Kronen, Kiffen, Kommunisten – Der 1.Mai in Recklinghausen

Abacus - Timecruiser Foto: Jan Wessels / Abacus Theater / Fools.nl

Scheinbar beherrscht die Londoner Hochzeit dieses Jahr den 1.Mai auf dem Hügel der Recklinghäuser Ruhrfestspiele. Kinder, aber auch viele Erwachsene laufen mit Pappkronen herum, die es früher gab, wenn du Kindergeburtstag bei MC Donald´s gefeiert hast. 80 000 Leute sollen heute bei der Eröffnung der Ruhrfestspiele sein. So steht es am nächsten Tag in der Zeitung.

Der Redner redet. Er hat vielleicht 200 Zuhörer. Jedenfalls  stehen etwa 200 Menschen um ihn herum. Manch einer redet mit dem Nachbarn, einige halten Fahnen. Die DKP gibt es auch noch. Ihre Fahne ziert Rosa Luxemburg, nehme ich an. Sahra Wagenknecht wird es wohl kaum sein, auch wenn die immer gern so aussieht wie Rosa und den Eindruck erweckt, als rechne sie fest damit, schon morgen als Leiche im Landwehrkanal zu treiben oder zumindest im Rhein-Herne-Kanal.

Dazu gesellt sich „Die Linke“. Sie zieht einen Bollerwagen hinter sich her. Das ist die gelungene Synthese aus Arbeiterkampftag und Maiwanderung ins Grüne. Auf dem Bollerwagen liegen denn auch leere Bierbüchsen, mit Pappe umwickelt und diesem Atomstrahlenzeichen bedruckt. Unter den Bierbüchsen begraben liegt ein Plastikskelett. Ach so, Die Linke ist auch gegen Atomkraft. Wir sind ja nicht 1986 und in der DDR. Da erklärte mir ein armer FDJ-Funktionär, dass die sozialistischen Atomkraftwerke sicher sein, systembedingt. Sie befänden sich schließlich in Volkseigentum, und im Gegensatz zum Kapitalismus bringe der Sozialismus sein Volk nicht um. Ein halbes Jahr nach Tschernobyl klang das etwas merkwürdig.

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Plastikpullen statt Champagnerflaschen – In der Dortmunder Nordstadt wohnt die neue FDP

Gestern Mittag in Dortmund. Ein Termin, auf dem man nichts erwartet. Nicht mal einen ordentlichen Kaffee. Spendenübergabe bei BoDo in der Mallinckrodtstraße. Besucher des Geierabends, dieses Ruhrgebiets-irgendwie-Karnevals, haben 5500 Euro gegeben. Die Alternativnarren, sich keines müden Gags zu schade, haben den Betrag auf 5555,- aufgerundet, schleppen den üblichen überdimensionierten Sparkassenscheck an und lassen sich im gut sortierten Buchantiquariat von der Lokalpresse ablichten.

Der Pressemann der Possenreißer, ein ansonsten recht origineller Elektronikmusiker, ist zufrieden. Die Leute von BoDo, dem Straßenmagazin, scheinen glücklich. Inmitten dieses Provinzallerleis steht Udo Muschkies (48), seine sehr schwangere Frau Moni (wesentlich jünger)  untergehakt, hält zwei mit Plastikflaschen gefüllte Müllsäcke in die Kameras und achtet darauf, dass seine Rolex gut sichtbar ist. Auf der Uhr ist es fünf nach sechs. Muschkies ist, das wissen die wenigsten, Vorsitzender des bis dato unbekannten FDP-Ortsvereins Dortmund Nordstadt. Ein Spontaninterview.

?: Herr Muschkies…

Muschkies: Sagen Sie ruhig Udo, wir sind hier nicht so…

?: Man erwartet nicht unbedingt einen FDP-Vertreter bei so einem eher linken Projekt.

Udo: Es gibt auch einen mitfühlenden Post-Neoliberalismus, für den stehen wir Liberalen in der Nordstadt. Außerdem ist für uns dings… äh… Solidarität kein Fremdwort.

? Sie überreichen den Verkäufern der Straßenzeitung zwei Säcke mit leeren Plastikflaschen. Beleidigen Sie damit nicht die Beschenkten?

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Zurück in der Truman Show – Die Goldene Kamera

Wo war eigentlich Bernd Eichingers Sarg bei der Goldenen Kamera am Samstag? Den hätte man doch auch schön zur Schau stellen, feierlich auf der Bühne platzieren können. Bitteschön, der Zuschauer lässt sich auch vom überraschenden Tod gerne rühren, solange es nicht der eigene ist. Im Sarg hätte nicht mal wirklich der Tote liegen müssen, hätte schon keiner nachgeschaut, war schließlich nur Fernsehen.  Wo Gefühle vor allem willkommen sind, nicht wenn sie wahr, sondern wenn sie telegen sind.

Wegen dringender Bühnenarbeiten komme ich mir derzeit häufig so vor wie jemand, der viel zu spät zu einer Party erscheint, auf der schon alle besoffen sind oder andere, weniger legale Drogen verspeist haben. Den so genannten Coup (professionell auch: „Scoop“) habe ich erst spät nachts in der ZDF-Mediathek gesehen. Ich wusste nicht, ob ich bei einer freakigen Show gelandet war und schnell Drogen nachschmeißen sollte, um mithalten zu können. Ich entschied mich dann doch zum enthaltsamen Entsetztsein. Um mal die Hälfte des anzunehmenden Hasses von mir abzulenken: Ich freue mich sehr für Monica Lierhaus, wenn es ihr gut geht, besser geht, wenn sie zuversichtlich in die Zukunft schaut und daran arbeitet, dass diese Zukunft täglich besser wird. Das ist toll, das ist ein großer Erfolg für sie. So wie es ein großer Erfolg wäre für jeden, der eine vergleichbare Geschichte erlebt hat.

Aber was bitteschön soll dieses roboterhafte Auftreten, dieses Ablesen eines wahrscheinlich mühsam eingeübten Textes mit metallsurrender Stimme vor etwa tausend meist relativ belanglosen Mitarbeitern der Fernsehindustrie und etwa viereinhalb Millionen Fernsehzuschauern? Es ist richtig, dass die Verantwortlichen einer Rehabilitationsmaßnahme ihre Patienten motivieren, dass sie ihnen Ziele setzen. Das gilt für eine Sportmoderatorin genauso wie für einen Frührentner aus Duisburg, den man mit der Aussicht auf einen Spaziergang mit dem Hund motiviert, oder für einen Zerspanungsmechaniker bei ThyssenKrupp, der darauf hinarbeitet, an seinen alten Arbeitsplatz zurück kehren zu können. Es ist aber ebenso wichtig, dem Patienten beizubringen,  mit dem veränderten Leben nach einem Schlaganfall, Aneurysma, Unfall oder nach einer Amputation  klarzukommen.

Wäre die Kulisse etwa 500 000 Euro billiger gewesen und hätte statt Günter Netzer eine TV-Bratze wie Britt statt ernstzunehmender schlecht imitierte Gefühlsregungen gezeigt, hätte man sich im normalen Fernsehmüll des RTL-Nachmittags gewähnt. Dort vermutet man auch eher den Hang zu öffentlichen Heiratsanträgen.

Aber es war eine neue Form der Scripted Reality, es war die Goldene Kamera, es war im ZDF. Wobei der Lierhaus-Scoop jede Diskussion erübrigt, warum ein paar lächerliche Bierstände bei Thomas Gottschalk Furore machen, diese Veranstaltung des Springerkonzerns aber nicht als Dauerwerbesendung gekennzeichnet wird. Die „Hörzu“, dieses tantenhafte Fernsehprogrammheft mit auf niedrigem Niveau dümpelnder Auflage, hatte seinen Höhepunkt wahrscheinlich, als das Radio seinen Schwerpunkt von der Mittelwelle auf UKW verlagerte. Es muss vierzig Jahre her sein, dass mein Vater als Preis für ein gelöstes „Hörzu“-Kreuzworträtsel einen Schmuckkasten mit Pralinen gewann und fortan in der Straße als gewiefter Intellektueller galt.

Natürlich ist die Goldene Kamera nicht der unglaublich armselige „Steiger Award“ eines Sascha Hellen. Während der umtriebige PR-Profi aus dem Pott wahrscheinlich nur schauen muss, wer von seiner Politiker- und Promirestehalde gerade völlig terminlos ist, wird man bei Springer schon hin und wieder den Agenten eines einzufliegenden Hollywoodstars eindringlich auf die mögliche Win-win-Situation hinweisen müssen. Oder man passt gerade gut in die Werbestrategie eines Filmverleihs.  Doch die Goldene Kamera ehrt in der Regel lieber einen Tatort als Dominik Graf. Fernsehprofis wie Roman Brodmann, Georg Stefan Troller, Gordian Troeller, Axel Corti oder Eberhard Fechner werden den meisten Gästen der Springerzeremonie eher unbekannt sein.

Das Fernsehen darf verletzte Menschen zeigen. Das muss es manchmal sogar, wenn es um verprügelte Asylbewerber in Mecklenburg-Vorpommern geht oder um Katastrophenopfer in der Karibik. Das Medium hat sich mittlerweile darauf versteift, selbst bei der letzten Selbstentblößung Unbekannter in schauderhaften Billigformaten darauf  hinzuweisen, der Bloßgestellte habe sich freiwillig zur öffentlichen Demütigung verpflichtet. Über Sendungen wie das „Dschungelcamp“ können sich allenfalls noch die Schützer australischer Schleimmaden aufregen. Den Rest spült eine Welle berechtigter Schadenfreude weg.

