Mit der allmählichen Etablierung von sogenannten Content-Management-Systemen ist es vielen Menschen und Unternehmen möglich geworden, das Internet mitzugestalten. In den Neunziger Jahren wurden Websites noch primär mit der Auszeichnungssprache HTML entworfen. Die anlegbaren Seiten waren jedoch nicht einfach zu erstellen, zu erweitern und zu verwalten. Umfangreiche Verzeichnisbäume waren anzulegen, sobald mehr als eine Visitenkarte im Netz erreichbar sein sollte. Noch heute ist an Selfhtml erkennbar, was für ein Aufwand zu betreiben war, um mehr als einige Kurzinformationen für Besucher bereitzuhalten.
Kreativität – im Kontext mittelalterlicher Tugenden
In einem der früheren Texte hatte ich eine Kreativfeindlichkeit des Ruhrgebiets erwogen. Mit diesem Text möchte ich einen Schritt weiter gehen und erläutern, wodurch Neues überhaupt entsteht. Die zentralen Bedingungen ergeben sich durch Abgrenzungen:
Eine besondere Eigenheit von kreativem Potential ist, Neues hervorzubringen. Sich lediglich auf bekanntem Terrain zu bewegen, in einer Welle mitzuschwimmen, sich ausschließlich auf Anerkanntes zu beziehen, dazu ist kreatives Potential nicht erforderlich, sondern Nachahmung. Und etwaige Schulungsangebote, die darauf angelegt sind, so zu arbeiten wie …, eventuell nach sogenannten objektiven Kriterien von …, ließe allenfalls ein kulturindustrielles Interesse vermuten, das bereits im Mittelalter, durch Ständeordnungen Vorläufer fand. Kreativität aber entfaltet sich – oder nicht.
Die Duisburger Filmwoche
Am Montag den 03.11. hat die 38. Duisburger Filmwoche begonnen, auf der deutschsprachige Dokumentarfilme im Zentrum stehen. Erfreulich war während der Eröffnungsfeierlichkeiten zu hören, dass die Sender ARTE und 3SAT, das Land NRW, die Stadt Duisburg als auch weitere Sponsoren ihr Engagement weiterhin aufrechterhalten. Den Fortbestand dieses besonderen Festivals zu sichern, ist für die deutschsprachige Filmlandschaft, für Duisburg, aber auch für das Publikum unter den derzeitigen Bedingungen keineswegs selbstverständlich, sondern ein Gewinn!
Mutter – Wer hat schon Lust so zu leben (Official Music Video)
Von Mutter aus Berlin – vielleicht auch eine Hymne für das Ruhrgebiet? – Dank für den Hinweis an die ZEIT.
Eine Differenz von Politik und Moral
Besonders in Krisenzeiten und mit Bezug auf wirtschaftliche oder politische Krisensituationen drängen moralische Sichtweisen in den Vordergrund, die auf Personen und Ideen bezogen sind, nicht auf die Bedingungen, unter denen sie handeln und entstanden sind. Moral macht plötzlich alles möglich — oder alles zunichte! Dies mag auch damit zusammenhängen, dass man mit Bezug auf Politik kaum gewohnt ist, Bedingungen einzubeziehen, ja man kennt so etwas nicht einmal. Es gibt Parteien, Politiker und das Volk. So einfach ist das?
Diese Bedingungen zu betrachten, ist Aufgabe der Politischen Wissenschaften. Im Rahmen von Biografien geraten zwar auch Personen in den Blick, ebenso bei der historischen Analyse von Entscheidungssituationen, doch sind auch in diesen Fällen die Bedingungen relevant, unter denen gehandelt wurde und die zu Entscheidungen führten.
Saturnalien? Was sind Saturnalien?
Die Art und Weise, wie ich für und in Blogs schreibe, hat bereits einige Male für Aufregung gesorgt. Zuletzt übrigens, als ich den Buchhandel attackierte und ‚so frech‘ war, den Beitrag auch in der Facebook-Gruppe vom Börsenverein des Deutschen Buchhandels e.V. zu teilen, die aufmerksam von den Mitgliedsorganisationen (den Händlern, Verlagen) verfolgt wird. Zur gleichen Zeit waren bereits die ‚Saturnalien aus dem Ruhrgebiet‘ als eBook angekündigt. Dass es zu vielfältigen Problemen kam, auch zu solchen, die ich mir selber anlasten muss, sei gesondert betont.
Der Haupttitel der elektronischen Publikation lautet: „Wie wärs mit einer Revolution?“ Das eBook enthält, sieht man von der Einführung ab, ausgewählte Blogbeiträge, die ich in den Xtranews, den Ruhrbaronen und beim Freitag bereits veröffentlicht hatte, nicht über den Buchhandel oder -markt, sondern über das Ruhrgebiet und die Künste, sogar eine methodische Erwägung war eingeflossen. Mir lag daran, versprengte Texte zu bündeln.
