Werbepause für Großmann

Heute abend hat der neue RWE-Chef Jürgen Großmann geworben. Um Zusammenarbeit im Ruhrgebiet. Um eine Zukunft ohne "Kirchtürme". Und für eine Beteiligung des RWE am neuen Ruhrgebiets-Versorger, den die Städte Dortmund und Bochum rund um ihren eigenen Versorger Gelsenwasser hochziehen wollen. "Natürlich weiß ich, dass es angesichts lokaler Animositäten in einer Region wie dieser politisch nie ganz einfach ist, die Kräfte zu bündeln", sagte Großmann beim Neujahrsempfang in der Gelsenkirchener Musikhalle (oder wie das Ding heißt) am Freitag abend. Klar, dass er selbst als Minderheitsgesellschafter der Energietochter der Dortmunder Stadtwerke am neuen Ruhrversorger beteiligt werden möchte. Es sei halt besser, zusammen als Gegeneinander zu arbeiten, sagt er. Na gut, die Frage ist, ob das Kartellamt einen neuen Versorger mit alten Beherrschern gutheißen wird.

Natürlich geht es bei solchen Kartellfragen immer um den Wettbewerb, auch beim Gegeneinanderarbeiten.

Und auch hier hat Großmann was neues zum Anheizen. In Gelsenkirchen hat der Stromboss deswegen wieder geworben. In einer Werbeeinblendung sozusagen hat der RWE-Manager eine frische Idee über die Gelsenkirchener Bühne gescheucht. Er will seinen großen energieintensiven Industriekunden anbieten, sich selbst an Kraftwerken zu beteiligen. Dazu sollen ganze Kraftwerksscheiben, also Stücke aus den Leistungskapazitäten der vorhandenen Stromfabriken an die meistbietende Stahlhütte oder Kupferschmelze verkloppt werden. Großmann sagt dazu: "Der Kunde, der den Zuschlkag erhält, wird so gestellt, als ob ihm der ersteigerte Anteil an dem Kraftwerk gehört." Bei diesem Verfahren können, wenn es gut läuft, alle verdienen. Die Industriekunden, weil sie langfristig verläßliche Strompreise haben, und RWE, weil das Unternehmen einen Teil seiner Kraftwerkskapazitäten aus dem Wettbewerb in ein festes Geschäft abgegeben hat. Clever überlegt von Großmann.

Mich beeindruckt es, wenn jemand mal neue Ideen liefert und nicht immer die alte Leier wiederholt. Großmann scheint einer dieser Anstoßer zu sein.

Ruhrpott süß sauer

Die Chinesen der Welt haben darauf gewartet. Auf eine Landeskundliche Betrachtung des Ruhrgebietes auf Kantonesisch. Das gibt es jetzt. Auf 90 Seiten "mit über 200 Abbildungen" zeigen die Beamten und Angestellten der Industrie- und Handelskammer und des Regionalverbandes Ruhr Infos über den Strukturwandel im Pott. Aufbereitet für das Publikum im Reich der Mitte.

Aha, 200 Pix? Ein Bilderbuch für die Chinesen, können eher besser linsen als lesen.

Die drei IHK des Ruhrgebietes geben das raus, Angeblich, weil chinesische Investoren "nach seriösen und belastbaren Infomationen" über das Ruhrgebiet suchen würden.

Wer soll DAS glauben? Die Chinesen bauen ihre Industrie gerade auf und nicht ab. Wen juckt das in Shanghai, ob in Duisburg der Hochofen abgeklemmt wird und jetzt in den Trümmern Kinder klettern. Oder ob irgendein Fuzzi Al Jones in der Jahrhunderthalle auf einer Ukulele rumklampft. In Xijang wird in den Hallen noch Eisen gehämmert.

Die Direktoren des Landespracheninstitutes, Jochen Peines, und des Regionalverbandes Ruhr, Heinz-Dieter Klink, sowie der "Hauptgeschäftsführer" der IHK im mittleren Ruhrgebiet, der ubiquitäre Tillmann Neinhaus, stellen den Pamp vor. Bei Schnittchen und Milch in der IHK zu Bochum.

