8. Mai: Cпасибо! Thank you! Merci!

Bild: Facebook via achtermai

Zum Tag der Befreiung vor 67 Jahren

Befreiung? In den Jahren nach Kriegsende wurde dies in Deutschland ein wenig anders interpretiert. Mit der Niederlage der Nationalsozialisten war „Nazideutschland“ noch lange nicht befreit. Hitler war weg, die Nazis in den Köpfen aber blieben.

Die Deutschen verloren viel mehr als ihre Frauenkirche. Sie verloren die Grundlage ihrer Überzeugungen, es war, als wurde ihnen der braune Boden unter den Füßen weggezogen. Wie bereits nach Versailles stürzten sie sich in hemmungslosen Revanchismus. Selbst die SPD forderte bis in die Sechziger Jahre hinein die Rückgabe „deutscher Ostgebiete“. Willy Brandt, damals West-Berliner Bürgermeister, sagte 1963: „Deutsche Ostpolitik darf nie hinter dem Rücken der Vertriebenen gemacht werden. Wer die Oder-Neiße-Linie als Grenze betrachtet, die von unserem Volk akzeptiert ist, belügt die Polen.“

Ja, sie haben viel verloren damals. Den vielbeschworenen Nationalstolz zum Beispiel. Das jedenfalls warfen sie den Siegermächten vor. Schon bald löste das Narrativ vom vergewaltigenden, brandschatzenden Rotarmisten in der

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Euromayday Ruhr – Techno against Capitalism

Foto: Stefan Laurin

Die Abendsonne taucht den Buddenbergplatz in Bochum in warmes Licht. Die zwei Lautsprecherwagen werden vorbereitet, schließlich kommt ihnen heute eine besondere Bedeutung zu. „Wir sind heute hier, um gegen den Kapitalismus zu tanzen“, sagt Klaus. Der Student ist, wie alle der insgesamt 400 Leute, dem Aufruf gefolgt, am Vorabend des 1. Mai die Verhältnisse zum tanzen zu bringen. Dass dies durchaus wörtlich gemeint ist, beweisen die DJs, die ihre Plattenteller auf der Ladefläche eines Lastwagens installiert haben, mit kantigen Drum ’n Bass Stücken, wummerndem Dubstep und sonstigen Elektro-Spielarten. Es sind so ziemlich alle Spektren vertreten, die die linke Bewegung zu bieten hat. Gekommen sind Globalisierungskritiker, Autonome, Punks, Hippies und viele mehr. Was auffällt: Bei allem demoüblichen Geschnipsel, das verteilt wird, bei allen Transparenten, Fahnen und Pappschildern, die hoch gehalten werden, ist von den politischen Parteien keine Spur. Das würde auch nicht zu dem bunten Haufen passen, der hier ein erfrischend neues Demonstrationskonzept zelebriert.

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Senioren am Steuer – CDU gegen regelmäßigen Gesundheitscheck

Noch fit? Ein Check-Up wäre sinnvoll, Foto: flickr by: der_dennis, (CC BY-NC-SA 2.0)

Die CDU NRW nimmt die Wählergruppe der Senioren ins Visier. Lutz Lienenkämper, Röttgens Wahl für das Verkehrsministerium im Schattenkabinett, kritisiert den Hamburger Innensenator Michael Neumann (SPD). „Mit Senioren-Diskriminierung kommen wir nicht weiter“, schreibt Lienenkämper. Neumann fordert einen regelmäßigen Gesundheitstest für Autofahrer. Das wäre eine Verschärfung der Regelung, die ab 2013 gelten soll. Dieser zufolge soll die Gültigkeit von Führerscheinen auf 15 Jahre begrenzt werden. Neusten Zahlen zufolge sind Menschen ab 65 Jahren mit 61,6 Prozent die häufigsten Unfallverursacher im Straßenverkehr. Auch der ADAC kritisiert Neumann für seinen Vorstoß.

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Landtagswahl in NRW – Was will das BIG?

BIG, Foto: Facebook

Die Piratenpartei bekommt Konkurrenz: Die Polit-Newcomer werden am 13. Mai nicht die Einzigen sein, die ohne konkretes Programm zur Landtagswahl antreten. Auch bei dem „Bündnis für Innovation und Gerechtigkeit“ (BIG) NRW ist „das Parteiprogramm sowie diverse andere Bereiche (…) noch in Bearbeitung“, heißt es auf der Homepage. Tatsächlich kommt die Partei größtenteils mit wenigen Sätzen pro Thema aus, die überraschenden Neuwahlen dürften also auch die BIG überrumpelt haben. In der Vergangenheit allerdings fiel die Partei durch fragwürdige Positionen auf, Kritiker sehen sie als deutschen Zweig der türkischen Regierungspartei AKP.

