BND wie BKA machen was sie wollen, die Bundesregierung verkündet eine weitere Verelendung für das nächste Jahr, aber kaum jemand zählt die Toten und berichtet darüber. Selbst bei den Ruhrbaronen zog man sich mal auf den eigenen Bauchnabel zurück. Und dann Kulturtipps? Ja, aber nur kurz und schon am Sonntag, und zwar mit RAF, Russland und Voltaire.
Bereits angelaufen ist "Stammheim.Leben.Traum" der Freien Bühne Düsseldorf, in dem "Das Leben ein Traum" von Pedro Calderon de la Barca auf die letzte Nacht der Häftlinge projeziert wird, vor allem auf das "Pärchen" Baader/Ensslin. Und geht es nicht irgendwie allen so mittlerweile? Eine Mischung aus doppelter Einzelhaft und irrer Ehe für alle die nicht begreifen dass es Leben nur im Widerstand gibt? Ist das die Rache für das Ducken vor der Geschichte? Zum Gucken müsste man jedenfalls mal raus aus dem Kabäuschen.
Frankreich besteht größtenteils nicht aus Paris, und das Ruhrgebiet nur extremst bedingt aus Kosmopoliten. Dennoch ist bei vielen hier Volkstheater verpönt – man will ja nicht mit den simplen Ureinwohnern (Westfalen! Rheinländer! Gar Münsterländer? Bewahre!) verwechselt werden. Also kleidet man sich gerne in (leicht verspätete) Modernität und kupfert ab. Macht ja nix, wenn es gut gemacht ist. "Candide" von Voltaire jedenfalls wird von Gil Mehmert und Juliane Schunke in Gelsenkirchen auf Westfalen angewandt. Und gleichzeitig die Version von Bernstein auf deutsch dargeboten.
Russland! Das Fremde in uns, das irgendwie noch beängstigender ist als Islam und Computerisierung zusammen? Die Zeiten ändern sich, man ahnt nicht Böses, und schon steht das "5. Festival der russischen Kultur in Essen" auf dem Programm. Bei der Eröffnung in der Lichtburg am Mittwoch folgt nach dem Folklore-Tanz-Ensemble "Ingushetien" die Deutschlandpremiere von Nikita Michalkows "Die Zwölf" und dann am Donnerstag "Born in the USSR" von Karen Schachnasarow in einer Deutschlandpremiere; ein Film aus den 70ern als gerade die Stones im Osten einfielen. Globale Kulturpolitik, von manchen Kulturimperialismus genannt. Manchmal ist es auch das "Selbstbestimmungsrecht der Völker". Soll es auch heutzutage geben.
Im Überblick:
"Stammheim.Leben.Traum" noch am 23., 25., 26. und 27. November um 19.30 Uhr im Düsseldorfer Theatermuseum.
"Candide" am 27. (19.30h) und 29. November, sowie am 14. Dezember (je 18h) im Gelsenkirchener Musiktheater im Revier.
"Tage des russischen Films" vom 26. bis 30. November in der Essener Lichtburg.