Wo ist die Konjunkturkrise?

Foto: Mengedoht

Morgens halb elf in Deutschland: Stau in Marl. Die 90.000-Einwohner-Stadt glänzt zwar ohnehin nicht durch intelligente Verkehrsführung, aber heute geht gar nichts mehr an einem der Drehkreuze der Chemiestadt zwischen nördlichem Ruhrgebiet und Münsterland, denn: Praktiker hat einen neuen Markt eröffnet. Anscheinend ist nicht nur ganz Marl auf den Beinen, um Eröffnungs-Schnäppchen mitzunehmen, sondern mindestens noch ein oder zwei andere Ruhrgebietsstädte.

56 Mitarbeiter hatte der Markt – zuvor versteckt in einer Sackgasse hinter dem Straßenverkehrsamt des Vestischen Kreises Recklinghausen – bisher, jetzt sind es 20 mehr. Immherin! Vergrößert hat sich der Baumarkt von 4.000 auf 9.100 Quadratmeter, inklusive eines 2.500 qm großen Gartencenters, 40.000 Artikel gibt es zu ergattern an der Kreuzung Herzlia Allee/Recklinghäuser Straße, dem jetzt wohl exponiertesten Standport der Stadt.

Dazu: Die neue Filiale gilt als einer der modernsten Praktiker-Baumärkte in Deutschland, unter anderem, weil er mit Geothermie gewärmt wird, es ist der erste überhaupt, den das Unternehmen komplett in Eigenregie geplant und auf eigenem Grund und Boden gebaut hat, acht Millionen Euro wurden investiert, plus ein weiterer Millionen-Betrag für das Warenlager.

Aber wieso wollen heute Morgen alle dahin? Ich denke, wir haben Konjunkturkrise? Wieso blockieren dann Zehntausende von Autos schon die Zufahrt zur Stadt, die eigene Erschließungsstraße zum Baumarkt? Ich weiß es nicht – Geiz ist geil? und etliche Leute kommen mit vollgeladenen Einkaufswagen aus dem blitzeblanken neuen Markt –, aber jedenfalls verbringe ich eine geschlagene Viertelstunde damit, auch nur auf den Parkplatz zu gelangen…

UBP-Landratskandidat wegen Betrugsvorwurfs zurückgezogen

Na sowas, die Unabhängige Bürger-Partei (UBP) zieht ihre Landratskandidatur für den Kandidaten Carsten Müller nach nur vier Tagen zurück, obwohl sie ihn doch „langfristig an der Parteispitze aufbauen“ wollte – ihm wird nämlich Betrug vorgeworfen. „Der geschäftsführende Vorstand des UBP-Kreisverbandes Recklinghausen hat in einer Sondersitzung am gestrigen Abend über die bekannt gewordenen Vorwürfe gegen Carsten Müller beraten. Müller hat ebenfalls an der Sitzung teilgenommen und zu den Vorwürfen Stellung bezogen“, heißt es in der Pressemitteilung der Partei.

 

„Die Vorwürfe gegen Herrn Müller sind so prägnant, dass wir als Kreisvorstand die Entscheidung von Herrn Müller für richtig halten“, gibt selbst die UBP zu. Der 38-Jährige war erst vor vier Tagen von der UBP als Landratskandidat und Kandidat für den Castrop-Rauxeler Stadtrat vorgestellt worden. Nun fand man heraus, dass gegen den gebürtigen Castrop-Rauxeler in Kassel ein Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts auf „Stoßbetrügereien“ läuft.

Als Verantwortlicher einer Kasseler Niederlassung eines Computerhandelsunternehmens mit Sitz in Österreich soll er zusammen mit anderen in großem Stil Computerzubehör bestellt, nicht bezahlt, aber direkt wieder umgesetzt haben. Der Lieferant könne dann bei Nichtbezahlung seine Ware nicht mehr einziehen, da sie nicht mehr vorhanden sei, hat laut der WAZ der Kasseler Oberstaatsanwalt Michael Geidies erklärt. Insgesamt soll es um einen Schaden von bis zu 750.000 Euro gehen.

Im Sommer 2008 wurde Müller verhaftet, kam aber demnach gegen Kaution wieder frei. Müller rechtfertigt sich: „Fakt ist, dass ich nicht vorbestraft bin, gegen mich keine Anklage vorliegt und ich auch sonst in meinem Leben niemals jemandem bewusst schaden wollte.“ Sein polizeiliches Führungszeugnis sei „einwandfrei“. Gleichwohl bedaure er „außerordentlich den Schaden, den ich der UBP zugefügt habe, und ziehe meine Kandidatur für das Amt des Landrates und auch für den Rat der Stadt Castrop-Rauxel zurück.“

Die UBP betont, dass „es sich um kein Schuldeingeständnis handelt“, doch Müller müsse auch an seine Familie und seine berufliche Zukunft denken“ Es wäre fatal, wenn Herr Müller auf diesem Pulverfass bis zur Wahl sitzen bleibt.“ Die Partei geht davon aus, „dass die Vorwürfe zum Jahresende erledigt sind und Herr Müller rehabilitiert wird.“

Der Kreisvorstand hat einstimmig beschlossen, dem schillernden und stadtbekannten Dr. Dr. Joachim Seeger seinen Seegen zu erteilen. Dem UBP-Kreisparteitag soll am 12. Februar nicht wie eigentlich geplant Müller, sondern der „berühmte“ 49-jährige stellvertretende Vorsitzende der UBP Recklinghausen – er war im Oktober 2008 beigetreten – und Vorsitzende der Alten Bürgerschützengilde sowie der Karnevalsgesellschaft Poahlbürger als neuer Kandidat für den Posten des Landrats vorgeschlagen werden.

