Dortmund: Autonomes Zentrum statt Museumsruine?

Der AK Freiraum ruft für Samstagnachmittag zu einem kleinen Fest vor dem leerstehenden Museum am Ostwall in Dortmund auf.

Das Museum am Ostwall ist umgezogen in den U-Turm. Der sollte zwar irgendwas mit Kreativwirtschaftsdinbgsbums werden, aber das war vergessen, als die Subventionen flossen. Jetzt ist der U-Tum eine Mischung aus Museum und Ausstellungsraum.   Und der Kram mit Kreativwirtschaftsdinbgsbums war sowieso nie so richtig ernst gemeint.

Der AK Freiraum möchte gerne eine Gebäude als Autonomes Zentrum nutzen. In Mülheim gibt es so etwas schon, wir verweisen regelmäßig auf dort stattfindende Konzerte. Im AZ soll es Veranstaltungen aller Art geben. Higher Bubu, Kickstern und andere sorgen bei dem kleinen Fest am morgigen Samstag ab 16.00 Uhr für die Musik und wer keine Lust auf das „Vokü-Essen“ hat – schräg gegenüber gibt es einen ordentlichen Thai.

Update – Es gibt keine Entschuldigung, Herr Sauerland – treten Sie zurück – sofort

Gerüchten zufolge erwäge der Duisburger Oberbürgermeister Adolf Sauerland (CDU) seinen Rücktritt.

Diese Gerüchte wurden uns unabhängig voneinander aus zwei Quellen zugetragen:

Aus Kreisen der lokalen Kommunalverwaltung und aus Kreisen einer politischen Organisation.

Es hieß zum einen, daß Sauerland seiner politischen Verantwortung wohl nicht mehr entfliehen könne.

Es hieß zum anderen, daß mit seinem anzustrebenden Rücktritt der gigantische Schaden für die Kommune einstweilig zu begrenzen sei.

Zur Stunde – Montag ein Uhr nachts – sind offizielle Stellen zur Befragung in dieser Hinsicht nicht erreichbar.

Wir werden das Gerücht heute vormittag offiziell einschätzen lassen.

Update, 26.07. – 11.00 Uhr.

Im Interview des WDR-Morgenmagazines hat OB Sauerland seinen baldigen Rücktritt nicht ausgeschlossen. Zunächst müsse „das schreckliche Geschehen aufgearbeitet werden“.

Update, 26.07. – 16.30 Uhr.

Persönliche Stellungnahme des OB Sauerland auf der Website der Stadt Duisburg.

Lasst meine Mutter in Ruhe!

Ein bekannter Online-Abzocker will an das Geld meiner Mutter ran. Bekommen wird er es nicht.

Eine Rechnung hat meine Mutter nie bekommen, dafür eine Mahnung. Sie soll, so geht aus dem Schreiben hervor, bei Online-Downloaden.de einen Vertrag über einen 12-Monats-Zugang abgeschlossen und dann nicht bezahlt haben. Kosten soll der 86,00 Euro inklusive der Mahngebühr.

Beides kann nicht sein: Meine Mutter zahlt ihre Rechnungen immer sofort, und sie ist nicht so blöd, einen solchen Vertrag abzuschließen.

Wenn man sich die Firma Online-Downloaden.de etwas genauer anschaut, merkt man schnell, dass dahinter bekannte und erfahrene Online-Abzocker stehen. Laut Chip werden die Kunden über Googles-Textanzeigen für Allerweltsprogramme wie den Adobe Reader oder Google-Earth, die eigentlich gratis sind, angelockt, und geraten dann auf eine Seite, auf der sie nur ganz klein auf Kosten hingewiesen werden und sind schon in der Falle, wenn sie ein Programm runterladen.

Hinter der Firma, der Online-Downloaden-Service Limited, steht Michael Bardenhagen. Der nennt sich bescheiden Director und ist in der Abzocker-Szene kein Unbekannter. Er steckte auch hinter 99 Downloads, die in der Vergangenheit massiv gegen kritische Berichterstattung vorgegangen ist.

