Verdrängung im öffentlichen Raum

„Die Gestaltung verweist auf eine bestimmte Idee vom öffentlichen Raum, die man als zweite Generation der "Defensiven Architektur" bezeichnen kann“.
„Die Gestaltung verweist auf eine bestimmte Idee vom öffentlichen Raum, die man als zweite Generation der „Defensiven Architektur“ bezeichnen kann“.

Der öffentliche Raum ist ein umkämpftes Gebiet, wo unterschiedliche gesellschaftliche Gruppen und verschiedene Interessen aufeinandertreffen. Das schlägt sich auch bei der Gestaltung neuer Plätze nieder. Gelsenkirchen ist seit Jahren Experimentierfeld für Stadtumbau und ein Spielfeld für die Stadtplaner. Derzeit wird in der Innenstadt viel Erde bewegt, es werden neue Bänke aufgestellt und Plätze umgestaltet. Dabei scheint es, dass nicht alle Menschen in der neuen City willkommen sind.

„Die Aufwertung des Erscheinungsbildes und Steigerung der Aufenthaltsqualität des öffentlichen Raumes soll durch eine einheitliche Gestaltung des Innenstadtbereiches vom Bahnhof bis zum Musiktheater auf Grundlage eines Gesamtgestaltungskonzeptes erreicht werden“, sagt Dorothee Thierse vom Stadtumbaubüro West. „Das Corporate Design wurde in Abstimmung mit lokalen Akteuren und den politischen Gremien von einem Planungsbüro entwickelt“. Dazu gehören auch Sitzmöbel vom „Typ Gelsenkirchen“, wobei die Hocker mit 995 Euro und die Bänke mit 2100 Euro zu Buche schlagen. Die Gesamtkosten belaufen sich auf 12 Millionen Euro und werden zu 80 Prozent über das Programm „Stadtumbau West“ finanziert – die restlichen 20% der Kosten trägt die Stadt Gelsenkirchen. Wirklich bequem sind die Sitze aus Stahlrohren nicht und die fest verschraubten Bänke machen es nicht möglich, dass sich hier Menschen treffen und so etwas wie Kommunikation entsteht.

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Kreuzberg liegt nicht in Ückendorf

Das Arbeitsgericht sucht Nachmieter (Bild: Michael Voregger)
Das Arbeitsgericht sucht Nachmieter (Bild: Michael Voregger)

Geht es nach den Stadtplanern in Gelsenkirchen, dann liegt das neue Kreuzberg mitten im Stadtteil Ückendorf. Hier sollen sich Kreative und Bürger aus dem Mittelstand ansiedeln, die den Standort nach vorne bringen. Der Stadtteil liegt direkt an der Hattinger Straße, die von der Autobahn A40 in die Innenstadt führt. Begrüßt werden die Besucher durch Fast-Food-Ketten, ein Casino und seit neuestem durch den noch nicht ganz fertiggestellten Justizpalast. Anfang 2016 sollen hier Amts-, Arbeits- und Sozialgericht in das 48,5 Millionen teure Gebäude einziehen. 12600 Kubikmeter Beton und 2200 Tonnen Stahl wurden verbaut – herausgekommen ist ein schmuckloser Bau mit drei mächtigen Quadern. Das neue Tor zum Stadtteil Ückendorf und zum Süden der Stadt ist also ein Gericht geworden.

Ückendorf wird in den Augen der Gelsenkirchener Bevölkerung immer noch als sozialer Brennpunkt gesehen. Die wirtschaftliche Lage ist schlecht, Ladenlokale an der Bochumer Straße stehen leer und die Gründerzeithäuser verfallen. Daran haben auch die Stadterneuerungsprogramme nicht viel geändert. Seit 2002 sind rund 4,5 Millionen Euro an Bundesmitteln nach Gelsenkirchen Südost geflossen und zu diesem Gebiet zählt auch Ückendorf. Eine Evaluation der Ergebnisse wird vom Bundesministerium für Umwelt erst Mitte nächsten Jahres vorgelegt. Allerdings zeigt der Augenschein sehr schnell, dass die Fortschritte im Stadtbild nur sehr begrenzt sichtbar sind. In der Krise liegen natürlich immer Möglichkeiten und das glaubt auch der Standortentwickler Siegfried Panteleit: „Das sind Entwicklungsräume, von denen manche Großstadt nur träumen kann“. Das zielt natürlich auf die immer gern eingespannten Kreativen ab. So gehören zum kreativen Netzwerk der „Insane Urban Cowboys“ nach eigenen Angaben inzwischen etwa 60 Fotografen, Designer, Theaterleute, Tänzer, Musiker und Maler, die eine starke Verbindung zur Region und auch zum Stadtteil Ückendorf haben. Geht es nach den Stadtplanern soll mit der Underground-Kunst die Entwicklung des Quartiers angeschoben werden. Im Stadtteil ist davon bisher wenig zu sehen.