Seegers Lebensplanung sah eigentlich anders aus (der Vorsitzende der Alten Bürgerschützengilde Recklinghausen von 1387 gab im August bekannt, dass er „aus beruflichen, zeitlichen und familiären Gründen auf der Jahreshauptversammlung im April 2009 nicht mehr für das Amt des Vorsitzenden kandidieren wird“): Aber „die UBP ist programmatisch so gut aufgestellt, dass ich nach kurzer Beratung mit meiner Familie zugesagt habe und das Amt mit großem Engagement erfüllen werde.“ Er freue sich auf die nächsten Monate und die Auseinandersetzung mit den politischen Gegnern. „In einem offenen und fairen Wettstreit will ich sachlich um die besten Konzepte streiten und für die UBP ein gutes Wahlergebnis erreichen.“

UBP-Kreisvorsitzender Tobias Köller ist „froh, dass wir so schnell und so einmütig zu einem guten Ergebnis für alle Beteiligten gekommen sind. Aber auch Krisen sind Chancen und wenn sie in der Form gemeistert werden, macht mich und die UBP das zuversichtlich.“

Der Castrop-Rauxeler ist damit freilich noch nicht aus der Geschichte heraus: „Es wird noch eine Zeit lang dauern, bis die Ermittlungen abgeschlossen sind“, soll der Staatsanwalt der WAZ gesagt haben. Müller selbst sieht sich dagegen als Opfer. „Ich bin da in eine ganz unglückliche Sache hineingeraten.“ Jeder mache mal Fehler und müsse eine zweite Chance bekommen. Er geht davon aus, dass er nicht verurteilt wird. „Ich bin ein Mensch des öffentlichen Lebens und eine Unternehmerpersönlichkeit und will dem Kreis und Castrop-Rauxel helfen, um Arbeitsplätze hier anzusiedeln."

Müller, langjähriges CDU-Mitglied, war erst im letzten Monat zur UBP gewechselt. Er sei sogar ins Zeugenschutzprogramm aufgenommen worden, weil er mit Leuten zusammengekommen sei, „die wegen Körperverletzung, Urkundenfälschung und Mordes hinter Gittern sitzen“, so der kurzzeitige Landratskandidat. Falls  es doch zu einer Verurteilung kommen sollte, könne er sich vorstellen, „dass ich die Kandidatur zurückziehen würde.“

Dem ist die UBP jetzt zuvorgekommen. Warum? Für sie war Müller doch „keine Lösung bis zum 7. Juni, sondern weit darüber hinaus“. Der Castrop-Rauxeler, so hieß es noch vor wenigen Tagen in einer Pressemitteilung, „soll durch seine verbindliche Art langfristig an der Spitze der UBP aufgebaut werden und auch in kommenden Wahlkämpfen an exponierter Stelle kandidieren.“

„RE leuchtet“ ? 100 Jahre Rathaus RE

Fotos: Mengedoht

Mit einem spektakulären Farbenspiel feiert Recklinghausen "100 Jahre Rathaus" und eröffnete mit dieser Aktion gestern Abend das dritte Farbspekatkel "RE leuchtet".

Mit der prächtigen Illumination des Rathauses gehen die Veranstaltungen zum 100. Geburtstag dieses Gebäudes ihrem Höhepunkt entgegen. Gestern Abend haben Bundestagspräsident Professor Norbert Lammert und Bürgermeister Wolfgang Pantförder den Startschuss zu dem Event geben, wie ihn Recklinghausen noch nie gesehen hat.

 

Zu einem Vortrag, bei dem das Geburtstagskind selbst über die Höhepunkte seiner Geschichte und die der Stadt in den letzten 100 Jahren berichtete, wurden historische Bilder, aber auch ein begeisterndes Farbspektakel an die prächtige Rathausfassade projeziert. Dazu hatte sich die Stadt die aktuellste Technik besorgt. Nach einer kurzen Umrüstpause ging es mit dem Rathaus-Farbenrausch weiter. Untermalt wird die Illumination durch Musik aus Beethovens 6. und 7. Sinfonie, Play Bach, Eric Satie, Frederic Chopin, Felix Mendelsohn-Bartholdy und anderen.

Anders als 2007 präsentiert sich das Rathaus mit seiner Illumination in diesem Jahr gleich an drei Abenden: nicht nur am gestrigen Freitag, sondern auch heute und am morgigen Sonntag, jeweils um 20, 20.45 und 21.30 Uhr, gibt es die tolle Vorführung.

 

Bei der dritten Auflage des Farbenspektakels werden jeden Abend bis zum 31. Oktober die Fassaden von 25 meist historischen Gebäuden in bunte Farben getaucht. 350 Strahler und Projektoren wurden dazu von der Firma Werning in der Stadt verteilt und RWE hat mit Folien seine Straßenlampen verkleidet, welche den Weg zu den angestrahlten Objekten weisen. Neben zahlreichen städtischen Gebäuden und Plätzen nehmen auch zahlreiche Firmen und Privatpersonen teil.

 

Damit auch in diesem Jahr alle Interessierten näheres über die Schönheiten der Stadt erfahren, haben sich die Ratskommission für Behindertenangelegenheiten, die Wirtschaftsförderung und die Stadtführer der Gilde entschlossen, Führungen für Menschen mit Behinderungen durchzuführen. Speziell für Rollstuhlfahrer erfolgt am 20. Oktober um 19 Uhr sowie für Gehörlose und Hörbehinderte am 27. Oktober um 19 Uhr eine auf die Möglichkeiten der Behinderten ausgerichtete Führung. Treffpunkt ist der Haupteingang des Rathauses. Anmeldungen unter Tel. (02361) 50-23 04, für die Gehörlosen beim Gehörlosenverein, Fax: 23370. Weitere Infos bei der Referentin für Behindertenangelegenheiten, Barbara Ehnert, Tel. 50-1105.

