„Gern hätte ich auf dem Dr. Ruer Platz gesprochen. Dort hatte ich über zwei Jahrzehnte meine ärztliche Praxis. Dr. Otto Ruer stammte aus einer jüdischen Arztfamilie und war Oberbürgermeister von Bochum. 1933 vertrieben ihn die Nazis aus seinem Amt. Das ich einmal daran erinnern würde, habe ich mir nie vorgestellt. Nur wenige zweifeln jetzt nach der
Rezo, Dagi und ein AMG…
Wenn Leute mit Inhalten auf Youtube und Instagram mehr oder weniger viel Geld verdienen, dann habe ich nicht das geringste Problem damit. In hoher Frequenz Inhalte produzieren und auch raushauen ist Arbeit. Ein Publikum zu finden, das Publikum zu unterhalten und das Publikum auch zu behalten, das ist Arbeit. Und im Rahmen von „irgendwas mit Medien“ auch sogar harte Arbeit. Wenn die Leute dann versuchen, die erlangte Reichweite politisch zu nutzen, dann geht das auch in Ordnung.
Blöd wird es allerdings dann wenn diese Leute quasi sakrosankt werden, weil sie „jung“ sind. Blöd wird es, dass man doof angeranzt und abgekanzelt wird, nur weil man die „jungen Leute“ an ihren eigenen Maßstäben misst, wenn man sie mit ihren eigenen Aussagen konfrontiert. Zum Beispiel die Aussagen von Dagi Bee, die einen Lifestyle Kanal auf youtube bespielt (4 Millionen Abonnenten) und auch das „Statement“ von Rezo (750000 – 1.5 Millionen Abonnenten, je nach Kanal) unterschrieben hat… (Ab Minute 8)
Natürlich kann und muss man die aktuelle Klimapolitik (und auf dieses Monothema läuft der ganze Sermon ja gerade hinaus) kommentieren und kritisieren. Da liegt eine ganze Menge im Argen. Kann man machen, doof nur, wenn man zum Dreh mit einem AMG A45 vorfährt… (oder wenn man daheim dreht und der AMG unten auf der Straße steht und öffentlichen Raum blockiert, auch egal). Das ist dann… Ja, was ist das dann? Vielleicht verlogen? Keine Ahnung.
Dinner for one
Manche sagen, Humor sei keine besonders hervorstechende Charaktereigenschaft der Deutschen, Klugscheißen hingegen schon. Blöd wenn beides zusammentrifft.
Heute zeigt die BBC zum ersten mal den NDR Mitschnitt von „Dinner for one“. Landauf landab arbeitet sich das halbe deutsche Onlinefeuilleton nun daran ab, den Briten das Phänomen „Dinner for one“ zu erklären.
Gut, kann man machen. Man kann versuchen den Briten zu erklären wie es geschehen konnte, dass das Anschauen einer dreiviertellustigen Slapstick Nummer aus den 60er Jahren zur deutschesten aller deutschen Silvestertraditionen werden konnte. Okay, eigentlich ist die Nummer wohl eher aus den 30er Jahren und den Briten seltsame Traditionen zu erklären ist auch wie Eulen nach Athen zu tragen. Hey, aber sind wir doch mal ehrlich, England, die ganze Insel, ist nur erschaffen worden, damit Leute komische Traditionen erfinden und pflegen können. Elfmeterdanebenschießen, Pappkronen zu Weihnachten oder das neue Jahr mit einem kompletten Kent Treble Bob Major einläuten. Neun Stunden lang. Und wir regen uns über ein paar Minuten Böllerei auf. Egal, ich schweife ab.
LKA Gutachter doch nicht so kamerascheu
Bis vor ein paar Jahren wäre die Geschichte rund um den LKA Angestellten wohl lediglich Stoff für ein neues „Maschendrahtzaun“ Video gewesen, heute entwickelt sie sich immer mehr zum Politikum. Wie die Zeitung Die Welt nun meldet, handelt es sich bei dem kamerascheuen Pegida Demonstranten um einen Gutachter, der für das LKA in Fällen von Wirtschaftskriminalität auch vor Gericht auftritt. Gutachter… vielleicht auch Gutnachter… keine Ahnung.
Tafel Essen: Das ist Rassismus!
Wer es gewohnt ist, mit Worten zu arbeiten, der kann es sich nicht vorstellen. Aber irgendwann fehlen sie, die Worte. Es fehlen die Worte, einen Sachverhalt einzuordnen, objektiv zu bewerten, zu relativieren oder sonstwas. Genau dieses ist gestern geschehen.
Gestern wurde offen, dass die Tafel in Essen beschlossen hat, Kunden, die keinen deutschen Pass besitzen, abzuweisen.
Dafür gibt es nur ein Wort: Rassismus!
DARK: Man nimmt sich sehr viel Zeit
„Dark“, die deutsche Antwort auf… egal! Deutsch ist Dark in jedem Fall. Wenn wir Deutschen irgendwas mit „Mystery“ machen, dann hat das nix mit Zauberkram, Elfen oder Ausserirdischen zu tun, sondern mit Ingenieurskunst, Pünktlichkeit und Physik.