Was mich besonders beeindruckt hat, war die "Anpassung an naturräumliche Gegebenheiten" und die "Krisenbewältigung durch Attraktivitätssteigerung". Spannend auch, dass "Abbildungsnachweise" (sic!) "die Erschließung des Textes" erleichtern. Wow.

6000 Stück dieser Arbeitsbeschaffungsmaßnahme für Sinologen wurden produziert . Wenn jemand einen Chinesen kennt, der für 5 Euro für den Schrömp ausgeben will, kann sich an den Regionalverband Ruhr (RVR), Bereich Öffentlichkeitsarbeit wenden. Ich glaube, in China kriegt niemand mit, dass die IHK und der RVR das Werk herausgegeben haben. Wie sollen die das auch beim RVR bestellen? Per Internet, Versand über Deutsche Post?

Aber OK, das Heftchen interessiert da auch keine Sau. 6000 Hefte mit ganzen 90 Seiten Strukturwandel für 1,5 Milliarden Menschen – was ein Schrott. Massenkommunikation sieht anders aus.

Ich frage, was hat das gekostet? Und haben IHK oder RVR öffentliche Mittel aus Abgaben oder Steuergeldern hier verschwendet? Ich finde ja, sie haben das getan.

Hoffentlich sind wenigstens die Bilder schön.

 

 

Gott sei Dank gibt es das Wasser

Es gibt nicht viel, was mich im Ruhrgebiet hoffen lässt. Leider. Aber jetzt gibt es eine Entwicklung, die echt Anlass zur Freude bringt.

copyright: privat

Wenn die Ruhr-Oberbürgermeister dem geschenkten Geld aus der EU hinterher hecheln, besteht Hoffnung, dass ein paar Krümmel vom Ziel-2-Kuchen auch für sinnvolle Projekte fallen gelassen werden.

Denn im Hintergrund wird an den wirklichen strukturellen Verbesserungen des Reviers gebaut. Es geht um Wasser. Um Wasserlandschaften und die Kraft einer klugen Planung. Im Kern des Ganzen stehen ganze Seenketten, die entlang der Emscher entstehen sollen. Dabei rede ich nicht von so Traumprojekten, wie dem Phönix-See, der kommen mag oder auch nicht. Ich finde die bescheidenere Variante toll. Die kleiner, dafür aber auch realistischer sind.

Den ersten Teich findet man in Essen-Karnap. Der Stadtteil im Essener Norden ist seit Jahrzehnten benachteiligt. Arbeitsplätze sind verschwunden, die Bausubstanz geht den Bach runter und die Emscher stinkt neben dem Müllkraftwerk. Genau hier. Wo eigentlich alles am Ende ist soll ein See mit Wäldchen entstehen. Eine Freizeitlandschaft mit Wasserskiern. Cool. Mit diesem Projekt wird nicht nur der Essener Norden über eine schöne Landschaftskette mit dem besser gestellten Süden verbunden. Auch der Norden selbst bekommt die Chance, sich zu stabilisieren. Eigenheimsiedlungen werden in der Nähe des Karnaper Sees in ihrem Wert gehoben. Wohnsilos werden attraktiver auch für Leute, die mehr Taschengeld als ein Grundschüler haben. Eine positive Entwicklung wird angestoßen. Und das ganze kostet auch nur 3 Mio. Euro. Im Gegenzug bekommt man Lebensqualität nach Karnap, die mehr zählt, als die paar Taler.

Die Marina Essen gleich hinter dem Nordsternpark an der Schurenbachhalde führt in die gleiche Richtung. Oder der Töttelbergsee in Bottrop oder der Tenderingssee in Hünxe oder der Haarener See in Hamm. Es wird besser. Langsam aber stetig.

Dabei geht es nicht um diese verrückte Tourismusidee. Also ob der Pott mit Berlin mithalten könnte, wenn hier ein paar Teiche gebuddelt werden.

Es geht um die Menschen im Revier. Sie werden sich wohler fühlen, baden gehen, vielleicht auch angeln, mit ihren Kindern spielen oder Steine schmeißen.

Vor allem aber werden sie lieber in ihren Städten bleiben, als abzuwandern. Wenn die Entwicklung ersteinmal einsetzt, werden die Leute Geld in ihre eigenen Häuser stecken. Vielleicht sogar den Verfall stoppen. Das ist doch eine Idee vom Ruhrgebiet , die funktioniert. Die Teiche sind für alle da.

