Friede, Freude, Aufsichtsrat

Ekkehard D. Schulz Foto: ThyssenKrupp

Zum Abschluss seiner Karriere wird es versöhnlich. ThyssenKrupp-Chef Ekkehard Schulz kann im Einvernehmen mit den Betriebsräten den Standort in Düsseldorf-Benrath schließen.

Noch im vergangenen Jahr tobte ein heftiger Kampf zwischen der Führung um Schulz und den Arbeitnehmern. Mit harten Ankündigungen – Stellenabbau, Verkauf von Tochtergesellschaften – hatten die Konzernoberen die Belegschaft in Wallung gebracht. In der Kritik stand vor allem Schulz, der es nicht lassen konnte, von betriebsbedingten Kündigungen zu sprechen. Die wollte er zwar nicht, er wollte sie aber auch nicht ausschließen.

Ziel war, die Macht der Betriebsräte zu brechen. Gelungen ist ihm dies nicht. Auch wenn mit dem Konzernumbau Aufsichtsräte in den Sparten wegfielen und der Betriebsrat damit weniger Mitspracherecht hat, faktisch geht gegen die Belegschaft nichts. Dies zeigt sich beim Umbau der Edelstahlsparte.

Das Düsseldorfer Werk ist eines von vier in Deutschland. Und es ist das kleinste, innerhalb einer defizitären Sparte ist das ein verlorener Posten. Den Betriebsräten ist es daher leicht gefallen, dem Umbau zuzustimmen. ThyssenKrupp sichert einen sozialverträglichen Umbau zu; keiner der 550 betroffenen Mitarbeiter fällt in die Arbeitslosigkeit. Wichtig war dem Betriebsrat vor allem aber, dass kräftig investiert wird.

Im Unternehmen geht nämlich die Furcht um, dass mit dem neuen Edelstahlwerk in den USA Kapazitäten in Deutschland geschlossen werden könnten. Alleine die Verlagerung der Kapazitäten von Benrath nach Krefeld wird sich der Konzern nun rund 250 Millionen Euro kosten lassen.

Die Maßnahme ist sicherlich richtig und im Sinne von Unternehmen und Belegschaft. Die aus Sicht von Schulz positive Begleiterscheinung wird sein, dass die Betriebsräte ihm keine Steine beim Weg in den Aufsichtsrat in den Weg legen werden. Auf der Sitzung am Freitag wird das Gremium einem Vorschlag der Krupp-Stiftung zustimmen, dass Schulz mit seinem Ausscheiden aus dem Vorstand am 21. Januar direkt in den Aufsichtsrat wechseln kann.

Dass ist zwar nicht wirklich im Sinne des Corporate-Governance-Kodex, aber der ist nun wirklich nicht so wichtig. Auch wenn der maßgeblich von Thyssen-Krupp-Aufsichtsratschef Gerhard Cromme entworfen wurde.

Letters from Ireland I

Irland steckt in einer tiefen Krise. Nicht nur wirtschaftlich geht es bergab, auch politisch steht das Land an der Abbruchkante. Der seit vielen Jahren in Nordrhein-Westfalen lebende Ire Hugh Murphy reist in seine Heimat zurück und schreibt über das, was er sieht. Hier der erste Brief unseres Gastautors. Geschrieben wenige Stunden vor dem Abflug.

„Hello,

I’m heading back to Ireland today for a few days and it’s like heading into a war zone. Tall pillared buildings, where once busy officious bankers went in and out are now emptying. Doors and windows are hanging from broken hinges and occasional explosions can be heard in the cellars where toxic material lay hidden till now. Very occasionally, a leading banker will raise a white flag, stick his head above the parapet and shout ‘Sell out! Sell out! Now!’ He is prepared to deal with the invader already. His type never loses.

Up the road from Trinity College a few enraged mortgage holders are trying to storm the Dail (parliament) and lynch those who led them into the mess. Their rage stems as much from the fact that they know they have themselves as much to blame. Why did they accept 100% mortgage loans at variable interests when they were just married with a kid and only shortly before had started into their first job? Didn’t they realize how close to the front they were in the risk-taking zone? Was this the fecklessness the puritan English always accused the Irish of?

