Ich bleibe Schalker, und Tönnies wird gehen.

A portrait of the artist as a young man (Foto:privat)

Zeiten enden. Immer und fortgesetzt. Nächste Woche werde ich vierzig. Ich blicke im Moment viel und fortwährend zurück, versuche zu sehen, was ich hatte, was sich änderte, was blieb, und wie es werden soll. Viele Menschen habe ich kennengelernt; die meisten davon waren nur vorübergehend in meinem Leben – die meisten gingen im Guten, bei einigen wenigen bin ich bis heute enttäuscht oder verletzt. Alles fließt. Nicht bleibt. Was normalerweise Glückskeksspruch ist, erfüllt mich derzeit. Eines aber stand für mich immer außer Frage: Schalke. Stand.

Es war für mich eine mehr oder minder natürliche und gleichwohl lebensdefinierende Sache, bereits als Kind ein Schalker zu werden. Ja, ich kam aus einem polnisch-schlesisch-katholischen Elternhaus, ja, ich war Messdiener und ja, ich war lange Zeit ein aktiver Gläubiger. Doch zweifelte ich immer wieder an meinem Glauben, und habe mittlerweile zu einer Art agnostischem Agreement mit Gott gefunden, ob er jetzt will oder nicht. Ich zweifelte aber nie daran, ein Schalker zu sein.

Mein Opa kam 1972 nach Deutschland, zusammen mit Oma, und meinem Vater und meinem Onkel. Er erzählte mir immer und immer wieder, wie er im Ruhrgebiet am Bahnhof ankam, und das blau-weiße Treiben nicht so recht einordnen konnte, aber hin und weg war, und zuerst kurz dachte, das diente der Begrüßung der Heimatvertriebenen – auf diesen Status war mein Opa übrigens nie stolz, er nutzte ihn als Terminus Technicus, aber das ist eine andere Geschichte und soll ein anderes Mal erzählt werden. So im Nachhinein kamen mir Zweifel, ob die Erzählung meines Opas tatsächlich so stimmte, oder ob er sich selbst und mir eine besondere Variante der Realität erzählte. Aber Schalke, das war mir schon früh klar, das ist unser Verein – das ist unsere Identität.

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Ich möchte wieder einfach so über Tote weinen dürfen

In den letzten Tagen und Wochen gab es einige Todesfällen, mutmaßliche Totschlags- oder Tötungsdelikte. Die mediale, die Debatte in den Sozialen Netzwerken folgt dabei mittlerweile dem selben Muster: es geht stets darum, wer mutmaßlich am Tod Schuld ist, welcher Gruppe er angehört, und ob man die Gruppenzugehörigkeit politisch ausschlachten kann. Und es geht darum, wie wer eben dies versucht, wer moralische Doppelstandards an den Tag legt, wer wem nachweisen kann, dass er eben auf die Todesfälle auf diese oder jene Weise reagiert, oder eben nicht. Ich bin dieses Musters müde.

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#freeRackete – oder soll man es lassen?

Europa tötet. (Quelle: Flickr/ Christoph Scholz/ CC BY-SA 2.0)

Die Fakten sind die bekannt: die Kapitänin der SeaWatch3, Carola Rackete, wurde unter Hausarrest gestellt, nachdem sie einen italienischen Hafen angelaufen hatte, mit knapp 50 Flüchtlingen im Schlepptau. Und was passiert? Deutsche hassen alle, sich, Salvini und Rackete.

Menschen vor dem Ersaufen zu retten, finden bekanntlich viele uncool, sofern es nicht um das eigene Kind in einem Freibad geht. Und unter denen, die das Retten nicht uncool finden, diskutieren wiederum viele, ob das Seerecht, das italienische Recht, und werweisswasnoch die Kapitänin nicht dazu verpflichtet hätte, die Flüchtlinge nicht woanders abzusetzen, woauchimmer, nur eben nicht in Italien. Der Vorwurf geht noch weiter: das sei alles politisches Spiel, der NGO SeaWatch, die sich damit Schlagzeilen sichert und zum anderen, aus Dummheit, dem neofaschistischen Innenminister Salvini.