Doch was sind Saturnalien? Die Saturnalien waren einst ein jährlich begangenes römisches Fest, bei denen die eklatanten Standesunterschiede und die Moral in spielerischer und herber Weise aufgehoben waren. Aber Saturnalien fanden auch Eingang in die Literatur. Die Texte waren selten fein, häufig persönlich ausgerichtet, durchaus auch beleidigend.
Mich interessieren direkte Wut- oder gar Hassäußerung gar nicht, die gesellschaftliche Funktion der alten Saturnalien aber schon. Deshalb schlug ich eine Brücke. Keine Angst, ich werde hier keine Rezension schreiben, wer mag, kann gerne ein Rezensionsexemplar erhalten. Einen ersten Eindruck über das eBook erhält man auf der Verlagsseite: Dort sind außer einem Ausschnitt aus der Einführung, betitelt mit „Das feudalistische Erbe des Ruhrgebiets“, den der Berliner Freitag dankenswerterweise online hervorhob, noch drei weitere Texte verlinkt.
Der Buchhandel wird seiner Aufgabe nicht gerecht
Der deutsche Buchhandel hat große Schwierigkeiten, einem internationalen Konzern wie Amazon die Stirn zu bieten. Dies ist durchaus kein Wunder, wie ich mittels einiger Beispiele erläutere. Fragen nach den Arbeitsbedingungen und dem Geschäftsgebaren eines Konzerns sind zwar beachtenswert, doch wenn im lokalen Handel Bestellmöglichkeiten und Lieferbarkeit eingeschränkt sind, hilft dies nicht weiter.
Erotik in der Weltliteratur
Weltliteratur über erotische Themen? Das Literaturbüro Ruhr begann am Donnerstagabend in der Essener Stadtbibibliothek die Veranstaltungsreihe “Von Sinnen”, die vom 28.08 bis zum 03.11.2014 in differenten Städten des Ruhrgebiets gastieren wird, in jeweils unterschiedlicher Besetzung und mit verschiedenen Themen. Insgesamt ist das Literaturbüro dreimal in Essen, dreimal in Duisburg, je einmal in Gladbeck, Oberhausen und Herne zu Gast.
Festivalbesuche auf und am Duisburger Dellplatz
Als ich mir einen Überblick über das Programm des diesjährigen Duisburger Festivals ‘Platzhirsch’ verschaffte, das auf dem und um den Dellplatz herum stattfinden sollte, war ich skeptisch: Nicht wenige der mich ansprechenden Veranstaltungen waren für die St. Joseph-Kirche am Dellplatz vorgesehen. Wie schrecklich eine Kirche hallen kann, wenn nicht Orgel- oder Chormusik erklingt, hatte ich bereits in der Salvatorkirche am Rathaus erfahren müssen, als dort vor einigen Jahren aushilfsweise und in einem anderen Zusammenhang konzertiert wurde. Sobald perkussive Klänge Einzug halten, wird eine Kirche leicht zu Teufels Großküche.
Mark Ammerns „Siechenhaus“
Der Autor Mark Ammern, ansässig im Ruhrgebiet, hat in den vergangenen Wochen die Prosa “Siechenhaus” in seinem Blog verfasst und zum Lesen zur Verfügung gestellt. Ausgang bietet das Ruhrgebiet und die Stadt Duisburg, die historisch auf ein ehemaliges Siechenhaus zurückblicken kann, das einst vor den Toren angesiedelt war, gleich neben dem Galgen.
Eine Geschichte bietet der Autor nicht. Der Ich-Erzähler der Prosa tritt als Touristenführer auf, der seine Kundschaft zunächst mit der älteren Historie knapp vertraut macht, dann mit einer Gaststätte ‘Siechenhaus’, die über den Zweiten Weltkrieg bis in die Sechziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts die Generationen verband, bevor es zum Bruch kam.
Übrig blieb lediglich eine Straßenbahnhaltestelle und ein Straßenname. Mit dem Lösen einer ‘WildCard’ wäre es aber möglich, ein Siechenhaus entstehen zu lassen. Dies geschieht tatsächlich, nicht durch einen der Touristen, sondern den Touristenführer.
Kurze darauf werden sie als Besucher eines Gerontologischen Klinikums begrüßt, von einer Mitarbeiterin der Abteilung Öffentlichkeit. Wie sich allmählich herausstellt, handelt es sich bei der Klinik um ein überregional renommiertes Demenzzentrum, das seine Patienten manchmal auf Tournee schickt, z.B. zu einer Spezialbehandlung nach Düsseldorf, und sogar über einen eigenen Himmel, eine Hospizstation verfügt. Die demografische Entwicklung der Gesellschaft wird das zentrale Thema.
Überwiegend wird von Ammern direkte Rede verwendet, ohne sie als solche kenntlich zu machen. Lediglich wenige Passagen sind anders gestaltet: als innerer Monolog, wie sich kurze Zeit später herausstellt, und erzählerisch. Von keiner der auftretenden Personen ist ein Name übermittelt, wie dies für öffentliche Situationen durchaus typisch ist. Einlesen kann sich jeder in Ammerns Blog: Die Sprache der Minuskeln.