Why didn’t they leave after they grew up as the generations did before them? Why did they stay on in Ireland after their teens and educate themselves for an illusionary future in Ireland? Why did they think they had the computer world by the short hairs when their real success was to flood the world with Botox?

When you’re young you are hopeful and that is why the banks could play fairy god-mother when in fact they were just another excrescence of Joyce’s old sow ever ready to eat her young. The genius of the Irish has always had to go abroad or hide in Ireland (mostly in pubs). The great state institutions, the Church and whatever industry there was never provided scope.

We left in the 50s and the 60s because we needed to breath. Church and State and de Valera (or was it John Mcquaid?) had us by the throat whenever we made a move. We never had the energy to go back. But we didn’t forget.

The Celtic Tiger held on to or attracted back some of the best of this generation. We were so proud when they seemed to take the country by the scruff of the neck and make it into a place they wanted to live in and bring up their families in. Now they are open to the old charge of fecklessness. It wasn’t true then and it is not true now.

I’ll have more to tell after landing, Hugh Murphy.“

Letters from Ireland I

Letters from Ireland II

Letters from Ireland III

Cowen, schick die Banken in die Pleite

Europa steckt in einer tiefen Krise. Nach Griechenland und Irland müssen nun wohl Portugal und vielleicht auch Spanien und Italien vor dem Staatsbankrott gerettet werden. Damit ist eines klar, die Eurozone wird sich massiv verändern.

Doch wie konnte es so weit kommen? Während in Griechenland schlichtweg der Umbau zu einem modernen Wirtschaften verpasst wurde, sieht die Lage in Irland gänzlich anders aus. Der „Keltische Tiger“ ist ein Produkt der EU-Wirtschaftsförderung. Mit dem Geld aus Brüssel wurde die Infrastruktur der Insel aufgebaut, vom Agrarland wandelte sich Irland zum Hightech-Standort mit vielen Bauernhöfen. Dass war so gewünscht und es hat auch geklappt.

Klar ist, dass Firmen wie Google, Dell oder Microsoft das Land nicht wegen seiner grünen Wiesen als Standort gewählt haben. Entscheidend war für sie die im Vergleich zu den EU-Flächenstaaten geringe Körperschaftssteuer. Aber auch die Sprache Englisch sowie die Tatsache, dass die Flugzeit nach Dublin von den USA aus kürzer ist als nach London, Frankfurt oder Paris, waren ausschlaggebend.

Mit seiner gut ausgebildeten Bevölkerung ist Irland für Investoren ein attraktiver Standort – und er bleibt es. Einige Bereiche wie der Pharmasektor weisen in dem Land Zuwächse aus.

Einer der Hauptvorwürfe gegen die irische Regierung zielt auf die laxe Regulierung des Bankensektors. Das ist in der Tat das Kernproblem. Wie die Briten hat Dublin den Finanzsektor nicht ausreichend im Auge behalten. Die Quittung kommt nun mit der Schieflage des Sektors mit den hervorstehenden Spielern Allied Irish Banks und Bank of Ireland.

Weil Irland Milliarden in die Finanzbranche pumpt, um die Banken vor der Pleite zu retten, muss das Land nun unter den Rettungsschirm von EU und IWF flüchten. Aber muss das sein? Warum die Banken nicht einfach in die Insolvenz schicken? Warum müssen die Verluste vom Staat getragen werden?

Sicherlich wären viele Spareinlagen verloren und auch die Verluste der Aktionäre wären bedauerlich. Aber eine Bank ist nun einmal ein stinknormales Unternehmen. Und als solches müssen sie bei Missmanagement auch pleite gehen dürfen. Ganz offensichtlich haben die irischen Banker einen verdammt schlechten Job gemacht, sonst würde es ihren Firmen auch besser gehen.

Ein solcher Insolvenz-Tsunami im irischen Finanzsektor würde zwar das Vertrauen in das Land belasten, aber er ließe Platz für eine schnelle Erholung. Die nun kommenden Finanzspritzen werden künftig bei der Bildung und dem Sozialsystem eingespart. Die von EU und dem Internationalen Währungsfonds geforderten Einsparungen werden dem Land zusätzlich die Luft nehmen.

Also, bitte lieber Premierminister Brian Cowen: „Let the banks go bankrupt!”

