Die Slapstick-Ermittler

Das Wort heißt "nukolar"
Das Wort heißt „nukolar“

Wenn es um Graffiti-Straftaten geht, bilden Polizei und Lokaljournalisten häufig eine bemerkenswerte Slapstick-Symbiose. Die Polizei steht auf dem Schlauch, gibt das aber nicht zu. Und die Kollegen von der Presse steigen drauf ein. Zeit, sich mal wieder lustig zu machen.

Schon in der Überschrift offenbart sich, dass der Autor keine Ahnung hat, worüber er da eigentlich schreibt. „18-Jähriger hat über 40 Graffitis in Essen gesprüht – 50.000 Euro Schaden“, weiß die Waz zu berichten. Lieber Autor: „Graffitis“ gibt es nicht. Es gibt nur das „Graffito“ (Singular) und die „Graffiti“ (Plural).

Außerdem ist es schon eine grobe Verletzung journalistischer Sorgfaltspflicht, einerseits eine Tatsachenbehauptung aufzustellen („hat Graffiti gesprüht“), andererseits richtigerweise anzumerken: „Der junge Mann bestreitet die Tat“. Nochmal zum Mitschreiben: Solange es zu keiner Verurteilung gekommen ist, gilt die, Achtung, Unschuldsvermutung.

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Berlin: Angriffe auf Refugee Protest Camp

Refugee-Camp nach dem Angriff: Aktivisten zeigen Solidarität
Refugee-Camp nach dem Angriff: Aktivisten zeigen Solidarität

 

Das Refugee Protest Camp in Berlin ist gestern Abend Ziel eines Angriffs geworden. Ein Mann mit Kinderwagen soll Augenzeugen zufolge gegen 19 Uhr über das Gelände des Flüchtlingscamps auf dem Oranienplatz gelaufen sein. Dabei soll er in auffälliger Weise zu Bewohnern des Camps herüber gesehen haben. Als diese den Mann darauf ansprachen, eskalierte die Situation.

Der Mann habe gedroht, „in fünf Minuten wiederzukommen“, erzählt ein Flüchtling, der das Geschehen aus nächster Nähe verfolgt hat. Ihm zufolge ließ der Täter den Kinderwagen zurück und verschwand. Kurz darauf kam er mit einem Messer wieder rammte dieses einem Bewohner des Camps unvermittelt in die Brust. Dann sei er weggerannt – den Kinderwagen samt Kind ließ er erneut zurück. In anderen Darstellungen soll der Mann während seiner Attacke „Scheiß N…“ gerufen haben.

Wenig später soll ein weiterer Mann aufgetaucht sein, der anscheinend den Kinderwagen holen wollte. Als die Polizei eintraf, habe auch er flüchten wollen, wurde aber gefasst. Weil sie den Namen des Mannes erfahren wollten, blockierten einige „Refugees“ das Polizeifahrzeug in dem dieser gesessen habe. Die Polizei reagierte mit dem Einsatz von Pfefferspray und Knüppeln.

Eine halbe Stunde danach, die Situation hatte sich wieder beruhigt, kam es erneut zu einem Angriff. Eine Gruppe von circa 20 Jugendlichen bewarf das Camp mit Flaschen und pöbelte die Bewohner an. „Wir wissen nicht, woher die kamen“, erzählt der Augenzeuge. Es habe auch keinen ersichtlichen Anlass für den erneuten Angriff gegeben. In der Folge wurden neun Flüchtlinge und Aktivisten festgenommen, sämtliche Aggressoren blieben unbehelligt.

Das Opfer der Messer-Attacke ist mittlerweile wieder aus dem Krankenhaus heraus. Sein Zustand sei „stabil“, sagen Unterstützer. Der Täter selbst sei nicht gefasst worden.

„Graue Wölfe“ als Täter?

Gerüchten zufolge soll es sich bei den Angreifern um türkische Nationalisten der „Grauen Wölfe“ gehandelt haben. Dies machen einige Aktivisten an Äußerungen fest, die aus der Gruppe der Jugendlichen gefallen seien. So habe jemand gesagt, man habe schon „den Taksim plattgemacht“, und würde nun auch hier tätig. Unweit des Refugee Camps campieren zur Zeit türkische Aktivisten. Sie solidarisieren sich mit den Anti-Regierungsprotesten in der Türkei. Das „Taksim-Widerstandscamp“ am Kottbusser Tor ist Aktivisten zufolge in den letzten Wochen mehrfach von türkischen Nationalisten angegriffen worden. Aus einem türkischen Café heraus, soll es im Laufe des Abends ebenfalls zu verbalen Provokationen gegen die Flüchtlinge gekommen sein.