 

Brausers Besserverdiener brauchen mehr Geld

Als Hanns-Ludwig Brauser (SPD) im Regionalverband Ruhr zum Chef der Wirtschaftsförderung metropoleruhr GmbH (wmr) gewählt werden sollte, waren die Grünen dagegen, die CDU, die FDP, die Linken von der PDS. Eigentlich alle waren dagegen – nur die SPD nicht, und auch nur deswegen nicht, weil ihr oberster Chef Gerhard Langemeyer (Dortmunder OB, auch SPD und hier schon öfter erwähnt) aus irgendeinem Grund lieber an H-L Brauser festhielt, als an der Koalition mit den Grünen. Jetzt hat Brauser bewiesen, warum die Kritik damals an ihm berechtigt war. Wieder laufen dem Funktionär die Personalkosten aus dem Ruder.

Hanns-Ludwig Brauser vor komischen Bild. Copyright: privat

Bereits bei seiner Berufung ins RVR-Amt befürchtete die Opposition nämlich, die Probleme Brausers aus seiner Arbeit als Geschäftsführer der landeseigenen Projekt Ruhr GmbH (PR) könnten sich wiederholen. Unter seiner PR-Ägide waren nämlich Aufträge nicht ordentlich ausgeschrieben worden und es wurde Geld verschleudert. Der Landesrechungshof ermittelte und ein Untersuchungsausschuss tagte. Brauser stand im Zentrum eines der peinlichsten Skandale, der schließlich auch zum Ende der SPD-Ära in NRW beitrug.

Nur dank des Verhandlungsgeschicks von OB Langemeyer schlucken die Grünen am Ende die Kröte Brauser. Dafür hielt dann auch im Gegenzug die rot-grüne Koalition im Regionalverband (RVR).

Vergangenheit bis dahin. Nun wirkt also der alte SPD-Fahrensmann Brauser zum Segen und zum Wohle des gesamten Ruhrgebietes als Geschäftsführer der wmr.

Wieder werden Millionen an Euro aus öffentlichen Fördertöpfen verblasen. Eine so genannte Evaluation, mit der die Ergebnisse dieses Geldschleuderns überprüft werden könnte, hat Brauser gemeinsam mit Kollegen im RVR lange hinter den Kulissen energisch bekämpft.

Dabei gibt es schon wieder Nerviges zu berichten. Im August wollte Brauser für seine Gesellschaft neben den Fördermitteln vom RVR 128.000 Euro auf die Tasche haben. Er sagte, dieses Geld sei halt nicht förderfähig, werde aber für die Arbeit gebraucht.

Nun stellte sich am vergangenen Jahresende heraus: Brauser braucht schon wieder einen Nachschlag, "weil die damalige Berechnung der nicht förderfähigen Kosten nicht auskömmlich war". Jetzt könnte ich beckmesserisch sagen, das war für mich kein Wunder: dieses Szenario zeichnete sich nach dem Brauser-Verhalten bei der Projekt Ruhr GmbH ab.

Noch schöner wird es im Detail. Und zwar sind Brausers Zahlen wie schon bei der Projekt Ruhr vor allem bei den Personalkosten aus dem Ruder gelaufen.

OK, es geht insgesamt nur um einen zusätzlichen Mehrbedarf von 75.000 Euro. Aber verdammt, auch das ist Geld der Bürger und gehört nicht einfach verballert.

Zum Beispiel sind Mehrkosten entstanden, weil Brauser in der wmr nicht den Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst (TV-ÖD) anwendet, wie er im RVR gilt, sondern den Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst der Länder (TV-L).

Konkret heißt das: Ein Kerl der Gehaltsgruppe 15 Entwicklungsstufe 3 bekommt ins Brausers Schuppen 4015 Euro ohne Zuschläge. Im RVR bekäme der gleiche Kerl wegen des schlechteren Tarifvertrages 3900 Euro.

Weil das Land diese Besserstellung der Brauserianer in einer Tochterfirma des RVR nicht einsieht, bekommt der Wirtschaftsförderer für die Mehrlöhne keine Förderkohle aus den Landestöpfen. Und deshalb muss nach der herrschenden Brauserlogik nun der RVR die Lohndifferenz zahlen. Alles klar?

