Britische Medien sind nicht zimperlich. „Sting plays concert for daughter of ‚boil your enemies‘ dictator” schreibt Daily Mail. Seit Anfang dieser Woche empört sich die britische Presse über den Auftritt des Rocksänger Sting auf einem Konzert der usbekischen Präsidententochter Gulnara Karimowa in Taschkent. Auch Mirror und Guardian legen nach und werfen dem „Krieger für die gute Sache“ Heuchelei vor, da er nun für eine Despotentochter singt. Für den Auftritt in Taschkent soll Sting, so schreiben die Briten, bis zu zwei Millionen Pfund kassiert haben. Die Briten stört nicht, dass der Skandal mit vier Monate Verspätung aufgedeckt wird. Sting sang schon im Oktober 2009 in Taschkent.
Das usbekische Regime tritt die Menschenrechte mit Füssen. Nach UN Angaben wird in dem zentralasiatischen Land „systematisch“ gefoltert. Über 6000 Menschen sitzen wegen ihrer Überzeugung in usbekischen Knästen. Kinder werden massenhaft vom Staat zur Sklavenarbeit von den Schulbänken in die Baumwollernte getrieben. Im Mai 2005 ließ der usbekische Präsident Islam Karimow einen Volksaufstand in Andischan mit Panzerwagen blutig niederschießen. Journalisten, Menschenrechtler und Künstler werden in Usbekistan verfolgt, verhaftet, getötet oder außer Landes getrieben. Anfang Februar wurde die usbekische Fotografin Umida Achmedowa in Taschkent verurteilt, da ihre Bilder und Filme das usbekische Volk beleidigt hätten.
Die Töchter des usbekischen Präsidenten, Gulnara und Lola, genießen derweil als Botschafterinnen des usbekischen Staates in Europa das feine Leben und umgeben sich mit Stars und Sternchen. Auch das Mitglied von Amnesty International Sting verfiel dem Charme der Despotentochter. Früher hatte der Rocker allerdings mehr Herz für die Geknechteten und Unterdrückten. Sting engagierte sich gegen die Apartheid in Südafrika und die Pinochet Diktatur in Chile.
Sting verteidigt seinen Auftritt in der usbekischen Despotie. Daily Mail druckt dessen Antworten:
“I played in Uzbekistan a few months ago. The concert was organized by the president’s daughter and I believe sponsored by Unicef.”
Der Guardian kontert. “You can believe it all you like, Sting, but it’s absolute cobblers – Lost in Showbiz has checked it out with Unicef, who tactfully describe themselves as „quite surprised“ by your claim.”
Sting erklärt sich weiter:
„I supported wholeheartedly the cultural boycott of South Africa under the apartheid regime because it was a special case and specifically targeted the younger demographic of the ruling white middle class.
‚I am well aware of the Uzbek president’s appalling reputation in the field of human rights as well as the environment. I made the decision to play there in spite of that.
‚I have come to believe that cultural boycotts are not only pointless gestures, they are counter-productive, where proscribed states are further robbed of the open commerce of ideas and art and as a result become even more closed, paranoid and insular.
‚I seriously doubt whether the President of Uzbekistan cares in the slightest whether artists like myself come to play in his country, he is hermetically sealed in his own medieval, tyrannical mindset.’”
Der ehemalige britische Botschafter in Usbekistan Craig Murray kommentiert Stings Verteidigung genüsslich:
“But this really is transparent bollocks. He did not take a guitar and jam around the parks of Tashkent. He got paid over a million pounds to play an event specifically designed to glorify a barbarous regime. Is the man completely mad?
Why does he think it was worth over a million quid to the regime to hear him warble a few notes?
I agree with him that cultural isolation does not help. I am often asked about the morality of going to Uzbekistan, and I always answer – go, mix with ordinary people, tell them about other ways of life, avoid state owned establishments and official tours. What Sting did was the opposite. To invoke Unicef as a cover, sat next to a woman who has made hundreds of millions from state forced child labour in the cotton fields, is pretty sick.
Next time you see Sumner on television warbling on about his love for the rain forest, switch him off.”
Der britische Botschafter Murray wurde vom diplomatischen Dienst entfernt, nachdem er aufgedeckt hatte, das britische, US, und deutsche Geheimdienste Erkenntnisse von Folteropfern aus Usbekistan nutzten. Murray schrieb über die Zeit in Usbekistan das Buch „Ein Mörder in Samarkand. Am 20 Februar 2010 wurde es von der BBC vertont.
Sting ist nicht der einzige Künstler, der für Gulnara Karimowa sang. Auch Rod Stewart und Julio Iglesias reisten nach Taschkent. Christiano Rondaldo, der Fußballer von Real Madrid, besuchte im Dezember. die Despotentochter.
Karimowa trifft auch immer wieder gerne die Vizechefin von Chopard Caroline Scheufele. Und Claudia Schiffer zeigte sich mit der Tyrannentochter, wie so viele andere.