Küchenalbträume…

Gekocht wird auf allen Kanälen und man wundert sich, wer in den Restaurants noch hinterm Herd steht, schließlich scheinen alle passablen Köche in Deutschland ihre eigene Fernsehsendung zu haben. Werden wohl die line-cooks sein, die Abend für Abend in den trenches stehen und Lanz-Arbeit leisten (früher hieß das noch Kerner-Arbeit, aber der ist ja nun wieder bei SAT1)

Wenn man heute hier etwas über Kultur, Bochum, Ruhrgebiet und Fernsehen hätte schreiben wollen, dann hätte man das gestern schon tun und heute die Schnauze halten sollen. Man hätte an den 10. Todestag von Diether Krebs erinnert und alle aufgefordert, sich Bang Boom Bang auszuleihen, um ihn noch einmal zu genießen und das aktuelle Fernsehprogramm zu verschmähen. Tscha, dumm gelaufen, tut mir leid, ich hab’s versemmelt. Danke Diether, für zu viele tolle Stunden vor dem Fernseher.

Something completely different: Wenn es hiernach geht, dann ist Hamburg ja mitlerweile das bessere Ruhrgebiet, doch das stimmt nicht immer. Hamburg hat seinen Rach, wir haben unseren Rosin. Das Frank Rosin ein neues Fernsehformat bekommen hat, wurde ja schon hier beschrieben. Auf verschiedenen Sendern kopieren beide den Schotten Gordon Ramsay und seine kitchen nightmares. Dabei greifen sie Gastronomieunternehmen unter die Arme, die anscheinend nicht ganz sooo dolle laufen. Verglichen mit dem Original des bollerig-charmant-vulgären Ex-Fußballers Ramsey, geht jedoch der Unterhaltungswert des eher kühlen Hanseaten Rach nahezu gegen null. Anders Rosin, der ist zwar auch nicht vulgär, aber immerhin etwas bolleriger und charmanter und kommt Ramsay damit näher.

Was soll das nun mit Kultur, Bochum oder dem Ruhrgebiet zu tun haben? Im Vorfeld von Ruhr2010 wurde versucht hier darüber zu diskutieren, was eine gemeinsame Kochkultur des Ruhrgebietes ausmachen könnte, ausmachen sollte. Einig war man sich zumindest darüber, daß es sich dabei um mehr als die berühmte Currywurst oder fastfood handeln würde. Das nun die Hauptrolle der nächsten Folge von "Rosins Restaurants" von einem Bochumer Gastronomiebetrieb mit Namen "Grill Bill" gespielt wird, passt da vielleicht nicht so ganz ins kultur-kulinarische Konzept.

Wie auch immer, ich kenn den Laden nicht und kann auch nicht sagen, ob er die Hilfe nötig gehabt hat und ob sie gefruchtet hat. Ich finde es aber "erschreckend", daß ein Wirt mit der Namensgebung mehr Kreativität beweist, als so manch originär Kreativer in den entsprechenden Quartieren (wo waren die noch ‚mal?). Egal, soll der Rest von Deutschland doch denken, wir würden uns hier nur von trash ernähren, ich hoffe jedenfalls auf eine unterhaltsame Sendung, ich koche zwar sehr gerne slow, aber ich beschmiere mir Finger und Mund auch sehr gern an einem guten Burger und werde demnächst sicher mal den 345 nach Langendreer besteigen und einen probieren.

kabel1"Rosins Restaurants" Kabel1, morgen 21.15 Uhr

 

Brot statt Böller…

Es gibt Rituale. Morgen werden wieder alle wie wild die verstaubten Senderspeicher ihrer Fernsehgeräte suchen, auf denen sie die dritten Programme der ARD abgelegt haben, um Dinner for one zu schauen und um später mit Alfred beim Silvesterpunsch anzustoßen.

Diesem Ritual geht ein ähnliches voraus. Heute, also am 30. Dezember, wird seit ich fernsehen kann, immer wieder vor den Gefahren der Silvesterböllerei gewarnt und manchmal auch gleich noch der moralische Zeigefinger abgeriss… äh… gehoben. Ich kann mich zwar nicht daran erinnern, daß das alles jemals etwas gebracht hätte, trotzdem soll diese schöne Tradition auch hier fortgesetzt werden…

Das sollte uns allen zur Warnung gereichen…

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Wir warten auf’s Christkind…

 