Die Angestellten bei der Mutter kriegen weniger, dafür soll die Mutter der Tochter mehr Taschengeld geben, weil die Tochter ihre Leute besser stellen will.

Ist das eine Neid-Debatte? Nein, ich finde nicht. Auch wenn es im Verhältnis nur um wenig Geld geht, ist die Überbezahlung doch ein Symbol. Und dieses Zeichen spricht folgendes: Die RVR-Leute sind Nieten, die ruhig weniger Kohle kriegen können. In der wmr dagegen wird tolle Arbeit geleistet, die besser bezahlt werden muss.

Diese Ungleichbehandlung kann einen Beobachter aufregen, weil die bessere Arbeit in der wmr rundweg zweifelhaft ist. Aber auch die Beschäftigten des RVR dürfen sich ärgern. Ihre Leistung wird von ihrer eigenen Führung minderbewertet.

Aber wo tut diese Ungleichbehandlung eigentlich dem RVR weh?

Zunächst wird natürlich Geld der Steuerzahler unnötig verpulvert. Aber ich glaube, darüber regen sich nur so Leute wie ich auf, die noch nie in eine Vereinskasse gegriffen haben, dies nie tun werden und Typen verabscheuen, die das tun.

Im RVR wird der Etat der Route der Industriekultur belastet, weil "hier die geplanten Mittel für das Besucherzentrum nicht komplett im laufenden Haushalt verwendet werden." Auf den Punkt gebracht heißt das: Die Besserverdiener aus der wmr belasten den ohnehin schmalen RVR-Kulturetat. Super!!

Interessant ist dabei nebenbei, dass aus dem gleichen Topf der Route der Industriekultur auch das Rechtsgutachten von Taylor Wessing bezahlt wird, indem die Frage geklärt werden soll, wer eigentlich die Millionen-Schäden bezahlen muss, die Stümper in der Abfallentsorgungsgesellschaft Ruhrgebiet (AGR) angerichtet haben. Wieder über 125.000 Euro weg aus dem Kulturtopf.

Damit Schluss der Geschichte? Nein, natürlich nicht. Wie in jeder Serie gibt es einen so genannten Cliffhanger. Eine Szene, die den Beobachter auch weiter fesseln soll.

So kündigt Brausers wmr in einer Vorlage für die Dezembersitzung des RVR-Parlamentes schon mal vorsorglich an, dass, um Liquiditätsengpässe zu vermeiden, neue Vorschüsse auf den 2008er Haushalt unter Umständen gezogen werden müssten.

Dabei geht es um Brausers eigenes – übrigens verdammt üppiges – Salär.

Dieses sei nämlich noch nicht bis Anfang Dezember, wie versprochen, von der Staatskanzlei erstattet worden. Ach ja, schuld sind ja immer die anderen.

So steht es geschrieben. Hugh.

P.S. Die 10.000 Euro, die der Aufsichtsrat der wmr wegfrisst, sind übrigens auch nicht förderfähig und werden vom RVR berappt.

P.P.S. Nocheinmal 15.000 Euro "für Rechtsberatungen" hat Brauser in seiner Aufstellung für die Kostenberechnung einfach in der Addition vergessen. Es handele sich um einen "Rechenfehler", heißt es. Wer bei kleinen Beträgen irrt, macht kleine Fehler, wer bei großen Beträgen irrt, baut Riesenscheiße und wird befördert.

 

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Spardosen: Neues aus Vogelheim

Das Spardosen-Terzett ist eine verdammt gute Kombo aus Essen. Wir freuen uns, dass die Kollegen uns ein paar Songs gegeben haben, die wir hier präsentieren. Man kann die Lieder bei iTunes kaufen oder mitsamt der CD auf der Seite der Spardosen bestellen: klack

 

Auf Startplatz Nummer 1: Bis die Flut kommt

 

Auf Startplatz Nummer 2: Mia hams da Franz

 

