Nun ist es „raus“ und in allen online Redaktionen tippte man sich gestern die Finger wund. Mit einem fleischlosen Tag in allen öffentlichen Kantinen im Wahlprogramm ziehen Die Grünen in den Wahlkampf für den Bundestag. Ich freu mich drauf…
Man könnte meinen, ich sei ein fieser Zyniker und meine Freude würde darauf abzielen zu beobachten, wie Bündnis90/Die Grünen mit dieser Kampagne gnadenlos gegen die Wand fährt. Falsch! Stimmt nicht, ich freue mich tatsächlich auf den Tag, an dem diese Partei den Veggie Tag erst durchsetzt, dann einführt und anschließend beides verteidigt.
Wieder könnte man meinen, ich sei ein fieser Zyniker, da ich es den Grünen von Herzen wünschen würde, sich tagtäglich mit Anfeindungen von fleischessenden Bürgern auseinanderzusetzen. Falsch! Schon wieder. Ich werde mich tatsächlich nur über die Einführung dieses Tages freuen.
In Deutschland leben so über den Daumen gepeilte 80,5 Millionen Menschen. Ein knappes Drittel dieser Menschen raucht, womit man auf ungefähr 53 Millionen Menschen kommt, die dieses nicht tun.
Von den Menschen die in diesem Land leben sollen sich nun so um die 7 Millionen vegetarisch oder vagen ernähren. Da diese Gruppe von Menschen es für sich beansprucht ein Spiegelbild der Gesellschaft zu sein, kann man die gleich 1/3 2/3 Rechnung aufmachen, sagen wir einfach, 2 Millionen rauchen, 5 tun es nicht, eigentlich aber auch egal.
Fasst man das zusammen, dann kommt man z.B. auf eine Zahl von 48 Millionen Menschen die zwar nicht rauchen, aber Fleisch essen oder Tierprodukte verwenden. Und für diese 48 Millionen Menschen freue ich mich… oder zumindest für ein paar viele von ihnen, ich will ja nicht ungerecht sein und alle über einen Kamm scheren.
Seit ein paar Tagen geistert durch die Medien das, womit die „Süddeutsche“ heute ihren Sportteil aufmachen würde, Erik Zabel hat gedopt, nicht nur einmalig 1996, sondern auch 1998 und dann darüber hinaus, bis ca. 2003, vielleicht auch bis 2005. Schlimmer als die Tatsache der Verwendung unerlaubter Methoden an sich scheint es für viele zu sein, dass er im Jahr 2007, bei seiner gemeinsamen Beichte mit Rolf Aldag, nicht ganz aufrichtig gewesen ist. Eine Gegenmeinung.
Seit ein paar Tagen teasern Medien wie SPON oder Zeit, dass Erik Zabel heute in der Süddeutschen, exklusiv, gestehen würde, länger und umfassender verbotene Methoden verwendet zu haben, als 2007 unter Tränen eingeräumt. Hat er, also gestanden, ich bin extra zum Kiosk gelaufen und habe mir ein Exemplar gekauft und es, exklusiv, nachgelesen: Erik Zabel hat von 1996 bis etwa 2003 gedopt! Cortison, Epo, Eigenblut, vielleicht auch Persantin und Alupent. Die gesamte Thematik des Einsatzes von unerlaubten Methoden, von Doping, ist zu komplex, um sie hier in einem kleinen Meinungsartikel auseinanderzuklamüsern, dazu wird, wenn andere nicht sowieso eher dazu berufen sind, an anderer Stelle Zeit sein, hier geht’s mir heute nur um einen kleinen Aspekt.
Erik Zabel wird vorgeworfen, immer nur das eingestanden zu haben, was er eh nicht mehr hätte leugnen können. 2007, nach der Veröffentlichung des Buches von Jef D’hont, die kurzzeitige und einmalige Verwendung von Epo im Jahr 1996 und heute, kurz bevor die Kommission des französischen Senats zum Thema Anti Doping die Ergebnisse der nachträglich getesteten Tour-Proben von ’98 endgültig veröffentlichen würde, dass er auch dort positiv gewesen ist. Hier bei uns, da ist Robin enttäuscht, das ist noch halbwegs in Ordnung.
Woanders, da werden Zeigefinger erhoben, so von wegen Vorbildfunktion und so, signierte Trikots wahlweise zurückgeschickt oder gleich in den Müll geworfen. Man denkt sich Strafen aus, was man mit „so einem“ am liebsten machen würde, wenn man denn dürfte… leider darf man nicht. 1000 Jahre Arbeitsdienst stehen da noch am unteren Ende der Skala… Ich hingegen sage: Ja und? Erik Zabel hat das getan, was so ziemlich jeder von uns tun würde, wenn der Arsch mit Grundeis geht.
