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FZW: Offener Brief der freien Mitarbeiter des FZW an den Dortmunder Rat

Nirgendwo im Ruhrgebiet finden so viele wichtige Konzerte statt wie im FZW. Die Stadt Dortmund ist dabei das FZW zu ruinieren.  Wissen die Verantwortlichen nicht was sie tun? Ist es ihnen egal? Wahrscheinlich beides. Wenn es so weiter geht wie mit UZDO und FZW ist Dortmund bald eine tote Stadt. Wir dokumentieren einen offenen Brief der FZW Mitarbeiter an den Dortmunder Rat:

Sehr geehrte Damen und Herren,

sämtliche freien MitarbeiterInnen des FZW haben sich auf nachfolgendes Statement verständigt, das wir an die Ratsmitglieder der Stadt Dortmund, die im Rat vertretenen politischen Fraktionen und die politische Verwaltungsspitze versenden. Gleichzeitig erfolgt ein Versand an die lokal, regional und überregionalen Medienpartner aus den Bereichen Print, Funk und TV. Leider hat sich die anhaltend ungewisse Zukunft und die zermürbende Diskussion über die Betreiberstruktur des FZW zu zahlreichen existenziell bedrohlichen Zuständen innerhalb der Mitarbeiter geführt.

Mit großem Entsetzen und Erstaunen haben wir die öffentliche Debatte rund um das FZW verfolgt.  42 Jahre Clubgeschichte neigen sich einem dramatischen Ende entgegen und dies auf eine Art und Weise, die  den Mitarbeitern die Zornesröte ins Gesicht treibt.  Eine öffentliche Kampagne gefüttert mit falschen Zahlenwerk und „Halbwahrheiten“ diskreditierten die Akteure und brachten das FZW  immer wieder auf das öffentliche Pressetablett.

Die freien Mitarbeiter des FZW sind vor allem über den plötzlich formulierten Anspruch der „Wirtschaftlichkeit“ sehr verwundert. Bis vor kurzem war nie davon die Rede, dass das FZW Gewinne erzielen solle. Die langjährige Praxis hat sich eher an anderen Zielen orientiert. Und wenn schon „Wirtschaftlichkeit“ gefordert wird, so sollte es den Damen und Herren, die dies fordern, auch klar sein, dass dies eine tragfähige Unternehmensstruktur voraussetzt.

Das FZW wurde am 11.09.2009 auf „Anordnung“ des damaligen Oberbürgermeisters Dr. Gerhard Langemeyer eröffnet, ohne eine rechtlich abgesicherte Betreibergesellschaft zu haben. Mit immer wieder neuen Zwischenlösungen wurde so lange herumgewerkelt, bis die Akteure diskreditiert waren, die Motivation der Mitarbeiter zerstört  war und keiner der Verantwortlichen mehr etwas von den ursprünglich formulierten Zielen wissen wollte.

Umso erstaunlicher ist es, dass trotz des verwaltungstechnischen Chaos das FZW sich bei den Musikern und Agenturen bundesweit den Ruf als bester Live-Club innerhalb eines Jahres erkämpft hat. Hierfür ist ausschließlich privates Engagement, Herzblut und der Wille etwas zu bewegen, verantwortlich.  Diese positive Steilvorlage in Sachen Akzeptanz wurde von der Politik leider bislang weder beachtet, gewürdigt oder honoriert.

Durch Untätigkeit, mangelnde Entschlossenheit und Unvermögen nahm das Chaos seinen Lauf. Hätte man für eine von Anfang an geforderte Unternehmensstruktur gesorgt, hätte das FZW rund 1,2 Millionen Euro an Nettoerlösen vereinnahmen können. Dieser Betrag dürfte den Umsätzen der Gastronomie und des Veranstaltungsgeschäftes für die ersten zwölf Monate gerecht werden.