Alle Infos: http://re-leuchtet.de/
Bildergalerie zum Rathausjubiläum: http://www.marlaktuell.de/?p=123310

Fisch und mehr

90 Aussteller präsentierten sich vier Tage lang im Landschaftspark Duisburg-Nord, in der Bildmitte das Riesenaquarium, in dem Taucher die Fische fütterten. FOTOS: Mengedoht

 

Duisburg (om). In das größte Aquarium auf der weltgrößten Aquarienmesse stiegen Taucher! Um die Fische zu füttern. Der 23.000 Liter-Tank in der Kraftzentrale des Landschaftsparks Duisburg-Nord war aber sicher nicht das einzig Skurile dieser Tage, als zum elften Mal die „Zierfische und Aquarium“ auf 6.000 Quadratmetern Ausstellungsfläche stattfand. Zigtausende pilgerten in die ehemalige Industriehalle, wo sich vier Tage lang Aussteller von Aquarien und Zubehör, Pflanzenhändler, Internetforen, kleine Züchter, große Importeure, Verbände und Buchverlage bis gestern präsentieren.

Das Riesenbecken wurde vom Veranstalter selbst, Zoo Zajac, aufgebaut, dem nach eigenen Angaben größten Zoofachgeschäft der Welt, auch wenn einem das beim Durchschlendern schwer fällt zu glauben. Okay, klein ist der Laden, der ähnliche Besucherströme und Logistik wie kleinere Freizeitparks aufweist, wirklich nicht – aber Zoo Welke in Dortmund mit seinem wunderschönen Meerwasserbereich wirkt da auch nicht sooo viel kleiner. Kaum zu glauben, dass die Amerikaner keine größeren Tierläden haben, aber gut.

Besucher an einem der vielen Stände, hier drei privat betriebene Wirbellosen-Foren.

Die Messe mit ihren 90 Ständen ist ein Besuchermagnet – etliche Tausend pilgerten dafür ins Revier, aus ganz Europa – und bietet Liebhabern nicht nur die Möglichkeit, alle neuen Filter, Becken und Importe zu begutachten sowie Vorträgen von echten Experten der Szene (die viele nur aus Büchern oder Internetforen kennen) zu lauschen (und sich mit denen auch mal von Hobbyianer zu Profi ganz locker zu unterhalten), sondern auch Gleichgesinnte zu treffen, sich bei den Fachverlagen mit Infos einzudecken – oder diese auch mit Artikeln und Büchervorstellungen zu „bequatschen“, von denen die besten es auch einmal in den Druck schaffen.

Daneben gab es auch noch das 7. Diskus-Championat inklusive der – natürlich – weltgrößten Diskus-Ausstellung, das sich den schmalen, kreisrunden Tieren dieser Fischgruppe widmet. 371 Diskusse zeigten die Züchter aus 20 Nationen, davon beinah die Hälfte aus Asien! Kostet ein Exemplar im Zooladen ein paar Dutzend Euro, kann es durch einen Sieg auf dieser Ausstellung locker einige Tausend Euro einbringen. Aussehen ist alles.

Für viele Besucher sind der Infosaustausch mit anderen Aquarianern und das Fachsimpeln das wichtigste, andere ziehen wie die Packesel beladen zum Auto – manches Schnäppchen kann man hier machen, aber erstaunlich auch, wie selbst Angebote, die deutlich teurer als sonst im Laden sind, genutzt werden (wie bei Ebay *g*).

Dabei sind die altbackenen Fischvereine doch deutlich auf dem Rückzug – sie kranken fast alle daran, keinen Nachwuchs zu finden oder sich auf diesen einzustellen. Auf dem Vormarsch sind die Wirbellosen: Krebse, Garnelen, Krabben, Schnecken, Muscheln und andere „niedere Tiere“. Teilweise lässt sich dieser Besatz auch mit den klassischen Fischen kombinieren, teilweise sind reine Artenbecken angesagt.

Der Autor (M.) im Interview mit Murathan Kilic (r.) von Aquanet.tv.

Besonders für die teils farbenprächtigen und immer aktiven Zwerggarnelen der Süßwasserflüsse (vor allem) Südoastasiens gehen damit einher die immer populäreren Nanobecken, Aquarien, die nur 10, 20 oder 30 Liter Wasser fassen, sich verglichen mit dem Anfänger-Standardset von 54 Litern oder Meerwasserbecken von nicht selten 500 Litern Fassungsvermögen geradezu winzig ausnehmen. Und da nicht jeder selber ein Einrichtungs- und Bastelkünstler ist, erfreuen sich auch naturgetreue Rückwände aus unschädlichen Kunststoffen sowie wasserfeste Wurzeln großer Beliebtheit.

10 Euro Eintritt sind trotz allem heftig.

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Verdammter Feierabend

Kaum zu glauben, wie dämlich Verbrecher immer wieder sein können: Gegen ein Uhr heute Nacht wollten drei mit Sturmhauben maskierte Männer in Datteln eine Spielhalle auf der Dortmunder Straße überfallen. Der Plan scheiterte jedoch, weil die Spielhalle zu diesem Zeitpunkt bereits geschlossen hatte. Eine Zeugin konnte die hübsch zurechtgemachten Möchtegern-Ganoven noch beobachten, wie sie nach dem missglückten Überfall mit einem Auto in Richtung Oer-Erkenschwick flüchteten.

Dürfen Bürgermeister RTL finanzieren?


