Adé „Ratgeber Technik“

Technik und Fernsehen – das paßt nicht mehr zusammen. Sagt die ARD.

BildDie ARD übt sich ja gegenwärtig nur noch im Verzicht: Weil unersättliche Intendanten vor 10 Jahren das ganze Internet offensiv erobern wollten, müssen nun überall durchaus sinnvolle Online-Beiträge der Öffentlich-Rechtlichen nach gewissen Fristen gelöscht werden – weshalb es auch nur noch selten Sinn ergibt, auf einen derartigen Beitrag zu verlinken.

Immerhin gibt es extrem anarchistische Vorratsdatenspeicherer, die diesem Mißstand abhelfen. Offiziell drohte man ihnen zwar bereits mit der Rechtsabteilung der öffentlich-rechtlichen Anstalten, klammheimlich ist man aber doch froh über diesen zivilen Ungehorsam, dem Datenverbrennen Einhalt zu gebieten.

Ja, soweit ist es schon gekommen: Unsereins mußte noch Steine werfen, um sich zum Außenminister zu qualifizieren – heute reicht dagegen schon das heimliche Abspeichern und Tauschen öffentlich-rechtlicher Websites oder eines Heino-MP3s, um staatlich anerkannter Anarchist zu werden. Dies erinnert an die öffentlich-rechtliche BBC, die zwecks Einsparen von Bandmaterial und Regalplatz viele Folgen von Dr. Who aus dem Archiv gelöscht hatte und sich archivtechnisch von privaten Raubkopierern aushelfen lassen mußte.

Technik allerdings mochte man bei ARD & ZDF schon länger nicht mehr besonders, man braucht sie ja auch üüüüberhaupt nicht zum Senden. Entsprechende Stimmen von entsprechend indoktrinierten Praktikantinnen quäkten mir schon vor Jahren entgegen.

Daß man nun aber die Traditionssendung meiner Kindheit, den „Ratgeber Technik“, absägt, ist bitter. Zwar trifft zu, daß die Sendung altbacken geworden ist, aber dann sollte man sie halt modernisieren. Aber nun, wie soll das gehen, wenn die Praktikantinen zwar ihren Ipod und ihr Handy wollen, und ihr Fernsehstudio und ihre Schnittmaschinen, von der Kaffeemaschine ganz zu schweigen, dann aber keine Technik leiden können?

Also: Schnell alles abspeichern, bevor es depubliziert ist!

Motorola „Ausflipp“: Android-Handy für Mädchen

Wie bekommt man einen Androiden in eine Frauenhandtasche? Motorola glaubt, die Lösung gefunden zu haben.

WR129005crEigentlich ist Apple der Spezialist für Mädchenfarben: Frühere Exemplare des Ipod mini waren dafür berüchtigt, nur in für richtige Kerle untragbaren Pastelltönen lieferbar zu sein. Doch auch andere Hersteller haben inzwischen Geräte in Barbie-Farben im Sortiment.

Als ich das neueste Motorola Android-Handy mit Tastatur zum Test anforderte, erwartete ich eigentlich den Nachfolger des Milestone, einem technisch hochwertigen Android-Smartphone.

Das Milestone 2 kommt allerdings erst in einigen Wochen auf dem Markt. Solange gibt es das Flipout (zu deutsch: Ausrast) und das Backside Backflip. Ersteres ist laut Motorola für 300 € ohne Vertrag bei O2, The Phone House und Vodafone zu haben, letzteres laut Motorola für 200 € mehr ebenso vertragsfrei bei Amazon und Mogelcom.

Das Flipout richtet sich an eine junge Zielgruppe, die auch mal mit kleineren Taschen unterwegs ist. Gerade für junge Frauen ist es besonders interessant, da es in praktisch jede Handtasche passt und zu jedem Kleidungsstil dank seiner unterschiedlich farbigen Cover passt. Das Backflip ist da viel erwachsener und zielt auf etwas ältere Nutzer ab.