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Es ist nicht mutig, über die AfD zu sprechen

Ich halte seit Jahren Vorträge, seit knapp 10 Jahren. Über Verschwörungstheorien, über die Psychologie dahinter, über Wahrnehmungsphänomene und darüber, wie diese Fake News den Weg bereiten. So auch in der letzten Woche, als wir noch nicht sicher wussten, dass ein weiterer Mord auf das Konto der Rechtsextremen und -radikalen dieses Landes ging. Ich denke heute viel über diesen Vortrag zu Fake News nach, oder genauer, darüber, dass diesmal etwas anders war.

Ich sprach vor etwas über 200 Zuhörern. Die Stimmung war gut, der Raum gut ausgeleuchtet und belüftet und mit toller Technik ausgestattet. Wir hatten zwei schöne Stunden miteinander, das Publikum und ich. Eine Stunde Vortrag und fast noch eine Stunde Diskussion. Soweit, so normal.

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Deutschland wird grün – und dann?

Life and Death (Foto: Crusty Da Klown/ Flickr/ CC0 1.0)

Die Grünen sind derzeit auf dem wohl größten Höhenflug ihrer Geschichte, wenn man einmal von ihrer Regierungsbeteiligung unter Schröder absieht. Sie sind der Sieger der Stunde, was zum einen damit zu tun hat, dass sie mit dem Thema „Klima“ so sehr verknüpft werden wie keine andere Partei, zum anderen aber auch damit, dass sie vornehmlich von Losern umgeben sind, die so ziemlich alles falsch machen, was man falsch machen kann. So ist das aktuelle Forsa-Hoch der Grünen, so es nicht nur statistisches Rauschen ist, nicht eigenen cleveren Moves geschuldet, sondern ein Nebenprodukt sozialdemokratischen Selbsthasses ebenso wie christdemokratischer Regression. Doch sei es drum: Der Zeitgeist ist grün, das Klima kaputt, und die Rettung des eben selben das Maß aller Dinge – für viele.

Sicherlich trägt auch zum Stimmungsbild bei, dass die Grünen angenehm weit weg von der politischen Rechten erscheinen, etwas, das man der CDU eben zusätzlich nicht abnimmt, kretschmert sie sich doch langsam an die AfD heran. Anders als die SPD versprechen die Grünen dann auch noch irgendwasmitsozialemfriedendurchnonhate. Was auch immer. Doch auch das mag hintenangestellt werden.

Was man sich vielmehr fragen mag: Und wenn Deutschland komplett grün wäre, und man meinetwegen Sachsen und einige andere Bundesländer gewinnbringend an Russland verkauft hätte, was wäre denn dann? Wäre dann der Klimawandel gestoppt? Genau diesen Eindruck mag man mitunter gewinnen. Es ist ein Rausch der Forderungen nach Verzicht, nach Selbstgeißelung, nach Abkehr vom Wege des Konsums. Nur: Wie denn dann? Und wer derjenigen, die grün wählen, ist dazu selbst bereit? Und wenn er, oder sie, oder wie auch immer, dazu bereit ist, wieso wird dann nicht konsequent im Privaten danach gehandelt?

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Polizeimeldung: Hanf essen Rechtschreibung auf

Wenn man Strasburg nur mit einfachem „s“ schreibt, und es nicht falsch ist, dann ist man in der „einzigen uckermärkischen Stadt Mecklenburg-Vorpommerns“ – und weit der Grenze zu Polen, tief im Nordosten der Republik. Fuchs und Hase sagen sich hier nicht Gute Nacht – solche Events sind der nächst größeren Häuseransammlung vorbehalten.

So kommt es dann wohl auch, dass an sich kleinere und eher nebensächliche Meldungen der Polizei zur Aufregung führen – bei eben jener selbst.