Und noch etwas zum Vorwurf der laxen Regulierung, wie in viele Kommentatoren aus Deutschland geäußert haben. Schaut euch bitte den eigenen Finanzsektor an. Die Milliardenverluste bei der WestLB, der HSH und der SachsenLB sind kein Beleg einer guten deutschen Regulierung. Für eine funktionierende Aufsicht spricht auch nicht, dass die Commerzbank mit Staatskohle gerettet werden musste.

Eon macht seinen Energiewechsel

Während sich in Gorleben die Bürger quer legen, bereitet in Düsseldorf eine Firma ihre ganz eigene Vorstellung eines Energiewechsels vor. Marktführer Eon will weniger Deutschland, auch wegen des Ausstiegs aus dem Atom-Ausstieg.

Der Düsseldorfer Energiekonzern will sich unter dem neuen Vorstandschef Johannes Teyssen künftig stärker in Wachstumsmärkte in Asien und Südamerika investieren. Der Strategieschwenk soll zu Lasten Deutschlands gehen, also dem Land, in dem Eon etliche Atomkraftwerke betreibt. Auf seinem Heimatmarkt hat Eon aber zuletzt ordentlich Gegenwind bekommen. So droht das im Bau befindliche Kohlekraftwerk in Datteln zur Investitionsruine zu werden, Grund sind Klagen von Bürgern.

Die neue Strategie von Teyssen ist ein deutliches Votum Richtung schwarz-gelbe Koalition: Denn dass der seit rund einem halben Jahr amtierende Eon-Chef das Deutschlandgeschäft zurückfahren will, ist eine deftige Kritik an der Energiepolitik der Bundesregierung. Mit der Revision des Atom-Ausstiegs wollte sie auch die Versorgerbranche pampern. Das ging daneben. Denn Investitionen ins Ausland zu verlagern, ist in der Industrie die deutlichste Form der Abstimmung mit den Füssen.

Doch was schmeckt dem Energiekonzern nicht? Es ist vor allem die der Revision des Atomausstiegs verordnete Brennelementesteuer. Mit dieser will Berlin einen Teil der Gewinne abschöpfen, die beim längeren Betrieb der Atommeiler anfallen werden. Doch bis die Zusatzgewinne in die Kassen der Versorger rollen, wird es noch einige Jahre dauern. Erst müssen sie drauf zahlen. Offenbar kein gutes Geschäft, will sich an Teyssens Strategie zeigt.

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Großmann geht mal wieder

Jürgen Großmann legt mal wieder seinen Posten als RWE-Chef nieder. Das berichtet der Spiegel heute vorab.

Anlass sei eine mehrwöchige krankheitsbedingte Pause. Hm, wo kommt das denn her? Ok, die Grippe ist unterwegs und viele sind angeschlagen. Hoffen wir mal, dass es nichts ernsteres ist.

Ist es offenbar auch nicht. Denn wie es im Unternehmen heißt, ist der Bericht Quatsch. Großmann sei bald wieder an Bord und werden den Energiemulti leiten.

Wäre auch schade wenn nicht. Denn mit dem Ende der Abstinenz hat der Mann wieder ordentlich Gas gegeben und bei vielen Runde für mächtig Stimmung gesorgt. 1000 Tage hatte Großmann die Finger von der Flasche gelassen.

Bewährungsprobe für Röttgen

Norbert Röttgen

Was für ein NRW-CDU-Chef Norbert Röttgen sein wird, wissen wir noch nicht. Wie er sich aber mit den an Rein und Ruhr mächtigen Energiekonzernen arrangieren will, das könnte sich schon in wenigen Tagen zeigen.

Am 15. November nämlich kommen die neuen Zahlen zum Ausbau der Solarenergie auf den Tisch. Erste Schätzung sprechen von einem Zubau von bis zu 9500 Megawatt, der Vorjahreswert würde damit massiv übertroffen. Vor dem Hintergrund dieser Wachstumszahlen werden neue Vorschläge über eine Begrenzung des Ausbaus auf den Tisch kommen. Derzeit kursieren Gerüchte, wonach die Förderung zusätzlich über die reguläre Kürzung zum Jahreswechsel gesenkt werden könnte. Auch soll eine Deckelung des Zubaus im Gespräch sein.