Wer Drei Nüsse für Aschenbrödel schon rückwärts singen kann, für den hier ein klitzekleines Alternativprogramm. Dank Zeitverschiebung sind die Leute in Australien so langsam mit der Bescherung durch und der Weihnachtsmann macht sich langsam auf’n Wech in unsere Gegend…

 

Die Ost-West-Route jedenfalls ist schlau ausgedacht. Gefühlte 90 Prozent des Geraffels, das heute verschenkt werden wird, wird ja nicht mehr am Nordpol, sondern mitlerweile ebenfalls in Asien produziert, da kann man den Schlitten fix neu beladen, spart den Zwischenhandel, Elfen- und Transportkosten, der Weihnachtsmann ist ja auch nicht doof und geht mit der Zeit.Sollte es trotzdem zu Verzögerungen mit der Auslieferung kommen oder sollte sich nicht alles vom Wunschzettel auch unterm Baum finden… tscha… könnte hieran liegen…

Wo die Wurzel des Streites liegt, darüber kann man nur spekulieren, aber der Kreative liefert auch hierfür eine mögliche Erklärung…

Vielleicht ist Santa doch nicht sooo schlau

Streumittel

Vor ein paar Tagen hat Thomas hier gesagt, es sei billig mit Punk der Jahresendendepression zu begegnen und schlug vor, es doch mal mit Trash zu versuchen. Nene, sag ich, zu gefährlich, keine Experimente, kann nach hinten losgehen. Da halte ich mich an die lieber an die Regel vom ollen Ockham, die einfachste Lösung ist die beste…

Machen wir uns nix vor, in Abwesenheit von Kindern, innerhalb von Städten und ausserhalb von Wochenenden, braucht Winter und Schnee keine Sau. Ist der Kühlschrank noch leer und hat man auch sonst noch vor diesem worst case Wochenende einiges zu erledigen, dann macht es wenig Freude, durch den Modder zu schliddern. Da freut man sich schon über Kleinigkeiten, z.B. wenn der Nachbar wenigstens versucht hat, den Schnee wegzufegen oder Sand zu streuen. Angebot zur Güte: Trash-Punk.

Die Pest… da konnte Ockham wohl auch schon ein Lied von singen…

Mensch… heute gibt es Sauerbraten

Im Koalitionsvertrag zwischen Union und FDP steht es auf Seite 98, halbversteckt, ein kleiner Absatz, aber immerhin. Die neue Regierung will prüfen, ob und wo quelloffene Software eingesetzt werden kann und wenn die das schon machen wollen, warum dann nicht selbst mal ausprobieren? Heute erscheinen die neuen Buntus…

Bild: Canonical

Ich weiss, "kalauern" kommt kurz vor "klauen", aber mir geht seit ein paar Tagen eine Frage nicht mehr aus dem Kopf: Kann man als Autor mit einem "Mac" eigentlich "pc" schreiben oder muss man dazu erst bootcamp installieren? Wer dieses (und andere) Probleme umgehen (und dafür vielleicht ein paar neue bekommen) möchte, der sollte seinen Computer am besten gleich mit einem Linux betreiben.

Vor einigen Wochen schrieb Stefan Laurin hier, er wäre durch verödete Innenstädte gelaufen, um den "mächtigen Schneeleoparden" als update zu erwerben. Seit dieser Woche wissen wir auch, wo die Kohle geblieben ist, die er dafür ausgeben hat. Sie steckt in dicken Kissen, auf denen Steve Mobs und sein Freund Bill gemeinsam rumlümmeln und knutschen. Irgendwie hat man das ja schon immer gewußt… egal… na ja, fast.

Hat man jedenfalls keine Lust mehr, den beiden eine neue Nackenrolle zu finanzieren, dann sind Alternativen gefragt. Eine davon bietet Canonical mit Ubuntu (gemeinsam mit seinen Derivaten). Das Ding ist bunt wie Windows, verspielt wie MacOS, schnell und stabil wie beide zusammen, kostenlos und wenn man ein update haben möchte, dann braucht man nicht durch die Gegend zu latschen um es zu kaufen, man braucht noch nicht einmal an die Tür, um es vom Paketboten entgegenzunehmen, man klickt im nächsten April einfach auf den update button und der Drops ist gelutscht… äh… funktionierende Internetverbindung vorrausgesetzt, aber wem sage ich das, ohne diese könnte man das hier ja gar nicht lesen. Ach ja, mit "karmic koala" hat es auch noch eine wesentlich kuschellerige Versionbezeichnung, wenn einem da nicht warm ums Herz wird…