Am Samstag aber kam Monica Lierhaus auf die Bühne, auf eigenen Wunsch, wie im Nachgang betont wurde. Die Erzeugung von Schadenfreude konnte nicht das Motiv der Veranstalter sein. Lierhaus erhielt einen Ehrenpreis in einer ungenannten Kategorie, die man allenfalls ahnen kann. Nächstenliebe kann aus rein systematischen Gründen nicht das Motiv eines Medienkonzerns sein, egal wie lieb die Chefin die Geehrte hat. Wahrscheinlich hat Monica Lierhaus den Fantasiepreis aus einem Grund, und das völlig zu Recht erhalten: Für den direkten Appell an das limbische System der Zuschauenden. Ihre Aufgabe war das Auslösen von Emotionen. Die Tränen der anderen Showbeschäftigten bewiesen, dass man bei Springer mit der Ehrung richtig gelegen hatte. Tränen schlagen Erkenntnis. Auch wenn man das vorher wusste, Hörzu und ZDF haben es noch einmal eindrucksvoll vorgeführt.

Investigative Journalisten werden hoffentlich bald recherchieren, warum die Moderatorin der ARD-Sportschau ihren ersten öffentlichen Auftritt ausgerechnet im ZDF feierte, auf einer Veranstaltung  des Springerkonzerns, der sich zumindest in der Frühphase der Erkrankung nicht so gern wie andere an die Bitte um Zurückhaltung hielt. Soweit mir bekannt, halten in Kündigungsprozessen Anwälte die Mandanten an, ihre Arbeitskraft dem alten Arbeitgeber anzubieten. Das sichert den Geschassten einige Rechte. Die ARD, alter Arbeitgeber von Monica Lierhaus, reagierte ziemlich perplex auf den Wunsch der Rückkehrerin, bald wieder vor der Kamera zu stehen. Im Ersten muss man den Auftritt bei der Konkurrenz als Affront begriffen haben. Ihr Comeback hätte Monica Lierhaus auch im Haussender beim Kollegen Beckmann zelebrieren können. Dessen Spezialität sind doch einfühlsame, widerwort- und barrierefreie Interviews mit Schicksalsgebeugten. Bevor die große Medienwelle überschwappte, wollte man beim Ersten erst heute Nachmittag, mit drei Tagen Verspätung, Stellung nehmen. Wer dann etwa den ARD-Programmdirektor Volker Herres am Montag im Radio hörte, ahnt, dass ernsthafte Freude schon mal anders klingen kann.

Um nichts falsch zu verstehen: Joachim Löw nach einem Länderspiel zu fragen, ob die Italiener in der zweiten Hälfte auf dem rechten Flügel nicht Schwächen offenbarten, ist eine Arbeit, die man können muss. Monica Lierhaus hat gezeigt, dass sie das kann, dass sie die richtigen Fragen stellen kann. Aber das ist alles nur Fernsehen. Jeder Altenpfleger, der sich bei seinen Heimbewohnern erkundigt, ob sie zum Klo möchten oder ob die Suppe zu heiß ist, stellt täglich hundertfach wichtige Fragen. Aber das ist nur das Leben und nicht das Fernsehen. Monica Lierhaus scheint den Unterschied derzeit nicht zu erkennen. Das war das eigentlich Traurige an ihrem Auftritt. Und das löste wahrscheinlich die direkte Reaktion des Saalpublikums mit aus. Die latente Angst, selbst schlagartig ausgestoßen zu sein aus der selbsterwählten Truman Show.

Das Goldene Springer-ZDF arbeitet wahrscheinlich schon an der nächsten Preisverleihung. Man könnte doch mal bei Gaby Köster nachfragen. Der hat ein Springer-Blatt doch auch nachgestellt, bis es von einem Gericht gestoppt wurde. – Schade, das wird nichts. Bei Wikipedia, dem gehobenen Recherchetool der Durchschnittspresse, sehe ich gerade, sie wird wohl schon im März zur Leipziger Buchmesse wieder auftreten. Wikipedia zitiert einen Angehörigen: „Sie ist natürlich nicht mehr die Gaby, die sie vorher war, aber es geht ihr gut“. Springer-Scoops gehen anders.

Nachhaltigkeit bei der Ruhr.2010 – Die Schilder stehen noch

Die Ruhr.2010 hört nicht einfach auf, nur weil das Jahr zu Ende  ist. Dann müsste auch Schröders Agenda 2010 seit Neujahr Geschichte sein. Die Kulturhauptstadt setzt auf Nachhaltigkeit.  Angeblich kamen 10,5 Millionen Besucher. Das klingt gut. Aber selbst das spanische Provinzstädtchen Santiago de Compostela hatte im letzten Jahr 9,2 Millionen Gäste. Gut, da war 1 Papst dabei. An die Ruhr reisten immerhin gleich zwei Bundespräsidenten. Letztlich müssen die Ruhr.2010-Besucherzahlen enttäuschen. Denn in einer Umfrage aus dem Jahr 2008 gaben 69 Prozent der Bundesbürger an, „sicher“ oder „vielleicht“ die Kulturhauptstadt zu besuchen. Das wären immerhin 55 Millionen gewesen. Rückblickend blieb dann doch viel Luft nach oben.

Anlass für das gestern Abend eigens gegründete Callcenter Ruhr.2011, einmal nachzufragen mit Forsa-Methoden. Mit ungebeten Anrufen zur Abendbrotzeit. Warum die Menschen fernblieben und wie man sie 2011 vielleicht doch noch im Zuge der Nachhaltigkeit hierher locken kann. Erste Stadt: Osnabrück. Gut eine Stunde vom Ruhrgebiet entfernt und mit Kultur nicht allzu arg gesegnet.

Callcenter:  „Schüling von der Kulturhauptstadt Ruhr.2011. Haben Sie davon schon mal etwas gehört?“

Herr H.: „Sie wollen mir sicher etwas verkaufen?“

– „Nein, nur nachfragen.“

– „Davon habe ich gehört, auch davon im Fernsehen gesehen.“

– „Viele Bundesbürger hatten vorher die Absicht bekundet zur Kulturhauptstadt zu kommen. Sie waren auch nicht da?“

– „Nein, wir waren auch nicht da.“

– „Gibt es gute Gründe dafür?“

– „Da gibt es eigentlich keine Gründe. Wir hatten auch die guten Vorsätze. Wir haben aus gesundheitlichen Gründen die Fahrt nicht auf uns genommen.“

– „Wir sind ja nachhaltig. Wir haben die Hinweisschilder alle stehen gelassen, die Museen auch. Wir wollen im März das Still-Leben auf der Autobahn wiederholen, aber dieses Mal nicht mit den blöden Tischen, sondern mit Autos, 60 Kilometer Dauerstau. Wäre das was für Sie?“

– „Daran würden wir sicher nicht teilnehmen.  Wir hören sehr häufig von… weil wir Cousins und Cousinen in Gelsenkirchen haben. Die jüngste Tochter wohnt in Düsseldorf, so dass wir den Raum mehrmals jährlich wahrnehmen.“

. Fazit: Unentschuldigtes Fehlen. Immerhin ist der Mann schuldbewusst. Wenn man ihn in einen typischen A40-Stau lotsen könnte, würde er den Raum noch intensiver wahrnehmen als ihm lieb ist.

Nächster Umfrageteilnehmer. Herr A., unwirsch. Es ist 19.18 Uhr:

A: „Um diese Zeit rufen mich fremde Leute nicht mehr an!!“ (aufgelegt)

Fazit: Freunde wohl auch nicht.

Der freundliche Herr K. tritt gleich die Vorwärtsverteidigung an.

Herr K: „Ich hatte nicht gesagt, dass ich kommen würde.“

– „Nicht schlimm. Wir arbeiten nachhaltig. Wir reißen die Revierkulisse jetzt nicht ab, nur weil das Jahr vorbei ist. Sie können auch 2011 kommen.“

– „Man hat ja das ein oder andere auf Arte gesehen, aber ich war hier so eingebunden…“

– „Wir haben 60 Millionen fürs Programm rausgehauen, 150 Millionen für neue Museen. Nachher kommen wieder Klagen, von wegen Steuerverschwendung. Daran sind dann aber eigentlich die Leute schuld, die einfach weggeblieben sind.“

– „Ja, da können Sie doch nichts dafür.“

– „Wir wiederholen auch dieses Still-Leben auf der A40. Dieses Mal mit Autos.

– „Autos? Das klingt skurril“

– „Skurril? Ich bitte Sie, Tische auf der Autobahn sind skurril. Wir wollen am 20. März die Autobahn komplett zustauen. Ich hätte da einen Platz für Sie. Ab 13 Uhr, Auffahrt Bochum-Stahlhausen Richtung Essen.“

– „Im Moment… ich weiß noch nicht.“

– „Wir wollen die Strecke komplett dichtmachen, von Dortmund bis Duisburg.“

– „Duisburg, da habe ich gemischte Gefühle. Der Sohn meines besten Freundes ist da auch umgekommen.“

– „Oh, dann ist Duisburg kein gutes Thema. Aber wir arbeiten daran, diesen Oberbürgermeister loszuwerden.“

– „Ja, vielen Dank. Man möchte nicht darüber nachdenken.“

Fazit: Die Toten der Loveparade sind wirklich nachhaltig tot. Sauerland aus dem Amt zu entfernen, wäre mal ein wichtiges nachhaltiges Projekt.