WR058989crso die Erklärung von Motorola zum Unterschied der Ausrichtung der beiden Geräte, die sich technisch außer in Gewicht, Größe und Auflösung der Kamera (3 MP vs. 5 MP) nicht wesentlich unterschieden.

Tatsächlich liegen Flipout und Blackflip inzwischen beide bei etwas unter 300 € ohne Mobilfunkvertrag auf Amazon.de. Beide haben eine Tastatur, eine Kamera und „Motoblur“, eine Motorola-eigene Android-Ergänzung, die die Verknüpfung mit Twitter, Facebook & Co. erleichtern soll sowie alle eingerichteten Mailaccounts, auch via Exchange, zusammenfaßt.

WR058991crLetzteres nennt sich „universeller Posteingang“, in dem dann alle eingegangen Mails chronologisch aufgelistet werden, unabhängig von ihrer Quelle. Beim Antworten werden sie aber wieder entsprechend auseinandersortiert. Zudem lassen sich mit Motoblur Accounts auch fernlöschen, falls man sich das Handy klauen läßt und zu blöd oder faul war, ein Paßwort für den Zugriff einzurichten.

Das Flipout dürfte momentan das kleinste Android-Smartphone mit Tastatur darstellen. Es ist wirklich für junge Frauen gedacht: Der älteren Generation dürfte das Display doch etwas zu klein sein, und spitz gefeilte Fingernägel dürften dem Treffen der kleinen Mäusetasten sehr zuträglich sein. Die Rückseite kann gewechselt werden – es muß also nicht Rosa sein, Orange und Lindgrün sowie Schwarz stehen ebenfalls zur Verfügung. Außerdem kommt frau nicht so in Streß wie mit einem Iphone.

WR058995crGegenüber dem ersten in Deutschland verfügbare Android-Handy, dem G1, benahm sich der Browser auf Spiegel online wesentlich ungeschickter und mußte ständig manuell gezoomt werden – andernfalls war zwar die Media-Markt-Flash-Werbung bestens zu sehen, doch der Text unlesbar. Die Ruhrbarone erscheinen dagegen auf dem Flipout in einer gut lesbaren Mobile-Version.

Beim Ansehen des täglichen Dilbert-Cartoons machte das Flipout seinem Namen schließlich alle Ehre: Es rastete aus und zeigte diesen flackernd hin- uind herspringend wie auf einem alten Fernseher, bei dem das Bild durchläuft. Es gab auch hin und wieder Probleme mit Umlauten und HTML in E-Mails, doch seltener als bei anderen Geräten.

WR058996crAußerdem versagte die einzig mir bekannte sinnvolle Anwendung für eine Kamera im Handy, Android Shop Savy, mit dem Flipout: Shop Savy liest den Barcode von Verpackungen und zeigt dann die günstigsten Händler im Umkreis und im Netz, die dieses Produkt anbieten. Doch die Kamera des Flipout war im Ggeensatz zum HTC G1 nicht imstande, einen Barcode lesbar einzuscannen: Offensichtlich kann sie im Nahbereich nicht ausreichend fokussieren.

WR059003crAlles andere funktioniert jedoch einwandfrei mit dem Flipout und der Android Market stört sich auch nicht am ungewöhnlichen Bildschirmformat: Die gängigsten nachträglich zu ladenden kostenlosen Android-Anwendungen wie QYPE oder CAB4me stehen fur das Flipout zur Verfügung und funktionieren auch.

Das Ein- und Ausklappen der Tastatur ist praktisch gelöst. Das fast quadratische Display-Format versagt es einem allerdings leider, längere Texte nach dem Einklappen der Tastatur hochkant zu lesen: Der Text dreht sich zwar wie bei Androids üblich beim Deaktivieren der Tastatur um 90°, aber das Format ändert sich dabei nicht wesentlich. Die Eingabe längerer Texte ist über die Mini-Tastatur wiederum sogar mühsamer als auf dem Bildschirm.