Kaum zu glauben, dass ein Millionenprojekt wie das FZW ohne klare Vision einer Firmenstruktur eröffnet wurde! Noch peinlicher ist es, dass die Menschen, die den Betrieb ermöglicht und aufrecht erhalten haben, zum 31.12.2010 ihren Job verlieren und existenziell bedroht sind. Die vorläufige „Krönung“ bleibt, dass bis heute noch keine verantwortliche Person zu den freien Mitarbeitern gesprochen hat. Erwartet man von uns, das wir „Danke Dortmund“ sagen und uns anschließend freudig ins Grab legen?

Zur Erfolgsstory des FZW gehört sicherlich auch das den Jugendlichen gewidmete Programm. Wie nie zuvor strömen junge Menschen ins FZW. Im ersten Jahr wurden über 130.000 Zuschauer im FZW gezählt und den örtlichen Veranstaltern wurde eine Plattform gegeben, die rege genutzt wurde. Das Programmangebot wurde durch privatwirtschaftliches Engagement stark bereichert. Auch die Dortmunder Veranstalter profitierten von der Neuausrichtung einer ganzheitlichen Programmsteuerung. Nach jahrelanger Abstinenz konnten die Dortmunder Veranstalter der Visions, Continental Concerts, Nagado Entertainment, RockHard, Keuchel Events, Firestarter Promotion Jaeckel Entertainment wieder für das FZW begeistert werden. Mit Hilfe der NRW-Veranstalter wie z.B. Prime Entertainment aus Köln, Concert Team aus Düsseldort, Headline Concerts aus Bonn, Contra Promotion aus Bochum, Kingstar Promotion aus Münster, Schoneberg Konzertbüro aus Köln und Münster wurde ein erstklassiges Programm angeboten und Dortmund so wieder auf den Tourplan national und international renommierter Acts gehievt.  Das hauseigene Booking setzte zusätzliche Schwerpunkte, die in enger Abstimmung mit jugendrelevanten Kulturveranstaltungen erfolgte. Nicht zu verschweigen sind auch die Jugendkulturveranstaltungen Rockstage und Lauscher.

Nun muss man sich auf der Zunge zergehen lassen, dass die von städtischer Seite kommunizierten Mehrkosten des FZW im Vergleich zum Standort am Neuen Graben per anno rund 160.000 Euro betragen. Es fällt schwer zu glauben, dass bei einem Milliardenhaushalt der Stadt Dortmund die Summe von 160.000 Euro  die in letzter Zeit schwer zu ertragenden, politischen Verrenkungen rechtfertigt.

Wenn ein  Projekt aus der öffentlichen, städtischen Fürsorge in eine privatwirtschaftliche Führung übergeben wird, dann sollte man auch von einer gewissen Ernsthaftigkeit und Notwendigkeit ausgehen. Angesichts der Historie des FZW erübrigt sich die Notwendigkeit für eine solche Umstrukturierung. Deren Ernsthaftigkeit darf ebenfalls angezweifelt werden. Was ist das für ein Geschäft, wenn ein privatwirtschaftlicher Betreiber eine Veranstaltungsstätte durch verklausuliertes Gegenrechnen zum Nulltarif erhält, die Stadt diese aber weiterhin mitfinanziert und der Etat für Jugendkulturveranstaltungen im sechsstelligen Bereich gekürzt wird?

Leider bleibt nur ein Fazit: Hochkultur von Theater, Schauspiel und Konzerthaus kann in Dortmund auch in finanzschwacher Zeit weiter bezuschusst werden – und zwar in Millionenhöhe! Pop- und Jugendkultur sowie Engagement für die freie Jugendszene werden dagegen weggespart. „42  Jahre FZW – Ade“, das tut weh und beschert sicher  keine tollen Aussichten für das junge Dortmund und den Kreativstandort, für den das Dortmunder U stehen sollte! Das FZW sollte immer integraler Bestandteil der Kreativwirtschaft rund um das Dortmunder U sein. Eine Umsetzung dieser Idee erfordert Mut, Beharrlichkeit und eine klare Vision. Leider sind dies Tugenden, die man zur Zeit vergebens bei der verantwortlichen, politischen Spitze sucht.

