. Ein RWE-Sprecher bewertete die Gründung der Projektgesellschaft positiv: „Wir sind zuversichtlich, dass wir die Verhandlungen bald zu einem positiven Ende führen können.“

Die Arbeiten für das 2000 Megawatt-Kraftwerk sollen im April 2009 beginnen. Bauunternehmer für den umstrittenen Atommeiler wird die russische Firma Atomstroiexport. Die Investition wird auf rund 4 Milliarden Euro geschätzt. Den Anteil des RWE gab Dimitrow mit 1,28 Mrd Euro an.

Bulgarien hatte erst vor wenigen Jahren seine Reaktoren aus der Ostblockzeit auf Grund von Sicherheitsbedenken abschalten müssen, um in die EU aufgenommen zu werden.

RWE plant Re-Recall

Der Essener Energiekonzern plant die umfassenste Restrukturierung der letzten Jahre. Nach meinen Informationen sollen nach der Zerschlagung der RWE Systems AG nun die Regionalgesellschaften unterhalb der Vertriebs- und Netztochter RWE Energy verschmolzen werden. Und zwar so lange, bis nur noch eine Netzgesellschaft und eine Vertriebsgesellschaft unter dem Dach der RWE Energy bestehen bleibt. Zudem sollen die Transportnetze aus dem Beritt der Energy herausgelöst und an die Holding angegliedert werden. Damit kommt RWE-Chef Jürgen Großmann zunächst den Forderungen der Bundesregierung und der EU entgegen, die für eine Trennung der Netze vom Vertreib sind. Gleichzeitig aber konfenktioniert Großmann damit die Transportnetze für den Verkauf.

Nach den Ideen von RWE-Vorstandschef Jürgen Großmann sollen zunächst die beiden größten Regionalgesellschaften der Energy, RWE Weser Ems und RWE Rhein Ruhr verschmolzen werden. Die beiden Unternehmen sind vor allem in Norddeutschland und in Nordrhein-Westfalen aktiv. An diesen Kern sollen später weitere Vertriebsfirmen des Konzerns, wie die enviaM aus Ostdeutschland oder die kelag aus Klagenfurt, angegliedert werden. Das Ziel ist die Bildung einer einzigen Vertriebsgesellschaft für ganz Deutschland. Ähnlich sieht die Entwicklung im Netzgeschäft aus. Auch hier wird die Konzentration in einer einzigen bundesweiten Gesellschaft geprüft.

Von der alten Dortmunder VEW ist damit nichts strukturelles mehr da. Der alte Konzern aus dem Ostrevier wurde damit vom RWE aufgezogen und verdaut.

Nach meinen Infos soll der Umbau der RWE Energy bis zum Ende des Jahres eingeleitet werden. In diesem Zusammenhang sei auch der Wechsel des Chefs der RWE Rhein Ruhr, Georg Müller, zum 1. Januar auf den Chefposten des Regionalversorgers MVV zu verstehen, sagte ein Insider. Ein RWE-Sprecher bestätigte mir gestern lediglich, der Konzern prüfe derzeit "vor dem Hintergrund sich verändernder Anforderungen durch Regulierung und Markt seine Netz- und Vertriebsstrukturen." Einzelheiten zum Umbau seien noch nicht bekannt.

Die Fusion der Gesellschaften Weser Ems und Rhein Ruhr hat noch einen spannenden Nebeneffekt: Durch den geplanten Umbau könnte der Einfluss der Städte im Konzern zurückgedrängt werden. Nach meinen Recherchen kann RWE den Anteil der Kommunen an der Tochter Weser Ems bis zum Ende des Jahres für rund 800 Mio. Euro zurückkaufen. Hintergrund ist ein Kompromiss aus dem Jahr 2003. Damals stimmten die RWE-Städte der Integration der Gas-Aktivitäten in den Konzern nur gegen einen Barzahlung in Höhe von 100 Mio. Euro zu. Zudem bekamen sie für fünf Jahre einen Anteil an der Weser Ems mit einer garantierten Dividende von 48 Mio. Euro. Danach hat RWE ein Rückkaufrecht.

