letzte Woche / diese Woche (kw8)

Letzte Woche war ich etwas sprachlos, auch wegen zweierlei: Sahen die Flüchtlinge auf dieser italienischen Insel nicht wie die pro-westliche Internet-Generation aus? Sie haben da mal jemandem hübsch „Revolution“ gemacht und müssen als Speerspitze der Pro-Westlichen nun nach Europa rüber und schicken irgendwann hoffentlich Geld zurück an ihre Familien. Und es ist nicht nur so, dass die herrschende Klasse hier sie nicht nur nicht zwingend in Europa will. Nein, sie braucht genau diese Leute als Stimmen im Nahen Osten. Und dann wurde hier bei den Ruhrbaronen auch noch über freedom of speech z.B. im Internet debattiert… Nun, ich habe letzte Woche viel The Clash gehört, und nicht nur „Rock the Casbah“. Das Wort geht also an Joe Strummer:

Know your rights all three of them

Number 1
You have the right not to be killed
Murder is a CRIME!
Unless it was done by a
Policeman or aristocrat
Know your rights

And Number 2
You have the right to food money
Providing of course you
Don’t mind a little
Investigation, humiliation
And if you cross your fingers
Rehabilitation

Know your rights
These are your rights
Wang

Know these rights

Number 3
You have the right to free
Speech as long as you’re not
Dumb enough to actually try it.

Know your rights
These are your rights
All three of ‚em
It has been suggested
In some quarters that this is not enough!
Well…………………………

Get off the streets
Get off the streets
Run
You don’t have a home to go to
Smush

Finally then I will read you your rights

You have the right to remain silent
You are warned that anything you say
Can and will be taken down
And used as evidence against you

Listen to this
Run

(Ich finde, die Presse deckt heutzutage mehr auf, was einzelne Leserinnen und Leser denken, als dass sie aufdeckt, was z.B. die gewählten Vertreter tun. Oder sie wählt genau dasjenige Tun aus, das für den Fortlauf der Dinge garantiert relativ unwichtig ist – außer für einzelne Politkarrieren höchstens.)

Foto: Jens Kobler (feat. u.a. „The Chelsea Girls“ von Andy Warhol)

letzte Woche / diese Woche (kw7)

Diese Woche wollen wir mal ganz radikal vorgehen und die Welt auf zwei Zahlen verkürzen: 5 und 500. (So etwas ist doch immer recht griffig.) Denn bald naht die Woche der STUDIENGEBÜHREN! In NRW!! Ja, Mensch. Na, und die 5 bezieht sich natürlich auf die 5 Euro, von denen nicht mehr nur die BILD immer redet. Tja, wer gibt wem was in dieser Gesellschaft?

Haben wir eigentlich mehr HartzIV-Empfänger als Studierende in Deutschland? Oder hält sich das in etwa die Waage? Dann könnten die Studierenden doch quasi mal die Bedürftigen unterstützen, oder? Machen sie ja gerüchteweise später eh, wenn sie mal gutes Geld verdienen, haha. Nun gut. Jedenfalls sprach der Autor dieser Zeilen in der letzten Woche einmal mit einem frisch gebackenen Post-Doktoranden darüber, wie unsereins eigentlich wirken muss auf die jüngere Generation. Wir hatten noch Interdisziplinarität, Humboldtsches Bildungsideal, Langzeitstudium und generell die Einstellung, man könne ja durchaus experimentieren, bis man von der Arbeitsmarktrealität eingeholt wird. (Natürlich hat man auch versucht, sich zu qualifizieren, aber meist für Dinge, die die schnöde Arbeitswelt gar nicht haben will.) Wir also früher immer mehr oder weniger idealistisch voran – und dann sehen wir da plötzlich Generation Praktikum, Bachelor & Co. kommen und sind ganz betroffen: Bachelor ist doch nichts wert (obwohl schon mal was fertigstudieren im überschaubaren Rahmen ja nichts Verkehrtes sein muss – na, und die relative internationale Übertragbarkeit, etc.)! Die sind ja alle voll verschult und schon auf konkrete Jobs fixiert, bevor sie überhaupt wissen, was los ist auf der Welt! Die haben alle so Schiss, das sie schlecht aussehen irgendwann, dass sie mehr vorauseilenden Gehorsam als sonstwas im Gepäck haben! (Nun gut, diese typische Studierenden-Arroganz braucht man wohl schon auch noch, um sich diese unglaubliche Zeitinvestition in eine marginale gesellschaftliche Verbesserung schönzureden.)

Wir sind also die Schnösel von gestern, und die Schnösel von heute sind ja so anders dysfunktional. Haben wir ein schlechtes Gewissen? Kaum. Hätten wir für den Scheiß damals auch noch bezahlt, ohne den Profs jeden Tag zu sagen, dass sie da teilweise Mist lehren? Nein. Denn es ging nicht nur den Studierenden ziemlich gut, sondern den Profs erst recht. Fröhliche Wissenschaften nach der Revolution damals, yo! Und alles schön von Steuergeldern finanziert. Wir brauchen ja „Eliten“ für wasauchimmer werauchimmer bestimmt.