Wir fordern hiermit die Fraktionen des Rates der Stadt Dortmund und auch den Rat selber auf, der Wertigkeit einer solchen Institution, die das FZW darstellt, und deren Geschichte und Entwicklung endlich Rechnung zu tragen und es dem zuzuführen, was ursprünglich von der Stadt geplant gewesen ist: Ein jugendkulturelles Zentrum mit einem vielschichtigen, szenerelevanten Programm, das regionale und überregionale Wirkung hat und der Historie der Institution FZW Rechnung trägt.

Wir fordern den Oberbürgermeister der Stadt Dortmund, Ullrich Sierau, auf, sein Wahlversprechen einzulösen, dass er kurz vor der Wahl gegeben hat, und dass FZW nicht zu privatisieren.

Wir fordern das Jugendamt der Stadt Dortmund auf, richtige und verhältnismäßige Verantwortung für das zu übernehmen, was es 42 Jahre lang aufgebaut und installiert hat.

Wir fordern alle Kreativen und Kulturinteressierten auf, nicht wort- und tatenlos zuzusehen, wie eine solche kulturelle und kreative Institution, wie das FZW es jahrzehntelang war, binnen Wochen kaputt gemacht wird.

Die freien MitarbeiterInnen des FZW

Klar ist: Wenn es um das Konzerthaus oder den U-Turm geht, sitzt die Kohle in Dortmund locker. Geht es um Off-Kultur zeigt die Stadt ihr biederes und wahres Gesicht.  Im kommenden Jahr werden wir hier wohl noch häufiger als bislang auf Konzerte in Köln oder Düsseldorf hinweisen.

Forderung: Weltkulturerbe „Holländische Küche“

Frikandel: Unterschätzte Köstklichkeit

Die Französische Küche ist jetzt als einzige Küche amtliches Weltkulturerbe. Zeit, an unser Nachbarland zu denken:Holland. Auch ihre Küche verdient es, in das kulturelle Erbe der Menschheit aufgenommen zu werden.

Klar, kaum reisst einer einem Frosch die Beine aus und steckt sie sich in den Mund, ist er Weltkulturerbe.  Die Aufnahme der französischen Kochkünste in den Kreis des Weltkulturerbe der Menschheit erklärt uns mehr über guten Lobbyismus als über leckerers Essen- Leckeres Essen – damit sind wir beim Thema. Für mich ist nicht die französische, sondern die holländische die beste Küche eines unserer Nachbarländer. Ebenso facettenreich wie innovativ, schmackhaft, sättigend und offensichtlich gesund. Dicke Holländer sieht man selten. Liegt es an den Fritteusen? Ich weiß es nicht. Das zu klären ist die  eine Aufgabe der Ernährungswissenschaftler unter unseren Lesern.

Die holländische Küche ist eine Küche der Reduktion. Ein Gericht aus den unterschiedlichsten Zutaten wird komprimiert  in eine Krokette: Gulasch zum Beispiel. Oder ein  Tier wird zur Fleischkrokette. Der Holländer verwendet für die Fleischkrotte wahrscheinlich ganze  Tiere. Samt Klauen, Fell und was sonst so dran ist. Das ist ökologisch. Der Franzose nimmt nur einen Teil – die Froschschenkel – und wirft den Rest weg. Tja, so plündert man einen Planeten.

Die holländische Küche ist multikulturell – in Frankreich regiert Sarazzin. Der Niederländer mag den Bami-Ballen, labt sich an Fleischspießen mit Sate-Sauce und  kippt Preiselbeeren über sein Kaas-Souflé. Hauptsache es schmeckt. Dem Franzosen ist eine solche Offenheit eher fremd.

