SpOn-Besuch bei der alten Dame

Wer dachte, die Deutsche Presse-Agentur kann sich nicht wandeln, der sieht sich getäuscht. Mit der Berufung von Wolfgang Büchner,42, zum Nachfolger von Chefredakteur Wilm Herlyn ist dem Aufsichtsrat eine faustdicke Überraschung gelungenen. Der Chef von Spiegel Online ist ein ausgewiesener Internetexperte – eine Kompetenz, die der Agentur bislang fehlt.

Diese Lücke entwickelt sich zunehmend zum Problem für Deutschlands größte Nachrichtenagentur. Denn ohne erkennbare Strategie kippt die dpa viele ihrer Nachrichten ins Internet. Jegliche Exklusivität geht dabei verloren, denn auch Nicht-Kunden können auf die Meldungen zurückgreifen.

Mit der Kündigung der WAZ-Gruppe wurde dieses Problem offensichtlich. Denn statt für die Meldung der dpa zu zahlen, durchkämmen die Redakteure der WAZ das Internet nach frischen Nachrichten. In ihrem Netz bleibt auch Material von dpa hängen. Wie sich wiederholt gezeigt hat, wurde dieses ohne Bezahlung genutzt. Klack.

Von der Berufung des SpOn-Chefredakteurs an die dpa-Spitze versprechen sich viele Mitarbeiter eine Neuausrichtung der Internetstrategie. Neben einer Neujustierung der Printprodukte ist auch die Entwicklung einer neuen Multimedia-Strategie fällig. Ein Testlauf mit Internet-Videos etwa wurde nach nur einem Jahr eingestellt. Aus Sicht von Kritikern hätte man dem Produkt mehr Zeit geben müssen. Büchner könnte hier Abhilfe schaffen, verfügt er doch über gute Erfahrungen mit TV-Inhalten.

Die Ernennung wird nicht ohne Argwohn beobachtet: Viele dpa-Führungskräfte sind deutlich älter als Büchner. Der 42-Jährig soll bis Anfang kommenden Jahres das neue Amt antreten. dpa-Chef Herlyn scheidet altersbedingt aus.

Geschichte eines Steuerhinterziehers

Foto. Flickr.com / aguno

In diesem Tagen wird wieder viel geschimpft über Leute, die ihr Geld in die Schweiz, Liechtenstein oder auf die Kanalinseln bringen. Allesamt Steuerparadise, die einen runden Euro mit dem steuerversteckenden Geldtransfer aus dem Ausland verdienen. Doch was sind das für Leute, die ihr Geld über die Grenze schaffen? Einen kenne ich. Er hat mir seine Geschichte erzählt.

Es versteht sich von selbst, dass er nicht namentlich genannt werden will. Nur soviel über die Person: männlich, 45 Jahre alt, lebt in einer kleinen Stadt in Nordrhein-Westfalen. Auch kann der Mann nicht für die breite Masse gelten – er ist halt nur einer von vielen Steuerflüchtigen.

Der Mann, ich gebe ihm mal den Namen Michael, hat es zu Wohlstand gebracht. Sein Vater hat nach seinem Rauswurf bei einer großen Handelskette eine Geschäft für Inneneinrichtung eröffnet. Schon bald nach Eröffnung stieg der Sohn mit ein, auch wenn er erst 20 Jahre alt war. Durch harte, gemeinsame Arbeit haben sie das Geschäft nach vorne gebracht. Kaum ein Tag hatte weniger als zwölf, vierzehn Stunden. Wenn das Geschäft geschlossen wurde, sind Vater und Sohn zu den Kaufinteressenten nach Hause gefahren, haben sie dort beraten. Auch mal Gegenstände mitgebracht, damit die Kunden sehen konnten, wie diese in ihren vier Wänden wirken.

Die Plackerei hat sich gelohnt, das Geschäft läuft rund. Michael konnte sich zehn Jahre nach dem Einstieg in die väterliche Firma eine Wohnung kaufen. Drei Zimmer, geschmackvoll aber ohne Luxus eingerichtet. Einen Kredit musste er dafür nicht aufnehmen. Auch nicht für den Sportwagen vor der Tür. Ein Japaner und kein Porsche.