Schön also, dass da alle mit Fachabi oder Abi oder so mitspielen durften bei der großen Party nach der Studentenrevolution. Leider sind wir dann die folgenden 30 Jahre nie mehr zu den Gewerkschaften und ähnlichen Gruppen gegangen – das Leben war ja hart genug und es gab ja so viel auszufechten! Die Geschlechterfrage! Die Ernährung! Recht auf Rausch?! Semesterticket!! Und dann immer diese Kriege irgendwo. Na, und nun rächt sich das halt, und niemand kann mehr jemand so recht weismachen, die Studierenden müssten doch bezuschusst werden. Denn es gibt bedürftigere, die nicht so eigenständige Menschen sind wie unsere zukünftigen Eliten. Gab es diese Menschen nicht zu „unserer“ Zeit auch schon? Hm. Und das zeigt einmal mehr den Unterschied zwischen Demonstrationen, Umfragen und der Realität: Alle sehen immer gern, wenn Leute für ihre Interessen auf die Straße gehen. Das gibt auch gute Medienbilder, und alle drücken David gegen Goliath die Daumen, weil das ja zeigt: Wenn wir wollten – dann würden wir auch! Aber in Umfragen zeigt sich dann, dass die Mehrheit gar nicht auf der Straße war und im Grunde eine andere Meinung vertritt als die letzte „Ich! Mehr!“-Protestwelle. Und in der Realität schließlich verpufft die „Revolution“ dann gen Militär, gen neue Köpfe in alten Strukturen und natürlich zu permanenten Verteilungsdebatten. Vergleicht der Autor hier den Akademikerstand in Deutschland mit dem Militär in Ägypten? Kaum.

Jedenfalls habe ich den Eindruck, dass die heutige Studierendengeneration bescheidener geworden ist. Sie haben bestimmt alle Peter Hein zugehört: „Im Leistungskurs Leben wird dir nicht beigebracht, dass du alles, was sie dir geben, später doppelt bezahlst.“ Schön war es, letzte Woche von der NRW-Ministerin für Kultur, Familie, Jugend, Sport und Kinder zu hören, sie habe eigentlich das Ministerium für Lebensbildung. Vielleicht hat die auch mal Family 5 gehört (und deshalb – oder trotzdem? – genau den Job)? Schönen Sonntag!

Foto: Jens Kobler (feat. u.a. „The Rules of Attraction“ nach Bret Easton Ellis)

letzte Woche / diese Woche (kw6)

Letzte Woche ergab es sich (schon), dass sich der Autor dieser Zeilen die generelle Sinnfrage gestellt hat. Und zwar („nur“) in Bezug auf Inhalte, die ja anscheinend beständig vermittelt werden sollen, medial. Es ist bereits merkwürdig, jetzt so eine Aufzählung an die folgende Stelle im Text zu machen, aber ich riskier es mal. Mir fiel das Besagte auf an den Kritiken zu „Content“ von Gang Of Four, an der Fernsehsendung von Stuckrad-Barre, an der öffentlich-rechtlichen Selbstkritik am Verhalten gegenüber dem „Regime Mubarak“ und am eigenen Schreiben natürlich.

Zunächst aber möchte ich ganz herzlich meine Verachtung für einen gewissen Udo Hautschkapp (oder so) aussprechen. Dieser interviewte für die WAZ den in der letzten Woche anscheinend öffentlich-rechtlich, also von deutschen Staats wegen „zuständigen“ Aiman Mazyek in seiner „Funktion“ als Vorsitzender des Zentralrats der Muslime in Deutschland, und dies nicht nur in ebensolchem Schubladisierungsstil („Juden hier, Islam bitte da vorne, coole Volldeutsche am Anfang und am Ende“), sondern auch indem er sich nicht entblödete, zweimal bei sechs Fragen folgenden Antwortheischer zu formulieren: „Sind Sie da nicht etwas dünnhäutig?“ bzw. „Jetzt sind Sie aber dünnhäutig, oder?“ Kann mir jemand diesen zotig-ausgekochten Kruppstahl-Witz mal erklären? Was macht denn die Volldeutschen bitte so dickhäutig? Und ist das erstrebenswert? Beziehungsweise: Ich sehe da nur eine vorgetäuschte Dickhäutigkeit. Alle sind eher … dickflüssig (Erläuterung hier).

Und dann gab es ja letztens im hiesigen, sogenannten „öffentlichen Bewusstsein“ noch die Mediengesetze in Ungarn. Wenn „Merkel und die EU was sagen“ und Ungarn reagiert, dann ist alles gut. (Kurz nach so etwas ist ja denn auch in Ägypten alles gut.) Wenn aber jemand vom deutschen Staatsfernsehen zugibt, dass man ja jahrzehntelang zu „nett“ gegenüber der herrschenden Klasse Ägyptens gewesen sei, dann ist plötzlich alles supergut in Deutschland. Denn wie man sich Ägypten gegenüber verhalten hat, so verhält man sich in der Gegenwart in Bezug auf andere (oder alle?) Themen ja nie. Und wenn dann was in Bezug auf Ägypten schon gestern oder übermorgen wieder passend gemacht wird in den Medien, dann kann das entweder so nicht sein oder bekommt eine vergänglichste Gegendarstellung, die gegenüber dem medialen Mainstream wirkt wie ein Tropfen im Ozean. Meine Güte, was muss das ein armes Leben sein bei den öffentlich-rechtlichen und in den Massenmedien überhaupt! (Bitte nicht missverstehen: Ich bin eben kein Ultra-Interventionalist! Ich sage immer: Deutschland muss jetzt mal 1000 Jahre die Schnauze halten.)

Und damit zu Stuckrad-Barre. Der weiß, dass er nichts sagen kann und macht das tapfer schlecht.