Inwiefern es Zusammenhänge zwischen der ersten und der zweiten Attacke gibt, ist derzeit unklar. Zur Unterstützung der Refugee-Camper fanden sich dort am Abend rund 300 Personen ein. Die Polizei zeigte weiterhin massiv Präsenz. „Wir haben Angst“, sagt ein Flüchtling den Ruhrbaronen. Schließlich wisse man nie, wann der nächste Angriff kommt. In dem Refugee Protest Camp auf dem Kreuzberger Oranienplatz campieren Flüchtlinge und Bleiberechts-Aktivisten. Sie demonstrieren für eine menschenwürdige Asylpolitik.

Als Reaktion auf die gestrigen Ereignisse gibt es heute um 17 Uhr am Oranienplatz eine Demonstration gegen die rassistischen Angriffe und den gewalttätigen Polizeieinsatz.

Neuauflage des CSD: Pro Köln verzichtet

Foto: Yoshituro/Deviant Art
Foto: Yoshituro/Deviant Art

Pro Köln hat die Teilnahme am CSD in Köln abgesagt. Nach einem „Streitgespräch“ mit den Veranstaltern habe man sich zu dem Schritt entschlossen. Der braunen Bürgerbewegung ist offenbar mulmig geworden: Aktivisten hatten angekündigt, sie mit einem „regenbogenfarbenen Candystorm“ überziehen zu wollen. Offiziell gibt das natürlich keiner zu. Da phantasiert man sich lieber Gewaltaktionen herbei. Man wolle „nicht als Ausrede für linke Krawallmacher herhalten, die bereits rechtswidrige Blockaden und Schlimmeres für den CSD angedroht“ hätten.

Die Veranstalter haben den CSD in der ursprünglichen Form ohnehin abgesagt – und eine Neuauflage gestartet. Diese ist politisch präziser formuliert. Damit reagiert der Kölner Lesben- und Schwulentag auf die Einschätzung von Versammlungsrechtlern, für einen Ausschluss von Pro Köln müsse man im Aufruf schon konkreter werden

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Mein Worst Case Scenario

7272_119286048282265_1580927288_nEs ist passiert. Facebook hat mein Konto gesperrt. Wie sehr mich das wurmt, verblüfft mich selber.

Ein „gefälschtes Profil“ habe ich, sagen Zuckerbergs Schergen. Eine harte Anschuldigung, aber wenn sie damit den Verstoß gegen die „Klarnamen-Pflicht“ (gibt‘s ein deutscheres Wort?) meinen, haben sie leider recht.

Ich bin seit einigen Jahren dort angemeldet. Ursprünglich gehörte ich zu den Boykotteuren, oder zumindest zu den Skeptikern der Plattform. Jugendlicher Nonkonformismus, völliger Blödsinn. Irgendwann trat ich dann doch der Gemeinde bei, ich wollte nur schnell jemanden kontaktieren. Nur kurz, und mich dann wieder abmelden. Was ich nicht getan habe. Das war der Beginn einer flammenden Liebesgeschichte.

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Die Germanophobe Flutbrigade hält die Welt in Atem!

Deutschland, hat vor kurzem mal irgendwer gesagt, kennt keine Parteien mehr, nur noch Gummistiefel. Die Flut schweißt die Menschen zusammen, mit beeindruckender Hingabe wird derzeit Katastrophenschutz organisiert. Eine Nation selbstloser Samariter steht zusammen. Blöd nur: Eine „Anschlagsdrohung“ gegen die Deiche schickt sich an, dieses mühsam aufgebaute Bild wieder einzureißen.

Tja, was sagt man dazu? Da will also eine „Germanophobe Flutbrigade“ Anschläge auf die Deiche in den Hochwassergebieten ausführen. Das ist selbstverständlich völliger Quatsch, und offensichtlich nicht ernst gemeint. Am Namen ist leicht abzulesen, dass es sich um einen Fake aus dem antideutschen Spektrum handelt. Ostdeutschland zu fluten ist seit Tagen der Running-Gag in der Szene: Zu dem altbekannten Demo-Spruch „Was tut allen Deutschen gut? Bomber Harris und die Flut!“ gesellt sich derzeit ein Foto, das vermummte Autonome bei einer Eimer-Kette zeigt. Nur schöpfen sie kein Wasser ab, sondern schütten etwas dazu.

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Und nun gibt es also eine „Anschlagsdrohung“. Was schon allein deswegen Blödsinn ist, weil Bekennerschreiben in der Regel nach einem Anschlag erfolgen – und nicht davor. Nun regen sich vor allem diejenigen auf, die sich seit Tagen mit philantropischen Treueschwüren im Internet überschlagen. Die deutsch-deutsche Mitmenschlichkeit erlebt dieser Tage scheinbar einen saftigen Konjunktur-Schub. Naja, fast. Denn die neu entdeckte Menschlichkeit stößt an ihre Grenzen, wenn es darum geht, wie mit der „Drohung“ umzugehen sei.

