Die Penetranz im Porzellanladen

Immerhin: Spart Zoll und CO2, Foto: flickr, (CC BY-NC 2.0) by cyclopseyedrops

Nun hat er also seinen Kopf doch noch aus der Schlinge gezogen. Nachdem Entwicklungsminister Dirk Niebel fast über die Affäre um seinen afghanischen Problemteppich gestolpert wäre, teilte die Staatsanwaltschaft Potsdam nun mit, keine Ermittlungen aufzunehmen. Noch mal gut gegangen. Das ist ja sowieso ironisch: Da benimmt sich der Niebel in aller Welt wie die Penetranz im Porzellanladen, reißt Neubauten ein und gräbt Salz unter, und keinen juckt‘s. Sobald der Mann in Gelb aber ‘ne orientalische Fußmatte mitgehen lässt, schreit sie auf, die Nation der Nichts-besseres-zu-tun-Haber. Dabei hat der sich doch schon ganz andere Brocken geleistet. Erinnert sich noch jemand daran, wie ausgerechnet er, das Entwicklungsministerium, dem er jetzt vorsteht, ursprünglich abschaffen wollte? Damit nicht genug: Er hat den Apparat sogar noch unnötig aufgebläht, aber nicht mit Fachpersonal, nein, er hat dort seine (inkompetenten) Parteisoldaten installiert. Damit sie dort, wenn die FDP 2013 APO wird, überwintern können. Dreiste Nummer, eigentlich.

Oder wie er, ganz Kolonialherr, plötzlich mit Bundeswehrkappe im afrikanischen Busch gesichtet wurde. Als Schutz gegen „unwirtliche Gegenden“. Ja, warum ist es denn da so unwirtlich?! Aber nein, die „freie Marktwirtschaft“, die Hausgöttin der FDP

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„Linker Lehrer“ suspendiert: Reaktionen

Der unheilvolle Auftritt am 9. Juni in Köln, Screenshot: Youtube By Nogocologne

Der Fall des „linken Lehrers“ aus Dortmund, Daniel Krause, stößt auf breites Interesse. Der Mann hatte auf einer Veranstaltung der extrem rechten Partei Pro NRW eine Rede gehalten. Nachdem sich das Stadtgymnasium Dortmund, wo Daniel Krause bisher unter anderem als Politiklehrer gearbeitet hat, von ihm distanziert, prüft nun die Bezirksregierung Arnsberg den Vorfall. Im Vorfeld wurde er suspendiert. Den Ruhrbaronen gab Krause vor seiner Suspendierung ein Interview zu seinen Beweggründen. (Die Fragen wurden einen Tag später von einem Redakteur der WAZ zum Teil mutmaßlich kopiert. Der Redakteur führte – ohne Verweis auf das Ruhrbarone-Interview –  das Gespräch mit Krause einfach nochmal.) Zu Wort meldeten sich auf die Berichterstattung der vergangenen Tage diverse Gruppen und Einzelpersonen, dies sind unter anderem Schwulenverbände, Parteien, und Medien, aber auch Lehrer und Schüler. Hier ein kleiner Überblick über die kontroversen Reaktionen.

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„Es war ein großer Fehler, diese Rede gehalten zu haben“

Daniel Krause, Foto: Facebook

Am vergangenen Samstag protestierte die rechtspopulistische Partei Pro NRW gegen eine Veranstaltung von Salafisten in Köln. Als Überraschungsredner trat der sich als „links“ bezeichnende Politiklehrer Daniel Krause auf (wir berichteten). Er bekundete seine Sympathien für Pro NRW im Kampf gegen „Islamismus“. Dafür erntete er massive Kritik von links. Den Ruhrbaronen gab er ein schriftliches Interview zu seinen Beweggründen.

Ruhrbarone: Sie haben auf der Pro NRW-Veranstaltung am Samstag eine Rede gehalten. Was bewog sie, dort zu sprechen?

Ich habe meine Rede spontan gehalten – und zwar unabhängig von dieser Partei. Ich bin mit ein paar linken Begleitern zu dem Gelände gegangen, um gegen Salafismus

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„Antifaschist“ als Redner auf Pro NRW-Demo

Daniel K., Foto: Screenshot youtube/nogocologne

Markus Beisicht steht im Hintergrund und feixt. Nur schwer kann der Chef der rechten Pro NRW-Truppe seinen Triumph verbergen. Die bräunlichen „Islamkritiker“ sind an diesem 9. Juni nach Köln-Deutz gekommen, um das christliche Abendland vor der islamistischen Gefahr in Gestalt des kölschen Salafisten Pierre Vogel zu erretten. Dabei erhalten sie Verstärkung von ungewohnter Seite: Ein Mann im T-Shirt der linksradikalen Tierrechtsbewegung „Antispeziesistische Aktion“, der sich selbst als „bekennenden Homosexuellen“ vorstellt, ergreift das Wort.