Michael führt ein normales Leben für seine Nachbarn. Michael hat aber eine andere Seite. Eben jene als Steuerhinterzieher. Über Jahre hinweg tut er dies, auch heute noch. Die Höhe der Summe kenne ich nicht. Ich vermute, er selbst kennt sie nicht. Aufzeichnungen oder ein Kassenbuch führt er nicht. Er weiß, Papier ist gefährlich, sollte einmal die Steuerfahndung bei ihm auf der Matte stehen.

Michael ist sich bewusst, dass er da was illegales macht. Aber er kann es vor sich rechtfertigen. Die vielen Arbeitsstunden, die Entbehrungen im privaten Bereich. Er hat das Geld durch harte Arbeit verdient, denkt er sich. Ein schlechtes Gewissen bekommt Michael nur, wenn er auf dem Weg in die Schweiz ist. Dort hat er ein Konto. Bei einer Bank, die keine Kontokarten ausgibt, wo junge Kunden nicht über den Knax-Club angeworben werden.

Die Bank von Michael hat einen diskreten Eingang. Die Tür öffnet sich erst auf Anforderung. Ist der Geschäftsmann drin, stellt man ihm nur eine Frage. Die nach seiner Kontonummer. Papier ist nicht nötig. Die Nummer hat Michael im Kopf. Wie das Geld in die Schweiz gekommen ist, sagt Michael nicht. Das Thema sei heikel, sagt er. Oft fährt Michael nicht in die Schweiz. Wenn es einmal im Jahr ist, dann ist das viel.

Einmal musste er einen Rücktransfer machen. Er und sein Vater haben expandiert. Gebaut wurde ein neuer Verkaufsraum, ein größeres Lager. Dafür brauchten sie viel Geld. Um die unversteuerte Kohle aus der Schweiz zu holen, hat Michael eine Privatmaschine samt Pilot gemietet. Das hat zwar einige Tausend Euro gekostet, aber das Risiko an der Grenze geschnappt zu werden, ist in der Luft deutlich geringer als am Boden. Im Koffer hatte er einige Millionen von seinem Schweizer Konto.

Das Geld steckt nun in den neuen Gebäuden. Immerhin ein sinnvoller Zweck, hat er doch neue Mitarbeiter im Zuge der Expansion eingestellt.

Kaum Hoffnung für Alu-Werk

Norsk Hydro muss seine Hoffnung auf eine schnelle Rettung seiner Aluminiumhütte in Neuss aufgeben. Die Politik in Berlin kann sich nicht auf eine schnelle Entlastung der stromintensiven Industrien einigen. Dabei stellt sich das Haus des neuen Wirtschaftsministers Karl-Theodor zu Guttenberg hinter die Forderung der Industrie.

Bei einem Treffen mit dem Betriebsrats von Hydro Deutschland sicherten Vertreter des Ministeriums ihre Unterstützung zu. Die Industrie erhofft sich eine Rückvergütung der im Strompreis enthaltenen CO2-Abgaben. Die Unterstützung von Guttebberg hilft Hydro und den anderen Groß-Stromverbrauchern nicht, denn zuständig für die CO2-Abgaben ist das Bundesumweltministerium. Und dessen Hausherr Sigmar Gabriel hat bereits klargestellt, dass er keine Rückzahlung an Hydro & Co will.

Damit lösen sich die Hoffnungen der rund 650 Beschäftigten von Hydro in Neuss auf einen schnellen Rettungsplan in Luft auf. Das Unternehmen wollte über eine Entlastung bei den CO2-Abgaben und einen neuen Stromvertrag von RWE die Grundlage für eine zukunftsfähige Produktion in Deutschland schaffen. Von RWE liegt ein Angebot vor; ohne ein Entgegenkommen von Gabriel ist der aber aus Sicht von Hydro wertlos.