Die RWE-Kommunen kontrollieren derzeit nur noch rund 16 Prozent der Konzern-Stimmrechte. Dazu kommen weitere Beteiligungen an RWE-Töchtern.Im Aufsichtsrat der Holding haben die Städte noch fünf Vertreter. Dazu kommen haufenweise kommunale Vertreter auf Posten in den anderen RWE-Aufsichtsräten bei Töchtern und in den RWE-Beiräten. Ein RWE_Magare sagte mir jetzt. "Wenn der Umbau vollzogen wird, werden etliche Leute ihren warmen Posten verlieren."

Wie weit die Pläne bereits ins Detail gehen, kann man in Tschechien sehen. Hier will RWE Energy die Zusammenarbeit mit dem staatlichen Versorger CEZ ausbauen. Nach meinen Informationen sollen die sieben tschechischen Regionalgesellschaften der RWE Transgas weitgehend in Prag zusammengefasst werden. Im nächsten Schritt sei der Aufbau gemeinsamer Vertriebsbüros mit der CEZ in ganz Tschechien geplant, bestätigte ein Sprecher. Transgas verkauft vor allem Gas. Die CEZ ist auf den Stromvertrieb spezialisiert. "Wir ergänzen uns", sagte der RWE-Sprecher.

Darüber hinaus kursieren seit Wochen Gerüchte, dass RWE plane, bei dem tschechischen Versorger einzusteigen oder ihn gar zu übernehmen. Mit einem Vorsteuergewinn von 3,5 Mrd. Euro gehört CEZ zu den zehn größten Energieversorgern in Europa. Doch wie gesagt, dass sind nur Gerüchte.

 

WMR – Wirtschaftsmetropole Ruhr und das Internet

Die Wirtschaftsmetropole Ruhr (WMR) macht die Werbung für den Wirtschaftsstandort Ruhr. So ist der Auftrag zumindest. Chef der Tochterfirma des Regionalverbandes Ruhr ist Hanns-Ludwig Brauser von der SPD. Er wurde vom Machtverlustigen Dortmunder Oberbürgermeister Gerhard Langemeyer (SPD) gegen den Widerstand von Grünen und dem Rest in der Verbandsversammlung des RVR durchgesetzt.

Hier möchte ich über folgendes berichten: Nach dem Wirtschaftsbericht der WMR gibt die Firma vor allen Dingen jede Menge Geld für Personal aus. Vor allem der Geschäftsführer kassiert ein dickes Gehalt. Aber das wäre noch OK, wenn die Arbeit besonders toll wäre.

Deswegen betrachte ich einen der größten Ausgabeposten der WMR: Die Firma gab im vergangenen Jahr 219.000 Euro für Internetseiten aus. Die Seiten aber, die ich sehe, scheinen eher bescheiden. Normalerweise kann man sowas in jeder normalen Internetbude für ein paar zehntausend Euro schießen. Das kann nicht wirklich viel Geld kosten. Siehe hier:

 Aus diesem Grund wollte ich nachfragen und wissen, was so teuer war an diesen Seiten und welche Seiten alle bezahlt wurden. Deswegen habe ich vor ein paar Wochen über das Internetformular der Seite eine Anfrage an die WMR-Pressestelle gestellt. Es war ein Test. Funktionieren für das viele Geld wenigstens die einfachsten Seitenfunktionen?

Jedenfalls lautete die Anfrage so:

Aus ihrem Geschäftsbericht geht hervor, dass die WMR 219.000 Euro in Internetseiten investiert hat.

Um welche Portale handelt es sich?

Wieviel Geld ist in die einzelnen Portale geflossen?

Wurde das Geld jeweils nur für den Aufbau der Portale bezahlt? Oder decken die Kosten von 219.000 Euro auch den Unterhalt der Portale ab?

Wie teuer ist der Unterhalt der Portale? Oder anders gefragt, wie hoch sind die Fixkosten aus den Portalen, die nun jedes Jahr von der WMR zu zahlen sind.

Zahlt die WMR darüber hinaus noch Geld in den Aufbau, in die Entwicklung oder in den Betrieb des Ruhrpiloten? Wenn ja, wieviel? (Zur Info der Leser hier: Der Ruhrpilot hat etliche Millionen an öffentlichen Geldern  verschlungen – ohne dass sein Sinn mir wirklich klar ist. Nutzt den irgendwer da draußen?)