Auf Startplatz Nummer 3 das beliebte: Ruhr hoch n

Eine Vorahnung aus der Virenhölle

Meine Herren, ich war komplett weg. Ein paar Tage mit dem Norovirus auf Du und Du. Alle – die ganze Familie. Jetzt kann ich mir verdammt ausmalen, wie die nächste Epedimie wird, sollte sie mal ausbrechen, Vogelgrippemäßig mein ich. Einer nach dem anderen am Kotzen, am Sche…. die ganze Zeit, mitten in der Nacht Betten wechseln, Kinder duschen, nicht schlafen, umfallen, aufwachen, keine Zeit, Essen zu kaufen, zu kochen, Nachbarn krank. Einer nach dem anderen. Als gebe es kein Morgen. Oma krank, Opa krank. Onkel krank. Beim Norovirus ist der Spuk nach ein paar Tagen vorbei, meistens. Man kann sich wieder anstecken. Dann geht es wieder los, nach ein paar Tagen. Ich bin heute zum ersten Mal seit Langem wieder am Schreiben. Mein Urlaub ist komplett kaputt. Am Ende, Feierabend.

Wenn die Vogelgrippe kommt, wird die Krankheit länger dauern und härter sein. Menschen werden sterben. Das Revier wird apokalyptisch zusammenbrechen. Der Norovirus ist die Ahnung dessen, was kommt. Wie ein Herbstwind im Vergleich zum Winterorkan.

Ich habe heute jedenfalls für mich und meine Leute Tamiflu besorgt. Genügend für den großen Ausbruch. Ich hoffe das Zeug macht nicht wahnsinnig. Aber ich hab wenigstens was, was ich einschmeißen kann, um der Hölle zu entgehen.

 

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Visionen – oder warum war ich beim Arzt?

Im kommenden Jahr wird was geben – Mein Arzt hat folgende Visionen aufgezeichnet:

In Sachen Kulturhauptstadt muss sich zeigen, ob Fritz Pleitgen (Ex-WDR) mehr drauf hat als schöne Bilder zaubern. CDU-Chef Norbert Lammert ist bekanntlich skeptisch und hat den Oberkulturfuzzi bereits gerüffelt. Wenn man schon ein Piknik auf der A40 machen will, wäre es wenigstens Kunst, für eine Millionen Euro Salami, Bortscht, Dönner, und Frikadellen auf die Bahn zu kippen und jeder soll fressen, bis er kotzen muss. So oder so ähnlich meinte es ein befreundeter Kulturmacho.

 

In der Wirtschaft wird sich zeigen müssen, ob der Regionalverband Ruhr vollends finanziell auf die Nase fällt. Die verbandseigene Abfallgesellschaft Ruhr will ihre Verbrennungsanlage RZR II in Herten ende des Jahres ode Anfang des kommenden in Betrieb nehmen. Nach den vorliegenden Planungsunterlagen sollen Preise je Tonne Müll von über 100 Euro erlöst werden. Im Moment liegt der Marktpreis bei 80 Euro. Tendenz fallend. Wenn das RZR II Geld frisst und keine Gewinne macht, wird der Regionalverband in einen unvorhersehbaren Strudel gerissen. Mit heftigen Folgen für etliche Städte.

 

Der Zusammenschluss der Stadtwerke Bochum, Herne, Dortmund etc. auf die Gelsenwasser AG wird im Sommer für Wind sorgen. Das wird eines der wichtigsten Industriepolitischen Entscheidungen im Pott nach dem Börsengang von Evonik.

Ach und wo wir gerade dabei sind. Bei der RAG-Stiftung und Evonik wird sich im kommenden Jahr zeigen müssen, wie es weitergeht. Im Augenblick versucht Werner Müller gegen den Börsengang zu schießen, während Wilhelm Bonse-Geuking diesen Weg der Kapitalbeschaffung präferiert. Wie ich aus dem Hause der RAG-Stiftung weiß, ist Bonse-Geuking entschlossen Müller zu zeigen, wer Herr und wer Knecht ist. Übrigens wohnt Bonse, wie ihn die Freunde nennen auf einem Bauernhof im Münsterland.

Im Hause des RWE steht der erste Energiestreik der Geschichte an. Auch das wird spannend. Kommt es soweit? Noch fehlt mir der Glaube.

Politisch wird sich im kommenden Jahr nicht viel tun. Spannend wird vielleicht, ob die SPD weiter ihren Konfrontationskurs gegen die Landesregierung im Revier fortsetzt oder eigene Stadtpolitik macht. Die Verbindung der roten Ruhr muss noch beweisen, dass sie schlagkräftig werden kann. Aber mit Frank Baranowski als Sprecher der RuhrSPD könnte sich was entwickeln, dass für Aufsehen sorgt. Ich hoffe nur, es wird mehr als nur Agitprop.