Doping ist im Sport, im Radsport, verboten. Wird man erwischt, ist man dran, wird angeklagt und verknackt. Alkohol und überhöhte Geschwindigkeit im Straßenverkehr sind ebenfalls verboten, wird man erwischt, ist man ebenfalls dran und wird ebenfalls verknackt. Beides ist sowohl akzeptiert als auch richtig und in Ordnung. Von einem Sportler zu verlangen, bei einem Geständnis über Regelverstöße mehr einzuräumen als zum jeweiligen Zeitpunkt nachweisbar ist in etwa damit vergleichbar, von einem Autofahrer zu verlangen, vor dem Verkehrsrichter einzugestehen, die rote Ampel nicht nur überfahren zu haben, wie auf dem Blitzer Bild zweifelsfrei nachweisbar, sondern bei Begehung dieser Tat auch noch besoffen gewesen zu sein, was bislang anhand eines Bildes noch nicht zwingend nachweisbar ist… kommt vielleicht noch.
Ein Angeklagter hat, so weit ich weiss, ein paar Rechte und zu diesen Rechten gehört es, wenn man glaubt damit besser aus der Nummer rauszukommen, zu lügen oder zumindest kreativ mit der Wahrheit umzugehen. Im Gegensatz zu Zeugen ist er nicht zur Wahrheit verpflichtet. Die Halbwahrheiten von 2007 waren ein legitimer Versuch, glimpflich aus der Sache herauszukommen, dass er heute von der Geschichte eingeholt und in den Hintern gebissen wird ist zugleich ein anderes Thema und ein Treppenwitz, schließlich hat Zabel seine ersten Erfahrungen mit verbotenen Substanzen durch Sitzcreme gemacht, aber das soll jeder selbst im Interview der Süddeutschen nachlesen.
Ich jedenfalls werde mein Autogramm von Erik Zabel behalten, ich hab’s heute sogar extra noch abgestaubt!
Wer aus Düsseldorf kommt und noch nicht weiss, wo er den heutigen Abend verbringen will, der könnte heute noch einmal in die Waschbütt gehen, denn ab morgen ist der Laden dicht.
Wirt Waldschmidt gehört zu den mittelbaren Opfern des NRW Rauchverbots in der Gastronomie. Ihm sind die Gäste nicht ausgeblieben, eher im Gegenteil. Nur sitzen diese nicht mehr ruhig am Tresen um zu trinken, zu quatschen und dabei vielleicht zu rauchen, nein, sie stehen dazu nun vermehrt auf, und tun es auf der Straße, trinken, rauchen und vielleicht dabei rauchen. Mit sich unterhaltenden Menschen auf der Straße ist es nun ähnlich wie mit der Musik, die wird auch oft nicht schön gefunden, weil sie stets mit Geräusch verbunden.
Diese Geräusche fanden die Nachbarn schon vor dem 1.Mai nicht ganz so doll, und es hat wohl auch damals schon die eine oder andere Beschwerde gegeben. Diese haben aber seit diesem Termin zugenommen oder drohen noch weiter zuzunehmen. Wie auch immer, Waldschmidt hat es den Spaß verdorben und er sieht keinen Sinn darin, die Waschbütt weiter zu betreiben, ab morgen ist Schluss.
Wenn man als Raucher oder Nichtraucher eh schon auf die Straße getrieben wird, dann kann man dort auch noch etwas anderes machen. Man könnte zum Beispiel demonstrieren. Etwas in dieser Art haben sich wohl ein paar Wirte von der anderen Rheinseite gedacht und kommen damit ihren Kollegen aus Düsseldorf zeitlich zuvor. Am 5. Juni rufen sie in Köln zu einer Demonstration gegen das Rauchverbot auf, in Düsseldorf soll eine solche Veranstaltung erst am 15. Juni stattfinden, diesmal jedoch vor dem Landtag. Keine Ahnung, aber vielleicht treffen sie ja dort die direkt gewählten SPD Abgeordneten Weske, Warden oder Benninghaus oder die über ihre Grünen Listenplätze reingerutschten Düker und Engstfeld…
Gerüchte machen unter den Angestellten im Bermudadreieck die Runde. Als Reaktion auf die mit dem Rauchverbot zusammenhängenden Umsatzrückgänge könnten die Wirte gezwungen sein, etwa ein Drittel aller 1600 Stellen in dem Kneipenquartier zu streichen.