Ich habe die Anfrage wieder gestellt und nochmal gestellt. Ich hab zwischendurch auch mal angerufen und gefragt, ob das Formular funktioniert. "Ja, doch es funktioniert", hieß es.

Nun, ich will nicht beckmesserisch sein. Aber wenn man 219.000 Euro für Internetseiten ausgibt, sollte man doch in der Lage sein, die Fragen zu beantworten. Es geht schließlich nicht um Raketenwissenschaft, sondern um öffentliches Geld, das Privatfirmen für Internetseiten abkassieren.

Oder funktioniert etwa das Anfrageformular nicht. Das wäre noch peinlicher. Soll doch das Internetportal den Erstkontakt der Interessenten am Revier erleichtern.

 

Mülheimer Kabale – Oder wer war nicht auf der Expo Real

In Mülheim ist ein interessanter Streit entbrannt, der ein Schlaglicht auf den vielleicht spannensten Wahlkampf im Pott – nach Dortmund – wirft. Und damit Auswirkungen auf das Geschehen im ganzen Ruhrgebiet hat.

Derzeit wird Mülheim von der SPD beherrscht. Oberbürgermeisterin ist Dagmar Mühlenfeld. In ihrem Selbstverständnis ist die Dame Chefin der Stadtkanzlei und Vorsitzende des Konzernes Stadt. Auf dem Foto der Stadt Mülheim ist die Stadtkanzleiherrin und Vorstandsvorsitzende Oberbürgermeisterin die Dame in der Mitte vorne mit der Blume und dem blonden Seitenscheitel.

Tja. So kann das gehen mit der Selbsteinschätzung: Stadtkanzlei.

Vergaß ich zu erwähnen, dass Mühlenfeld auch im RWE-Aufsichtsrat sitzt und sich lange weigerte das Geld, dass sie dort ausgeschüttet bekommt, an die Stadtkasse  weiterzureichen? Dann habe ich das hier getan.

Jedenfalls: Dagmar Mühlenfeld wird herausgefordert vom CDU-Oberbürgermeisterkandidaten Stefan Zowislo. Der Mann war mal Chef des Mülheimer Marketings und einer der Vordenker von  Schwarz-Grün in Mülheim. Heute ist Zowislo bei der  WAZ beschäftigt und immer noch Vordenker von Schwarz-Grün.

Vor wenigen Tagen nun hat Zowislo den ersten tiefen Pfeil in den Harnisch der Stadtkanzleiherrin und Stadtvorstandsvorsitzenden Mühlenfeld gesetzt. Denn Dagmar war nicht bei der Expo Real, um ihre Stadt zu verkaufen. Zowislo war da. Er hat dort geredet über den Verfall der Mülheimer Innenstadt und was man dagegen tun kann. Er hat sich Ideen besorgt.

Nun kann man darüber streiten, was die Expo Real bringt. Aber man kann nicht darüber streiten, dass es klug ist als Herausforderer dort zu sein. Und dass es dumm ist, als Favorit nicht hinzufahren, wenn der Underdog da ist. In der Politik nennt man das wohl den Stoiber-Flut-Mistake.

Noch besser war aber der zweite Pfeil Zowislos gesetzt, der Mühelnfeld genauso unvorbereitet traf. Und zwar warf Zowislo der Stadtkanzleiherrin vor, einen Besuch von NRW-Ministerpräsidenten Jürgen Rüttgers (CDU) zum Schaden der Stadt geschwänzt zu haben. Statt mit dem Landesvater in Tradition von Rau (noch so ein Pfeil) über die Zukunft der Stadt zu verhandeln, habe sie es vorgezogen, Urlaub zu machen. Und dann brachte Zowislo den bösen Satz, der hängen bleibt: "Das Amt des Oberbürgermeisters ist nicht dazu gedacht, Urlaub in Lehrer-Intervallen zu machen." Paff.

In der SPD gingen Messer auf. In der Tasche und darüber. Der SPD-Fraktionschef von Mülheim versuchte mit Dreck zurückzuwerfen. Aber es misslang. Ich habe sogar schon den Dreck vergessen. Mühlenfeld aber, und das ist der zweite Stoiber-Fehler konnte auf den Angriff nicht wechseln. Sie schwieg. Bis heute. Sie hat nicht verstanden, dass sie kämpfen muss.