Die nächsten Versuche führen nach Sachsen-Anhalt. Ins Land der Frühaufsteher. Immerhin war die Ruhr.2010 auch ein hervorragendes Angebot an die Ossis, den Westen einmal zu erkunden. Denn kulturell unterscheidet sich der Pott wenig von Orten wie Bitterfeld oder – Dessau.

Frau R: „Erstens sind wir viele hundert Kilometer entfernt, zweitens sind wir beide Rentner. Und bei dem Wetter ins Auto setzen, und eine eventuell verstopfte Autobahn zu erwischen, nein danke.“

– „Wir haben nicht nur im Winter Kultur gemacht…“

„Ich habe einen sehr heißen Draht nach Gelsenkirchen. Mit dem Kumpel schreibe ich schon ewig per Computer. Alles was sich dort tut, kriege ich mitgeteilt. Der schickt mir Fotos, von den Wanderungen, von allem, was sich da abspielt.“

– „Wenn wir einen Reisebus in Ihre Gegend schicken, im Sommer, würden Sie dann vielleicht kommen?“

– „Kommt auf unsere Gesundheit an, die ist zur Zeit ziemlich angeschlagen. Das ist mehr als eine Grippe. Das wäre eine Strapaze, die wäre sehr gut zu überlegen.“

Fazit: Vorsicht. Offensichtlich alte Stasi-Seilschaft in den Westen. Weiß über alles Bescheid. Auch über ominöse Wanderungen. Krötenwanderungen? Linken-Nacktwanderungen auf Halden? Wählerwanderungen? Auf keinen Fall einladen.

Offensichtlich deutlich jünger ist die nächste Befragte, ebenfalls Dessau.

Frau F.: „Wollen Sie jetzt Werbung machen?“

– „Das haben wir nicht nötig. Da sind wir selbstbewusst. Wir hatten Millionen an Steuergeldern zur Verfügung, da muss man keine Werbung machen. Sie haben nichts gehört, etwa von der Loveparade?“

– „Das interessiert mich weniger.“

– „Oder vom Still-Leben, als die Leute auf der Autobahn rumgesessen haben?“

– „Gehört habe ich. Aber das interessiert mich nicht. Ich suche mir meine Angebote selber raus. Schönen Abend noch.“

Fazit: Offensichtlich hat nicht einmal die Super Illu hat über das Duisburg-Massaker berichtet. Kein Ostdeutscher unter den Toten. War ein Fehler. Und das mit dem selber raussuchen, das durften die früher doch auch nicht.

Interessierter erscheint der nächste Umfrageteilnehmer. Er. hat „grob“ von der Kulturhauptstadt gehört.

Callcenter: „Sind wir zu weit weg für Sie?“

Herr O.: „Ja, auch, auch.“

– „Auch?! Spricht mehr gegen uns?“

–  „Ja… nee… was heißt jetzt gegen Sie?“

– „Sie können offen reden, die Umfrage ist anonym.“

– „Das Ruhrgebiet kennen wir jetzt nicht so. Es steht aber nicht so für Attraktivität, dass wir uns das touristisch reinziehen würden.“

Auch die Vorstellung des Still-Lebens reloaded fruchtet nicht:

O.: „Wenn Sie den Weg durch die A 2 nehmen, und haben da einen Künstler, der einen Stau anbietet, haben aber schon die ganze Zeit im Stau gestanden und sind froh, dass Sie daraus sind, nee, das ist dann nicht so das Thema. Kann man so nicht sagen.

– „Dessau bietet also genug Kultur?“

– „Kann man so nicht sagen.“

Fazit: Keine Ahnung, aber seine Vorurteile pflegen. Soll die höllische Innenstadt von Dessau genießen. Hätte man das Still-Leben als kollektives Schlangestehen verkauft, wären wahrscheinlich busseweise Menschen gekommen aus dem Land der Frühaufsteher.

Zurück nach NRW, in die Berge, wo schon das Krähen des Hahns als Event durchgeht. In die Stadt, von der es heißt, sie sei schlimmer als Verlieren. Nach Siegen. Eine Stunde bis Dortmund. Frau K., sehr rege, mit englischem Akzent.

Frau K.: „Wir sind aber im Auslandsgebiet, in Siegen.“

– „Das war aber die Europäische Kulturhauptstadt und sollte sogar Menschen aus Stuttgart ansprechen. Na gut, die haben im Moment andere Attraktionen.“

– „Oh, Glasgow war auch mal Kulturhauptstadt. It was a good support for us.  Mein Mann ist Däne mit schwedischem Hintergrund, und ich komme aus Schottland.“

– „Da sind Sie mit dem Hintergrund ideale Ansprechpartner.“

– „Jetzt bekomme ich ein schlechtes Gewissen.“

– „Wir wollten damit auch Werbung machen für das Ruhrgebiet.“

– „In Siegen gab es auch ein langes Kulturwochenende. Wahnsinnig viele Leute haben da gesehen, dass Siegen gar nicht so hässlich ist.“

– „Zum Glück war es nicht in Hagen.“

– „Oh, Hagen hat eine sehr gute Oper…“

– „Dann wäre der Day of Song was für Sie gewesen. There was a big concert  in Gelsenkirchen, in the football stadium, with about 60 000 participants…“

– „Ich mag solche Großveranstaltungen nicht. Neulich waren wir  in Olpe beim Kammerorchester Sankt Petersburg mit einem tollen Flügelhornspieler. Ich kannte ihn nicht, er soll aber sehr berühmt sein.“

Fazit: Der Mann mit dem Flügelhorn heißt Sergej Nakariakow, ist wirklich toll. Wenn mal ein toller Usbeke im Muttental Nasenflöte spielt, melden wir uns. Der englische Akzent war schottisch.

Zusammenfassung: Entweder haben die Menschen in der Vorab-Umfrage gelogen, um nicht als Kulturbanausen da zustehen, oder die Umfrage war von Forsa. Aus Interesse wird keiner kommen. Mitleid und Schuldbewusstsein könnten zur Reise ins Ruhrgebiet motivieren. Für Duisburg bleibt die Nische des Trauertourismus.

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Spiegel, erlöse mich – von Deiner Rubrik „Personalien“

Zwischen den Jahren, Zeit zurück zu blicken und Schüttelkrämpfe zu bekommen. Die Frage sei am Jahresende erlaubt: Warum, liebes Hamburger Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“, quälst Du mich seit Jahren mit der unsäglich trutschigen, dafür doppelseitigen Rubrik „Personalien“?

Nun hat man Dir Hang zum Klatsch schon immer unterstellt. Aber was hier Woche für Woche an Belanglosigkeiten über wichtige Menschen und solche, die es in Kaufbeuren oder Montpellier gerne wären, verbreitet wird, ist einfach würdelos. Würdelos nicht für die Beschriebenen, die hin und wieder in schlimmer Selbstüberschätzung diese Geschichtchen noch scannen und an Freund und Feind verschicken mögen, es ist würdelos für den Leser als Volldepp angesprochen zu werden. Es sei denn, die Projektion der Redakteure träfe ausnahmsweise, und die Lektüre der Einspalter und das Betrachten des stets großformatigen Frauenbildes auf der Aufschlagseite führte tatsächlich zu männlichen Tagträumen oder zu Handlung gewordenen männlichen Tagträumen.

Der Humorgehalt der Schnurren unterbietet locker das Niveau eines jeden „Kennen Sie den schon?“-Witzes kostenloser Stadtteil- und Apothekenblätter. Es ist sicherlich unter der Würde des Spiegel, Nebensächlichkeiten zu wiederholen, die schon von Tageszeitungen in den Spalten „Vermischtes“; „Buntes aus aller Welt“ und sonst wo entsorgt wurden, Neues von Lady Gagas Friseur, vom Stiefsohn von Wladimir Putins Schulfreund oder von Xang Chi, dem dreibeinigen Hund, der im nördlichen China als Wiedergeburt von wahlweise Stalin, Hitler oder Wladimir Putins Schulfreund verehrt wird. Banalen Klatsch können Gala und Bunte besser. Preiswürdigen Klatsch produzierte vor 20 Jahren einmal aus Versehen der Bayerische Rundfunk mit „Leo´s“. Im ORF-Magazin „Seitenblicke Spezial“ füllen ebenso faltenreiche wie hirnlose Zahnarztgattinen und Operettenstars dermaßen penetrant Vernissagen, Empfänge und Premieren, dass man zu Spenden aufrufen möchte für den Berufsverband freiberuflicher österreichischer Amokläufer.

Da ist die Nische für ein Nachrichtenmagazin, das einen erkennbar eigenen Stil pflegen will, eng. Nur leider will niemand, exakt niemand wissen, was die Schwiegermutter von Laura Hadland im Spiegel 46/2010 sagt angesichts eines Porträts, das sie als Mosaik aus 9852 Toastbrotscheiben zeigt. („Es ist sehr, sehr seltsam, mein Gesicht als Toastbrot zu sehen.“)  Es tut auch sehr, sehr weh zu erfahren, welchen Mördergag der „alerte“ Norbert Röttgen raushaut, wenn er anlässlich eines Firmenbesuchs in Sachsen einen örtlichen Kinderzirkus besichtigen muss (Spiegel 23/2010). Achtung, festhalten: Röttgen dankt dafür, dass die Anmoderation, gleich kommt er, „keinen Bezug zwischen Kinderzirkus und…“ , haltet euch fest,  „… Bundesregierung hergestellt hat.“ Hammer! Da grinst der devote Büroleiter, kreischt der besuchte Unternehmer und pisst sich der mitschreibende Spiegeljournalist vor Lachen in die Hose. Nur ich denke daran, Teilzeit-Analphabet zu werden.

