dpa – Bye, Bye Hamburg

Die Nachrichtenagentur dpa zieht es nach Berlin. Der Hauptsitz Hamburg soll zwar nicht aufgegeben werden, aber Teile der Redaktion sollen in die Hauptstadt umgesiedelt werden.

Schon seit längerem macht in der rund 800 Leute umfassenden Belegschaft das Gerücht eines bevorstehenden Umzugs die Runde. Heute ließ Chefredakteur Wilm Herlyn die Katze endlich aus dem Sack. Chefredaktion und Geschäftsführung seien für den Umzug nach Berlin, sagte er heute vor versammelter Mannschaft in Hamburg. Der Dienstleister IDS wurde mit der Prüfung entsprechender Überlegungen beauftragt. Ein Komplettumzug ist dem Vernehmen nach nicht geplant.

Ziel der Verlagerung von Stellen nach Berlin dürfte auch sein, das Gewicht von Deutschlands größter Nachrichtenagentur in Politik und Wirtschaft zu stärken. Hauptgrund dürften aber erhoffte Einsparungen sein, zu deren Höhe Herlyn bei der Versammlung keine Angaben machte.

Das Medienunternehmen hat in den Krisen der vergangenen Jahre kräftig Federn lassen müssen. Zeitungs-Kunden mussten Rabatte eingeräumt werden, nach der Rheinischen Post bestellte zuletzt die WAZ-Gruppe den Dienst ab. Der Einnahmeausfall beträgt alleine bei der WAZ drei Millionen Euro.

In Berlin ist dpa mit einem Landesbüro für die Hauptstadt und Brandenburg sowie einer Parlamentsredaktion vertreten. Zudem hat die Rundfunktochter Rufa ihren Sitz in der Stadt.

Update: Herlyn hat die Planungen inzwischen in einem Gespräch mit der Süddeutschen Zeitung bestätigt.

 

Größte Alu-Hütte dicht

Jetzt also die Aluminiumfabrik in Neuss: Norsk Hydro schließt Deutschlands größten Produktionsstandort für das Metall. Die meisten der 650 Beschäftigten müssen sich nun auf Kurzarbeit einstellen.

Überraschend kommt die Entscheidung nicht, das Werk schreibt tiefrote Zahlen. Hydro begründet dies mit den niedrigen Preisen für Aluminium und den hohen Stromkosten. Und hier liegt das Problem: Trotz intensiver Verhandlungen hat Hydro keinen langfristigen Stromvertrag erhalten. Das Unternehmen macht dafür die RWE AG verantwortlich, dabei sind die Essener nicht der einzige Versorger in Deutschland. Industriestrom wird von etlichen Firmen angeboten.

Der Verdacht liegt nahe, dass die Norweger einen Sündenbock suchen. Dafür spricht, dass die Gesellschaft sich an einem Aluminium-Werk in Katar beteiligt. Die Fabrik hat eine Kapazität von 585.000 Tonnen pro Jahr, die Hälfte davon entfällt auf Hydro. Die Hütte in Neuss, von den Arbeitern Rheinwerk genannt, hat eine Kapazität von 230.000 Tonnen.

Ein wenig Hoffnung können die Mitarbeiter haben, es dauert zwei Monate bis die Anlage runtergefahren ist. Dann kommen vielleicht 12 bis 18 Monate Kurzarbeit dazu. Bis dahin könnte sich die Lage auf dem Weltmarkt entspannt haben. Da die Personalkosten nur einen geringen Anteil an den Gesamtkosten ausmachen, könnte Hydro an einem Großteil der Beschäftigen festhalten.

Vielleicht ist aber auch schon alles entschieden. Nach einem Bericht des Handelsblatts wird in Norwegen eine endgültige Schließung diskutiert. Wohl auch bei der nächsten Aufsichtsratssitzung am 17. Februar. Tags drauf wissen wir wohl mehr, da legt Hydro in Oslo seine Bilanz vor.

Jetzt auch Thyssen

Die Krise hat den Industriekonzern ThyssenKrupp im Griff: In der Stahlsparte sollen Arbeitsplätze gestrichen werden. Betroffen sind nach einem Bericht des WDR 1500 Menschen in Duisburg.