Nach der Lektüre des Chip-Artikels habe ich meiner Mutter geraten, zur Verbraucherzentrale zu gehen und mal mit ihrem Anwalt zu reden und auf gar keinen Fall zu zahlen.  Sie ist sich übrigens sicher, nie auf der Seite Online-download.de gewesen zu sein.

Online-Downloaden.de ist natürlich nicht die einzige Abzocker-Seite. Im Moment bekommt man, wenn man über Google nach dem Adobe Reader sucht, eine Anzeige der Antassia GmbH präsentiert, die dafür, dass man den kostenlosen Reader über ihre Seite herunterladen kann, über zwei Jahre jeden Monat acht Euro haben will – insgesamt 192 Euro. Abzocknews warnt schon vor Antassaia.

Es ist peinlich, dass Google solche Anzeigen veröffentlicht und viele andere Webseiten die Werbung für solche Firmen verbreiten, ohne  zu wissen wer da auf ihren Seiten wirbt. Weil es von diesen Unternehmen zu viele gibt und niemand mal nebenbei den Überblick behalten kann, wer da gerade als Abzocker unterwegs ist, ist es nicht zumutbar, dass die Webseiten-Betreiber sie einzeln sperren. So einen Service erwarte ich von Google. Das würde Google Geld kosten? Sicher, aber noch mehr Geld wird es Google kosten, wenn sich herum spricht, dass man besser nicht auf eine Google-Anzeige klickt, weil man nie sicher sein kann, dass man nicht auf eine Abzocker-Seite gerät.

Ich hätte Bardenhagen übrigens gerne angerufen und ein wenig beschimpft.  Und ihm gesagt, es soll meine Mutter in Ruhe lassen.  Aber bei nic.de ist nur eine 0180er Nummer angeben – 14 Cent die Minute aus dem deutschen Festnetz.  Zuviel Geld für ein Gespräch mit „Director“ Bardenhagen.

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Zwitschereien vom Wahlforum in Bochum

Die Kommunalwahlen rücken immer näher, am 30. August 2009 stimmen die Wählerinnen und Wähler über die Bezirksvertretungen, Stadträte und auch die Oberbürgermeister vor Ort ab.
In Bochum treten insgesamt vier Kandidaten an – und diese vier Kandidaten und die Spitzenkandidaten der sonstigen im Rat vertretenen Parteien werden heute abend im Haus der Geschichte des Ruhrgebietes den Gästen des WAZ-Wahlforums Rede und Antwort stehen.


Bochums Oberbürgermeisterin Dr. Ottilie Scholz (SPD) ihre drei Herausforderer Günter Gleising (Soziale Liste), Lothar Gräfingholt (CDU) und Jens Lücking (FDP) werden von den Kommunalpolitikern Wolfgang Cordes (Grüne), Klaus-Peter Hülder (UWG) und Anna-Lena Orlowski (Die Linke) bei der nur nach Anmeldung besuchbaren Veranstaltung komplettiert.

Der Pottblogger Jens Matheuszik wird – so hat er es jedenfalls bei sich im Blog angekündigt – die Veranstaltung besuchen und davon über den so genannten Microblogging-Dienst twitter berichten. Dazu wird er wieder den Twitter-Account @twitpolitik verwenden, den er schon für diverse Parteitage (siehe Abbildung) verwendet hat. Anderen potentiellen Twitterern (da gibt es ja in der Bochumer Kommunalpolitik beispielsweise Christian Michalak von den Grünen oder Dirk Schmidt von der CDU) empfiehlt er den folgenden Twitter-Hashtag: #bowahl09

Dann drücken wir ihm mal die Daumen, dass das mit der Technik vernünftig klappt, damit man ab 18:00 Uhr twittendrin statt gar nicht dabei ist…

Der Anti-Atom-Agent

In den 70er und 80er Jahren wurde die Auseinandersetzung um die Atomenergie wesentlich härter geführt als heute. Die Anti-Atom-Bewegung hatte in dem Konflikt Helfer aus den Reihen der Atomindustrie. Sie verrieten Betriebsgeheimnisse, um den Bau von Atomkraftwerken zu verhindern. Einer von ihnen ist nun gestorben. Eine Erinnerung.