Thomas Godoj in seiner Heimatstadt Recklinghausen am Dienstag. Fotos: Mengedoht

 

Hm… Also, äh, wie soll ich das jetzt sagen? Ich habe gar nichts gegen Thomas Godoj, den "Suderwicher Jungen" aus dem Kreis Recklinghausen. Als "kölscher Junge", der ich bin, wär das auch bestimmt unfair.

Nee, was mich ein wenig wurmt, ist, wie hier der Unterschichten-Sender RTL gepusht wird unter dem Deckmantel des Lokalpatriotismus. Recklinghausens Bürgermeister Wolfgang Pantförder, eines wahren Volkstribuns jetzt erst recht würdig, hat an alle Recklinghäuser appelliert, für Godoj bei RTL zu "voten" (ein schönes neudeutsches Wort für "wählen", das in diesem Fall auch "bezahlen" beinhaltet, nämlich 50 Cent pro Anruf, soweit ich weiß?).

Okay, die Castings haben wir hier auch schon ein paarmal geschaut – und gelacht wie selten im Leben, was sich da so tummelt… Zum Kringeln! Nicht selten musste man dabei allerdings den Zwergen (unseren Kindern) klarmachen, dass so einiges, was Diddäh da so von sich gibt, unter jeder Gürtellinie ist – und dass das SO nicht geht!

Ja, ist ein zweischneidiges Schwert, einerseits sagt man sich natürlich, wer sich nicht entblödet, sich vor aller DSDS-Welt derart zum Affen zu machen, hat es nicht besser verdient (stimmt ja dann auch), andererseits gibt es auch den ein oder anderen Casting-Teilnehmer, der schlicht geistig minderbemittelt ist und vor sich selbst (und besonders vor Diddäh) geschützt gehört hätte – auch von einem Unterschichten-Sender wie RTL.

Naja, vom Rest der Show habe ich jedenfalls noch nie mehr als einige Sekunden beim (eh seltenen) Zappen gesehen, Ehrenwort! Muss ich auch nicht. Brauch ich echt nicht. Diesmal haben mich jedoch allerhand Kollegen davon überzeugt, dass der Godoj was können muss. Naja, warum auch nicht? Ich hab ja gar nix gegen ihn, im Gegenteil, er wirkt tatsächlich freundlich, gesund schüchtern und auf dem Boden geblieben, wenn man ihn erlebt. Einfach wie "der nette Junge von nebenan". Ist er wohl auch irgendwie, noch zumindest (hoffentlich schafft er es, das auch zu bleiben).

Thomas Godoj.

Warum allerdings Tausende sprichwörtlich ausflippen bloß wegen eines Menschen, der singen kann, werde ich nie begreifen. Habt Ihr schonmal erlebt, dass auch nur einer (!) rumspringt und Euren Namen schreit, weil Ihr ihm bei den Hausaufgaben geholfen habt, weil Ihr sein Auto repariert, ein brauchbares Porträtfoto geschossen oder was richtig leckeres gekocht habt? Weil Ihr demjenigen richtig einfühlsam und ehrlich gesagt habt, dass Ihr ihn liebt oder eine geile Nacht hattet, ein gutes Abi hingelegt oder eine Aufgabe in Eurem Job gut hinbekommen habt?

Es gibt einige Menschen, die ich respektiere, sogar "gut" finde, zum Beispiel Robert de Niro, Sean Connery oder Dustin Hoffman, Tim Burton, George Lucas oder Peter Jackson, Madonna, Stephen Hawking, Hoimar von Ditfurth, Heiner Geißler, Die Ärzte oder sogar Michael Schumacher, gleichwohl würde ich doch keinen davon "verehren"! Ich hätte Interesse, solche Menschen kennenzulernen (von Ditfurth hätte ich gerne kennengelernt) und auch durchaus Respekt vor ihren Leistungen, aber ich käme doch nie auf den Gedanken, jemanden zu verehren (!), nur weil er er selbst ist. Oder zu kreischen! Nee!

Sind doch auch alles nur Menschen. Man kann vor der Leistung – ob bei einem Schauspieler, Wissenschaftler, Politiker oder Rennfahrer – gesunden Respekt haben und sie anerkennen, aber wie kann man jemanden wegen seiner Leistung "verehren"? Wie gesagt, ich werde es nie begreifen.

Noch weniger werde ich verstehen, was auch meine Zunft meist für einen "Hype" um solche "Typen" geriert. Godoj in Recklinghausen – ein Alptraum, aus der Sicht eines jeden normal denkenden Medienvertreters. Nichts dagegen, dass 5.000 oder 6.000 Menschen zu einem kurzen Gastspiel des neuen "Superstars" in seiner Heimat strömen (erwartet wurden von manchen 100 bis 200, von manch anderen sogar 1.000 bis 2.000), es sei ihm gegönnt. Aber wieso flippen Redakteure, Fotografen und Rathausangestellte mit aus? Als ob der Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika zu Besuch wäre – und der hätte natürlich, als Mensch, der er nunmal ebenso ist wie wir alle anderen (!) auch nicht so einen Auflauf verdient!

Ich bin froh, dass ich ohne Verletzungen und ohne Verlust an meiner Ausrüstung aus diesem Gedränge wieder herausgekommen bin! Dieses Gefühl habe ich bei keinem anderen Termin je gehabt, gleich ob ich mich mit Segelflieger, Paragliding-Schirm oder Hubschrauber für die Arbeit in die Lüfte erhob, Leichensuche der Kripo im Baggersee zusehen musste, im Rennporsche mit über 300 PS die "Grüne Hölle" auf dem Beifahrersitz durcheilte, Bundeskanzler Schröder und Präsident Johannes Rau begleitete oder die berühmten Kaninchen oder Brieftauben des Züchtervereins ablichten musste.