Thyssen bestätigte nur, dass ein Stellenabbau geplant sei, bezeichnete die Zahl aber als "aus der Luft gegriffen". Es gebe keine Entscheidung, so das Unternehmen. Diese soll in einem paar Monaten  gefällt werden. Und dann kann es hart für die Beschäftigen werden, aber nicht so hart, wie vom WDR dargestellt. Denn laut Konzernkreisen sollen rund 70 Millionen Euro beim Personal gespart werden, diese Zahl könnte mit einem Abbau von unter 1000 Arbeitsplätzen erreicht werden.

Hinzu kommt, dass betriebsbedingte Kündigung bis zum Jahr 2013 ausgeschlossen sind. Ein Stellenabbau müsste also über Abfindungsangebote oder eine Nicht-Besetzung von frei werdenden Arbeitsplätzen gestemmt werden. Hart sind die anstehenden Einschnitte allemal, trifft es mit Duisburg doch eine Stadt, die schon hart genug vom Strukturwandel gebeutelt wird.

ThyssenKrupp Steel ringt mit einem kräftigen Auftragseinbruch, der bei rund 50 Prozent liegt. Konzernweit sollen daher über eine Milliarden Euro gespart werden – ein Drittel davon entfällt auf die Stahlsparte mit ihren 20.000 Beschäftigten.

Wir hatten schon vor ein paar Tagen über die Stimmung in Duisburg berichtet. Nämlich hier: klack

dpa-Chef kontra WAZ-Chef

Der Konflikt zwischen der WAZ und dpa köchelt weiter: Wilm Herlyn, Chefredakteur der Hamburger Nachrichtenagentur, hat seine Kunden angeschrieben, um sie über den Sachstand beim Thema WAZ zu informieren. Der Brief ist zwar ein paar Tage alt, aber erst heute bei uns gelandet. Hier der Brief:

"Betr.: Die dpa im Medienmarkt

Sehr verehrte Frau Kollegin, sehr geehrter Herr Kollege,

in den vergangenen Wochen war die Abkehr der WAZ-Gruppe von den Diensten der dpa ein wichtiges Thema in der Branche. Die öffentliche Darstellung des Falles entsprach nicht in allen Punkten dem Sachstand. Darum möchte ich Ihnen die aktuelle Situation aus Sicht der dpa selbst darstellen:

Alle Zeitungen der WAZ-Gruppe und das Online-Angebot „derwesten.de" beziehen seit dem 1. Januar kein Material der dpa mehr. Es gab keine Kündigung, die Verträge liefen turnusmäßig aus. Der Verlust für die dpa liegt bei etwa drei Millionen Euro. „derwesten.de" muss alle dpa-Beiträge von seiner Site entfernen. Die WAZ war dazu im vertragsgerechten Zeitraum nicht in der Lage, wir haben die Frist jetzt letztmalig verlängert.

Nur die zu der WAZ-Gruppe zählende „Braunschweiger Zeitung" bezieht weiter die Dienste der dpa.

dpa hat in der Vergangenheit immer wieder journalistisch und/oder verlegerisch begründete Entscheidungen gegen den Bezug bestimmter Dienste erlebt. Unser Respekt vor der redaktionellen und unternehmerischen Freiheit der Kunden stand dabei nie in Frage. Vorausgegangen waren immer intensive Gespräche in diesem Geist mit den Kunden. Die WAZ-Geschäftsführung und die WAZ-Chefredaktion allerdings verweigerten diese Gespräche.

Die WAZ-Verlagsgruppe hat entschieden, die Dienste gerade der Agentur nicht mehr zu nutzen, die sie über verschiedene Blätter des Hauses mitbesitzt. In unseren Augen ist das eine Abkehr von dem Solidaritätsprinzip der dpa-Gesellschafter, das seit 60 Jahren Garant für eine unabhängige Nachrichtenversorgung in Deutschland ist.

Den Eindruck einer Schädigung dieses Gedankens, der die Medienvielfalt in der Bundesrepublik Deutschland stützt, verfestigt ein TV-Auftritt des WAZ-Chefredakteurs in dem Medienmagazin „Zapp" in der vergangenen Woche. Der Fachjournalist Peter Turi kommentierte: „Die WAZ-Gruppe nutzt dpa-Inhalte doch weiter – allerdings für lau aus dem Web. Das gesteht WAZ-Chefredakteur Ulrich Reitz ganz offen im NDR-Medienmagazin „Zapp"."

