Corona traf Jugendhilfeeinrichtungen besonders hart

Für die meisten in Deutschland ohnehin ein Ärgernis: Jugendliche. (Foto von Martin Guido auf Unsplash)

Fünf Jahre nach dem ersten Lockdown rücken neue Daten eine Gruppe in den Blick, die bislang in Debatten kaum vorkam: Jugendliche in stationären Jugendhilfeeinrichtungen. Laut einer qualitativen Studie der Universität Münster waren sie während der Coronapandemie deutlich stärkeren Einschränkungen ausgesetzt als Gleichaltrige in Familien. Befragt wurden 40 junge Menschen aus Wohngruppen, betreutem Einzelwohnen und Pflegefamilien.

Die Studie zeigt, dass besonders im betreuten Einzelwohnen Isolation zur Regel wurde. Kontakte zur Herkunftsfamilie waren zeitweise untersagt, persönliche Treffen mit Gleichaltrigen oft unmöglich. Auch die digitale Ausstattung war vielerorts unzureichend: fehlende Endgeräte, schwaches Internet, kaum Unterstützung beim Lernen auf Distanz. Die Folgen:

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Was KI in der Forschung kann – und was nicht

Was kann KI? (Foto von Andy Kelly auf Unsplash)

Künstliche Intelligenz wird in der naturwissenschaftlichen Forschung eingesetzt: Sie analysiert große Datenmengen, erkennt Muster und schlägt auf dieser Grundlage neue Hypothesen vor – etwa in der Chemie, Biologie oder Medizin. Eine aktuelle Studie der Universität Bonn warnt nun davor, die Ergebnisse solcher Modelle vorschnell als belastbar zu interpretieren.

Ein Beispiel: Wird ein KI-Modell mit tausenden Bildern von Autos trainiert, erkennt es auf einem neuen Bild möglicherweise zuverlässig einen Pkw. Die entscheidende Frage ist jedoch,

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7 Strategien, damit die Grünen schuldig bleiben

Wie schaffen wir es, die Schuld auch weiter den Grünen zu geben? (Foto: Roland W. Waniek)

Bei der letzten Bundestagswahl verloren die Grünen deutlich. Nun sind die Weichen für eine große Koalition unter Friedrich Merz gestellt. Es ist eine Zeit der Neuorientierung, des Machtverlusts – und der offenen Fragen. Viele Menschen spüren Unsicherheit. Die zentrale aber lautet: Wie schafft man es, die Grünen trotzdem weiterhin für alles Schlechte verantwortlich zu machen – für Inflation, kulturelle Dekadenz, vergiftete Kinderseelen und Energiepreise?

Als Service für unsere Leserinnen und Leser bieten die Ruhrbarone hier sieben bewährte Strategien, mit denen das zuverlässig gelingt – samt psychologischer Mechanismen für die stabile Feindbildpflege im Alltag. Was ist eine „Argumentatio ad Trans*um“? – Ein mächtiges Schwert, wie Hillary nie eines hatte, und das wir nun in die Hand unserer Leserschaft legen.

Strategie 1: Die grüne Saat ist gesät
Die Grünen regieren nicht mehr? Macht nichts – ihre Schuld bleibt. Denn alles, was jetzt passiert, wurde damals vorbereitet. Egal, ob Strompreise, wirtschaftliche Schwäche oder gesellschaftliche Polarisierung: Man kann problemlos behaupten,

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Wurde ein Bochumer Psychologe wirklich gecancelt?

Der Bochumer Psychologe Varnan Chandreswaran behauptet, von der Gleichstellungsbeauftragten der Ruhr-Universität Bochum darauf hingewiesen worden zu sein, gewisse Aussagen in seinem Podcast nicht äußern zu dürfen. Auf seinen Einwand, dass es sich um ein privates Format handele, habe es keine weiterführende Klärung gegeben. Diese Darstellung verbreitete sich gestern auf X.