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Pro NRW: Beisicht inszeniert sich als Opfer

Ein Hetzer fühlt sich gehetzt: Markus Beisicht, Foto: (CC BY-NC 2.0) , Flickr via strassenstriche.net

Markus Beisicht ist außer sich: „„Die Altparteien haben durch ihre Stigmatisierungskampagne gegen PRO NRW ein Klima der Intoleranz erzeugt. (…) Es wird alles versucht, damit unser neuer freiheitlicher politischer Ansatz nicht zum Zuge kommt.“  Der Spitzenkandidat der rechtspopulistischen Partei Pro NRW sieht sich als Opfer einer breit angelegten Kampagne gegen ihn und seine „Bürgerbewegung“. Er beklagt Vandalismus und Boykott, auch von seiten städtischer Vertreter. Die Selbstinszenierung als Opfer dunkler Machenschaften ist ein beliebtes Mittel abgehalfterter Politiker, um doch noch ein paar Prozent rausholen zu können.

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Bahnhof Langendreer distanziert sich vom Auftritt der Bandbreite

Vor kurzem haben wir an dieser Stelle auf seltsame Programm- und Themenpunkte beim diesjährigen Ostermarsch Ruhr hingewiesen. Dazu gehören etwa Verschwörungstheorien („Chemtrails“) und der geplante Auftritt von „Die Bandbreite“ am Samstag in Duisburg. Jetzt distanziert sich auch der Bahnhof Langendreer von der Band. Im Bahnhof wird es auch Veranstaltungen im Rahmen des Ostermarsches geben. Die Erklärung im Wortlaut:

 Für einen emanzipatorisch-friedenspolitischen Ostermarsch Ruhr!

Erklärung des Bahnhof Langendreer

Zur Einladung von „Die Bandbreite“ zum Ostermarsch in Duisburg

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„Neonazis und Verrückte“ auf dem Ostermarsch?

Fröhliche Ostermärschler, Foto: (CC BY-NC 2.0),flickr via jojonks

Am Wochenende ist also wieder Ostermarsch Ruhr. Nun könnte man es sich leicht machen und zum Beispiel die Liste der Unterstützerinnen und Unterstützer durchgehen. Dann könnte man mal wieder so richtig schön über „Linksfossilien“ und den „Friedensmob“ abledern. Man könnte Jitzhak Ben Chaim aka Paul Spiegel zitieren: „Hinter dem Ruf nach Frieden verschanzen sich die Mörder“.

Man könnte skandalisieren, dass auf der Ostermarsch-Ruhr-Website einerseits steht:“ Für uns steht das Existenzrecht des Staates Israel außer Frage.“ Andererseits zählt zu den Unterstützerinnen des Marsches eine gewisse Inge Höger, die das augenscheinlich anders sieht. Auch könnte man sich über die Ankündigung wundern, dass die friedensbewegten Traditionslinken ausgerechnet den Konkret-Autoren Jörg Kronauer zum Thema „Westliche Interessen im Nahen und Mittleren Osten“ hören wollen. Bei so viel Duisburg, DKP und Dagdelen hätte man wohl eher einen Norman Paech oder einen Jürgen Elsässer erwartet. Hier würde auch der Hinweis passen, dass die Ostermärschler die Vernichtungsdrohungen Ahmadinedschads gegen Israel als „Kriegspropaganda“ und „Lügen der Herrschenden um ihre Kriege zu rechtfertigen“ bezeichnen. Dann allerdings wäre es nur fair, auch darauf hinzuweisen, dass nicht alles schlecht ist, was da verbreitet wird. Wer ist schon für den Einsatz der Bundeswehr im Innern? Wer für Atomwaffen, und wer für Bundeswehr-Werbung an Schulen? Ist doch gut, wenn da mal jemand so tut, als könne er Druck machen.

Manipulation der Massen?