Was ist denn, wenn jemand versucht, etwas zu sagen, und es wird durch die benannten Medien gedroschen? Glauben wir doch einmal, auf dem neuen Gang Of Four Album könnte dies der Fall sein. Sie möchten uns vielleicht einmal mehr etwas mitteilen. Coolibri: „Wo Inhalt draufsteht, ist auch Inhalt drin.“ – Musikbeschreibungsblabla und dann „…, so dass immer auch nicht nur Hirn und Herz, sondern auch Bein und Bauch beansprucht sind, getreu dem neuen Song ‚I Party All The Time‘“ (Wer in etwa weiß, um was es bei diesem „Song“ geht, wird jede Behauptung, das sei doch zynisch gemeint im Coolibri, zurecht als Geschwätz abtun.) Intro (in Gänze): „Die Post-Wave-Opas im dritten Frühling ihrer aktuellsten Reunion. Ein feuchter Traum für alle fathers I’d like to fuck.“ ?? „Ich hab’s verstanden, aber ich darf’s den Lesern und Leserinnen nicht mitteilen“? „Sie haben zwar recht, aber wir scheißen drauf“? „Inhalt wurscht, action matters. Modeseite, übernehmen Sie!“? Zur Spex nur, dass Klaus Walter das besprechen musste. Okay, nur weil die Musikkritik brachliegt, sind Inhalte noch nicht verloren. Aber wie kuratiert man jetzt den dickhäutigen, schnelllebigen, flüssigen Deutschen die (Pop-)Kultur? Für welche Art von Inhalten sollen die überhaupt Zeit haben?

Es ist übrigens keine Arroganz, wenn ich hier nicht öffentlich kommentiere. Bei meinem letzten Selbstversuch bei den Ruhrbaronen habe ich gemerkt, dass das (Gegen-)Kommentieren nichts bringt. Es schadet eher der (erbetenen) Exegese. Gerne antworte ich via Mail auf wasimmer, aber nicht im vorgesehenen Rahmen. Den Trick können Sie sich ja mal merken für die nächste Woche. 🙂

Fotos: Jens Kobler (feat. u.a. „Brazil“ von Terry Gilliam)

letzte Woche / diese Woche (kw5)

Letzte Woche wurde an dieser Stelle einmal mehr einiges an Antipathie gegenüber diesem ganzen Medienwust und Informationsterror zum Ausdruck gegeben. Etwas paradox, oder? Jedenfalls hat der Autor dieser Zeilen dann mal nicht weiter Žižek, Diederichsen, Theweleit oder sonst eines LSD-Beatniks Buch gelesen, sondern mal ganz einfach „Exploding“, die Geschichte der Warner Music Group, erzählt von Stan Cornyn. Ab Sinatra und bis zu The Doors zumindest war das dann übrigens auch ganz interessant. Das waren noch Booms damals in den 50ern und 60ern! Da gab es noch dolle Produkte zu konsumieren und nicht nur einfach Strom schluckende New Economy!

Und irgendwie hatte sich meiner das Thema „New Labour“ bemächtigt. Begonnen hatte das wohl schon nach einem Treffen mit u.a. Dieter Gorny und als ich hinterher zu Kollege Hillenbach sagte: „Der klang, als hätte er damals bei Blair und Schröder permanent mit am Tisch gesessen.“ Aus der beliebten Reihe „Ideologien fix und verständlich erklärt“ also in dieser Woche: „Wer und was ist eigentlich die Neue Mitte nochmal?“

Begriffstrennung: New Labour, altes Proletariat, Prekariat, Mittelstand. Dann: Wer dienstleistet und sich dabei eher am Mittelstand orientiert, ist Neue Mitte. Wer beständig für ein und dieselben schuftet und sich auch ansonsten am alten Proletariat orientiert, darf sich wenigstens noch dem Prekariat überlegen fühlen. (Wer nicht nach oben will oder sich gern „unten“ fühlt, darf NPD oder Linke wählen.) Das Gros „dienstleistet“ (teils schuftend) – und bekommt z.B. als Freiberufler natürlich meist weniger Geld als die Festangestellten, darf sich aber unabhängiger fühlen und sich sogar selbstständig nennen. Man hat ja eine „Existenz gegründet“. Permanent Angestellte identifizieren sich halt mit „ihrer“ kleinen Firma und freuen sich, in einer Nussschale zu schippern und nicht auf einem Konzerndampfer – wobei sie diesen natürlich zuarbeiten, aber das fühlt sich halt nicht wirklich so an. Gute Miene, böses Spiel. Die Neue Mitte ist also die neue Dienstleistungsarbeiterklasse. Und speziell im Ruhrgebiet haben besonders die trotz Arbeiterklassenherkunft Studierten dann immer so ein erleuchtetes Funkeln in den Augen, ganz besonders wenn sie „noch wo untergekommen“ sind. War ja auch wirklich wild, die Jugend. Und jetzt, also heute: New labour, ja wow! „Verschwende Deine Jugend!“ bzw. „Wasted german youth“ war schon immer ein SPD-Slogan! Da freuen wir uns doch diese Woche mal ganz besonders drüber!

Wissen Sie was? Ich mache diesmal keine Vorhersagen zu dieser Woche. Die von letzter Woche sind mir nämlich allzu sehr eingetroffen.

Foto: Jens Kobler (feat. „Different Class“ von Pulp. Auch gut von denen: „Cocaine Socialism“ und „Party Hard!“)

Werbung

letzte Woche / diese Woche (kw4)

Letzte Woche ist mir aufgefallen, dass ich in dieser Kolumne schon wieder diesen marktschreierischen Ton angeschlagen habe. Vielleicht dachte ich, das macht man hier so. Vielleicht wollte ich auch nur darauf aufmerksam machen, dass ich „wieder da bin“. Jedenfalls ging und geht mir permanent das Thema nicht aus dem Kopf, wie speziell im Ruhrgebiet eng miteinander verknüpft ist, dass Menschen vor allem fremder Herkunft hier Fronarbeit geleistet haben und dass ein gewisses Maß an Verwirrung und Entfremdung dem über viele Jahrzehnte zugespielt hat. Und dann fragte ich mich: Was ist heutzutage anders? Die Antwort ist: wenig.