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Verschlüsseln ist das Gebot der Stunde

Die große Koalition aus SPD und CDU setzt auf Vorratsdatenspeicherung und die Überwachung aller Bürger. Es ist an der Zeit, dass sich mehr Menschen mit dem Schutz privater Daten und der persönlichen Kommunikation beschäftigen. Die NSA-Affäre hat gezeigt, dass keine Daten mehr sicher sind – schon gar nicht vor der Neugier staatlicher Stellen. Deshalb ist das Interesse an Verschlüsselungstechnik stark angestiegen. Es ist dabei ein großer Unterschied, ob man Verschlüsselungsdienste einmal ausprobiert oder ob man die Technik regelmäßig nutzt. Was bisher leider fehlt ist ein massentaugliches und einfaches System zur Verschlüsselung der digitalen Kommunikation.

Hier gibt es das komplette Manuskript zum Podcast

Nach dem Spiel ist vor dem Spiel

civIn einigen Tagen ist Weihnachten und es wird beschaulich im Lande. Wer noch ein paar passende Geschenke braucht oder aufregende Unterhaltung nach langen Familienfeiern sucht, der ist mit Computerspielen gut bedient und sollte hier weiterlesen. Mein Favorit für gesunde Aufregung mit viel Adrenalin ist derzeit „Wolfenstein: The New Order“. Das Spiel ist schon im Mai erschienen und das hat den Vorteil, dass es bereits für 30 Euro den Besitzer wechselt. Allerdings muss man 18 Jahre alt sein und das hat auch seinen Grund. Anders als die drei Vorgänger spielt „The New Order“ nicht mehr im Zweiten Weltkrieg, sondern die Geschichte um den amerikanischen Soldaten B.J. Blazkowicz beginnt 1960.

Er erwacht nach 14 Jahren Koma und die Welt wird von Nationalsozialisten regiert.Das „Regime“ ist brutal, unterdrückt die Bevölkerung und unterdrückt jede Opposition. Blazkowicz schließt sich dem Widerstand an und es beginnt der Kampf gegen die Diktatur. Bei der Jagd auf die Unterdrücker verzichten die Entwickler auf bekannte NS-Symbole, aber der historische Bezug ist immer offensichtlich. Herausgekommen ist ein spannendes Ballerspiel mit viel Abwechslung. Also genau das richtige für ruhige Feiertage und lange Winterabende. Das Beste daran – der Spieler gehört zu den Guten und räumt heftig unter den ziemlich fiesen Nazi-Schergen auf.

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Schulen in NRW und die digitale Lücke

„Lehrer machen aus den unterbelichteten IT-Verhältnissen an ihren Schulen das Bestmögliche, um ihren Schülern IT-Bildung so gut wie eben möglich zu vermitteln.“ Udo Beckmann, Bundesvorsitzender des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE)
„Lehrer machen aus den unterbelichteten IT-Verhältnissen an ihren Schulen das Bestmögliche, um ihren Schülern IT-Bildung so gut wie eben möglich zu vermitteln.“ Udo Beckmann, Bundesvorsitzender des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE)

Timm K. ist Geschichtslehrer an einer Gesamtschule im Ruhrgebiet. Heute steht das Thema „Bismarck und der deutsch-dänische Krieg von 1874“ auf dem Stundenplan der zehnten Klasse. Zu Beginn sollen Schüler etwas über historische Bildungsportale im Internet erfahren, um das Thema selbstständig zu recherchieren und ihre Referate vorzubereiten. Der Lehrer schafft es knapp zum Beginn der Stunde, da er vorher in einer anderen Klasse unterrichtet hat. Ein Laptop inklusive Beamer ist in einem fahrbaren Schrank untergebracht und muss erst aufgestellt werden. Bis er hochfährt vergehen einige Minuten und für den Anschluss an das Internet muss noch ein Kabel quer durch den Raum gezogen werden.

So langsam lässt sich ein Bild in Umrissen auf der Leinwand erkennen, allerdings machen die Boxen jetzt Schwierigkeiten und die Klasse mit 30 Schülern wird unruhig. Nach etwa 10 Minuten funktioniert alles, aber in den letzten Reihen ist die Projektion des lichtschwachen Beamers nur schwach erkennbar. Es vergeht noch weitere Zeit, bis die Schüler sich wieder auf das Wesentliche konzentrieren. Die Stunde verläuft im normalen Rahmen und kurz vor der Pause muss der Lehrer wieder mit dem Abbau der digitalen Geräte beginnen. So bleiben von den 45 Minuten Unterricht etwa 30 Minuten übrig. So sieht die digitale Welt an einer technisch gut ausgestatteten Schule aus.

Die internationale Studie „International Computer Information and Literacy Study“ (ICILS) hat untersucht, wie gut Schüler mit den Neuen Medien umgehen können. Vorn liegen die Schüler aus der Tschechischen Republik, aus Kanada und Australien – die deutschen

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Frau Minister hat gesprochen: G8 muss bleiben

Sylvia Löhrmann - Bild Ministerium für Schule und Weiterbildung des Landes Nordrhein-Westfalen
Sylvia Löhrmann – Bild: Ministerium für Schule und Weiterbildung des Landes Nordrhein-Westfalen

NRW bleibt beim Turbo-Abitur mit acht Jahren. Das ist das Ergebnis des Runden Tisches der Landesregierung. Mit tiefster Überzeugung verkündete Bildungsministerin Sylvia Löhrmann (Grüne) gegenüber den Medien ihre Überraschung, dass so viele Teilnehmer am Runden Tisch dem zugestimmt haben. Das Eltern, Schüler und 70 Prozent der Bürger im Lande das Turboabitur ablehnen wird von ihr ignoriert. Sie lobt lieber die tolle Kooperation mit den Verbänden bei der Bildungspolitik.