WR059004crDie Batterielaufzeit, ein Schwachpunkt vieler Android-Telefone, ist bei Nichtbenutzung durchaus brauchbar – das Flipout schaltet von sich aus viele energieintensive Baugruppen bei Nichtbenutzung in Standby. Beim Surfen via UMTS ist dagegen der Akku angesichts der kleinen Bauform schnell leer und das Gerät erwärmt sich spürbar. Deutlich sparsamer – auch gebührentechnisch – ist das Flipout, wenn man es über einen WLAN-Hotspot benutzt.

Wer unterwegs einfach nur auf dem Laufenden bleiben will und einen schicken, kompakten, damenhandtaschenkompatiblen Fremdenführer mit Navigations- und Taxiruffunktion sucht, bei dem ist das Flipout gut aufgehoben. Ich warte lieber auf das Milestone 2.

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Fernsehen vs. Web: Lineare Berieselung vs. gezieltes Lesen

Manchmal gelingt es Radio und Fernsehen sehr effektiv, mich daran zu erinnern, warum ich wahllose Berieslung durch Magazinsendungen nicht mag.

BildGestern war ich nur kurz dabei, den Festplattenrekórder mit Arte-Stoff für die nächste Woche zu füttern – da die Schwiegermutter zu Besuch ist, kann man ohnehin nicht länger fernsehen.

Da all diese Geräte einem auch zwangsweise das laufende Programm vorsetzen, fiel mir auf, daß in „Metropolis“ etwas über den Fotografen Peter Lindbergh sein sollte – und zwar nach dem gerade laufenden Beitrag über ein altes Designsofa.

(3): Peter Lindbergh

Der deutsche Fotograf Peter Lindbergh, seit 30 Jahren in der Modebranche tätig, hat sich durch seine natürlichen Aufnahmen prominenter Models und Schauspielerinnen einen Namen gemacht. Er legt großen Wert auf eine respektvolle Darstellung der Frau und lässt sich auf die Besonderheiten des Gesichts ein. Die Schwarzweißtechnik nutzt er zur Steigerung der Emotion. Von seinem realistischen Ansatz her kritisiert er den systematischen Rückgriff auf die Retusche und verteidigt die Darstellung des Körpers mit seinen Unvollkommenheiten. Rund 200 Bilder und Filme aus dem Gesamtwerk des Fotografen werden ab 25. September in der Ausstellung „Peter Lindbergh. Photographs and Films 1980-2010“ im C/O in Berlin gezeigt.

Ich tröstete die Schwiegermutter mit „nur 5 Minuten“. Sie versteht kein Deutsch – und auch kein Französisch.

Doch es kam noch eine Menge anderes uninteressantes Zeug, doch nicht der beworbene Beitrag. Ums Verrecken nicht. Obwohl ich nun 45 Minuten statt 5 Minuten an der Kiste festhing.

Und auch in „Arte +7“ ist der Beitrag nicht existent, der eigentlich zwischen dem Beitrag über das 70er-Jahre-Sofa und dem Beitrag über diesen verrückten amerikanischen Buchschreiber sein müßte. Der extrem absurd war, weil er englisch sprach (das hätte die Schwiegermutter immerhin verstanden), deutsch synchronisiert wurde, doch die Bücher in der französischen Variante gezeigt wurden.

Anscheinend hat die Metropolis-Redaktion den Beitrag über Peter Lindbergh niemals gemacht. Und wenn, wäre er wohl nur eine Kurznotiz von ein paar Sekunden geworden.

Aber ich habe mich über eine Stunde mit einem Mischmasch von Kram beschäftigen müssen, der mich – Kultur hin, Kultur her – gar nicht interessiert. Nur Claude Chabrol war interessant – doch da hatte ich noch gar nicht eingeschaltet.

Doch genau das – für jeden etwas, aber für keinen genug – ist das Prinzip dieser nervigen Magazinsendungen. Schön für Leute, die ohnehin nur ziellos durch die Kanäle zappen – blöd für „Programmgucker“ wie mich.

Immerhin: Arte sendet zumindest meistens nach Programm. MTV z.B. hat dagegen eigentlich noch nie ein groß angekündigtes und beworbenes Special auch tatsächlich zum beworbenen Termin ausgestrahlt.