Ich habe dann einmal in einem Klassiker der Cultural Studies nachgelesen, namentlich bei Stuart Hall. Sein Aufsatz „Kulturelle Identität und Globalisierung“ enthält die schöne Fragestellung: „Werden nationale Identitäten homogenisiert? Kulturelle Homogenisierung lautet der angstvolle Schrei derjenigen, die davon überzeugt sind, dass die Globalisierung unsere nationalen Identitäten und die ‚Einheit‘ der Nationalkultur zu unterminieren droht. Dieses Bild ist jedoch als eine Sichtweise der Identitäten in einer spätmodernen Welt so zu einfach, vergröbert und einseitig.“ Genau. Wobei „nationale Identitäten“ ja wohl nur für Leute interessant sind, die bestimmte Probleme haben. Ich hab dann direkt das Buch weggelegt und mir „Auf verlorenem Posten“ von Slavoj Žižek zugelegt.

Ein alter Studienfreund von mir hat mal bei Žižek gearbeitet. Ich muss den mal fragen, ob dieser Mann vielleicht Marxist, aber kein Kommunist ist. Vielleicht sieht er sich ja als Sozialist oder so etwas. Er schreibt sogar an einer Stelle etwas, das man so auslegen könnte, dass er unter bestimmten Umständen auch einem national orientierten Sozialismus nicht abgeneigt ist – natürlich nur als eine „historische Übergangsphase“. Und er sagt auch (indirekt) etwas über Tunesien und all die anderen Staaten, um die es letzte Woche und diese Woche geht. Nämlich: „Wenn Schwellenländer ‚vorzeitig demokratisiert‘ werden, kommt es zu einem Populismus, der in die wirtschaftliche Katastrophe und zu einem politischen Despotismus führt – kein Wunder, dass die derzeit wirtschaftlich erfolgreichsten Länder der Dritten Welt (Taiwan, Südkorea, Chile) die Demokratie erst nach einer Zeit der autoritären Herrschaft ganz angenommen haben.“ Und dann erklärt er uns noch ein wenig, was China da eigentlich gerade macht. Diese distanzierten marxistischen Analysen helfen ihm anscheinend gut dabei, mit der Jetztzeit klarzukommen. Und ich weiß jetzt auch, was die immer alle mit „Neo-Liberalismus“ meinen.

Neo-Liberalismus ist nämlich, wenn alle sich so frei fühlen, dass sie das den anderen auf jeden Fall auch aufzwängen müssen. Und das kommt natürlich, seit das Private politisch ist und umgekehrt, nicht nur in den besten Familien, sondern auch in anderen kleinen Systemen vor. Und deshalb können sich die ganzen „befreiten“ Individuen, ob jetzt Ruhr-Migranten zur Industrialisierung, die post-faschistische deutsche Nachkriegsjugend ff., die Ex-DDR-Bürger, Sie und ich permanent mit total vielen Idiosynkrasien und Vorlieben beschäftigen, solange das doch bitte nur unter der Prämisse passiert, dass bloß jedem und jeder das Seine und Ihre zu gewähren sei. So sieht nämlich in Europa die spezielle Mischung aus Faschismus-und-Folgen und einer gewissen Marktradikalität bzw. Liberalisierung aus. Und weil da kaum jemand noch andere Maßstäbe hat als diesen diffusen Freiheitsbegriff, der eineN aber nicht rauslässt aus bestimmten Gewohnheiten, deshalb sind alle beständig so verwirrt und müssen total viel kaufen, Fernsehen oder Internet gucken und anderes komisches Zeug in sich (und andere) rein stopfen. Kein Wunder, dass das manchen merkwürdig vorkommt, die noch nicht so lange in der Gegend sind.

Ach ja: Und als ich dann aus einer Ausstellung zu Migration kam, letzte Woche, wollte ich bescheuerterweise zuhause noch einmal einen Blick in vergangene Zeiten werfen und kramte meine Roberto Rossellini Box hervor: „Paisà“, „Deutschland im Jahre Null“, „Stromboli“, „Reise in Italien“. Und mir fiel auf, dass mein Vater gesagt hatte: „Dass Du diese Zeit nur über Filme …“ Und mir fiel ein, dass all das eine Ästhetisierung des Grauens ist. (Kurz vorher ging es in einem Gespräch auch darum, wie Musealisierung auch eine Ästhetisierung von Schicksalen und Gräueln sein kann.) Und ich war froh, dass ich mich all dem nicht nur über Filme nähern kann, sondern dass ich mich täglich damit auseinander setzen kann, wie wer heutzutage wieder in irgendwelche Kästen gestellt wird, damit andere ihre eigene, verwirrte Art von Freiheit leben können, zum Beispiel durch die „Erschließung“ von Märkten und Arbeitskräften. Diese Woche wird wieder voll sein von diesbezüglichen Nachrichten.