Nach Angaben der Ruhr-Universität Bochum, die nach eigener Aussage trotz Osterurlaubs Kontakt zur betreffenden Person – die nicht die Gleichstellungsbeauftragte der RUB ist – aufnehmen konnte, handelte es sich bei dem fraglichen Austausch um ein informelles Gespräch auf einem Flur. In diesem sei es um verschiedene Themen gegangen,

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Ulf Dittmer und die Verteidigung der Wissenschaft

NRW Ministerpräsident Hendrik Wüst und Ulf Dittmer Foto: Land NRW / Josua Dunst

Der Essener Virologe Ulf Dittmer schlägt Alarm. Was sich derzeit in den USA abspielt, bedroht nicht nur einzelne Forschungsprojekte, sondern das Fundament der Wissenschaft: ihre Freiheit. Dittmer war Postdoktorand am Rocky Mountain Lab in Montana – einem angesehenen Institut der National Institutes of Health (NIH). Und genau diese NIH werden nun von der Regierung Trump abgesägt. Kein Geld mehr für neue Forschungsvorhaben, Reiseverbote für Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, Bestellstopp für Materialien, Stellenstreichungen. Es ist kein schleichender Prozess. Es ist Absicht.

Wie Dittmer in einem Interview mit der Frankfurter Rundschau vom 10. April 2025 schildert, wurde die Direktorin des Labors in Washington bereits entlassen, ebenso rund zehn Prozent der Belegschaft – teilweise durch vorzeitige Vertragsbeendigungen. Projekte, etwa zur Bekämpfung des durch Mücken übertragenen La-Crosse-Virus, an dem Dittmer gemeinsam mit einer Kollegin in den USA arbeitet, dürfen zwar noch fortgesetzt werden – doch was danach passiert, ist völlig offen. Er beschreibt eine Forschung auf Abruf, ausgehöhlt durch

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RUB untersucht Gedächtnisprozesse und Schmerzverarbeitung

Das Gehirn, Schmerzen und eine Gummihand. (Symbolfoto: Foto von Multi Awesome Studio auf Unsplash)

Die Ruhr-Universität Bochum (RUB) hat durch zwei neue Studien wichtige Einblicke in die Funktionsweise des Gedächtnisses und der Schmerzwahrnehmung gewonnen. Beide Forschungsarbeiten könnten neue Ansätze für die Therapie von Gedächtnisproblemen und chronischen Schmerzen bieten.

In der ersten Studie untersuchten Dr. Hardy Hagena und Prof. Dr. Denise Manahan-Vaughan von der Abteilung für Neurophysiologie, wie zwei Hirnareale – der Locus coeruleus und das ventrale tegmentale Areal (VTA) – das Gedächtnis beeinflussen. Diese Regionen sind für die Kommunikation zwischen Nervenzellen verantwortlich und spielen eine entscheidende Rolle bei der Speicherung von Informationen im Gehirn. Das VTA fördert die Langzeitpotenzierung, ein Prozess, der die Synapsen (Verbindungen zwischen Nervenzellen) stärkt, während der Locus coeruleus die Langzeitdepression bewirken kann, bei der diese Verbindungen geschwächt werden. Diese konkurrierenden Mechanismen bestimmen,

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1525 fürchten Menschen Regenbogenflaggen: Was der Bauernkrieg mit uns zu tun hat

Die Bauernkriege von 1525 gelten vielen als historisches Randthema. Doch wer genauer hinschaut, entdeckt Parallelen zur Gegenwart – von populistischer Empörung über mediale Mobilisierung bis zur staatlichen Reaktion. Und Regenbogenfahnen, die zur Angst vorm Weltuntergang führen – ganz wie heute.

Im Interview mit Ruhrbaron Sebastian Bartoschek erläutert Mirko Gutjahr, Historiker, Archäologe, Leiter der LutherMuseen in Eisleben und Mansfeld sowie Projektleiter der Bauernkriegsausstellung 2025, warum ein Aufstand vor 500 Jahren aktueller ist, als viele glauben.

