Einmal im Jahr blamiert sich Bochum bis auf die Knochen: Der Steiger-Award hat dem Wort „peinlich“ eine neue Dimension gegeben.
Neben Dortmunds „größtem Tannenbaum der Welt“, der bei näherer Betrachtung kaum mehr als ein Haufen zusammengetackerte Krüppelfichten ist und der Dinslakener Gesangsbedrohung Michael Wendler gehört der Steiger-Award zu den größten Peinlichkeiten, denen sich das Ruhrgebiet rühmen kann.
Einmal im Jahr wird der Preis in der Jahrhunderthalle Bochum an mehr oder weniger Prominente verliehen, die nicht bei drei auf den Bäumen waren. Hinter der Aktion steht der PR-Man Sascha Hellen. Die Bepreisten sollen für die Werte des Steigers stehen, die da angeblich sind: Gradlinigkeit, Offenheit und Toleranz. Wenn mein Opa, der noch unter Tage gearbeitet hat, mir von Steigern erzählte, ging es in dem Zusammenhang zwar mehr um Leistungsdruck und Kontrolle, aber so genau will das ja heute niemand mehr wissen.
Den Steiger-Award gibt es in den üblichen Kategorien wie Umwelt, Kunst und Medien und noch ein paar anderen und er hat nur einen Sinn: Promis nach Bochum zu bekommen. Sicher, ab und zu wird getreu dem Motto „Auch ein blindes Huhn findet
Streit bei den Berliner Grünen. Nachdem aus dem Griff zur Macht nichts wurde, herrscht Zwietracht unter den Froschfarbenen der Hauptstadt. Ein Moderatorenduo soll helfen – und könnte zu ungewöhnlichen Maßnahmen greifen.
Im Laufe der Zeit haben sich bei Masochisten zwei Methoden durchgesetzt, um ihre Neigung auszuleben: Der kostspielige Besuch eines Dominastudios inklusive Klinikbereich, Stasi-Zelle oder mittelalterlichem Folterkeller und die deutliche preiswertere Variante des Eintritts in eine Partei inklusive Parteitagen, Fraktionssitzungen und Wahlkampfständen. Und ja: Eine aufgeklärte Gesellschaft hat das zu akzeptieren!
Aber manchmal geht es dann doch zu weit. Zum Beispiel in Berlin. In der Fraktion der Hauptstadtgrünen krachte es so gewaltig, das nun Hilfe von Aussen kommt. Die taz weiß auch schon, wer den Neopuritanern den Weg zum Licht weisen soll:
Mit Wieland/Hustedt trifft man sich in der Mitte: Hier das Berliner Grünen-Urgestein Wieland (63), der viele Jahre im Abgeordnetenhaus saß, 2001 kurz Senator wurde und 2005 in den Bundestag ging. Dort Hustedt (53), für die Politik und Grüne kein Neuland sind, weil sie elf Jahre grüne Bundestagsabgeordnete war, die aber nicht aus der Berliner Landespolitik kommt.
Michaele Hustedt – das könnte witzig werden. Hustedt sitzt nicht nur im Beirat von RWE-Innogy und macht mit einem Beratungsunternehmen, das sie zusammen mit Ali Schmidt, einem ehemaligen Verkehrsexperten der Grünen, betreibt, ihre Kontakte und ihr Wissen zu Geld, sondern sie besitzt auch eine esoterische Ader. Ebenfalls mit Schmidt betreibt sie das Entwicklungs- und Lebensfreude Institut ELI in Berlin. Auf der ELI-Homepage zeigt Hustedt Wege auf, die dafür sorgen könnten, das auch bei den Grünen in Berlin die Shakren wieder ins Lot kommen. Mit Gesang zum Beispiel:
Singen macht glücklich, frei und leicht. Singen ist heilsam. Meditatives Singen ist noch mehr: Sorgsam ausgewählte Lieder und Momente der Stille in der Gemeinschaft der „Singing Sangha“ lassen die Verbindung zueinander und das Mitgefühl für andere wachsen. Diese Art des Singens öffnet Geist und Herz gleichermaßen.
Es stärkt auch die liebevolle Verbundenheit mit der Natur und öffnet einen persönlichen Zugang zur großen umfassenden Lebensenergie - Qi, Prana oder wie auch immer sie genannt wird. Hier erleben wir uns als Teil des großen Ganzen, hier finden wir Vertrauen und Aufgehobensein.