Damit hat Beisicht den Jackpot im Meinungskrieg abgeräumt: Zuspruch vom (vermeintlich) politischen Gegner. Daniel K., eigenen Angaben zufolge

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Amor mit Tunnelblick: Das Cupid-Dating Netzwerk bedient fragwürdige Denkmuster

Und jetzt alle schön unter sich bleiben! Screenshot: blackcupid.com

Die Partnervermittlung ist eine ernste Sache. Hier geht’s ans Eingemachte. Der Singlemarkt, vor allem im Internet, ist kaum mehr zu überschauen. Es gibt mittlerweile für fast jede Nische das passende Portal, „Singles mit Niveau“ treffen sich bei ElitePartner.de, Punks kommen bei abgefuckt.de auf ihre Kosten. Nun mag es ja durchaus sinnvoll sein, Portale zu schaffen, in denen Menschen von vornerein entlang ihrer Interessen und Befindlichkeiten ausgesiebt werden; Gerade auch, wenn es um Religion geht, bleiben Menschen bekanntlich gerne unter sich. So etwa bei Partnervermittlungsseiten für Muslime, Christen und andere Glaubensrichtungen.

Genau auf solche Nischen-Angebote hat sich das „Cupid-Media Netzwerk“ spezialisiert. Klickt man allerdings ein entsprechendes Werbebanner des Netzwerkes an, bekommt man einen Eindruck davon, wie schnell eine solche Separierung in einem rassistischen Weltbild enden kann. Denn Cupid bietet noch Dienste ganz anderer Art an.

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Der Stachel im Fleisch der Weltverschwörung

Ochlokratie, die: Form der Herrschaft der Masse, hier in Dortmund. Foto: Streetfiles.org

Es gibt viel Schwachsinn im Internet. Jeder kann verbreiten, was ihm gerade so einfällt. Die unglaubliche Fülle an Blogs, Websites und Nachrichtendiensten aber schadet der Übersichtlichkeit – ein perfektes Milieu für allerlei Schummeriges. Esoterik, Wahrheitsbewegung, Pseudowissenschaften: Für jede noch so randständige und irrationale Meinung gibt es eine Nische. Damit können beliebige Behauptungen, etwa die beliebte „Weltverschwörung“ durch Logen, Gehiemzirkel etc. mit allerhand „Fakten“ unterfüttert werden.

Es ist die Mischung aus Halbwissen und Unüberprüfbarkeit, die diese Inhalte zum Teil gefährlich macht. Mit ihnen werden oft nationalistische, rassistische und antisemitische Ressentiments bedient, es werden Gerüchte verbreitet, die Menschen vorgaukeln, in einer Scheinwelt zu leben, in der nichts ist, wie es scheint. Doch unbehelligt passiert auch das nicht: Die Website „Esowatch.com“ nimmt sich der Sache an. Unter dem Motto „Das Wiki der irrationalen Überzeugungssysteme“ bietet die Seite Analysen, erläutert Zusammenhänge, Hintergründe und deckt so manches auf, was selbsterklärte „Wissenschaftler“ als Scharlatane entlarvt. Zeit für eine Würdigung.

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Von Raubzügen, Rudeln und Ekelhäusern

„Kriminelle Banden aus Osteuropa von Duisburg aus auf Raubzug in der Region“, so titelte die Waz am Montag. Die Polizei berichtet von organisierter Kriminalität, die ihre Wurzeln in Rumänien hätten. Die Waz spricht von einer „Flut krimineller Banden“. So seien den Behörden vor kurzem vier „mutmaßliche Spendenbetrüger“ ins Netz gegangen.

Über derlei Klientel heißt es im Artikel:

„Wer heute bettelt, verkauft morgen unerlaubt die Obdachlosenzeitung Fifty-Fifty, ist übermorgen als Trickdieb unterwegs und tags darauf vielleicht als Einbrecher oder Metalldieb.“

Wir erinnern uns: Die Roma kommen: Raubzüge in der Schweiz“. Dieser Titel der Schweizer „Weltwoche“ sorgte im letzten Monat weltweit für Aufregung. Auf dem Titel ist ein fünfjähriger dunkelhäutiger Junge zu sehen, der der Betrachterin eine Pistole entgegenstreckt. Ein Reporter der Taz besuchte die Familie des Jungen im Kosovo. Als der abgebildete Junge, Mentor ist sein Name, die Ausgabe mit seinem Foto darauf zum ersten Mal sieht, fängt er an zu weinen. Es handelte sich

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Heimreise mit Harris: Rap trifft Rechtspopulismus