AKW Zwentendorf Foto: Werner Hölzl Lizenz: CC

Klaus P. war ein unauffälliger Zeitgenosse, manchmal etwas mürrisch, aber in der kleinen Siedlung in einem Vorort von Nürnberg fiel der pensionierte Maschinenbauingenieur nicht sonderlich auf. Gut, dass er den Garten seines Reihenhauses nutzte, um eigenes Gemüse zu ziehen war etwas außergewöhnlich, aber dafür waren seine Gartenbautipps in der Nachbarschaft beliebt. Still war es in den vergangenen Jahren in dem schlichten 70er Jahre Haus geworden: Die beiden Töchter waren ausgezogen, seine Frau schon lange zu einem anderen Mann gezogen.

Was wohl kein Nachbar wusste: P., der vor zwei Wochen bei einem Autounfall starb, gehörte zu den zentralen Figuren der Auseinandersetzung zwischen der Anti-Atom-Bewegung auf der einen und der Atomindustrie und dem Staat auf der anderen Seite.

Nach seinem Studium an der RWTH Aachen verbrachte P. sein gesamtes Berufsleben bei der Kraftwerk Union (KWU) – damals noch ein Joint Venture von Siemens und AEG. Das Unternehmen baute anfangs vom US-Technologiekonzern Westinghouse lizensierte Reaktoren und erschloss ab Mitte der 70er Jahre mit eigenen Entwicklungen den nach der ersten Ölkrise weltweit boomenden Reaktormarkt. Ob Deutschland, Argentinien oder der Iran: Die KWU spielte in der ersten Liga der Reaktorbauer. Ein Milliardengeschäft: Atomkraft galt als sicher und sauber, als Energieträger, der unabhängig macht von den zu dieser Zeit unsicheren Ölexporten aus dem Nahen Osten.

P. hatte einen guten Job, das Gehalt stimmte, die Arbeit war anspruchsvoll: P. war an der Entwicklung von Sicherheitssystemen beteiligt und nahm Risikobewertungen für bestehende und geplante Reaktoren vor. Sein persönliches Fazit: Atomkraftwerke sind ebenso hochkomplexe wie hochriskante Maschinen, deren Sicherheit nicht gewährleistet werden kann. Man kann sie sicherer machen, aber sie werden nie sicher sein. Eine Hochrisikotechnologie, die nicht weiter verfolgt werden darf. Aus diesen Erkenntnissen zog P. die Konsequenzen: Ab Mitte der 70er Jahre nahm er Kontakt zur Anti-Atom-Bewegung auf, lieferte technische Einschätzungen und beriet Atomkraftgegner bei den damals zahlreichen Prozessen gegen den Bau neuer AKWs. Einer, der sich damals immer wieder mit P. traf und ganze Wochenenden in dem Reihenhaus in Franken verbrachte war Michael Sailer. Sailer, damals Ingenieurstudent in Darmstadt, war früh Mitarbeiter des Öko-Institutes und ist heute Mitglied der Reaktorsicherheitskommission, deren Vorsitzender er auch zeitweise war. Er erinnert sich gut an P.: „P. versorgte uns mit Informationen, die dafür sorgten, dass wir vor Gericht auf Augenhöhe mit den Experten der Industrie streiten konnten. Wir verwickelten sie in Fachdiskussionen und auch wenn keines der Atomkraftwerke auf dem Gerichtsweg verhindert wurde, wurden doch zum Teil auch wegen Informationen von P. die Sicherheitsauflagen erhöht.“ P. sei, sagt Sailer, nicht der einzige aus den Reihen der Industrie gewesen: „Wir hatten damals mehrere solche Kontakte, aber P. war einer der wichtigsten.“