Das Fernsehen mag Leute, die eine bestimmte Sendung oder einen bestimmten Beitrag sehen wollen, und nicht irgendwas, leider nicht besonders.

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Apple Ipad: Du sollst nicht speichern!

Ja wo kommen wir denn hin, wenn der Nutzer elektronischer Gerätschaften über seine Daten einfach selbst bestimmen darf? Der Chic eines Ipads besteht doch gerade darin, daß damit nur offiziell lizensiertes, kostenpflichtiges Material einmalig konsumiert werden darf…

Bild„Typisch Windows-User, diese verklemmten Typen wollen doch unbedingt immer wissen, wo ihre Daten sind. Wie armselig. Dafür habe ich doch meinen Mac!“. So die Argumente der Apple-Jünger. Wenn dann plötzlich alle Daten weg sind, dann müssen sie aber prompt mit ihrem Mac in die Werkstatt.

Apple-Software oder ursprünglich für Macs entwickelte Software neigt daher auch auf Windows-Systemen dazu, ihre Daten in irgendwelche dem Benutzer verborgene Kanäle zu speichern. er wundert sich nur, warum ihm dauernd die Windows-Systempartition überläuft, obwohl er doch extra ein ganz anderes Verzeichnis zum Speichern vorgegeben hat.

So ist es auch bei Ipod, Ipad und Iphone: Gerade Fotos können noch über einen USB-Adapter aus der Kamera in den Ipod gezogen werden. Raus kommen sie aber nur noch über Itunes. Wie auch alles andere. Wenn überhaupt. Wo kämen wir denn auch hin, wenn der Käufer eines Musikstücks das einfach selbst auf andere Geräte kopieren könnte? Der soll gefälligst seine Kohle ablatzen und dann die Fresse halten, aus!

Blöd ist dies, wenn selbst Powerpoint-Präsentationen, die auf einem Ipad zugegeben ohnehin illegale Immigranten darstellen, nicht über USB-Sticks ausgetauscht werden können, sondern nur über Itunes. Das hat zur Folge, daß für jeden und jedes Ipod, Ipad oder Iphone ein Spiegelbild auf einem PC Mac bereitgehalten werden muß. Und das größere Problem, daß man das Gerät nicht mal eben an einem anderen PC Mac anschließen kann, um es zu laden – mit Strom oder Musik oder Powerpoint-Präsentationen -, weil dann von Apple Itunes automatisch alles gelöscht wird, was auf diesem PC Mac nicht gespeichert ist. Eine Software, um beispielsweise den PC Mac zuhause und den PC Mac im Büro auf denselben Datenstand zu bringen, gibt es nicht.

Wenn aber mal eine Firma mit vielen Tricks geschafft hat, dem Ipad-Käufer doch ein wenigstens minimales Speichermedium zu bieten und aus dem reinen Konsumartikel ein kreatives Arbeitsgerät zu machen, was macht Apple?

Na klar, Apple verbietet das Zusatzgerät!

§1 Du sollst nur einen Steve haben

§2 Du sollst nicht speichern!

„Atomkraft – Nein danke“ – Volksabstimmung gegen die Berliner Merkelpackung

Verraten und verkauft sind all die, die an den Atomausstieg geglaubt haben: Angela Merkel hat zugunsten der Atomlobby einen Deal durchgemogelt, der die jahrzehntelangen Bestrebungen, Atomenergie aus Deutschland zu verbannen, hintergangen hat und sich auch in zukünftigen Regierungen nicht mehr anullieren läßt. Doch es formiert sich Widerstand.

BildLange haben wir ihn nicht mehr gesehen, den netten „Nein Danke“-Aufkleber. Aus der Anti-Atom-Bewegung und der Anti-Atomraketen-Bewegung wurden die „Grünen“, die heute schon zum verschnarchten Establishment gezählt werden, über das man nicht mehr berichten darf.