Die von RWE und EON angeführte Energiebranche würde die Sonnenenergie am liebsten ganz verbannen. Der Industrieverband BDEW massiert derzeit die entsprechenden Botschaften in den politischen Apparat ein, wie man dort hört. Am liebsten wäre dem Verband eine Deckelung bei 2000 oder 3000 Megawatt, heißt es in Berlin.

Dagegen stemmt sich die Solarindustrie. Diese befürchtet zu Recht einen Einbruch des Marktes. Die noch jungen Unternehmen wie Q-Cells, Solon oder Solarworld würde der Boden unter den Füßen weggetreten.

Die Entscheidung liegt im Bundesumweltministerium, dem Haus von Röttgen also. Zuletzt hatte er sich für die Belange der Solarindustrie stark gemacht, hatte sogar auf eine mäßige Sonderkürzung zum letzten Juli hingewirkt und damit einen Konflikt mit Wirtschaftsminister Rainer Brüderle losgetreten. Hinter vorgehaltener Hand gab es zudem böse Wort aus der etablierten Energiebranche.

Bevor Röttgen also die Spitze der NRW-CDU übernimmt, muss er entscheiden, ob er den Konflikt mit RWE und EON fortschreibt oder Frieden schließt. Ich bin gespannt, wie er sich entscheidet.

Ferrostaal: Ohne Schmiergeld und Gewerkschaft in die Zukunft

Die Beschäftigten der Essener Ferrostaal müssen sich auf herbe Einschnitte gefasst machen. Am 22. November will der Aufsichtsrat des Industriedienstleisters über die neue Strategie entscheiden – und über ein massives Sparprogramm.

Zwischen 400 bis 500 Beschäftigte sollen ihren Job verlieren. Rund zehn Prozent der Stellen sollen damit wegfallen, wie man aus dem Unternehmen hört. Damit ist aber nicht Schluss. Das Sparprogramm ist nur ein Teil des Umbaus, den der neue Vorstandschef Jan Secher durchführen muss. Angesichts eines Umsatzeinbruchs von 25 Prozent, der für das nächste Jahr erwartet wird, bleibt ihm keine Alternative.

Tiefer als das Sparprogramm geht die strategische Neuausrichtung, wenn man überhaupt von einer Neuausrichtung reden kann. Denn bislang gab es keine Strategie bei Ferrostaal. Geschäfte wurden gemacht, wenn immer sich eine Gelegenheit ergab. Eine Richtung, wohin denn das Unternehmen steuern will, existierte nicht. Es ging also zu wie auf dem Basar.

Nur laufen die Geschäfte auf einem Basar wohl ehrlicher ab. Über 100 Millionen Euro an Schmiergeld soll Ferrostaal in den vergangenen Jahren für die Anbahnung von Geschäften gezahlt haben. Das ist die Summen, die nach Angaben aus Branchenkreisen, bei einer firmeninternen Untersuchung aufgedeckt wurde. Die Staatsanwaltschaft München ermittelt gegen Ferrostaal und frühere Manager wegen des Verdachts auf Bestechung. Das Unternehmen hofft auf eine schnelle Einigung, also eine Einstellung des Verfahrens gegen Bußgeld.

Die früher im Konzerne grassierende Korruption ist ein weiterer Grund, warum Secher den Laden umbauen muss. Sicher ist, dass Ferrostaal sich aus einigen Geschäften zurückziehen wird. Im Fokus stehen vor allem Länder in Südamerika und Afrika, die besonders für Schmiergelder berüchtigt sind. Die Zahl der Beschäftigten wird mit der neuen Strategie also unter die Marke von 4000 sinken.

Der Umbau ist schmerzlich, auf großen Widerstand brauchen sich die Konzernoberen aber nicht gefasst machen. Gewerkschaften spielen bei Ferrostaal keine Rolle, bei der IG Metall oder Verdi sind nur wenige Mitarbeiter eingeschrieben. Als schwach gilt auch der Betriebsrat. Den braucht die Belegschaft früher auch nicht, denn da ging es eher um den Aufbau von Arbeitsplätzen. Damit ist nun Schluss.

Neue Kritik an Sauerland

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Adolf Sauerland: "Immenses Leid"

ThyssenKrupp-Chef Ekkehard Schulz ist ein Mann mit geradem Rücken. Das hat er am Sonntag wieder einmal bewiesen.

