Die Hindenburgstraße ist so wertvoll wie ein kaputtes Fahrrad

Die Hindenburgstraße spiegelt sich im Fenster der Neuen Synagoge Foto: R. v. Cube

Ein Teil der Ruhrbarone-Redaktion sitzt ja gar nicht im Ruhrgebiet, sondern in Mainz. Und hier ist gerade ein Streit neu aufgeflammt, um die Frage, ob man die Hindenburgstraße umbenennen soll. Diese Straße in der Mainzer Neustadt ist eine hübsche, kleine Allee, die sich insbesondere dadurch auszeichnet, dass sie weitgehend von Bomben verschont blieb, so dass sie einer der wenigen Flecken in Mainz ist, der noch den Charme der Jahrhundertwende-Architektur ausstrahlt. Der Name ist Programm. Außerdem liegt hier die eindrucksvolle Neue Mainzer Synagoge.

Der Inhalt des Streits ist rasch zusammengefasst: Die einen wollen die Straße umbenennen, weil Hindenburg Hitler zum Reichskanzler ernannt hat und ein Monarchist und Kriegstreiber war, die anderen wollen den Namen so lassen, weil Hindenburg doch nicht so schlimm gewesen sei und weil es Geld koste, alle Personalausweise umzuschreiben. Eine Anwohnerbefragung soll ergeben haben, dass die große Mehrheit gegen eine Umbenennung ist. Es gab eine Historikerkommission, die minutiös ausgerechnet hat, zu wieviel Prozent Hindenburg ein Nazi war, und die zum Ergebnis kam, dass die Nazihaftigkeit nicht die Schwelle erreichen würde, bei der man die Straße umbenennen muss. Da waren die Konservativen erleichtert, aber jetzt haben die Linken einen neuen Vorstoß gemacht und es könnte sein, dass die Straße von einer Mehrheit aus Linken, SPD und Grünen doch noch umbenannt wird.

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Thomas Gottschalk ist ein Meister im Unterbinden von Kommunikation

Thomas Gottschalk. Quelle: Wikipedia, Foto: Thomas Schmidt (NetAction), Lizenz: CC BY-SA 3.0

Zuerst habe ich mich, ehrlich gesagt, gefragt, ob Gottschalk etwas senil geworden ist. Da waren immer so seltsame Pausen. Es wirkte alles so asynchron. Vielleicht ist man aber auch einfach keine Pausen mehr gewöhnt, vielleicht ist Fernsehen heute so durchgetaktet, dass Gottschalks Timing einfach behäbig wirkt. Was jedenfalls wieder deutlich wurde: Gottschalk ist geradezu begnadet darin, Kommunikation zu unterbinden. Und das ist auch das Geheimnis seines Erfolgs.

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Die schwachen Linken schwächen auch (fast) alle anderen

Er profitiert: Christian Lindner (FDP), Foto: Roland W. Waniek

Man mag von der Linken halten, was man will, aber man muss festhalten, dass ihr schlechtes Abschneiden fast alle anderen Beteiligten geschwächt hat. Das Ausscheiden einer rot-rot-grünen Koalition aus den Rechenspielen hat die Verhandlungsmasse erheblich beschädigt. Nun liegt es an der FDP und den Grünen, sich den nächsten Kanzler auszusuchen.

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Wahlplakate: Der unfeine Unterschied

Wahlplakat der Partei DIE PARTEI

Vielleicht ist es ein weiteres Argument gegen die Hufeisentheorie, dass es praktisch kein intelligentes rechtes Pendant zu linker Satire gibt. Versuche von rechts, satirische Muster zu kopieren, offenbaren vielmehr die Dummheit und Brutalität in den dortigen Köpfen. Das jüngste Beispiel sind die Plakate „Nazis töten.“ und „Hängt die Grünen!“ von der Partei DIE PARTEI einerseits und den Rechtsextremen von „Der III. Weg“ andererseits. Um beide gibt es Rechtsstreitigkeiten und während beim PARTEI-Plakat wohl juristische Einhelligkeit besteht (unbedenklich), sind die Urteile zu „Hängt die Grünen!“ von Unsicherheit geprägt (verboten hier, erlaubt dort)

