„Ein gewisser Prozentsatz von Verrückten ist ja noch in Ordnung…“

Kölner Dom Foto: Laurin


Auf nahezu jeder Coronaleugner-Kundgebung sowie in den entsprechenden Telegramm-Gruppen der Leugnerszene finden sich unzählige Holocaust-Relativierungen. Dies ist in zahlreichen journalistischen Beiträgen inzwischen dargestellt worden, verbunden mit dem demokratischen Impuls, dies nicht weiterhin schweigend hinzunehmen. Von unserer Gastautorin Jennifer Marken.

Simone Rafael etwa schrieb auf Belltower hierzu einleitend: „Der Holocaust-Gedenktag ist ein guter Anlass, um sich noch einmal vor Augen zu führen, warum es keine gute Idee ist, heutige Ereignisse in der Corona-Pandemie mit dem Holocaust oder der Zeit des Nationalsozialismus gleichzusetzen. Denn das ist in Coronaleugner- und Impfgegner-Milieus in Deutschland und Europa weiterhin sehr beliebt.“

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„Feministischer Kampftag‘ im Jahr 2023 bedeutet, dass es im Jahr 2024 spätestens wieder ‚Frauenkampftag‘ heißen muss“

BMX-Rad Foto (Ausschnitt): Jesus Presley Lizenz: CC BY 2.0


Ein Hoch auf die Geschlechterrollen und dass dir Männer wieder erzählen können, was du zu tun, zu fühlen und zu denken hast. Von unserer Gastautorin Rosa Müller.

Mein schwarzes BMX-Rad

Als Kind fing es nicht erst beim schwarzen BMX-Rad ohne Schutzbleche an, aber die Erfahrung war mir besonders eindrücklich. Mein Vater schenkte mir es als ich sechs Jahre alt war, kaufte mir eine dicke Kette, wie sie ansonsten nur die Jungs im Viertel hatten und setzte mich für erste Runden auf das Rad. In den folgenden Tagen sprach es sich unter den Kindern und sehr bald dann auch bei den Eltern herum, dass ich so ein „Jungen-Rad“ fuhr. „Das passt nicht!“, hieß es. Oder „Ist es ohne Schutzblech nicht zu gefährlich für sie?“, obwohl die Sorge in Fällen

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Balanceakt auf der schiefen Welt 

Nika Mišković, Linda Elsner Foto: Duerkopp


Das Ensemble des Schauspiels Dortmund und Jugendclub begeistern Publikum mit einer post-wütigen Tour de force im Studio. Ein Durstlöscher für Dortmund. Von unserer Gastautorin Tanja Hellwig.

Seit dem Beginn der Schauspielintendanz von Julia Wissert sind einige neue Konzepte im Spielplan auszumachen. Eines davon ist die Ensembleproduktion: Für eine Premiere im Spielplan übernimmt eine Spieler oder Spielerin  die Regie. Eine eigene Stückidee wird mit den Kollegen und Kolleginnen realisert. In der

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Bekannter Antisemit muss in den Knast

Begi (r.) bei der Neonazi-Demo am 25. Mai 2019 in Dortmund. Foto: Jennifer Marken Lizenz: Copyright


Endlich. Nach acht Jahren regelmäßiger „Israelkritik“, Shoahrelativierung und – leugnung ist hiermit vorerst einmal Schluss. Der iranischstämmige ehemalige Kölner Taxifahrer Reza Begi wurde am 14.2. vom Amtsgericht Tiergarten in Berlin wegen neun Fällen von Volksverhetzung zu einer Haftstrafe von 14 Monaten ohne Bewährung verurteilt. Von unserer Gastautorin Jennifer Marken.