"Vertrauen" und "Aufgehobensein" - suchen wir das nicht alle?
Aufbruchstimmung: Die Stadt Dortmund wird die ECCE GmbH gründen – und Dieter Gorny soll Geschäftsführer werden. Noch nicht ganz sicher ist man sich im Ruhrgebiet indes über die Zahl der Beschäftigten in der Fabelbranche Kreativwirtschaft.
Dortmund geht voran: Am 24. November soll der Rat die Gründung der ECCE-GmbH beschließen. Die Zeit, in der ECCE nur ein „Institut“ der Ruhr2010 GmbH ist, geht dann zu Ende. Muss sie auch, denn Ende des Jahres wird die Ruhr2010 GmbH abgewickelt.
Nach dem Beschlussentwurf, der diesem Blog vorliegt, wird die Stadt Dortmund einziger Gesellschafter der neuen GmbH. Weitere Städte und die Revier-Wirtschaftsförderung sollen allerdings künftig auch Anteile erwerben. Aufgabe der Gesellschaft ist demnach
„…die Fortführung der Projekte Kreativ.Quartiere, 2010LAB.tv, Jahrestagung Kultur und Kreativwirtschaft RUHR und Creative Industries Policy Award (CIPA) mit Preisverleihung und Kongressmesse.“
Alleiniger Geschäftsführer soll Dieter Gorny werden.
Im Kern geht es allerdings um das Abgreifen von Subventionen – klar, wir sind im Ruhrgebiet:
Im Bund und in Europa werden seit 2008 bzw. 2010 neue Fördergelder für Kreativwirtschaft, Innovation und Forschung in der Höhe von mehreren 10 Millionen Euro zur Verfügung gestellt.
Die mittelfristige Finanzplanung von ecce fußt auf der Beantragung und Gewinnung von Förderprojekten aus solchen Förderetats. ecce hatte bereits 2010 und 2011 Fördergelder in Höhe von mehr als 1 Mio. Euro in Aussicht gestellt bekommen, die aufgrund von fehlenden formalen Voraussetzungen während der Kulturhauptstadt RUHR.2010 nicht gewonnen werden konnten.
Nicht ganz sicher ist man sich im Ruhrgebiet indes über was man da überhaupt redet, wenn von den Potentialen der Kreativwirtschaft die Rede ist: In einem Brief an mich spricht Bernd Fesel von 50.000 Beschäftigten in der Branche im Revier. Auf der Site der metropoligen Ruhrgebiets-Wirtschaftsförderung ist indes vollmundig von 86.000 Beschäftigten die Rede. Naja, wahrscheinlich wächst die Branche so stark, das innerhalb weniger Stunden die Zahl der Beschäftigten rasant gestiegen ist. Fesels Brief bekam ich gestern am frühen Nachmittag, auf die Wirtschaftförderer-Site schaute ich erst am Abend. It´s Boom-Time, Baby!
Was für Tage. Selten hat sich ein Bundesland in so kurzer Zeit so blamiert. Eigentlich Zeit für einen neuen Slogan.
Gar nicht so lange her, dass NRW eine neue Kampagne gestartet hat. Vollmundig hieß der Slogan: „Germany at its best“. Auf mögliche Investoren oder Touristen dürfte der Satz mittlerweile ziemlich abschreckend wirken. Wenn NRW wirklich „Germany as its best“ wäre, würde wohl niemand mehr so wahnsinnig sein, ein deutsches Auto zu kaufen.
Gerade in den letzten Tagen häuften sich Meldungen, die nur einen Schluss zulassen: Hier kippt irgendeiner was ins Trinkwasser, für das man sonst eine Menge Geld zahlt.
Duisburg: Die Leser der Rheinischen Post wählten OB Adolf Sauerland zum besten Duisburger aller Zeiten.
Dortmund: Eine Reinigungsfachkraft vernichtet mal eben ein Kunstwerk im Wert von 800.000 Euro. OK, war im U-Turm, schaut eh keiner hin.
Düsseldorf: Die Landesregierung wirbt mit dem Biergarten des Englischen Gartens in München. Gibt es gute Gründe für: Die haben kein Alt am Hahn.
Bevor man in NRW ernsthaft über ein Rauchverbot in Kneipen nachdenkt, sollte die Politik vielleicht auch einmal ein LSD-Verbot im Trinkwasser in Erwägung ziehen. Zumindest für Städte deren Name mit „D“ beginnt.
