Cartoons ohne Bilder #106


Drei Panels.
1. Kleinkind hält sich die Augen zu. Zwei begeistert strahlende Eltern. Sprechblase: „Ja, wo ist er denn, wo ist er denn?“
2. Kleinkind nimmt die Hände von den Augen. Sprechblase Eltern: „Ah, da ist er ja, da ist er ja!“
3. Denkblase über dem Kleinkind: „Es ist mir ein Rätsel, wieso die mich nicht sehen können. Sie müssen sehr, sehr einfach gestrickt sein.“

Schrödingers Cancel Culture

Quelle: Flickr.com, Foto: Jon Ross CC BY-ND 2.0 Team Rot nach der Zerstörung des Abendlandes

Mit der “Cancel Culture” scheint es sich zu verhalten wie mit Schrödingers Katze: Sie ist gleichzeitig da und nicht da. Für etwas, dass es vielleicht gar nicht gibt, sind die im Freifeld anzutreffenden Meinungen hierzu sehr stark. Da gibt es auf der einen Seite Menschen, die sehr prominent darüber sprechen ausgelöscht zu werden, also quasi Geisterstimmen aus dem Jenseits. Und auf der anderen Seite stehen jene, die mit klugen Argumenten darlegen, dass es gar niemanden gäbe, der jene Leute auslöschen will – auch wenn es freilich total schön wäre, sie wären weg. Erschwert wird das Ganze dadurch, dass der Bruch zwischen diesen Parteien nicht einfach zwischen Links und Rechts verläuft, sondern sich als Zick-Zack-Linie entlang diverser Themen schlängelt.

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Cartoons ohne Bilder #105


U-Bahn. Ein Mann mit ausladendem Bierbauch und großspurigem Blick blockiert breitbeinig und unter Zuhilfenahme mehrerer Einkaufstüten vier Plätze. Vor ihm steht ein verzweifelt dreinschauender kleiner und schmächtiger Mann.
Sprechblase über dem Sitzenden: „Sorry, aber Ihre Freiheit endet da, wo meine beginnt.“

Cartoons ohne Bilder #104


Ein Strand. Die Leute liegen mit ihren Handtüchern auffällig weit weg vom Wasser, angeekelte Blicke. Zwischen ihnen und dem Meer liegen unzählige tote Quallen. Ein Kind bohrt mit einem Stock in einer Qualle herum. Ferner liegen dort mehrere Wasserleichen und ein zerfetztes Schlauchboot.

Bildunterschrift: „Auf Drängen der angeschlagenen Tourismusbranche einigen sich die EU-Innenminister auf einen 10-Punkte-Plan zur Bekämpfung störender Quallen an den Mittelmeerstränden.“

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Cartoons ohne Bilder #103


Zwei Panel. Das aus vorangegangenen Cartoons bekannte Paar am Küchentisch, Mann im Unterhemd mit BILD-Zeitung, Frau mit Lockenwicklern.
Panel 1: Der Mann blickt großspurig drein. Sprechblase: „Corona, Klima, Impfungen. Die Wissenschaft irrt, ich sage es dir …“
Panel 2: Er hebt den Zeigefinger. Sprechblase: „ … das belegen diverse Studien!“

Von Textmüll und Müllmenschen – ein gründlicher Blick auf die Taz-Kolumne zur Polizei

Künstlerisch hochwertig geflucht. Quelle: Flickr.com, Foto: Indrid__Cold CC BY-SA 2.0

Jetzt will Horst Seehofer Anzeige gegen die Taz erstellen. Dass ein Innenminister eine Tageszeitung anzeigen will, ist ein seltenes Ereignis und alarmiert jeden Freund der Pressefreiheit. Seehofers Reaktion ist Teil eines hysterischen Spiels, in dem alle Beteiligten ihre Rolle offenbar mit Kusshand übernehmen. Schauen wir uns daher das corpus delicti genauer an. Fragen wir, ob es Satire ist, und vor allem, ob das überhaupt eine Rolle spielt.

Von vorne. Am 16.6. veröffentlichte die Taz die Kolumne “Habibitus” von Hengameh Yaghoobifarah mit dem Titel “All cops are berufsunfähig”. Falls Sie das nicht wissen: die Abkürzung “ACAB” steht für “all cops are bastards” und ist in polizeikritischen Kreisen beliebt. Eine Nähe zur verallgemeinernden Kränkung des Sicherheitsapparates kann also schon anhand der Überschrift angenommen werden.

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Cartoons ohne Bilder #102


Ein Politiker vor einer großen Schultafel. Auf der Tafel unendliche mathematische Formeln.
Sprechblase über dem Politiker: „Wir haben es mit einer neuen Dimension der Gewalt zu tun. Die gute Nachricht: Wenn nur noch eine einzige Dimension hinzukommt, wird Gewalt zu einer virtuellen komplexen astrophysischen Theorie, die uns nichts mehr angeht.“

Cartoons ohne Bilder #101


Im Restaurant. Ein Kellner und ein Gast. Mehrere Panel.
Panel 1: Kellner mit Rechnung am Tisch, Sprechblase: „Das macht 18,35€, Bitte.“
Panel 2: Gast kramt im Portemonnaie.
Panel 3: Gast gibt dem Kellner Geld, viele Münzen. Sprechblase: „Stimmt so.“
Panel 4: Kellner zählt nach.
Panel 5: Sprechblase Kellner (wütender Blick): „Moment mal, Sie haben mir exakt 18,35€ gegeben.“ Sprechblase Gast (naiv grinsend): „Sie können mir ruhig vertrauen. Ich hab gleich gesagt, dass das so stimmt!“

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Kniefall und Blitzlicht – von einer etwas zu großen Geste

„Kneeling Knight in Prayer, (1470)“, Foto: Jim, The Photographer, Quelle: Flickr.com, CC BY 2.0

Manchmal hat man zu einer Angelegenheit ein Bauchgefühl, bevor man den Grund für dieses Gefühl richtig verstanden hat. Ganz unangenehm sind mir die Bilder, die mir momentan in Social Media begegnen, auf denen (weiße) Leute gegen Rassismus knien. Sie recken Schilder in die Höhe und sitzen im Staub. Es sind sehr starke Bilder. Und sie rücken den Knieenden in den Mittelpunkt.

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Cartoons ohne Bilder #100


Mehrere Panels.
1. Ein grübelnder Mann mit Geheimratsecken und Brille an einem Schreibtisch. Um ihn lauter zerknüllte Papiere, auf einigen kann man noch lesen: „Cartoons ohne Bilder #100“. Papierkorb quillt über.
2. Glühbirne über dem Kopf des Cartoonisten.
3. Er zeichnet eifrig.
4. Er schaut sich das Werk an (das man nicht sehen kann) und lacht Tränen. Sprechblase: „Das ist von allen hundert überhaupt die erste wirklich lustige Idee!“
5. Guckt wieder ernst, öffnet Schreibtischschublade. Sprechblase: „Die hebe ich mir für die #200 auf.“