Fotos: Jens Kobler (Oberes feat. „Manscape“ von Wire – am 28.02. wieder in Köln! Unteres nach „A Design for Life“ von den Manic Street Preachers. Auch gut: Deren Cover von „We are all bourgeois now“ von McCarthy)

letzte Woche / diese Woche (KW3)

Letzte Woche ist anscheinend davon ausgegangen worden, dass in diesem Jahr andere Regeln existieren als im letzten. Oder ich hatte da etwas nicht verstanden an dieser unsäglichen „Tatort“-Diskussion. Manchmal verstehe ich diese Sorte Leute einfach nicht, die permanent rummeckern und sich dabei auch noch vor irgendwelche Karren spannen lassen – ohne Not und ohne etwas davon zu haben meist auch. Um etwas weniger kryptisch zu werden: Die größten Kritiker des Ruhrgebietes scheinen mir gleichzeitig die größten Standortstreber zu sein. Und das geht natürlich nicht einher. Kritik darf sich eben nicht gemein machen oder per definitionem gemein sein, dadurch dass mensch z.B. von der Teilhabe an einem regionalen Medium profitiert, in einer Partei-Ortsgruppe ist oder sonst so etwas. „Tatort“? Ach ja. Der Aufhänger.

Falls Sie diese zugegebenermaßen kurze Zusammenfassung eines Symposums der letzten Woche lesen (würden), bekommämen Sie eine (noch) bessere Vorstellung davon, was ich meine. Ungefähr am Ende des ersten Drittels des dritten Teils geht es um Fernsehserien.

Damit wir uns nicht missverstehen: Es ist gut zu sehen, dass trotz Beteiligung von Staat, Land und Konzernen halbwegs unabhängig geforscht werden bzw. Ergebnisse nicht immer so zurechtgelogen werden können, dass es den Auftraggebern passt. Aber mir wird schummerig, wenn ich daran denke, wie direkt oder indirekt (s.o) abhängige Medien, Institutionen und Wichtigtuer dann solche Forschungen interpretieren – nicht dass ich mich da ausnehmen würde.

Soweit zum kuscheligen Standort-Nazi in uns allen. Diese Woche wollen wir uns also nicht für irgendwelche Wettbewerbe zwischen Städten oder Staaten als Jubelruhries oder Jubeldeutsche benutzen lassen. Diese Woche hinterfragen wir mal wieder etwas tiefer, ob und von wem wir uns da benutzen lassen. Diese Woche fragen wir mal andere Leute als die, die uns die Antworten geben, die wir hören wollen. Und wir lassen das ganze Jahr 2011 über – als Gegenmittel gegen unser Verhalten im letzten Jahr – mal dieses inzestuös-regionalistische gegenseitige Schulterklopfen ganz sein. Ja? Nicht? Ich jetzt aber.

Foto: Jens Kobler (feat. „learning to cope with cowardice“ von mark stewart & maffia)

letzte Woche / diese Woche (KW2)

Letzte Woche hat mir überhaupt nicht gefallen, wie wieder einzelne Politiker mit mehr oder weniger gezielten Provokationen oder auch nur Parteitagen wichtige Themen wie das Zusammenleben der Menschen in Deutschland aus den Schlagzeilen gefegt haben. Plus natürlich die Tatsache, dass neben den Parteien offensichtlich das Wetter am besten verkauft – aber damit hatte ich letzte Woche schon gelangweilt. Gestern hatte ich dann eines dieser typischen Pamphlete geschrieben. Zum Glück gefällt mir das heute nicht mehr. Aber das Foto ist zumindest übrig geblieben. Oben steht „Sei Berlin: Sei BND“ und darunter sehen wir zwei überangepasste „Volldeutsche“ – dieses Wort war mir gestern eingefallen. Auch war mir aufgefallen, dass hierzulande – gestern schrieb ich „im postfaschistisch sozialdemokratisierten Deutschland“ – immer lieber Postkommunistinnen und Vertreter des freien Marktes als Exoten herzuhalten haben (und sonstige total alternative Volldeutsche), als dass sich auch nur ansatzweise mit anderen Lebensweisen beschäftigt wird, die nicht hausgemacht sind.
Ich befürchte, dass viel zu wenige deutsche Migrantinnen und Migranten etwas zu sagen haben bei der „vierten Macht im Staate“, und wenn dann halt nur diese Überangepassten. Auch war mir aufgefallen, dass alle möglichen Oppositionen hier bis hin zu den Antideutschen grundsätzlich zu deutsch sind. Diese Woche möchte ich mich folgerichtig damit beschäftigen, inwiefern es in Deutschland überhaupt undeutsch orientierte politische Gruppen gibt, die mehr tun dürfen, als für ihre „Minderheit“ zu sprechen. (Vielleicht wird ja ein Artikel daraus.) Was für die Frauen hierzulande vor Jahrzehnten erst möglich war, sollte doch so sachte auch für Migranten möglich sein: Quote, Macht, uneingeschränkte Betätigung auf allen gesellschaftlichen Ebenen nicht nur als Vorzeigeobjekte. Dass dabei dann keine Überanpassung an den gängigen Mainstream stattfindet, sollte also nicht nur Hannelore Kraft gefallen. Es steht aber zu befürchten, dass „die Ausländer“ dann dafür natürlich viel zu rassistisch, sexistisch und egomanisch sind. Alles das, was wir natürlich nie sind oder womit wir uns lieber intern beschäftigen, um bloß keinen Spiegel vorgehalten zu bekommen.