Ganz ehrlich, bei mir haben die „Personalien“ im Spiegel-Hinterhof nur eine Funktion. Ich habe mir geschworen, sobald ich das erste Mal über eine der Stories lache oder nur lächele, fange ich an ZDF zu gucken, WDR 4 zu hören und melde mich zum Nordic Walking an.

Wer schreibt so etwas wie die „Personalien“? Lernbehinderte Schülerpraktikanten? Gebt denen besser ein Porträt von Angela Merkel, lasst sie lustige Brillen, Hitlerbärtchen und kleine Pimmel ins Bild krickeln und druckt das. Redakteure, die mal richtig Mist gebaut haben und mit der Versetzung in dieses Ressort bestraft wurden? Macht sie zum stellvertretenden Leiter der Landesredaktion Sachsen-Anhalt oder schickt sie eine Woche auf Dienstreise mit Guido Westerwelle und schmeißt den Bericht anschließend in den Papierkorb. Oder wollt Ihr Eure treuen Leser bestrafen, die sich montags Euer Blatt am Kiosk kaufen, weil sie immer noch von der investigativen Kraft des Spiegels überzeugt sind? Erhöht einfach den Preis um 20 Cent. Ach so, das habt Ihr gerade.

„Stille Nacht“ rückwärts- Wenn Weihnachtswiderstand gebrochen wird

Spätestens als gestern Morgen in der WDR- Westzeit Wilfried Schmickler, dieser geniale, intelligente, böse und schnelle Kabarettist vergleichsweise lieb und harmlos daher kam, wusste ich, es wird Weihnachten, und da machst du nix. Geradezu triebhafte Friedfertigkeit macht sich breit, man selbst unternimmt auch keinen Schabernack mehr, um sich von diesem natürlich fiesen Hochamt des Konsums, von diesem Familienterror, von dieser geheuchelten Nächstenliebe abzusetzen.

Schmickler schmuste im Autoradio, als ich just jene Stelle passierte, an der in den Vorjahren immer ein Riesenplakat für die „Mega After X-mas-Party“ warb. Ich tobte regelmäßig ob dieser Kulturlosigkeit. Nicht, weil sich die Leute zu Weihnachten nicht bei schlimmer Musik Red-Bull-Drinks oder bunte Pillen in den Kopp hauen sollen, sondern weil diese Party stets am 25.Dezember stattfand. Bei solcher Doofheit hat man fast wieder Lust katholisch zu werden. Anscheinend hat es sich ausgeixt.

Stattdessen mühte sich unter der verwaisten Plakatwand eine Rentnerin verzweifelt mit ihrem Rollator durch den Schnee. Weihnachtlich und schmicklerisch milde betrachtete ich die Frau bei ihrem Extremsport und beschloss, mit dem Hersteller eines Rollators Kontakt aufzunehmen. Im Internet bat ein Produzent darum, direkt mit „Schwester Claudia“ Kontakt aufzunehmen. Ich schlug ihr per Mail vor, die imageschwachen Gehhilfen aufzupeppen durch coole PR. Angefixt von der Urbanatix-Show in der Jahrhunderthalle fragte ich an, ob man schon mal drüber nachgedacht habe, Downhilling mit den Geräten zu veranstalten oder ein paar Jungs mit dem Rollator in eine Halfpipe zu schicken. Schwester Claudia antwortete prompt und kurz: „Nein.“ Ich versuche es im neuen Jahr noch einmal bei einem anderen Hersteller. Vielleicht fordere ich auch einfach im Bundesverkehrsministerium eine Winterreifenpflicht für die Dinger.

Weihnachten ist nicht mehr das, was es mal war. Sogar Schnee gibt es mittlerweile zum Fest. Vor Jahren, in der Lokalredaktion, plante nie jemand vor für „the day after“, für den 27. Dezember, an dem auch irgendwas in der Zeitung stehen musste. Wir setzten auf Zimmerbrände und Familienstreit, der zwangsläufig entstehen musste, wenn latent aggressive Alkoholiker tagelang aufeinander hocken. Elektrische Baumkerzen und das Instrument des Platzverweises haben diese Hoffnung längst gekillt.

Nur einmal hatte ich als freier Mitarbeiter Glück. Allerdings sah ich dabei ziemlich blöd aus. Sagen wir mal so: Wenn du eine Bad-Taste-Party in Köln besuchst, solltest du wie alle anderen Gäste Sachen zum Wechseln dabei haben. Dass du mit deinem breit längsgestreiften Anzug (kupfer-braun-beige) nach zwei, drei Uhr unter lauter wieder normal Gekleideten wie der letzte Volldepp dastehst, kannst du noch verkraften. Aber wenn du am nächsten Tag in diesem Aufzug direkt in die Redaktion fährst, und dir dort, zum Glück am Telefon,  erzählt wird, wie in einem an Merkwürdigkeiten nicht armen Hochhaus ein Bewohner des sechsten Stockwerks erst einen Dackel, dann die dazugehörige Dackelhalterin an seinem Fenster vorbeistürzen sah, machst du dir schon Gedanken um eine gewisse Würde und Ernsthaftigkeit, die selbst der Journalistenberuf verlangt.

Es fehlt an Themen. Den örtlichen Einzelhandel hast du schon am vierten Advent abtelefoniert, hast all die Krämerlügen über Umsätze und gefragte Last-Minute-Geschenke brav ins Blatt gehoben, wohl wissend, dass der Mann aus dem Haushaltswarengeschäft nur den Plunder erwähnt hat, den er dringend loswerden muss. Kommerz, alles Kommerz. Den Mann kannst du heute nicht mehr anrufen, der Media-Markt brüllt seine Topseller über die Homepage in die Welt.

Die Weihnachtsfeiern für Alleinstehende hast du auch schon vier- oder fünfmal beschrieben, da fällt dir nichts mehr zu ein. Stets die gleichen Gäste, die Packung „Schwarzer Krauser“, ein Paar Socken, nie Alkohol in den Geschenktüten. Nur die Kinder des Sozialarbeiters sind aus dem Alter raus, wo man zu Papas leidenschaftlichen, zeltlagererprobten Gitarrenspiel Weihnachtslieder singen will.  Man fragt sich, ob die Veranstaltung nach Jahren noch stattfinden aus Mitleid mit den Wohnungslosen oder als Unterstützung des Lokaljournalisten, der seine Seiten füllen muss. Der WDR inszeniert mittlerweile in der Lokalzeit das Spiel mit den Weihnachtspäckchen für die zunehmend umstrittenen Tafeln lieber gleich selbst. Hoffnung setze ich auf die erste Weihnachtsfeier im Dortmunder Saufraum.

Seniorenheime sind in diesen Tagen ebenfalls beliebte Orte praktizierter und publizierter Mildtätigkeit. Letztes Jahr traf ich in einem Heim ein vor teils dementen, größtenteils gehfähigen Senioren musizierendes Damenterzett. Das Trio tastete sich auf gleich drei Keyboards unglaublich langsam durch die Lieder. Nur zwei, drei Beats pro Minute weniger, und sie hätten „Stille Nacht“ rückwärts gesungen. Auf jeder „Mega After X-mas Party“ wären sie der Brüller.

Die Hirten und Bischöfe tadeln pflichtbewusst die Kommerzialisierung des Festes, die evangelischen Kollegen richten wahrscheinlich einen Stuhlkreis dazu ein, aber auch ihnen fehlt irgendwie der Mumm. Vor Jahren unterbreitete ich ihnen, getarnt als satirischen Radiobeitrag, den Vorschlag, einfach „Weihnachten“, „Krippe“, „Engel“ und „Jesuskind“  sowohl bei der GEMA als auch beim Patentamt für diverse Warengruppen eintragen zu lassen, und anschließend die erbärmlichen Weihnachtsmärkte abzukassieren. Das könne Kapitalismus und Spiritualität versöhnen zum Wohle beider. Niemand reagierte.

Bei einem wüsten Krippenspiel, in dem eine Kneipe mit einem Sack winziger Styroporkügelchen, die per Adhäsion bis Ostern an den Biergläsern hafteten, mit Stroh und  einem stinkenden Fisch gekonnt und übel zugerichtet wurde, ging es und einem Herodes, der die Knaben zwar auch zu sich kommen ließ, sie aber zu sehr mochte um sie zu töten, einen eiligen Geist und andere fertige Figuren. Die Kirche ignorierte nicht einmal, die Lokalzeitung schrieb nahezu empörungsfrei, nur Ingos Oma zuckte kurz, strich aber nicht einmal das Weihnachtsgeld.

Weihnachten, da machst du nix.

Elend de luxe – Heime in den 70-er Jahren

Kinderheim Foto: Herrmann/Bonifatiuswerk

In Schulzeiten ärgerte mich mein Geburtstag, so kurz vor Silvester. Nicht, weil ich nie in den Genuss der üblichen Hausaufgabenbefreiung kam – weil ich sportlich untalentiert war, aber für diese Siegerurkunde bei den Bundesjugendspielen immer ein paar Zentimeter weiter springen und ein paar Sekunden schneller laufen sollte als mein Banknachbar, knapp 14 Tage jünger als ich. Als Versager baut man sich seine Ausreden zurecht.

