Die Taschenspieler aus Ostwestfalen

screenshot: youtube/rodeostartv
screenshot: youtube/rodeostartv

Ostersonntag lief im WDR „Ehrlich – die größte Zaubershow des Jahres“. Die zwei Brüder Andreas und Chris Ehrlich, die aus dem westfälischen Bünde stammen, werden vom WDR als „die neuen Copperfields aus Deutschland“ vorgestellt. Doch was sie ablieferten, reicht nicht mal für den Kneipentisch.

Sie sind die „Magier des Jahres 2004“. Es sind große Fußstapfen in die die Ehrlich Brüder damit treten: Neben dem erwähnten David Copperfield wurde die Auszeichnung schon an Szene-Größen wie Siegfried und Roy vergeben. Meine Eindrücke der „größten Zaubershow des Jahres“ sollen im Folgenden dargelegt werde – ich versuche, nett zu bleiben.

Bei ausufernden Materialschlachten lohnt es sich, genauer hinzuschauen. Sie sind in der Regel ein Indikator für mangelnde Substanz einer Darbietung. Oder anders: Je mehr Drumherum ein Künstler braucht, um das Publikum bei Laune zu halten, desto dürftiger fällt seine Eigenleistung aus.

Sagen wir es mal so: Die Ehrlich-Brüder, die sich stets gegenseitig anhimmeln wie ein Liebespaar, haben ganz schön viel „Drumherum“

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Pro NRW bürgert sich aus

Vor kurzem haben wir an dieser Stelle über die Kampagne „Gesicht zeigen!“ berichtet. Es ging darum, dass Prominente auf Plakaten abgedruckt wurden, auf denen dann Sätze standen wie: „Ich bin Jude – Wenn du was gegen Juden hast“. Nun hat sich Pro NRW entblödet, die Kampagne zu adaptieren – schließlich lautete ein Slogan des Originals „Ich bin Türke – Wenn du was gegen Türken hast“. Das gleiche gibt’s dann nochmal mit „Muslima“. Geht natürlich gar nicht, dachte sich Pro NRW und forderte Anhänger und Sympathisanten via Facebook auf, Fotos einzusenden. Darunter wird dann der Satz „Ich bin Deutscher – Wenn du was gegen Deutsche hast“, gesetzt. Etwa so, wie dieser nette Herr im Nazi-T-Shirt:

ProKopp

So sinnfrei die Original-Aktion auch war: Pro NRW hat sie nicht verstanden. Der Clou liegt darin, dass sich Menschen, die nicht zu einer diskriminierten Gruppe gehören, sich mit dieser solidarisieren. Sie gehören aber eben nicht dazu. Findet keine Diskriminierung mehr statt, wird auch dieses Ausleihen der Identität einer Gruppe obsolet. Man nimmt seine alte Identität wieder an. Wenn „du“ also z.B. nichts gegen Juden hast, ist Ulrich Wickert auch kein Jude mehr.

Gemünzt auf die Pro NRW-Version wird es nun restlos gaga. Was will uns die Partei damit sagen? Wenn man nichts gegen Deutsche hat, sind auch die Menschen auf den Pro NRW-Fotos plötzlich keine Deutschen mehr – oder wie? Das passt wohl eher nicht zum Selbstbild des stolzen Nationalisten. Andererseits ist es sehr zuvorkommend, dass die rechte Splitterpartei sich und ihren Anhang auf diesem Wege quasi selbst ausbürgert.

Superior-Session Bochum: Get ready for the Challenge!

EOW-Champions aus aller Welt. Ganz links: Der deutsche Gewinner 2011, Proton aus Bottrop
EOW-Champions aus aller Welt. Ganz links: Der deutsche Gewinner 2011, Proton aus Bottrop

Auch im April wird es in Bochum-City wieder eine Superior-Session geben. Der Open Mic Stammtisch im Pott hat seine Kinderschuhe verlassen und ist auf dem besten Weg, eine feste Größe in der Ruhrpott-Kulturszene zu werden. Nach bisher drei sehr erfolgreichen Sessions steuert das Team kommenden Monat einen ganz speziellen Hafen an: Die End of the Weak-Challenge. Wer denkt, dass es sich dabei um ein herkömmliches Battle à la „8 Mile“ handelt, irrt. Wer gewinnt, reist zur Weltmeisterschaft.