Es wurden dann auch irgendwann in Deutschland keine neuen Atomkraftwerke mehr gebaut. Aber die alten laufen nicht nur bei den Russen und Tschechen weiter, sondern auch bei uns. Sie sind sicherlich ein kleines bißchen sicherer. Aber reicht das?

Aber immerhin: Sie sollten bald abgeschaltet werden. Das hatte Rot-Grün durchgesetzt.

Schwarz-Gelb ist auch dieser Meinung – mit Ausnahme des „bald“. Außer, wenn man ein paar Jahrzehnte, Jahrhunderte, Jahrtausende – auf jeden Fall länger als eine Kanzlerschaft – als „bald“ betrachtet.

Daß eine ehemalige Kernphysikerin und eine wie das Radioaktivitäts-Symbol schwarz-atomgelbe Regierung („Atomstrom ist Yello“…) eine in diesem Punkt gefährliche Mischung sind, das ahnte man. Daß diese Regierung so frech sein könnte, den mühsam erkämpften Atomausstieg einfach wieder zu kippen, hielt doch nicht jeder für möglich.

Doch besteht kein Grund, die Fline in den Kernreaktor zu werfen: Protest ist machbar, auch noch Jahrzehnte nach Atomprotest und Friedenskette. Plutonium hat eine Halbwertszeit von über 24.000 Jahren, Widerstand gegen eine strahlende Zukunft auch! Und die bayrische kleine Schwester der CDU durfte ja bereits feststellen, wozu „Umfallen“ führt und daß sich die Bürger das vielleicht doch nicht bieten lassen.

.ausgestrahlt koordiniert alle Aktionen gegen Atomenergie und bei Campact kann man einen Appell gegen Merkels Atompläne unterzeichnen – über 107.000 haben dies bereits getan.

Hier finden sich dagegen einige todsichere Argumente für Atomstrom!

Gedenken an Bärbel Bohley – Erfolgreiche Kämpferin gegen die Seilschaften

In der DDR mutig zu sein, war wirklich mutig. Bärbel Bohley dürfte am meisten zum Fall der Mauer beigetragen haben. Im Westen kannten sie dennoch zu wenige.

BildIch lernte Bärbel Bohley erst im Herbst 2008 kennen. Fotografiert werden sollte sie damals schon nicht mehr – man sah ihr den Krebs bereits zu sehr an. Doch gekämpft hat sie bis zuletzt, für ein selbstbestimmtes Leben ohne Angst, ein Leben ohne selbsternannte autoritäre Machtmenschen, ob im Osten oder Westen, die eine bessere Welt versprachen und doch nur ein besseres Leben für sich persönlich meinten.

Im Westen wird immer wieder Helmut Kohl als der Mann der deutschen Einheit bzw. Wiedervereinigung gefeiert. Im Osten wurde er dafür auch noch gewählt. Doch Kohl war nur zufällig Kanzler, als die Mauer fiel – sein Verdienst war es nicht. Der stünde eher noch Genscher zu. Eigentlich aber den Aktivisten im Osten, die sich trotz des Wissens, was ihnen dafür blüht, gegen die „volkseigene Unterdrückung“ auflehnten und nicht die D-Mark, sondern einfach nur Freiheit wollten. Dazu ging Bärbel Bohleysogar gegen den Willen der DDR-Oberen nach einem halben Jahr Exil in England wieder in die DDR zurück, da sie nur dort etwas bewirken konnte und die DDR als „ihr Land“ nicht im Stich lassen wollte..

Bärbel Bohley machte sich damit nicht nur Freunde – auch mir kündigte eine ewig Gestrige postwendend die Freundschaft, nachdem ich mich in solchen Kreisen herumgetrieben hatte. Die Mitläufer, die konnten sie nicht leiden – und sie die Mitläufer nicht. Und auch nicht, wie der Mauerfall dann tatsächlich ablief. Sie war kompromißlos, kannte keine Angst vor der Stasi, ging auch gegen das Ost-Satiremagazin Eulenspiegel und Gregor Gysi vor. Blieb aber immer freiwillig im Hintergrund: Ihr Ziel war stets die Sache, sie legte keinen Wert darauf, im Mittelpunkt zu stehen.

