Es kommt selten vor, dass ich quasi den ganzen Tag über live im TV dem politischen Treiben in Berlin zugucke. Gestern war wieder einmal ein solcher Tag. Die neue Bundesregierung nahm offiziell ihre Arbeit auf. Der Kanzler wurde gewählt, Amtseide wurden abgelegt. Das war schon etwas Besonderes.
Und obwohl ich bei der vergangenen Bundestagwahl keine der drei Ampel-Parteien gewählt habe, erfasste mich am Mittwoch in Anbetracht der Bilder eine gewisse Rührung, als der Regierungswechsel in der Hauptstadt vonstattenging. Ich würde sogar so weit gehen zu behaupten, dass ich ausnahmsweise ein Stück weit stolz war, Deutscher zu sein. Und das ist eigentlich eine Emotion, die im Normalfall gar nicht zu mir passt. Wer mich etwas näher kommt, der weiß das. Ich war darüber selber überrascht, um ehrlich zu sein.
Der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach im Wahlkampf. Foto: (c) K. Gercek
Es kommt auf höchster politischer Ebene nur sehr selten vor, dass Konkurrenten aus anderen Parteien sich über die Ernennung eines Bundesministers, der nicht zum eigenen Lager gerechnet werden kann, in der Öffentlichkeit freuen.
Zugegeben, es sind extrem komplizierte Zeiten, die wir gerade durchmachen. Die Politik der vergangenen Monate hat entscheidend mit dazu beigetragen, dass es hierzulande leider gerade ungewollt hektisch und teilweise sogar sehr aggressiv zugeht.
Neue, harte Schutzmaßnahmen gegen die 4. Corona-Welle wurden auf der politischen Ebene jetzt endlich beschlossen. In den Augen vieler geschah dies deutlich zu spät. Zudem sind es Maßnahmen, die fast überall für viel Unfrieden und Unverständnis sorgen.
Es gibt Bücher, da ärgert man sich im Nachhinein kräftig, dass man sie nicht schon deutlich eher für sich entdeckt hat. Zu dieser Kategorie zählt für mich seit ein paar Wochen eindeutig auch der Bildband ‚The Cure – Dunkelbunte Jahre‘, der bereits im Sommer im Hannibal-Verlag erschienen ist, den ich aber leider erst jetzt entdeckte, als ich mich mit der Biografie von Stevie Van Zandt beschäftigt habe, die ich hier im Blog vor rund zwei Wochen vorgestellt habe.
‚The Cure‘ begleitet mich musikalisch schon seit den späten 1980er-Jahren. Viele Mädchen in meiner Schule begeisterten sich damals für die Band, von der ihr Sänger Robert Smith heute behauptet: ‚Wir hatten nie die Absicht, so erfolgreich zu werden.‘
Diskussionen zwischen Sportvereinen und ihren Fans über umstrittene Sponsoren und Geldgeber gibt es schon seit Jahren. Egal ob der SC Werder Bremen mit Wiesenhof, der FC Schalke 04 mit Gazprom, oder aber auch der VfL Bochum mit Netto oder Vonovia, viele Klubs entschieden sich zuletzt für Gönner, die bei relevanten Teilen der Fanszene unbeliebt waren und es noch immer sind. Von Hertha BSC und seinem umstrittenen Geldgeber Lars Windhorst einmal ganz zu schweigen.
Die Gründe für die Kritik an diesen Sponsoren sind vielfältig. Es geht und ging dabei schon um Tierwohl, schlechte Arbeitsbedingungen oder sonstige wirtschaftliche Hintergründe, die vielen Anhängern als unwürdig erschienen ausgerechnet mit ihrem Lieblingsverein in der Öffentlichkeit verbunden zu werden.
Im Regelfall entledigten sich die Vereine diesen störenden Debatten durch schlichtes Aussitzen. Das versuchte in der vergangenen Woche auch der FC Bayern München. Jedoch agierten die Vereinsvertreter an der Isar, mit Präsident Herbert Hainer und dem Aufsichtsratsvorsitzenden Oliver Kahn an der spitze, dabei im Rahmen der Jahreshauptversammlung der Bayern so unsouverän und geradezu amateurhaft, dass aus der Angelegenheit im Nachgang sogar ein nationales Thema wurde, das wieder einzufangen jetzt offenbar das dringende Anliegen der Vereinsführung ist.
Dass ausgerechnet der sportlich und wirtschaftlich allen anderen Vereinen im Lande so deutlich überlegene Branchenprimus im Umgang mit Kritik seiner Fans an seinen Sponsorenverträgen und Geldgebern aus Katar so ungeschickt auftritt, das verwundert dann schon.
Kann es sich Olaf Scholz als Bundeskanzler leisten Karl Lauterbach nicht zum Gesundheitsminister der Ampelkoalition zu machen? Foto: Roland W. Waniek
Eines vorweg: Ich bin grundsätzlich kein Freund von Quotenregelungen. Meiner Meinung nach ist es immer besser, wenn sich Qualität durchsetzt. Unabhängig von der Geschlechterfrage. Mich hat es auch nie gestört, dass Frauen in meinem Berufsleben meine Vorgesetzten waren. Das kam häufiger vor. Als gelernter Verlagskaufmann war man in einem sogenannten Frauenberuf aktiv. Rund drei Viertel der früheren Kollegen, als ich noch in diesem Bereich aktiv war, waren Frauen. Das war für mich nie wirklich ein Thema, auch wenn ich damals häufiger von Außenstehenden darauf angesprochen wurde.
Aktuell sorgen die laufenden Diskussionen rund um die sich abzeichnende Ampelkoalition in Berlin aber wieder einmal dafür, dass ich mich in meiner grundsätzlich ablehnenden Haltung gegenüber Quotenregelungen bestätigt fühle.