Derzeit lohnt sich die Aluminium-Produktion in Deutschland nicht, da der Preis für den Werkstoff um mehr als die Hälfte auf 1300 Dollar eingebrochen ist. Das Hydro-Werk in Neuss benötigt ein Preisniveau von 2500 Dollar, um rentabel zu arbeiten.

Um die Verluste zu begrenzen fahren die die Arbeiter der Aluminiumhütte die Produktion zurück. Für die meisten Arbeiter wurde Kurzarbeit vereinbart. Findet sich kein Zukunftskonzept für das Werk, dann könnte die Produktion komplett eingestampft werden.

Ein Schlacks macht T-Karriere

Foto: Telekom – Timotheus Höttges in der MItte

Timotheus Höttges kann man unterschätzen. Groß und schlank wie er ist, ein einem Hang zur Schlacksigkeit. Dazu springt er im Gespräch schnell von Thema zu Thema, dass einem ganz schwindelig dabei werden kann. Hat er sich aber einmal in etwas verbissen, dann bleibt er dran. Nach dem Muster verläuft auch sein Aufstieg bei der Deutschen Telekom.

Gestern Abend berief ihn den Aufsichtsrat auf den Posten des Finanzvorstands. Bei dem Bonner Unternehmen ist das nicht irgendein Amt.Auf dem Posten saß lange Jahre mit Karl-Gerhard Eick ein Mann, der die Telekom unter den wechselnden Chefs zusammengehalten hat. Eick hat die Telekom entschuldet, Konflikte mit verdi beigelegt, Akquisitionen eingefädelt. Ohne Eick wäre die T-Aktie wohl noch stärker abgeschmiert, als sie es ohnehin tat. Aber Eick ist Geschichte, er fängt am Sonntag bei Arcandor an.

Die Berufung von Höttges als Nachfolger von Eick kommt nicht unerwartet, schon seit dem Bekanntwerden von Eicks Weggang wurde er von Telekom-Chef Rene Obermann als Nachfolger intern ins Spiel gebracht. Mit Obermann verbindet Höttges eine enge Freundschaft, die durch die enge Zusammenarbeit in der T-Mobile-Führung geschmiedet wurde. Auch Obermanns Teil-Umzug nach Berlin tat da keinen Abbruch. Beide gehen noch heute am Rhein laufen, tauschen sich dort über Strategien und ihre Pläne aus.

Bei diesen Läufen haben Höttges und Obermann wohl auch ihre Vorstellung über die künftige Struktur des Konzerns geschmiedet, nachdem Obermann im November 2006 Telekom-Chef geworden war. Bereits im Dezember holte er Höttges als Verantwortlichen für die Festnetzsparte T-Com (heute T-Home) in den Vorstand. Seitdem haben die beiden Mitvierziger den Laden gründlich umgekrempelt. Gestern folgte mit der Zusammenlegung des deutschen Mobilfunkgeschäfts mit der Festnetzsparte der vorerst letzte Streich.

Für den verschlafenen Konzern mit seinen 150.000 Beschäftigten in Deutschland kommt die Verschmelzung einer Kulturrevolution gleich. Die Mitarbeiter von T-Com und T-Mobile trennt mehr als der Rhein, der zwischen den Sparten der Sparten liegt. Leidtragende dieser Telekom-typischen Aversion waren die Kunden, denn für die hatten die Mitarbeiter mit ihrem Sparten-Zwist wenig Zeit.

Höttges rückte mit seiner Berufung an die Spitze der Festnetztochter im Dezember 2006 den Kunden in den Fokus. Um die Beharrungskräfte in der überalterten Belegschaft zu brechen, ging er ruppig vor. Suchte die direkte Konfrontation, berichten viele im Haus. Dies gipfelte in der Auslagerung von 50.000 Mitarbeitern in einen Telekom-eigenen Niedriglohnbereich. Seine Kritiker bezeichnen ihn als einen kalten Manager, einer der nur auf die Zahlen sieht und dabei die Menschen vergisst. Sein direktes Umfeld betrachtet Höttges hingegen als Retter des Unternehmens.