Als gestern der Runde Tisch Heimerziehung seine Ergebnisse vorstellte, freute ich mich fast. Wäre ich nur zwei Jahre früher ins Heim gekommen, könnte ich mich jetzt in die Schlange stellen, um die jämmerliche Rente oder Entschädigung zu kassieren. Aber der 31.12.1975 ist Stichtag für Ansprüche aus Misshandlungen in staatlicher und kirchlicher Obhut. Ganz ehrlich, ich fühle mich nicht benachteiligt. Ich kam 1977 ins Heim, ich wurde nicht geschlagen, in Keller gesperrt, vom Bauern in der Nachbarschaft als Zwangsarbeiter missbraucht, und einen Erzieherschwanz habe ich auch nie in der Hand gehabt. Was man Kindern in den 70-er Jahren in Heimen antat, war nicht böse oder individuellem Fehlverhalten des Personals geschuldet, war kaum sichtbar und tat nicht weh. Es war systembedingt, zwangsläufig, Ergebnis  ordentlicher Verwaltungsakte.

Unser Heim, eine städtische Einrichtung am Rande des Ruhrgebiets,  hatte nichts zu tun mit den pädagogischen Strafanstalten der 50-er und 60-er Jahre, deren Insassen vor allem eines vorgeworfen werden konnte: Sie hatten sich zur falschen Zeit die falschen Eltern ausgesucht.  Auch wenn solche Einrichtungen nicht im düsteren Gewölbe des gesellschaftlich Verdrängten existieren, sondern immer auch den Common Sense vertreten, waren sie besonders perfide. Kein Kind war freiwillig dort, war aber dem Staat oder seinen subsidiären Einrichtungen schutzlos ausgeliefert. Wie man seit den Horrorgeschichten aus dem Dortmunder Vinzenzheim nicht mehr leugnen kann, war es damit auch vollkommen recht- und würdelos.

Ich ertrage die Erzählungen kaum. Vor zwei Jahren, nachts im Winter auf einer Heimfahrt, lief im Radio der Bericht eines ehemaligen Heimkindes. Das Mädchen bot als Zwölfjährige dem Heimpfarrer an, er könne doch sie missbrauchen, wenn er im Gegenzug dafür von ihrem fünfjährigen Bruder abließe. Ich kam an dem Abend eine halbe Stunde später nach Hause.

Das moderne, demokratische Heim der 70-er Jahre war dagegen ein lichtdurchfluteter Freizeitpark. Im schmalen Bücherschrank neben dem prächtigen Aquarium (Hobby des Sozialpädagogen) standen Werke wie „Studien zur politischen Ökonomie“ und „Fürsorgeerziehung im Kapitalismus“. Die 68-er mussten also hier schon durchgegangen sein. Als ich das erste Mal ein Buch ausleihen wollte, musste der Erzieher erst eine Viertelstunde nach dem Schlüssel für den Schrank suchen.

Der Röttgershof war ein reines Jungenwohnheim, die nie mehr als 20 Bewohner waren zwischen 15 und 19 Jahre alt, hatten die übliche Karriere hinter sich. Man kann die Elemente beliebig zusammensetzen. Desaströses Elternhaus, runtergekommenes Kinderheim, Pflegefamilie, kurzzeitige Rückkehr zu den Eltern, Jugendknast, Psychiatrie, Sonderschule, Bahnhofstrich, BTM, abgebrochene Ausbildung. Wie es sich für solche Einrichtungen gehörte, war das Heim am Rande der Stadt versteckt, nur mühselig zu erreichen. Nebenbei betrieb man dort eine Jugendbildungsstätte, die für uns aber  im Mittelpunkt stand. Die Gäste bekamen alles, das bessere Essen, wenn es eng wurde, auch einmal unseren Fernsehraum und jeden Wunsch erfüllt. Die Seminarteilnehmer brachten Auslastung, Belegzahlen, Erfolge, die man im Jugendamt wohlig schnurrend zur Kenntnis nahm.

Das Elend des Heims war luxuriös. Wir hatten ein Fotolabor mit zehn Leitz Focomaten, mein Zimmer wurde zweimal die Woche gereinigt, alle drei Monate kam sogar der Fensterputzer, die Wäsche musste nur noch sauber, gebügelt und notfalls geflickt aus dem Keller geholt werden. Wenn wir mal Lust hatten auf ein Zappa-Konzert in der Westfalenhalle, organisierte ein Erzieher Eintrittskarten und Bulli. Nebenbei fand er Zappa auch klasse und konnte sich den Auftritt bei freiem Eintritt während der Arbeitszeit angucken. Nach 22 Uhr bekam er dafür sogar noch Nachtzuschlag.

Die Rundumversorgung führte dazu, dass der Laden reibungslos lief, die später Entlassenen aber unfähig waren, mehr als eine Dose Ravioli zu erwärmen. Mein Vorschlag, einen Kochkurs einzurichten, scheiterte im Ansatz. Wozu kochen, wenn es doch dafür Personal gab? Die Frauen in der Küche, auf der untersten Lohnstufe des öffentlichen Dienstes angesiedelt, sahen aus wie Beschäftigte in der LPG Schweinemast und benahmen sich angemessen. Sie bekamen täglich eine außertarifliche Leistung. Sie durften herabsehen auf die männlichen Jugendlichen und sie entsprechend behandeln. Mittags gab es fünf Mal die Woche Bratkartoffeln, zubereitet in einer quadratmetergroßen Industriepfanne. Ließ mal dieses Mahl nur einige Minuten stehen, setzen sich Öllachen auf dem Teller ab, man hätte BP im Golf von Mexiko spielen können. Maden in den seltener gereichten Nudeln gab es nicht, die wurden beim Kochen mit der Kelle abgeschöpft.

Kaffee stand nicht im Bedarfsplan. Eine große elektrische Thermoskanne, sieben Tage rund um die Uhr im Betrieb, nahm die Reste der Gäste auf. Am Wochenende wurde sie gereinigt. Schüttetest du Milch in den Kaffee, verfärbte sich er sich nicht goldbraun, sondern trüb grau. Viele der Jungs schütteten regelmäßig Maaloxan in sich hinein. Andere Sachen, die auch nicht auf dem Plan standen, wurden von den Küchenfrauen in prallen Plastiktüten nach Hause geschleppt. Es gehörte zu den Pflichtübungen, in unregelmäßigen Abständen nachts in die Küche einzubrechen.

Ansonsten kümmerte man sich um die Bewohner so liebevoll, wie es der Dienstvertrag vorsah. Nachdem ich etwa ein Jahr interveniert hatte, bekam jedes Geburtstagskind einen Marmorkuchen, in Folie verschweißt, vermutlich aus der Metro, immer genau den gleichen Kuchen. Die Geburtstage wurden manchmal vergessen, dann musstest du um das Gebäck betteln. Gesungen hat niemand, gratuliert eher aus Versehen.

Man war besorgt. Einmal kam mittags ein Anruf eines Religionslehrers, mein Zimmernachbar Georg habe einen Suizid angekündigt, ob man mal nachschauen könne. Man schaute und teilte dem Anrufer mit, Georg schliefe. Am Abend erschien der Lehrer persönlich, Georg schlief immer noch, war aber mittlerweile blau angelaufen. Ihm wurde der Magen ausgepumpt, über die Angelegenheit nie wieder gesprochen.

Auch mich traf die fürsorgliche Betreuung. Regelmäßig erhielt mein Amtsvormund, den ich nie persönlich zu Gesicht bekam, Entwicklungsberichte. „Martins Grob- und Feinmotorik ist normal ausgeprägt“ stand da drin, „er hält sein Zimmer und seine persönlichen Sachen in Ordnung.“ Da fühlt man sich in seiner Persönlichkeit hinreichend gewürdigt. Mein angestrebtes Abitur wurde in die Erfolgsstatistik aufgenommen, obwohl das Heim weniger dazu beigetragen hat als der Fahrer des Linienbusses, der mich morgens meist pünktlich zur Schule brachte.

Versuche, der Institution zu entkommen, wurden nicht verhindert, sondern ungläubig zur Kenntnis  genommen. Der Pflegesatz betrug rund 2000 Mark pro Monat. Mein pragmatischer Vorschlag: „Gebt mir die Hälfte, und ich ziehe morgen aus!“, passte nicht ins Konzept. Es ging nicht um die Selbständigkeit der Betreuten, sondern um die Existenz der Einrichtung. Die lebte nicht für die Wünsche der Jugendlichen, sondern von einer guten Belegungsquote. Als das Heim schließlich ein Jahr vor meinem Abitur dicht gemacht wurde, erfuhren wir das gerüchteweise aus dem Erzieherbüro, ansonsten aus der Tageszeitung.

Auch der Versuch, der Armut zu entkommen, war schon lange vor Hartz IV verdächtig. Als ich einmal einen Ferienjob annahm, um für das Leben nach dem Heim etwas beiseite zu legen, wollte das Jugendamt den Erlös nahezu komplett kassieren. 50 Mark hätten mir zugestanden, für die Busfahrkarte, ein toller Überschuss, da ich morgens mit dem Fahrrad zur Zeche fuhr, in deren Eisenlager ich schuftete, na ja, tätig war. Die Erzieher waren in diesem Fall top und sorgten dafür, dass ich der Arbeit bezahlt nachgehen durfte.

Meine anschließende Lohnsteuerrückzahlung habe ich jedoch nie gesehen. Die brachte der Postbote. Was ich erst mit einem Nachforschungsauftrag beweisen musste. Die Mitarbeiterin der Verwaltung, die zuvor schon durch hübsche Pelzjacken aufgefallen war, kam dann irgendwann nicht mehr zur Arbeit. Das Geld bekam ich trotzdem nicht, auch vor Gericht musste ich nicht aussagen. Offensichtlich hatte man sich skandalvermeidend gütlich getrennt, die Frau hatte sich ja nicht wirklich was zu Schulden kommen lassen. Dafür erhielt mein Kumpel Thorsten fortan kleine Geldsendungen seines schwulen väterlichen Freundes, ohne dass die Umschläge aufgerissen waren.