Der sendungsbewusste Begi, den manche wegen seines „schrillen“, emotionalen Auftretens als „krank“ zu entpolitisieren versuchen, blickt, als Erbe der antisemitischen „Kölner Klagemauer“, auf eine zumindest achtjährige Karriere als überzeugter Shoahleugner zurück. Bei einem Prozess gegen die überzeugte Shoahleugnerin und hafterfahrene Naziikone Haverbeck hatte er im Dezember 2020 vor laufender Kamera gegenüber dem Jüdischen Forum für Demokratie und gegen Antisemitismus zum wiederholten Male den Holocaust öffentlich geleugnet: „Ich halte (den) Holocaust für eine Lüge. Es ist eine Lüge!“ Weder „der Zentralrat der Juden“ noch „irgendwelche Politiker, Wissenschaftler, Historiker“ hätten eine Antwort auf die Frage gegeben, wo sich denn der Holocaust ereignet habe. „War Auschwitz ein Vernichtungslager oder war Auschwitz ein Arbeitslager? Das ist eine offene Frage“, sagte Begi im Gerichtssaal in die Kamera.

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Weibliche Genitalverstümmelung: Niemand weiß, wie viele Frauen betroffen sind

Regionale Verbreitung von Genitalverstümmelung in Afrika und Arabien Bild: Johnuniq Lizenz: CC BY-SA 4.0


Anlässlich des Internationalen Tages gegen weibliche Genitalverstümmelung (FGM) weist der Verein Wadi auf die lückenhafte Datenlage zu FGM im Zentral- und Südirak hin und kritisiert das mangelnde Engagement für die Beendigung der Praxis im Nahen Osten und in Asien. Von unserer Gastautorin Isis Eligbali.

Als Wadi 2005 mit seiner Arbeit gegen FGM begann, bestand der erste wichtige Schritt darin, genaue Daten über die Verbreitung der Praxis in den verschiedenen Regionen Kurdistans zu sammeln. Ohne verlässliche Daten wären Umfang und Ausmaß des Problems kaum abzuschätzen, und wir hätten keine Grundlage für die Bewertung unserer seitdem andauernden Aufklärungsanstrengungen. 2007 richtete Wadi eine Petition an UNICEF/UNFPA, Irakisch-Kurdistan in die Liste der Gebiete aufzunehmen, in denen FGM praktiziert wird. Dies setzte einen langen Prozess in Gang, der schließlich 2012 zur Aufnahme in die Liste führte. Seitdem setzt sich

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Grillen grillen

Eine Wanderheuschrecke der Art Locusta migratoria Foto: http://www.tiermotive.de Lizenz: CC BY-SA 2.0 de

Vorweg: es hat sich eigentlich nichts geändert. Auf dem deutschen Markt werden Insekten als Lebensmittel verkauft. Das ist nicht neu und wird nicht verheimlicht, aber wenn jemand vorhätte, es zu verheimlichen, hätte er es schon längst getan und man hätte es nicht mitbekommen; ein maßgebliches Zeichen jeder Heimlichtuerei. Was jetzt passiert, ist allerdings alles andere als heimlich. Durch die Zulassung neuer Insektenarten und das verstärkte Marktangebot schlagen die Wogen hoch. Wer sich dieser Tage in sozialen Netzwerken umsieht, kommt aus dem Staunen nicht mehr heraus. Von unserer Gastautorin Gudrun Beer.

Da werden Umstände in Zusammenhang gebracht, die nichts miteinander zu tun haben, Dinge erfunden, dass sich die Balken biegen, Halbwahrheiten verbreitet, Schlafschafbildchen gepostet, und wer nicht entrüstet gegen den Verkauf von Insekten Sturm läuft, ist selbstverständlich ein Menschenfeind. Klingt bekannt? In der Tat, dieselbe Klientel, die bereits bei der

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Von unsichtbaren Verstummten

Feminstinnen werden als Faschisten denunziert Foto: Laurin


Gedanken zum Queerfeminismus von unserer Gastautorin Rosa Müller.

Zurückblickend kommt mir in Erinnerung, wie meine Freundinnen, Genossinnen und ich uns über emanzipatorische (Teil-) Erfolge freuten. Dafür stritten, kämpften, uns ärgerten – aber auch freuten. Die Fragen immer weiter zu denken, was ist und wie weiter zur befreiten Gesellschaft? Stundenlange Diskussionen im Stande der Unfreiheit auf der Suche nach den Forderungen, die aufgehen. Selbst wenn es mal hitzig wurde, letztendlich empfand ich jedes Gegenargument, jede Kritik als Zugewinn in dem Sinne, dass ich dadurch die Möglichkeit hatte, meine eigenen Positionen zu überdenken, zu überprüfen und ggf. zu ändern. Diese Streits, ergänzt um kritische Lektüre, sind es letztendlich, die eine stete Fortentwicklung hin zum Besseren überhaupt erst ermöglichten. Dann wurde Queerfeminismus en vogue.

