Grüner Eifel-Oli geht auf Kohlenklau

Unser Autor Martin Kaysh in der Rolle des Steigers beim Geierabend Foto: Geierabend
Unser Autor Martin Kaysh in der Rolle des Steigers beim Geierabend Foto: Geierabend

Fremde, eigentlich unbedeutende Orte lernt man oft durch Erdbeben, Springfluten und Bürgerkriege kennen. Guernica etwa kennen wir wegen seiner Zerstörung durch die Legion Condor am 27. April 1937, hauptsächlich aber durch Picassos Bild. Politiker mit Aufmerksamkeitsdefizit, die also zu wenig Aufmerksamkeit auf sich ziehen, müssen sich nicht selbst zerstören, sie flackern kurz auf durch möglichst abwegige Forderungen. Oliver Krischer war lange und unbemerkt stellvertretender Fraktionsvorsitzender der Grünen im Bundestag, ehe er gestern auffällig wurde.

Er gönnt den Bergleuten und Rentnern der Steinkohlezechen ihr Deputat nicht, diese Hausbrand genannten kostenfreien Kohlelieferungen. Funkes Zeitungen zitieren den Vize: „Finanziert wird das über die Steinkohlesubventionen von Bund und Land NRW. Es ist ungerecht, wenn die Ruheständler des Kohlebergbaus eine exklusive Zusatzrente auf Staatskosten bekommen, Millionen andere Rentner aber nicht.“ Was Krischer da veranstaltet, ist ein Antifringsen, ein Kohlenklau von oben herab.

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Kay mit der Kiste – Voges inszeniert in Dortmund 4.48 Psychose

psychose

Immer wieder kommt Dortmunds Schauspielintendant Kay Voges mit der Kiste. Im Meister und Margarita dreht sie sich, ist viele Orte gleichzeitig. In Lotz´ “Einige Nachrichten an das All“ steht sie plötzlich in der Landschaft, dümpelt auf dem Nebelsee, wird im Spin-Off „Endspiel“ zur möbelfreien Behausung von Clov und Hamm. Im Goldenen Zeitalter spielt sie Fahrstuhl,  Ibsens Nora wird sie nordische Familienbungalowhölle.
Jetzt also wieder, im Studio, zur druckvollen und drogenfreien Premiere von Sarah Kanes „4.48 Psychose“ eine Kiste, Kubus genannt, wir sind schließlich im Kulturbetrieb. Je nach Beleuchtung wird sie Lichtgefängnis oder Röntgenkasten, auf allen vier Seiten gazebespannt, Projektionsfläche, misst vielleicht vier Meter im Quadrat, so sperrig, dass wir Zuschauer uns in die Ecken quetschen im Studio, das selbst auch so ein schwarzer Kasten ist.  Die Gazekiste lässt uns uns selbst beim Beobachten zuschauen. „Opfer. Täter. Zuschauer.“ heißt es im Stück. Der Kasten schafft bizarre Bildwelten, hervor kommt, wie von Geisterhand, manchmal Schrift an der Wand.

Kanes Psychose ist ein Text, der nicht Figuren zugeordnet ist, was man heute so macht auf der Bühne. Voges teilt ihn auf, zwei Männer, eine Frau, Björn Gabriel, Uwe Rohbeck, Merle Wasmuth. Das ist gut so und im Nachhinein folgerichtig, wie das immer so ist bei gelungenen Inszenierungen. Psychose, die Persönlichkeit löst sich auf, wer gerade Irre ist oder Irrer und wer Wärter, Therapeut natürlich, das ist eine alte Frage, mit der schon Edgar Allen Poe spielte in seinem System von Dr. Teer und Prof. Feder.

Der trockenste Psychotiker/ Therapeut ist dabei Rohbeck. Er greift nicht in Mottenkiste der Gefühle, besorgt es uns scheinbar rücksichtslos (auf sich selbst) und damit umso eindringlicher, die Kollegin schert sich eindrucksvoll die Haare, ist bald blutbesudelt und jammervoll, ein haufen Elend, Würde dennoch behauptend.  Auch richtig, denn bei allem

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Schauspiel Dortmund: Das goldener Zeitalter – Wortarm im Bildreich

Das Goldene Zeitalter Foto: Birgit Hupfeld Lizenz: Copyright
Das Goldene Zeitalter Foto: Birgit Hupfeld Lizenz: Copyright

Trösten soll uns dieses Theater. Jedes Jahr erneut, wenn der Sommer zu Ende geht, es schmuddelig wird draußen, herbstlich und kühl, wenn die Dunkelheit sich irgendwann schon um halb fünf durch die Straßen schiebt, dann, immer wieder, sperren diese Kulturbuden die Türen auf und zeigen, was die Menschen da drin so geübt haben in den letzten Wochen. Zeigen, wie es weitergeht in diesem Leben oder auch nicht. Und wenn da keine Lösung ist, haben sie sich doch Mühe gegeben, stellvertretend für uns. Wir finden dann die Schauspielerin knorke, den Regisseur blöd oder genial und die Musik zu laut. Egal, wir gehen anschließend noch was essen oder trinken. Im Grunde gilt die Vereinbarung: Um halb acht geht der Vorhang hoch, und am Ende, nach zwei Stunden, sind alle tot oder immer noch verheiratet. (Was gerade im modernen Text ein geringer Unterschied ist).