Letzte Woche in Berlin hatte ich nicht nur einen kurzen Einblick in so ein deutsch-alternatives WG-Leben (gestern schrieb ich etwas von „Terror nach Innen“ und „totaler Küchenkrieg“ oder so), sondern mir fiel auch auf, dass mir die Artikel über die Stadt am besten gefielen, in denen eher „Externe“ schreiben. Solche wie eben Roger Boyes von der Times im Tagesspiegel oder die Leute von Exberliner. Überhaupt schreiben immer zu viele Ruhries über die Ruhr, etc. und seit dieser Woche schreiben bei 2010lab zusätzlich verstärkt Londoner über London und Milanesen über Milan. Dem Chef von Heimatdesign gab ich letztens wiederum den Rat, er möge doch spätestens in diesem Jahr einmal seine Hefte auch außerhalb des Ruhrgebietes auslegen – ähnlich den Ruhrbaronen. Immer noch frage ich mich: Was will ich da eigentlich? Wie geht all das zusammen?
Ich denke mal und schreibe: Wenn alle immer nur in ihrem kleinkarierten Platzhirschrevier und über es schreiben, ist das a) naheliegend und b) kostengünstig, bringt aber nur wenig neue Perspektiven und erst recht keinen Austausch. (Gruß an Herrn Schurian!) Blickt und geht man hingegen über den Tellerrand – am besten mehrsprachig – so muss man sich damit auseinander setzen, dass man eben nicht für eine homogene Zielgruppe schreibt. Und das muss von vielen noch gelernt werden, denn auch hier schreiben alle eher „frei nach Schnauze“ und beleidigen viel mehr Leute als sie denken. Also müssen letztlich die Designer raus aus Deutschland. (Nach Italien vielleicht?) Und wer nicht so sachte einmal andere als den eigenen Blickwinkel in seine Medien integriert, gehört gescholten oder besser von nicht-volldeutschen Medien beobachtet und ggf. bloßgestellt. Und so sieht es wohl aus: Ich meine es doch ernst. Liebe Migrantinnen und Migranten: Seien Sie Ruhr: Seien Sie BND! Seien Sie Wikileaks! Im Zweifel Ihr eigener. Vielleicht schon in dieser Woche? Oder bleiben Sie auch gern weiter unbeeindruckt und lassen uns am langen Arm verhungern in unserer tollen Datenwelt, in der wir uns ja so gerne mit uns selbst beschäftigen. Und jetzt vielleicht doch wieder etwas über Guido und Gesine? Und Sie so: *click*

Foto: Jens Kobler (feat. u.a. den Tagesspiegel vom 8.1.2011 und das Cover von „First take then Shake – F.S.K. meets Anthony ‚Shake‘ Shakir“)

letzte Woche / diese Woche (KW1)

Frohes neues Jahr! Mir wurde letztes Jahr einmal zugetragen, meine letzte Reihe bei den Ruhrbaronen namens „3 für 7“ sei doch gut gewesen. Dieses Jahr mache ich dann bis auf weiteres einmal eine neue Kolumne.

Letztes Jahr erschien diese Kolumne immer dienstags. Dieses Jahr habe ich den Sonntag gewählt, weil er mir richtig erscheint und ich nicht in diese Werktags-Arbeitsplatz-Zielgruppe hineinschreiben mag. (Hat schon jemand die positiven Auswirkungen auf das Betriebsklima, das Bruttosozialprodukt, die Konsumfreude und die innere Sicherheit erforscht, dadurch dass sich die arbeitende Bevölkerung zwischendurch immer mal in Artikeln und Kommentarspalten echauffieren darf? Nein? Na, macht doch mal. Das Jahr ist noch lang!)

Letztes Jahr war (nicht nur) im Ruhrgebiet Kulturhauptstadtjahr. Da habe ich auch woanders für Sie potentiell Interessantes veröffentlicht, zum Beispiel hier. Lesen Sie doch noch einmal ein wenig davon, ist ja Sonntag! Dieses Jahr ändern sich die Themen, denn Kultur und Ruhr sind ja durch, wie sogar Stefan Laurin hier sagt.

Aber es soll hier neben einem Rückblick halt auch der Ausblick nicht fehlen und gewisse Kontinuitäten aufgezeigt werden. Zum Beispiel jetzt nicht, dass sich in der letzten Woche die Menschen viel über das Wetter unterhalten und dabei den Staat oder die Kommune um Hilfe angefleht haben und dies auch in der kommenden Woche tun werden. (Ich meine: Wofür würden Sie denn gerne (!) Steuern zahlen? Notieren Sie das doch bitte heute einmal auf einem Zettel. Und dann sage ich Ihnen, ob ich mit Ihnen hier noch leben möchte, wenn es bald mehr Volksabstimmungen und regionalistische Protestkultur in Deutschland gibt. Danke.) Nun, also Kontinuitäten auch in dem Sinne, dass Themen länger und anders verfolgt werden, als es die an Schlagzeilen und Klickzahlen orientierte extrem-journalistische Sau-durch-das-Dorf-treib-Maschine zu tun in der Lage ist.

Letzte Woche sah sich Hannelore Kraft als Leitbild gegen „Vermännlichung“? Und was sagt Renate Künast diese Woche dazu? Vielleicht fragt ja mal einer von dem Blatt nach, das hier diese nervende Dauerwerbung geschaltet hat. Ich wünsche mir und vor allem Ihnen hingegen einen angenehmen Sonntag!

Foto: Jens Kobler

Werbung

letztes update: Endlich Opposition: Landesparteitag von Die Linke in Bottrop – live

Kommen doch noch Neuwahlen und es muss befürchtet werden, dass die frisch gewonnenen Sitze im Landtag doch wieder abhanden kommen? Oder darf jetzt schon angegriffen werden, auf dass in NRW einmal andere Themen auf das Tableau des Landtags kommen als höchstmögliche „Regierungsfähigkeit“? Ein Sonntagnachmittag in Bottrop.