Ich habe auch auf vielen Konzerten fotografiert, darunter die Bläck Fööss, Brings, Wise Guys und Jürgen Zeltinger (die kölsche Fraktion halt), Peter Maffay, Guildo Horn, Imagination, Michael Mann, Hot Chocolate, The Supremes, The Temptations, Spider Murphy Gang, Sweet, Slade, T-Rex, und die Hollies, Subway to Sally, Schandmaul oder Jürgen Drews und sogar Pink Floyd, aber so einen Hype… das habe ich selten oder eigentlich gar nicht erlebt!

Thomas und Wolfgang (es wurde direkt zum Duzen übergegangen).

Ich habe am Dienstag Abend, nach dem Online-Stellen etlicher Bilder für meinen Hauptauftraggeber, noch zwei Artikel über Thomas Godoj gelesen, die mir gut gefielen: bei der "Leipziger Internet Zeitung" und, hm, wie ich jetzt erst sehe nochmal bei der "Leipziger Internet Zeitung". Sie reflektieren (meine Meinung *g*), was sie von DSDS an sich halten, und machen dennoch glaubhaft darauf aufmerksam, dass der Suderwicher ein echtes Talent zu sein scheint. Nachdem wir uns (in der Familie) das in einem der Artikel bei Clipfish verlinkte Video (mit ganz erträglicher Tonqualität) angesehen haben, geben wir sogar zu: Der Junge HAT Stimme und KANN auch noch singen!

Demnach kann man Godoj nur wünschen, dass er NICHT zum Superstar wird und für unbestimmte Zeit in Diddähs Fänge gerät, sondern kurz vorher ausscheidet und dann vielleicht eine echte Chance erhält. Dann wäre DSDS sogar mal für etwas gut gewesen – außer zur Volksbelustigung durch "Typen" wie… wie, äh, wie hieß die komische Heulsuse noch? Ach ja, Daniel Küblböck!?!

Ich bin kein echter Ruhrpötter und habe – wohl auch, weil ich aus dem Alter raus bin – Godoj und seine Bands vor DSDS nie gehört, aber er hat mit diesen Bands (Wink und Tonk) wohl reihenweise Musikpreise eingeheimst. Was fehlte, war der große Durchbruch. DEN gönne ich ihm jetzt gerne – was ich nicht in Ordnung finde, sind Millionen von Anrufen, von denen jeder 50 Cent bringt – oder vor allem, dass sogar Bürgermeister dazu aufrufen, diese Anrufe zu tätigen (die Ruhrbarone berichteten)!

Dazu aufrufen, den "Jung" aus der Nachbarschaft zu unterstützen, ja, das wäre nachvollziehbar – und gehört auch tatsächlich bis zu einem gewissen Rahmen zu den Aufgaben eines Bürgermeisters (oder auch Landrats, Landtags- oder Bundestagsabgeordneten; die bisher alle erstaunlich still blieben). Aber offen dazu aufzurufen (Anstiftung), für Thomas Godoj anzurufen und somit – mancher "votet" ja 10- oder 20-mal – Millionen in die Kassen eines privaten Fernsehsenders zu spülen, das kann und darf doch wohl nicht sein!

DAS ist, bei allem Lokalpatriotismus, KEINE Aufgabe eines gewählten Volksvertreters! Oder?

Walpurgisnacht ? oder: Endlich Frühling!

Blumenwiese "zum selber Pflücken" in Marl. FOTO: Mengedoht

Das mag jetzt kein journalistisch hochwertiger Beitrag sein, muss aber trotzdem auch einfach mal sein: ES IST FRÜHLING! ENDLICH! 🙂 Seit Dienstag letzter Woche ließ sich das teilweise sogar schon am Wetter ablesen – was für sich genommen ja allein schon bemerkenswert ist, wenn man bedenkt, dass wir uns hier im Regenland Deutschland befinden.

Letztes Jahr hatten wir im April unseren Sommer – und zwar den ganzen Sommer! Das heißt das war es dann auch für den Rest des Jahres mit Sommer (vermutlich die niedrigste Grillquote im Pott seit vielen Jahrzehnten, wenn nicht Jahrhunderten), und das ist ja immerhin rund ein Dreivierteljahr.

Jetzt haben wir immerhin schonmal Frühlingswetter zum Frühlingsbeginn, das ist ja schonmal was. Gut, sind nur um die 15 Grad rum, aber das immerhin schon seit letztem Dienstag immer mal wieder – und tatsächlich pünktlich zur Sommersonnenwende, zur Walpurgisnacht, zum mehr oder weniger offiziellen Frühlingsbeginn. Mitten im Ruhrpott!

Da freut Mensch sich ja schon. Gerade, wenn es um ein wärmebedürftiges (quasi wechselwarmes) Exemplar wie mich geht. Unter 25 Grad schlottere ich nämlich, eigentlich immer also hier in Deutschland Regenland. Habe ich schon erwähnt, dass ich Regen hasse? Und Kälte erst recht! Aber Regen ist ganz schlecht, der deprimiert mich. Und Kälte erst… *brrrrrrrrrrrrr*

Ab 25 Grad geht es mir gut – bis hin zu 45 Grad (im Schatten). Mehr konnte ich leider noch nie ausprobieren, aber ich durfte das einmal drei Wochen lang in den Neu England-Staaten der USA und New York City erleben – es war soooo genial, das kann sich keiner vorstellen!