Wir sollten nie vergessen, was sie für uns alle bewirkt hat. Das wurde im Laufe der Jahre dann auch vom Establisment anerkannt: Sie erhielt 1994 das Bundesverdienstkreuz und 2000 den Nationalpreis für ihre Anteile an der friedlichen Revolution 1989, die die Wiedervereinigung ermöglichte. Alles, was sie erreichen wollte, konnte sie jedoch leider nicht mehr umsetzen. Sie wurde 65.

(Bild: Bundesarchiv, Thomas Uhlemann, Besetzung der Stasizentrale Normannenstraße, 5. September 1990)

Point Alpha, „Haus auf der Grenze“: In der Landschaft ist die Mauer verschwunden, in den Köpfen noch nicht

Point Alpha ist eine Gedenkstätte an der ehemaligen Grenze zur DDR. Sie kann beispielsweise von Schulklassen besucht werden. Erwachsene, die die DDR noch erlebt haben, werden sie leider eher meiden.

W6270059crDas Ruhrgebiet ist von der deutsch-deutschen Grenze am wenigsten tangiert worden. Viele Ostdeutsche geben sich deshalb heute Fremden gegenüber als Bewohner des Pott aus. Sie schafften die Flucht aus ihrem Land nicht, als es noch existierte und versuchen es nun zu verleugnen, wo dies gar keinen Sinn mehr ergibt. Zudem verrät die Sprache diese späten „Republikflüchtlinge“ – weshalb sie Telefonate auch eher vermeiden und lieber schriftlich kommunizieren.

Nur einer jener merkwürdigen, traumatischen Effekte, die das „bessere Deutschland“ bis heute hinterlassen hat, über 20 Jahre nach dem Fall der Mauer. Denn in den Köpfen ist sie oft noch existent, wobei die Betroffenen in einer Mischung aus Opfer und Täter agieren. So werden sie als Lehrer beispielsweise heute von dem Staat bezahlt, den sie einst bekämpften. Und mißtrauen ihm immer noch:

Ich habe mein Staatsbürgerkundebuch immer gelesen und verstanden

Der Mauerfall ist für viele immer noch wie ein verlorener Krieg:

Der Gorbatschow ist ein Verbrecher – der hat unsere schöne DDR verraten!

oder auch:

Am 17. Juni gab es keinen Aufstand – das ist doch alles Westpropaganda!

W6270082crNatürlich ist das eine Minderheit – damals wie heute. Es erschrickt trotzdem, wie sehr die damalige Indoktrination weit über das Ende einer Diktatur hinaus fortwirkt, die doch eigentlich nur das Beste wollte – wenn auch nicht unbedingt für die Bevölkerung.

Der linken Weltanschauung, die ja durchaus positiv begann, die Menschen befreien wollte, nicht wie die rechte das Gegenteil wollte, erweisen diese ewig Gestrigen damit einen Bärendienst.

Sie werden „Point Alpha“ also wohl nie besuchen, denn es ist ein ehemaliger Stützpunkt des Klassenfeinds, der US-Armee. Man sah hier hinüber nach Geisa, in die DDR, da man wenn, dann an dieser Stelle, im sogenannten Fulda Gap, einen Einmarsch russischer Panzer befürchtete.

W6270097crUnd auch die Opfer des DDR-Regimes werden sich „Point Alpha“ kaum ansehen – zu groß dürfte der Schmerz sein.

Neugierigen „Wessies“ und eben Schulklassen hat dieses Freiluftmuseum jedoch einiges zu bieten. Neben dem „Haus auf der Grenze“ kann eben der ehemalige Stützpunkt Alpha der US-Armee besichtigt werden sowie ein ehemaliger DDR-Grenzturm. Dieser allerdings nur von außen.

Die im Museum ausgestellte eher gruslige Maske ist übrigens keine Atomschutzmaske, sondern lediglich die Winterausrüstung der US-Armee.