In Dortmund muss sich dann das Schicksal von Gerhard Langemeyer entscheiden. Aber der örtliche Oberbürgermeister ist dermaßen fit, dass ich ihm zutraue trotz aller Probleme seine Position zu behaupten. Herausforderer Franz-Josef Drabig hat ja schon bewiesen, dass er sich überraschend selbst ein Bein stellen kann. Oder erinnert sich irgendwer nicht an die Stricher-Affäre? Ach ja, es war ja nur eine Studentin, im knappen Outfit, die er nach Hause bringen wollte.

Tja, im Sport hat Schalke schon den garantierten Erlös aus den Händen der Gazprom-Funktionäre ausgegeben. Das haben mir die Gazoviki selbst gesagt. Von den vielen Millionen ist sozusagen nur noch die Hälfte da. Auch nicht schlimm, solange Schalke in der Championsleague bleibt. Scheiden die Gelsenkirchener aus und kommen nicht wieder rein, wird es schwer.

Dem BVB in Dortmund werden dafür immer noch die Gewerbesteuern gestundet. Toll, was? Es geht um ein paar Millionen Euro, die die Stadt Dortmund zur Freude der Millionärskicker nicht abruft und dafür sonstwo, bei den Schulen?, einspart. Das weiß ich aus dem Geschäftsbericht der Dortmunder vom BvB. In 2008 soll es wohl mit der Tilgung dieser Steuerschulden losgehen. Kann eigentlich ein Kleinunternehmer seine Gewerbesteuer stunden lassen, oder kommt dann der Gerichtsvollzieher? Das weiß ich jetzt echt nicht.

Das sind die Sachen, die ich sehe. Hachhhhh Übrigens war ich wegen Zahnschmerzen beim Doktor.



Der Bergbau – bis 2018 sinnvolles tun! Teil 1

Nachdem sich im Ruhrgebiet endlich die Meinung durchgesetzt hat, dass die Subventionen für den Steinkohlebergbau aufhören müssen. Und ein Enddatum für die Verschwendung festgelegt ist. Geht es nun darum, bis 2018 was vernünftiges auf den Pütts zu tun.

Und das Vernünftigste ist: Die Kohle unter Tage lassen. Und was anderes machen.

Wenn irgendwann die deutsche Kohle wieder von den Kosten her zum Weltmarkt konkurrenzfähig sein sollte, wäre es doch gut, wir hätten dann noch welche tief unter uns. Denn wenn wir die Kohle jetzt schon abbauen, sorgen wir nur für einen zukünftigen Mangel. Nochmal mit anderen Worten: Wenn die heimische Kohle endlich billiger als Importkohle wird, hätten wir keine mehr, wenn wir jetzt weiter Kohle kratzen. Je länger die deutsche Kohle unter Tage bleibt, desto länger sichern wir die heimische Energieversorgung mit konkurrenzfähiger deutscher Kohle – vielleicht sogar auf Jahrhunderte. Ist doch logisch, oder? Wenn alle anderen Ihre Kohle verbrannt haben, steckt tief unter Gladbeck der letzte Rest gebundenes fossiles CO2. Wie Dreck unterm Fingernagel.

 

Was sollen aber dann die Bergleute tun, wenn nicht Kohle haken? Gut, die könnten die ganzen Bergschäden, die schon entstanden sind, beseitigen, zum Beispiel. Bezahlt werden sie ja sowieso bis 2018 vom Staat. Die könnten auch die alten Schächte, die keiner mehr braucht, wieder auffüllen, mit den Halden, die überall rumstehen, etwa. Das würde auch in Zukunft Bergschäden vermeiden. In den alten Kohlegegenden.

Und was auch noch toll ist: Wenn die Kohle zur Sicherung unserer Versorgung in der Zukunft unter Tage bleibt, dann werden auch keine neuen Ewigkeitsschäden angerichtet. Die Rheindeiche müssten nicht erhöht werden. Keine neuen Gebiete würden unter den Grundwasserspiegel fallen, und bräuchten nicht jahrtausendelang abgepumpt werden. Klasse, oder?