Reitz sagte: „ …die (die Nachrichtenredakteure d. Verf.) sind den ganzen Tag im Internet, die haben vielfältige Quellen und surfen sich durch. Auch da muss man einfach der Fairness halber sagen: auch in Richtung dpa…Und so wie wir Informationen von dpa nutzen oder weiter daran arbeiten, so machen wir es aber auch mit den Informationsquellen, ohne für die diese Informationsquellen zu bezahlen. …. Wir haben aber inzwischen – auf Initiative übrigens der Chefredakteure hin – haben wir uns ganz klar festgelegt auf eine Regelung, die eben für die Zukunft ganz klar festlegt, wie wir es machen: Wir werden jede Information, die wir von dpa haben, als dpa-Information kenntlich machen."

Die Sendung „Zapp" ist abrufbar im Internet unter http:/www3.ndr.de/sendungen/zapp/tv114.html Bitte machen Sie sich selbst ein Bild. Eine solche Stellungnahme des „Ersten Journalisten" einer großen und renommierten deutschen Regionalzeitung ist m.E. ohne Beispiel.

Für Sie als Kunden der dpa möchte ich klarstellen: Die regionale und überregionale Berichterstattung aus Nordrhein-Westfalen wird nicht eingeschränkt. Das Verhalten der WAZ beeinträchtigt nicht die ökonomische Handlungsfähigkeit der dpa. Wir werden aber jeder missbräuchlichen Nutzung unseres Materials nachgehen und sie ahnden. Sollten Sie der WAZ-Gruppe Inhalte zuliefern, achten Sie bitte darauf, dass diese keine dpa-Inhalte enthalten.

Auf die Sendung „ZAPP" gab es eine öffentliche Reaktion der französischen Nachrichtenagentur Agence France Press (AFP), Nachrichtenlieferant für die WAZ-Gruppe. Unter anderem hieß es dort: „Der Beitrag verschweigt außerdem, dass dpa (wie jede andere Agentur auch) selbst hoch dotierte Verträge mit staatlichen Stellen in Deutschland hat." Der guten Ordnung halber möchte ich festhalten, dass selbst die Kumulation aller unserer Bezugsverträge mit staatlichen Stellen im Gesamtumsatz in Höhe bei 93,8 Millionen Euro lediglich mit einer niedrigen einstelligen Prozentzahl zu Buche schlägt. Die AFP erhält nach Aussage ihres Generaldirektor Piere Louette dagegen etwa 40 Prozent ihres Gesamtumsatzes in Höhe von etwa 260 Millionen Euro vom französischen Staat.

Wenn Sie Fragen haben, stehe ich Ihnen wie immer selbstverständlich zur Verfügung.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Wilm Herlyn"

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Her mit den Erneuerbaren

Wieder einmal gibt es Streit um die hohen Stromkosten in Deutschland. Dieses Mal geht der Aluminiumhersteller Norsk Hydro auf die Barrikaden. Gibt es keinen Discount beim Stromeinkauf, dann könnte noch im Februar die Hütte in Neuss dicht gemacht werden.

Die Hersteller stecken mit dem Einbruch der Alu-Preise an der Börse in der Klemme, viele schreiben rote Zahlen. So auch die Hydro-Hütte in Neuss, immerhin die größte ihrer Art in Deutschland. Grundproblem sind nicht die Aluminiumpreise an der Börse, sondern die Strompreise in Deutschland. Für die Herstellung des Metalls werden Unmengen davon gebraucht. Die Hütte in Neuss verbraucht so viel wie die Stadt Düsseldorf.

Die letzten Neubauten haben daher in Brasilien oder dem Nahen Osten stattgefunden. Da ist billiger Strom verfügbar, gewonnen aus Wasserkraft oder Gas. Die deutschen Hersteller können da bei den Kosten nicht mithalten. Dass zeigt sich in dieser Krise und an der drohenden Schließung des Neusser Werks. Hydro steht aber nicht alleine da. Auch andere Hütten verbrauchen viel Strom, um Kupfer, Stahl oder andere Metalle zu produzieren.

Sollen wir nun diese Industrien ziehen lassen? Ich finde nicht, denn schau ich mir die Umweltstandards in China an – dem weltweit größten Alu-Produzenten -, dann wird mir Angst und Bange. In vielen Fabriken werden Abgase ungefiltert abgelassen.

Was also tun? RWE & Co billige Verträge aufzwingen; in der freien Marktwirtschaft nicht machbar. Außerdem würde das nur eine Teilentlastung bringen.