Man kann die Trennung von Arne Nobel und dem Rottstr5-Theater als eine Geschichte von persönlichen Problemen erzählen. WAZ und Ruhr Nachrichten tun das. Es ist eine unwichtige Geschichte. Aber es gibt auch eine politische Dimension. Und sie hat viel mit der Mentalität im Ruhrgebiet und seinen Strukturen zu tun.
Klar, liest man WAZ und Ruhr Nachrichten scheint die Geschichte über die Trennung zischen Leiter Arne Nobel und dem Rottstr5-Theater klar. Persönliche Probleme, es will einer zur Ruhe kommen – man ist einfach an das Ende des gemeinsamen Weges gekommen. Interna. Gerüchte. Das wars. Belanglos. Mich interessiert so etwas nie: Menschen haben Probleme oder auch nicht und das ist ihre Sache. Darüber schreibe ich nicht – auch heute nicht. Denn das ist nur eine Dimension des Problems. Vielleicht hat es auch nichts damit zu tun, ist einfach nur das Gelaber, das man in Bochumer Kneipen aufschnappt. Die offensichtliche, die einfache, die unwichtige Geschichte.
Die andere ist: Als Arne Nobel mit dem Rottstr5-Theater begann, hatte er einen Plan. Er kam ja von ausserhalb, kannte das Ruhrgebiet nicht so gut. Seine Idee: Wir machen hier grandioses Theater. Wir werden erfolgreich sein. Wir werden gut sein – und dann werden uns die Stadt und das Land fördern. Denn eines ist klar: Theater hat mit „Kreativwirtschaft“ nichts zu tun. Es gehört zur kulturellen Grundversorgung. Seine Finanzierung ist eine öffentliche Aufgabe. Nobel ging davon aus, dass das Rottstr5-Theater etwas von der Förderung abbekommen würde, wenn es gut und erfolgreich wäre. Er glaubte daran, dass sich Leistung lohnt, das man sich mit Leistung Respekt und Anerkennung erarbeiten kann.
Arne Nobel kannte Bochum und das Ruhrgebiet nicht.
Wenn die Anhänger von ProNRW am 19. November gegen das Autonome Zentrum in Köln-Kalk demonstrieren, werden sie auf Widerstand treffen. Köln.Kalk macht dicht!
Hetze gegen Ausländer, billige Anzüge und ein Führer dem es immer wieder gelingt, seine Zuhörer allein dadurch zu erheitern, indem er in ein Mikrofon spricht und eine krachende Wahlniederlage in Berlin: Markus Beisicht hat um sich herum eine kleine Loosertruppe geschart. Und die ist immer auf der Suche nach Gelegenheiten sich zu blamieren. Zum Beispiel durch die Ankündigung von „Großdemonstrationen“ zu denen dann häufig nur gute 100 Gestalten kommen. Und die haben dann auch noch Ärger mit Gegendemonstranten.
Einmal im Jahr vergeben die Faschings-Desperados vom Geierabend ihren Karnevalsorden: Den Pannekopp. 28,5 Kilo rostiger Stahl – die muss man sich erst einmal verdienen. Die Vorsitzende der SPD in der Dortmunder Nordstadt, Marita Hetmeier, wäre eine würdige Preisträgerin.
Am 5. Januar startet im Dortmund der Geierabend in seine 21. Saison. Alternativ-Karneval, laut, böse und bunt. Im vergangenen Jahr war ich das erste Mal dabei und es hat mir gut gefallen, obwohl ich zwei Dinge eigentlich nicht ausstehen kann: Kleinkunst und Karneval. Mit dabei in der Rolle des Steigers: Martin Kaysh, der auch bei den Ruhrbaronen mitmacht – und nein, es hat mir nicht nur gefallen, weil Martin ein Kumpel ist.
Einer der Höhepunkte des Geierabends ist die Verleihung des Pannekopp-Ordens. Hässlich ist der und aus rostigem Stahl – man muss also schon einiges geleistet haben, um ihn verliehen zu bekommen. Im vergangenen Jahr bekam ihn die PCB-Skandalfirma Envio – besser hätte ich es gefunden, wenn der Chef der Butze, Dirk Neupert, ihn direkt umgehängt bekommen hätte. Verantwortliche sollte man auch benennen.