Wenn Umsätze einbrechen, dann haben Gastronomen wenig Möglichkeiten dies zu kompensieren. An der Energie kann man nicht sparen, auch wenn keine Gäste kommen, muss das Licht brennen, die Kühlungungen laufen oder die Herde brennen, könnte ja doch sein, dass sich doch noch ein Gast in das Lokal verirrt. Ein Lokal kann man nicht innerhalb von wenigen Minuten hochlaufen lassen. Genauso verhält es sich mit dem Wareneinsatz. Speisen und Getränke müssen vorgehalten werden, macht der Laden auf, dann muss die mise en place stehen. Naturgemäß ist es auch Vermietern in der Regel egal, wie es um ihre Mieter steht, die wollen am Ende des Monats ihr Geld sehen und wenn das nicht kommt… tscha… man kann sich denken was dann passiert.
Es ist schon nicht ohne Ironie, dass die 1. Folge, nach dem offiziellen Beginn des Rauchverbotes in NRW, unserer kleinen Dokumentationsreihe über das Sterben von Kneipen in NRW ausgerechnet in Mülheim spielt…
Mit dem „Kaisereck“ hat in Mülheim etwas geschlossen, das man gemeinhin als Institution beschreibt. Ein Vorgang, an den man sich wird wohl gewöhnen müssen. Seit 1977 haben dort Leute zusammengesessen, miteinander gesprochen, geraucht (oder auch nicht) und getrunken. Sie haben und dabei Unfug geredet, Unfug erdacht, die Welt gleich mehrfach gerettet oder verändert… egal! Das macht die Geschichte weder besonders, noch macht es sie ironisch. Besonders ironisch wird sie dadurch, dass sie in Mülheim spielt, Mülheim I, um es genau zu sagen, dem Wahlkreis, den Hannelore Kraft 2012 mit 59,1% direkt gewonnen hat und in dem Barbara Steffens, ihre kongeniale Partnerin, ebenfalls angetreten und immerhin noch von 5,7% der Bewohner gewählt worden ist. Praktisch, wenn die, die es zu verantworten haben, auch gleichzeitig die sind, bei denen man sich bedanken kann.
Leicht säuerlich fragen ein paar Grüne Rechts- und oder Innenpolitiker auf twitter, ob sie nun Spielverderber seien. Für mich beantworte ich die Frage mal ganz einfach: Ja, Ihr seid Spielverderber!
Wer weiss schon was einige von uns heute am Sonntagabend machen würden, hätten sich die Grünen nicht erst 1980 gegründet, sondern schon, sagen wir mal, irgendwann um 1950 herum. Sich um das letzte mediale Lagerfeuer sammeln jedenfalls nicht. Nach 20 Jahren Marsch durch die Instanzen hätten einige von ihnen vielleicht am 29. November 1970 vor dem Fernseher gesessen, womöglich dabei geraucht, und sich „Taxi nach Leipzig“ angesehen, diesen neuen Krimi. Damals schaute man noch Fernsehen, und watchte noch nicht. Sie hätten einen Kommissar Trimmel gesehen, der rauchte auch, soweit so in Ordnung, damals jedenfalls. Aber sie hätten auch gesehen, wie dieser Polizist den Dienst schwänzt, mit katalysatorlosem Auto über die Zonengrenze rübermacht (richtige Richtung) und wieder zurückkommt (falsche Richtung), konspiriert, Leute boxt, den einen oder anderen Verdächtigen erpresst oder belügt usw. usw. und am Ende den Fall löst.