Harris, Foto: Wikipedia by: Matti Blume

Rapper, Partyclown, Rechtspopulismus? Der Berliner Rapper Harris vereint diese Kombination gekonnt. Schon oft fiel der deutsch-amerikanische Partyrapper durch dumpfe nationalistische Songs und Äußerungen auf. Nach „patriotischen“ Sendeformaten, deutschtümelnden Rap-Songs und „integrationsunwillige-Ausländer-raus“-Rhetorik, gab der Rapper nun der aktuellen Ausgbabe der rechten Wochenzeitung Junge Freiheit ein Interview. Der Beifall von rechts bis rechtsaußen folgte prompt. Mal wieder. Wie aber passt dies zu einem Mann, der mit Kiffer- und Kokssongs sein Geld verdient? Wie passt es zu jemandem, zu dessen Freunden und Rap-Partnern Migranten gehören, dessen Knastkarrieren teils beachtlich sind?

“Die Frage ist: Bist Du ein Patriot? Dann schrei es raus, wie Harris und DJ Maxxx und schalte ein!“ So lautet der Slogan einer Hip-Hop Radio Show des Senders Jam FM. Harris und „DJ Maxxx“ führen durch die Sendung. Man sieht zwei Männer in Gangster-Pose, Rapper Harris, „halbschwarz“, trägt einen Zylinder in Schwarz-Rot-Gold. Spätestens seit seinem Song „Nur ein Augenblick“, ist Harris, der einerseits mit „Kanacken“-Image Rappern (Selbstbezeichnung) wie Haftbefehl („Kanackiş“), Sinan G („Schutzgeld“) und Massiv („Wenn der Mond in mein Ghetto kracht“) Musik macht, auch bei der „biodeutschen“ Rechten sehr beliebt. Integrationsunwilligen Migranten legt er in dem Stück die Ausreise nahe, und biedert sich damit Rassisten an

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„Wer seine Mutter liebt, wählt CDU“: Die kalten Füße der Union

Norbert Röttgen Foto: Norbert-Roettgen.de

Die CDU ruft angesichts  mieser Umfragewerte einen „72-Stunden Endspurt“ für den Wahlkampf aus. Dafür gibt sie Handreichungen an willige Vollstrecker des Straßenwahlkampfes, mit denen diese in letzter Minute noch Stimmen sammeln sollen. Die Aktion wirkt wie die letzte Verzweiflungstat vor dem sicheren Ende. Um „mit den Menschen ins Gespräch“  zu kommen, setzt die Partei auf Penetranz und sinnfreie Wahlsprüche.

Der Wahlsonntag ist nicht mehr weit und die Truppe um Norbert Röttgen scheint allmählich kalte Füße zu kriegen. Die Demoskopie sieht die Christdemokraten ohnehin nur bei mageren 30 Prozent. Es gibt, mit Ausnahme der großen Koalition, in der die CDU Juniorpartnerin wäre, keine realistischen Koalitionsmöglichkeiten in NRW. Hinzu kommt eine Reihe von Fehltritten, die sich der Spitzenkandidat Norbert Röttgen auf den letzten Metern geleistet hat. Nicht nur, dass er

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Keine Blumen! Zum Muttertag am 13. Mai

Verleihung des Mutterkreuzes, Berlin 1943, Bundesarchiv, Bild 183-J06142 / CC-BY-SA

Man kann den Muttertag mit Fug und Recht als einen der verlogensten und bigottesten (inoffiziellen) Feiertage in Deutschland bezeichnen. Klar, Mütter freuen sich, wenn ihnen einfach mal gedankt wird, für ihre meist aufopfernde Arbeit innerhalb der Familie. Wird ja weder vergütet, noch von der Gesellschaft sonderlich anerkannt. Gut, CSU, Teile der CDU und auch Norbert Röttgen sind da anders, die Herdprämie soll den Daheimgebliebenen eine kleine Alltagsversüßung zukommen lassen. Das gab’s schon mal, damals hieß das „Frauengold“ und war wohl das frauenverachtendste pharmazeutische Erzeugnis der Nachkriegszeit. Frauengold war ein rezeptfreies Gesöff, das mit einem Alkoholgehalt von 16,5 Prozent dazu diente, ob ihrer tristen Lebenssituation depressiv gewordenen (Haus-)frauen ein wenig Wonne zukommen zu lassen, sie ruhig zu halten. „Stimmungshebend“ sollte es sein, krebserregend ist es geworden.

Am Erfolg scheitern

Diese Zeiten sind seit 1981 glücklicherweise vorbei. Nun bleibt, zur symbolischen Zementierung des Status Quo, nur noch der „Muttertag“. Wer hat’s erfunden? Als erstes die US-amerikanische Frauenbewegung. 1865 wollte Ann Maria Reevers Jarvis, die eine völlig andere Intention hatte, als das, was daraus wurde, durch die Schaffung des speziellen Tages eine „Mütterbewegung“ gründen. Dort sollten

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