Die Serie darbt an vielem, aber nicht an den Schauspielern (und auch nicht an den im Drehbuch vorgegebenen Dialogen). Schauspieler und Dialoge bewegen sich genau so, wie es der Look und das Setting der Serie vorgeben. „Leidenschaft“ würde nicht zum Ton der Bilder und auch nicht zum Ort der Handlung passen (was nicht bedeutet, dass die Figuren, und damit auch die Schauspieler, später durchaus leidenschaftlich agieren). Das man sich teilweise tatsächlich wie im „Tatort“ fühlt liegt tatsächlich am Ton, jedenfalls meiner unmaßgeblichen Meinung nach. Wie im Tatort hören wir den Originalton und nicht den geglättete Version einer Synchronisation. Das ist ungewohnt. Wer den Unterschied zwischen O-Ton und Synchronisation „live“ erleben möchte, der kann dies bei z.B. bei Berlin Station tun, einer ebenfalls von Netflix versendeten Serie oder, um im Bild zu bleiben, bei einem aktuellen Tatort aus der Schweiz
Der Ruhrpilot
Fakenews: Merkelbild auf Betonklotz… MIMIKAMA
Gelsenkirchen: Kein Glühwein nach 20 Uhr… Der Westen
ÖPNV: Entwarnung für Mile Low Club Mitglieder… SPON
Genuss: Ohne Phosphat. Mit der SPD soll der Döner schöner werden… RP
Groko: Die Herzkammer der SPD blockt… NRZ
BVB: Subotic. Alte Liebe rostet nicht… Reviersport
Vor dem Gericht 3 (und irgendwie auch 1)
Der Vollständigkeit halber… Manchmal stellt man sich an einer Schlange an, übt sich in Geduld, kommt langsam voran, sehr langsam, also wirklich sehr langsam, aber irgendwann, irgendwann ist man endlich am Ziel. Fast.
Nach einer Stunde vor der Sicherheitsschleuse des Amtsgerichts öffnet sich endlich für einen die Tür, also die eine Tür. Die Tür, hinter der sich noch eine zweite befindet. Aber auch die öffnet sich irgendwann. Geraffel wird geröngt, mehr Geraffel wird in Körbchen gelegt und Gürtelschnallen werden gedreht… und nachdem dann irgendwann alles in Ordnung ist, kommt dann irgendwann, irgendjemand, auf die Idee zu fragen, was man denn eigentlich will. „Hm… also… da sind Sie hier falsch, da müssen Sie, über den Platz, rüber ins andere Gebäude…“
Vor dem anderen Gebäude. Keine Schlange. Eine Klingel, ein Summer und ZACK ist man drin. In der Schleuse. Okay, man kennt das ja… Geraffel aufs Band, mehr Geraffel ins Körbchen… wenn da ein Körbchen wäre…
Vor dem Gericht 2
Nähert man sich dem Amtsgericht über den leeren Gerichtsplatz, so sieht man sehr schnell den Pulk von Menschen, die sich vor der sicherheitsverglasten Eingangstür knubbeln. „Das kann doch nicht… soll ich mir das wirklich… ach nö… da komm ich doch morgen… Ich muss doch gar nicht, ich will doch nur…“ sind die Gedanken, die einem durch den Kopf gehen, aber dann stellt man sich doch auf die unterste freie Stufe und wartet…
Zwei Zigaretten auf der unterste Stufe und man realisiert zwei Dinge. Erstens: Wenn Leute in das Gebäude gelassen werden, dann im Schwall von vier bis siebzehn Leuten. Zweitens: Immer wieder gehen Leute an der Schlange vorbei, drängeln sich an die Tür und werden widerspruchslos eingelassen.
Nach der dritten Zigarette, mitlerweile auf der vorletzten freien Stufe (hinter einem hat sich ein Neuer eingereiht) , die nächsten Erkenntnisgewinne. Drittens: DAS WIRD DAUERN! Viertens: Die Leute die sich an der Schlange vorbeiquetschen sind dem Sicherheitspersonal bekannt und erfüllen eine Aufgabe innerhalb des Gebäudes. Fünftens: Der ältere, grinsend aus dem Gebäude kommende, Mann mit blau pinken Schuhen und pinker Krawatte (welche sich farblich mit dem rosa Aktendeckel beissen) ist wahrscheinlich Anwalt, der nicht grinsende Mann, im schwarzen Windbraker hinter ihm, wahrscheinlich nicht.
Mehr Brutto vom NETTO…
Wochenende… endlich! Die besten Tage der Woche, des Jahres, ach was, die besten Tage überhaupt. Ruhe, Entspannung, Bundesliga, Autowaschen, den Sittich füttern… Wäre das Leben immer so wie am Wochenende, es könnte schön sein. Wären da nicht zwei Dinge: Der Kater von Freitag und der Einkauf für Sonntag. Zur Einstimmung…
Neulich im chronisch unterbesetzten Discounter des Vertrauens.
Die Zeit: Es ist Nachmittag, es ist heiß, die Schlange an der Kasse ist lang…
Handelnde Personen: Eine ältere Dame (D) mit einer Zeitung unter dem Arm und einem Brötchen, ordentlich in einer Papiertüte eingewickelt. Eine Kassiererin (K). Ungefähr drölfzig, zum Glück apathische und passive, Statisten, die eine Schlange bilden.
Die Dame legt das Brötchen auf das Band, die Kassiererin gibt die Produktnummer ein… (Pling)
K: 15 Cent bitte…
(Die Dame mustert ausgiebig die im Kassenbereich fächerartig ausgelegten Rabattpunkte Sammelkarten)
D: Ist das da die Europa Karte?
K: Nein…
D: Aber…
K: Das ist die Deutschland Card!
D: Ach so… Deutschland… nicht Europa…
K: Genau, Deutschland… da können Sie Punkte mit sammeln…
D: Ah… schön…