Diese Überraschung ist allerdings wenig glaubwürdig, da bereits bei der ersten Einladung zum Runden Tisch klar war, dass von den 30 anwesenden Verbänden und Initiativen nur drei für eine Rückkehr zum alten Abitur waren. Das sind zwei Elterninitiativen und die Landesschülervertretung NRW. Frau Löhrmann setzt lieber auf die Wünsche der Wirtschaft und die Interessen der Verbände. Das deckt sich nicht mit den Interessen der Allgemeinheit. Die Erziehungsgewerkschaft GEW will die Gesamtschulen voranbringen und dabei stören attraktive Gymnasien. Auch die Landesregierung setzt auf den Ausbau von Gesamt- und Gemeinschaftsschulen. Bei Philologen und einigen Elternverbänden soll das elitäre Gymnasium hochgehalten werden. Da kann der schnelle Abschluss für geförderte Schüler aus bürgerlichen Elternhäusern auch zum Alleinstellungsmerkmal werden. So wird aus einem Konstruktionsfehler eine unendliche Geschichte mit unzähligen Korrekturen. Verbesserungen und Erleichterungen soll es jetzt zumindest geben, für die Schüler an den Gymnasien im Lande – zum Beispiel bei den Hausaufgaben. Nachtsitzungen mit quadratischen Gleichungen und englischer Grammatik sollen demnächst der Vergangenheit angehören. Da drängt sich die Frage auf, warum das erst 10 Jahre nach der Einführung von G8 passiert?
Wirkliche Veränderung würde bedeuten, dass Fächer gestrichen werden, die nicht für einen qualifizierten Abschluss nötig sind. Welchen Sinn der Sportunterricht in der Oberstufe in der 10. und 11. Stunde – also nach 16 Uhr – macht, wird selbst von der redegewandten Ministerin nur schwer zu begründen sein. Warum an den Schulen immer noch bis zu drei Stunden Religion im Stundenplan auftauchen, dürfte nur die Kirchenvertreter am Runden Tisch wirklich freuen. Begründet wird das Festhalten am ungeliebten Status Quo gerne damit, dass man keine Experimente und ständige Richtungsänderungen in der Bildungspolitik will. Genau das ist eingetreten und das liegt in der Verantwortung der Politik. Es würde helfen die wirklichen Experten nach ihren Vorstellungen zu befragen und das sind Eltern, Lehrer und Schüler. Etwas ist jedenfalls sicher – die Diskussion um die Zukunft des Abiturs in NRW ist noch lange nicht am Ende.

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Deutsche Annington: Eine „Heuschrecke“ will in die erste Liga

Vorstandsvorsitzender Rolf Buch: "Gleichzeitig halten wir an unserer Strategie fest: Das Wohl unserer Kunden steht im Fokus unseres Handelns“.
Vorstandsvorsitzender Rolf Buch: „Gleichzeitig halten wir an unserer Strategie fest: Das Wohl unserer Kunden steht im Fokus unseres Handelns“.

Die Deutsche Annington hat ihr Zwischenziel erreicht und ist im September in die zweite Spielklasse der deutschen Aktienwelt – den MDAX – aufgestiegen. Das Unternehmen mit Firmensitz in Bochum ist bundesweit für den schlechten Zustand seiner Wohnungen berüchtigt. In den MDAX werden nur Werte aufgenommen, die nach Marktkapitalisierung und Börsenumsatz zu den 60 größten Unternehmen hinter dem DAX zählen. In der ersten Spielklasse finden sich die 30 größten und umsatzstärksten Mitspieler wieder.

Damit das Unternehmen in den MDAX aufsteigen konnte, ist neben der Kapitalisierung auch ein entsprechender Anteil an Streubesitz erforderlich. Mit dem Streubesitz könnte vermutet werden, dass in Zukunft Kleinanleger die Geschicke in Bochum bestimmen. Ganz nach dem Motto: Die bösen Heuschrecken sind weg, die nur auf den schnellen Profit aus sind. Ganz so einfach ist es nicht und eine genaue Betrachtung kommt zu anderen Ergebnissen.
In der Sprache der Börsianer und vieler Medien wird Guy Hands gerne als Private Equity Legende bezeichnet. Weniger freundliche Einschätzungen sehen in ihm so etwas wie einen Anführer der Heuschrecken. Er ist der Chairman oder besser der Vorsitzende von Terra Firma Capital Partners in London. Hier findet sich auch der TFDA-Fonds, dem bisher die Deutsche Annington gehörte. Der Fonds verwaltet 2,1 Milliarden Euro und wird von 21 Investoren getragen. Das ist mit den Kriterien

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