Ursprünglich war die Idee, neben dem Open Mic auf jeder Veranstaltung einen lokalen Künstler einzuladen, der eine Live-Show macht. Denn eine Session ist eben auch eine Jam. Im April wird aus der Jam bzw. Session eine Challenge, ein Wettbewerb darum, welche Rapperin oder welcher Rapper im Pott die Hosen an hat. Nun gibt es solche Wettbewerbe schon lange. Spätestens seit dem Eminem-Film „8 Mile“, in dem dieser einen Rapper spielt, der zu Eins-gegen-Eins-Battles antritt, sind sie schwer angesagt. Doch mit der End of the Weak-Challenge (EOW) wird das revolutioniert.

Was ist guter Rap? Die EOW-Gründer haben sich auf die Fahnen geschrieben, die Antwort auf diese Frage quasi empirisch zu ermitteln

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„Ich bin Minderheit“

Foto: gesichtzeigen.de
Foto: gesichtzeigen.de

Der Verein „Gesicht zeigen“ hat eine neue Kampagne gegen Diskriminierung gestartet. Mit prominenter Unterstützung werden in Berlin Plakate mit „ungewöhnlich provokanten Aussagen“ gekleistert. Doch bei manchen dürften diese eher für Irritationen sorgen.

„Ich bin Muslima. Wenn du was gegen Muslime hast“, prangt etwa auf dem Motiv, dem die Journalistin Astrid Frohloff ihr Gesicht leiht. Ulrich Wickert ist plötzlich Jude („Wenn du was gegen Juden hast“), Klaus Wowereit, der ja eigentlich schwul ist, auch wenn man nichts dagegen hat, ist Migrant. So geht es munter weiter. Klar gibt es auch noch „Schwarze“, „Türken“ und andere.

Der tiefere Sinn der Aktion bleibt ein wenig im Verborgenen

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Ein fatales Signal

NPD verbieten? Lieber nicht.
NPD verbieten? Lieber nicht.

Soll die NPD verboten werden? Nein, sagen die fünf FDP-Minister in der Bundesregierung. Dummheit ließe sich nun mal nicht verbieten, argumentieren sie. Das ist eine Zumutung für Menschen, denen die Neonazi-Partei nach dem Leben trachtet.

Nein, Dummheit lässt sich nicht verbieten. Das wäre aber schön, denn dann könnte man die Liberalen samt ihres „Nein“ zum Verbotsantrag gleich mit absägen. Klar sind die Hürden hoch. Der Erfolg eines Verbotsverfahrens gilt keineswegs als sicher. Dennoch: Es gar nicht erst (erneut) zu versuchen, würde ein fatales Signal senden. Wenn ein Verbotsverfahren scheitert: Shit happens. Klar, die NPD würde dies propagandistisch  ausschlachten. Aber Leute, die sich davon einfangen lassen, waren wohl vorher schon Arschlöcher. Das ist das eine.

Die andere Frage, die sich stellt: Mit welchem Recht will man von deutschen Staatsbürgern verlangen, diejenigen mit Steuergeldern zu finanzieren, die ihnen nach dem Leben trachten?

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Pressemitteilung des AZ Köln zur Kündigung

Wie gestern berichtet, wurde dem Autonomen Zentrum Köln gekündigt. Bis Juni soll Scluss sein. Heute hat das AZ dazu eine Pressemitteilung veröffentlicht, die wir hier wiedergeben.

PM: „Eine Kündigung ist keine Räumung“

Die Sparkasse Köln Bonn hat am Mittwoch, den 13. März 2013 wie von der Stadt Köln verlangt den Nutzungsvertrag mit dem Autonomen Zentrum Köln (AZ) zum 30. Juni 2013 gekündigt. Dieser Schritt war von den Nutzerinnen und Nutzern des AZ spätestens seit einem entsprechenden Beschluss des Kölner Stadtrats Anfang 2012 erwartet worden. „Für uns hat sich die Situation seit gestern nicht grundlegend geändert“, so Sarah Gathmann aus dem Autonomen Zentrum. „Es wird jetzt nur umso klarer, dass es möglichst bald eine politische Lösung für das AZ braucht.“

Wenn jetzt behauptet wird, das AZ müsse abgerissen werden, um Platz für eine Schulerweiterung zu schaffen, ist das der offensichtliche Versuch, einen Interessenkonflikt zu konstruieren. „Stadt und Politik versuchen schon wieder, sich vor der längst fälligen politischen Auseinandersetzung zu drücken“, so Martin Warneck aus dem AZ. „Das ist nicht mehr als

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AZ Köln: Im Juni könnte alles vorbei sein

Das AZ Köln bei der Besetzung im April 2010. Foto: flickr/Strassenstriche.net
Das AZ Köln bei der Besetzung im April 2010. Foto: flickr/Strassenstriche.net

Das Autonome Zentrum Köln (AZ) soll geschlossen werden. Bis Juni soll das Gebäude geräumt werden. Das teilte Radio Köln heute mit. Beim AZ ist man verwundert.