Ich könnte immer so weiter machen: Vla, holländische Weißbrot,  Tubenketchup, Fanta-Cassis, Grolsch, Heineken, Genever – nein, wir sollten uns dafür einsetzen, dass möglichst schnell auch die holländische Küche  geehrt wird – als Weltkulturerbe der Menschheit.

Bild: riginal uploader was Guusbosman at en.wikipedia. Licensed under the GFDL by the author; Released under the GNU Free Documentation License.

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RVR will Kraftwerk-Datteln ermöglichen

Der Regionalverband will den Bau des umstrittenen Eon-Kraftwerks in Datteln ermöglichen.

Der Regionalverband Ruhr (RVR) schlägt dem Ruhrparlament die Genehmigung des Kraftwerkstandortes Datteln vor. Damit könnte, am Ende längeren Verfahrens, das Eon-Kraftwerk doch noch gebaut werden. In der Beschlussvorlage heisst es:

Die Regionalplanungsbehörde wird beauftragt, das Erarbeitungsverfahren zur 7. Änderung des Regionalplanes für den Regierungsbezirk Münster (Teilabschnitt Emscher-Lippe) auf dem Gebiet des Regionalverbandes Ruhr zur Festlegung eines Kraftwerksstandortes in der Stadt Datteln auf Grundlage des vorgelegten Entwurfes (Anlage 1), des Umweltberichts (Anlage 3) und der FFH- Verträglichkeitsuntersuchung (Anlage 4) auf der Grundlage der förmlichen Anregung der Vorhabensträgerin (Eon) gem. § 19 Abs. 2 Landesplanungsgesetz NRW durchzuführen.

Damit haben Rot-Grün im RVR und Rot-Grün im Land NRW ein Problem. Bei Eon dürften sie sich gerade freuen.

Ärztemangel: Wie mit einem Promille am OP-Tisch

Krankenhäuser in NRW können gefährliche Orte sein. Foto: Bilderbox

Der Besuch eines Krankenhauses ist in NRW kann gefährlich werden. Über 90 Prozent der Kliniken im Land halten sich nicht an das Arbeitszeitgesetz für Ärzte. Die stehen häufig übermüdet am OP-Tisch. Ein Risiko für Patienten und Ärzte.

Ulrich M. ist Gynäkologe. Er arbeitet als Oberarzt in einem Krankenhaus im südlichen Ruhrgebiet. Und das tut er häufiger, als ihm und seinen Patienten gut tut: „Vom Zeitaufkommen  her habe ich eigentlich zwei Jobs. Zusammen mit meinen Diensten arbeite ich 60 bis 70 Stunden die Woche.“ Und das oft deutlich mehr als 12 Stunden hintereinander. M. ist keine Ausnahme. Im Sommer kontrollierten die Arbeitsschutzbehörden des Landes  40 Krankenhäuser – jedes zehnte in NRW. Das Ergebnis kam durch eine kleine Anfrage des FDP-Landtagsabgeordneten Dr. Stefan Romberg heraus: In 37 der überprüften Kliniken kam es zum teil zu massiven Verstößen gegen die Arbeitszeitgesetz:  In 22 Krankenhäusern arbeiteten der Ärzte mehr als 10 Stunden am Stück. In 15 Krankenhäusern sogar länger als 24 Stunden hintereinander. Dazu kamen  noch Verstöße bei den Ruhezeiten und verweigerte Ruhetage. 101 Verstöße in 37 Krankenhäusern wurden so gezählt.

