Wenn Politiker Unternehmer spielen geht das meistens schief. Und so wird der Atomausstieg für viele Städte teuer werden. Ihre Einnahmen durch RWE-Beteiligungen werden sinken.
Es ist für viele Städte das gehütete Tafelsilber: Die Aktienpakete, die viele Städte aus dem Ruhrgebiet am Stromversorger RWE halten. Sie sichern in guten Zeiten ordentliche Dividenden und versorgen Gleichzeitig viele Oberbürgermeister mit attraktiven Mitgliedschaften in den diversen Gremien im Umfeld des Energiekonzerns. Mit dem Geld aus den RWE-Beteiligungen werden Kultur- und Sozialausgaben ebenso finanziert wie Straßenerneuerung.
Immer wieder hatten Kritiker in der Vergangenheit gefordert die Aktienpakete zu verkaufen um Schulden zu tilgen. Das wurde zumeist brüsk abgelehnt. Begründung: Die Einnahmen aus den Dividendenzahlungen seien höher als die Zinsersparniss, die man durch Schuldentilgung erzielen könne – was allerdings nur für Zeiten galt, in denen die RWE-Aktie schlecht stcand. Einige Städte wie Dortmund haben über ihre Stadttöchter sogar noch in den vergangenen Jahren neue Aktienpakete erworben. Die Dortmunder DEW21 hat dieses Geschäft über Kredite finanziert.
Durch das Atom-Moratorium ist die RWE-Aktie unter Druck geraten. Sollten die Reaktoren zum Teil dauerhaft abgeschaltet bleiben, drohen dem Konzern Gewinneinbrüche. Die Dividendenzahlungen werden zurück gehen, die Aktien an Wert verlieren. Dadurch sinken die Einnahmen der Städte mit RWE-Beteiligungen. Die Möglichkeit, RWE-Aktien zu einem guten Kurs zu verkaufen und Schulden zu tilgen, wurde vertan. Politiker haben sich verspekuliert. Die Kosten dürfen wir alle tragen. Vielen Dank.