Irgendwas brennt also in Strasburg, wie die Polizei selbst schreibt

ein ehemaliger Kornspeichen. (sic!)

Und eben jener Brand führt zur Entdeckung dessen, was wohl als das größte Drogendepot in Strasburg in die jüngere Geschichte eingehen wird, oder wie die Polizei sagt, eine

Indore-Hanfplantage (sic!).

Die Kripo ermittelt. Mehrere hundert Pflanzen wurden gefunden. Ob die Aufregung über den Fund, der Konsum des Selben oder eine geheimnisvolle dritte Erklärung für die Schreibfehler der Polizei verantwortlich ist, konnte derzeit noch nicht geklärt werden.

 

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Polizeimeldung: Ach, Rübe, wieso?

Die Rübe – als solche. (Foto: Internet Archive Book Images/ Flickr/ rechtefrei)

Es ist eine traurige Welt, in der wir leben, in der das Eigentum des Einzelnen nichts mehr zählt, in der sozialistische Enteignung sich nicht mehr verstecken muss, und die reichsten 1% drohen, ihren Reichtum mit einem weiteren Prozent teilen zu mussen. Wo das Eigentumsrecht dem Staat immer weniger gilt, wo Waldstücke besetzt werden, da wird letztlich auch der Rübenacker entweiht. Und eben dies geschah nun, in Billigheim-Ingenheim, einem bisher gutbürgerlichen Stück in Rheinland-Pfalz.

Oder wie es die Polizei dort vermeldet:

Bislang unbekannte Täter fuhren im Zeitraum vom 21.04.2019, 20:00 Uhr bis 22.04.2019, 07:50 Uhr, in der Gemarkung Billigheim-Ingenheim, auf einem dortigen Rübenacker herum.

400 Euro Schaden. Was ist das für ein Staat, der das Eigentumsrecht seiner Bürger nicht mehr schützen kann?

Und was sagt Boris Palmer dazu?

Kämpfen Riesen gegen die AfD?

 

Die schönsten Geschichten schreibt die Realität, und die lustigsten Darstellungen der schönsten Geschichten schreiben Presseabteilungen. Und so mag das Auge des vorösterlichen Lesers die obige Pressemitteilung der Polizei des Rheingau-Taunus-Kreises streicheln. In der Reformationsstadt Europas Idstein, unweit Wiesbadens in Hessen, bekam die AfD nun wieder ein kleines Stückchen vom Opferkuchen, von dem sie sich so vortrefflich ernährt, und dabei selbst vor der politischen Instrumentalisierung des Brauches der Osterfeuer zurück schreckt.

Was ist nun in Idstein geschehen. Man hat keine Details. Man weiss nur: mehrere Plakate der AFD wurden beschädigt. Vielleicht wurden sie entfernt, vielleicht über-, vielleicht beklebt. Die Zeit wird es zeigen.

Doch dann dieser Satz:

Nach Angaben des Anzeigenerstatters haben diese in einer Höhe von etwa 3m gehangen. Der oder die Täter könnten daher Hilfsmittel genutzt haben.

Könnten. Müssen aber nicht. Wie kann man sich denn heutzutage überhaupt noch einer Sache sicher sein? Bei all dem postmodernen Relativismus. Letztlich sind Entfernungsangaben ja stets nur eine relative Aussage – führte Einstein die Feder des Polizeischreibers?

Oder dachte er vielmehr an die Sage des Riesen Ekko, aus Wiesbaden, der einst einen Drachen jagte? Ist Ekko zurück? Entfernt Ekko, gehüllt in ein schwarzes Zelt, nun nächstens die modernen Zeichen des Dumpfbösen? Ist Ekko ein linksgrünversiffter Antifant – um dem Bernd, dem Drachen, die Frage vorweg zu nehmen?

Gab es überhaupt die Wahlplakate? Oder ist es mit AfD-Wahlplakaten wie mit AfD-Kanthölzern?

Wir werden es nicht erfahren.