"Kostenlos" sollte ich vielleicht auch noch ein wenig relativieren. Es bedeutet nämlich nicht, daß vielleicht nicht doch noch ein paar Opportunitätskosten auf einen zukommen. Das kann die Zeit sein die man braucht, um eventuell doch noch ein Gerät einzubinden, das kann aber auch die Zeit sein die man braucht, um einem anderen zu erklären, wie er dieses oder jenes Gerät einbinden kann. "Free" (und kostenlos), hat Richard M. Stallman schön formuliert, hat eben nicht die Bedeutung die es in "free beer" hat, sondern ist zu verstehen wie das free in "free speech", für Freiheit muss man immer etwas bezahlen, umsonst ist der Tod und der kostet das Leben. Womit wir bei der sozialen und/oder politischen Komponente der ganzen Geschichte angelangt sind.

Das heute erscheinende Ubuntu wird mit ziemlich allem ausgeliefert was man braucht, "street credibility" ist allerdings nicht im Lieferumfang enthalten. Mit Ubuntu hat man auf der Straße nix um anzugeben und die großen Jungs, die Anwender von Gentoo, Arch, Slack (etc.) oder gar von BSD klauen einem auch schon mal das Milchgeld, Debianer der reinen Lehre sehen in Dir einen kleinen, miesen Dieb und alle zusammen dissen Dich als "Klickibunti", als fanboy von Mark Shuttleworth (Für Apple-Umsteiger vielleicht ganz interessant: Sie brauchen den einen Charismatiker der nach der Weltherrschaft strebt, nur durch einen anderen Charismatiker ersetzen, der auch nach der Weltherrschaft strebt… ist so ähnlich wie bei Protestanten und Katholiken. Erstere konnten ihr Religious Operating System auch ziemlich leicht wechseln, da beide Systeme im Prinzip den gleichen Kern haben).

Wie auch immer, verwendet man Linux in irgendeiner Form, so wird man beinahe automatisch Teil einer Gemeinschaft. Hier fragte vorhin jemand in einem Kommentar, wie man ganz besondere Video-Effekte erstellen kann, in einer Linux-community hätte es handgestoppte 10 Sekunden gedauert bis die Antwort kommt, man solle doch bitte das Wiki oder die Suchfunktion benutzen (ist doch schließlich alles bekannt), nach weiteren 10 Sekunden kommt jedoch die nächste Antwort, es vielleicht doch mal mit Cinerella zu versuchen… Ich kann jedem nur empfehlen, Linux einmal auszuprobieren, geht ja heute auch ganz einfach. Vorbei sind die Zeiten, in denen Knoppix nur ein Rettungsanker war, um zerschredderte Daten wieder herzustellen oder zu retten (was immer noch ein wichtiger Aspekt der ganzen Geschichte ist). ISO-image herunterladen (bitte, ganz besonders doll bitte, per torrent), (voorsichtig) brennen, neu starten, gefahrlos ausprobieren und sich wundern (wahlweise auch freuen), wie einfach es heute sein kann, frei zu sein…

Sollte die Bundesregierung tatsächlich mal irgendwann darüber nachdenken, open source software einzusetzen, bin ich ehrlich gespannt darüber, wie sie danach den (möglichen) Forderungen der content Industrie gegenüber eingestellt ist. Die behauptet ja gerne, mit geistigem Eigentum könne man nur dann Geld verdienen, wenn es verdongelt ist.

P.S. Vielleicht fragt sich mancher nun, was der doofe Titel soll, "Ubuntu" bedeutet "menschlich", welche Bedeutung "Sauerbraten" hat… nun, da mache ich es mir einfach… lies das verdammte Wiki, installiere es… und verballer Deine Zeit!

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Freund Hein

 

 

Stan Libuda, Rüdiger Abramczik, Andi Möller, Jens Lehmann, Rolf Rüssmann

Der Baron vom Deich schreibt hier darüber, wie die Bundesliga sein sollte, wenn es nach ihm ginge. Aber es gibt Tage an denen mehr als klar wird, daß das Leben kein Wunschkonzert ist und auch im Fußball ein Spiel nicht immer die vollen neunzig Minuten dauert. Ich will gar nicht erst versuchen, einen Nachruf auf Rolf Rüssmann zu schreiben, zum einen kann ich das gar nicht, zum anderen haben es andere schon getan (und ich bin mir nicht so ganz sicher, wer da eventuell von wem abgekupfert haben könnte).