Für Dr. Stefan Romberg, selbst Neurologe, liegen die Gründe auf der Hand: „Die Kontrollen sind zu lax und die Konsequenzen bei Verstößen nicht hart genug. Es kann doch nicht sein, dass ein LKW-Fahrer und seine Spedition bei Verstößen gegen die Lenkzeiten härter bestraft werden als ein Krankenhaus, dass seine Ärzte bis zum Umfallen schuften lässt.“ Das sieht auch die Landesregierung so. Auf eine Anfrage der Welt am Sonntag erklärt das Arbeitsministerium künftig Krankenhäuser stärker kontrollieren zu wollen. Im Moment fehle allerdings das Personal: „ Seit der Verwaltungsstrukturreform 2007, die vom damaligen FDP-Innenminister Wolf umgesetzt wurde, sind ca. 20 Prozent der Fachleute in der Arbeitsschutzverwaltung abgebaut worden. Dies bleibt natürlich nicht ohne Auswirkungen auf die Leistungsfähigkeit der Arbeitsschutzverwaltung.“

Die Überlastung ist längst der Normalfall geworden. Fast drei Viertel aller Befragten Klinikärzte haben in einer Befragten gegenüber der Ärztekammer Westfalen-Lippe haben eingeräumt, häufig gegen das Arbeitszeitgesetz zu verstoßen und länger zu arbeiten oder arbeiten zu müssen als zulässig.

Zum Nachteil nicht nur der Ärzte, die durch den Druck und die Belastung in ihrem Beruf ein hohes gesundheitliches Risiko eingehen. Auch für den Patienten ist der übermüdete Arzt eine Gefahr: Nach 24 Stunden ohne Schlaf ist er in seiner Leistungsfähigkeit so eingeschränkt, wie mit einem Promille Alkohol im Blut.

Aber Romberg hat noch einen weiteren Grund für die Probleme in den Krankenhäusern ausgemacht: „Es gibt zu wenige Ärzte. Und das wird sich so bald auch nicht ändern. Das Problem wird in Zukunft größer werden.“

Das bestätigt auch der Marburger Bund, in dem sich viele Klinikärzte zusammengeschlossen haben. 6.000 Ärzte fehlen schon heute in Deutschland – allein in NRW sind es weit über 1000. Und weil in den 90er Jahren die Zahl der Studienplätze von 12.000 auf 8.000 gesenkt wurde, ist von den Hochschule kaum Entlastung zu erwarten: „Damals“, sagt Michael Helmkamp  Sprecher des Marburger-Bundes in NRW, „gingen alle von einer Ärzteschwemme aus. Das war ein Fehler. Heute haben wir einen Ärztemangel. Und der wird schlimmer werden. In den kommenden fünf Jahren werden 71.000 Ärzte in den Ruhestand gehen. Nur 40.000 Ärzte  rücken nach.“ Und das auch nur in der Theorie: Viele Mediziner wollen nach dem Studium nicht in einem Krankenhaus oder einer Praxis arbeiten. Heute gehen 40 Prozent der Absolventen nach dem Studium zu Unternehmensberatungen oder in die Pharmaforschung.

Der Beruf des Arztes ist nicht mehr attraktiv genug. Zwar liegt das Einkommen noch immer über dem Schnitt anderer akademischer Berufe, aber der Preis, den die Ärzte dafür zahlen, ist hoch. Der Beruf lässt sich schwer mit dem Familienleben vereinbaren: Viele Überstunden gehören zum Alltag. Die finden häufig in der Nacht und am Wochenende statt und sind oft schlechter bezahlt als der normale Dienst.

Vor allem viele Absolventinnen, über die Hälfte der Medizinstudierenden  sind weiblich, und wollen nicht nur für ihren Beruf leben.

Auch der demographische Wandel wird keine Entlastung bringen. Zwar wird in den kommenden Jahrzehnten die Bevölkerung immer kleiner werden. Aber sie wird auch älter. Mehrfacherkrankungen und altersbedingte Krankheiten wie Demenz und Diabetes werden allerdings zunehmen. Es wird volle in den Krankenhäusern und Praxen.