Die Sparkasse KölnBonn hat dem AZ Köln gekündigt. Sie löste, als Rechtsnachfolgerin des vorherigen Eigentümers, ihren Nutzungsüberlassungs-Vertrag mit dem AZ auf. Wenn das Gebäude verkauft wird, ist eine Kündigung möglich. So sei die Vereinbarung gewesen, berichtet Radio Köln. Das ist nun passiert, der Komplex wurde Ende vergangenen Jahres an die Stadt verkauft.

„Wir dachten, wir hätten mit den Beteiligten eine einvernehmliche Lösung gefunden“, heißt es aus internen Kreisen gegenüber den Ruhrbaronen. Die Gefahr einer Kündigung sei zwar stets präsent gewesen. „Aber es überrascht uns doch.“ Man sei stets mit den Beteiligten im Gespräch geblieben, habe an runden Tischen teilgenommen. Bis Juni, so die Aufforderung, müsse man raus sein.

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Leichenschau im ZDF: Muss das sein?

Screenshot/Heute Journal
Screenshot/Heute Journal

Haben sie gestern Abend auch das Heute Journal  gesehen? Wenn nicht, haben sie was verpasst – und zwar einen der unappetitlichsten Beiträge seit langem.

„Wir müssen das Töten beenden“, setzt Marietta Slomka zur Moderation an. Es geht um Syrien, Bürgerkrieg. Dann folgt ein Beitrag, der es in sich hat. Gezeigt wird eine Reportage aus dem syrischen Aleppo, wo der Krieg besonders viele Tote forderte. Die Kameras begleiten Menschen an einen Fluss, der regelmäßig Leichen anschwemmt. „Sie nennen ihn den Fluss der Märtyrer“, weiß die Stimme aus dem Off.

„An diesem Morgen finden sie vier Tote, darunter einen kleinen Jungen, etwa 10 jahre alt, die Hände gefesselt, der Kopf gespalten.“ Die Kameras halten gnadenlos drauf, wie das tote Kind aus dem Fluss gezogen wird. An einem Seil, das an seinen Fuß befestigt wurde. Der gespaltene Kopf ist auch zu sehen. Dann zeigen sie weitere Leichen, die hinten auf einem Lastwagen liegen, zur Identifizierung. Sie halten auf die Gesichter derjenigen, die ihre Angehörigen erkannt haben, darunter Kinder.

Muss das sein? Muss man dem Fernsehpublikum um 21.45 Uhr eine Wasserleiche mit gespaltenem

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Claudia Roth: „16.000 starben bei Atomkatastrophe“

Foto: Wikipedia/Dirk Vorderstraße,CC-BY-SA-2.0
Foto: Wikipedia/Dirk Vorderstraße,CC-BY-SA-2.0

Claudia Roth muss sich ja stets einiges anhören. Die schrille Grünen-Politikerin ist für viele Konservative ein rotes Tuch, und damit regelmäßig Spott und Häme ausgesetzt. Jetzt sorgt sie auf Facebook für Verärgerung: Mit einem Post zur Katastrophe in Fukushima vor zwei Jahren. Ihr wird vorgeworfen, im Namen des anlaufenden Wahlkampfes Fakten zurecht zu biegen und den GAU für politische Zwecke auszunutzen. Ganz unrecht haben ihre Kritiker nicht.

Vielleicht war es nur ein Flüchtigkeitsfehler. Jedenfalls regten sich 5 Stunden nach ihrem Post Menschen in über 600 Kommentaren überwiegend auf. Anlässlich der Reaktor-Katastrophe in Fukushima hatte Roth auf die Gefahren der Atomkraft hinweisen wollen. Die Kritker nehmen Anstoß an Roths Formulierung: „Heute vor zwei Jahren ereignete sich die verheerende Atom-Katastrophe von Fukushima, die nach Tschernobyl ein weiteres Mal eine ganze Region und mit ihr die ganze Welt in den atomaren Abgrund blicken ließ. Insgesamt starben bei der Katastrophe in Japan 16.000 Menschen, mehr als 2.700 gelten immer noch als vermisst.“ Dies ist eine offensichtliche Falschbehauptung: Im März 2011 starben zwar rund 16.000 Menschen, allerdings durch den verheerenden Tsunami, und nicht durch die daraus folgende Reaktorkatastrophe.

Nun wird Roth vorgeworfen, mit den Toten Anti-AKW-Wahlkampf zu betreiben

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