Insofern gäbe es natürlich auch geeignetere Klimazonen für mich als Deutschland im Allgemeinen oder den Ruhrpott im Speziellen (wobei meine Heimat Köln – übrigens die schönste Stadt der Welt *g* – ja als meditarranste Stadt Deutschlands gilt, wegen des Klimas!), zum Beispiel Nordost-Australien, genauer gesagt Brisbane/Queensland, wo sich die Mutter meines besten Freundes im Winter beschwert, wenn es morgens um acht Uhr nur (!) 25 Grad hat *träum*. Oder die Toskana, da ließe es sich auch gut leben *schwärm*… Sahara ist nicht so gut, da sind die Nächte einfach viel zu kalt.

Wer weiß, wenn ich morgen (naja, eher nachher) zur Eröffnung der Ruhrfestspiele, die gleich bei mir um die Ecke stattfindet, fahre, kann ich vielleicht sogar schon wieder (wie schon öfters in den letzten Tagen) das Verdeck meines alten Käfers öffnen – cool! That’s life, so macht das Leben Spaß, das mildert sogar einiges von dem Alltags- und beruflichen Stress, der einen sonst ja in einer Tour stresst.

Zumal man ja über Stress sonst kaum mehr reden darf, weil man ja ganz furchtbar froh sein muss, überhaupt irgendeinen Job zu haben (egal wie "brauchbar" der aktuelle Job gerade ist). "Jaja, aber besser, als wenn man gar nix…" bekommt man dann immer verständnisvoll zu hören. Pffft!

Naja, jedenfalls, lasst Euch gesagt sein: Der 1. Mai ist da! FRÜHLING! Zeit, sich zu verlieben (wer schon verheiratet ist, hat die gute Gelegenheit, sich einen schönen Tag im Freien mit seiner Liebsten zu machen), zum Rumtoben, Träumen, wie bekloppt Sport treiben oder was auch immer Frühlingsgefühle eben so auslösen können! Genießt es! 😉

Ein Fall für DiCaprio: Das Leben kommt zurück nach Oer-Erkenschwick

Egal von wo man kommt, der Förderturm des Bergwerks ist das erste, was man von Oer-Erkenschwick sieht. „Andere haben eine Kirche in der Mitte, wir haben die Zeche“, sagte einmal der ehemalige Bürgermeister Clemens Peick. Die Zeiten sind vorbei, die Zeche schon Jahre geschlossen – doch jetzt geht es endlich weiter auf dem Zechengelände. Am kommenden Dienstag wird der Rat wohl beschließen, zehn Hektar von „Ewald-Fortsetzung“ zu kaufen.

Die verlassene Zeche in der Stimbergstadt – jetzt gibt es wieder große Pläne für das 64 Hektar große Gelände. Foto: Mengedoht

 

In Oer-Erkenschwick, für viele Bundesbürger ein Synonym für das Ruhrgebiet schlechthin, kann man den Klischees vom „Pott“ nur schwer ausweichen. Statt einer Kirche ein Bergwerk mitten im Stadtzentrum, auch das hat etwas. Der 79 Meter hohe Förderturm aus Stahlbeton beherrscht noch heute das Stadtbild. Nur ein paar Dutzend Meter weiter stehen im Schatten der Zeche das Rathaus, die Post und klobige Kaufhäuser am Berliner Platz, ein Großteil der gut 30.000 Einwohner lebt noch immer in den „Kolonien“, Zechensiedlungen, die vom Bergwerk gebaut wurden.

Das wurde 1899 errichtet, schon 1906 waren auf „Ewald-Fortsetzung“ 1.600 Bergleute beschäftigt. Die Einwohnerzahl erhöht sich in den 20er Jahren von 1.000 auf 13.500 – der große Bedarf an Arbeitskräften wurde mit Menschen vor allem aus den Ostgebieten des Deutschen Reichs gedeckt, neben Slowenen aus der Steiermark und Krain (Österreich), Masuren und Polen deutscher Staatsangehörigkeit auch Schlesier, Sachsen, Saarländer, Bayern sowie Tschechen und Ungarn.

Nach der Weltwirtschaftskrise wurde die Zeche von 1931 bis 1938 geschlossen und Oer-Erkenschwick war mit 80 Prozent Arbeitslosen ärmste Gemeinde Preußens. Nach dem Krieg brummte es, bis 1957. Erst vier Jahre zuvor hatte  Oer-Erkenschwick die Stadtrechte erhalten, ist eine der jüngsten Städte nicht nur des Ruhrgebiets – obwohl einzelne Stadtteile schon vor bald 900 Jahren Erwähnung fanden.

4.500 Kumpel fuhren zu dieser Blütezeit ein und förderten 5.000 Tonnen Kohle täglich. So wurde 1959 der große Förderturm errichtet, 1960 die Zechenbahn nach Suderwich zum Kanalhafen eröffnet. Gleichzeitig wurde die Werksbahn nach Sinsen nach über einem halben Jahrhundert Betrieb stillgelegt. Durch diese Modernisierungen konnte die alte Schachtanlage bis in die 70er Jahre hinein betrieben werden, bevor die Belegschaft ab 1977 zur neuen Anlage „An der Haard 1“ wechselte.

Doch seit dem Ende der 50er begann der jahrzehntelange Abstieg. 1960 gab es in der Stimbergstadt nur noch 3.600 Bergleute, 1968 noch 2.227 Kumpels. Zu der Zeit gingen die Zechen in der Ruhrkohle AG auf, „Ewald-Fortsetzung“ überlebte als Bergwerk nur auf Kosten der Nachbarzeche „Emscher-Lippe“ in Datteln. 1992 wurde die Zeche mit „General Blumenthal“ in Recklinghausen zusammengelegt und der Schacht geschlossen. Gesprengt oder abgerissen wurden neben dem 70 Meter hohen Schornstein auch die Kokerei, das Kraftwerk, Kühltürme, Gasometer und Stickstoffwerk, 99 das Bergwerk aufgegeben.