16.30 Uhr: Eine Rednerin betont die historische Komponente des Einzugs in den Landtag und den einhergehenden Stimmungswandel. Im anschleißenden Redebeitrag wird auch einmal Black Sabbath zitiert und bei der Gelegenheit dem Tod von Ronnie James Dio gedacht. Als kurz vor 16 Uhr noch mehr als 40 RednerInnen auf der Liste stehen, wird die Redezeit auf zwei Minuten pro Person beschränkt, um 16.30 Uhr die Aussprache schließlich vorzeitig beendet. Auszüge aus der Debatte: Ein Redner, der als Realo bezeichnet wird, bekräftigt, dass man sich nicht auseinander dividieren lassen wollte durch die Sondierungsgespräche und speziell die Frage nach der Haltung der Partei zur DDR. Auch wird klargestellt, dass mit 5,6% und dieser SPD und diesen Grünen noch kein Politikwechsel zu machen sei. In diesem Sinne raten einige Parteimitglieder sogar davon ab, jetzt der SPD oder den Grünen einen Schwarzen Peter zuzuschieben in Bezug auf das Scheitern der Sondierungsgespräche – es sei eh nie viel von ihnen zu erwarten gewesen. Es sammeln sich vermehrt Aufrufe, die außerparlamentarische Komponente nicht zu vernachlässigen, da jetzt auch eine stärkere Mobilisierung der Öffentlichkeit möglich sei.
15.30 Uhr: Rüdiger Sagel ist übrigens auch krank, heißt es. Generell wird sehr viel über Neuwahlen geredet und darüber, dass sich dann vielleicht die FDP ein wenig bewegen müsse, um strategisch mehr Optionen zu haben. Bei der Aussprache der Linkspartei vom Podium aus sagt eine Mülheimer Delegierte, egal was man in den Sondierungsgesprächen zum Thema DDR gesagt habe, es hätte SPD und Grünen nie gereicht.
Michael Aggelidis hält Hannelore Kraft den vor ihr geäußerten Satz vor, Wahlprogramme müssten an der Realität gemessen werden. Damit sei einerseits implementiert, dass sie ihre Versprechen nicht halten müsse, während sie andererseits diesen Satz gegen die unveränderten Positionen der Linkspartei ins Feld führe. Bei anderen Parteimitgliedern fallen Sätze wie „Die SPD hat die Menschen immer verraten, wenn es darauf ankam“, „Unsere Genossinnen und Genossen haben sich die Butter nicht vom Brot nehmen lassen“ und „Wer Sozialabbau betreibt, ist nicht koalitionsfähig“. Auch in Berlin fände die SPD in der Oppositionsrolle plötzlich genau die Politik falsch, die sie in der Regierung noch durchgesetzt habe. Und für diese Oppositionsrolle schreibe die SPD eh die meisten Ideen von der Linkspartei oder den Grünen ab. Ähnliches würde in NRW gelten, weshalb eine linke Kraft im Parlament unabdingbar sei. Ein Knackpunkt bei den Sondierungsgesprächen sei auch gewesen, dass man sich zum Verfassungsschutz hätte bekennen müssen, der die eigenen Mitglieder bespitzele. Und gleichzeitig würde man damit Nazis finanzieren, die als V-Leute agieren. Das sei für eine linke Partei untragbar.
Gunhild Böth erklärt, man wolle im NRW-Parlament den Antrag stellen, die Kopfnoten abzuschaffen. Dies sei ein Beispiel dafür, wie man in der Opposition vorführen werde, dass man genau diese Arbeit könne, weil man sie auch im Alltag ständig vollbringe: Das politische Spektrum nach links zu verschieben, die Taktik und Wahlbetrügereien der SPD vorführen. Die Presse wolle man nach den Erfahrungen der letzten Zeit weniger gut versorgen. „Wir sehen uns auf der Straße!“, schließt Böth.

14.30 Uhr: Es folgt ein geradezu Mantra artiges Einschwören auf die Oppositionsrolle: Endlich eine Partei „links der SPD“ im Landtag. „Politik für die Mehrheit der Menschen im Lande“. Zimmermann erklärt das „Patt“ als ein Ergebnis eines „Lagerwahlkampfes“, obwohl die vier etablierten Parteien relativ austauschbar seien. SPD und Grüne hätten in den Sondierungsgesprächen gezeigt, dass sie nach der Wahl das Gegenteil von dem getan hätten, was sie zuvor versprochen haben. Er wirft aufgrund dessen speziell „Wahlbetrug an der Bevölkerung“ vor. Rot-Grün hätten z.B. auch bei Gelegenheit, also an der Regierung damals, das Schulsystem nicht geändert. Zimmermann ist auch selbstkritisch: Er hätte SPD und Grünen bei den Gesprächen direkt sagen sollen: „Ihr tickt doch nicht ganz sauber!“
Die Verhandlungen in NRW wie schon zuvor in Thüringen und Hessen seien an SPD und Grünen gescheitert, da sie nicht in der Lage seien, sich auch nur ansatzweise auf das Politikverständnis der Linkspartei einzulassen. „SPD und Grüne können mit allen“. Dagegen wolle Die Linke „den Widerstand gegen die asoziale Politik in NRW organisieren“. Denn die anderen Parteien wollten in Wahrheit gar nichts an den Verhältnissen ändern. Um die Lebensbedingungen der Menschen im Land zu verbessern, wolle man Anträge mit folgenden Zielen in den Landtag einbringen: Sofortige Abschaffung der Studiengebühren; eine Schule für alle, mindestens bis zur zehnten Klasse; ein neues Arbeitsschutzgesetz; ein Sozialticket für ganz NRW. Um Tarifsicherheit und mehr zu erreichen, werde man nun auch verstärkt außerhalb des Parlamentes z.B. auf die Gewerkschaften zugehen.