In der Duisburger Salvatorkirche hat Schulz über Verantwortung in der Wirtschaft gesprochen. Ein sperriges und gerade in der Finanzkrise oft strapaziertes Thema. Es lohnte sich, dem ThyssenKrupp-Chef zuzuhören. Denn er sprach in seiner Kanzelrede auch über den Umgang mit Verantwortung in Duisburg. Und das in der Kirche, in der der Gedenkgottesdienst für die Loveperade-Opfer stattfand.

Mit Blick auf die Katastrophe stellt Schulz die Fragen: „Wer hatte Verantwortung? Wer trägt Schuld? Fragen, die nicht einfach, vielleicht nie, zu beantworten sind.“ Keiner der Beteiligten habe absichtlich eine Situation herbeigeführt, die zu dem Unglück mit 21 Toten geführt habe. „Es werden Menschen Verantwortung übernehmen müssen, die ursächlich vielleicht gar keine Schuld triff“, sagte Schulz.

Ich kann mir vorstellen, dass es dem Manager schwer gefallen ist, das Thema anzuschneiden. Selten üben Vertreter der Wirtschaft Kritik an Politikern, vor allem dann nicht, wenn sie eine wichtige Rolle in der Stadt spielen. ThyssenKrupp ist mit seinem Stahlwerk der größte Arbeitgeber in Duisburg. Die Worte von Schulz werden also im Rathaus genausten verfolgt werden.

Der Konzernchef nennt Oberbürgermeister Adolf Sauerland in seiner Rede zwar nicht namentlich. Die Aufforderung endlich zurückzutreten, ist aber klar an ihn adressiert. Der Druck auf Sauerland lässt also nicht nach.

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Schmiergeld killt Arbeitsplätze

Ferrostaal kommt nicht zur Ruhe. Nun sollen rund zehn Prozent der Mitarbeiter gehen. Schuld daran ist auch die Schmiergeldaffäre.

Das sind zwischen 400 und 500 Menschen, die ihren Job verlieren. Grund ist der schwache Auftragseingang, wie Konzernchef Jan Secher am Montag auf einer Betriebsversammlung gesagt hat. Anders als etwa Thyssenkrupp oder die Lufthansa wird Ferrostaal erst mit Verzögerung von der Wirtschaftskrise getroffen.

Der Umsatz soll im kommenden Jahr um rund 20 Prozent fallen, im Jahr 2008 kamen die Essener auf 1,6 Milliarden Euro. Erst für das Jahr 2012 rechnet der Industriedienstleister wieder mit einem Wachstum.

Die Krise alleine ist für den Einbruch nicht verantwortlich. Belastend wirkt sich auch der Schmiergeldskandal aus. Ferrostaal soll über Jahre hinweg illegal Geld im Gegenzug für Aufträge gezahlt haben. Das Vertrauen in die Gesellschaft ist bei einigen Partnern dahin.

Die Korruption der Vergangenheit trägt damit zum Stellenabbau bei. Ferrostaal ist damit ein Beispiel, dass sich so was nicht auszahlt.

Sarrazin erspart Wulff seinen Rauswurf

Der Bundesbanker
Bundespräsident Christian Wulff bleibt seine erste Bewährungsprobe erspart. Der umstrittene Gelegenheitsautor Thilo Sarrazin gibt seinen Posten als Vorstand der Bundesbank freiwillig auf.

Überraschend gab das Institut am Abend bekannt, dass Sarrazins Vertrag zum Monatsende einvernehmlich aufgelöst werde. Beide Seiten seien sich ihrer Verantwortung für die Institution Deutsche Bundesbank bewusst und hätten sich daher auf eine Auflösung des Vertragsverhältnisses geeinigt.

Nach den umstrittenen Thesen von Sarrazin hatte der Bundesbankvorstand bei Bundespräsident Wulff die Ablösung des SPD-Mitglieds beantragt. Allerdings waren Zweifel aufgekommen, ob dies rechtlich möglich ist.

Auch weil die wissenschaftlich zweifelhaften Thesen von Sarrazin in der Bevölkerung einige Zustimmung fanden, hätte Wulff in dem Verfahren kaum punkten können. Denn bei einem Rauswurf des buchschreibenden Bankers hätte Wulff einen Rechtsstreit riskiert.