Den anderen Jungs wurde Eigenverantwortung systematisch abtrainiert. Wer Glück hatte, bekam eine Lehrstelle als Anstreicher oder Bäcker, meist bei einem Handwerker, der mit der Stadt auch ansonsten gute Geschäfte machte. Wer die Lehre abschloss, galt als König oder Schleimer. Den kurzfristig Denkenden erschloss sich nicht der Sinn des regelmäßigen Frühaufstehens. Wer liegen blieb, wurde dreimal geweckt und anschließend vom Erzieher zur Arbeit gefahren. Wer sich auch dem verweigerte, hatte fünfzig Mark für die Monatskarte weniger, aber ansonsten ein bequemes Leben.

Niemand von uns erwartet neine Entschädigung, es ist ja nichts passiert. Da sind einfach zwei Systeme aufeinander gestoßen. Hier die Sozialverwaltung, die einen reibungslosen Ablauf liebt, da Heranwachsende, die anerkannt werden wollen, respektiert oder geliebt. Das passt halt nicht.

Nach dem Heim hat man sich eingerichtet oder versucht klarzukommen mit dem Gefühl, nie dazu zu gehören.  Man sieht sich kaum. Thorsten hat den Job verloren und trinkt. Er schlägt seine Freundin nicht mehr, seit sie ausgezogen ist. Frank hat den Wechsel von Sozialhilfe auf Hartz IV in einem niedersächsischen Kurort verkraftet, wo er sich ein bisschen was dazu verdient und jedes zweite Wochenende seine Töchter sieht. Peter traf ich mal völlig desorientiert an einem Samstag in der Fußgängerzone, unansprechbar. Am Montag darauf erfuhr ich dann, dass er zu diesem Zeitpunkt schon seine Freundin erwürgt hatte, als sie ihn verlassen wollte. Jahre nach der Haft wurde er in Thailand getötet. Udo hatte im Heim den Sozialpädagogensprech gelernt, pendelte jahrelang erfolgreich zwischen Drogen-, Bewährungs- und Obdachlosenhilfe, ehe er an einer Überdosis starb.

Neulich bei einem putzigen Heimkindertreffen unterhielten wir uns entspannt über dies und das, auch über Bücher. Jugenderinnerungen von Frank Goosen oder Sven Regener versteht keiner so recht. Markus fehlte. Er hatte wegen irgendeiner Streitigkeit ein Haus angezündet, anschließend gesessen und schämte sich wohl. Da ich etwas später kam, verpasste ich Stefan. Man berichtete mir von ihm: „Arme Sau, der ist nach ´nem Unfall im Gesicht total entstellt. Hat aber Schwein gehabt, er sieht es nicht. Er ist ja auch blind seitdem.“  Man versucht halt, irgendwie zurecht zu kommen.

*Namen der Beteiligten geändert

PISA: Lernen in den Zeiten der Botox-Bildung

Hurra, die neue PISA-Studie ist da. Die Freude im Land kennt keine Grenzen, weil die deutschen Schüler endlich die usbekische Konkurrenz in der Kategorie „Textaufgaben mit Zahlen über hundert“ abgehängt haben. Oppositionell und traditionell wird dann noch bemängelt, dass die Situation von migrationsgeschädigten Kindern in der Republik mal wieder unter aller Sau sei, was aber in der Selbstbejubelungsorgie vergessen werde. Kein Mensch kommt auf die Idee, mal nachzufragen, warum man sich von der OECD vorschreiben lässt, was Bildung ist, ein durch Rankingpunkte vermeintlich objektiver Wert nämlich. Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung ist ein ökonomisches Bündnis, das folglich Bildung der Wirtschaft unterordnet. Das ist so, als würde der Vatikan Sterne vergeben für die neuesten Hardcorepornos, weil man sich dort bekanntlich gerne dem Thema  Liebe widmet. Wobei man vergisst, dass ein Unterschied besteht zwischen Eros und Caritas, den man eigentlich leicht erkennen könnte. Schließlich leben Senioren im Caritas-Heim und nicht im Eros-Center. Aber die OECD macht nicht nur auf Bildung. Sie hat auch schon festgestellt, im internationalen Vergleich sei der deutsche Hatz IV- Empfänger vollkommen überbezahlt. Andere sagen, eher das Gegenteil stimme. Vielen kinderreichen Hartz IV- Familien im Osten fehle zum Beispiel das Geld für Neuanschaffungen, etwa für eine größere Tiefkühltruhe.

Was auch bitter fehlt, ist eine PISA-Studie für die Hochschullandschaft, genauer: für das dortige Spitzenpersonal. Man darf annehmen, bei den Textaufgaben bis 500 Euro pro Semester würde diese Peer Group grandios scheitern. Was der Schule die PISA-Studie, ist der Universität bekanntlich der Bologna-Prozess, so eine Art Hartz IV der Bildung. Bologna sorgte für die angeblich bitter nötige Straffung der Hochschulstrukturen, wie vor Jahresfrist noch der WAZ-Chefredakteur Ulrich Reitz einsam jubelte.

Ob diese Botox-Bildung allein für eine Teilnahmegarantie an Pflichtveranstaltungen sorgt, für einen Treppensitzplatz im Hörsaal, für die Bezahlbarkeit von Studienkrediten oder die Erreichbarkeit von möglichst vielen Creditpoints in möglichst wenigen Semestern bei gleichzeitigem Auslandsaufenthalt, den sicheren Übergang vom Bachelor- in den Masterstudiengang oder die erkennbare Verwendung der idiotischen Studiengebühren, ist nicht hinreichend erforscht. Nach dieser Logik wäre das Problem des Gesundheitssystems jedenfalls schnell gelöst, wenn man in diesem Land in einer Handvoll Feldlazaretten in straffen Strukturen nur das behandelte, was der Wirtschaft dient.

Dummerweise boxte der sich ansonsten stetig durchs eigene Blatt grinsende Chefredakteur ziemlich allein auf das faule Studentenpack ein. Da gruschelten sich Politiker von Annette Schavan bis Andreas Pinkwart schon längst an die Studierenden ran, als bewürben sie sich um den imaginären Titel der Miss bzw. des Mister Studien-VZ, freilich ohne Willen ernsthaft etwas bei den Studiengebühren zu ändern.

Dann passierte die Landtagswahl in NRW, und damit ging der Stern der Dortmunder Universitätsrektorin Prof. Ursula Gather auf. Sie ist nebenher Vorsitzende der NRW-Rektorenkonferenz. In dieser Funktion hat es sich, kaum droht die Abschaffung der Studiengebühren, mittlerweile ausgegruschelt. Die Frau ist Mathematikerin und gerade dabei, das Thema ihrer Dissertation per Selbstversuch mit Leben zu füllen. Damals ging es um die „Ausreißeranfälligkeit von Wahrscheinlichkeitsverteilungen“.

Man muss wissen, bis vor drei Jahren war die Technische Universität nur Universität. Mit Einführung des neuen Labels tröstete man etwa die bundesweit anerkannten Gerontologen mit dem Tipp, sie könnten auch an einer technikfixierten Uni ihren Platz finden, indem sie etwa erforschten, wie Senioren so klarkommen mit dem, was die richtigen Wissenschaftler nebenan im Labor entwickelten.

Neulich war die Rektorin strunzstolz im Lokalblatt abgelichtet. Da weihte sie mit einem anderen grinsenden Akademiker eine rotierende TU-Leuchtschrift auf dem Dach des Matheturms ein und frohlockte entfesselt angesichts dieses Logos: „Über 85.000 Fahrzeuge pro Tag fahren allein auf der B1 an der TU vorbei, es wird bis in die Stadt zu sehen sein – und das jeden Tag!“ Das ist ein bisschen wie ein niederbayrischer Dorfbürgermeister, der dem berühmten Zuchtbullen der Gemeinde ein beleuchtetes Denkmal spendiert, das von der Autobahn aus zu sehen ist, und hofft auf diese Weise den Manager eines taurinhaltigen Energydrinks anzulocken, der umgehend in Dorf Millionen investiert. Immerhin, wenn es um Firlefanz geht, scheint und der Dortmunder Universität Geld vorhanden zu sein.

Wenn es jedoch um die finanziellen Nöte von Studierenden geht, fehlt jedes Verständnis. Die Studiengebühr abzuschaffen, so erklärte Gather im Namen ihrer Rektorenkonferenz, sei falsch. Aha. Denn es kämen zusätzliche Belastungen auf die Hochschulen zu, etwa durch den Wegfall der Wehrpflicht oder den doppelten Abiturjahrgang 2013/14. Es ist wunderbar, wie hier Studierende in Geiselhaft genommen werden für ein Problem, das sie nicht verursacht haben. Unverschämt ist aber, wie hier ein Satz Wahrheit behauptet, nur weil er sprachlich korrekt ist wie die berühmte Aussage: „Farblose grüne Ideen schlafen zornig.“  Gather hätte einfach sagen können: „Hey Frau Kraft, ich weiß nicht, ob es Ihnen aufgefallen ist, aber wir brauchen da etwas mehr Geld.“

Dieses Beharren auf den Studiengebühren ist typisch für Verwaltungen. Was man hat, das hat man. – Den Soli wahrscheinlich, bis der Osten endgültig entvölkert ist. Man wundert sich, dass wir nicht heute noch das Notopfer Berlin auf unsere Briefe kleben müssen. Rumsitzen in durchstrukturierten Verwaltungen sorgt offensichtlich zu Ängsten vor Änderungen. Leute wie Ursula Gather sollten sich keinen Abreißkalender ins Büro hängen. Täglich eine andere Zahl sehen zu müssen, das könnte zu schweren psychischen Störungen führen.