Doch darum soll es nicht gehen. Ein anderes Thema des Ostermarsches Ruhr sticht besonders ins Auge: „Wetter als Waffe“. Was zunächst nach General Winter klingt, entpuppt sich mit einem Klick als die berühmt-berüchtigten „Chemtrails“. Wegen jenen Flugzeug-Kondensstreifen am Himmel, von denen Verschwörungstheoretiker behaupten, die Regierung habe ihnen chemische Stoffe zur Manipulation der Massen beigefügt, wurde der bekannte Wettermoderator Jörg Kachelmann vor einiger Zeit vor Gericht gezerrt. Kachelmann distanzierte sich in einer Email an eine Anti-Chemtrail-

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Neues von der Weltverschwörung

Machen Verschwörern Angst: Kondensstreifen, Foto by Wikipedia

„Wir wollen wieder einen natürlichen Himmel haben und akzeptieren es nicht, dass eine Gruppe von Menschen auf dieser Erde Gott spielen und das Wetter für ihre eigenen Machtzwecke manipulieren möchte.“ Wer will das schon? Die Bürgerinitiative „Sauberer Himmel“ jedenfalls ist fest entschlossen: „Das Versprühen der so genannten ‚Chemtrails‘ sowie andere Methoden, die unser Wetter und Klima manipulieren, müssen ein rasches Ende haben. Dafür setzen wir uns mit unserer ganzen Tatkraft ein.“ Und an wen wendet man sich da? Richtig: An Jörg Kachelmann. Doch die Antwort des Wettermoderators auf eine Anfrage aus den Reihen der BI Sauberer Himmel schmeckte dem Absender gar nicht, die Worte „Neonazis“ und „Verrückte“ fielen. Gestern sprach das Berliner Landgericht das Urteil.

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Nacht(f)Lüge

Sieht doch romantisch aus! Foto: (CC BY-SA 2.0), Flickr via marfis75

Am Samstag gingen zehntausende Menschen in Deutschland gegen Fluglärm auf die Straße. Bei der bundesweiten Aktion wurde an sechs großen Flughäfen demonstriert. Im Kern ging es um die Forderung nach einem Verbot von Nachtflügen, aber auch um den Ausbau von Start- und Landebahnen. Nach den Protesten gegen Stuttgart 21 und dem Okkupieren von Finanzmetropolen gegen „Die da oben“, umweht Deutschland also wieder ein Hauch von ’68. Der wohl wichtigste Unterschied zu Dutschke und Co.: Hier kümmert sich jeder um sich selbst.

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Irrlichtern in NRW

Was würde Clooney tun? Foto: Norbert-Roettgen.de

NRW steht momentan hoch im Kurs. Der Landtag ist aufgelöst – jetzt wollen sich die Haie den Walkadaver holen. Immerhin, wir sind wieder wer. Das „wichtigste Bundesland“ seien wir, haben sie gesagt, und dass wir eine „Signalwirkung“ für den Bund hätten. Darum irrlichtern sie nun alle gen Düsseldorf. Selbst Christian Lindner wurde gesichtet. Gut, der Röttgen, der „George Clooney der CDU“, ist sich da noch nicht so sicher. Klar würde er gerne die Kraft machen, aber im Falle einer Wahlniederlage Landtagsopposition spielen? Man ist schließlich Bundesminister! Und ähnelt Hollywood-Stars.

Eine Fortsetzung von Rot-Grün, diesmal mit eigener Mehrheit, wabert bedrohlich am Horizont. Denn während die Landesmutti in einer mehr oder minder glanzvollen Performance um die Mehr- oder Minderheiten im Landtag herumgetänzelt ist, weilte Röttgen in Berlin. Wurde „Muttis Bester“. Landespolitik war ja nie wirklich sein Ding. Nun stößt dies nicht nur Parteifreunden bitter auf, auch die wahlberechtigten Insassen NRWs beginnen zu grummeln. Volk und Partei wollen von ihm ein „klares Bekenntnis zu NRW“, andernfalls drohe das „Kopf-an-Kopf-Rennen“ mit Kraft zu scheitern.

Warum tut Röttgen sich das an? Allein die Diskussion, die momentan darüber stattfindet, ist schon schädlich genug für ihn. Dabei hat er ja noch nicht mal gesagt, ob er im Land bleiben wird oder nicht. Er weicht aus. Dieses Herumeiern, dieses Harren, es ist dies der finstere Vorbote des Eingeständnisses, der Öffentlichkeit eine Sache, die im Kopf längst zu Ende diskutiert wurde, vorenthalten zu haben. Röttgen weiß, dass er nicht die Düsseldorfer Oppositionsbank drücken will. Er ist sich im Klaren darüber, dass

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