Für das Amt des Gesundheitsministers wird seit Monaten über die Person von Karl Lauterbach diskutiert. Und egal wie man persönlich zu seiner Person steht, dass Lauterbach grundsätzlich sehr gut geeignet sein dürfte, dieses Amt von Jens Spahn für die kommenden vier Jahre zu übernehmen, dürfte unstrittig sein. Doch der Gesundheitsexperte der SPD droht bei der Vergabe der Ministerämter, obwohl sein Fachbereich an die eigene Partei gehen soll, leer auszugehen. Aufgrund seines Geschlechts. Das wäre, ein Unding!
Der umstrittene Präsident des Fußball-Zweitligisten Erzgebirge Aue , Helge Leonhardt, ist jemand, der in der Vergangenheit schon häufiger einmal Dinge in der Öffentlichkeit von sich gab, die durchaus kritikwürdig waren. Auch aktuell sorgt er mit seinen jüngsten Aussagen einmal wieder für emotionale Diskussionen. Diesmal sind seine Forderungen aber durchaus nachvollziehbar und verdienen daher auch eine ernsthafte Debatte.
In der „Bild“ warb Leonhardt, aufgrund der sich zuspitzenden Corona-Krise, kürzlich für eine Unterbrechung des laufenden Spielbetriebs in der Fußball-Bundesliga: „Wir brauchen bis Ende Dezember einen Fußball-Lockdown. Die nächsten vier Wochen werden extrem schwierig für unser Land und stellen uns vor eine Zerreißprobe. Dort wird kluges und geordnetes Handeln gefragt sein, ohne chaotische Aktionen“, so Leonhardt.
Dass die DFL seine Forderung umgehend ablehnte, verwundert vor dem schwierigen wirtschaftlichen Hintergrund der Vereine nicht wirklich. Doch es gibt wirklich gute Gründe den Aue-Präsidenten in diesem Fall inhaltlich zu unterstützen.
Der Verlag ‚Die Werkstatt‘ überzeugt schon seit Jahren mit vielen tollen Sportbüchern. Einige davon haben wir hier im Laufe der Zeit unseren Lesern auch schon vorgestellt. Bekannt ist vielen hier der Verlag vielleicht auch, weil der Ruhrbarone-Leser, Journalist und Buch-Autor Dietrich Schulze-Marmeling, dessen Arbeiten auch regelmäßig dort verlegt wurde, uns bereits wiederholt als kompetenter und meinungsstarker Interviewgast zur Verfügung stand.
Auch in diesem Herbst sind unter den Neuerscheinungen bei ‚Die Werkstatt‘ wieder etliche interessante neue Titel erschienen. Zwei dieser im Monat November veröffentlichten Werke wollen wir heute einmal kurz vorstellen, schlicht weil sie sich ideal auch als Weihnachtsgeschenk für Fußballfreunde eignen. Zudem können sie auch dabei helfen, einen sich gerade abzeichnenden Lockdown zu verschönern, was in diesen Tagen ja auch ein guter Grund dafür ist, sich damit einmal näher zu beschäftigen.
Lacht am Ende doch das Coronavirus? Foto: K. Gercek
Das aktuelle Kommunikationsdesaster von Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hat unnötigerweise für viel Verwirrung in ganz Deutschland bezüglich der laufenden Booster-Impfungen gesorgt. Wurde von Spahn bzw. seinem Ministerium zu viel Biontech-Impfstoff verschenkt? Läuft der gelagerte Bestand von Moderna in Kürze aus? Was immer der Hauptgrund für die für Millionen von Booster-Impfungen sein mag, der es erforderlich macht, dass in den kommenden Tagen und Wochen viele Deutsche statt des zuvor verwendeten mRNA-Impftoffs eine Kreuzimpfung akzeptieren sollen, ein Grund für Verunsicherung oder gar Scheu ist dieser Umstand nicht.
Wie ich schon im Sommer eher zufällig, aufgrund eines Fehler im Impfzentrum Recklinghausen, nach intensiven Nachforschungen in Diverse Richtungen in Erfahrung bringen durfte, ist es wohl sogar eher ein Vor- als ein Nachteil für die Impflinge, wenn nach einer Impfung mit Biontech eine weitere Impfung mit dem Impfstoff von Moderna erfolgt.
Die ‚gelbe Wand‘ in Dortmund vor Corona. Archiv-Foto: Robin Patzwaldt
Die Corona-Zahlen explodieren gerade! Menschen in ganz Deutschland machen sich zunehmend Sorgen. Sie ängstigen sich. Sei es um ihre eigene Gesundheit, oder die ihrer Lieben. Nach Ansicht nahezu aller Experten, lässt sich das Ungemach in den kommenden Wochen auch kaum noch stoppen. Die Zahlen werden weiter steigen, schlicht weil es von Infektion über Erkrankung bis zu Hospitalisierung oder gar Tod immer entsprechend dauert. Wollen wir im Dezember dem Ungemach Einhalt gebieten, wir müssten jetzt sofort dringend handeln.
Und trotzdem liefert die Fußball-Bundesliga an diesem Wochenende extrem verstörende Bilder. Bilder, die ganz im Widerspruch zu der im Frühjahr 2020 betonten neuen Demut und Bescheidenheit des Profifußballs stehen. Kurz zur Erinnerung: Damals war man froh, die Spielzeit 2019/20 überhaupt nach einer zweimonatigen Unterbrechung noch zu Ende spielen zu können. Und die Covid-Zahlen von damals waren mit denen von heute nicht zu vergleichen. Wo sind da die Verhältnismäßigkeit und die Konsequenz?
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