Die Verteidigung der Studiengebühren zeigt auch, wie weit die Rektoren von ihren Studierenden entfernt sind. 500 Euro im Semester sind viel Zeit, die dem Studium fehlen, etwa drei Arbeitsstunden pro Woche, im Copyshop oder an der Tankstelle, Zeit in der man lernen oder zum Chillen  an einem rotierenden Uni-Logo vorbeifahren könnte. Was Studis mit Finanzhintergrund sicher auch weidlich tun. Natürlich gibt es für Studiengebühren kein vernünftiges Argument, solange man für den Schulbesuch ab Klasse elf nicht auch abkassiert und die Azubis dazu nötigt, dem Chef wieder Lehrgeld abzudrücken.

Glücklicherweise musste ich vor langer Zeit nur diese erbärmlichen Sozialgebühren entrichten. Das machte mich so sauer, dass ich versuchte das Geld wieder reinzuholen, indem ich mir in der Cafeteria die Taschen kiloweise mit Würfelzucker vollstopfte und in der Mensa minderwertiges Besteck klaute. Irgendwann rechnete ich mal nach, nach wie viel Zentnern Zucker ich mit der Uni quitt gewesen wäre.

Eine herablassende Haltung gegenüber Studierenden ist nicht neu. Ein Akademischer Rat prüfte uns Erstsemester, Literaturwissenschaftler, damals mit einem Fragebogen, der nur dazu dienen konnte, unsere Minderwertigkeit zu offenbaren. Fachfragen, bei denen der letzte PISA-Versager laut lachen würde („Erklären Sie den Unterschied zwischen erzählter Zeit und Erzählzeit!“ – Antwort: „Obwohl Opa gern und ausführlich vom Krieg erzählte, dauerte dieser nach Angaben von Historikern doch noch länger.“), wurden getoppt durch das Ausforschen von Privatem. Der Dozent wollte wissen, wofür wir mehr Geld ausgäben, für a) Schallplatten, b) Bücher, c) Kino und Ausgehen. Ich teilte die Rubrik mit einem senkrechten Strich, fügte die Kategorien d) Miete, e) Nahrung, f) Kleidung hinzu, kreuzte alle drei an und verachtete den Mann seither.  Zum Glück trug er nur Verantwortung dafür seine Schnürsenkel ordentlich zu binden.

Das ist heute anders. Schuld an der miserablen Ausstattung von Forschung und Lehre ist niemand, außer der Uni an und für sich. Jedenfalls nicht die Politik. Die hat das neue Hochschulfreiheits-Gesetz geschaffen. Dadurch entscheiden Unis sogar über ihr eigenes Geld. Diese Freiheit kennt auch der Wellensittich in seinem Käfig, der jeden Morgen frei entscheiden kann: Kack ich heute von der Schaukel oder kack ich heute doch lieber von der Sitzstange?

Wenn das mal jemand Prof. Ursula Gather erklären könnte.

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WikiLeaks enttäuscht – Kein Wort über „Rubber Ratzi“

Der größte Teil der deutschen WikiLeaks-Berichte liest sich, als habe ein Praktikant in der US-Botschaft eifrig Geschichten aus dem Spiegel abgeschrieben und eine heiße Quelle dazu erfunden, um so die eigenen Chancen zu erhöhen den Jahresvertrag verlängert zu bekommen.

Die Enthüllung, dass Dirk Niebel als Entwicklungshilfe-Minister eine „schräge Wahl“ sei, dürfte selbst im Passauer Wochenkurier nicht zu Rekordauflagen geführt haben. Grund zum Ärger über diese feine Nachrede, diesen diplomatisch brisanten Klatsch, dürften die haben, die nicht drin vorkommen. Das war schon bei Michael Graeter nicht anders. Auf einen Politiker jedoch, den deutschstämmigen Regenten eines autokratischen Kleinstaates mit geringem Frauenanteil und hoher Kriminalitätsrate, einen Mann mit Religionshintergrund, wartet man bisher vergeblich in den Terramyriaden von Dokumenten. Bislang ist nichts erschienen über Papst Benedikt XVI.

An seiner Stelle  würde ich schnellstens die Jungs aus meiner PR-Abteilung zusammenstauchen und ein paar gefälschte Dokumente hinterher schieben, auf sowas versteht man sich im Vatikan traditionell. Was hat dieser spröde, hochgebildete Mann (Tipp für WikiLeaks: „Gut vernetzt und hochintelligent ohne das Charisma seines Vorgängers“) nicht alles getan, um den Klatsch zu bereichern, hat sich als Poster in die Bravo geschmuggelt, in einer Ausgabe mit Tokio Hotel und Masturbationstipps des Dr. Sommer-Teams, hat lächerliche Mützen aufgesetzt, um als Nikolaus der Herzen durchzugehen, finstere Holocaustleugner an die nährende Brust der Kirche gedrückt, Zoff mit Teflon-Angie gehabt und jetzt noch das Wort Kondom in den Mund genommen. Die Reaktion: Lau, lahm, liberal lächerlich. Evangelisch irgendwie.

In besseren Zeiten hätte er Schläge und Schlagzeilen kassiert, wäre zum Gummipapst oder Rubber-Ratzi  hochgejazzt worden. Aber ach, kein Mensch zuckt mehr auf die wirren Zeilen in einem Interviewbuch. Dabei schafft es Benedikt XVI., in wenigen Worten vom Kondom über die Banalisierung des Vögelns zu Drogen zu kommen, die man sich selbst verabreicht. Klar ist nach der Lektüre nur, männliche Prostituierte sind  im Vorteil. Da mag es begründete Einzelfälle geben, die den Gebrauch des Kondoms rechtfertigen. Das ist mal wieder ganz großes Gedankenschach, Mysterium der Wandlung inbegriffen. Womit die Wandlung von Einstellungen gemeint ist und nicht jene, die aus einer simplen Backoblate den Leib Christi macht. Was ja auch ein neues interessantes Arbeitsgebiet für durchgeknallte Nonnen mit Hang zur Naturwissenschaft wäre. Ich warte noch auf den Versuch aus einer Hostie Jesus zu klonen.

Natürlich war die verschämte Anerkennung des Kondomgebrauchs längst überfällig und bringt den katholischen Kosmos keineswegs ins Wanken. Denn immerhin steht in den Zehn Geboten an zentraler Stelle „du sollst nicht töten“, grundsätzlich ist Sex dort jedoch nicht verboten, und Kondome wirst du in der ganzen Bibel nicht finden.. Nur des Nachbarn Weib sollte man nicht begehren, so wenig wie dessen Haus und Vieh, seinen Besitz insgesamt also. Da sich heute nur noch äußerst idiotische Frauen im Besitz irgendeines Kerls befinden, dürfte der entsprechende Paragraph eigentlich keine Rolle mehr spielen. Und wenn die katholischen Profis noch ein paar Jahrhunderte nachdenken, werden sie vielleicht auch darauf kommen, dass etwa ein außerehelicher Beischlaf viel geringerer Sündenkraft ist, wenn man die Zeugung von Nachwuchs oder Gefährdung des Sexualpartners dabei ausschließt. Benedikts Projekt indes ist die Versöhnung von Glaube und Aufklärung, bis zur Psychoanalyse ist man im Vatikan noch nicht vorgedrungen.

Um das klar zu machen: Ich liebe den deutschen Papst für seine Eindeutigkeit, nicht nur aus beruflichen Gründen. Jeder Dortmunder Kabarettist neidet dem Kölner Kollegen Kardinal Meißner. Der liefert ständig gute Geschichten, in der Westfalenmetropole muss man erst mal googeln, wie der evangelische Superintendent heißt. Der katholische Bischof hat Standpunkte, der evangelische Verständnis. Während im Frühjahr der katholische Pfarrer nach der Messe und vor der Kirche die Porsches, SUVs und die auffrisierten Mopeds mit dem Christopherussegen versieht, auf dass den Fahrern bei Tempo 180 nichts geschieht, predigt der evangelische nebenan noch für die Beachtung der Tempo-30-Zone, weil so die Schöpfung bewahrt wird. Evangelisch zu sein ist ein schlimmes Schicksal. Da kann man gleich in die Gewerkschaft gehen oder in die SPD. Trete mal auf in einer evangelischen Akademie – die lachen da nicht mal über deine fiesen Katholikenwitze. Endgültig erledigt war diese Religionsgemeinschaft, als mir einer ihrer Priester, natürlich ein politisch engagierter, stolz erzählte, er sei deshalb protestantisch, weil für ihn das evangelische Weltbild das mit den wenigsten Fehlern sei. Wenn das Glaube ist, glaube ich ziemlich fest, dass ich so nicht glauben möchte. Die Kunst der Religion besteht doch darin, die moralische Latte möglichst hoch zu legen und dann virtuos drunter her zu kommen, ohne Niveaulimbo zu betrieben. Darin ist die katholische Kirche unschlagbar.