Denn Zowislo ging es nicht nur um den Säbel-Angriff. Er setzte gleichzeitig ein Wahlkampfthema mit dem Florett: Die Entwicklung der Mülheimer Innenstadt, die am Ende ist, wie jeder erkennt, der mal da war. Dieses Thema kann Zowislo nun immer spielen. Und wenn Mühlenfeld sagt, ich mach was, kann er immer sagen: Wenn Sie was tun würden, wären sie bei der Expo Real gewesen. Sie haben ja nicht mal mit potentiellen Investoren gesprochen. Und wenn Dagmar dann antwortet, ach, die Messe ist doch Mist, kann er fragen: "Und warum gibt dann Mülheim dafür viel Geld aus, wenn das nichts bringt?"

So einfach schafft man sich Vorteile. Vorteile, die man ausbauen kann, im Gespräch mit den Bürgern.

Ich bin gespannt, ob es Zowislo gelingt Mühlenfeld zu stürzen. Ich denke er hat sehr gute Karten, bei der politischen Instinktlosigkeit der ehemaligen Deutschlehrerin.

Sollte Mülheim aber an die CDU fallen, droht der SPD ein vernichtendes Desaster im Ruhrgebiet. Mülheim ist eine der wenigen Städte mit Perspektive, da die Stadt über viele enorm starke Konzerne auf enorm kleinen Raum verfügt. Zudem droht nach den Langemeyer-Festspielen auch in Dortmund ein Debakel für die SPD. Und niemand erwartet, dass die CDU Duisburg verliert. Auch in Essen liegen die Konservativen weiter vorne.

Im Extremfall bliebe der SPD ein geschwächtes Bochum, und ein belangloses Oberhausen. Von Bottrop und den anderen Restgemeinden brauchen wir eigentlich gar nicht sprechen, da diese Städte finanziell total am Ende sind.

Es gibt tatsächlich nur einen Hoffnungsschimmer für die SPD im Revier und das ist Frank Baranowski. Er wird Gelsenkirchen verteidigen, denke ich. Schließlich hat er es geschafft, die marode Stadt vom letzten Platz der Arbeitslosenstatistik in NRW wegzuführen und diese rote Laterne an Dortmunds Langemeyer weiterzugeben.

Ich bin gespannt, wie sich Baranowski in dieser Situation verhält. Wird er die Organisation der Ruhr-SPD stärken, um so den anderen schwachen Genossen im Revier Halt zu geben? Oder wird er schnell den Pott verlassen und in der Landes- oder Bundespartei Karriere machen. Nach Langemeyer jedenfalls ist Baranowski der spannenste Parteimann im Ruhrgebiet.

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Obama Sieg kaum noch zu nehmen – es sei denn, er wird erschossen

Die Meinungsforscher in den USA sind sich ziemlich einig. Obama liegt in fast allen wichtigen Staaten vorne. Nur in Florida noch nicht so richtig. Aber auch das wird kommen. Laut New York Times, nebenbei der besten Zeitung der Welt, kann Obama derzeit mit 264 Wahlmännerstimmen rechnen. Zum Sieg braucht er 270. MacCain kommt gerade auf 180.

Und damit beginnt die Gefahr. Die strunzdumme Sarah Palin, MacCains Pick for VP, wurde gerade wegen akuten Zickenalarms des Amtsmißbrauchs überführt. Sie hatte verlangt, dass ein Landespolizist gefeuert wird, weil er ihre Schwester verlassen hatte. In der Enge aber werden tumbe Menschen aggresiv. Palin greift Obama an und beheizt damit den radikalen Flügel ihrer Partei. Die Leute rufen auf den Palin-Rallies, "Verräter" und auch "kill him", wenn die Alaska-Ziege von Obama spricht. Das doofe ist, die Amis tun das auch. Sie töten Präsidenten und Präsidentenkandidaten. Ich hoffe, Obama hat den besten Schutz der Welt.

Ach und noch was. Ich glaube auch, MacCain ist nicht der Untergang des Abendlandes. Der Mann ist OK. Nur alt. Wird er gewählt und kratzt drei Monate später wegen körperlicher Überforderung ab, ist mit einem Mal diese Hinterwäldler-Hippe Palin Boss vom Ganzen. Und davor graut es mir so richtig.