2001 wurde das Verbundbergwerk „Blumenthal/Haard“ mit „Auguste Victoria“ in Marl zu „AV/Blumenthal“ zusammengelegt, doch seit auch die Schächte in Haltern verfüllt sind, heißt dieses Bergwerk mit 3.800 Bergmännern seit letztem Jahr wieder „Auguste Victoria“ – keine Erinnerung mehr an Oer-Erkenschwick, außer den leeren Gebäuden auf dem Zechengelände mitten in der Stadt.

Nach 100-jähriger Bergbaugeschichte hat die Stimbergstadt mittlerweile ihre Abhängigkeit von der so dominanten Kohle verloren. Ein völliger wirtschaftlicher und sozialer Niedergang konnte verhindert werden, mit der Ausweisung neuer Gewerbe- und Industrieflächen wurden neue Arbeitsplätze geschaffen, auch wenn die Arbeitslosigkeit noch immer hoch ist. Größter Arbeitgeber der Stadt ist heute die Fleisch- und Wurstwarenfabrik Barfuss. Die meisten Oer-Erkenschwicker arbeiten heute außerhalb und die Stadt versteht sich immer mehr als Wohn- und Freizeitstadt.

Dazu gepasst hätte der Traum eines Erkenschwickers, aus der Bergehalde einen Golfplatz zu machen. Das war vor elf Jahren… Und jetzt?
Die Entwicklung auf dem prägenden Zechengelände kommt auf Trab. Die Stadt wird – vorbehaltlich der Zustimmung des Rates am Dienstag – die etwa zehn Hektar große südliche Fläche der Schachtanlage von der RAG erwerben, wie Bürgermeister Achim Menge und Professor Hans-Peter Noll, Vorsitzender der Geschäftsführung der Montan-Grundstücksgesellschaft (MGG) Ende Januar bekanntgaben. „Die Beiträge für den Ankauf sind schon jetzt in den Haushalt eingestellt“, erklärt der Bürgermeister.

„Mit der hochwertigen und innenstadtbezogenen Nutzungsplanung können wir endlich eine Lücke im Zentrum der Stadt schließen und sind auf dem besten Wege, die Entwicklung der ehemaligen Zechenbrache zum Abschluss zu bringen.“ Das Schachtgerüst soll als „Denkmal und Leuchtturm“ erhalten bleiben und die lange, gute Zusammenarbeit der Stadt mit dem Bergbau dokumentieren.

Die MGG hat mit der Verwaltung zusammen das Konzept erarbeitet, das auf der Südfläche eine Wohnnutzung mit Einrichtungen für die Gesundheitswirtschaft vorsieht. Schon im letzten Jahr hatte die Stadt die historischen Gebäude Fördermaschinenhaus und Ausbildung samt Lehrstollen erworben, der Geschichts- und Heimatverein bekam das Maschinenhaus, 33.000 Quadramteter mit Verwaltung, Lohnhalle und Kaue sicherte sich die „Ewald-Fortsetzung Immobilien GmbH“ und 16.000 Quadratmeter erwarb das Gerüstbauunternehmen Eickermann.

Geplant ist ein Zentrum für Kinder- und Jugendgesundheit nach dem Konzept des Instituts für Arbeit und Technik in Gelsenkirchen. Zusammen mit der Vestischen Kinderklinik in Datteln und der Uni Witten/Herdecke sollen adipöse, also stark übergewichtige Kinder und Jugendliche wohnortnah betreut werden, finanziert von Versicherungen und Sozialhilfeträgern. In die Kaue sollen unter dem Schwerpunkt-Motto „regenerative Energie Mensch“ Reha-Angebote einziehen, eine Ernährungsberatung mit Lehrküche, ein Tanzstudio und weitere Gesundheitsdienstleister.

Im Bereich der Lichthalle und der angrenzenden Büros sieht Diplom-Ingenieur Ludger Heine, Projektleiter des Investors Ewald-Fortsetzung Immobilien GmbH, Unternehmenansiedlungen im Bereich Energie, Strom und Wärme vor, vom Kleinblockheizkraftwerk über Anbieter von Wärmepumpen, Solartechnik und Biogasanlagen bis zu Holzpellets-Heizungen.

Die Entwicklung der Flächen sei Bestandteil des Fernwärmekonzepts für Oer-Erkenschwick. „Als wir 2006 vom MGG-Wettbewerb ‚Chance Denkmal‘ erfuhren, interessierten wir uns sofort für Verwaltungsgebäude, Lohnhalle und Kaue und durch die guten Kontakte zur Stadt war auch frühzeitig die Nutzungsidee klar, hier ein Zentrum für regenerative Energien einzurichten“, erklärt Heine.

Nicht zuletzt ist auch die Halde unter Dach und Fach. Die hat im Dezember der Regionalverband Ruhr (RVR) übernommen und baut zu einem Naherholungsgebiet aus, das ab 2008 für 350.000 Euro Stück für Stück für die Bevölkerung geöffnet werden soll, mit 14 Kilometern Rad- und Spazierwegen. Damit sind nun 95 Prozent der 64 Hektar großen Schachtanlage einer neuen Nutzung zugeführt, freut sich MGG-Chef Noll.
„Für Oer-Erkenschwick ist das ein Zeichen, auf das seine Bürger lange gewartet haben: Unmittelbar in Nachbarschaft des Zentrums kommt jetzt wieder das Leben zurück und damit Arbeitskräfte und Wirtschaftskraft“, frohlockt auch Bürgermeister Menge.