Beides stimmt, wenn auch nicht ganz. Aber ohne die Geradlinigkeit eines Timotheus Höttges würden der Telekom im Festnetzgeschäft wohl immer noch die Kunden in Massen von der Fahne gehen. Zuletzt sammelten die Bonnern die Hälfte aller DSL-Neukunden ein. Damit hat der Konzern auf dem deutschen Festnetzmarkt wieder eine Zukunft.

Nun also übernimmt der 46-Jährige die Verantwortung über die Bilanzen von Europas größten Telekomkonzern. Die Fußstapfen von Eick auszufüllen, wird wohl sein bislang schwerster Job. Zum Abschied des langjährigen Finanzvorstands verkündete das Unternehmen einen kräftigen Gewinnschub. Trotz niedrigerem Umsatz hat sich der Überschuss im vergangenen Jahr auf 1,5 Milliarden Euro fast verdreifacht.

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Muskelspiel nach Programm

Logo: tonwertkorrekturen

Es ist wieder soweit: Die Stahlarbeiter im Ruhrgebiet lassen die Muskeln spielen. Zur öffentlichen Betriebsversammlung in Duisburg kamen mehre tausend Beschäftigte. Die Gewerkschaft IG Metall sprach sogar von 10.000 Teilnehmern. Unterdessen ging in Rüsselsheim die Opel-Demo zuende. Aus Bochum waren rund 500 Mann mit Bussen angereist. Ihr Ziel jetzt: Weiter kämpfen für den Erhalt ihres Werkes.

Mit der Thyssen-Krupp-Betriebsversammlung machten IG Metall und Betriebsrat vor einer außerordentlichen Aufsichtsratssitzung Druck auf die Konzernführung. Alleine Thema ist das geplante Sparprogramm mit einem Volumen von über einer Milliarde Euro. Mit rund 400 Millionen Euro entfällt der Großteil der Summe auf die Stahlsparte mit ihren 40.000 Beschäftigten. Dabei war der Thyssen-Arm der renditestärkste in den vergangenen Jahren.

Aber damit ist es vorbei; Stahl ist in der Wirtschaftskrise nicht mehr gefragt. Die Nachfrage hat sich mehr als halbiert. Die Arbeiter müssen kurzarbeiten und nun sogar um ihre Jobs fürchten. Denn Thyssen will Arbeitsplätze abbauen. Nach Angaben der IG Metall sollen es in Duisburg 1.500 sein, im Konzern hört man sogar die Zahl von 2.000. Wahrscheinlich werden es deutlich mehr. Denn rund 20 Prozent des Sparziels sollen beim Personal gehoben werden, wie es im Beraterjargon so gerne heißt. Das sind mindestens 200 Millionen Euro.

Auch Opel spürt die Lage. Seit Wochen gibt es Kurzarbeit und Freischichten. Hier stehen die Zeichen auf Sturm. Morgen soll ein Rettungskonzept im Aufsichtsrat vorgelegt werden. Die Bundesregierung macht ein tragfähiges Papier zur Vorraussetzung für Staatshilfen. Doch die EU hatte dagegen einer europaweiten Initiative zur Unterstützung der krisengeplagten Autoindustrie eine Absage erteilt. "Ich glaube nicht eine Sekunde daran, dass eine Regierung ein besserer Autohersteller ist als diejenigen, die wir in Europa bereits haben", sagte EU-Industriekommissar Günter Verheugen (SPD). Unterdessen versprach SPD-Kanzlerkandidat Frank-Walter Steinmeier den Opelanern in Rüsselsheim, er sei mit Herz und Verstand bei ihnen.

Wie dem auch sei. In Duisburg bei ThyssenKrupp sehen die Arbeitnehmer einen Grund, bald auf die Barrikaden zu gehen. Denn fällt Thyssen, dann folgen bald auch die anderen Stahlkonzern mit Stellenstreichungen. Mitarbeiter von Arcelor und Salzgitter kamen daher zu dem Treffen in Duisburg, um ihre Solidarität zu bekunden. Auch aus Bochum sollen sich Gewerkschaftsvertreter von Opel mit den Stahljungs verständigt haben.