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ZDF: PARTEI-Vorsitzender Sonneborn vorübergehend abgeschaltet

Wenn morgen in der „heute show“ im ZDF Reporter Martin Sonneborn nicht auftaucht, so ist das nicht meine Schuld. Satiriker Sonneborn sollte dort eh nicht erscheinen, man habe andere Gäste eingeplant. Das jedenfalls sagt mir ZDF-Sprecher Peter Gruhne, äußerst freundlich, etwas zerknirscht. Eine Antwort und Sprachregelung, die mir friedensorientiert gefällt. Zuvor hatte ich mich aufgeregt, weil Sonneborn, dessen Partei „Die PARTEI“ zur Bundestagswahl antritt, sich letzten Freitag noch in der „heute show“  verbreiten durfte. Wohlgemerkt: Sonneborn ist Gründer und Vorsitzender dieser Partei. Ich schreib über mein Unbehagen bei Facebook. Ruhrbarone-Kollege Stefan Laurin fand mich daraufhin eher spießig, der ehemalige Kanzlerkandidat der APPD, Wolfgang Wendland kommentierte bei Facebook ebenfalls: „Quatsch“.

„Mh“, möchte ich nun klugscheißerisch sagen, weil es mit hier einmal ums Grundsätzliche geht. Peter Gruhne, selbiger, äußerst freundlicher ZDF-Sprecher bestätigte heute Nachmittag am Telefon, der Auftritt von Martin Sonneborn „war eigentlich ein Fehler.“ Nachfrage: „Eigentlich?“ Korrektur: „Er war ein Fehler. So etwas sollte nicht vorkommen.“ Man habe mit den

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Dortmund holt den Pokal – Schauspiel gewinnt beim NRW-Theatertreffen

Vor einiger Zeit skandierte ich auf der Facebook-Seite des Dortmunder Schauspielhauses: „Berlin, Berlin! Wir fahren nach Berlin!“, das sei ein schöner Spruch, den ich nicht nur im Stadion, sondern bald gerne auch mal im Schauspielhaus hören wolle. Jetzt ist Bielefeld nicht Berlin, liegt aber immerhin auf dem Weg dahin.

Gerade eben wurden in der real existierenden Stadt in Ostwestfalen die Gewinner des NRW-Theatertreffens bekannt gegeben. Was soll ich sagen? Dortmund holt den Hauptpreis.

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Panscherjäger – Der Dortmunder „Verein Deutsche Sprache“ dreht durch

kraemerDer „Verein Deutsche Sprache“ (VDS) will auffallen. Leider wird er auffällig, und er wird ausfallend. Eigentlich ist der Club zum Kotzen. Seine Deutschtümelei mag ja bei manchem behagliche Gefühle auslösen. Aber SPD-Generalsekretärin Andrea Nahles vorzuwerfen, sie lasse „keine Gelegenheit vergehen, die Sprache ihres Herrenvolkes auch in Deutschland zu verbreiten“, geht nun mal gar nicht. Nicht mal im verunglückten Scherz. Nicht mal, wenn es sich um das vereinsintern verpönte Englisch, besser: Denglisch, also das eingewanderte oder eingeschleppte Englisch handelt, beim vermeintlichen Herrenvolk von Andrea Nahles in diesem Universum also um die US-Amerikaner.
Nun aber mal schrittweise. Der VDS sitzt in Dortmund, wird angetrieben von Walter Krämer, einem Statistikprofessor der dortigen TU. Bekannt wurde der als Co-Autor des „Lexikons der Populären Irrtümer“. Das erschien vor 17 Jahren, war damals ganz amüsant, sehr erfolgreich und gehört unbedingt in die Kategorie der Verschenkbücher, die direkt nach dem Kauf 90 Prozent ihres Wertes einbüßen, also nach Aufreißen des Geschenkpapiers mit ihm quasi schon Müll sind..

Einmal im Populären angekommen, wollte Krämer vom Medienrummel wohl nicht mehr lassen und gründete seinen Sprachverein. Der kommt heute in der Öffentlichkeit nicht immer gut davon, mal googele ihn mal kurz oder treibe direkt

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Strukturwandel? Lächerlich. Fußnote, allenfalls.

Indisches Kohlerad

Vergiss es. Strukturwandel im Revier, wovon reden wir? Allein 2011 haben die Zechen weltweit etwa so viel Kohle gefördert wie das Ruhrgebiet in seiner 200-jährigen Geschichte. Theodor Grütter bringt diesen Vergleich, der Direktor des Ruhrmuseums, im Pressegespräch zur neuen Ausstellung „Kohle. Global“, erzählt es auf Zeche Zollverein in Essen. Erwähnt aber auch, dass Zollverein mal die größte Tiefbauzeche der Welt war. So geht es weiter. Dieses große Haus in dem immer wieder vergeblich nach Größe strebendem Ruhrgebiet macht sich und seine Heimat unendlich klein mit der Schau. Global gesehen sind wir in der Welt der Kohle gerade mal eine Fußnote. Aber die wird ja heute selbst in Doktorarbeiten gerne mal vergessen.