Somit könnte, wenn alles wie geplant weitergeht, das Kapitel Bergbau in der Stimbergstadt ein filmreifes Ende nehmen. Und das könnte doch auch etwas für Leonardo DiCaprio sein – der Hollywoodstar wohnte in seiner Jugend zeitweilig bei seinen Großeltern in Oer-Erkenschwick und besucht sie auch heute noch ab und zu…

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Lerne Schießen ? treffe Freunde

Foto: Bludau

Kennen Sie noch den alten Witz: Treffen sich zwei Jäger. Fertig! Eine ähnlich witzige Mitgliederwerbung betreibt derzeit die Schießgruppe Dorsten-Rhade von 1955: „Lerne Schießen treffe Freunde“, heißt es da schön missverständlich auf einem Zettel im Schaukasten der Schießgruppe. Ob sich die Urheber des Spruches der Doppeldeutigkeit bewusst sind oder es bereits erste Erfolgsmeldungen Opfer zu beklagen gibt, ist uns noch nicht bekannt…  😉

Kandidatenk(r)ampf bei den Genossen

Hertens Kämmerer Cay Süberkrüb. Foto: Mengedoht

 

Die SPD im Kreis Recklinghausen hat es derzeit nicht leicht: Nachdem ihr Landrat Jochen Welt erklärt hat, er wolle nicht nochmal antreten, macht die CDU Schlagzeilen mit möglichen Kandidaten – derzeit wird MdL Josef Hovenjürgen aus Haltern umworben. Bei den Genossen findet sich derweil kein passender Nachfolger für das „Ende von Welt“. Jetzt hat auch Recklinghausens SPD-MdL Andreas Becker abgesagt, dafür wurde Klaus Schild aus Oer-Erkenschwick aus dem Hut gezaubert.

Während der im Kreis gut bekannte Hovenjürgen jüngst auch aus dem Gladbecker CDU-Stadtverband Unterstützung erfährt, die sich nach Marl und Dorsten ebenfalls für eine Kandidatur Hovenjürgens als erster Bürger des Vests ausspricht, ist der SPD mit Andreas Becker ein weiterer potentieller Nachfolger abhanden gekommmen. Die Aufgabe, Landrat für den Kreis Recklinghausen zu sein, sei eine interessante Tätigkeit und große Herausforderung, meint Becker und fühlt sich geehrt von dem Vorschlag.

Doch: „Nach sorgfältiger und intensiver Abwägung aller Argumente Für und Wider sowie der mir wichtigen Ratschläge von in- und außerhalb der Partei komme ich zu dem Ergebnis, dass meine politische Heimat die Stadt Recklinghausen ist und mein politisches Tätigkeitsfeld der Landtag von NRW. Deshalb stehe ich für eine Kandidatur für das Amt des Landrats für den Kreis Recklinghausen nicht zur Verfügung.

Damit nicht genug: Neben Hertens Kämmerer Cay Süberkrüb will jetzt plötzlich auch Klaus Schild kandidieren, der Vorsitzende der Oer-Erkenschwicker SPD-Fraktion. Das gab Unmut im SPD-Präsidium, als der erfahrene Kommunalpolitiker aus der Stimbergstadt erst kurz vor Ablauf der parteiinternen Bewerbungsfrist gemeldet wurde – vom SPD-Vorstand, nicht etwa vom Erkenschwicker Stadtverband.

„Die Kandidaten werden ja nicht ins Blau hinein vorgeschlagen, wir haben uns ernsthaft damit auseinandergesetzt“, glättet Michael Groß die Wogen – der Marler wurde diese Woche nahezu einstimmig von allen Stadtverbänden im Wahlkreis als neuer Bundestagskandidat der Genossen nominiert.

„Es gibt unterschiedliche Wünsche in der Partei nach viel Erfahrung in der Kommunalpolitik oder Verwaltungserfahrung, das drückt sich in denKandidaten aus“, meint Groß. Die Diskussion empfindet er als „anregend und spannend“. Die Ortsverbände zu beteiligen, sei eine gute demokratische Wahl. Dort sollen die beiden Kandidaten sich in den kommenden Wochen vorstellen und am 8. Mai beim Kreisparteitag eine Entscheidung fallen.

„Schild bringt einige Qualitäten mit, ich kenne ihn aus dem Wahlkampf mit Andreas Krebs“, lobt der Marler, stellvertretender Vorsitzender der Kreis-SPD. Dass beide Kandidaten beim Bürger im Kreis recht unbekannt sind, ficht ihn nicht an: „Die Erfahrungen zeigen ja, dass es durchaus möglich ist, so eine Wahl zu gewinnen, siehe Uta Heinrich in Marl.“ Die Unbekanntheit müsse man eben im Wahlkampf wettmachen, da „müssen wir alle zusammenarbeiten und am großen roten Tau ziehen“.

Groß: „Unmut kann es geben, das gehört dazu, aber hinterher war immer unsere Stärke, dass alle dahinter stehen, wenn man sich für eine Perosn entschieden hat.“

Klaus Schild, der 57-jährige Finanzbeamte aus Oer-Erkenschwick, führt seit 2002 die Sozialdemokraten im Rat der Stimbergstadt. Cay Süberkrüb (53), geboren in Kiel und aufgewachsen im westfälischen Bielefeld, ist seit 1982 Leiter des Rechtsamtes in Herten und seit 2004 Kämmerer der bitterarmen Stadt.

Ob das wirklich reicht, um gegen Hovenjürgen anzukommen? Auch wenn manche den Halterner als „Provinzpolitiker“ bezeichnen – bekannt ist er den Bürgern im Vest durch seine Tätigkeit in Düsseldorf allemal.