13.30 Uhr: Begrüßung durch den Kreisverband Bottrop in Form von Christoph Ferdinand: Die Bottroper haben bei der NRW-Wahl in manchen Stadtteilen mehr Stimmen geholt als die CDU und sind insgesamt deutlich vor den Grünen gelandet: Drittstärkste Partei der Stadt.
Dann Landesvorstand Zimmermann, der gleich drei Frauen aus der ersten Reihe entschuldigt: Schwabedissen, Jelpke und Wagenknecht sind wegen Hochzeit oder Krankheit nicht anwesend. Lob an die gesamte Partei für die Erfolge bei der Landtagswahl. Ein Grund für diesen Landesparteitag sei, dass man selbst erklären und auch diskutieren müsse, wie die Sondierungsgespräche mit SPD und Grünen tatsächlich gelaufen seien. Presselob für die Anwesenden, Presseschelte für verkürzte Berichterstattungen der letzten Tage. Dann Verlesung des Grußworts von Gesine Lötzsch und Klaus Ernst: „Hannelore Kraft hat Unrecht, wenn sie meint, nach der Wahl spielten Wahlprogramme keine wichtige Rolle mehr. Wir sind sozial. Vor und nach der Wahl.“ (…) „nicht von unseren Kernforderungen abgewichen“, „kraftvolle Opposition“. Dann erst einmal Formalia.

3 FÜR 7 – Konzert-Special

Tja, wer soll das eigentlich alles entscheiden? Alles ist relativ außer der Relativität; Wissenschaft ist wieder hip, weil Religion irgendwie out ist. Und dabei ist doch interkulturelle Kompetenz gefragt – oder ist das wieder nur so ein Täuschungsmanöver gewesen? Plötzlich neue Positionen, die Fähigkeit zur Handlung. Die FDP war schon immer die Partei, die genau durch Missmanagement den Sozialismus erst möglich macht. (Das erklärt auch all die Idioten in vermeintlich guten/wichtigen Jobs.) Aber jetzt nur national oder für welche Art von Europa? Und die Linkspartei steht für den Notfall ja zumindest parat, also alles easy. Dass ein paar der hauptberuflichen Hülsenpacker zu einer klareren Sprache fanden, zeigte einmal mehr ihre Ignoranz gegenüber dem richtigen Bildausschnitt. Diesmal also: Die Goldenen Zitronen, Stereo Total, Pfingst Open Air Werden.

Jens Kobler hat am 17. Mai 2010 um 14:45 geschrieben:
> Hallo!
>
> Sag mal, ich checke gerade, welche Veranstaltungstipps ich morgen bei den Ruhrbaronen
> bringe. Ist das Konzert morgen schon ausverkauft? Und b) Lässt Du mich (trotzdem) noch rein?
>
> VG,
>
> J.K.

moinmoin, bring mal, leider nicht ausverkauft! und sehr erfreut über deine anfrage bezüglich gl… sehr gerne schreibe ich dich drauf! 🙂

bis morgen, m

Was hiermit geschehen sei.

Na, und zwei Tage nach dem Quintett dann Stereo Total (Foto: Cabine) im zakk. Neues Album? Recht lang, auf Kill Rock Stars, vielleicht auch daher mit mehr Gender-Sachen, so singt Brezel z.B. erst, er wäre gern Mutter, dann könnte er jemand das Töten und das Sich-Verkaufen beibringen, und Francoise kontert im nächsten Song: „Babyboom – ohne mi(s)ch“. Dann bringen sie noch Coverversionen á la „Wenn ich ein Junge Wär“ und noch ein paar Dinge, die nicht alle machen dürften. Wird bestimmt wieder gruselig im zakk, wenn auch nicht so schlimm wie bei dem Deutschrock von Nichts, dieser Abiparty-Variante von Peter Hein und diesen komisch-abziehbildpunkigen Grünenwählern im Publikum da letzte Woche. Ob’s im Grend nicht auch manchmal gruselig ist? Wer sagt das? Ich? Echt? Da war ich bestimmt noch nicht wach. Und nein, was Anat Ben-David da im Vorprogramm genau macht, das weiß ich auch nicht. Bin eher gerne gespannt, was sie so solo macht.

Und jetzt wieder etwas für diejenigen, die lieber etwas lesen, von dem sie meinen, es einfach mal auf doof glauben können zu dürfen: Bald ist Pfingsten! (Naja, stimmt so auch nicht. Aber zumindest prägt dieser christliche Feiertag hier in der Gegend so einige Planungen.) Also ein Blick auf die Sponsoren des Pfingst Open Airs in Werden: RWE, Ruhr.2010, tutgut, Sparkasse, Kulturbüro Essen, Visions, festivalguide.de, coolibri, campus FM, Byte FM, Rockförderverein e.V. Da hat bestimmt nicht jedeR ordentlich Sachleistungen eingebracht, um diese jährliche Christenheit-und-Jugendamt-sind-doch-ganz-cool-Imageveranstaltung zu fördern!! Skandal! Der Journalist ist sowas von ab zur Recherche, die Bands & Co vom Open Air stehen hier.

Na gut, ein Video noch. (Moers hat Herr Meiser ja schon – wie sagen Sie hier? – beworben.)

Die Goldenen Zitronen heute, Dienstag, ab 21 Uhr.
Stereo Total übermorgen so ab 20 Uhr.
Dieses Festival am Wochenende ab 13 Uhr.