Die Deodorant-Marke Axe wirbt derzeit mit einer bundesweiten Plakat-Kampagne für den Frieden. Sprüche wie „Betten statt Bomben“ und „Make Love not War“ müssen derzeit dafür herhalten, das neue Produkt „Axe Peace“ zu bewerben. Ein Blick hinter die Kulissen des Herstellers Unilever zeigt, dass es mit der neu entdeckten Friedensliebe nicht weit her ist.
Die bekannte Körperpflege-Marke Axe wird hergestellt von der britisch-niederländischen Firma Unilever. In Kooperation mit der britischen Initiative „Peace one day“ fährt die Firma derzeit eine breit angelegte Kampagne, die sich dem Schönen und Guten in der Welt verschrieben hat. Auf der Website von Axe heißt es vollmundig:
„Jeden Tag halten Konflikte und Auseinandersetzungen unsere Welt in Atem. Wir finden, es ist mal wieder Zeit für eine positive Botschaft! Für ein bisschen Frieden! Darum wollen wir 2014 die Welt ein klein wenig besser machen. Mit AXE Peace. Und mit euch! Das neue AXE Peace nutzt die Kraft der Anziehung und vereint weltweit Frauen und Männer im Namen der Liebe. Der friedlichste AXE Effekt aller Zeiten sorgt mit seinem charismatisch-maskulinen Duft für ein liebevolles und harmonisches Miteinander, so wie nur AXE es kann.
AXE Peace. Make Love. Not War.“
Dass Unilever die Welt „ein klein wenig besser machen“ will, dürfte vor allem viele Menschen in Afrika überraschen. So ist der Unilever-Konzern der größte Plantagenbetreiber des afrikanischen Kontinents. Im Auftrag von Unilever wurden in der Elfenbeinküste 2008 zahlreiche Wälder für die Herstellung von Palmöl gerodet, womit der dortigen Bevölkerung die Lebensgrundlage entzogen wurde. Das berichtet die Organisation Rettet den Regenwald e.V. In dem Bericht heißt es weiter:
„Die Rodungen bedrohen zudem auch Tausende von Kleinbauern in der Umgebung von Tanoé, deren Existenz von traditionellen Nutzungen wie Fischfang, Jagd und dem Sammeln von Waldprodukten abhängt.„
Zur Not mit Waffengewalt
Umweltschützer weisen zudem darauf hin, dass der Bevölkerung im Kongo Land zur Herstellung von Palmöl für Unilever weggenommen wurde. Der Axe-Hersteller Unilever ist einer der größten Palmöl-Verarbeiter der Welt. Die Umweltschutz-Organisation Robin Wood kritisiert Unilever zudem für die Zusammenarbeit mit dem asiatischen Agrarunternehmen Wilmar, von dem Unilever Palmöl bezieht. Robin Wood berichtet:
„Einer der zahlreichen Landkonflikte bei Wilmar, einem wichtigen Lieferanten von Unilever, war im August dieses Jahres eskaliert. Polizeieinheiten hatten zusammen mit Einsatzkräften von Wilmar das Dorf Sungai Beruang auf Sumatra verwüstet und nach Augenzeugenberichten mit scharfer Munition auf Menschen geschossen. Ein Team von ROBIN WOOD war vor Ort und fand die Vorwürfe gegen Wilmar bestätigt. Unilever kennt die Fakten, unternimmt aber seit rund drei Monaten nichts gegen die unhaltbaren Zustände bei seinem Lieferanten.“
Zudem wird Wilmar das Legen von Walbränden vorgeworfen, sowie die Zerstörung des Zuhauses von 83 Familien in der indonesischen Provinz Jambi 2011. Im gleichen Jahr erhielt Unilever von der Organisation Rettet den Regenwald e.V. den Negativ-Preis „BAUM-AB“. Begründung: „Beihilfe zur Umweltzerstörung und Missachtung der Menschenrechte in Indonesien.“
Einsatz für den Weltfrieden?
Unilever gelobte indes Besserung. Der ehemalige Unilever-Chef Patrick Cescau kündigte an, ab 2015 den gesamten Bedarf an Palmöl nur noch von Zulieferern zu beziehen, die für „nachhaltigen Anbau“ zertifiziert sind. 2004 gründete das Unternehmen gemeinsam mit anderen Firmen und dem WWF einen „Runden Tisch zu nachhaltigem Palmöl-Anbau“ und kündigte an, es werde ein Moratorium zur Regen- und Torfwaldabholzung in Indonesien unterstützen.
Der „Rettet den Regenwald e.V.“ sagt allerdings, Unilever verstoße mindestens im Falle der Rodung des Tanoé-Sumpfwaldes in der Elfenbeinküste gegen die Kriterien des „Runden Tisches“. Zudem ist die Zusammenarbeit mit dem WWF fraglich. Der Organisation wird immer wieder Kungelei und eine zu große Nähe zur Industrie vorgeworfen. Kleine Geschmacklosigkeit am Rande: 2010 warb Unilever mit dem Slogan „White Power“ für eine Zahnpasta in der Türkei, was Rassismus-Vorwürfe nach sich zog.
Ist dies ein Unternehmen, dem man den selbstlosen Einsatz für Weltfrieden abkauft? Freilich, dass es sich um eine allzu durchschaubare Kampagne zur Bewerbung eines Deodorants handelt, ist schwer zu übersehen. Es wirft aber ein Licht auf die Ernsthaftigkeit, mit der die Initiative „Peace one day“ ihre Mission betreibt. Der Axe-Hersteller Unilever fördert Landraub, Vertreibung, die Ausbeutung afrikanischer Länder, Kooperation mit skrupellosen Zuliefererfirmen und Umweltzerstörung. Beste Voraussetzungen für bewaffnete Konflikte in bitterarmen Ländern also. Daran sollte denken, wer sich im Namen des Friedens „Axe Peace“ unter die Achseln schmiert.