Nötig ist eine langfristige Lösung. Und da denke ich an die Erneuerbaren Energien. Im Moment sind die zwar noch teuer, aber die Preise fallen. Und sie werden weiter massiv fallen. Schon bald ist Strom aus Windkraft billiger als aus Kohle. Die Solarindustrie wird noch einige Jahres länger brauchen. Aber sie wird es in drei bis fünf Jahren schaffen, mit den konventionellen Brennstoffen gleichzuziehen.

Wenn wir die Erneuerbaren weiter pushen, dann können wir stromintensive Industrien in Deutschland und Europa halten. Die jetzige Krise ist der richtige Moment für ein Umsteuern. Gesellschaft und Wirtschaft sind offen für neue Ansätze. Ganz nebenbei schafft sich Deutschland mit der Wind- und Solarbranche einen neuen Exportmotor.

Update: Zuschlag bei 46.902 Euro

Robert Basic 2.0: Der neue Eigner von Basicthinking.de will den Blog im Sinne seines Gründers weiterführen. So schreibt es Thomas Strohe, der für die Blogseite stolze 46.902 Euro auf den Tisch blättert, in einer ersten Stellungsnahme. Damit zeigt sich, bloggen lohnt sich.

"Wir wollen die Rolle des Blogs als eines der besten und bekanntesten im deutschsprachigen Raum weiter ausbauen", schreibt Strohe auf der Seite. Er ist nach eigenen Angaben Gründer des Server-Anbieters Serverloft. In den ersten Monaten werde Robert Basic den neuen Eigentümern zur Seite stehen, heißt es.

Ein stolzes Sümmchen von fast 47.000 Euro, das der Macher des auf IT-Themen spezialisierten Blogs einstreicht. Geholfen haben wird ihm dabei auch, dass die über Ebay abgewickelte Verkaufsaktion große Resonanz in den Medien fand. Er selbst schreibt in seinem letzten Posting, dass er heute noch dem ZDF ein Interview geben will.

Schauen wir nun mal, was der neue Eigentümer nun wirklich aus dem beliebten Blog machen wird. Ein finanzielles Fundament ist jedenfalls gelegt. Gründer Basic beziffert die Bruttoeinnahme für das vergangene Jahr auf 37.000 Euro. 

Der in Kroatien geborene IT-Arbeiter startet nun mit buzzriders.com einen neuen auf IT-Themen fokussierten Blog. Privat soll es unter RobertBasic.de weitergehen.

Opel in Staatshand?

Der Autobauer Opel steckt in der Krise. Nun bringt Opel-Gesamtbetriebsrat Klaus Franz eine staatliche Beteiligung ins Spiel. Im Gegenzug solle der Staat Bürgschaften in Höhe von 1,8 Milliarden Euro gewähren, sagte Franz der "Rheinischen Post".

Dies Variante wäre ihm "sympathisch". Gegen eine Teilverstaatlichung von Opel sei nichts einzuwenden, zitiert die Zeitung den Arbeitnehmervertreter. Halten wir mal fest: Der US-Mutterkonzern General Motors rutscht in die Krise und zieht seine deutsche Tochter Opel mit in die Misere rein. Um Opel auf der Straße zu halten, soll nun der Bund mit einer Bürgschaft einspringen.

Sicherlich, dass Geld wäre nicht weg. Immerhin ist eine Bürgschaft in der Regel kein verschwendetes Kapital. Aber ein Restrisiko besteht, dass die Kohle zumindest teilweise verloren gehen könnte. Immerhin betonte Franz in dem Interview: "Wir sind schuldenfrei und liquide bis weit ins nächste Jahr." Dennoch sei die staatliche Hilfe notwendig, damit die europäische Tochter der amerikanischen General Motors "sich vor dem Hintergrund der Autokrise solide und souverän aufstellen" könne.

Sympathisch finde ich die Idee aber nicht, dass der Staat sich an Opel beteiligen soll. Hat nicht erst vor wenigen Wochen der Solarmanager Frank Asbeck mit seiner Solarworld eine Übernahme der Autofirma durch seinen Solarkonzern vorgeschlagen? Ok, er wollte auch Geld, war aber bereit, 250 Millionen Euro aus eigener Tasche bei zusteuern. Und beweist GM mit der Staatsbürgschaft nicht, dass der Konzern nicht mehr alleine mit Opel zurecht kommt.