Man merkt, ich bin glücklicherweise katholisch aufgewachsen. Evangelisch hatte nur einen Vorteil: Die Geschenke zur Konfirmation waren wesentlich praller als die Gaben zu Erstkommunion. Das war fetter Cash gegen eine Timex-Uhr, einen Schlafsack und einen Stapel Bücher. Die Protestanten waren aber spätestens nach einem erschütternden Fernsehspiel für mich auf ewig erledigt. Da muss ich so acht oder neun Jahre alt gewesen sein. Ein Junge und ein Mädchen knien in einer Kirchenbank, also in einer anständigen katholischen Kirche, der Bursche zischt ihr zu: „Ihr habt unseren Heiland ermordet!“. Ich war erschüttert. Das hatte man mir bislang verschwiegen, das hatte ich denen nicht zugetraut. . Da ich von Juden und Antisemitismus bis dahin noch nie gehört hatte, war klar: Ihr“, das mussten die Protestanten sein… Was pädagogisch gemeinte Filme doch alles  anrichten können.

Ich machte also das ganze katholische Zeugs mit, inklusive Ferienlager, in dem die Teamer noch Führer hießen und im Schlafsaal nachts pubertäre homoerotische Feldforschung betrieben wurde, entgegen aller Vorurteile unter Ausschluss der Führer. Vielleicht, weil ich den anderen zu jung war oder weil ich tagsüber dieses furchtbare Kassengestell von Brille tragen musste, war ich nur am Rande beteiligt, was mich damals ziemlich sauer machte, aber nicht der Grund war für meine Abkehr von der besten aller Kirchen. Deshalb zucke ich begeistert, wenn heute der Papst wieder mal so eine Nummer raushaut. Da springt er in der Sexualmoral um ein paar Jahrhunderte vor, versteckt seine Aussage in einem Interview, übergeht wichtige Themen, den Zölibat, den Schwangerschaftsabbruch,  die Frage, ob Vati und Mutti das Licht anlassen dürfen, wenn sie es miteinander treiben, und landet direkt bei männlichen Prostituierten. Der Papst und Arschficken, warum ist das nichts für WikiLeaks?

Dies und das und irgendwie Kultur – Nachhaltigkeit der Ruhr.2010

Das Logo ist Hölle, der Text furchtbar, das Motto indiskutabel. Die SPD, genauer gesagt ihr Kulturforum Emscher-Lippe, lädt zum 9. Kulturgespräch auf Schloss Herten, es geht um die Nachhaltigkeit der Kulturhauptstadt, und die Bude ist voll.

Am Mittwochabend, obwohl Deutschland in Schweden Fußball spielt. Ich sitze als Experte auf dem Podium und habe mir vorher meine Rolle überlegt. Ich werde als Journalist angekündigt und beschließe, dem Berufsstand, dem ich allenfalls als Randexistenz angehöre,  alle Schande anzutun.  Ich trage missbräuchlich die babyblaue Volunteeruniform der  Ruhr.2010 und sehe aus wie ein Volldepp. Prima.

Ein bisschen Vorstadtentertainment kann die Veranstaltung gebrauchen. Wer im Flyer rot-grün auf schwarzem Grund dichtet: „Ruhr Region Kultur Region“, grafisch angereichert, als müsse der C64 noch erfunden werden,  hat es so verdient. Die 80 Leute im Saal haben sich nicht von der Proseminarlyrik der Ankündigung abhalten lassen, in der es darum geht, „wie Kulturarbeit als kreativer und produktiver Kern von Kulturpolitik für das Gemeinwesen nachhaltig entwickelt und gestärkt werden kann, und zwar im Sinne einer Gemeinschaftsaufgabe von Kunst und Kultur, Zivilgesellschaft, Land und Kommune.“ Solche Texte entstehen normalerweise, wenn die Antragsberatungskommisssion des Bezirksparteitages den Abend vorher zu lange an der Hotelbar gesessen hat. Das Problem ist, ich kann die Leute auf dem Podium gut leiden. Hella Sinnhuber als Moderatorin, den ehemaligen Gelsenkirchener Kulturdezernenten Peter Rose und Hertens Bürgermeister Dr. Uli Paetzel. Der Akademiker mit dem Kosenamen kommt nicht, er ist krank. Gerne hätte ich mit ihm über mein „Griechenriechen“-Blog gesprochen, in dem es um die touristischen Qualitäten seiner Stadt geht. Stattdessen schickt er Uli Stromberg, den Kulturchef der Stadt, auch ein alter Kumpel. Herten ist eindeutig uliaffin. Dazu kommt Ute Schäfer, Landesministerin für dies und das und irgendwie auch Kultur.

Hella erklärt uns, dass wir uns siezen, damit sich das Publikum nicht ausgeschlossen fühlt. Ich dachte immer, in der SPD duzt man sich bis zum Bundeskanzler, so denn die Partei in diesem Jahrhundert diesen Posten noch mal besetzt. Siezen kann ja auch ganz lustig sein, vor allem, wenn ein Diskutant in der Hitze des Gefechts diese Vereinbarung vergisst. Wie Rudi Völler den völlig entschnäuzerten Waldemar Hartmann nach dem Länderspiel in Reykjavik anging – das ist immer noch eine Sternstunde deutscher Fernsehgeschichte. Hitzigkeit droht heute im Hertener Wasserschloss nicht.

Seitdem ich in der Süddeutschen gelesen habe, dass Ursula von der Leyen für einen Auftritt bei Maybritt Ilner zwei Stunden von ihrem Pressesprecher gebrieft wurde, um schick zu vertreten, wofür sie gut bezahlt wird, weiß ich, dass Scripted Reality keine Erfindung des Nachmittagstrash auf RTL ist, sondern dem politischen Gerede im Öffentlich-Rechtlichen entstammt. Ich habe mich vorbereitet. Leider findet der Off-Kultur-Vertreter aus Essen Ruhr.2010 gar nicht so übel, und den Ruhrbaron Laurin will ich nicht anrufen, ich wäre da nur schlechte Kopie.

Ute Schäfer lobt die Kulturhauptstadt. Die Zahl der Übernachtungen in Essen sei enorm gestiegen. Was wohl mehr dem Umzug der ThyssenKrupp-Zentrale und der anspringenden Konjunktur geschuldet sei, haue ich später raus. Sie formuliert den dadaistischen Satz: „Die Nachhaltigkeit lag in der Einmaligkeit“, der ist nah dran an dem Wandel durch Kultur durch Wandel der Ruhr.2010. Dann verkündet sie stolz den Mediawert des Stilllebens auf der A40. Die weltweite Berichterstattung bringe es auf 200 Millionen Euro. Wow, denke ich, da ist aber auch jeder Bericht der Deutschen Welle enthalten, der den verdutzten Bewohner von Burkina Faso erzählt, dass der verrückte Europäer sonntags gerne auf der Autobahn hockt, Bier trinkt und Spaß hat. Wie hoch mag dabei der Wert der beiden 15-Minuten-Live-Schalten im WDR-Fernsehen sein? In denen sah man stundenlang, wie in Duisburg Gurken geschält werden und der Moderator darob vor Glück kurz vorm Kollabieren stand. Und welchen Mediawert mag erst die umfangreiche Berichterstattung von der Loveparade eine Woche später haben? Der muss in die Milliarden gehen. Davon spricht die Ministerin nicht, denn die Loveparade war nicht Ruhr.2010, und mit fremden Federn schmückt man sich heute Abend unter Genossen nicht. Ich mache später eine Gegenrechnung auf. Mit dem Geierabend, jener netten Kleinkunstveranstaltung auf Zeche, hatten wir in der nachrichtenarmen Zeit Anfang Januar Logo und Anmutung der Kulturhauptstadt gekapert und dadurch 800 000 Google-Einträge erschlichen. Eigentlich sei ich virtueller Mediamillionär, ob das mal jemand meiner Bank erklären könne?

Die übrigen Podiumsvertreter tun, wofür sie da sind. Uli Stromberg setzt sich für die kulturelle Bildung ein, was man so tut, wenn man in einer Stadt arbeitet, die eine wunderbare Bibliothek besitzt und ansonsten eine Kleinkunstreihe. Peter Rose redet, dass man glaubt, gleich schneiten Hilmar Hoffmann und Hermann Glaser herein, söffen uns alle unter den Tisch und riefen ein Hertener Manifest zur Kulturrevolution durch Teilhabe aus. Ich denke mir: Passt mal auf, liebe Kulturverwalter, wenn irgendwo wieder Stress ist in einem Ruhrpottghetto, dann schickt Bullen, Sozialarbeiter und die Bildzeitung da rein, aber lasst die Künstler mal in Ruhe. Ob ich das auch gesagt habe, weiß ich nicht mehr. Aber ich habe es hiermit geordnet und sozialdemokratisch zu Protokoll gegeben.

Wie es mit der Nachhaltigkeit der Kulturhauptstadt aussehen kann, erläutert abschließend Ute Schäfer. Das Land stehe bereit, aber die Kommunen müssten sich melden. Man könne gemeinsam weitermachen, wenn die Städte gemeinsam wollen. Auf dem Heimweg wird sie schallend gelacht haben, weil sie sich geschickt aus der Affäre gezogen hat, wohl kalkulierend, dass die Kulturhauptstadt, vom RVR erschöpfend geführt, am 1.1.2011 wieder aus 53 einzelnen Städten bestehen wird. Das Grend in Essen wird weiter schöne Projekte anstoßen, Rolf Dennemann spannende Inszenierungen hinlegen, die Wattenscheider Schule Geschichten recherchieren, schreiben und lesen. Meine Volunteeruniform wird vielleicht in der Tagesschau auftauchen nach einer Katastrophe in Burkina Faso oder sonst wo auf der Welt, einem Afrikaner würde sie super stehen.