Rüssmann kam zu einer Zeit nach Dortmund, in der ich die Spieler "meiner" Mannschaft langsam als Individuen wahrgenommen hatte, ich hatte damals noch nicht wirklich realisiert, daß er aus der "verbotenen Stadt", aus Gelsenkirchen, nach Dortmund gekommen war und nach der Beendigung seiner Karriere als Spieler habe ich ihm dann immer irgendwie übelgenommen, daß er anschließend bei den "falschen" Vereinen tätig war, Schalke, der falschen Borussia aus Gladbach, Stuttgart…

Als ich letzte Woche mal wieder in Dortmund war, las ich in der gedruckten Ausgabe der Westfälischen Rundschau von seinem Tod und ich war… betroffen, auch betroffen darüber, daß ich ihn "vergessen" hatte.

Zur Rivalität zwischen Dortmund und Gelsenkirchen hat Jürgen Klopp sinngemäß gesagt, daß Schauspieler, die am Samstag den Othello gespielt haben, am Montag nicht mit dem Schwert aufeinander losgingen. Stimmt! Bei aller Rivalität, bei allem was uns trennt, da ist verdammig viel mehr das uns eint!

Rolf Rüssmann wird am heutigen Freitag, im Anschluss an die Trauerfeier, auf dem Evangelischen Altstadtfriedhof in Gelsenkirchen beigesetzt…

Unsere kleine Farm

 

Vor ein paar Tagen wurde hier jemand angepfiffen, weil er Muslimen zum Ende des Ramadan ein paar Glückwünsche ausgesprochen hat. Da frage ich mich doch glatt was passiert, wenn man auch noch behauptet, Muslime könnten auch noch lustig sein oder sich etwas lustiges ausdenken. Können sie, wie Little mosque on the prairie beweist.

 

Bild: cast little mosque on the prairie, cbc.ca

Kanadier sind manchmal die besseren Amerikaner, was diese auch schon selbst erkannt haben. Zwar lassen die Ammis im Abendprogramm keinen doofen Witz über Kanada aus, die Rolle des besten und amerikanischsten aller Amerikaner haben sich aber dann doch mit Kiefer Sutherland besetzt. An Serien wie "24" wird leider aber auch deutlich, daß Muslime im amerikanischen Fernsehen zur Zeit lediglich für die Rolle des sinistren Verschwörers taugen, selbst dann, wenn sie mal auf der "richtigen" Seite stehen. Dann dürfen sie immerhin den undercover-agent geben, der "Sleepercells" unterwandert und auf diese Art zur Rettung der freien Welt beitragen.

Die kanadische Autorin Zarqa Nawaz, selber Muslima, hat sich hingegen einen alternativen plot ausgedacht. In Anlehnung an den Namensvetter "Little house on the prairie" lässt sie ihre kleinen Geschichten irgendwo in die Knüste des nordamerikanischen Kontinents spielen. Im Gegensatz zu Walnut Grove ist "Mercy" allerdings fiktional. Wer oder was in Mercy Gnade findet, das ergibt sich im Laufe der Serie, für diejenigen die keine bekommen, nun, für die ist es vielleicht eine kleine Anspielung an "Ein Fremder ohne Namen", auch wenn das nun wirklich sehr weit hergeholt ist.

Weit hergeholt sind die Inhalte der Serie allerdings nicht. Sitcom-typisch werden bekannte Klischees verbraten, alles noch nicht einmal sonderlich tiefsinnig, leichte Kost. Spaß macht jedoch der beinahe ständige clash of cultures. Was passiert zum Beispiel, wenn die Gemeinde keine Lust mehr hat, in irgendeinem Keller zu beten und endlich eine "richtige Mosche" haben will, als einzig verfügbarer Ort hierfür lediglich der Gemeindesaal der örtlichen anglikanischen Kirche zur Verfügung steht? Zum Glück handelt es sich beim Dorfpfarrer um einen Pragmatiker, der nach dem Satz handelt, Gott habe zwar gesagt, es solle Licht werden, aber er müsse die Stromrechnung immer noch selber bezahlen und er könne Untermieter gebrauchen. Gibt man der Sache ein wenig Zeit, dann machen einige Charaktäre richtig Spaß.

Warum es "Unsere kleine Moschee" nicht nach Deutschland geschafft hat? Keine Ahnung. Immerhin ist der grundsätzliche plot seit "Türkisch für Anfänger" auch hier recht erfolgreich gewesen, die langsamen Schweizer haben sogar schon eine synchronisierte Fassung gesendet und in taz und Welt fanden sich positive Artikel. Aber zum Glück gibt es Little mosque on the prairie auf youtube und der langweilige Nachmittag bei Regen ist gerettet…

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