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Drohne gegen Kunst auf Zug

Ja und?
Ja und?

Was ist da eigentlich los? Deutschland streitet auf höchster Ebene über die Beschaffung von Drohnen für die Bundeswehr, Euro-Hawk, Global Hawk und wie sie alle heißen. Es gibt Rücktrittsforderungen an Verteidigungsminister de Maizière, der mit dem versemmelten Deal soeben Millionen in den Sand gesetzt hat. Und dann kommt die Deutsche Bahn und kündigt mal eben an, demnächst arglose Graffiti-Sprüher mit Kamera-Drohnen zu jagen?

Mal ehrlich: Die Dinger sollen 60.000 Euro pro Stück kosten. Wie effizient die fliegenden Hilfspolizisten in der Praxis sind, ist völlig unklar. Wahrscheinlich taugen sie ungefähr gar nichts. Überhaupt bleibt die Frage, wie schädlich ein „entstandener Schaden“ in der Realität wirklich ist. Wenn nicht gerade die Frontscheibe des Triebwagens vollgekritzelt ist, bleiben ein paar bunte Kunstwerke auf Stahl. So what?

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MLPD: Vom Schnuller zum Megafon

"Rotfüchse" auf der Luxemburg-Liebknecht-Demo in Berlin 2012.
„Rotfüchse“ auf der Luxemburg-Liebknecht-Demo, Berlin 2012.

Bei der WAZ hat man offenbar seine Liebe zu Sekten entdeckt. In einem Artikel, der eher an einen Werbetext erinnert, wird die politische „Karriere“ eines Zehnjährigen nachgezeichnet – in der MLPD.

Sie beziehen sich auf die Theorien Stalins und Maos. Sie gründen Tarnorganisationen, um linke Gruppen zu unterwandern. Sie verbreiten wirre Verschwörungstheorien. Auf ihren Wahlplakaten grinsen Menschen mit irrem Blick im Nordkorea-Style einer strahlenden Zukunft entgegen. Ihr Parteichef Stefan Engel ist länger im Amt als Josef Stalin bei der KPdSU.

Und sie indoktrinieren bereits Kleinkinder. „Der zehnjährige Enrico Jacobs ist Leiter der Gelsenkirchener Rotfüchse. Er setzt sich für eine bessere Welt ein und wenn er zu alt für die Rotfüchse ist, möchte er in den MLPD-Jugendverband der Rebellen eintreten“, weiß die Waz aus Gelsenkirchen zu berichten. Geschildert wird ein schöner Tag auf dem Pfingstjugendtreffen der Marxistisch-Leninistischen Partei Deutschlands.

Vor dem Spielen: Agitation

Die Autorin findet offensichtlich nichts daran, dass Zehnjährige Parteitreffen organisieren, „Aktionen“ vorbereiten und

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Symposium zum Antisemitismus 2.0

Kleiner Veranstaltungstipp für Mittwoch: Organisiert von der Uni Düsseldorf findet ein Symposium zum Thema „Antisemitismus 2.0“ statt. Das dürfte allein schon wegen den Referenten interessant werden. Zu der Frage „Ist Israelkritik antisemitisch?“ werden der Politikwissenschaftler Wolfgang Kraushaar, der Sprachgeschichtler Georg Stötzel sowie das enfant terrible des meinungsproduzierenden Gewerbes, Henryk M. Broder sprechen.

In der Beschreibung heißt es:

Der Publizist und Buchautor Henryk M. Broder wird in Anlehnung an die aktuellen journalistischen Debatten zum Thema Antisemitismus die definitorischen Konturen dessen, was Antisemitismus ist und wer seine Träger sind, nachzeichnen.

Wolfgang Kraushaar, deutscher Politikwissenschaftler am Hamburger Institut für Sozialforschung und Experte auf dem Gebiet der Totalitarismus-, Extremismus- und Terrorismusforschung, erörtert in seinem Vortrag, wann Israelkritik in Judenfeindschaft umschlägt.
Die sprachgeschichtlichen Verwendungsweisen des Antisemitismusbegriffes seit 1945 wird Georg Stötzel, emeritierter Professor für Sprachgeschichte, als Problemgeschichte der Gegenwart, im Kontext des Schulddiskurses der Deutschen erläutern.

Im Anschluss daran wird ein Podiumsgespräch zu der Leitfrage des Symposiums stattfinden. Es moderiert Sven Gösmann von der „Rheinischen Post“.

Mittwoch, 22. Mai, 18 Uhr im Industrie-Club Düsseldorf, Elberfelder Str.6.