Wir hatten gedacht, es würde länger dauern, die Geschichte mit dem Kneipensterben. Schließlich war mit dem 1. Mai der Termin für die Umsetzung des Nichtraucherschutzgesetzes geschickt, wenn auch ein wenig feige, gesetzt. Session vorbei, kein Stress mit verärgerten Karnevalisten. Zunehmend längere und wärmere Abende, kein Problem also, mal kurz vor die Tür zu gehen oder gleich ganz den Abend in der Aussengastronomie zu verbringen…
Frühestens im kommenden Winter, hatten wir gedacht, würde es sich dann bemerkbar machen, dass vielleicht doch nicht mehr so viele Leute ihre alte Stammkneipe besuchen würden. Wenn es einfach ziemlich ungemütlich ist, sich bei Fieselregen mit einem Bier vor die Tür zu stellen. Wenn auffällt, dass es eigentlich ganz O.K. gewesen ist, mit dem Preis für das Bier das Ambiente des Lokals als quasi Warenangebot mit zu erwerben… davon aber wenig bleibt, wenn man vor der Tür steht… Wenn, kurz gesagt, sich die Umsatzzahlen der Wirte nach unten bewegt haben werden…
Es sind schockierende Bilder, nur langsam senkt sich der Rauch, die Aufnahmen der Handykamera sind verwackelt…
Flaschen kreisen, der Alkohol enthemmt zunehmend, der Mob johlt, die Stimmungsmusik vom Band ist kaum noch zu hören, Böller und Kanonenschläge explodieren krachend… Neuerlich ist es vor deutschen Theatern zu Platzstürmen gekommen, wir dokumentieren hier Bilder aus Bochum. Wieder wurde unverantwortlich mit Pyrotechnik gezündelt… Kinder auf der Straße, Bremsen quietschen, dem Erziehungsberechtigen fällt die gezündete Rakete aus der Hand… RUMMS… die Situation droht zu eskalieren…
Spaß beiseite, gemessen an den Maßstäben von DFL, Polizei und so ziemlich jedem Innenministerium hätten Bilder wie diese den Ruf nach Konsequenzen laut werden lassen… Gründung und Einsatz der Nationalgarde, Notstand, Aufnahme der Beteiligten in die Kategorie C der Theaterbesucher, Theaterverbot und Abschaffung der Sitzplätze im Parkett… mindestens… Blöd nur, daß diese Bilder nicht aus einem Fußballstadion stammen, sondern von einem Theatervorplatz zu Silvester…
Arnold hat hier einige male beschrieben, wie er Gott traf und mit ihm plauschte. Er beschrieb ihn als irgendwie duales Wesen, mal war er elegant, wenn auch androgyne Erscheinung, mal war er eher abgerockt, nun ja, jeder hat mal eine harte Nacht hinter sich… Wie auch immer, Arnold scheint sich geirrt zu haben, was die Erscheinung von IHM angeht, nicht was die Dualität angeht, aber sonst…
Ich habe eine kleine Regel, jedenfalls bis gestern, die besagt: Zerreisst SPON den kommenden Tatort, so ist für mich meist ein unterhaltsamer Fernsehsonntag garantiert… wie gesagt, bis gestern, aber zum einen bestätigen Ausnahmen eher die Regel, zum anderen geht es darum gar nicht. Diese Regel scheint jedoch nicht nur für den Sonntagskrimi zu gelten, sondern auch für youtube Videos. Zwar werden die Videos dieser Plattform eher selten rezensiert, dafür aber umso mehr kommentiert. Wenn ich also unter einem Video Dinge wie „Blasphemie“ oder „Ihr werdet in der Hölle brennen“ lese, dann werde ich neugierig.
Solche Kommentare erwarte ich in der Regel aus Regionen, in denen man scheinbar traditionell irgendwie zur Aufgeregtheit neigt und gerne in den nächsten Flaggenladen läuft, um sich für die nächste Pyro-Choreo einzudecken, aber ich erwarte sie eigentlich nicht hierzulande und schon gar nicht im Zusammenhang mit dem ZDF.
Über seinen Spartenkanal ZDFKultur hat es der Sender geschafft, handgestoppte 30.000 religiöse Fundamentalisten erst gegen sich und dann auf die Palme zu bringen. Eine kleine, sechsteilige, Comedy Reihe „Götter wie wir“ hat es geschafft, dass sich auf facebook 6000 Leute zu einer geschlossenen Gruppe zusammengeschlossen haben. Knapp 26.000 Menschen haben sogar eine Petition unterzeichnet und an das ZDF geschickt mit der Forderung, die Sendung abzusetzen.
Doch nicht von Islamisten ist hier die Rede, sondern von Menschen, die sich Christen nennen oder so genannt werden wollen, keine Ahnung. Hier laufen Mechanismen ab, die ich hier wie dort nicht verstehe. In einem leider verlorenen Artikel hat Stefan Laurin mal formuliert, dass ein Gott, der das Schnabeltier erschaffen hat, Humor haben muss. Wenn Gott also Humor hat, warum haben dann seine Anhänger auf Erden dann nicht wenigstens die Gelassenheit, Satire zu ertragen? Ich meine, kann ihnen doch eh eigentlich egal sein, kommen sie doch schließlich in den Himmel und unsereins in die Hölle, dass wir also unsere gerechte Strafe bekommen sollte doch ausreichen, da könnten sie uns doch wenigstens hier in Ruhe lassen.
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