Man mag Asbeck für einen Abenteurer halten, der auf billige Werbung aus war. Schaue ich mir aber seinen Werdegang und seinen Erfolg mit Solarworld an, dann glaube ich, Opel hätte er in eine bessere Zukunft führen können. Er wollte die GM-Tochter zu einem "grünen" Autokonzern machen. Das wäre sicherlich für die Opelaner ein gewaltige Veränderung gewesen. Denke ich aber an die geforderten 1,8 Milliarden Euro, dann ist der Weg von Asbeck der bessere.

WAZ-Blätter können nicht ohne dpa

Seit heute müssen die Zeitungen der WAZ-Gruppe ohne den Tickerdienst der Deutschen-Presse Agentur (dpa) auskommen. Die ersten Gehversuche sind kläglich: Eine Exklusivmeldung der Nachrichtenagentur deklarierten WAZ-Blätter zu „Medienberichten“ um.

Fangen wir vorne an. Feiertage sind in der Regel nachrichtenarm. Das stellt die Zeitungsredaktionen vor die Schwierigkeit, ihre Seiten zu füllen. Nachrichtenagenturen wissen um die Not ihrer Kunden und beliefern sie daher mit möglichst vielen eigenen Geschichten. Gefragt sind dabei vor allem Interviews. So eines führte der dpa-Kollege Marc-Oliver von Riegen mit der Bundes-Drogenbeauftragten Sabine Bätzing. Die Frau sprach sich in dem Gespräch für die Einführung einer 0,3-Promille-Grenze im Straßenverkehr aus.

Die Forderung ist nun wirklich keine Überraschung, aber an einem Tag nach der Silvester-Feier ist das ein gutes Thema. Das dachten sich wohl auch die Redaktionen von NRZ und der Westfälischen Rundschau. Das Thema sollte die Leser erreichen, egal wie. Bätzings Zitate wurden von der NRZ kurzerhand mit dem Zusatz „nach Medienberichten“ verwendet. Der Hinweis auf dpa entfiel. Das Schwesterblatt Westfälische Rundschau fuhr die Promille-Nachricht indem sie die NRZ zitiert.

Die NRZ-Mannschaft wollte mehr: Nachdem sie schon das Thema der Deutschen-Presse Agentur unter Anwendungen unüblicher Methoden aufgegriffen hatten, wollten sie nun auf der Promille-Welle reiten: Sie sprach mit dem Vorsitzenden der Gewerkschaft der Polizei, Konrad Freiberg, und macht daraus eine Vorabmeldung für die Agenturen. Ein solches Vorab sollte man nur machen, wenn die Nachricht wirklich wichtig ist, so die Grundregel, die ich in vielen Redaktionen gelernt habe. Und was sagt Freiberg der NRZ? „Der Grundgedanke (von Bätzing) ist richtig. Allerdings muss man auch dafür sorgen, dass die Polizei Gesetzesverschärfungen überwachen kann.“ Ziemlich unspannend.

Die Nummer der NRZ-Leute ist journalistisch unsauber und unkollegial. Wenn denen das egal ist, dann sollten sie zumindest im Blick haben, warum die WAZ-Verlagsoberen den Vertrag mit der Deutschen-Presse Agentur gekündigt haben. Sie wollen sparen. Und die Vorgehensweise bei der Bätzing-Geschichte zeigt, es geht auch ohne Agenturen, wenn man die journalistischen Grundregeln über Bord wirft. Aber liebe NRZ-Leute vergesst nicht: Sie sparen auch beim Personal.

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Ölpreis, bitte steigen

Foto: Flickr.com / conceptphoto

Mit dem Beginn der Wirtschaftskrise im Oktober kennt der Ölpreis nur eine Richtung: Ab nach unten. Der Preis segelt deutlich unter die Marke von 40 Dollar pro Barrel. Das ist nicht gesund.

Denn ein Ölpreis auf dem Level ist gefährlich für viele Länder, da sie auf die Einnahmen aus ihren Ölquellen angewiesen sind. Dies gilt nicht nur für die Opec-Staaten, auch Russland und Venezuela hängen am Öl-Tropf. Die Regierung in Moskau etwa braucht einen Preis von über 70 Dollar pro Barrel, um ihr Staatsbudget zu finanzieren. Mit jedem Barrel, der zum jetzigen Preisniveau verkauft wird, wächst nun die Sorge der Russen vor einem Staatskollaps.