Es geht um viel, es geht um Politik und richtiges Wirtschaften. Ab März stehen die Tarifgespräche für die Stahlarbeiter an. Auch wenn sich die IG Metall mit einer Aussage über den geforderten Zuschlag zurückhält, sie werden sich wohl an den Forderungen anderer Gewerkschaften orientieren. Es könnten also auch acht Prozent und mehr gefordert werden. Gewerkschaftler bereiten dafür schon den Boden. Die Binnennachfrage müsse gestärkt werden, sagen sie bei jeder sich bietenden Gelegenheit.

Bei Karl-Ulrich Köhler, Chef der Thyssen-Stahlsparte, kommen diese Töne nicht an. Er hat andere Sorgen. Ihm laufen die Kunden davon. Um über 50 Prozent fiel die Nachfrage im vergangenen Quartal. Eine Erholung gab es bislang nicht; schlimmer noch. Die Entwicklung habe sich noch verschärft, sagte er auf der Betriebsversammlung. Keine gute Nachricht für die Stahlarbeiter. Aber immerhin hat er sich gestellt und auch mit den Arbeitern geredet. Der Dialog klappt immerhin noch.

Den Stellenabbau wird es aber dennoch geben, über Frühverrentung oder Abfindungen. Die Betriebsräte werden sich auf die Fahnen schreiben können, zumindest betriebsbedingte Kündigungen vermieden zu haben. Dazu dient das Muskelspiel. Es ist nur Teil eines fest stehenden Rituals zwischen Vorstand und Gewerkschaft. Ich weiß, am Ende werden beide Seiten vor der Kamera stehen und ein Siegerlächeln zeigen.

Adel, verpflichtet

Was soll man über Frank Asbeck nur sagen? Ich sag mal, der Mann hat eine Menge Spass im Leben. Nachdem der Solarworld-Chef mit einem Angebot für Opel für viel Wirbel gesorgt hat, beteiligt er sich nun am Rückkauf von Lukas Podolski.

Einen niedrigen siebenstelligen Millionenbetrag steuert er bei, erzählte er mir heute. "Prinz Poldi" will er nun zu einem Image-Träger seiner Firma Solarworld machen. Mit dem Verein ist alles abgestimmt, die Verträge sollen bald unterzeichnet werden. Klar ist auch, wer Herr im Hause ist, die Bonner Lokalpresse hat Firmengründer Asbeck den Beinamen "Sonnen-König" verpasst.

Selbstlos ist die Beteiligung an der Rückholaktion zum FC Köln nicht: Asbeck ist selbst FC-Fan und träumt damit automatisch wie all die anderen Anhänger des Vereins von der Meisterschaft. Er weiß also was Leiden bedeutet.

Kasachen stornieren Sixpack bei Thyssen-Werft

Schon wieder ThyssenKrupp, lässt sich aber nicht vermeiden. Da brennt nämlich die Hütte. Dieses Mal dreht es sich um die Werften in Norddeutschland. Und Schuld an der Misere sind auch noch die Kasachen.

Die Betriebsräte von ThyssenKrupp Marine Systems befürchtet nämlich die Schließung von Standorten. Wie ein Betriebsrat mir heute sagte, hat der Vorstand der Thyssen-Sparte die Werften in Kiel, Hamburg und Emden in ihrer bisherigen Form in Frage gestellt. In den Orten sind mehrere tausend Menschen beschäftigt, die eigentlich einen sicheren Job hätten.

Für mehrere Jahren lagen Aufträge vor, doch die schmilzen. Bei Frachtschiffen drängen die Reedereien auf Abschläge und drohen im Einzelfall auch schon mal mit Kündigung, heißt es im Konzern. Diesen Schritt haben andere schon gemacht. Im Konzern heißt es, eine Familie aus Kasachstan hat ihre Bestellung ein gedampft.