Alle Bilder: Jo Frank

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Im Dunkeln munkeln knipsen

Low-Light-FotografieZum Fotografieren braucht man zunächst mal Licht. Was aber, wenn grad keins da ist und man auch nicht mit eigenen Lichtquellen die einzigartige Stimmung zerstören will?

Die besten Partybilder erhält man bekanntlich, indem man das Licht löscht, 20 Sekunden wartet und dann mit Blitz fotografiert!

Sonst ist Blitzlicht allerdings nicht unbedingt das Mittel der Wahl, wenn es um Aufnahmen bei wenig Licht geht.

Wie es besser geht, erläutert das Fachbuch „Low Light Fotografie“ (eigentlich ein Untitel, es müßte schon „Low Light Photography“ heißen!) des Amerikaners Michael Freeman, das Markt & Technik übersetzt auf Deutsch herausgebracht hat. Gerade das Richtige für jemanden wie mich, der gerne ohne Blitz fotografiert.

Etwas überraschend für Einsteiger – das Buch ist für mittelerfahrene Fotografen bestimmt, nicht für Vollprofis – ist, daß sich mehr als die Hälfte des Buches gar nicht mit dem Fotografieren beschäftigt, sondern mit der Nachbarbeitung der Aufnahmen am Computer. Doch dies ist auch meine Erfahrung: Aufnahmen bei schlechtem Licht werden meist erst dann etwas, wenn man sie im RAW-Format macht und das Ergebnis anschließend nachbarbeitet – im Originalzustand sind Rauschen, Weißabgleich und Belichtung bei Schwachlichtaufnahmen einfach katastrophal.

Auch sind manche Aufnahmen nur mit Ständer Stativ möglich – und da kann man auch so einiges falsch machen.

Neben Romantikern, die gerne bei Mondlicht fotografieren, ist das Buch auch für Reporter, Konzertfotografen & Co. relevant – oft darf ja nicht geblitzt werden oder der Blitz würde die Stimmung „töten“.

Zum Überblick hier das Inhaltsverzeichnis:

einführung 6

kapitel 1
Low-Light 8
licht und sensor 10
grenzen und kompromisse 16
lichtquellen 18
kontrast 20
lichter retten 22
schatten öffnen 26
natürliche schatten 30
farbtemperatur 32
weissabgleich und farbton 34
kameraeinstellungen
für low-light 36
natürliches low-light 38
künstliches low-light 48
farbtemperaturen mischen 58
farbe selektiv ändern 60
farbprofilierung 64

kapitel 2
freihändig fotografieren 66
freihändig oder fest? 68
stabilisieren 72
Stative und zubehör 78
elektroniSch StabiliSieren 82
lichtStarke objektive 86
Schärfe bei offener blende 90
Schärfe definieren 92
techniSche bearbeitung 94
unSchärfe finden 96
unSchärfe korrigieren 104
Schärfentiefe auSweiten 110
bewegungSunSchärfe
korrigieren 112
objektiv- und bewegungSunSchärfe
korrigieren 116
extreme bewegungSunSchärfe 118
bilder in
ebenen kombinieren 120
mitziehen für Schärfe 124
gezielte bewegungSunSchärfe 126
raw bei Schwachem licht 128
raw zweimal entwickeln 132
freihändige hdr-aufnahmen 136
PSeudo-hdr 138
rauScharten 142
rauSchen reduzieren 146
blitzlicht 156

kapitel 3
statisch fotografieren 158
Stative 160
Stative im einSatz 164
StativköPfe 166
befeStigungSmaterial 170
bewegungSunSchärfe mit Stativ 172
langzeitbelichtung
und rauSchen 174
aufnahmeSerie für
rauSchreduzierung 178
kontraStumfang 180
globaleS überblenden 184
manuelleS überblenden 186
emPfindlichkeit überblenden 188
überblenden-Software 190
hdr-aufnahmen 194
hdr-aufnahmen montieren 196
tonemaPPing 200
Photomatix 204
PhotoShoP 206
fdrtoolS 208
eaSyhdr 210
geiSterbilder 212