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Wann ist eine Frau ein Nazi?

Der Journalist und Satiriker Jan Böhmermann | Foto: Jens Koch / ZDF Presseportal

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Beim Schauen der letzten Folge des ZDF Magazin Royals von Jan Böhmermann musste ich mir vorstellen, wie er eine intensive Workshop Woche bei Twitter-Transaktivisten hatte – und dort brav viele Grundannahmen auswendig lernte. Die ganze Böhmermann-Sendung ist eine Überführung postmoderner Ideologie in die Praxis.

Von unserer Gastautorin Anna Schott

Die Folge vom vergangenen Freitag (2. Dezember) befasst sich mit angeblicher Transfeindlichkeit und woher sie kommen würde. Böhmermann betont immer wieder, wie einfach das Konzept Gender und Trans sei, dass man das Gefühl bekommt man sei bösartig oder „ein dummer Wichser“ (Zitat Böhmermann), wenn man Kritik oder Nachfragen äußert. Nach einer äußerst vagen Definition wird Werbung für das Selbstbestimmungsgesetz gemacht, es wird geframet, man stehe dem Gesetzentwurf kritisch gegenüber. Ganz egal ob man gegen die Würde, gegen die Freiheit oder gegen die Persönlichkeitsentfaltung von Transpersonen sei. Und wer möchte so ein Unmensch sein?

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Halber Wert, doppelte Strafe

Jin Jiyan Azadi by Btoy, Schwendergasse Wien, Foto by Herzi Pinki cc 4.0

Neda Farrokh, im Iran geboren, in den 80ern nach Europa geflohen, seit Jahren im exil-iranischen Widerstand gegen das religiöse Regime und  –  ua im Verein „Iran Freedom“  –  für Menschenrechte, Freiheit und Demokratie engagiert, über die rechtliche Situation von Frauen im Iran:

„Durch die systematische staatliche Gewalt gegen Frauen im Iran ist die häusliche Gewalt nicht nur toleriert, sondern auch ‚sichergestellt‘. Diese systematische Gewalt ist im Gesetz verankert, sei es in der islamischen Verfassung oder im islamischen Strafrecht usw., so dass die Lage der Frauen im Iran durch Diskriminierung legitimiert und geprägt ist. Eine Gleichberechtigung der Frau, wird offiziell durch die Führung der islamischen Regierung abgelehnt. Iran gehört neben dem Vatikanstaat und vier weiteren Ländern, Somalia, Sudan, Niue und Tonga zu denen, die die UN-Konvention zur Beseitigung jeder Form von Diskriminierung der Frau und Mädchen nicht unterzeichnet hat!

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Wo ist der Hass?

Dietrich Keuning Haus / Foto: Stadt Dortmund / Lizenz: Copyright

Vergangenen Dienstag (22. November) gab es die von Terre de femmes organisierte Podiumsveranstaltung „Was ist eine Frau“. Hierzu demonstrierten vor dem Dortmunder Keuninghaus selbsternannte Transaktivisten und besorgte Queers. Auf der Demo fanden sich Banner mit Aufschriften wie „Terfs boxen“, „Queer means attack“ verziert mit Messern und Totenköpfen und als Krönung und weiterer Schritt, bewusst ambig gehalten: „Terfs töten.“  Ein Kommentar von unserer Gastautorin Anna Schott.

Mindestens eine Besucherin der Veranstaltung wurde von einem der Demonstrierenden als Hure bezeichnet. Doch der wahre Hass fand nicht vor, sondern im Dietrich-Keuning-Haus statt. Das weiß der Journalist Robin Albers von den Ruhr Nachrichten, der selber nicht auf der Veranstaltung war.

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