Auch Saudi-Arabien und die Ölstaaten am Golf brauchen einen Ölpreis von mindestens 50 Dollar oder mehr. Den können sie am Weltmarkt derzeit nicht erzielen; und das sollte uns Sorgen bereiten. Nicht etwa, weil die Scheichs keine Luxuskarossen mehr kaufen können. Sondern viel mehr, weil im Nahen Osten Infrastruktur-Projekte mit einem Volumen von 500 Milliarden Dollar geplant sind. Üppig mit Aufträgen bedacht wurden etwa der Essener Baukonzern Hochtief, ThyssenKrupp oder Linde aus München. Beim jetzigen Ölpreis fehlen die nötigen Petrodollar, um die Projekte zu finanzieren. Fraglich, ob alle Aufträge bestehen bleiben. Zu spüren bekam die neue Zurückhaltung der US-Konzern Dow Chemicals. Kuwait zog sich von einem vereinbarten Gemeinschaftsprojekt zurück, was die Dow-Aktie um über 20 Prozent abschmieren ließ.

Die Projekte und der russische Staatshaushalt sind aber nicht die einzigen Gründe, warum der Ölpreis steigen muss: Wie sonst soll man Automanagern denn beibringen, dass bei einem Dieselpreis von 99 Cent pro Liter die Entwicklung von spritsparenden Motoren notwendig ist? Die Jungs sind doch so beweglich wie Homer Simpsons nach einer Palette Duff-Bier.

Heute ist der Ölpreis so stark gestiegen wie schon seit Wochen nicht mehr. Zwischenzeitlich um zwölf Prozent über die Marke von 40 Dollar pro Barrel. Alleiniger Grund ist der Konflikt in Israel/Gaza. Die Logik kennt man, knallen die Kanonen in der Region, zieht der Preis an.

Der Ausschlag fiel in der Vergangenheit schon mal stärker aus, als der Ölmarkt noch von Spekulanten getrieben wurde. Die halten sich nun offenbar zurück. Viele haben sich die Finger verbrannt, hatte sie doch auf alte Höchststände von über 150 Dollar pro Barrel gewettet. Nach Einschätzung einiger Experten werden dieses Niveau nicht mehr so schnell erreichen, hängt doch das Damokles-Schwert der Rezession über unseren Köpfen. Aber irgendwann wird die Konjunktur wieder anziehen und dürfte es wohl wieder aufwärts gehen mit dem Ölpreis.

Schmidt versucht es ohne Trash

Foto: WDR/Sachs

Der Talkmaster Harald Schmidt will das Niveau seiner Sendung erhöhen. Die Zusammenarbeit mit Oliver Pocher soll daher beendet werden, berichtet der „Spiegel“.

Laut dem Bericht ist im April kommenden Jahres Schluss mit dem Duett. Gott sei dank! Die beiden hatten zwar sehr schöne Einfälle, wie Pocher als Kahn. Doch insgesamt fand ich den Unterhaltungswert eher gering, mit einzelnen tauglichen Komponenten lässt sich keine Sendung bei der ARD rechtfertigen. Zumal die Qualität im Laufe der Zeit absackte. Nicht mehr lange und Schmidt-Pocher wären hinter TV-Total von Raab zurückgefallen. Jeder Schmerzgrenze hätten sie dann hinter sich gelassen.

Sinnlos war die Kooperation von Schmidt mit Pocher aber nicht. Durch die Konkurrenz im eigenen Studio hat Graufuchs Schmidt sich bewegt, konnte mal wieder richtig Zähne zeigen. Auch wenn er nach seinem Kompagnon schnappte.

Nachdem nun mit dem Experiment Schluss sein soll, will sich Schmidt auf Qualität besinnen. Fred Kogel, Produzent von Harald Schmidt und Geschäftsführer der gemeinsamen Firma Kogel & Schmidt, sagte dem „Spiegel“: „Wir haben ganz klare Vorstellungen, wo wir hinwollen. In einem Wahljahr will man Schmidt auf einem Level sehen, das sonst im deutschen Fernsehen niemand liefert“. Wäre schön, wenn Schmidt diesen Anspruch erfüllen könnte. Die Regierung von Union und SPD können im Wahlkampf ein paar kritische Worte gebrauchen. Die Clowns der Oppositionsparteien will man ja nicht mehr sehen.