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Ungeimpfte sind keine Aussätzigen

Internationaler Impfpass mit einer vollständigen Corona-Impfung Lizenz: Superikonoskop Lizenz: CC BY-SA 4.0

 

Ungeimpfte halten die Pandemie völlig unnötig und ohne vernünftigen Grund am Laufen. Ungeimpfte belegen Intensivbetten, verursachen Behandlungskosten und stecken Unbeteiligte an. Es ist nachvollziehbar, dass man den Druck auf sie erhöhen will und dass die Gesellschaft es leid ist, die finanziellen wie praktischen Kosten für ihre Unwilligkeit zu tragen. Jetzt sollen gar die Entschädigungen für Arbeitsausfälle durch Quarantäne für Ungeimpfte wegfallen. “Wer sich nicht impfen lässt, ist selber schuld”, heißt die Devise. Doch sollte man hellhörig werden, wenn der gesellschaftliche Zorn eine Gruppe von Menschen sich selbst überlassen will.

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Was treibt Herrn Bhakdi?

Sucharit Bhakdi im Corona-Quartett  Quelle: Screenshot

Der Mikrobiologie-Professor Sucharit Bhakdi ist einer der Posterboys der Querdenker-Bewegung. Konnte man ihm anfangs noch abnehmen, dass er „nur Fragen“ stellen wolle, kandidiert dieser Mann mittlerweile für die Partei „dieBasis“, verdient Geld mit Büchern, die von Kritikern als „wissenschaftsfeindlich“ eingestuft werden und lässt sich von Menschen wie Ken Jebsen interviewen. Nun hat Professor Bhakdi sich allerdings mit einem Beitrag hervorgetan,

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Würzburg: Hätte man den Täter „wegsperren“ können?


Foto: Jar [o], Flickr.com CCBY2.0

Nach den schrecklichen Morden von Würzburg stellt sich die Frage, ob diese Tat hätte verhindert werden können. Schließlich ergeben sich nun, im Nachhinein, allerhand Hinweise darauf, dass der Täter schon früher auffällig war. Es ist richtig und menschlich, einerseits aufzuschreien und andererseits zu fragen, was man künftig besser machen kann.

Das Ganze ist aber leider auch ein gefundenes Fressen für jene, die sowieso jeden Moslem für einen Mörder und die Abschiebung aller Fremden für die beste Lösung halten. Wer seine Vorurteile bestätigt sieht, hat kein Interesse an einer differenzierten Betrachtung.

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Cartoons ohne Bilder #117


Ein übermüdeter Politiker vor Mikrofonen. 3 Panels. Sprechblasen über dem Politiker.

1. „Bei dieser Wahl haben ganz klar landespolitische Besonderheiten eine große Rolle gespielt …“
2. „… ach Quatsch, wir haben ja gewonnen, Entschuldigung!“
3. „Ich wollte sagen: Bei dieser Wahl zeigt sich ganz klar die große Zustimmung zur Bundespolitik.“

Farewell, generisches Maskulinum! Ein Nachruf.

Tschüss, Rollenklischees! Foto: R.v.Cube

Das generische Maskulinum (GM) hat verloren. Da gibt es nichts zu beschönigen. Der Kampf war schmutzig und lang und die Niederlage ist eindeutig. Wenn jetzt im Duden steht, das Wort „Schüler“ bezeichne einen männlichen Schüler, wenn im Öffentlichen Rundfunk jetzt grundsätzlich „Politiker(-Pause-)Innen“ gesagt wird, dann wird sich das nicht zurückdrehen lassen. Die neue Sprechweise wird zur Normalität werden und zukünftige Generationen werden glauben, es seien damals wirklich nur Männer gemeint gewesen.

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