Die von ihm gelieferten Informationen hätten mit dafür gesorgt, die Bürger Österreichs davon zu überzeugen, dass Atomkraftwerke in ihrem Land nicht gebaut werden sollten. In einer Volksabstimmung am 5. November 1978 sorgten sie dafür, dass das AKW Zwentendorf nicht ans Netz ging, und in Österreich kein neuer Milliardenmarkt für die KWU entstand. Sailer: „Bei Zwentendorf waren Ps Informationen sehr wichtig für die Informationskampagne über die Schwächen des Reaktors.“

P. und die anderen Unterstützer der Anti-AKW-Bewegung standen unter einem erheblichen Druck. Der Kampf um Atom wurde mit harten Bandagen geführt. Klaus Traube, damals wie P. ein KWU-Mitarbeiter, sorgte in jener Zeit für Schlagzeilen, weil er vom Verfassungsschutz bespitzelt worden war. Auch P. lebte immer in der Sorge, erwischt zu werden. Die Konsequenzen waren ihm klar: Er hätte nicht nur seinen Job und die Betriebsrente verloren, sondern wäre in der gesamten deutschen Industrie zum Paria geworden. Dazu drohten ihm möglicherweise Schadensersatzforderungen durch die KWU in Millionenhöhe. P. entschied sich für das Risiko, blieb seinen Überzeugungen treu und zahlte den Preis dafür: Über viele Jahre hinweg lebte er in der Angst, erwischt zu werden und die Existenz seiner Familie zu gefährden. Enge Freundschaften im Kollegenkreis waren tabu, und auch sonst brauchte P. lange, bis er Vertrauen fasste. Aus dem charmanten, witzigen jungen Mann wurde im Laufe der Jahre ein zunehmend misstrauischer und eigenbrötlerischer Mensch, der sich schnell mit den wenigen Freunden, die er fand, wieder zerstritt. Seine Ehe scheiterte, der Kontakt zu den Töchtern blieb bis zum Ende eher oberflächlich. Noch heute nach seinem Tod muss er anonym bleiben, damit seinen Angehörigen nicht juristisch verfolgt werden.

Michael Sailer: „Auch heute noch helfen Menschen wie P. Bürgerinitiativen wenn es um die  Auseinandersetzung mit Großanlagen geht, aber ihre Zahl ist geringer geworden. Heute stehen die technischen Informationen auch direkter zur Verfügung und sind öffentlicher zugänglich.
Fachleute mit atomkritischer Sicht diskutieren heute fachlich auf Augenhöhe mit der Befürworterseite und werden dort ernst genommen werden. Dass es dazu gekommen ist, haben wir auch P. zu verdanken.“

P. wurde am Dienstag beigesetzt.

Seid verschlungen – Mi-lli-on-en…

Bochum kämpft mit allen Mitteln für die Sanierung des Landeshaushaltes. Nun will die Stadt sogar 35 Millionen Euro an Fördermitteln an das Land zurück zahlen.

Weil die Stadt Bochum Nachweise für den Erhalt von Fördermitteln vor Ablauf der Aufbewahrungsfrist vernichtet hat, wird sie wohl 35 Millionen Euro an das Land NRW zurückzahlen müssen. Für Bochum, auch als das Davos des Ruhrgebiets bekannt, kein Problem: Die wohlhabende Stadt wird das Geld wie üblich wohl aus der Portokasse überweisen und somit dem Land helfen, seinen maroden Haushalt zu sanieren. Hier findet Ihr einen Auszug aus dem Bericht des Landesrechnungshofes.    

Das besondere an der Geschichte ist die Art und Weise mit der Bochum sich verhoben hat. Dokumente wurden vernichtet. Dazu wurden Millionensummen in nicht zuwendungsfähige Projekte gestopft. Mieten wurde einfach so eingesackt, ohne sie anzugeben. Die Vorgänge sind unglaublich, man gewinnt den Eindruck, da stinkt etwas richtig mies. Die Behördenchefin, Bochums Oberbürgermeisterin Ottilie Scholz (SPD), steckt jedenfalls nach der Cross-Border-Pleite, die sie selbst verantwortet hat, im nächsten Großskandal.

Wer auf das Bild klickt, erhält den Auszug aus dem Bericht des Landesrechungshofes als pdf zum Skandal.

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