Schon 60 Jahre dauert nun der Strukturwandel, der eigentlich nur ein Abschied von einer Episode ist. Kohle ist eine Sache der Geologie. Die Maßeinheit der Geologen ist ein Mega-Annus, das Jahrmillionen. Das Karbon, das wir mit der Steinkohle verbinden, liegt etwa 350 davon hinter uns. In Ziffern also: 350 000 000 Jahre.

Jämmerlich dörflich erscheint der Streit um ein paar Meter Abstand, die dem Eon-Kraftwerk in Datteln angeblich fehlen, ein Streit der ebenso deutsch gründlich wie stellvertretend die weltrettende Grundsatzfrage zum Einsatz fossiler Energien klären soll. Dabei ist weltweit Kohle der Energieträger Nummer

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Mehr Konfetti war nie – Kay Voges inszeniert in Dortmund „Das Fest“

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Kay Voges. Um mal gleich den 12. Punkt des Keuschheitsgelübdes 20_13 zu erfüllen. Höh? „Der  Name des Regisseurs darf nie in Vergessenheit geraten“, heißt es in dem Pamphlet, das im Dortmunder Theater wortreich in einem Vorspiel von der Bühne herunter verteilt wird. Nichts für Leute, die zu Weitsichtigkeit neigen oder im dämmrigen Saallicht ohne ihre Stirnlampe eng gesetzten Text auf dunkelrotem Papier nicht entziffern können. Auch nichts für Menschen, die damit rechnen, dass erst einmal das Bühnengeschehen gesehen sein will. Aber alles für Vorbereitete.

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Annette Schavan: Der Rücktritt, die Promotion und die Buntstifte

Annette Schavan Foto: AndreasSchepers Lizenz: CC
Annette Schavan Foto: AndreasSchepers Lizenz: CC

Annette Schavans Rücktritt folgt leider der politischen Logik. letzte Nacht habe ich mir mal die Geschichte der Uni Düsseldorf angeguckt und verstehe jetzt einiges anders. Das war ursprünglich ein Prutschladen, der erst kurz vor Schavans Promotion richtige Uni geworden war. Sie wurde mit der Eingliederung der alten PH Neuss quasi mit übernommen.

Nun kenne ich ihre Arbeit nicht. Ich kenne aus dieser Zeit aber Abschlussarbeiten anderer Pädagogik-FHs. Da konntest du mit Buntstiften schreiben, selbst gemalte Bilder einkleben, Wollfäden zu Bildern formen, auf Literatur vollkommen verzichten und über Dein eigenes Bastelprojekt in der Vorstadt schreiben. Der Dipl. Soz. päd. mit Auszeichnung war Dir sicher.

Was ich sagen will: Ihr Lehrstuhl war damals hochgradig interessiert, Abschlüsse rauszuhauen. Die aufnehmende Uni war ebenso hochgradig daran interessiert, durch Abschlüsse als ernsthafter Wissenschaftsbetrieb zu gelten. Institutionelle Erfahrung mit Doktorarbeiten hatten beide nicht. Schavan hat wohl das geliefert, was man von ihr erwartete. Eine anständige Betreuung seitens des „Doktorvaters“, Motto: „Mädchen, da musst du noch mal drangehen“, hätte die späte Katastrophe früh verhindert.

Wenn der Fakultätsrat heute, seine Unabhängigkeit wahrnehmend, den Titel entzieht, entzieht er sich vor allem auch der Geschichte seiner Universität. Er will die armen Verhältnisse, aus denen sie stammt, verschleiern, indem er sich dem heutigen Rankinggeschäft hingibt.

Dortmund fickt nicht gerne

Blöd ist er nicht, der Dortmunder. Aber er gibt sich verdammt viel Mühe, stets so zu erscheinen. Mit dem stümperhaften Versuch, ein Theaterplakat zu zensieren, landet er mal wieder einen Volltreffer.

Am Freitag eröffnete das Schauspielhaus die Saison mit einer Inszenierung des Chefs Kay Voges. Für „Einige Nachrichten an das All“ wurde kräftig geworben. Die Premierengäste wurden beschenkt mit Kondomen, versehen mit der Aufschrift: „Wir befinden uns in einer Explosion, Ihr Ficker! – Wolfram Lotz“. Das Präsent mit dem Autorenzitat kann man lustig oder pubertär finden oder man kann den nächsten geschützten Geschlechtsverkehr mit dem Teil kulturell überhöhen.

Nun wollte das Theater mit dem Spruch auch Außenwerbung betreiben, Plakate aufhängen in Schaukästen, die den Stadtwerken DSW 21 gehören. Es kam erwartungsgemäß. Der Ficker missfiel. Wahrscheinlich dachte man an Kinder, deren

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