Am 2. August fand im Westfalenpark Dortmund zum 13. Mal das eintägige Juicy Beats-Festival für elektronische Musik statt.
Letzten Samstag machte ich mich am frühen Nachmittag mit ein paar Freunden auf in den Westfalenpark zur 13. Auflage von Juicy Beats, um elektronischen Klängen zu lauschen und nebenbei ein wenig im Grünen zu relaxen.
Den Veranstaltern kam die Love Parade zum Glück noch rechtzeitig in die Quere, ansonsten hätte das Festival wie ursprünglich geplant bereits Ende Juli stattgefunden, wobei die Feierlaune wohl wie bereits einmal erlebt im Schlamm stecken geblieben wäre, mal abgesehen von einem ausgetauschten Headliner.
Puristisch gibt sich das Juicy Beats ja inzwischen auch nicht mehr, jedenfalls hätte ich eine ziemlich elektronikfrei-instrumentierte Indie-Band wie Get Well Soon nicht unbedingt dort erwartet, aber das schadet ja nicht. Sie traten auch passend auf der FZW-Bühne auf, nachdem sie im April noch im FZW gastierten.
Aber vorher sollten dort die Jungs von der Mediengruppe Telekommander in ihren schicken Ganzkörperglitzeranzügen mit Elektropunk für reichlich Spaß sorgen. ("Das Vinyl ist unauffindbar – wie kann das nur sein – stattdessen werdet ihr jetzt Pop – bis zum Erbrechen schrei’n"; "Gib mir ein T-shirt – Mit Andreas Bader drauf – und einen Catwalk – für den Tagtraumdauerlauf – komm, hol auch du dir – preisgünstig Revolution – mit ein, zwei Freibier – und Che Guevara-Kondom").
Am Abend legten Mouse on Mars auf der Hauptbühne / Festwiese ein gutes Set hin, aber mit angezogener Handbremse und wegen unendlicher Frickelumbaupause etwas zu kurz geraten; so richtig Bewegung kam im Publikum dabei leider nicht auf – am ehesten noch bei alten Hits wie ‚Distroia‘ -, ansonsten braver Applaus.
Mit der Publikumsanimation hatte der Headliner, das deutsch-türkische Indie-Elektro-Duo Digitalism, anschließend keinerlei Probleme: die beiden rockten wirklich gut und auch nach einer minimalistischen Drumpad-Einlage aufgrund des zwischenzeitlichen Totalausfalls der Maschinen ging es rechtzeitig zu den einsetzenden Schauerböen munter weiter.
Nach den Live-Acts zogen wir von einer zur anderen Party-Location, wobei ich den Eindruck hatte, je später der Abend wurde, desto mehr sah es nach Oberstufenparty aus, also drängte es uns abschließend doch wieder zur älteren domicil-Fraktion im großen Zirkuszelt zu etwas verlangsamter Tanzmucke von Carsten Helmich.
Noch ein paar kleinliche Anmerkungen zum organisatorischen Teil:
die Getränkepreise waren schon mal professionell gestaltet: 3 EUR für 0,3l Bier oder Biergemisch. Umso weniger professionell der Ausschank; man ist ja schließlich sehr Intershop-verhätschelt.
Dazu ein Vorschlag fürs nächste Jahr: anstatt Unmengen Geld für die Zaunbewachung zu verprassen – der Park konnte am Samstag gewiß mit vergleichbaren Hochsicherheitstrakten mithalten -, sollten sich die Veranstalter mal durch den Kopf gehen lassen, in besser ausgebildetes Zapfpersonal zu investieren, dann fluppt der Umsatz auch und kann kleine finanzielle Verluste durch Schmuggelalk mehr als ausgleichen. Nur dazu müßte wohl die Vergütung exorbitant steigen. Noch mehr ahnungslose Hilfskräfte helfen da leider auch nicht.
Ein echtes Highlight an diesem Abend war ein – immerhin sehr geselliges – knappes halbes Stündchen Schlange stehen vor der Gastronomie Buschmühle für einen Becher lauwarmen Pilsschaum. Auch wenn das laue Gebräu mehr knallt, die Gefahr, sich zu betrinken, bestand an diesem Abend eher nicht.
Durch die Einführung von mindestens zwei inkompatiblen Pfandbechersystemen kamen wir auch in den Genuß, jeden Bierstand einmal näher kennen zu lernen.
Im nachhinein hätte ich mir noch gewünscht, für kurze Zeit jemanden von der Sicherheitsarmee ausborgen zu können, der zwischenzeitlich ein paar persönliche Mitbringsel bewacht, denn wer glaubt, ein unbeaufsichtigtes Fläschchen ja!-Wasser und eine abgerissene Iso-Matte aus den frühen 90ern werden keinerlei fremdes Interesse wecken, der irrt. Leider war die Security aber wohl schon gänzlich damit ausgelastet, illegale Eindringlinge und Alkoholschmuggler zu ertappen und abzuschieben.
Wer diesen feuchten Sommer noch nicht genug hat von Open-Air-Beschallung, der begibt sich morgen ins Sauerland zu Olpe-Olé, das toppt sicherlich noch Love Parade, Juicy Beats und Waltroper Parkfest zusammen: das Aufgebot liest sich wie die Crème de la Crème der gepflegt dumpfen Unterhaltung:
Mark Medlock, Olaf Lasso Henning, Mickie Krause, Nic, Markus das rote Pferd Becker und Achim Wolle Petry junior; ein Blick auf die Webseite lohnt in jedem Fall!