Der Milliardärsclan hat bei Thyssen sechs große Jachten bestellt. An der Küste heißt dieses Auftrag "Six-Pack" und ist schon jetzt eine Legende. Die Bauweise ist gleich, nur die Farbe variiert. Leider geht es den Kasachen nicht gut; vier Schiffe wurde daher abbestellt.

Für die Werftarbeiter rückt die Krise damit einen gewaltigen Schritt näher. Für Ärger in der Belegschaft sorgt dann auch noch, dass die Konzernführung so tut, als wenn nichts passiert wäre. Auftragskündigungen gebe es nicht, lautet der Thyssen-Sprech.

Mehr Kurzarbeit bei Thyssen

Der Stahlkonzern ThyssenKrupp schickt weitere Mitarbeiter auf Kurzarbeit. Nach Stahl und Edelstahl trifft es nun den Dienstleistungsbereich. Wie ich hörte, sollen es mehrere Tausend sein.

Wie das Unternehmen bestätigte, wurde mit dem Gesamtbetriebsrat von ThyssenKrupp Services eine entsprechende Rahmenvereinbarung getroffen. Die Umsetzung soll in den kommenden Wochen erfolgen. Die Thyssen-Sparte beschäftigte 45.000 Menschen weltweit, rund die Hälfte arbeitet in Deutschland.

Anders als bei den Bereichen Stahl und Edelstahl geht Services gleich in die Vollen. Die Kurzarbeit solle bis Mitte kommenden Jahres gelten, hieß es im Konzern. Der gesetzliche Rahmen wird damit komplett ausgeschöpft. Im ersten Quartal hatte Services einen Umsatzrückgang von vier Prozent verbucht; fü den weiteren Jahresverlauf rechnet der Vorstand mit einer gedämpften Entwicklung.

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Bloomberg: Opel in Bochum auf der Kippe

Der US-Autobauer General Motors (GM) will nach einem Bericht der Nachrichtenagentur Bloomberg den Standort in Bochum schließen. Dies sei Teil der Überlegungen, um Finanzhilfen von der US-Regierung zu erhalten, berichtet die Agentur heute.

Vorgeschlagen werde zudem der Verkauf der Opelfabrik in Eisenach. GM ist infolge der Finanzkrise in Schwierigkeiten geraten und erhofft sich Hilfen vom Staat. Um an die Finanzmittel der Regierung zu kommen, muss der Konzern weitreichende Zugeständnisse machen. Geschlossen werde soll auch die Autofabrik in Antwerpen.

Hier der Link zu der vollen Harttop-Story: klack

Interessant ist auch: Bloomberg hat auch das folgende WAZ-Stück ausgewertet für seinen Bericht, in dem es um die Beteiligung des Staates an dem Bochumer Opelwerk geht: klick

3000 sind schon weg

Bei ThyssenKrupp müssen sich die Beschäftigten um ihre Jobs sorgen. Deutlich mehr als eine Milliarde Euro will das Unternehmen sparen. Jeder fünfte Euro soll durch Einschnitte beim Personal geholt werden.

Es wird also ruppig zwischen Konzernführung und Arbeitnehmerschaft. Den Aufschlag machte Vorstandschef Ekkehard Schulz mit seiner Drohung, betriebsbedingte Kündigungen seien nicht ausgeschlossen. Vermeiden will er sie zwar, aber ein Unternehmen dürfe sich diese Option nicht nehmen lassen.

Die Betriebsräte konterten umgehend: Betriebsbedingte Kündigungen seien bis 2013 ausgeschlossen, heißt es. Dies stehe im Tarifvertrag Zukunft. Für einen Stellenabbau über andere Instrumente sind sie durchaus aufgeschlossen.

Was auch sonst, denn alleine in den Monaten Oktober bis Dezember mussten schon 3000 Mitarbeiter gehen. Zynisch klingt es an, wenn Schulz betont, zwei Drittel davon seien Leiharbeiter.