„Der Arztberuf muss wieder attraktiver werden“, fordert Stefan Romberg. Er selbst arbeitet auf einer Viertelstelle als Neurologe in einem Krankenhaus. Eine Ausnahme. „Wir müssen viel mehr Teilzeitstellen für Ärzte in den Krankenhäusern anbieten.“

Nach Angaben des Gesundheitsministeriums ist die Zahl der Teilzeit in den vergangenen zehn Jahren stark angestiegen. Sie hat sich zwischen 1999 und 2009 von 1.537 auf 5.301 mehr als verdreifacht. Teilzeitbeschäftigt waren demnach 2009 15,8 Prozent der Ärztinnen und Ärzte im Krankenhaus. Zum Vergleich:  1999 waren es nur 5,4 Prozent. Im Ländervergleich liegt NRW damit leicht über dem Durchschnitt. Im Ministerium glaubt man dass eine Steigerung der Teilzeitstellen um weitere zwei oder drei zusätzliche Prozentpunkte möglich ist.

Der Marburger Bund fordert daher auch die Entlastung der Ärzte von Verwaltungsaufgaben. Die sollen sich wieder mehr um die Patienten kümmern können. Im Moment ist das nicht der Fall. Ein Arzt verbringt zur Zeit drei bis fünf Stunden am Tag mit dem Ausfüllen von Formularen und dem Schreiben von Berichten. Zeit, die er nicht für seine Patienten arbeiten kann.

Das Problem der fehlenden Klinikärzte ist in NRW ungleich verteilt. In attraktiven Städten wie Köln, Düsseldorf oder Bonn haben die Krankenhäuser noch keine Probleme Ärzte zu finden – auch wenn sie bei immer geringeren Bewerberzahlen kaum noch auswählen können, wer künftig ihre Patienten behandeln soll.

Im Sauerland, Ost-Westfalen und dem nördlichen Ruhrgebiet ist die Lage schon heute schwieriger. Hier ist das kulturelle Angebot klein, hier gibt es  wenig Restaurants und Einkaufsmöglichkeiten – wer kann, meidet solche Regionen.

Das macht sich schon heute in zahlreichen Praxen bemerkbar. Vor allem auf dem Land finden sich immer seltener Ärzte, die eine Praxis übernehmen wollen.

Krankenhäuser fangen zumindest einen kurzfristigen Mangel durch Honorarärzte auf. Die sind Freiberufler, werden von speziellen Agenturen vertreten und bekommen bis zum Dreifachen des Honorars eines normalen Klinikarztes. Freies Wohnen oder auch mal ein Fahrrad obendrauf sind keine Seltenheit. Und den Normalen Mangel fangen die Kliniken mit Überstunden und Diensten auf – auch gegen das Gesetz.

Abhilfe wird nach der übereinstimmenden Meinung von Stefan Romberg und dem Marburger Bund nur ein Bündel an Maßnahmen bringen: Neben mehr Teilzeitstellen und einer Entbürokratisierung der ärztlichen Arbeit müssen auch wieder mehr Studienplätze geschaffen werden. Ärztefunktionäre fordern schon seit langem einen neuen Studienstandort für Ärzte im ostwestfälischen Bielefeld. Ohne teuren Uni-Klink-Neubau sollen die Medizinstudenten ihre Praxis in verschiedensten Krankenhäusern sammeln, wie es in Bochum schon der Fall ist. Das dortige Uniklinikum besteht aus der Kooperation mehrer Krankenhäuser. Aber ob und wann die Pläne für einen neuen Medizinstudienort Wirklichkeit werden, steht in den Sternen.

Vielleicht hilft ja ein anderer Vorschlag Rombachs, den Mangel an Klinikärzten in Zukunft zu verringern. Der Liberale wünscht sich, dass sich die Universitäten bei der Auswahl der Medizinstudenten künftig weniger stark am Notendurchschnitt orientieren. Das Verfahren würde die Frauen bevorzugen, die im Durchschnitt bessere Abiturnoten als die Männer hätten – aber auch kein so großes Interesse, später in einem Krankenhaus zu arbeiten.

Der Artikel erschien in ähnlicher Form in der Welt am Sonntag

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