Die Bauernkriege fanden in einer Zeit fundamentaler Umbrüche statt:

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Trump, Ostdeutschland und das Ende der Geduld

Zeit, es anzugehen. (Foto von Attentie Attentie auf Unsplash)

Wir haben zu lange versucht, Brücken zu bauen zu Leuten, die keine wollen. Jetzt ist klar: Wir müssen Demokratie nicht jedem erklären, der sie zerstören will. Weder im Osten, noch in Washington. Es ist Zeit für Klarheit. Und für Konsequenzen.

Einleitung: Das Ende der Geduld

Wir haben es versucht. Wirklich. Mit Geduld, Aufklärung, Investitionen, Gesprächen. Wir haben zugehört, uns gebückt, vermittelt, gekämpft. Und verloren. Nicht aus Mangel an Anstand oder Argumenten – sondern weil wir nicht erkennen wollten, dass es Menschen und Bewegungen gibt, die kein Interesse an Demokratie haben. Keine Bereitschaft zur Verständigung. Und keinen Begriff von Gemeinwohl.

In Ostdeutschland haben wir uns die Finger wund erklärt, Milliarden überwiesen, bis es schließlich mehrere Billionen waren. Wir haben Infrastruktur aufgebaut, Schulen, Straßen, Subventionen – oft auf Kosten der eigenen Regionen, gerade im Westen. Und dafür? Spott, Ablehnung, Radikalisierung. In den USA haben wir Trump lange wie einen Betriebsunfall behandelt, statt als das, was er ist: das Produkt und der Brandbeschleuniger einer Bewegung, die mit demokratischem Miteinander nichts anfangen kann.

Wir haben Zeit verplempert. Nicht durch Schweigen, sondern

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Die Fitzek-Buchmesse im Oblast Sachsen

Wo die bunten Fahnen wehen. (Foto: Sebastian Bartoschek)

Ich war auf der Buchmesse als Autor, aber auch als Besucher, und davon möchte ich jetzt berichten. Vorweg aber ein paar Anmerkungen an den geneigten Leser: Verschiedentlich wird ja behauptet, dass die Woken der Gipfel der Humorlosigkeit sind. Wer aber jemals einen Artikel über Ostdeutschland geschrieben hat, wird eines Besseren belehrt werden.

Die Dauerempörten im Osten sind eine ganz eigene Spezies. Und mitunter entsteht der Eindruck, dass das Problem, das viele Menschen im Osten mit Wokeness haben, darin besteht, dass sie der Meinung sind, nur sie selbst dürften humorlos sein und jammern. All diese Jammerer werden auch auf die folgenden Zeilen sehr jammernd und wütend reagieren. Und es kann nicht ausgeschlossen werden,

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Weg vom Trump-GPS: Europas Navigationssicherheit beginnt in der Ostsee

Ostsee Foto: Unbekannt Lizenz: Gemeinfrei

Mitte März veröffentlichte das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) eine Meldung, die nüchtern technisch klingt, aber sicherheitspolitisch durchaus relevant ist. Im EU-geförderten Projekt ORMOBASS (Operational Resilient Navigation and Timing in the Baltic Sea) arbeiten mehrere Länder daran, ein satellitenunabhängiges Navigationssystem in der Ostsee zu etablieren. Es basiert auf sogenannten R-Mode-Signalen – einem Verfahren, das Funksignale von bestehenden Küstenanlagen nutzt, um die Schifffahrt auch bei gestörtem Satellitenempfang sicher zu halten.

Das DLR: „Die satellitenunabhängige Navigation bietet eine vielversprechende Alternative zur GNSS-Nutzung. Das ORMOBASS-Projekt ist ein weiterer Schritt auf dem Weg zur möglichen Standardisierung dieser Technologie.“

GNSS steht für „Global Navigation Satellite System“ – darunter fallen

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